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Mythna

Das Erwachen einer neuen Zeit
von

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Das Geheimnis wird gelüftet

16. Kapitel:
 

Canzor
 

Das Geheimnis wird gelüftet
 

Canzor warf den Kopf auf und reckte seinen Kopf zum klaren Nachthimmel auf, wo die Sterne freundlich vom Himmel herabstrahlten. Gelangweilt stieß er eine Flammenzunge gen Himmel und schlug mit den Flügeln.

Keine Ahnung, was sie hier wollten, aber es war Melanies Wunsch gewesen. Es erschloss sich seinem wachen Verstand nicht, warum sie auf das Schlachtfeld von vor einer Woche zurückgekehrt waren, doch er hatte sich gefügt. Seine Schuppen glänzten wie ein schwaches Feuer im Mondschein. Viele Wölfe trotteten über die Wiese und versuchten einen möglichst großen Bogen um Canzor zu schlagen.

Wieder glühte der Verstand von ihm und seine scharfen Augen spielten hin und her und versuchten Feinde ausfindig zu machen, aber es gab einfach nichts zu entdecken, doch gerade das machte Canzor unruhig. Er fühlte sich hier wie auf einem Präsentierteller- eine Zielscheibe für einen Überraschungsangriff. In den zerklüfteten Felsen könnten sich gut Feinde verstecken. Jeder Muskel in seinem Körper war bis zum Äußersten gespannt. Falls ihn jemand angreifen würde, dann war er bereit. Sein Schwanz peitschte über den Boden und fegte ein paar Steine weg.

Da spürte er etwas an seine Schuppen und zuckte zusammen. Seine Anspannung löste sich in einen gewaltigen Satz und er fuhr pfeilschnell herum. Canzor fühlte eine weitere Wesenheit, die sich in sein Bewusstsein drängte.

„Bleib ganz ruhig, Canzor. Du bist viel zu angespannt!“ Der Drache knurrte und fletschte die Zähne. Er verzog seine Schnauze zu einem verärgerten Gesicht. Melanie strich über seine kühlen um ihn zu beruhigen.

„Du bist viel zu angespannt.“, äffte Canzor Melanie nach. Das gab es doch nicht! Er knurrte und ein junger Wolf, der gerade neben den Drachen vorbeilief, sprang erschrocken zur Seite. „Du bist viel zu entspannt!“, sagte er mit Nachdruck. „Hier könnten jederzeit Feinde auftauchen und du, du bleibst so ruhig.“, keifte der Drache und stampfte zornig mit der Vorderpfote auf. Melanie lächelte geheimnisvoll, was sein ungutes Gefühl noch größer werden ließ, und ging gelassen auf das Starangebirge zu. Der Elementdrache rollte mit den Augen, folgte ihr dann jedoch wie ein zu groß geratener Schoßhund. Der Drache beobachtete das Mädchen, dessen Haar nun zusammengebunden war und um ihre Schultern tanzte. Das Mädchen war schon seltsam in seinen Augen. Einerseits war sie total introvertiert und schüchtern, aber andererseits mutig und naiv.

„Ach was, Dragos ist viel zu sehr mit Axel beschäftigt.“, flüsterte Melanie traurig und senkte den Blick zu Boden. Canzor blickte das Mädchen traurig an. Melanie war oft in Gedanken bei ihrem Freund. Er hatte großen Respekt davor, wie gut Melanie das alles verkraftete- zumindest nach Außen hin. Er hatte das damals nicht so gut verbergen können, als die sieben Himmelsdrachen starben. Doch Canzor glaubte, dass sie, obwohl sie lächelte, innerlich oft weinte und zerbrach. Als sie beide damals kurz davor waren zu einem Wesen zu werden, hatte nicht nur Melanie einen Einblick in Canzors Gefühle bekommen, sondern er auch ihre. „Außerdem wirst du mich dann beschützen.“, erklärte Melanie und drehte grinsend ihren Kopf zu dem Drachen um. Canzor senkte den Kopf ruckartig und genervt zu Boden. Flehend hob er die Augen zum Himmel.

„Genau das hatte ich befürchtet!“, kommentierte er und seufzte. Er stieß eine kleine Rauchwolke aus, welche sich dann zum Himmel hinaufkringelte. Melanie lächelte vergnügt und ging dann zügig weiter. Canzor schloss zu ihr auf. „Was suchst du eigentlich hier, Melanie? Das ruft doch nur schmerzhafte Erinnerungen in dein Bewusstsein.“, flüsterte der Elementdrache leise in ihr Ohr. Diese zuckte zusammen und ein Schauder ging einmal komplett durch ihren Körper. Ihre Haltung sackte in sich zusammen und sie wirkte nun so kraftlos. Melanie blieb stehen und senkte den Kopf und wenn Canzor sich nicht irrte, dann fiel eine schimmernde Träne ins Gras. Behutsam legte der Drache Melanie seinen Kopf auf die Schulter und prustete ihr zärtlich ins Gesicht, dass Melanies Haare wehten. Das junge Mädchen drehte seinen Kopf zu ihm um und ihre grünen Augen schimmerten vor Tränen. Canzor hob seinen Kopf und rieb ihn an ihrem Gesicht wie eine verschmuste Katze.

„Canzor...“, flüsterte Melanie verwundert und ihre Augen blickten ihn überrascht an. Ihr Atem ging langsam und sie war blass. Melanie seufzte und lächelte sanft. „Du hast mir doch erzählt, dass Narunia die Tochter Neyeras ist und da habe ich mir gedacht, dass vielleicht in der Bibliothek noch Schriften über den genauen Aufenthaltsort der drei verbleibenden heiligen Waffen sind. Oder weißt du genau wo sie sind?“ Canzor senkte den Kopf und berührte fast den Boden. Das Gras kitzelte in seiner Schnauze und er musste niesen. Nein. Er schüttelte den Kopf. Das wusste er nicht.

Eigentlich wusste er für einen Hüter der Welt relativ wenig. Er mag zwar mehr wissen als viele andere, doch auch sein Wissen war ziemlich begrenzt.

„Keine blöde Idee...hoffentlich hat Dragos die Bibliothek nicht zerstört.“ Melanie machte ein nachdenkliches Gesicht. Irgendetwas schien durch ihr Gehirn zu rattern.

„Irgendwas kommt mir hier Mythanisch vor.“, murmelte sie. Canzor legte den Kopf schief und blickte Melanie fragend an. Diese strich schnell über seine Nase.

„Was meinst du?“

„Ach nichts...“, winkte das Mädchen schnell ab und eilte davon. Canzor prustete und zog die Schuppen über seine Augen hoch. Na sicher...aber er dachte, es wäre besser, wenn er nun nichts sagen würde. Sie spurte geradezu über die trockene Ebene und wäre fast in einer von Zerberus Fußspuren gestolpert. Dragos blickte genervt drein und trottete ihr hinterher. Immer musste man die Kleine im Auge behalten. Melanie steckte ihre Hände in die Tasche, denn sie trug nun eine Hose und ein Hemd, da ihre Klamotten von der Flucht völlig zerrissen waren. Ihre Haare hatte sie sich zu einem hohen Zopf gebunden, der nun knapp über die Schulter reichte. Nur ihre vorderen Strähnen waren nicht zusammengebunden und lagen weiterhin über ihre Schulter. Das schwarze Haar leuchtete im Vollmond bläulich.

Canzor legte den Kopf schief und betrachtete Melanie. Ihr ganzes Auftreten zeigte nun viel mehr Entschlossenheit. Anscheinend hatte sie sich damit abgefunden und ihre Aufgabe akzeptiert.

„Canzor!“, durchschnitt Melanies mahnende Stimme seine Gedanken. Der Elementdrache legte seine ledernen Schwingen wieder an seinen Körper und blinzelte verwirrt. „Trödel hier nicht so rum oder bist du festgewachsen?“ Canzor blickte genervt zur Seite und schnaubte verärgert. Er gab sich einen Ruck und trottete los.

//Oder bist du festgewachsen? Na, das kann ja heiter werden!//, dachte er im mürrischen Ton und schnaubte wütend.
 

Wenig später legte Canzor die Flügel an und landete in der Speisehalle von Narunias Tempel. Er war durch das Loch geglitten, was Dragos ins Dach gesprengt hatte. Das Geräusch von seinem Gewicht hallte merkwürdig wieder.

Melanie glitt von seinem Rücken und blickte sich um. Auch Canzor spähte durch die ehemals prunkvolle Halle. Die in den Nischen stehenden Statuen waren umgeschmissen worden und auf dem Boden verstreut und der verglommene Rest einer Fackel lag auf dem Boden. Es war ein Bild der Zerstörung. Die Gesichter der Büsten waren von Zerberus Krallen zerkratzt und Kerben auf dem Tisch zeigten Canzor, dass Zerberus auf ihm gesprungen war. Dass der Tisch noch intakt war, verwundert Canzor schon, denn seinem Erachten nach, hatte der Höllenhund dringend eine Diät nötig, der Leichteste war der Wächter der Unterwelt ja nicht gerade.

Melanie schien das Vergangene wieder zu durchleben, denn sie starrte mit abwesendem Blick quer durch den Raum. Da spürte Canzor plötzlich etwas und drehte den Kopf über seinen Rumpf. Irgendetwas lag hier in der Luft. Er konnte es nicht wirklich beschreiben, doch es schien, als würden Schwingungen durch die Luft transportiert werden. Es ist ein verdammt seltsames Gefühl. Fast so, als wolle ihm irgendwer etwas mitteilen. Doch wer konnte es nur sein? Nervös blickte der Drache hin und her und versuchte etwas ausfindig zu machen, doch hier war weit und breit niemand. Noch nicht mal ein Insekt.

So schnell wie ihn das Gefühl überfiel, so war es dann auch wieder verschwunden. War es vielleicht nur eine Einbildung gewesen? Aber er war sich doch so sicher. Seltsam...

„Und was hast du jetzt genau vor? Ich kann dich nicht begleiten. Die Tür ist mir zu schmal.“, murrte Canzor in bester Manier. Melanie drehte sich um und ihr flog um ihre Schulter. Sie blinzelte verwirrt. Danach wanderte ihr Blick durch die Halle und blieb auf der riesen großen Tür hängen.

„Wer sagt, dass du mitkommst? Du kannst doch trotzdem die Informationen erhalten.“, Sagte sie seelenruhig. Canzor machte eine unwirsche Bemerkung. Was erlaubte sie sich? Sollte er sich ernsthaft so behandeln lassen? Er war immerhin der Elementdrache. „Karirasa Aratza!“ Sprach Melanie in Mythanisch. Diese Sprache ist unglaublich mächtig. Sie wirkte wie ein Zauber und Canzor musste sofort ruhig bleiben, denn genau das bedeutet Karirasa Aratza: Bleib ruhig! Canzor ist verwundert, dass Melanie diese Sprache so gut beherrschte, denn sie war äußerst komplex, aber seine Muttersprache. „So war das doch gar nicht gemeint. Aber warum sollten wir unsere Verbindung nicht ausnutzen?“ Melanie ging ruhig durch die große Halle und berührte eine der Büsten. Sie strich so zärtlich über sie, als wäre sie echt oder als ob wertvolle Erinnerungen an ihr hängen würden. Canzor konnte sich denken, woran sie dachte. Noch immer sprach sie in Mythanisch und Canzor musste gestehen, dass sie diese Sprache einwandfrei beherrschte, zumindest soweit er sich davon gerade ein Bild machen konnte. Fast schon ein wenig verträumt blickt er sie an, doch dann fiel ihm ein, dass er ja noch gar nicht geantwortet hatte.

„Bist du dir sicher, dass du das tun willst? Wir wissen nicht was passiert, wenn du das machst. Vielleicht können wir uns dieses Mal nicht trennen!“ Melanie senkte den Blick, schien sich aber dieses Risikos bewusst zu sein. Canzor hatte unbewusst auf Mythanisch geantwortet, doch schien Melanie keine Probleme zu haben, ihn zu verstehen.

Eine unangenehme Stille legte sich über die Halle wie ein schweres Tuch, welches sie alle zu ersticken suchte. Melanie rührte sich nicht und Canzor wagte es nicht irgendetwas zu sagen. Er wartete ab- in aufgeregter Spannung. In seinen Inneren breitete sich eine Vorahnung aus, dass sie hier etwas ganz großem auf der Spur waren...etwas, was sie jetzt noch nicht erwarteten und etwas, was sie in eine völlig neue Richtung weisen würde. Zu gespannt war er, was es denn seien könnte. Auch wenn er schon viele Tausend Jahre alt war und viele Völker hat kommen und gehen sehen, so war er doch noch immer wissbegierig. Verwundert stellte er nun fest, dass etwas vor seiner Nase auf und ab hüpfte.

„Shino! Was machst du denn hier?“, fragte Canzor überrascht und senkte den Kopf zu dem Kobold hinab. Die Haut war noch eingefallener und wirkte wie Pergament. Die Haut war blass wie Kreide und die matten Wasseraugen blickten ihn glanzlos aus den Höhlen an. Sein Kopf wirkte, als hätte Jemand Pergament um einen Schädel gespannt und dieses wellte sich nur an manchen Stellen. Am Kinn konnte man zum Beispiel ganz genau die Knochen sehen, auf der Stirn bildeten sich jedoch tiefe Falten, wie Tälern in Gebirgen.

Verwundert drehte Melanie sich um und tritt an Canzor heran. Dieser starrte wie gebannt auf den Fleck, wo der kleine Kerl stand und vergaß, dass Melanie ihn ja gar nicht sehen konnte. Der Anblick von Shino ist schauderhaft und besorgniserregend. Ein heftiger Hustenanfall erschütterte den zierlichen Körper des Wesens und einige ergraute Haare lösten sich aus den Haarknoten oben am Kopf. Canzor schluckte und knickte in den Vorderpfoten ein um Shino besser betrachten zu können.

„Na...“ Wieder hustete Shino und seine Stimme klang trocken und schwach. „Na...Nachricht überbringen.“ Der Anführer der Sharanen taumelte. Er war völlig erschöpft. Canzor vermutete, dass er eine weite Reise hinter sich hatte.

„Shino! Shino, was ist los? “, rief Canzor laut. Sein Herz flatterte. Er kannte Shino schon total lange und verstand sich prima mit ihm. Man konnte schon fast sagen, dass die beiden so etwas wie beste Freunde waren.

Shino war ein besonnener, ruhiger Zeitgenosse mit hohem Intellekt. Oft hatten die beiden die neuesten Neuigkeiten ausgetauscht oder zusammendiskutiert. Ihn so entkräftet zu sehen brach Canzor fast das Herz.

„Wer ist Shino, Canzor?“, fragte Melanie ihn. Canzor bekam es gar nicht mit, denn er konzentriert sich nur auf Shino. „Dann warst du das Wesen, was ich vorhin gespürt habe. Was sollst du uns überbringen, Shino? Und was ist passiert?“ Müde blickten die wässrigen Augen ihn an. Der Sharan holte tief Luft und für einen kurzen Moment hatte Canzor das Gefühl als würden sich die Konturen von Shino auflösen. Canzor blinzelte beunruhigt und beobachtete den Sharanen noch genauer als zu vor.

„Quaranta, Sanos es schara karianum passa.“, murmelte Canzor mit fester Stimme. Sein Schuppenkleid fing an von Innen heraus zu glühen. Das schimmernde Rubinfeuer breitete sich immer weiter auf seinem ganzen Körper aus bis er wie ein Feuerball strahlte. Eine große Druckwelle breitete sich wie ein Ring um ihn aus und riss Melanie von den Füßen. Sie wirbelte durch die Luft und schlug unsanft auf den harten Boden auf.

„Uh...“, stöhnte sie, als ihr Kopf auf den Boden knallte. Canzor fühlte wie der uralte Zauber an seinen Lebenskräften zerrte. Der Energiefluss ballte sich im Zentrum seines kräftigen Körpers und breitete sich dann wie Wellen in dem Raum aus. Dieser schien unter den Energiewellen zu erzittern.

Melanie rappelte sich wieder auf und hielt sich den Kopf. Canzor warf ihr einen kurzen, genervten Blick zu und wandte sich dann wieder Shino.

„Puh...danke Canzor!“, keuchte Shino.

„Denkste du ich lasse dich sterben? So fies bin noch nicht einmal ich und das muss was heißen. Mal ehrlich, Shino.“, lachte der Drache, doch es war ein schmerzerfülltes Lachen, denn es ließ all die Erinnerungen hochkommen, die er schon immer zu verdrängen suchte. Er war damals Jung und blind gewesen. Er wollte neue Lebensarten ausprobieren, einen neuen Wind unter seinen Flügeln spüren. Wie hätte er ahnen können, dass...nein! Genug! Canzor schüttelte heftig den Kopf und unterdrückte den Schwall der Erinnerungen. Er spürte den verwirrten Blick von Melanie in seinen Rücken und senkte den Kopf. Was sie jetzt wohl von ihm dachte? Es war nur eine kurze Zeit gewesen, doch sie war ihn richtig ans Herz gewachsen. Sie war Gaaran so ähnlich...in ihrem Verhalten...die Art wie sie lächelte...verdammt! Nicht schon wieder! Er musste bei der Sache bleiben. Nicht ablenken lassen! Zum Glück sprach nun endlich Shino und lenkte ihn ab.

„Ich...wurde von Axel geschickt...um euch Nachrichten zu überbringen.“ Canzor zuckte zusammen. Was? Da...das...kann doch nicht...

„Von Axel?“ Rief Canzor laut aus. Sofort wurde auch Melanie hellhörig und trat schnell an ihn heran. Canzor hätte schwören, dass er ihr Herz bis hier hin klopfen hören könnte. Er konnte sich vorstellen wie aufgeregt sie nun war.

„Was ist hier los, Canzor? Was ist mit Axel? Canzor, bitte! Erzähl mir was los ist?“ Die Stimme war von Tränen erstickt. Ihre Hände krallten sich in die Schuppen von Canzor und der Elementdrache dachte sich, dass wenn sie noch ein bisschen fester drücken würde, dass ihre Hände dann zu bluten anfangen würden.

„Keine Zeit für Erklärungen!“, unterbrach er Melanie, bevor sie ihn weiter ausfragen könnte. Wie ein Wirbelsturm fegte er in ihre Seele und zog sie aus ihren Körper. Wie ein Objekt wurde ihre Seele etwas unsanft in seinen Körper. Wie nervig, dass die Menschen die Sharanen nicht sehen konnten! Nun musste er wieder nachhelfen.

Wie ein Nebelschweif breiteten sich die Gedanken von Melanie in ihn aus und diesmal verlief die Verschmelzung als beim letzen Mal. Sie war zwar nun in seinen Körper und damit waren sie eine Person, doch noch immer waren die beiden auch wiederum getrennt. Canzor spürte, wie Melanie in ihm nun ihre Augen öffnete und nun durch seine Augen blickte. Zuerst waren es eher vorsichtige Blicke wie von einem Neugeborenen, welches sich zum ersten Mal in der Welt umblickte. Verwunderung schwappte in seinem Körper wie Wasser an den Rand eines Pools, als sie Shino entdeckte. Mit skeptischem Blick glitten ihre Augen über den Körper von dem Anführer der Sharanen. Canzor verdrehte die Augen und spürte wie ihr Körper, der nun nur eine Hülle war, an seinem Körper zusammensackte und das gab ihn irgendwie ein seltsames beengendes Gefühl. Noch immer hatte er sich an die Tatsache und das Gefühl gewöhnt, dass nun Jemand in ihm drin war. Dass nun Jemand seine Gedanken und Gefühle teilte, war ein Gefühl, was ihn noch immer Unbehagen bereitete.

„Ganz schlechte Neuigkeiten, Canzor!“ Canzor schluckte und legte sich nun endgültig auf den Boden. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seinem Körper aus und in diesem Gefühl waren die beiden Wesen in seinem Körper miteinander vereint. Eine eiskalte Hand schien nach ihren beiden Eingeweiden zu greifen und sie nicht mehr hergeben zu wollen. Canzor zitterte und seine böse Vorahnung schien nun bestätigt zu werden.

„Wa...was für Neuigkeiten?“ Der Sharane holte tief Luft und band sich die Haare erneut zurück. Langsam kehrte durch die Ruhepause der matte Erdton seiner Haut in sein Gesicht zurück und auch die Augen begannen wieder zu glänzen. Aber dieser Glanz war einer den sowohl Canzor als auch Melanie Böses ahnen ließ, da er verängstigt und besorgt wirkte.

„Er ist dabei eine riesige Armee aufzubauen...“

„Wer ist er? Dragos?“ Melanie bediente sich Canzors Mund, was ihn leicht zusammenfahren ließ, als er ihre besorgte, klare Stimme aus seinen Mund kommen hörte. Unbewusst blickte er verwirrt zur Seite und verengte argwöhnisch die Augen. Das Gefühl vorhin war nicht nur von Shino gekommen, soviel war nun sicher. Er fühlte ein Ziepen in seinem Körper und er hatte das Gefühl ein stechendes Augenpaar in seinem Rücken zu haben.

Das Ziepen war Melanies Schuld, denn die wussten nicht was Canzor so beunruhigte und wollte nun wieder Shino ansehen. Sie wusste noch nicht einmal, dass Canzor beunruhigt habe, denn das verbarg er vor ihr gekonnt.

„Was? Dragos? Nein! Wisst ihr es etwa noch nicht?“, sagte Shino verdutzt. „Ich gebe dir mal einen Tipp, Canzor.“ Nun gab Canzor dem Drängen von Melanie nach, sah Shino wieder um und blickte ihn verwundert an. „Er hat sich mit den Frostriesen verbündet!“ Der Elementdrache stutzte als eine böse Vorahnung immer mehr Bestätigung fand. „Axel wusste sofort was das bedeutete, als ich ihm Bericht erstattet habe.“

„Ich ahne es auch bereits. Es hat bisher nur einer geschafft die Frostriesen zu überzeugen, denn sie lassen sich von Niemanden etwas befehlen...außer von...weißt du es, Melanie?“ Canzor hatte das Gefühl, dass er sie mit einbeziehen sollte.

„Nein, woher? Ich hasse Geschichte! Das war Axels Lieblingsfach.“ Der Seelenschweif von Melanie brodelte zornig und ihr Zorn richtete sich auf Canzor indem sie für ein klammes Gefühl sorgte. Canzor fauchte wie eine wütende Katze und sein Geist knurrte den ihren an. Dann gab er aber auf.

Canzor kannte sie noch nicht lange, aber er ahnte schon, dass sie unglaublich in Axel verliebt war. Ein Stich ging durch sein Herz als er daran dachte.

Falls es ihnen gelingen würde Axel zu retten und er würde alles geben, damit es klappt, dann wäre er wieder außen vor stehen und wieder allein sein. Aber das musste er in Kauf nehmen und seine Gefühle hinten anstellen. Wenn er es nicht besser wüsste, dann würde er sagen, dass er...

„Es heißt, dass er wieder da ist.“, antwortete Shino im ernsten Ton und verschränkt die Arme vor der Brust. Er machte noch immer sein ernstes Gesicht.

„Ja und das erklärt so einiges!“, stimmte Canzor ihn zu. Melanie versetzte Canzor einen Stoß. Sie schickte ihm den Gedanken zu, dass er endlich mal Klartext reden soll.

„Wer?“, fragte sie verärgert durch Canzors Mund.

„Oranum! Wahrscheinlich hat er die Kontrolle über den Körper von Dragos übernommen.“, vermutete Canzor weiter. Beide schienen vollkommen in ihren Überlegungen verloren, dass sie Melanie völlig vergaßen. „Was hast du noch herausgefunden, Shino?“

„Es ist schlecht. Ganz schlecht. Oranum ist dabei Fenris zu befreien!“, gestikulierte Shino wild. Er war völlig außer sich. Nun verstand auch Melanie was das bedeutete, denn ihr Lieblingsfach war Mythologie.

„Du meinst das riesige Geschöpf in Gestalt eines Wolfes und der Sohn von Loki und der Riesin Angerbode? Dessen Geschwister die Midgardschlange Jormundgand und Hel, die Herrscherin der Unterwelt, waren? Den, der, wenn er seinen Rachen aufsperrt, mit dem Oberkiefer den Himmel und mit dem Unterkiefer den Abgrund der Unterwelt berührt. Weil es ihm bestimmt war, an dem Untergang der Götter, dem Ragnarok teilzuhaben, konnten die Asen das Untier nicht vernichten. Da sie aber um seine Gefährlichkeit wussten, fesselten sie ihn mit Hilfe eines magischen Bandes, welches dünn wie Seide aber so stark wie die Schöpfung selbst war.

Damit er sich binden ließ, verlangte Fenris ein Pfand von einem der Asen. Da legte der Gott Tyr ihm eine seiner Hände in den mächtigen Rachen, während die andern Götter den Wolf banden. Sobald Fenris bemerkte, dass sich das Band zusammenzog, wenn er sich bewegte, biss er zu. Seit dieser Zeit ist der Gott Tyr einhändig. Um ihn wenigstens vorübergehend unschädlich zu machen, verkeilten die Götter nun ein Schwert in dem Rachen des Wolfes, welches ihn hindern sollte, sein Maul zu schließen und die Welt zu verschlingen?“, fragte sie entsetzt und Canzor schüttelte den Kopf.

„Oh man, dass ist noch immer total ungewohnt jemand anders mit seinen Maul sprechen zu hören.“, murrte Canzor. „Aber du hast Recht, Melanie. Genau dieser Fenris.“ Das Herz von Canzor schlug immer schnell. Das alles bedeutete alles nichts Gutes.

„Außerdem hat er sich mit der Finsterschlange Ranara verbündet, dann die Harpyien auf seiner Seite, versucht grad die Inkubus und Sukkubus zu überzeugen und nach den Gerüchten die ich gehört habe, hat er auch Drachenzähne.“

„Das ist gar nicht gut!“, sagten die beiden vereinten Wesen gleichzeitig.



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