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Mythna

Das Erwachen einer neuen Zeit
von

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Falle der Sehnsucht

18. Kapitel:
 

Melanie und Canzor
 

Falle der Sehnsucht
 

Melanie schrie auf und fuhr aus dem Schlaf. Ihr Atem ging stoßweiße und sie war schweißverklebt. Ihr Herz hämmerte schmerzhaft schnell und ihre Luftröhre war wie zugebunden. Sie jappste und blickte sich mit tränenden Augen um. Wieder einmal lagen sie in einer Höhle wie bis vor kurzem. Canzor hatte sich um sie gelegt und hob nun seinen Kopf. Verschlafen blinzelte er sie an und gähnte. Es war tiefste Nacht und ein voller Mond schien in die Höhle hinein. Melanie schluckte und wischte sich den Pony aus dem Gedicht. Ihr war unangenehm heiß und sie fühlte sich wie erschlagen.

Langsam setzte sie sich auf und zitterte am gesamten Körper, als hätte sie hohes Fieber. Der schlanke Körper schüttelte sich. Melanie spürte wie ihre Wangen glühten, jedoch nicht vor Scharm.

„Melanie...“, murmelte Canzor verschlafen und gähnte erneut. Er hob den Kopf bis sie auf Augenhöhe waren. „Was ist los?“ Canzor wirkte ein wenig verstimmt und brummte. Melanie krallte sich an den Schuppen von ihm fest, weil sie sich noch immer fiebrig fühlte und fürchtete zusammenzubrechen. Nun bemerkte sie den besorgten Blick des Drachens in ihrem Rücken und es beruhigte sie etwas zu wissen, dass Jemand bei ihr war.

Sie versuchte zu antworten, doch ihre Stimme war weg. Das einzige, was sie zu Stande brachte, war ein heiseres Krächzen.

Canzor legte seinen Schwanz um sie herum, was einer Umarmung gleich kam. Noch immer zitterte Melanie am ganzen Leib.

„Ich...“ Ihre Stimme war nun endlich wieder da. „Ich hatte...“ Doch nun versagte ihre Stimme wieder. Melanie stockte und blickte traurig zu Boden.

So etwas hatte sie noch nie erlebt. Das war kein normaler Traum gewesen. In einem Traum, da war man normalerweise man selbst, doch dieser war anders. In den Bildern war sie eine völlig andere Person gewesen, eine Elfe, die sie gar nicht kannte...und dennoch waren die Bilder und Gefühle ihr genauso scharf vorgekommen, als wäre sie es, die das erlebte. Die Gefühle und Gedanken der Elfen waren auch ihre gewesen. Diese Tatsache zu beschreiben empfand sie als äußerst schwierig und ihre rechte Seite brannte, fast so, als hätte man ihr das Fleisch da wirklich weggerissen.

Lauter Fragen schwirrten in ihrem Kopf und vom Strom ihrer Gedanken wurde ihr übel. Wer war Karana? Was hatte sie mit ihr zu tun? Wieso träumte sie von ihr? War es vielleicht auch eine ihrer Fähigkeiten? Was passierte jetzt mit Karana? Fragen über Fragen, die sie nicht zu beantworten vermochte. Welche Tatsachen sie durch diesen Traum gewonnen hatte, wurde ihr erst jetzt bewusst und wie nach einem Schlag in ihr Gesicht war ihr Geist wieder hellwach.

„Götterebene!“, rief sie hysterisch, sodass Canzor sie nun noch besorgter musterte. Beunruhigt stupste der nun braun schimmernde Drache sie an, doch Melanies Gedanken drehten sich zu schnell, als dass sie Canzor noch wahrnahm. Ihr Herz hämmerte vor Aufregung. Die Lösung! Solange hatten sie nach der Lösung gesucht und nun...fiel sie ihnen einfach in den Schoß. Das war unglaublich! Sie musste schlucken und ihr wurde wieder schwindelig.

„Ach, so ist das!“, sagte Canzor ruhig und riss sie unsanft aus dem Strudel ihrer Vorfreude. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er in ihren Geist getaucht war, doch es war ein angenehmes Gefühl der Ruhe, was von ihm ausging. Sein Geist überdeckte ihre Vorfreude wie eine Decke und erstickte sie wie ein kleines Feuer. Zorn auf ihn brodelte nun in Melanie auf und etwas unsanfter als nötig stieß sie ihn aus ihrem Körper- fast so, als wäre er ein ekeliges Geschöpf, was man bloß loswerden will.

Canzor schüttelte benommen den Kopf, als er wieder in seinem Körper war. Melanie keuchte und schnaubte. Wie konnte er so ruhig bleiben, wo sie doch nun wussten, wo Axel gefangen gehalten wurde? Wie konnte er nicht vor Freude in die Luft springen, da sie nun wussten, wo sich das Versteck von Oranum befand? Ihr Atem ging schwer und ihre Augen funkelten zornig. Leider bewirkte es bei Canzor nicht dass, was sie sich erhofft hatte. Es bewirkte nämlich gar nichts, außer dass er sie tadelnd ansah. „Benutz doch einmal dein Gehirn, Melanie. Selbst jetzt wo wir wissen, wo er ist, so können wir ihn nicht befreien.

Was du da vorhin gemacht hast war eine Seelenwanderung. Du tauchst in einen Geist einer anderen Person ein. Es ist so was wie Visionen, doch das kann schon Ewigkeiten zurückliegen.“, erklärte Canzor nüchtern und blickte aus der Höhle, wo das Mondlicht seine erdfarbenen Schuppen glimmen ließ. Melanie wurde es schlagartig bewusst und sie senkte den Kopf. Wie blöd, daran hatte sie gar nicht gedacht. Noch immer wussten sie nicht, wo sich die anderen heiligen Waffen der Ursprungsgöttinen befanden und somit konnte sie auch nicht helfen. Zunächst galt es die Waffen des Himmels und der Erde zu finden, mit ihnen zu trainieren und dann ihre Aufgabe zu erfüllen. Eher waren sie weiterhin zum Nichts tun verdammt. Melanie beschloss deshalb das Thema zu wechseln und stellte eine Frage, die sie schon lange beschäftigte.

„Canzor? Wieso heißt du eigentlich Elementdrache und warum ändert sich deine Schuppenfarbe ständig?“ Canzor blinzelte verwundert und seine treuen Augen lagen nun auf ihr. Ein amüsiertes Schmunzeln schien seine Lefzen zu zieren. Melanie blinzelte und stand auf. Wasser tropfte von den Stalagmiten auf ihren Kopf.

„Ihr habt es also immer noch nicht rausgefunden, oder?“, grinste der Drache breit und ließ ein amüsiertes Gurgeln hören. Das Mädchen mit den schwarzen Haaren verdrehte die Augen. Canzor, Canzor, Canzor...doch ein bisschen frech. Sie musste Grinsen und strich sich durch ihr Haar.

„Was denn?“, fragte sie bewusst desinteressiert um den Drachen ein bisschen zu ärgern. Canzor interessierte das aber herzlich wenig. Er erhob sich und streckte sich genüsslich. Der Mond wanderte weiter und ließ seine Schuppen noch immer hell glimmen.

„Dass die 7 Himmelsdrachen mir einen Teil ihrer Kräfte gegeben haben und ich somit die Elemente beherrsche?“ Canzor klang genervt, aber obwohl Melanie erst ungefähr 2 Wochen zusammen mit ihm unterwegs war, wusste sie, dass er es nicht ernst meinte. Deshalb kraulte sie ihn liebevoll und blickt ihn zärtlich an.
 

Die nächsten Monate verbrachten die Beiden auf der Suche nach Hinweisen für den genauen Verbleibsorte der zwei Waffen: Kisarum und Tarensa, die Waffen der Luft und der Erde. Canzor erwies sich als erfahrener Führer, der genau wusste, wo man forschen konnte, doch es war wie verhext. Die Beiden wurden regelrecht von Pech verfolgt. Weder die Dunkelalben, die die Schwerter damals nach einen Krieg repariert hatten, waren aufzufinden, noch die Lichtelfen, die die Schwert zusätzlich gesegnet hatten.

Immer mehr verlor Melanie die Hoffnung, dass sie ihren Freund jemals lebend wieder sehen würde. Die Trauer griff immer mehr nach ihr und immer mehr wuchs die Wut. Die Wut darauf, dass sie es nicht schaffen würden, Wut darüber, dass sie nichts wusste. Ungewollt ließ sie die Wut an Canzor aus, der sie aber verstand und es deswegen hinnahm auch wenn er sich manchmal ganz schön darüber aufregen konnte.

Melanie magerte immer mehr ab, wollte nicht mehr essen, fühlte sich hundeelend und schwach. Egal wohin sie gingen, Dragos war schneller, hatte jede Spur verwischt, machte ihr Unterfangen fast unmöglich. Das war etwas, was an ihren Nerven zerrte und sie nun fast wie ein Gespenst aussehen ließ. Früher hatte sie immer noch gehofft, dass sie Axel einst wieder sehen würde, doch allmählich musste sie sich eingestehen, dass sie sehr naiv an die Sache rangegangen war. Sie wusste fast nichts über den Planeten und hatte auf Canzors Wissen gebaut. Das wollte sie nun nicht mehr, jetzt lag es an ihr stärker zu werden. Jede freie Minute übte sie mit Schwert und Pfeil und Bogen, damit sie beim Kampf nicht ganz wehrlos war.

Ihr Körper wurde drahtiger und sehniger, die weichen Rundungen wurden zu festen Muskeln. Ihre zarten Gesichtzüge wurden steinern hart und die sanft schimmernden Augen kalt. Von dem liebenswerten Mädchen wurde sie immer mehr zu Amazone, während sie über den Planeten hinweg flogen. Die Landschaft änderte sich ständig, mal waren sie an der Küste, dann in einem Tempel im tiefsten Wald, und dann auf den höchsten Bergen.

So wechselhaft auch die Landschaft sich veränderte, so auch Melanies Stimmungen. Sie wurde immer launischer und gereizter, wenn man mit ihr sprach. Die Reise fraß sie sichtlich von Innen heraus auf und sie fühlte sich schlapper und ausgemergelter.
 

An einem Abend, wo sie wieder in der Nähe eines zerstörten Elbendorf rasteten, sprach Canzor sie darauf an. Das Feuer knisterte laut und war wärmer als normal, da es von Canzors Drachenflamme genährt wurde. Die Dunkelheit versteckte sich in dem dichten Wald, als hätte sie Angst vor dem Feuer, und schien sie zu beobachten. Melanie trainierte mal wieder mit dem Schwert und der Schweiß flog nur so von ihrer Stirn. Ein halbes Jahr war nun vergangen, seit die beiden wieder aufgebrochen waren und wenn sie ehrlich war, dann glaubte sie nicht mehr, dass Axel noch lebte.

„Gereizt?“, fragte sie und wandte sich zu dem Drachen um, der gerade sein Abendessen anvisiert hatte: Ein junger Hirschbock hatte sich aus dem Wald gewagt und sah sich um. Canzor zuckte mit dem Schwanz wie eine aufgeregte Katze auf der Pirsch. Melanie hielt kurz mit dem Schwerttraining inne und holte sich das Tuch, was sie zuvor über einen Baum gehängt hatte um sich den Schweiß abzuwischen. „Natürlich bin ich gereizt. Wir sind seit einem halben Jahr unterwegs und haben immer noch nichts Interessantes rausgefunden. Allmählich glaube ich, dass wir es nie schaffen werden.“, knurrte sie. Canzor schnellte inzwischen hervor und brach dem Hirsch, der keine Chance zu entkommen hatte, das Genick und begann damit ihn zu verspeisen, während er den toten Körper wie ein Gepard in den Vorderpranken hielt. Angewidert verzog Melanie das Gesicht, als sie das sah. Blut tropfte aus den Lefzenwinkel des Drachens, der genüsslich an den Knochen kaute. „Du bist so widerlich!“, schimpfte das Mädchen und wandte sich ab. Canzor blickte sie unschuldig an und kaute weiter.

„Ich muss immerhin auch was essen.“, erklärte der Drache ruhig und putzte sich mit der rauen Zunge über die blutigen Vorderpranken. Melanie drehte ihm noch immer den Rücken zu und begann erneut zu trainieren.

„Aber nicht auf diese Art und Weise. Das ist einfach ekelig.“ Ihre Stimme war hart und kalt. Nichts erinnerte mehr an die samtige, elfenähnliche Stimme, die sie noch bis vor wenigen Monaten hatte.

„Wie denn sonst? Ich kann schlecht mit Messer und Gabeln essen!“ Canzor blieb gelassen. Er hatte gelernt sich, dass was sie sagte, nicht zu Herzen zu nehmen, denn er konnte verstehen, weshalb sie so angespannt war.

Seit die Beiden unterwegs waren, waren sie schon einige Male angegriffen worden, denn Dragos schien nichts dem Zufall zu überlassen. Er wollte sie loswerden und das so schnell wie möglich. Bisher hatte Canzor mit seiner Magie zwar jeden Anschlag vereiteln können, auch wenn es allmählich an seinen Kräften zu zehren begann. Er wusste nicht mehr, wie lange er den Angriffe standhalten konnte und das bemerkte Melanie, was sie nur noch nervöser und angespannter machte.

Es wurde immer öfter, dass sie anfing im Schlaf zu zittern wie eine Sterbenskranke und Canzor wusste, dass sie dann wieder eine Seelenwanderung machte.

Die ständige Angst vor neuen Angriffen konnte einem sicherlich Angst machen, da war es nicht weiter verwunderlich, dass Melanie bei jedem unbekannten Geräusch herum wirbelte und die Waffe zückte.

„Werd Vegetarier!“, wies sie ihn scharf zu Recht und Canzor rollte mir den Augen. Das ging ihm ziemlich auf die Nerven. Immerhin waren Drachen Fleischfresser und keine Kaninchenfutterer. Obwohl Kaninchen wirklich lecker waren, wenn auch ein bisschen zu klein für eine Mahlzeit. Den Geschmack schon schmeckend, fuhr er mit seiner Zunge über seine Zähne. „Canzor!“, kreischte das Mädchen völlig entnervt.

„Immer mit der Ruhe, darf man nicht mal mehr nachdenken.“

„BISHER HAT DEIN DENKEN ABER NICHT VIEL GEBRACHT!“

„Immer locker bleiben. Ist ja nicht zum Aushalten. Und nun weich meiner Frage nicht aus!“ Canzor konnte sich nur schwer beherrschen und kniff deshalb die Augen kurz zusammen. Die ständigen Wutausbrüche waren wirklich kaum noch zu ertragen. Manchmal spielte er schon mit dem Gedanken sich einfach aus dem Staub zu machen, doch irgendetwas in ihm hielt ihn davon ab.

„Welcher Frage?“, keifte sie erneut. Ihr Gesicht war vom Zorn entstellt und ihr Atem ging rasselnd. Erschrocken über diese Tonart erhoben sich zich Vögel und verschatteten kurz den Halbmond, der alles ins silbrige Licht tauchte.

„Ob du in letzter Zeit erneut eine Seelenwanderung gemacht hast.“, wiederholte Canzor seelenruhig, aber in seinem Inneren muss er sich stark zurückhalten um nicht auszurasten.

„Nein, ich habe es nicht mehr geschafft in Karanas Geist einzutauchen. Wer weiß, wann das geschehen ist?“ Melanie wurde wieder ruhiger und holte tief Luft. Wie ich bereits erklärt, war sie sehr launisch.

„Ich denke dein Traum mit Narunia und Ranara war auch aus der Sicht von Karana. Irgendetwas verbindet eure beiden Schicksale...“, überlegte Canzor mehr zu sich, als zu seiner Gefährtin.

„Aber was?“ Melanie ließ sich nun neben ihn fallen und starrte zusammengekauert in das Feuer. Dieses ließ ihr Gesicht grotesk aussehen. Ihre Haut war aschfahl, die Augen eingefallen und ein bisschen konnte man schon die Wangenknochen schon heraustreten sehen. Ihr Gesicht war wie eine Maske, völlig starr und ohne Emotionen, dass Einzige, was noch wach war, waren ihre Augen.

„Das weiß ich nicht.“, gestand Canzor verlegen und auch er legte sich ins Gras. Er reichte ihr Früchte, die er gesammelt hatte und lustlos aß sie sie. Eine zeitlang war nur das Knistern des Feuers zu hören und gelegentlich das Rascheln einiger nachtaktiven Tieren, die jetzt auf Nahrungssuche waren. Ab und an streiften auch ein paar von der Dunkelheit geweiteten Augen die Lichtung, verschwanden dann aber wieder umgehend im Gesträuch.

„Weißt du überhaupt was? Deine ganzen Ideen verliefen bisher nur ins Leere.“, schrie sie plötzlich und sprang auf. Melanie warf die Früchte zu Boden und ihre Augen glühten nun vor Zorn.

„Was kann ich denn dafür? Wenigstens habe ich Ideen!“, fuhr Canzor sie an. Es war genug. Er konnte sich nun nicht mehr kontrollieren. Was zuviel war, war zu viel. Melanie fing wieder mit dem Schwerttraining an. Canzor sprang auf und sein ganzer Körper bebte vor Zorn. Pechschwarze Rauchwolken kamen aus seiner Nase und er verengte seine Augen.

„Wer soll uns denn führen? Du oder ich?“, gab Melanie wütend zurück und schlug fest auf einen Stock ein, der schon von Kerben übersäht war.

„Glaubst du, dass du ohne mich klarkommst? Du bist doch schwach. Ohne mich wärst du schon längst tot!“, fuhr der Drache sie an und schlug zornig mit seinem Schwanz herum. Seine Krallen gruben sich in den lehmigen Boden, während er die Zähne bleckte. Nun wirkte das gütige Wesen seit langem wieder wie ein echter Drache.

„Ohne dich wäre ich viel besser dran! Ich BRAUCHE dich NICHT.“, schrie Melanie ihn an. Kochendheiße, ohnmächtige Wut breitete sich in Melanies Körper aus und ließ sie zittern. Es war, als würde sie in ein tiefes, schwarzes Loch fallen, welches sie vollkommen ausrasten ließ. Nun konnte sich Canzor nicht mehr am Riemen reißen, denn dieser Satz hatte ihm wehgetan und hatte ihn aus dem Konzept geworfen. Er schnellte hervor wie eine Raubkatze, umschlang Melanie fest und schlug ihr das Schwert aus der Hand. Sie stand nun völlig wehrlos, zitternd da- dem Drachen hilflos ausgeliefert. Sie hatte keine Chance sich zu wehren.

„Du bist noch lange nicht gut genug. Wir brauchen uns beide gegenseitig.“, erklärte Canzor nun sanft und ließ sie los. Diese Tat sollte sie nur auf den Boden der Tatsache zurückholen.

Melanie sackte zusammen und fing heftig an zu weinen. Ihr Körper bebte unter dem Weinkrampf und sie vergrub den Kopf in den Händen.

„Ich werde ihn nie wieder sehen, ich bin einfach nicht stark genug. Er ist verloren.“, heulte sie. Canzor betrachtete sie traurig und umschlang sie fest, doch diesmal verständnisvoll. Sein Zorn war verraucht, genauso wie seine Rauchwolken.

Vorsichtig zog er ihren Geist in seinen, der die Gestalt von Axel annahm. Langsam ging das Phantom auf die weinende Seele von Melanie zu und schloss sie in die Arme. Als Melanie aufblickte, erkannte sie im ersten Moment gar nicht, dass es nicht Axel war. Das Haar schimmerte feurig, die Haut leuchtete rein und die grünen Augen sahen sie freundlich an. Verzweifelt klammerte sich das Mädchen an ihrem Freund fest und das schwarze Haar fiel über ihre Schulter. Tränen strömten aus ihren Augen und sie wimmerte.

„Ist doch gut, ist alles gut, Melanie. Ich bin ja da!“, flüsterte er. Es war sogar seine sanfte Stimme, die in durch ihre Gehörgänge flog. Melanie wusste, dass es nur eine Illusion war, dennoch hielt sie eisern daran fest und versuchte sich vorzustellen, dass er bei ihr war. Dass er sie wieder tröstete und ihr wieder Kraft gab. Sie wollte es nicht verlieren, sie wollte die Erinnerung bewahren und so weinte sie einfach weiter. „Beruhige dich. Es geht mir gut.“ Canzor Geist strich zärtlich durch das Seelenhaar und lächelte.

Melanie stieß sich aus Canzors Geist und blickte schwitzend in den klaren Nachthimmel hinauf. Ihr Blick war verträumt und sie schwelgte in schönen Erinnerungen mit ihren Freund.

„Tut mir Leid, ich musste es tun.“

„Schon ok.“, winkte Melanie ab und ging von ihm ab.

„Wo willst du hin?“, fragte Canzor sie besorgt und seine Blicke bohrten sich in ihren Rücken. Melanie warf ihn einen Blick über die Schulter und lächelte, wobei Tränen in ihren Augen schimmerten. „Melanie...“, flüsterte Canzor traurig.

„Ich brauch jetzt etwas Zeit für mich.“

„Soll ich nicht mitkommen?“

„Nein, ich muss mal über alles nachdenken.“, flüsterte sie in bestimmten Ton. Canzor sah ein, dass es gerade keinen Sinn hatte, ließ aber den Kopf hängen.

„Wie du meinst, aber ruf mich, falls was passiert.“, mahnte er.

„Ist ja gut, Papa. Ich nehme mein Schwert mit.“ Damit ging sie mit wehenden Haaren davon, doch in Canzor blieb ein ungutes Gefühl.
 

Ihr Ruheplatz erwies sich als ein Plateau von dem sich silbrig schimmernd ein Wasserfall in einen Talkessel ergoss. Sie saß unter einen Eremitenbaum. Ihr Haar wehte ruhig im Wind und sie betrachtete den Wasserfall, der leise in einen See plätscherte. Die Silhouette eines Gebirges hob sich in den Himmel ab und war in Dunkelheit getaucht. Das Gras war in samtiges Schwarz gekleidet und wog sich im Wind. Bei diesen unendlichen Weiten verlor sich Melanie ganz in ihren Gedanken. Der See war umstellt von großen Bäumen, die eine romantische Atmosphäre herstellten. Melanie seufzte und blickte zu den hellen Sternen hinauf. Die Sterne schienen das Antlitz von Axel herzustellen und wieder umarmte die dunkle Traurigkeit sie. Silbrig schimmernd liefen Tränen aus ihren Augen und sie musste sich eingestehen, dass sich jede Faser ihres Körpers sich nach ihren Freund. Sie wollte wieder den warmen Atem auf ihrer Haut spüren und fühlen, wie er sie berührte und sie tröstete, doch seit er nicht mehr da war, fühlte sie sich völlig leer.

Sie spürte nicht mehr seine weiche Haut wie sie die ihrige berührte und auch nicht mehr seine zarten Lippen sie berührten.

„Hey, Melanie!“ Melanie konnte hören, wie Jemand sich neben ihr ins Gras fallen ließ. Sie wandte sich nicht um, sondern stand auf.

„Wo warst du?“

„Was ist das denn für eine Begrüßung? Ich war im Kerker, da hat man nicht unbedingt Zeit eine Postkarte zu schreiben.“, erklärte die Stimme im gewohnt frechen Ton.

„Du bist also entkommen?“ Sie verharrte den Rücken zu der Person gekehrt.

„Ne, weißte, Dragos hat mich beurlaubt. Ich muss nur in 10 Tagen wieder da sein.“ Melanie konnte förmlich hören, wie er grinste, aber genau das machte sie irgendwie zornig. Etwas in ihrem Inneren schlug Alarm und zwar auf höchster Stufe.

„Haha, sehr lustig. Du Blödmann!“, sagte sie eiskalt und ihre ganze Haltung war abweisend. Wie konnte er hier nun antanzen und so tun, als wäre nie etwas gewesen? Sie hörte, wie er aufstand und auf sie zuging. Sie streckte den Arm aus und gebot ihn inne zu halten was er befolgte. „Weißt du, wie weh es tat? Weißt du, wie es mich zerfraß? Weißt du das, Axel?“ Sprach sie mit vorwurfsvoller, schneidender Stimme. Axel trat auf sie zu und legte seine Arme um ihre Hüfte. Melanie versteifte sich und musste gegen die Tränen kämpfen.

„Ja, ich kann mir vorstellen wie du dich gefühlt hast und es tut mir leid.“, flüsterte er mit samtiger Stimme in ihr Ohr, die sie schmelzen ließ. Melanie begann zu zittern und immer verlangender brannten die Tränen in ihren Augen. Sie biss sich auf die Lippen um nicht zu schluchzen. Ihr Freund legte seinen Kopf auf ihre Schulter und umarmte sie fest. Immer heftiger begann sie zu zittern und konnte sich kaum zurückhalten. Tränen ließen ihre Augen wackeln. „Aber nun bin ich ja wieder bei dir.“, flüsterte er sanft in ihr Ohr und irgendetwas war anders in seiner Stimme. Was genau es war vermochte sie nicht zu sagen. Axel strich sanft durch ihr Haar und küsste ihren Kopf. Sehnsuchtstränen liefen aus Melanies Augen und sie konnte sich nicht beherrschen.

„Lass mich nicht mehr allein! Nie mehr!“, flehte sie ihn an und fing an zu weinen. Axel blickte sie verständnisvoll an und das Mädchen ignorierte die Alarmglocken ihres Unterbewusstseins. Wollte sie doch einfach nur wieder mit ihrem Freund zusammen sein und sich ganz ihm hingeben. Langsam drehte sie sich zu ihm um und ihre Augen sahen ihn Hilfe suchend an. Axel lächelte charmant und küsste sie auf die Lippen. Er streckte ihr die Hand entgegen, doch Melanie zögerte.

„Nein, versprochen. Komm, komm mit mir!“ Melanie fasste seine Hand und ließ sich von ihm in den dunklen Wald ziehen.
 

Nicht unweit von dem Geschehen fuhr Canzor hoch und schaute in die Richtung, in die Melanie gegangen war. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus. Er hatte eine Vision, dass etwas nicht mit Melanie stimmte. Nach kurzem Überlegen entfaltete er seine Flügel und erhob sich in die Lüfte



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