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Mythna

Das Erwachen einer neuen Zeit
von

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Zwischen den Welten

22. Kapitel:
 

Canzor
 

Zwischen den Welten
 

Seine kräftigen Schwingen trugen ihn immer weiter in Richtung Himmel. Der Drache spürte den Luftzug unter seinen Flügeln, die ihn nach oben flogen. Dicht neben ihm schlug ein weiteres Paar; immer und immer näher auf die riesige Schlange zu. Der Raizon schlängelte sich ahnungslos oben in der Luft und fühlte sich in Sicherheit. Er ahnte nicht, dass sich Parsath und Canzor von unten an ihn heranschlichen und nur auf ihre Chance warteten. Der Elementdrache spürte wie seine Muskeln arbeiteten und sich spannten, fühlte das Adrenalin, was durch seine Adern raste. Der Schmerz war vergessen, obwohl seine linke Flanke höllisch brennen müsste, so verspürte er dennoch nichts. Wie in einem Rausch gefangen war alles schärfer und seine Ohren noch feiner als zuvor. Er hörte den Luftzug, der an seinen Ohren vorbeisauste und von den Flügen des Luftpaladins erzeugt wurde. Die Felsen der Schlucht rasten an ihnen vorbei.

Immer schneller und schneller flogen sie, bis die Felsen nur noch ein brauner Streifen waren, den man nur noch verschwommen wahrnahm.

Dann brachen sie aus der Spalte hervor und wurden von gleißendem Sonnenlicht angeschienen. Die beiden Mitstreiter der Gerechtigkeit wurden in strahlendes Licht gehüllt. Canzors rote Schuppen brannten wie das Feuer seines neu entfachten Mutes. Parsaths weiße Schwingen waren von einem reinen weiß wie frisch gefallener Schnee und seine Rüstung schimmerte blau wie das Meer. Sein langes blondes Haar schwang wie ein goldener Fluss um seine Schultern. Ein Schwarm schwarzer Vögel stob in den verhangen Himmel hinauf. Irgendwo in der Ferne war ein lauter Donner zu hören und ein gleißender Blitz erhellte zusätzlich die Kampfszene. Das Gewitter zog von Süden herauf. Bedrohlich bauschten sich die pechschwarzen Wolken auf und drohten die Sonne zu verschlucken, wie ein hungriges Monster.

Canzor warf Parsath einen Blick zu, welcher zustimmend nickte. Mit einem mächtigen Brüllen, der dem Donner im Nichts nachstand, legte der Rubindrache seine Flügel an und sauste auf die große Schlange herab. Von alledem völlig überrascht, wandte der Raizon den Kopf, erkannte die Situation jedoch zu spät. Der letzte Drachenhüter hatte ihn bereits mit den scharfen Krallen am Kopf gepackt. Tief gruben sich die geschwungen Krallen in das Fleisch, bis sie auf den Schädelknochen stießen. Bestialisch- einem kreischenden, schrillen Ton gleich- schrie die Donnerschlange auf und schüttelte den Kopf um Canzor loszuwerden, doch dieser ließ nicht locker. So fest es ging klammerte er sich an seinen Gegner und verlagerte sein Gewicht nach vorne. Vor Schmerzen gelähmt, schaffte die riesige Schlange es nicht, sich zu wehren, sodass beide in die Tiefe stürzten. Wie ein Stein fiel das Paket aus umschlungen Körpern in die Tiefe. Canzor schloss die Augen. Der Wind peitschte ihnen so sehr ins Gesicht, dass er sich fast schon wie scharfe Klingen anfühlte. Immer wieder prallten die Kontrahenten gegen die scharfen Felswände, welche ihnen die Haut aufschlitzte. Canzor schrie auf, doch er ließ nicht los. Dies war ihre einzige Chance. Sie mussten dafür sorgen, dass der Raizon auf dem Boden zerschmettert würde, sonst wären sie verloren. Viele Erinnerungen zogen vor dem inneren Auge des Drachens vorbei und brannten sich in seine Lider.

Die Zeit mit seinen sieben Meistern, die Einsamkeit und die letzten sechs Monate mit Melanie. All das zog wie ein Nebelschweif an ihm vorbei und verschwand dann im Nichts. Sie verflogen so schnell, wie sie aufgetaucht waren. Es könnte sein, dass er vor dem Aufprall seine Flügel nicht schnell genug öffnen könnte und mit dem Raizon in den Tod stürzen würde, doch das nahm er im Kauf. Dieser Planet musste gerettet werden. Was ist schon ein Leben im Vergleich zu Millionen, vor allem, wenn es schon so lange lebte? Gar nichts...Es war ein Opfer, das erbracht werden musste, zum Wohl des großen Ziels. Nun öffnete Canzor doch die Augen. Sie waren vielleicht noch 100m vom Boden entfernt. Wie eine braune Matte flog er auf sie zu. Ein Zucken unterhalb seiner Krallen verriet Canzor, dass der Raizon allmählich zu Besinnung kam. Benommen schüttelte der Feind seinen Kopf und der rote Drache musste sich noch tiefer festkrallen, um nicht zu fallen. Wieder schrie der Raizon in einem markerschütternden Wehklagen auf. Der helle Ton war so laut, dass Canzor ebenfalls brüllen musste, damit sein Trommelfell nicht zerfetzt würde. Er schüttelte den Kopf um die wie betäubten Gedanken zu beleben. Der Schrei hatte seinen kompletten Gehörsinn lahm gelegt. Noch 50 Meter bis zum Boden. Das Gewitter war nun über ihnen. In einem lauten Knall begann der Regen herabzuprasseln. Als hätte jemand ein Meer über ihnen ausgekippt stürzte das Wasser herunter. Ein erneuter Blitz erhellte die Schlucht und tauchte sie in lange, schemenhafte Schatten. Der Boden wirkte nun wie ein Tor in die ewige Dunkelheit. Das Nichts des Todes und Canzor hatte sich damit abgefunden. Doch eines hatte der Drache nicht bedacht. Die Energiequelle, aus der der Raizon seine Kraft bezog.

Durch das Gewitter waren dessen Lebensenergie komplett aufgefüllt und seine Kraft zurückgekehrt. Mit voller Wucht donnerte der lange Schwanz auf Canzors Schädel herab. Dieser schrie und hatte das Gefühl, als würde alles in seinem Blickfeld explodieren. Ein brennender Schmerz raste durch seine Blutbahnen und lähmte seinen Körper. Die Krallen lösten sich aus dem Fleisch des Raizon. Alles erschien ihm wie in Zeitlupe.

Die Donnerschlange schwang sich um ihn herum nach oben und war nun über ihn. Er hingegen fiel gelähmt und nicht in der Lage etwas daran zu ändern.

„CANZOOOOOOOOOOOOOOOOR!“, hörte er den panischen Schrei von Parsath über sich. Dieser lächelte matt. Noch 15 Meter bis zum Boden. So würde es also enden. Ein ehrenhafter Tod in der Schlacht für das Gute. Es war vorbei. Er hörte den Ruf des Raizon und wie eine Peitsche traf ihn der Schwanz erneut und beschleunigte seinen Aufprall. Mit einer unglaublichen Wucht schlug er auf den Boden auf. Felsen flogen neben ihn in die Luft und er spürte nur noch Schmerzen. Alles brannte und war taub. Canzor spürte wie sein Schädelknochen zerschmetterte. Riesige Steine lösten sich durch die Erschütterung von den Wänden der Schlucht herab und begruben den Körper des Elementdrachen unter sich. Die Kraft aus Canzors Körper. Er schloss die Augen und war bereit das Tor zu durchtreten. Der Kopf landete auf dem Boden und blieb reglos liegen. Alles um ihn herum wurde still.
 

Was er als nächstes sah, war Licht. Ein gleißendes, helles Licht, was ihn blendete. Canzor kniff die Augen zusammen und blinzelte. Verzweifelt versuchte der Elementdrache etwas zu erkennen. Was war hinter dem Vorhang des Lichts? Das Jenseits? Himmel oder Hölle? Er wusste es nicht. Nie hatte sich der Drache ernsthaft mit dem Thema Tod auseinander gesetzt. Sich nie die Gedanken gemacht, was danach kam. War er doch von unendlicher Stille ausgegangen. Doch wo war er nun? Was wird geschehen.

„Canzor...“, flüsterte eine leise Stimme. Dieser blinzelte. Wer war das? Wer rief nach ihm?

„Canzor...!“, rief ihm nun eine andere, tiefere Stimme. Das Licht am anderen Ende des dunklen Raumes flackerte schwach, sendete dann aber einen gleißenden Strahl aus, welcher ihn blendete. Als der Elementdrache endlich wieder etwas erkennen konnte, sah er, dass das Licht sich noch vergrößert hatte. Es hatte nun ein strahlend helles, leicht flimmerndes Tor gebildet. Verschlungene Säulen stützten den Baldachin, der aus dunklerem Licht gebildet, an Gold erinnerte. Ein sanfter, matter Schimmer lag hinter dem Tor. Fasziniert sah der Drache es sich an und neigte den Kopf.

„Komm zu uns!“, wehte eine dritte, fremde Stimme ihm wie eine ruhige Brise entgegen. Canzor schloss die Augen. Diese sanften Stimmen taten so gut und ließen ihn sich unendlich leicht fühlen. Es war als würde er schweben ohne die Flügel zu benutzen. Wie von ihnen angezogen, näherte sich der Drache dem Tor. Ein warmes, kribbelndes Gefühl breitete sich in seinem Körper aus. Es war ein wunderbares Gefühl. Er schloss die Augen um dieses Gefühl zu genießen. Ihm war wohlig warm und Canzor fühlte sich sehr entspannt. Ein leises, melodisches Summen war zu hören und wieder flüsterten die Stimmen ihm zu. Nun öffnete der Drache doch die Augen, wenn auch widerstrebend. Er wollte wissen, wem diese ruhigen Stimmen gehörten, die fremd und vertraut zu gleich waren.

Als er die Landschaft erblickte, in der er sich befand, stockte ihm der Atem. So etwas Idyllisches hatte er noch nie gesehen. Um ihn herum war eine taufrische Wiese auf der kleine Tiere spielten. Das Gras war saftig und smaragdgrün. Fröhliches Gezwitscher von Vögeln kam von den hohen, dicken Bäumen, die in voller Blüte standen und die Lichtung einzäunten. Die Blätter raschelten in der frischen Brise. Eine der schneeweißen Blüten löste sich vom Baum und segelte genau vor Canzors Klauen. Dieser neigte den Kopf und sah sie an. Die Blätter waren völlig weiß, während die Stempel goldig schimmerten. Wenn die Blätter etwas im Schatten lagen, so hatten sie einen leichten lila Schein.

Der Drache prustete einmal kräftig gegen die Blüte, sodass sie sich wieder in die Luft erhob und in dem neuen Aufwind tanzte. Ruhig segelte sie durch die Luft wie eine große Schneeflocke. Verträumt sah Canzor ihr nach und vergaß alles um sich herum. Vergessen war der Kampf gegen den Raizon, Melanie und Parsath. Alle Sorgen und Ängste waren wie weggeweht, nichts belastete ihn mehr. So ein Gefühl der Schwerelosigkeit war der Gipfel der Glückseligkeit für jedermann.

„Canzor! Wach auf!“ Die sanften Winde der Stimmen rissen den Drachen aus seinen Gedanken. Was war los? Er wollte doch nur schlafen. Für immer diese Emotion genießen.

„Du musst wachbleiben oder du wirst für immer vergessen!“ Aber was denn vergessen? Wer war er überhaupt? Dann hörte er plötzlich ein lautes Donnern hintern sich, als wäre etwas Großes auf den Boden geschlagen. Instinktiv warf Canzor sich um die eigene Achse und knurrte angriffslustig. Selbst in diesem dämmrigen Zustand war ihm klar, dass das nichts Gutes bedeutete! Er fauchte, fletschte die Zähne und schlug mit dem Schwanz. Canzor wollte die Eindringlinge sofort verjagen. Das hier war sein Paradies. Hier ließ er sich nicht stören. Nich in dieser wundervollen Welt. Die Muskeln spannten sich unter seinem Schuppen und er war zum Angriff sofort bereit. In seinem Rachen sammelte sich eine Menge Hitze an, die er in Form eines großen Feuerballes auf seine Gegner zu schleudern, ohne überhaupt nachzusehen, wer sie waren.

„CANZOR! KRIEG DICH EIN!“, schrie die zuvor sanfte Stimme zornig und Canzor spürte nur, wie im eine über den Kopf gezogen wurde.

„Wir sind es doch nur. Komm zu dir, Irunas.“ Canzor stutzt. Irunas? Das war sein Name gewesen, bevor er dem Drachenorden beigetreten war. Aber das...konnte doch nur. Der Drache blinzelte irritiert und schüttelte den Kopf um diesen Zustand von Leichtheit loszuwerden, der seine Sinne und vor allem Gedanken betäubte. Er hob den Kopf und staunte nicht schlecht.

In einem Halbkreis vor ihm standen sieben Drachen, die ihn allesamt in Stolz und Erhabenheit bei weitem überragten. Sie waren gut 100 Zoll größer und ihre Schuppen schienen von einem göttlichen Licht erhellt zu werden. Ihre kraftvollen Schwingen waren graziös an ihre Körper geschmiegt und die langen Köpfe mit den intelligenten Augen betrachteten Canzor ruhig. Ein Pfad von Dornen führte von ihrem Kopf über den Rücken bis zur Schwanzspitze hinunter und ihre goldenen Krallen gruben sich in die Wiese.

„I....Ihr? Seid...ihr es wirklich?“ Der Elementdrache dachte, er würde halluzinieren. Das war unglaublich.

„Ja, wer sonst? Du bist echt blind wie immer.“, feixte Zrias. Er war der Drache des Metalls. Sein Kopf war schmal und die gelben Augen blitzten amüsiert. Sein breiter, muskulöser Körper war vom glänzenden Grau, welches sehr an Metall erinnerte. Er reckte den Kopf und beugte ihn dann vor, sodass er direkt vor Canzors Augen hing. Der Elementdrache murrte. Wie immer einen wunden Punkt getroffen und dann auch noch dieser schelmische Ausdruck in den Augen, das konnte einen ja echt fertig machen. Empört stieß Canzor eine Rauchwolke aus seinem Maul.

„Nun sei nicht so gemein, Zrias. Es ist verständlich, dass er verwirrt ist.“, versuchte Orikalco, Drache der Zeit, zu beschwichtigen. Er puffte Zrias mit dem Kopf an, welcher nun schnaubte. Orikalco war einer der schlankste und grazilste Drache der Truppe. Sein Schuppenkleid war von hellem Grün und leuchtete, als stamme er aus einer anderen Galaxie. Die Augen des ruhigen, höflichen Drachens sind in dunkles Blau gehüllt, sodass es wie unmöglich schien, dessen Gedanken zu lesen. Alles in Allem hatte Orikalco eine Aura des mystischen, geheimnisvollen um sich, welche jedes Lebewesen neugierig machte. Canzor erinnerte sich noch gut, dass sein Meister damals nur einen Raum zu betreten brauchte und sofort hielt jeder inne und drehte sich zu ihm um, ohne jedoch so recht zu wissen, weshalb. Eben jene eigenartige Aura des Zeitendrachens war es, die den Elementdrachen in seinem Bann gefangen hielt, egal wann und wo er ihm begegnete.

Seine beiden Brüder, Maloras, Drache des Raumes, und Resandris, Herrscher der Lebensenergie von Mythna, des Kiranos, hatten ebenfalls diese ehrfürchtige, stolze Ausstrahlung. Diese drei Drachen, die gerade ihre Köpfe zusammensteckten und Zrias mahnend ansahen, hoben sich von dem beeindruckenden Anblick der sieben Himmelsdrachen nochmal gesondert ab. Die Brüder waren die ältesten und weisesten Drachen auf Mythna und niemand hatte so viel Wissen wie sie. Aber ihr Alter war nicht Grund für diese Aura, sondern es war etwas nicht Greifbares. Etwas, das wie Raum, Zeit und Kiranos nicht fassbar war. Für Canzor erschienen sie immer wie Götter, auch wenn er niemals wagte, dies auszusprechen, immerhin war jeder dieser sieben Drache der Herr über eines der Elemente, welches dabei geholfen hatte Mythna zu erschaffen und nun am Leben zu erhalten. Sie waren Hüter, Wächter, aber keineswegs Götter, lediglich von Arachna, Hyrielia und Neyera erschaffen und beauftragt.

Zrias zog seinen breiten Kopf weg, verengte die Augen, doch die drei Drachen, die die nicht greifbaren Elemente regierten, ließen nicht von ihm ab und knurrten kurz fordernd. Um sie herum schien die Energie zornig zu werden, sodass es Zrias nicht mehr aushielt und dann entschuldigend brummte. Sofort entspannte sich die gesamte Energie der Erde, als würde sie erleichtert aufatmen. Auch der Ausdruck auf Orikalco, Maloras und Resandris wurde wieder friedlich und sanft.

„Aber...ich dachte ihr wärt...“, setzte Canzor an, der endlich seine Sprache wieder gefunden hatte.

„Tot? Aber gewiss...wir sind damals von Dragos in der ersten Schlacht getötet worden.“ Resandris bedachte Canzor mit einem sanften, verständnisvollen Blick. Es war ein Blick wie der eines liebenden Vaters, der die Verwirrtheit seines kleinen Kinders verstand und ihm diese nehmen wolle. Die ebenfalls dunkel blauen Augen verharrten mit ruhigem Schein auf Canzor und dieser musste aufpassen sich nicht in ihren Weiten zu verlieren. Resandris Augen schienen das Tor zu all den anderen Welten und Dimensionen zu sein, von welchen Niemand etwas wusste.

„A...aber wie kann das sein? Wieso seid ihr dann hier?“ Der jüngste Drache verstand das alles nicht. Wenn seine Lehrmeister doch tot waren, so wie er es immer dachte, wie konnten sie dann vor ihm stehen? Das ist doch nicht möglich, es sei denn...

„Hast du etwa vergessen was geschehen ist, bevor du ins Licht getreten bist? Was war davor, Canzor?“, ergriff nun Shaleng, Drache des Windes, das Wort. Er schüttelte einmal sein Schuppenkleid, welches im Sonnenlicht wie eine Nebelschwade wirkte, frei von jeglicher Kontur. Bloß seine schwefelgelben Augen verharrten als fixer Punkt auf Canzor. Dieser blinzelte verwirrt und versuchte sich zu erinnern.

„Melanie und ich haben uns gestritten, das weiß ich noch genau. Sie ging wütend fort und ich habe nicht versucht sie aufzuhalten.“ Diese Erinnerung war allerdings die einzig feste, klare in seinem Kopf. Alle danach folgende waren nichts weiter als eine unförmige Suppe, die er nicht klar voneinander trennen konnte. Sie gingen so nahtlos in einander über, dass er nicht wusste, wo die eine aufhörte und wo die andere begann. Alles war wie Nebel und die jüngsten Erinnerungen waren einfach nur schwarz.

„Ich weiß es nicht...sobald ich mich versuche zu erinnern, ist alles dunkel...als hätte einer eine Decke über sie gelegt, damit ich sie nicht sehe.“, flüsterte der Schüler traurig und ließ wehmütig den Kopf sinken.

Akarum, dem das Feuer gehorchte, schnaubte eine Fahne Rauch aus, und eine Welle aus Flammen züngelte einmal um seinen Körper. Sein Temperament war ebenso so heiß und unberechenbar wie sein Element. Offensichtlich war er von der ganzen Situation genervt und wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen.

Auch Zrias schnaubte genervt und zog Canzor mit seinem Schweif eine über den Kopf.

„Dann streng dich mal etwas mehr an!“, fauchte er und starrte ihn finster an. Canzor schämte sich. Wieso konnte er sich bloß nicht erinnern, was war bloß geschehen?

„Zrias, Drache des Metalls, sei nicht zu streng mit ihm. Es ist nur zu verständlich dass man sich nicht erinnern mag.“, mischte sich nun auch zum ersten Mal Jansaro, Hüter der Erde, ein. Seine großen Schuppen, die den Körper bedeckten, hatten ein dunkles braun und insgesamt wirkte er am kompaktesten von der Gruppe. Sein Körper war breit und muskulös. Ideal um sich mit den Felsen zu tarnen.

„Woran denn erinnern? Was ist hier los? Ich versteh das alles nicht. Bitte enthüllt es mir!“, schrie Canzor fast verzweifelt. Hilfesuchend wandte er sich an die drei Führer der ehemaligen Elementdrachen. Jeder von ihnen sah ihn traurig und verständnisvoll an. Sie hatten ihre Augen halb geschlossen und Schmerz lag in ihrem Blick. „Was ist hier los?“

„Nun Canzor...“, setzte Orikalco mit schwerer Stimme an. Der Angesprochene sah, wie sein Meister tief Luft holte, ehe er fortfuhr: „Du befindest dich hier in einer Zwischendimension...“

Noch bevor sein Meister weiter erklären konnte, unterbrach die Rotschwinge ihn verwirrt.

„In einer Zwischendimension? In welcher genau? Warum bin ich hier? Ich muss Melanie unterstützen...“

„Und eben hier liegt nun das Problem, Canzor. In deinem jetzigen Zustand kannst du dies nicht tun.“, führte Maloras das Werk seines Bruders fort.

„Wieso? Ich muss nur zurück. Lasst mich gehen!“

„Von diesem Ort gibt es kein Zurück, sondern nur ein Vorwärts.“, sprach nun Resandris mit seiner weisen, tiefen Stimme. Anstatt dass sie ihn endlich aufklärten, wurde Canzor bloß immer verwirrter. Was meinten sie damit? Es musste doch ein Zurück geben! Er musste ihr helfen. So schnell wie möglich musste er weg, sonst könnte ihr etwas zustoßen, das spürte er genau, tief in seinem Herzen. Das Band zwischen ihm und ihr war noch nicht zerrissen, er fühlte in schmerzhafter Gewissheit, dass sie in Gefahr war. Doch Moment...was dachte er da? Das Band zu IHR? Doch wer war sie? Von wem dachte er da? Nur verschwommen sah er langes schwarzes Haar mit grünen Augen. Doch wer war dieses Mädchen? Wieso fühlte er sich so mit ihr verbunden?

„Du spürst es anscheinend schon, das besondere dieses Ortes. Canzor, du musst uns nun gut zuhören.“, die Stimme von Resandris war so ernst, wie der Elementdrache sie noch nie gehört hatte. Voll Kummer und Sorge schwang sie in sein Ohr d ließ ihn erschrecken.

„Ja, Meister. Bitte verratet mir endlich, was hier vor sich geht.“

„Du solltest es ihm sagen Maloras, immerhin ist dies hier dein Element, als Herr des Raumes.“, sprach Jansaro mit seiner rauen Stimme.

„Du hast wohl Recht, auch wenn ich wünschte, ich müsste nicht.“ Maloras seufzte schwer und sah kurz in den Himmel, so als würde er zum Himmel beten, dass er die folgenden Worte nicht aussprechen müsste. Danach senkte er wieder den Kopf und sah Canzor tief traurig in die Augen.

Verwirrt sah dieser zurück. Was war los? Wieso schaute er so traurig? Doch sobald der Drache des Raumes, es aussprach, verstand Canzor die schwere und Endgültigkeit der Worte.

„Canzor...ich wünschte, es wäre nie so geschehen und der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig...aber...“, eine kurze Pause folgte, indem Maloras sich sammelte. „Wir befinden uns hier in der Vordimension des Jenseits, wo die Seele gereinigt und auf ihre Wiedergeburt vorbereitet wird. Du bist gestorben, Canzor...und beginnst dein vorheriges Lebens Schritt für Schritt zu vergessen, bis du nicht einmal mehr wissen wirst, wie du heißt und dass du ein Drache bist. Du bist dabei dein Selbst zu verlieren.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  IntoTheDeath
2010-12-29T19:41:01+00:00 29.12.2010 20:41
...was für eine geile FF!
mir fehlen echt die worte...
Ich frag mich echt warum es hier noch keine Kommentare gibt oder so...

Wo soll ich anfangen...
oke...
zum Schreibstil...
du hast einen wunderbaren...ich habe schon viele FF's, Bücher etc. gelesen also sollte ich es eig wissen...
man kann sich perfekt in die Person/Situation/Gedanken hineinversetzen...auch ist echt in keinem Kapitel langweilig geworden oder dergleichen...
manchmal hast du dich verschrieben oder so aber das vergess ich einfach...

zu der Story...
es ist eine wunderbare idee...die du auch perfect umgesetz hast...
ich hoffe du schreibst eine Fortsetzung...
wenn jah werd ich sie zu 100% lesen...

liiebe grüße...
Qualli


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