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Genpuku - Tag der Erwachsenen

Eine FF zu dem WB "Was geschah davor"
von

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Verwandlung

Glossar:

Ojii-san = Großvater
 

Mit aller Kraft drischt Inu Yasha auf einen Bambusstamm ein. Ein wütendes Knurren dringt aus seiner Kehle, als er ihn in zwei Teile teilt. Mit gezückten Klauen wendet er sich dem nächsten zu. Er stellt sich vor, dass sich dort Hisaos Kopf befindet. Mit einem heftigen Schlag spaltet er das Holz und es verschafft ihm Befriedigung. Die anderen stehen auch noch um ihn herum. Mit einem Grollen in der Kehle beginnt Inu Yasha das umstehende Riesengras in dem abgelegenen Bambushein in kleine Stücke zu zerfetzen. Immer wilder und härter schlägt er zu und je heftiger er dabei atmen muss, um so befreiender ist es.

Das hier ist sein wahres Ich. Diese unbändige Kraft, die er niemals einsetzen darf, weil es die Leute verschrecken und dafür sorgen würde, dass man ihn und seine Mutter aus der Siedlung vertreiben würde.

Erneut schlägt Inu Yasha zu. Das ist so ungerecht! Er kann doch nichts für seine Kraft, oder für seine Reißzähne und Klauen. Und trotzdem verachten und schikanieren sie ihn. Was hat er ihnen denn je getan? Wenn er könnte wie er wollte, dann würden sie nicht mehr so gemein zu ihm sein, aber für seine Mutter reißt er sich zusammen.

Schwer atmend hält er inne. Er schluckt schwer, doch der Kloß in seinem Hals will nicht weggehen. Er spürt die Feuchtigkeit in seinen Augen aufsteigen doch gewaltsam ringt er sie nieder. Nein, er wird nicht weinen. Die Genugtuung gibt er ihnen nicht. Auf einmal kommt er sich wieder schrecklich klein und verlassen vor. Warum muss gerade er einen Youkai zum Vater haben? Womit hat er das verdient?

Die Schatten senken sich langsam und der Abend neigt sich herab. Er blickt zum Himmel. Mit gemischten Gefühlen nimmt er es zur Kenntnis. Heute ist es wieder soweit. Der einzige Tag im Monat an dem er wirklich ein Mensch ist, und zugleich der Tag im Monat den er am meisten hasst. Nicht nur weil er ihn noch wehrloser macht als er ohnehin schon ist und er sich die ganze Nacht im Haus verstecken muss, sondern auch, weil er ihn einmal mehr daran erinnert, wie sehr anders als die anderen er ist. In dieser Nacht fühlt er sich nie wirklich ganz wie er selbst und trotzdem wünscht er sich jedes Mal, dass die Verwandlung vielleicht diesmal doch von Dauer ist. Aber sie ist es nie, und diese Tatsache ist immer wieder aufs Neue schwer zu verkraften.

Zerknirscht macht er sich auf den Heimweg. Heute muss er den Umweg durch das Dorf nehmen, denn wenn er am Fluss angekommen ist, wird er schon nicht mehr drüberspringen können.

Schließlich hat er die Brücke erreicht. Bei den Häusern gehen bereits die Lampen an. Nun muss er sich beeilen. Doch genau in diesem Moment sieht er einige Leute vorbeigehen und duckt sich. So wie es aussieht, sind sie alle auf dem Weg zum Schrein, wo die Zeremonie stattfinden soll. Inu Yashas Miene verfinstert sich. Er wäre ohnehin nicht dabeigewesen, nicht heute. Seine Mutter ist immer so sehr darauf bedacht, dass niemand erfährt, wann der Tag seiner Schwäche ist, warum besteht sie nur darauf, dass der heutige Tag eine Ausnahme darstellt?

Nervös betrachtet er den Himmel. Bis zur Dämmerung ist es nicht mehr lange hin und noch immer laufen Leute an der anderen Seite der Brücke vorbei. Soll er es riskieren? Schließlich kann ihm niemand verbieten durch die Siedlung zu laufen und je länger er zögert, um so größer ist die Gefahr, dass ihn jemand in einem ungünstigen Augenblick sieht.

Einen Moment zögert er noch, doch dann trifft er eine Entscheidung und läuft los. Mit flinken Schritten drückt er sich an den Hütten entlang, immer bemüht, tunlichst ihm Schatten zu bleiben. Schon spürt er die Verwandlung die durch seinen Körper geht und ihm wird unwillkürlich ganz heiß dabei wenn er nur daran denkt, dass jemand ihn so sehen könnte.

Ein wenig bange ist ihm auch zumute. Hoffentlich ist seine Mutter ihm nicht böse, dass er sie vorhin so angeschrien hat. Ein bisschen tut es ihm schon leid, wenn er auch jedes Wort so gemeint hat, wie er es sagte. Hastig eilt er weiter.

Doch auf einmal werden seine Schritte langsamer und schließlich bleibt er ein wenig unschlüssig stehen. Zögernd blickt er sich um. Und wenn seine Mutter recht hat? Wenn sie ihm das Genpuku nicht verwehren dürfen? Hat er dann vielleicht endlich die Gelegenheit seinen verhassten Kindernamen loszuwerden und einen Erwachsenennamen zu erhalten? Vielleicht würden sie ihn in dieser Gestalt sogar akzeptieren. War die Vorsicht seiner Mutter all die Jahre vielleicht unnötig?

Nein, er schüttelt demonstrativ den Kopf. Nur mein Äußeres allein genügt ihnen sicher nicht. Sie wissen was ich bin und schon deshalb hassen sie mich. Aber vielleicht könnten sie meine Anwesenheit dort in dieser Gestalt ein bisschen besser ertragen. Schließlich brauchen sie dann kleine Angst haben, dass ich sie verletzten könnte, oder was immer sie sich zusammenreimen.

Sein Herz pocht heftig bei dem Gedanken. Soll er es wirklich riskieren? Vielleicht... ja, wirklich vielleicht könnte der heutige Abend doch ganz erträglich werden. Und noch während er überlegt, stellt er fest, dass ihm sein Genpuku doch wichtig ist. Schon lange hat er sich diesen Tag herbeigewünscht, zum einen um seinen Namen gegen einen besseren tauschen zu können und zum anderen, weil er es wissen muss! Wenn er offiziell in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen wird, dann müssen sie ihn einfach anerkennen! Dann können sie nicht länger mit ihm umspringen wie sie wollen. Dann hat auch er Rechte! Vielleicht kümmern sich die anderen auch dann nicht sonderlich darum, aber er muss es zumindest für sich selbst wissen. Sonst wird er niemals die Gewissheit haben, ob er es verdient zu leben. Er muss es wissen, er muss einfach! Und er wird zu dieser Zeremonie gehen, ganz gleich was passiert!

So fest entschlossen setzt er sich wieder in Bewegung. Er muss nach Hause und seine Erwachsenenkleidung anziehen, das Gewand seines Vaters. Ihm entgeht jedoch ein aufmerksames Augenpaar, das ihm folgt und die dazugehörende Person hebt interessiert die Brauen.

Mit einer leichten Handbewegung winkt Hisao seinen Freund Izuru zu sich und deutet auf die forteilende Gestalt. „Was hältst du davon, Izuru?“, fragt er.

Izuru kneift die Augen zusammen. „Ist das Inu Yasha?“, murmelt er unsicher, „Irgendwie sieht er anders aus, aber ich glaub er ist es. Liegt vermutlich an der Dunkelheit.“

Hisao stemmt die Hände in die Seite. Er trägt einen teuren, kunstvoll bestickten Haori und einen dunklen Hakama. „Ich möchte zu gerne wissen, was der hier verloren hat. Ich hab ihm doch gewarnt, herzukommen.“ Er überlegt kurz, dann meint er: „Hol Yoshio und die anderen. Dem Kerl verpassen wir einen Denkzettel, den er nicht mehr so schnell vergisst.“

Izuru zögert: „Bist du sicher? Die Zeremonie beginnt gleich.“

Doch Hisao winkt ab: „Ach, wir haben noch jede Menge Zeit. Es sind doch noch längst nicht alle da, Ojii-san auch noch nicht. Ehe er nicht da ist, fangen die nicht an. Ich will nur mal wissen wo er hin will.“

„Na, wenn du meinst“, zuckt Izuru die Schultern, „Ich sag den anderen Bescheid.“ Dann macht er sich auf die Suche nach seinen Kameraden.



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