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Magical Girl LaFee

The Destiny of Christina Klein
von

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Secret Live

Kapitel 5: Secret Live
 

Christina saß auf der steinernen Einfassung des Stadtbrunnens. Die Sonne schien hell, Vögel flogen zwitschernd durch die Luft und eine erfrischene Brise wehte. All diese schönen Dinge, an denen Christina immer eine wahre Freude hatte und sie mit vollen Zügen genoss, nahm sie nun fast gar nicht wahr. Tausend Dinge schwirrten ihr durch den Kopf. Sie hatte zu viele Informationen auf einmal erhalten. Der Kontakt mit ihrer Tante, die Aussicht darauf, ihre Mutter wieder zu treffen, die Angst um Katha. Das Mädchen wusste nicht, ob sie weinen oder lachen sollte.

Nach einigen Minuten Wartezeit, in denen Christina viel nachgedacht, zu viel nachgedacht, Vermutungen angestellt und sich regelrechte Horrorszenarien ausgedacht hatte, kam fröhlich wie immer Katha angeschlendert. Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass der Ausdruck der leichten Unbeschwertheit, den das braunhaarige Mädchen immer trug, vielleicht nur eine Maske war, um sich zu schützen. Wie leicht oder schwer würde diese Fassade brückeln?

„Hi, Tina!”, begrüßte diese sie nun. „Na, alles fit? Du hattest dich ja ziemlich ernst am Telefon angehört. Ist etwas Schlimmes passiert?“

„Ja, Katha, ich glaube, es ist etwas Schlimmes passiert.“, entgegnete Christina ernst, während Katharina sich nun schlagartig beunruhigt neben sie setzte. „Ich weiß nicht, was dieses Schlimme ist, doch ich hoffe, du kannst es mir sagen.“

„Ich, lautete die verwunderte Antwort. „Worum geht es denn? Ich glaube nicht, dass ich dir weiterhelfen kann. Ich wüsste nicht, womit.“

„Ich hoffe doch, denn es geht um dich. Wie soll ich es ausdrücken?“ Ihr fiel es sehr schwer, darüber zu sprechen, einen schrecklichen Verdacht laut auszusprechen. „Dein Vater... Behandelt er dich immer gut?“

Katha setzte sich kerzengearde auf und ihr Gesichtsausdruck zeigte Argwohn. „Natürlich! Mein Vater behandelt mich immer sehr gut. Er liebt mich. Er liebt mich über alles. Ich habe einen großartigen Vater.“

„Hat er dich schon mal geschlagen, oder...“

„Wie kommst du denn plötzlich auf solche Dinge?“

„...oder hat er dich vielleicht... angefasst...“

„Tina!“, fuhr Katha augenscheinlich ärgerlich werdend zu einer Antwort auf. „Mein Vater hat mich sehr sehr lieb, und ich ihn auch. Und dies zeigen wir uns auch gegenseitig, dabei ist überhaupt nichts Schlimmes, wenn ein Vater mit seiner Tochter kuschelt.“

Christina spürte, dass Katha nicht die Wahrheit sagte, sie fühlte ebenfalls eine Angst Kathas, die Christina erschauern ließ. Dann wurde sie wütend. „Mein Gott, Katha! Sei doch nicht so naiv! Mach dir nichts vor! Du bist fünfzehn Jahre, also alt genug, den Unterschied zu erkennen! Es gibt Dinge, die sind ganz normal bei einer Vater-Tochter-Beziehung, und es gibt Dinge, die sind nicht normal, und die gehören in eine solche Beziehung nicht hinein!“

Katha stand abrupt auf. „Tina, das hätte ich wirklich nicht gedacht von dir! Wir haben eben eine sehr innige Beziehung, seit meine Mutter verstorben ist! Das müsstest du eigentlich verstehen, doch du bist nur neidisch auf mich, weil die Beziehung zu deinem Vater so scheiße ist, und du kannst es nicht ertragen, wenn andere Leute glücklich in ihrer Familie sind! Doch eins sag ich dir, Tina! So eine starke Bindung, wie ich zu meinem Vater habe, und er zu mir, die kannst auch du nicht kaputtmachen, und wenn du dich noch so sehr anstrengst!“

Katha drehte sich um und wollte fortgehen. Christina erschrak. Sie durfte sie nicht einfach so gehen lassen. Sie wollte ihrer Freundin helfen, denn sie hatte sie sehr lieb. Dieser Wunsch zu helfen, brannte ganz tief in ihr. Sie fühlte die Wärme regelrecht in ihrer Brustmitte. Christinas glatte lange Haare veränderten sich zu wunderschönen geschwungenen Locken. Die Wärme der Nächstenliebe erfüllte sie im ganzen Körper, bis hin zu den Fingerspitzen, in denen es kribbelte. Sie fühlte sich leicht wie eine Elfe oder ein Fee und bewegte sich so schnell und fast schwebend zu Katha hin, als ob kein Zeitverlust bei dieser Bewegung entsstandne wäre, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Christina dachte nicht mehr nach, sie fühlte nur noch. Sie war nicht mehr sie selbst, oder vielleicht doch mehr als jemals zuvor. Unterbewusst wusste sie, dass dies das zweite starke Elemental war, von der Dilara gesprochen hatte.

Das wallende Haar pulsierte vor Energie. Liebevoll umschloss Christina Katharina mit beiden Armen. Die Energie der Liebe umfing Katharina und sie spürte, dass sie bedingungslos und aus vollem Herzen geliebt wurde. Sie wusste, dass das, was ihr Vater tat, keine Liebe war. Sie brach in Tränen aus. Sie hatte sie lange zurückgehalten, so viele Jahre. Jetzt konnte sie ihren Gefühlen und ihrem Schmerz endlich Ausdruck verleihen. Christina drückte sanft Katharinas Haupt an ihre Schulter, wo sie sich ausweinen konnte. Es tat so gut, die Emotionen zuzlassen. „Ja, so ist gut, Katha. Lass es raus. Lass alles raus.“

Nach mehreren minuten war Katharina einigermaßen wieder in Ordnung. Jetzt gab es kein zurück mehr, sie musste die Wahrheit zulassen und sie akzeptieren. Zusammen mit ihrer freundin setzte sie sich wieder auf den rand des Brunnens. Sie wartete weitere minuten, doch sie wusste, dass Tina ihr alle Zeit lassen würde, die sie brauchte. Dann begann sie schließlich: „Er... Er tut es jede Nacht. Jede gottverammte Nacht, seit ich weiß nicht mehr wie vielen Jahren. Es ist niemand da, der mir hilft, den ich um hilfe anflehen könnte. Er sagt, er liebt mich, er liebt mich so sehr, dass er es mir jede Nacht aufs Neue beweisen will. Ich könnte froh sein, dass ich so einen lieben Vater habe, und dass er das tut, was alle Väter tun, die ihre Töchter lieben, doch von denen gebe es in der heutigen Zeit zu wenig. Ich darf niemandem davon erzählen. Es ist unser Geheimnis. Er liebt mich so sehr, dass er in mir sein will.“

Das Mädchen schämte sich. Sie konnte Christina nicht in die Augen sehen. Sie sah zu Boden. Auf dem Boden lag ein plattgetretener dreckiger Kaugummi. So fühlte sie sich auch. Sie wartete wieder eine kurze Zeit, bevor sie kurz Luft holte und erneut zu sprechen begann.

„Ob ich ihn denn nicht lieben würde? Eine gute Tochter muss ihren Vater lieben. Und sie darf niemals etwas einem Außenstehenden erzählen. Viele Menschen würden es nicht verstehen. Sie würden ihn einsperren, und ich würde ihn nie wieder sehen. Ob ich das denn wolle? Er ist nicht sanft. Er ist brutal. Er denkt gar nicht an mich, er denkt nur an sich. Wie er sein Fleisch immer in mich reinstößt! Ich glaube, das ist auch der Grund, warum ich nicht sein kind in mir trage. Ich werde wohl nie irgendein Kind mehr in mir tragen können. Manchmal muss ich ihn auch anfassen. Ich muss ihn streicheln, und er streichelt mich. Da unten. Doch auch wenn dies fast noch zärtlich beginnt, wird es kurz darauf immer fester uns stärker. Immer weiter, er hört erst auf, wenn er bekommen hat, was er will. Das Schlimmste ist, wenn ich ihn in den Mund nehmen muss. Und wenn ich nicht artig bin, dann setzt es eine Tracht Prügel. Das habe noch keinem geschadet und es forme den Charakter. Doch wenn es so weit ist, dann bin ich schon längst weg. Ich sehe nur zu. Ich bin eine unbeteiligte Zuschauerin, als ob ich fern sehe. Es geschieht mir, doch irgendwie auch nicht.“

Christina schwieg. Sie zog Katha an sich und hielt sie tröstend umfangen. Katha hatte sich shcon lange nicht mehr so gut gefühlt. Endlich war es raus. Endlich. Der Alptraum würde zu Ende gehen. Raus aus dem Geheimen!

Die Energie war noch immer spürbar, doch Christina war nun wieder ganz sie selbst. Was hatte das zu bedeuten? Warum sollte ausgerechnet sie ihr helfen? Nur, wiel sie die Freundin war? Und wie sollte sie es tun? Sollte sie ihn mit ihren Kräften vernichten, wie sie es mit Janine, Alex und Caroline getan hatte? Sie griff mit ihrer linken Hand in ihre Hosentasche und nahm das Pendel hervor, welches Frau Shakur ihr geschenkt hatte. Sie hielt es in ihren Fingern und vergewisserte sich, dass sie mit beiden Füßen den Erdboden berührte. Dann fragte sie in Gedanken, ob sie Kathas Vater vernichten solle. Das Pendel schwang hin und her. Das war eindeutig, sie sollte ihn nicht umbringen. Christina steckte ihr Pendel wieder ein. Er musste angezeigt werden! Er würde verurteilt werden und ins Gefängnis kommen. Wenn die Gerüchte stimten, die man so hört, waren Kinderschänder nicht besonders beliebt im Knast und man würde ihm das Leben zur Hölle machen. Dies konnte Christina nur hoffen.

„Katha, du musst ihn anzeigen.“

„Ich hab Angst, Tina.“, sagte sie leise.

„Gerade deshalb musst du es tun. Damit du endlich mal keine Angst mehr zu haben brauchst. Nie mehr.“

„Ich kann da nicht. Du musst es tun. Zeig du ih an!“

„Nein, tu es selbst. Wir tun es zusammen. Mir werden sie vielleicht nicht glauben.“

„Ich kann nicht. Das ist zu viel für mich. Ich würde es nicht durchstehen, alles zu erzählen.“

„Du musst. Mir hast du es ja jetzt auch erzählt.“

„Das ist was Anderes. Außerdem werden die wollen, dass ich alles, wirklich alles erzähle, in den kleinsten Einzelheiten. Das ist so widerwärtig. Ich möchte mich nicht daran erinnern.“

„Er muss endlich bestraft werden, Katha!“

Katharina stand auf und ging los. „tu du es für mich. Bitte.“

„Du wirst so oder so aussagen müssen.“

„Ich muss nach Hause. Er wird misstrauisch werden, wenn ich nicht bald zurückkomme.“

Christina stand ebenfalls ruckartig auf. „Das ist nicht dein Ernst! Du willst doch nicht etwa jetzt zu ihm gehen, nach allem, was er dir angetan hat!“

„Ich bin daran gewohnt. Zeige ihn an, dann wird er noch heute abend wegkommen. Ich kann nicht mehr. Du musst dene rsten Schritt tun. Wenn er erst mal weg ist, bin ich vielleicht stärker.“ Katharina lief los.

„Nein, Katha, bleib hier!“ Christina wollte hinterher, doch da sah sie, dass es zu spät sein würde. Katha war schon zu weit weg.
 

„Ich möchte eine Anzeige machen.“

„Setzen sie sich bitte. Wie ist ihr Name?“

Die blonde junge Frau setzte sich auf einen unbequemen großen Stuhl vor einem unaufgeräumten Schreibtisch. Der etwa vierzigjährige Polizist mit Dreitagebart nahm einen block hervor und setzte mit einem Kugelschreiber zu schreiben an. Er hatte einen müden Gesichtsausdruck.

„Ich heiße Christina Klein. Ich wohne in Stolberg-Büsbach.“

Nachdem sie dem Beamten Auskunft darüber gegeben hatte, wo genau sie wohnte, wie die Telefonnummer sei und so weiter, kamen sie schließlich zum Wesentlichen.

„Worum geht es denn genau, Frau Klein?“

„Es geht um meine Freundin Katharina Feuersinger.“

„Alter, Adresse?“

„Sie ist fünfzehn Jahre alt. Die Adresse ist Meisenweg 14c.“ Der Polizist schrieb gelangweilt mit. „Sie wird seit Jahren tagtäglich von ihrem Vater sexuell missbraucht.“

„Wie kommen sie zu dieser Vermutung? Welche Anzeichen gab es?“

„Sie hat es mir selbst gesagt.“

„Wieso macht sie die Anzeige nicht selbst?“

„Sie hat Angst, und deshalb hat sie mich gebeten, dies zu tun.“

„Aha. Und was sollen wir ihrer meiner nach nun tun?“

Christina sah ihn missmutig an. „Sie sollen ihn verhaften.“

„Wir können niemanden auf bloßen Verdachts unbeteiligter Dritter, welche dazu noch minderjährig sind, verhaften.“

„Sie werden also nichts unternehmen?“, fragte Christina ungläubig.

„Doch, natürlich. Wir sind verpflichtet jedem Hinweis nachzugehen. In einer der nächsten paar tage werden wir die Sache genauer untersuchen.“

„In einem der nächsten Tage? Wie können sie es verantworten, dass bis zu diesem Zeitpunkt dieses Mädchen weitere Male vergewaltigt werden wird?“

„Nun mal langsam mit den jungen Pferden...“

„Gar nichts! Wenn sie auch nur noch einen einzigen tag warten, und es zum Schaden meiner Freundin ist, ich schwöre, ich werde jedes einzelne Detail ihres handels an die Presse weiterleiten, und dann werden sie schon sehen, was sie davon haben!“

„Was erlauben sie sich? Die Polizei lässt sich nicht erpressen. So machen sie es nur noch schlimmer, anstatt ihrer Freundin zu helfen.“

„Jede Sekunde zählt. Warum verstehen sie das denn nicht?“ Christina sah ihn eindringlich an.

„Na gut. Ich werde zwei Kollegen hinschicken, sobald hier jemand etwas Zeit hat. Wir werden uns noch heute darum kümmern. Sind sie jetzt zufrieden.“

„Danke.“, entgegnete Christina erleichtert. Sie stand auf. „Auf Wiedersehen.“
 

Christina öffnete die Tür zu ihrem Zuhause. Hoffentlich würde alles gutgehen. Arme Katha. Es war unmöglich, sich vorzustellen, was sie alles durchgemacht haben musste. Doch das würde nun endlich vorbei sein.

„Wo warst du denn die ganze Zeit?“, begrüßte sie Bernhard Klein sofort.

„Bei Katha. Du, Papa, ich brauche Geld.“

„Was? Wofür brauchst du denn Geld? Und wieviel?“

„Soviel, wie man braucht, um mit dem Bus von Büsbach zur Stadtmitte von Stolberg zu fahren, danach mit der Bahn nach Aachen, oder wo der nächste Flug nach Griechenland geht, und dann das Geld für den Flug. Ich schätze, so ein paar hundert Euro.“

„Ist das jetzt ein Witz, oder was? Ich eb dir garantiert keine paar hundert Euro, damit du allein ins Ausland fliegts. Was willst du denn da?“

„Ich muss zu Mama.“

„Niemand weiß, wo deine Mama ist, nicht mal ist. Vielleicht hält sie sich nicht mal mehr in Griechenland auf. Und wie willst du sie da finden? In griechenland wohnen über elf Millionen Menschen!“

„Ich werde sie finden, vertrau mir.“

„Ach, weil die Christina Klein es sich in den Kopf gesetzt hat, findet sie jemanden, der nicht gefundne werden will? Du bleibst hier, und fertig.“

„Ich muss sie finden! Unbedingt!“

„Dann sag mir doch, warum.“

„Das kann ich nicht, du würdest es sowieso nicht glauben.“

„Dann kriegst du auch kein Geld, Christina. Weißt du eigentlich, wie teuer das ist? Und du musst hier zur Schule. In einem fremden Land, ganz allein, eine kleine Bareschesserin. Du machst dir was vor, mein Mädchen.“

„Ich muss da hin, und ich werde auch dahin kommen! Koste es, was es wolle!“ Christina lief die Stufen der Treppe hinauf.

„Christina!“, rief ihr der Vater nach, doch sie ignorierte ihn. „Dein Verhalten gefällt mir überhaupt nicht, in letzter Zeit. Kommst und gehst wie du willst! Meinst du, ich hab Lust, irgendwann deine Leiche aus dem Münsterbach zu fischen? Du hast wohl schon vergessen, dass in den letzten tagen drei Jugendliche umgebracht worden sind. Büsbach ist nicht mehr sicher. Drei Jugendliche innerhalb weniger Tage, in einem Ort mit gerade mal knapp über 7000 Einwohnern! Christina, ich hab doch Angst um dich, verstehst du das nicht?“

„Das brauchst du nicht, Papa.“, rief die hübsche Halbgriechin von oben runter. „Ich kann schon ganz gut auf mich selbst aufpassen, glaub mir.“

Andreas kam aus seinem Zimmer heraus. Er schien endlich mal gute Laune zu haben, seit langer Zeit wieder. „Na, Tinchen. Bist du nicht mehr brav.“, neckte er sie.

„War ich noch nie, falls dir das nicht aufgefallen ist.“, gab sie frech zur Antwort. „Du scheinst ja heute besser drauf zu sein. Machen wir was zusammen?“

„Jetzt? Ich weiß nicht. Ich wollte mich noch mit jemandem treffen. Aber bald mal wieder, Schwesterchen.“

„Gut.“ Christina ging in ihr Zimmer. Sie wollte nicht im Zimmer bleiben. Es war noch genug Zeit heute. Plötzlich hörte sie eine Stimme. Sie war sich erst nicht ganz sicher, doch sie fühlte es. Es war die Stimme ihrer Tante, ganz schwach. Dass sie nun schon hellhörig wurde, war ein gutes Zeichen für die Entwicklung ihrer Kräfte. Die Stimme sagte: „Du brauchst Kraft. Der Kampf wird hart. Sammle neue Kraft. Ein kraftort. Die Kirche...“

Sie sollte zur Kirche? Christina erinnerte sich, mal gelesen zu haben, dass Kirchen ein Kraftorte seien, besonders alte Kirchen, denn in ihnen wurde viel gebetet und so werden diese Orte energetisch aufgeladen. Nun gut. Sollte sie zur Kapelle im Marienheim, oder zur Kirche von St. Hubertus? Sie entschied sich für die Hubertuskirche.

Eine Viertelstunde später stand sie vor dem Portal der neugotischen Basilika. Als sie durch das große dunkelbraune Tor den geweihten ort betrat, nahm sie Schwingungen war, für die sie früher nicht sensibel genug gewesen war. Die heilige Energie durchflutete sie und gab ihr tatsächlich neue Kraft. Sie kniete sich auf eine Bank, schloss die Augen, faltete die Hände und hörte tief in sich. Sie spürte die Lichtsstrahlen, welche durch die Glasmalereien und die Nazarener-Fenster fielen, auf ihren geschlossenen Augenliedern. Christina betete. Sie betete für sich, für ihre Familie und für Katharina.
 

Der dreißigjährige sportliche Polizist und sein zwanzig Jahre älterer und vierzig Kilo schwerere Partner stiegen die Treppen des schlecht beleuchteten Mietshauses hinauf. Sie überprüften die Adresse. Kein Zweifel, auch das Namensschild auf der Haustürklingel bestätigte, dass hier Thomas Feuersinger mit seiner Tochter Katharina wohnen musste. Der jüngere Beamte klingelte an der schrillklingenden Türklingel. Kurz darauf ein zweites und ein drittes Mal. Waren sie nicht zu Hause, oder machten sie einfach nicht auf. Der junge Kollege dachte nach. Es ging hier um ein Mädchen, welches Schreckliches durchmachen musste, falls sich der Verdacht bestätigen sollte. Er musste so schnell wie nur möglich handeln. Er warf sich mehrmals an die hölzerne Tür, bis sie endlich aufbrach. Beide Polizisten zogen ihre Dienstwaffe.

„Hallo?“, fragte er laut und deutlich. „Hallo, ist hier jemand?“

Keine Antwort.

Sie gingen durch den Hausflur und sahen in jedes Zimmer. Es war alles ziemlich unordentlich, ein regelrechtes Chaos. Sah es hier immer so aus, oder was war geschehen? Im Bad war niemand, in der Küche war niemand und so sahen sie alle Zimmer durch, bis nur noch eines übrig blieb. Es war das Zimmer der Tochter. Langsam öffnete sich die Tür. Die Schränke waren geöffnet und Wäsche auf dem Boden verteilt, genauso wie es auch in dem Zimmer des Vaters ausgesehen hatte. Doch es war niemand da. Sie musten abgehauen sein! Vielleicht hatte die Tochter sich verplappert und so hatte der Vater etwas gemerkt.

„Verdammt!“ Der Gesetzeshüter nahm sein Sprechfunkgerät heraus. „Gebt eine Fahndung raus, nach Thomas Feuersinger, einem Mann von 48 Jahren. Er hat vermutlich ein fünfzehnjähriges Mädchen dabei. Dieser Mann muss unbedingt gefasst werden!“



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