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Magical Girl LaFee

The Destiny of Christina Klein
von

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Du liebst mich nicht

Kapitel 14: Du liebst mich nicht
 

Jasmin Wagner saß entspannt auf dem großen weichen Sofa, mit dem Rücken an die Brust Dero Gois gelehnt. Seine starken Arme hielten sie umfangen. Gemeinsam sahen sie sich eine DVD im Fernsehen an. Doch Jasmin konnte sich nur schlecht auf die Handlung des Films konzentrieren, sie genoss vielmehr die angenehme Gegenwart Deros, wie sie beide da so Herz an Herz saßen. Doch leider waren sie nur gute Kollegen und inzwischen enge Freunde, dachte die Halbkroatin mit Widerwillen. Es wird sich nie mehr daraus entwickeln, da Dero verheiratet war. Nicht nur das, er hatte auch noch zwei Kinder, eins davon ein Kleinkind. Doch eins schien Jasmin merkwürdig. In all den Jahren, in denen Jasmin und Dero zusammen arbeiteten, hatte sie niemals Deros Frau und Kinder kennengelernt oder auch nur Fotos von ihnen gesehen. Wenn Dero Urlaub hatte, oder mal übers Wochenende wegfuhr, sagte er oft, er führe zu seiner Familie. Doch das war leicht dahingesagt. Die hübsche Frau mit kastanienbraunen Haaren hatte schon seit Längerem den Verdacht, dass Dero seine Familie nur erfunden hatte, doch aus welchem Grund sollte er so etwas tun?

Jasmin sah in Deros hübsches Gesicht und versuchte darin etwas abzulesen, was ihr vielleicht eine Antwort auf ihre unausgesprochenen Fragen geben könnte. Doch sie musste sich mit Vermutungen begnügen. Die Vermutung, welche ihr als die wahrscheinlichste Variante vorkam war, dass er dieses Verhalten an den Tag legte, um sich emotional abzuschirmen. Er wollte vielleicht keine Beziehung an sich heranlassen, weil er eventuell in der Vergangenheit zu stark verletzt worden war. Doch von wem, und womit? So offen und witzig sich Dero nach außen hin gab, umso verschlossener und ernster war er in Wirklichkeit. Natürlich war es seine Privatsache, die Jasmin nichts anging, aber sie wollte ihm helfen und sie würde gerne eine Beziehung zu ihm aufbauen. Trotz dass er zehn Jahre älter Als Jasmin war, war er extrem hübsch und knuffig, sodass sie sich eine Partnerschaft sehr gut vorstellen könnte, doch dazu müsste Dero seine Maskerade aufgeben und sich öffnen. Außerdem gab es einen weiteren grund, weshalb es wichtig war, dass Dero mit sich selbst ins Reine kommen würde. Wenn ein Mensch nicht eins mit sich ist und unehrlich zu sich selbst, dann ist dies immer eine große Angriffsfläche für die dunklen Mächte. Dies sagt Dero auch oft zu den Neuankömmlingen, doch wenn er dies sagt, und es nicht selbst tut, wird er unglaubwürdig. Jasmin fiel in diesem Zusammenhang ein Sprichwort ein, welches in etwa lautete, dass man sich erst selbst heilen soll, bevor man Andere heilt.

Dero blickte Jasmin mit zusammengezogenen Brauen an. „Langweilt dich der Film? Du scheinst so abwesend.“

„Nein, der Film ist cool.“, antwortete Jasmin schnell. „Ich bin nur ein bisschen müde.“

„Du wirst alt, mein Mädchen.“

„Haha, das musst du gerade sagen.“, entgegnete Jasmin augenrollend.

In diesem Augenblick humpelte Senna herein. Sie hielt sich am Türrahmen fest und schaute die Beiden völlig fertig an. Sie war von oben bis mit Blut gespritzt.

Jasmin stand schnell auf und lief zu ihr hin. „Um Himmels Willen, Senna! Was ist denn passiert?“

„Es... Es gab einen Kampf.“, sagte sie langsam. „ich wurde von so einem Typen angegriffen. Danny hieß der, und ich konnte ihn nur knapp besiegen. Fast hätte er mich umgebracht.“

„Lebt er noch?“

„Nein, er ist tot.“

„Bist du verletzt worden?“, fragte Jasmin ehrlich besorgt.

„Ja, mein Fuß. Ich kann nicht mehr richtig auftreten. Es tut so verdammt weh.“

„Leg dich hier auf die Couch.“, sagte Dero ernst.

Senna humpelte zur Couch hin und legte sich vorsichtig darauf. Jasmin nahm sanft den Knöchel zwischen ihre Hände und ließ Energie hinein fließen. Diese warme Kraft wirkte heilend auf die Verletzung. Dero kam dazu. „Du hast auch viele Prellungen.“, stellet er fest. „Und deine Energie ist stark gesunken. Ich kann deine Schwäche fühlen.“ Er trat ans Sofa heran und legte seine Hände auf Senna Gesicht. „Schließ die Augen.“

Senna spürte, wie die Schmerzen in ihrem Körper nach und nach weniger wurden und sich eine wohltuende Wärme in ihr ausbreitete. Und kurz darauf war sie eingeschlafen.

„Der heilende Schlaf wird sie stärken.“, meinte der schwarzhaarige Mann zu Jasmin.

„Richtig.“, stimmte sie ihm zu. „Ich denke, wir sollten sie jetzt alleine lassen, damit sie sich erholen kann.“

Sie gingen vor die Tür und schlossen diese leise. „Der Feind meint es ernst.“, äußerte Dero seine Sorge. „Im Moment scheint er wieder sehr aktiv zu sein. Wir leben in einer sehr kritischen Zeit.“

„Ich weiß.“, meinte Jasmin. „Aquarian Age. Das Zeitalter des Wassermanns. Nicht sehr gut. Und eigentlich sollte es doch ein goldenes Zeitalter sein, nachdem wir den Übergang aus dem Zeitalter der Fische geschafft haben.“

„Richtig. Die Menschen beginnen mehr und mehr sich vieler Dinge bewusst oder wieder bewusst zu werden. Mit Hilfe mystischer Methoden der Selbsterkennung kann es ihnen gelingen, im Einklang mit sich selbst zu kommen, und genau das wollen diese negativen Wesen verhindern. Deshalb kommt nun die geballte Ladung Finsternis auf uns zu. Das, was gekommen war, das war erst der Anfang. Wir gehen heißen Zeiten entgegen.“

„Ja, das ist klar. Es hat ja gerade erst angefangen. Das Zeitalter der Fische begann ungefähr mit Jesu Geburt. Das Zeitalter des Wassermanns wird auch um die zweitausend Jahre andauern, und das ist verdammt lange, jetzt, wo sich alles so rasend schnell verändert.“

„Außerdem ist der Übergang noch nicht vollständig vollzogen. Wir befinden usn ja noch an dem Frühlingspunkt zwischen den beiden Sternbildern. Es hat in den 1960er Jahren begonnen und wird erst nach ein paar jahrzehnten des 21. Jahrhunderts vollendet sein. Das heißt, es liegt an unserer Generation, dafür zu sorgen, dass sich dieses Zeitalter tatsächlich zum goldenen Zeitalter entwickelt, in welchem Toleranz, Offenheit und Weltbürgertum als Werte tatsächlich verinnerlicht sind.“

„Davon sind wir noch weit entfernt.“, seufzte Jasmin.

„Sei mal nicht so negativ. Wir kriegen das schon hin. Jeder muss auch an sich selbst arbeiten. Es geht nicht, dass man denkt, jetzt kommt das und das Zeitalter, jetzt ist alles toll. Es kommt alles auf einen selbst an.“

„Stimmt, das solltest du deshalb selbst auch mal befolgen.“

„Was meinst du damit, Jasmin“, fragte Dero irritiert.

„Nun, ja. Drücken wir es mal so aus. Du erzählst sehr wenig von deinem Leben, besonders von deiner Vergangenheit.“

„Das ist eben meine eigene private Sache, und da muss ich mich selbst darum kümmern. Ich werde mit mir selbst ins Reine kommen, ohne andere Leute.“

„Aber geht es nicht gerade darum, Dero? Dass du dich auch Anderen anvertrauen kannst, die dir dann auch helfen können.“

„Ich muss das selbst regeln, und nur wenn ich es selbst schaffe, damit klarzukommen, dann ist es ein Erfolg.“

„Ich bin da anderer Meinung.“, widersprach Jasmin ernst. „Ich denke, es ist erst dann ein Erfolg, wenn du auch mit anderen Menschen offen über deine Probleme sprechen kannst.“

Dero schwieg eine Weile. Dann sagte er ernst: „Ich glaube, du könntest Recht haben, aber ich bin noch nicht dazu bereit, und ich weiß auch nicht, ob ich es jemals sein werde, doch wenn ich es eines Tages schaffen werde, dann weiß ich, dass ich jemanden habe, dem ich vertrauen kann.“

Jasmin fiel Deros weicher Blick bei diesen Worten auf, und dass sich ganz kurz, ein friedliches Lächeln auf seinen Lippen abspielte. Sie wollte ihm helfen, und sie würde ihm helfen, sie würde nicht locker lassen, doch sie durfte nicht aufdringlich sein. Wie ein Bumerang, der seine Umlaufbahn erreicht hatte, würde sie immer näher an ihn ran kommen.
 

Mandy und Bahar saßen am nächsten Tag bei Senna auf ihrem Bett. Nachdem sie morgens noch immer auf der Couch tief und fest schlief, hatte Dero sie in ihr Bett gebracht. Der regenerative Schlaf hatte funktioniert und Senna spürte, nachdem sie aufgewacht war, dass sie langsam wieder zu Kräften kam. Sie blinzelte wegen des hellen Lichtes im Raum und öffnete leicht die Augen. Sie war froh, ihre beiden besten Freundinnen an ihrer Seite zu sehen.

„Wir haben gehört, was passiert ist.“, sprach Bahar leise. Sie kämpfte mit den Tränen. „Ich darf gar nicht daran denken, dass wir dich beinahe verloren hätten...“

„Bahar...“, flüsterte Senna ergriffen. „Es ist alles in Ordnung. Mir gehts wieder gut, mir ist nichts Ernsthaftes passiert.“

„Wie leicht hätte es aber passieren können!“

„bahar.“, sprach Mandy nun langsam. „Ich weiß, es klingt hart, aber bitte reiß dich zusammen. Wir haben alle eine Aufgabe, und wir wissen um die Gefahr, der wir aus diesem grund ständig ausgesetzt sind. Jederzeit kann jemand von uns ernsthaft verletzt werden oder sogar sterben. Doch dann müssen wir auch weitermachen, der Kampf darf deshalb nicht aufgegeben werden.“

„Nein, Mandy.“, sprach Bahar, während sie den Kopf schüttelte und eine Hand an ihre Schläfe legte. „Bitte hör auf damit. Ich will über so etwas gar nicht nachdenken.“

„Aber du musst, damit du nicht wie gelähmt vor Schmerz bist, falls es eintrifft.“

„Hör bitte auf damit.“

Mandy schwieg und sah Bahar mitleidig an. Dann wandte sie sich an Senna. „Ich bin auch froh, dass dir nichts passiert ist.“

„Danke.“ Die hübsche Marokkanerin lächelte. „Danke, dass ihr für mich da seid.“ Sie ergriff Mandys Hand und Bahar ergriff wiederum diese beiden Hände.

Es klopfte an der Tür. „Kommt nur herein!“, rief Senna. Es waren Christina, Lulu und Liza.

„Wir haben gehört, was passiert ist.“, sprach Christina. „gehts dir wieder besser?“

„Ja, mir gehts wieder gut.“

„Das... Das Training geht in einer halben Stunde los.“, informierte Liza Wilke. „Ich sollte euch nur Bescheid sagen. Senna muss sich natürlich noch erholen.“

„Wie?“, fragte Bahar verwundert. „Dero und Jasmin wollen einfach so zur Tagesordnung übergehen?“

„Ja, natürlich.“, antwortete Liza. „Das Training ist sehr wichtig. Hätte Senna nicht dieses physische und mentale Training erfahren, wäre sie jetzt wahrscheinlich tot.“

„Liza!“, zischte Lulu mit weit aufgerissenen Augen.

„Was ist? Es ist doch so, oder nicht.“

„Ja, du hast Recht.“, bestätigte Mandy. „Also, auf, Leute!“

Senna sah Mandy mit bewunderndem Blick an. Wann hatte Mandy sich so entwickelt? Sie ist richtig... erwachsen gewordne. Sie ist tatsächlich nicht mehr das kleine Küken, als das die Gruppe sie gesehen hatte. Oder lag es an den umständen? Senna dachte daran zurück, wie schnell sie erwachsen werden gemusst hatte, als ihr Vater starb, uns sie gerade mal zwölf Jahre alt gewesen war. Plötzlich hatte sie die Verantwortung für die Familie gehabt. Irgendwie hatte sie wenig Kindheit gehabt, dachte sie wehmütig.
 

Am darauffolgenden Tag ging es Senna wieder gut genug, dass sie beim Training mitmachen konnte.

Christina ließ gerade eine Blechdose hochschweben, drückte dann ihre Hand zusammen, um im gleichen Augenblick wurde die Dose zusammengepresste.

„Sehr gut, Christina.“, lobte sie Dero Goi, welcher sie bei der Übung beobachtet hat. „Du beherrschst langsam deine Kräfte. Selbstkontrolle ist das Wichtigste überhaupt im Umgang mit solchen Energien. Lass dich nicht von deinen Gefühlen beherrschen, sondern beherrche deine Gefühle. Wut oder Hass kann deine Kräfte aktivieren und unglaublich stark machen, das hast du ja bereits des Öfteren selbst erfahren. Doch wenn du deine Wut kontrollierst, dann kannst du deine Macht gezielt einsetzen. Wenn du deine Kräfte in Zeiten des Zorns einsetzt, wirst du nicht das erreichen, was du wirklich wolltest und wirst dich darüber hinaus so verausgaben, dass du nach dem einsatz deiner Kräfte total erschöpft bist. Und falls du deinen Gegner nicht bei diesem ersten Angriff besiegt hast, bist du ein leichtes Opfer für ihn.“

„Ich weiß.“, antwortete die junge Halbgriechin freundlich. „Das hast du mir schon oft gesagt.“

„Das ist mir bewusst, doch man kann es nicht oft genug sagen. Du musst es wirklich verinnerlichen. Es ist so schwer, sich nicht in einem Augenblick der Rage hinreißen zu lassen, das zu tun, was nicht richtig ist. Ich kann dir nur empfehlen, täglich deinen Geist mit Meditation und In-Sich-Versenken zu stärken, denn auch wenn deine Vorsätze noch so gut sind, wenn die Wut dich packt, kannst du dich nicht mehr kontrollieren, es sei denn, du übst es vorher, bis du es wirklich kannst.“

„Ich werds versuchen. Auf jeden Fall.“

„Ihr sagt heutzutage alle immer ‚Auf jeden Fall.’ Das ist leicht dahin gesagt, doch ist das was du sagst, auch wirklich das, was du meinst?“

„Auf... Äh, ich meine, ja. Ja, das ist es. Ich habe ganz fest vor, meinen Geist zu stärken.“

„Und das wirst du auch, Christina, das wirst du noch sehr oft tun.“

„Na toll.“, seufzte die Jugendliche, nachdem Dero nun zu Elvira gegangen war.

„Der hat dich ja ganz schön in der Mangel, der gute Dero.“, meinte Lulu, welche neben Christina stand und alles mitangehört hatte.

„Ja. Ich weiß, es ist alles richtig, was er sagt, aber langsam nervt er mich etwas. Ich weiß die ganzen Sachen doch schon. Das sagt er fast täglich.“

„Ich denke, er sieht das große Potenzial in dir.“

„Wie meinst du das, Lulu?“

„Du hast eine so große Kraft in dir, ich glaube, größer als die meisten Anderen hier. Und ich glaube, Dero hat Angst, dass diese Kraft zu groß für dich ist. Zu viel Verantwortung. Und deshalb kommt er immer wieder und erklärt dir ständig was. Er wird bestimmt bald sehr streng zu dir sein, weil er will, dass aus dir die Beste wird.“

„Besser hätte ich es auch nicht sagen können.“, bestätigte Jasmin. „Das was man liebt, zu dem ist man besonders streng.“

„Liebt?“, fragte Christina verwundert.

„Im Sinne von ‚mögen’, natürlich. Aber wir wollen natürlich, dass jeder von uns ein starker Kämpfer oder Kämpferin wird. Schließlich sind wir nicht nur eure Lehrmeister, ihr werdet eines Tages unsere Gefährten sein. Eigentlich seid ihr es jetzt schon.“

Nachdem Jasmin zu Matt Mockridge gegangen war, klingelte Christinas Nokia N90.

„Ja, hallo?“, meldete sie sich.

„Ich bins.“, entgegnete die wohlvertraute Stimme von Anis.

„Hi, mein Süßer.“, sagte Christina lächelnd.

„Ich will dich sehen. Jetzt.“

„Jetzt? Du, das geht jetzt im Moment leider überhaupt nicht. Ich kann heute nach...“

„Nein.“, schnitt Anis ihr das Wort ab. „Du hast gesagt, du würdest alles für mich tun. Ich verlange doch nur, dass du bei mich kommst, habibi. Ist dir das schon zuviel verlangt? Waren deine Versprechen nur leere Worte?“

„Nein... Nein, ich komme. Wo bist du?“

Anis nannte ihr eine bestimmte Adresse und beschrieb schnell den Weg dorthin. „See you.“

„Bye, Anis.“ Christina drückte das Handy aus.

„Du willst doch wohl jetzt nicht wirklich zu ihm gehen?“, wandte Lulu ein, die ales mitbekommen hatte.

„Natürlich. Ich geh sofort los.“

„Du spinnst doch. Du lässt das Training sausen, um dich mit einem Typen zu treffen.“

„Das ist nicht nur irgendein Typ, das ist mein Freund.“, antwortete die Halbgriechin schnippisch.

„Ja, verstehst du denn nicht, wie wichtig das hier alles ist? Hast du denn nichts aus dem gelernt, was Senna passiert ist?“

„Auf einen Tag mehr oder weniger Training kommt es nun wirklich nicht an, oder? Du hast doch eben Dero und Jasmin gehört. Ich bin schon so gut, da kann ich mir den einen freien Tag wirklich leisten, oder etwa nicht.“

„Mach doch, was du willst.“ Lulu drehte sich wütend um.

„Das werde ich auch, darauf kannst du dich verlassen.“ Ohne ein Wort des Abschieds verließ Christina die Gruppe.
 

Christina betrat das verlassen aussehende Haus und ging die steinerne Treppe hinauf bis sie im dritten Stock war. Sie öffnete die modrige Holztür. Dahinter befand sich ein relativ großer Raum, welche leer und staubbedeckt war. Ein sehr großes Fenster ohne Glasscheibe tauchte den Raum in eine zwielichtige Atmosphäre. Das dunkelblonde Mädchen zögerte erst, einzutreten, doch Anis, welcher im Raum stand, deutete ihr mit einer jovialen Handbewegung an, näherzutreten.

„Hallo, mein Süßer.“, begrüßte sie ihn, und trat ein. Dann sah sie einen weiteren Mann im Raum stehen. Sie hatte ihn schon mal in der Disco gesehen, diesen seltsamen Österreicher mit dem witzigen Namen. Peter Pangerl. Er war ihr unsymphatisch. Abrupt blieb sie stehen und schaute irritiert.

„Was hast du, habibi?“, fragte Anis sie.

„Dieser Typ da.“ Sie deutete auf Peter. „Was macht er hier.“

„Er begleitet mich nur. Du brauchst dich nicht um ihn zu kümmern.“ Anis trat an sie heran. Er fuhr über ihren Hintern und an ihrer Taille entlang. „Du bist echt ein geiles Bunny, Habibi.“

„Wieso redest du so? Ich bin kein Bunny.“

„Ich weiß, du bist meine Lady. Aber da wo ich herkomme, da redet man nun mal so. Im Ghetto.“

„Von was redest du?“ , fragte Christina irritiert. „Ghetto? Es gibt kein Ghetto in Deutschland.“

„Ich komme aus dem Ghetto, und da bin ich der King. Und du wirst meine Prinzessin sein. Meine süße Lady, die Queen der Straße.“

Anis küsste sie auf den Mund und der Kuss entwickelte sich in einen Zungenkuss. Seine Händen fuhren an christinas wohlgeformten Körper hoch und runter und über ihre festen Brüste. „Anis...“

„Was ist los, Babe?“

„Was willst du?“

„Ich will dich.“

„Willst du Sex?“

„Natürlich. Lass uns endlich miteinander schlafen.“

Christina versuchte ihm in die Augen blicken, doch es war schwer, da Anis ihrne Blick nicht erwiderte. „Anis, hör mir bitte zu. Ich will noch keinen Sex. Wir kennen usn noch gar nicht so lange. Ich will noch warten.“

„Willst du mich verarschen?“, fragte der Halbtunesier schroff. „Hast du deine Tage, oder was? Was geht denn plötzlich mit dir ab?“

„Ich will noch nicht, akzeptier das doch einfach.“

„Nein, du hast gesagt, du würdest alles für mich tun, hast du schon wieder vergessen?“

„Und außerdem... Hier, an diesem Ort. Ich könnte mir wirklich etwas Anderes für mein erstes Mal vorstellen. Und überhaupt... Dieser seltsame Österreicher glotzt uns die ganze Zeit an.“

„Lass ihm doch den Spaß. Er will doch nur ein bisschen zuschauen. Und nachher kann er vielleicht ein wenig mitmachen.“

„Äh... Bitte was?“ Christina sah ihn entgeistert an. „Sonst noch was? Du bist doch nicht mehr ganz dicht? Ich bin doch nichtd as Lustobjekt bei einem Gangbang für dich und deine Kumpels!“

„Ich teile den Spaß gerne mit meinen Homies.“

„Das ist doch nicht dein Ernst! Oh mein Gott! Das ist krank!“

„Ich weiß.“ Anis grinste. „Ich bin nun mal sexsüchtig, was soll man machen?“

Christina sah dem dunkelhäutigen Mann erneut in die tiefbraunen Augen. Diesmal erwiderte er ihren Blick. Und in diesem Augenblick sah sie zum ersten Mal klar. Sie blickte direkt durch seine Augen in sein wahres Ich. Die Augen scheinen tatsächlich ein Spiegel der Seele zu sein. Wie konnte sie ihm nur so hörig sein, er hatte sie manipuliert! Doch damit war nun endgültig Schluss! Dieser Wichser hatte ihr Herz entzweigerissen, deshalb ging er ihr jetzt am Arsch vorbei. Es war dieselbe Kacke, wie mit Alex gewesen. Es war, als ob sich ihr Leben in einem Scheiß-Kreis gedreht hätte. Wie hatte sie nur so blind sein können? Sie wusste schließlich doch, dass die Welt groß und schlecht sein konnte, doch sie hatte es wieder vergessen, das war ihr Problem. Was dachte Anis sich bloß? War sie denn aus Holz? Sie war doch ein Mensch mit Gefühlen! Die Scheiß-Tage im Bann von diesem beschissenen Mann waren nun endgültig vorbei. Sie hatte sich tatsächlich abt, nur aus kindischer Verliebtheit. Sie hatte gedacht, sie wäre reif genug, doch sie war auf Blumen reingefallen. Die würde er jetzt seinen Schlampen schenken können, sie war jedenfalls keine von denen.

„Ich verabscheue dich, Anis.“, stieß sie wütend hervor. „Du liebst mich nicht. Das ist die simple, aber harte Wahrheit. Du liebst mich einfach nicht. Du hast die ganze Zeit nur so getan, hohle Sprüche, und nichts dahinter. Als ob du wüsstest, was überhaupt Liebe ist!“

„Aber, habibi. Was ist denn los mit dir?“ Er streichelte über ihre Wange. Sie schlug die hand weg.

„Fass mich ja nie wieder an. Wage es nie mehr! Fick dich doch, mit deiner ganz beschissenen Show!“

„Das ist keine Show, du bist meine Lady. Nur du ganz allein.“

Christina stieß Anis Ferchichi von sich fort. „Doch, es ist alles nur Show, du kannst gar keine gefühle empfinden, das hab ich nun erkannt. Du bist kalt. Dir gehts nur um Sex, ganz egal mit wem, Hauptsache Sex. Du bist so erbärmlich.“

„Habibi, es tut mir so Leid. Bitte, glaub mir. Ich kann nichts dagegen tun, doch ich werde dagegen ankämpfen. Bitte, Habibi, bitte! Gib mir nur noch diese eine Chance.“

Christina sah ihn verwundert an. Seine Augen waren ja ganz nass! Er weinte! Er weinte tatsächlich. Der Super-Duper-Macho weinte. Meinte er es also ehrlich? Schließlich zeigte er nun richtig Gefühle. Christina war ratlos.



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