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Schattenherz

von

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Licht

Das was man im Allgemeinen als Leben bezeichnet, ist nicht das was ich darunter verstehe.

Es ist nicht das, was wir darunter verstehen. Und so ganz unter uns gesagt, wenn ich, wie in jener Nacht dort stand und das schwarze Wasser unter mir betrachtete überkam mich das Bedürfnis auf das Brückengeländer zu klettern und zu springen. Ich wollte in seine Tiefen fallen und nie wieder daraus emporsteigen. Ich wollte, dass die Kälte mich umfing und sich meine Lungen mit Wasser füllten und mein Dasein sich in Dunkelheit tauchte.

Doch alles in allem war ich zu feige dafür. Ich stand nur da und betrachtete die schwarze, wabernde Flüssigkeit zu meinen Füßen. Es war kalt in dieser Novembernacht. Der feuchte Wind blies mir das Haar aus dem Gesicht. Ich sah auf zum Himmel und blickte in die Sterne.

Der Mond war hinter einer dicken Wolke verschwunden. Ich ging immer nachts hinaus um den Mond zu sehen. Er war das einzige, das mich davon abhielt in völliger Dunkelheit zu versinken.

Mir…Uns gehörte nur die Nacht. Wir hatten sie zu unserem Jagdrevier gemacht.

Ich spürte wie ein leiser, vor Ironie triefender Seufzer meine Kehle verließ.

Doch ich würde nicht klein bei geben. Hier stehen bleiben würde ich. Bis die Wolke den Mond, mein Lebenselixier wieder freigab. Ich musste den Mond sehen. Ich musste das Licht sehen.

Meine Zunge tastete über meine schmerzenden Fangzähne. Ich verharrte schon viel zu lang auf der Brücke. Mein Körper brauchte seine Nahrung.

Eine Ratte krabbelte über den Bürgersteig.

Die Biester wissen, dass sie viel zu schmutzig dazu sind, als dass sie etwas von uns zu befürchten hätten. Außerdem fällt für sie auf den nächtlichen Raubzügen gelegentlich etwas ab.

Mein Blick glitt über das vor Nässe und Schmutz glänzende Tier, herauf zu der Straßenlaterne.

Mücken irrten um das Licht herum. Meine Augen zog es weiter nach oben.

Die Wolke hatte sich verzogen und gab den Blick auf Luna frei.

Ich betrachtete den beschienenen Himmelskörper erschöpft und biss die schmerzenden Kiefer zusammen. Meine Beine setzten sich, wie von selbst in Bewegung.

Meine Augen brannten in der kalten Luft. Mein Gesicht war Taub aber meine Zähne wurden immer heißer. Meine Eingeweide zogen sich schmerzlich zusammen und mein Herz verlangsamte den Schlag bis aufs äußerste. Ich hatte schrecklichen Durst.

Das Töten von Menschen ist für Vampire wie das Schlachten von Vieh für Menschen.

Wir sind Parasiten, die sich vom Leben der Lebendigen nähren.

Das heißt jedoch nicht, dass uns das nicht mit Abscheu erfüllt. In dem Moment, in dem ich meine Fangzähne in die Halsschlagader eines Menschen schlage, weiß ich alles über ihn. Ich kenne seine tiefsten Wünsche und Ängste. Das ist unser Fluch. Das und die Abhängigkeit.

Das Blut ist eine Droge. Jeder Vampir, der das bestreitet ist ein Lügner. Es lindert unseren Schmerz.

Wir sind verflucht. Von dem Moment unserer Geburt, sind wir zum Abschuss frei gegeben.

Wir haben keine Rechte und keine Pflichten. Doch so hat jeder das Recht uns zu töten wenn ihm der Sinn danach steht. Unsere Art wurde über die Jahrhunderte beinahe zu Tode gehetzt.

Die Stadt war noch immer von Leben erfüllt. Um mich herum glitzerten Leuchtreklamen und in Schaufenstern wurden die neusten Modetrends angepriesen.

Ich wand mich beinahe besinnungslos vor Hunger durch die Menschenmassen, die sich durch die Dunkelheit drängten. Die Kälte umhüllte meinen Körper. Sie kroch durch die Nähte meiner Kleidung und ließ mich erzittern. Um mich herum wimmelte es von potenziellen Mitternachtsdrinks.

Ich konnte spüren, wie das Blut in ihren Adern pochte und wie ich beinahe die Kontrolle über mich verlor. Ich nahm nichts mehr wahr… mein Blick und mein Gespür waren getrübt.

Alles was ich sah und roch, war das Blut um mich herum, bis mich endlich jemand aus der Menge riss und gegen eine Wand in einer Seitengasse schleuderte. Der Körper vor mir war warm und versprühte einen bekannten Geruch.

Meine Beine gaben nach. Ich rutschte die Wand herunter auf den Boden. Meine Augen hatten sich geschlossen. Das Rascheln von Kleidung verriet mir, dass sich mein Entführer zu mir herunter gehockt hatte. Ich hatte zu lange mit dem Trinken gewartet. Musste ich nun den Preis dafür bezahlen?

Eine warme Hand legte sich auf meine Wange. „Dante… was machst du nur für Sachen?“, flüsterte eine sanfte Stimme direkt an meinem Ohr. Ich erkannte die Stimme und brachte ein schwaches Lächeln hervor. „Samuel…“, hauchte ich kaum bei Verstand.

Der Warme pulsierende Körper hob mich hoch, auf seine Arme.

Samuel duftete nach menschlichem Blut. Er musste gerade erst getrunken haben.

Meine Gier überwältigte mich. Ich legte die Lippen an seinen Hals, während er mich trug. Doch ich war zu schwach um zuzubeißen. „Warum quälst du dich immer selbst so?“, fragte seine ruhige besonnene Stimme. Ich schwieg, zu schwach einen Laut von mir zu geben.

Vor meinem inneren Auge schwappte das Wasser, an die Uferböschung. Es regnete auf mich hernieder und umgab mich.

Als ich mein Bewusstsein wieder einigermaßen wiedererlang hatte, lag ich mit einer Wärmflasche im Arm in einem Bett, unter einer dicken Decke. Die Decke roch nach Samuel.

Ich schlang sie um meinen immer noch eiskalten Körper und erhob mich schwerfällig.

Ich kannte diese Wohnung nur zu gut. Ich hatte hier drei Jahre meines unsterblichen Lebens verbracht. Wie ein Kind, von einem Albtraum erwacht, wankte ich durch die Wohnung, in die Küche und stellte mich vor die Theke. Samuel holte eine Tüte aus dem Kühlschrank. „Was ist da drin?“, fragte ich mit grausig brüchiger Stimme. Mein alter Freund schwieg und holte zwei Katzenkadaver aus dem Plastikbeutel. Ich schauderte. Er hatte ihnen den Hals rasiert, damit ich keine Katzenhaare im Mund hatte wenn ich sie aussaugte. „Sie sind seit einer Stunde tot… hier trink“.

Samuel war hinter mich getreten und hatte die Katzen vor mich gelegt. Er legte die Arme um mich und ich lehnte mich zurück während ich trank. Mein Körper wurde wieder warm.

Als ich mich gesättigt genug fühlte, legte ich den zweiten Katzenkörper beiseite und den Kopf in den Nacken. Voller Genugtuung spürte ich, wie Samuel bedächtig die Blutreste von meinen Lippen leckte.

Ich schloss die Augen und genoss was er tat.

Ich hob meine Hand und streichelte über seine Wange. Die noch immer um mich geschlungene Decke, rutschte hinab. Ich schlang meine Arme um Samuels Körper und ließ ihn mich Küssen.

Ich wünschte dieser Moment würde ewig währen. Ich wünschte mich in die Vergangenheit zurück, als wir diese Wohnung unser Nest nannten und sie als Liebende teilten.

…Aber was war schon für die Ewigkeit bestimmt?...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-09-15T11:20:44+00:00 15.09.2008 13:20
Dieser Anfang ist toll!
Ich werde sofort weiter lesen und es zu den Fav´s setzen!^^
Von:  nyappy-freak
2008-09-13T13:12:20+00:00 13.09.2008 15:12
boa richtig geil geschrierben
ich .liebe vampire und shonen-ai zusammen kann das ja nur tol lwerden
und so wie du schreiben kannst, das ist richtig gut
ich freu mich so drauf wie es weiter geht
bin wirklich gespannt^^ mach es ghleich als favo damit ich immer reingucken kann
finds echt toll wie du es gemchriebn hast^^
Von:  Flippi
2008-09-13T08:51:43+00:00 13.09.2008 10:51
Hi, ein schönes kapi!
Auch wen es sehr düster und bedrückend geschrieben ist!
Aber ich finde es schön!
Oh, freue mich schon auf mehr!
Hi, schreibst du mir vielleicht ein ENS wen es weiter geht?
Würde mcih freuen!
Bin wirklich sehr gespannt wie es weiter geht!
Lg

Flippi


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