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Schattenherz

von

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Allein

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Allein

Es sollte bis zum nächsten Morgen dauern, bis ich wieder meine Augen aufschlug. Mein Herz raste und ich konnte kaum Atmen, so sehr schmerzte Samuels Anblick. Ganz ruhig und schlafend.

Samuel war einer, der ältesten Vampire, die ich kannte. Er hatte Cesars Kreuzzüge miterlebt, als kleiner Junge. Er hatte immer gesagt, dass diese Stadt sein Ruhelager werden würde.

Vorsichtig rutschte ich näher an ihn heran und streichelte über seine Wange.

Doch er erwachte nicht. Er war eiskalt.

„Samuel“, hauchte ich gegen seinen Hals und schlang die Arme um den Leichnam neben mir.

Zärtlich streich ich die Decke über seiner Brust zur Seite. Pflock…

Bevor er mich in der Stadt aufgegabelt hatte, musste er einen Kampf mit einem Vampirjäger gehabt haben. Mein Herz brannte. Ich erkannte die Wunde ganz eindeutig. Die modernen Vampirjäger benutzen eine neue Methode. Sie nennen diese Vorrichtung, die sie benutzen Amors Pfeil.

Es ist ein Eisenpflock, den sie uns in die Brust jagen. Wenn der Wärmesensor aktiviert ist, injiziert uns das Ding Weihwasser. Direkt ins Herz. Es dauert in der Regel 24 Stunden. Dann ist der entsprechende Vampir tot. Nach weiteren drei Stunden löst er sich in Asche auf.

Alles in meiner Sicht färbte sich rosa. Meine Hände glitten über Samuels Wange und über seinen Hals. Ich schmiegte mich an ihn, in der Hoffnung, er schlage die Augen wieder auf und klärte alles, als einen üblen Scherz auf. Heiße, rote Tropfen glitten über meine Wangen und tropften auf die Brust meines Liebsten. Er musste gewusst haben, dass er sterben würde. Und er hatte mich noch einmal sehen wollen. Es hatte genauso sein sollen, wie es jetzt war. Er hatte neben mir schlafend sterben wollen… Den Körper noch hitzig, von dem, was vor geschehen war. Meinen Geschmack auf den Lippen, meinen Duft in der Nase. Wenn Vampire sich trennten, dann nicht weil sie einander nicht mehr liebten. Wir lieben ewig und mit ganzer Seele. Samuels Wohnung lag gegenüber einer katholischen Grundschule, deren Glocke gerade zum Unterricht läutete, als ich Sam den letzten Kuss auf die Lippen hauchte und er zu Staub zerfiel. Mein Herz brach.

Doch so war der Lauf der Zeit. So war das ewige Leben. Man wurde verlassen. Jeden Tag aufs Neue.

Ich nahm die Kette an mich, die auf dem Kissen neben mir lag. Es war jene Kette, die ich Samuel einst geschenkt hatte. Sie hatte einen kleinen Kreuzanhänger, um den sich Blumenranken wanden.

Auf der Wendeseite war eine kleine verschnörkelte Gravur.

Ich küsste das Kreuz und betrachtete es. Ich lächelte bei dem Gedanken, dass Samuel die Kette immer getragen hatte. Selbst jetzt, nachdem wir schon lange kein Paar mehr gewesen waren.

Ich las die Gravur; Die besten Dinge im Leben sind nicht die, die man für Geld bekommt.

Das Zitat stammte von Einstein. Sam war begeistert von Mathematik und Physik gewesen.

Darum hatte ich diesen Spruch gewählt und nicht unserer beiden Initialen oder Ähnliches.

Ich hatte gewusst, dass wir früher oder später auseinander gehen mussten. Auch wenn unsere Liebe nicht verloschen war. Sie ist etwas, das wir in unserem Herzen mit uns herumtragen.

Manchmal wird sie von anderer Liebe überschattet, ganz ähnlich wie bei Menschen.

Doch wenn zwei Vampire einmal zu einander gefunden haben, verlischt die Zuneigung nie ganz.

Ich nahm das Betttuch von der Matratze, öffnete das Fenster und schüttete es aus.

Das ist unsere Bestimmung. Wenn wir sterben, trägt uns der Wind davon.

Ich tat das Gleiche mit dem Bezug des Kissens und der Decke.

Meine blutigen Tränen rannen nun meinen Hals herunter als ich nun die Vorhänge wieder zuzog.

Ich legte mich ins Bett und beschmierte achtlos die Wäsche mit roten Tropfen.
 

Bis zu meiner eigenen Wohnung, musste ich ein ganzes Stück zu Fuß zurücklegen. Es war inzwischen wieder Nacht und ich sah in den klaren schwarzen Himmel hinauf.

Der Mond leuchtete trübe meinen Weg. Ich lächelte hinauf. Ein sanfter Windstoß trieb mich vorwärts.

Ich bewohnte ein kleines Zweizimmer Apartment. Die Küche mündete direkt ins Wohnzimmer. Vielleicht sollte ich zuerst etwas fernsehen um auf andere Gedanken zu kommen.

Doch mein erster Weg führte ins Bad. Ich betrachtete mein Spiegelbild.

Ich hatte mir zwar das Gesicht gewaschen, aber meine Augen waren immer noch blutunterlaufen und wirkten irgendwie entzündet. Mein blondes zerzaustes Haar hatte ich zu einem zugegebener maßen unordentlichen Zopf gebunden.

Ich beschloss diese Nacht und den folgenden Tag zu verschlafen, um den Schmerz zu lindern, den Samuel mir hinterlassen hatte. Ich ertrug es nicht, wach zu sein. Ich ließ mich, ohne mich umgezogen zu haben, auf mein Nachtlager fallen.

Mein Bett fühlte sich warm und einladend an. Es zog mich zu sich, hüllte mich ein in die weichen Daunen und behütete mich. Ich fiel in einen Tranceartigen Schlaf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  nyappy-freak
2008-09-15T19:57:03+00:00 15.09.2008 21:57
das kapitel ist wunderschön
aber auch total herzzereißend
cih bin so gespannt wie es weiter geht^^
ich muss es nochma sagn: du schriebst echt klasse^^
Von: abgemeldet
2008-09-15T11:26:47+00:00 15.09.2008 13:26
T_T
Das ist traurig...
*heul*
Aber trotzdem super geschrieben!
Weiter so!!!
Von:  Remy
2008-09-15T11:22:36+00:00 15.09.2008 13:22
Eine wirklich schöne Story.
Du hast auch einen wirklich schönen Schreibstil
Beschreibst auch alles immer so ... genau.
Find ich toll. ^^

Mfg Kagome11111

P.S. Krieg ich eine ENS, wenn es weiter geht?
Von:  Flippi
2008-09-15T10:58:02+00:00 15.09.2008 12:58
Oh, wieder ein tolles Kapi!
Auch wen es bisschen traurig ist.....
Oh, bin aber mal gespannt was sie jetzt noch machen wird!
Oder noch alles erleben wird!

Bin wirklich sehr gespannt wie es weiter geht!
War wieder sooo richtig toll geschrieben!
Lg

Flippi


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