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Anfänge

Tyler & Rick
von

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Die Gitarre

Manchmal frage ich mich, wer ich eigentlich bin.

Ich habe hier noch keinen Spiegel gesehen und ich bin mir nicht mal wirklich sicher, wie ich aussehe. Ab und zu blicke ich in die vergitterten Fensterscheiben, um einen kurzen Blick auf die Spiegelung meines Gesichtes zu erhaschen. Jedoch kann ich dem Anblick nicht lange standhalten, denn eigentlich erkenne ich mich selbst nicht wieder.

Seit wann sind meine Haare so lang?

Warum bin ich auf einmal so groß?

Eigentlich war ich doch fünf Jahre alt, ... oder?
 

Ich weiß nicht mehr genau wie lange ich schon hier bin, aber es kommt mir vor wie eine unerträgliche Ewigkeit, die ausweglos in ein qualvolles Fegefeuer mündet.

Vor ein paar Wochen gesellte sich eine neue Figur auf die Bühne dieses Trauerspiels und scheint dabei so ganz und gar nicht ins Szenenbild zu passen.

... Woher kommen diese Gedanken?
 

Er hat gesagt, dass ich ihn „Tyler“ nennen kann.

Ein paar Mal die Woche ist er auch hier gefangen, aber wird abends wieder in die andere Welt entlassen.

Manchmal frage ich mich, was da wohl ist.

Wohin er geht.

Ob die Zeit dann stehen bleibt, wenn er durch das Tor geht.

Vielleicht ist das alles gar nicht real?
 

Wie jeden Tag seit ein paar Wochen sitze ich draußen im Park... umgeben von ihnen... auf einer alten Bank und warte.

Dieser Tyler erzählt immer so seltsame Dinge. Dinge, die sich gut anfühlen.

Kein Schmerz... und keine Blackouts.

Irgendwie werde ich nervös, wenn er lange nicht da war und frage mich dann, ob die andere Welt wohl in sich zusammengebrochen ist und er nie wieder hier her kommen wird. Genau wie jetzt.

Ich spiele ungeduldig mit meinem weißen Plastikarmband, bei dessen Etikett ich mich oft gefragt habe, ob das wirklich mein Name ist, der darauf steht und ich blicke in die Richtung aus der Tyler für gewöhnlich immer kam.

„Wo bist du...?“, flüstere ich und höre dabei meiner fremdartigen Stimme nach, wie sie in meinem Kopf zu hallen scheint und sich langsam immer weiter entfernt.

„Hast mich etwa schon vermisst, Rick?“, höre ich hinter mir und ich fühle wie der Schreck in meine zittrigen Glieder fährt und mich blitzschnell umdrehen lässt. Ich blicke in das Gesicht von Tyler, der mich frech angrinst.

Er scheint zu sehen, dass ich mich ziemlich erschrocken habe... ich starre und kann gar nicht damit aufhören.

„Hey hey... Sorry, ich wollt‘ nich‘, dass du gleich aus den Latschen kippst, aba du hast voll nich‘ reagiert, als ich dich gerufen hab.“

Ich starre immer noch... und eigentlich weiß ich gar nicht worauf ich meinen Blick fixiert habe. Ich habe kein Gefühl dafür, wie lang es schon andauert, aber schließlich scheinen sich meine Augen wieder zu entspannen und ich erkenne etwas Entschuldigendes in seinem Ausdruck und dass er heute etwas bei sich hat. Eine hölzerne Gitarre. Sie fasziniert mich sofort und ich kann meinen Fokus gar nicht von ihr lösen.

„Komm‘ mit.“, fordert er mich wie so oft auf und ich folge ihm fast wie ferngesteuert an den Platz unter dem alten Blutahornbaum, an dem wir nun schon öfters gesessen hatten.

Hier können sie mich nicht erreichen.

Langsam lasse ich mich, Tyler etwas schneller, auf den Boden sinken und spüre dabei das tiefrote Laub weich unter mir. Ich habe die fast gefühllosen Arme eng um meine angezogenen Beine geschlungen, während ich dasitze und zusehe wie Tyler im Schneidersitz die schöne Akustik-Gitarre auf seinen Oberschenkel bettet.

Er hat seinen Blick gesenkt, die Augen fast geschlossen, als er schließlich den Saiten die ersten Töne entlockt und sofort bemerke ich ein seltsames Gefühl in meinem Körper... nein... eher auf meinem Körper. Eine wohlige Welle rauscht von meinen Lenden hoch bis in den Nacken und ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. So etwas habe ich noch nie erlebt...

Diese neue Figur auf der Bühne ist ein Musikant.

Eine langsame, gefühlvolle Melodie schwingt an meine empfindlichen Ohren und löst etwas in mir aus, was ich mit Worten nicht beschreiben kann. Ich empfinde einen Hauch von Endlichkeit...

Mein Blick ist unentwegt auf ihn gerichtet, wie seine geübten Finger in scheinbarer Schwerelosigkeit von einem Griff zum anderen huschen und die Saiten in Schwingung versetzen. Sein linker Fuß wippt leicht im Takt und lässt damit eine Art von Regelmäßigkeit auf mich übergehen. Ich kann den gemächlichen Rhythmus direkt spüren, aber mein Körper scheint unfähig ihn in Bewegung umzusetzen. Und so lausche ich einfach nur diesen beruhigenden Klängen und traue mich dann irgendwann sogar die Augen zu schließen.

In völliger Dunkelheit sitze ich nun hier und lasse mich regelrecht von Tylers Lied davontragen. Weit weg von hier... in die andere Welt.

Ich rieche den Herbst, das Laub, den Nebel...

Und plötzlich sehe ich etwas aus der Dunkelheit auf mich zukommen. Etwas vertrautes.

Aber egal wie sehr ich auch versuche mich darauf zu konzentrieren, egal wie sehr ich mich auch anstrenge, ich kann nicht erkennen was es ist.

Von ganz weit her kann ich die Töne der Gitarre vernehmen, wie sie aus der Ferne zu mir durchdringen und sich mit den seltsamen Bildern hinter meinen Augenlidern vermischen.

Ich fühle Bewegung und plötzlich wird es still...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Roy
2012-02-12T12:21:01+00:00 12.02.2012 13:21

Wow... Wie ergreifend du schreibst...
Als wäre man direkt vor Ort wenn das alles passiert.
Danke für diese unglaublichen Bilder.


Von: Hannibal
2011-05-05T23:38:25+00:00 06.05.2011 01:38
Aaaaw...
Das ist so süß geworden *freu*
Rick ist echt zum knuddeln irgendwie und es is schön zu sehn wie er an Tyler hängt, aber ich glaub die beiden hängen eh sowieso aneinander.

Find schööön und bin gespannt wie es weitergeht. ^^
lg Ali


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