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Blood-Red Moon

KakashixRin und andere [endlich neues Kapitel]
von

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Blood-Red Story

Es war viel zu lange her gewesen, dass sie das letzte Mal solch ein Glücksgefühl durchströmt hatte. Um genau zu sein, waren es fast zwei Jahre gewesen, die sie voneinander getrennt verbringen mussten. Eine lange Zeit, in der viel passieren konnte. Doch zu ihrer Erleichterung war nicht so viel geschehen, wie sie es sich immer wieder ausgemalt hatte. Und nun, da die Zeit ihres Wiedersehens gekommen war, fühlte sie sich so gut wie schon lange nicht mehr.

Aus den Augenwinkeln heraus sah Tenten zu Neji auf, der schweigend neben ihr her ging. Die Zeit hatte aus dem Jungen, als den sie ihn kennengelernt hatte, einen Mann gemacht. Sein Gesicht war dünner geworden und auch seine Gesichtszüge hatten sich verändert. Seine scharfen Wangenknochen traten weiter vor und seine Augen strahlten für sie noch mehr Tiefe aus, als sie es schon zuvor getan hatten.

Sein Körper war noch immer so schmal, wie sie ihn in Erinnerung hatte, doch soweit sie es unter seiner Kleidung erkennen konnte, hatte er noch einiges an Muskeln zugelegt.

Ein freudiges Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Er schien auch in ihrer Abwesenheit seinen Körper und seine Fähigkeiten weiter trainiert zu haben. Aber auch sie war nicht untätig geblieben. Die Situation hatte sie nur weiter angespornt, ihre Techniken bis ins kleinste Detail auszufeilen, ihre Waffen mussten die absolute Perfektion erreichen. Weder sie, noch ihre Arbeit durften die Rebellion enttäuschen. Von ihr hing eine ganze Menge ab.

Aufregung ließ ihren Adrenalinspiegel in die Höhe schießen. Sie war unheimlich gespannt darauf, was Neji alles gelernt haben mochte.

Tentens Blick fiel auf das Schwert, das er an seinem Gürtel trug. Ihr Vater hatte es hergestellt und ihrer Meinung nach war es eine seiner besten Arbeiten gewesen. Der Anblick der Waffe versetzte ihr allerdings auch einen leichten Stich ins Herz. Sie vermisste ihren Vater, er war die einzige Familie, die ihr geblieben war, nachdem ihre Mutter ihrer schweren Krankheit erlegen war.

Doch nun, da sie Neji wieder an ihrer Seite hatte, fühlte sie, wie ein ganzes Stück zu ihr zurück kehrte, das sie verloren hatte, als sie Konoha vor zwei Jahren verließ.

„Woher wusstest du, wo du mich finden würdest?“, fragte Neji plötzlich in die Stille hinein, die zwischen ihnen geherrscht hatte, und blickte zu ihr hinunter. Noch eine Sache, die sich an ihm geändert hatte. Er war ein gutes Stück in die Höhe geschossen, sodass sie zu ihm aufblicken musste.

„Oh, das war gar nicht so schwierig“, erwiderte sie und zeigte auf eine große Tafel, die am Eingang des Ganges zu den Wohnräumen hing. „Ich habe einfach nur nachgeschaut.“

Neji blickte an ihr vorbei auf die Tafel und sie bemerkte, wie er ein amüsiertes Schmunzeln unterdrücken musste. Ja, es war wirklich bemerkenswert, wie schnell da jemand die Namen der Neuankömmlinge in die Tabelle eingetragen hatte, die zeigte, welche Zimmer sie in den Höhlen bezogen hatten. Doch sie wollte sich nicht beschweren, es war nur zu ihrem Vorteil gewesen, ihn zu finden.

Tenten zog ihn weiter in Richtung der Waffenkammer und Trainingsräume. Zwei große Höhlen, die für sie das Paradies auf Erden darstellten. Hier war sie voll und ganz in ihrem Element.

Zuerst führte ihr Weg sie in die Waffenkammer. Wenn sie Neji zeigen wollte, was sie gelernt hatte, dann musste sie auch das richtige Schwert auswählen. Die Höhle stand voll mit Regalen, die gut gefüllt mit aller Art von Waffen waren. Sie war sehr stolz darauf, dass auch viele dieser totbringenden Gegenstände von ihr stammten. Und genau solch ein von ihr hergestelltes Schwert wählte sie aus. Es war eines der leichten, die dennoch perfekt ausbalanciert waren. Es lag perfekt in ihrer Hand und würde ihr eine große Hilfe sein, um Neji zu beweisen, dass sie es noch immer mit ihm aufnehmen konnte, obwohl sie eine Frau war. Außerdem wusste sie genau mit dieser Waffe umzugehen, da sie sie geschaffen hatte.

Mit Freude konnte sie feststellen, dass Neji sich interessiert umblickte. Schon fast anerkennend schweifte sein Blick über die glänzenden Klingen der Schwerter, Dolche und Messer, hing er an den Speer- und Pfeilspitzen und den Bögen aus verschiedenen Holzarten.

Dann sah er auf die Waffe, die sie sich gerade ausgesucht hatte, und sie ließ es zu, dass er sie ihr aus der Hand nahm und näher begutachtete. Sollte er ruhig wissen, welches Schwert ihm gleich eine Niederlage einbringen würde.

Beinahe andächtig fuhren Nejis Finger über die schmale Klinge, dann schwang er das Schwert lässig durch die Luft. „Du machst deinem Vater wirklich alle Ehre, Tenten“, sagte er und gab ihr die Waffe zurück. „Eine wundervolle Arbeit, aber kein Schwert für mich. Es ist eindeutig zu leicht.“

Tenten musste grinsen. Vielleicht war es leicht, aber noch lange nicht zerbrechlich. Sie hatte das Schwert an ihre Bedürfnisse angepasst. „Es ist ja auch mein Schwert, nicht deines“, erwiderte sie. „Aber trotzdem danke für das Kompliment. Es macht mich stolz, meinem Vater ebenbürtig zu sein.“ Und dies meinte sie mit jedem Wort ernst.

Neji nickte und sein Blick wurde entschlossen. „Dann zeig mir, was dein Schwert so drauf hat.“

„Nichts lieber als das“, erwiderte Tenten und führte Neji in die Höhle, die sie für Trainingsübungen nutzten.

Auch diese Höhle war sehr weitläufig und versprach viel Platz für einen ausgedehnten Kampf. An einer Wand waren Zielscheiben für die Bogenschützen aufgestellt worden, in anderen Ecken fand man Konstellationen und Nachbauten von Menschen, um daran seine Technik mit Messern und Schwertern zu verfeinern.

Tenten nahm einen Platz inmitten der Höhle ein, Neji stellte sich ein paar Meter entfernt von ihr gegenüber auf. Beide nahmen ihre Stellung ein, zückten die Schwerter und musterten den jeweils anderen.

Sie wusste, dass Neji schnell und präzise war, und in seinem Körper steckte um einiges mehr Kraft, als man anfangs denken mochte. Doch vor allem waren ihm seine Augen von Vorteil.

Was die roten Augen der Uchihas für Tenten ein Fluch waren, waren die stechend hellen Augen der Hyuugas ein Segen. Der Clan war bekannt für dieses Erbe, das sie jedem ihrer Kinder weiter gaben, und von sehr vielen wurden sie für die Talente, die ihnen durch diese Augen geschenkt wurden, beneidet.

Auch Tenten war schon oft ein wenig eifersüchtig auf Nejis Augen gewesen, nicht nur, weil sie so viel besonderer waren als ihre einfachen braunen. Nein, die Sicht der Hyuugas war so viel besser als die der Normalsterblichen, sie konnten kleinste Details selbst in der Ferne ausmachen und ihre Augen ließen sie auch in der Dunkelheit nicht im Stich. Tenten glaubte, dass Neji dadurch viel besser die Schritte seiner Gegner vorausschauen und einen Gegenangriff planen konnte. Ein Vorteil für ihn im Kampf, doch nach all den Jahren, in denen sie zusammen trainiert hatten, kannte sie auch seine kleinen Schwachpunkte. Und genau diese hatten sie immer wieder versucht zu verringern.

Starr blickte Tenten Neji an. So war es immer. Sie blickten sich nur an und warteten darauf, dass der jeweils andere den ersten Schritt machte, um den ersten Hieb perfekt parieren zu können. Damals war sie immer ungeduldig geworden und hatte sich dazu hinreißen lassen, auf ihn loszustürmen, damit es endlich losging, doch sie war schlauer geworden, hatte hier bei der Rebellion viel Neues dazu gelernt. So weit, den ersten Schritt zu machen, würde sie heute nicht gehen.

Ein leises Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, während sie den Blickkontakt aufrecht erhielt. Langsam hob sie ihr Schwert und deutete einen Schritt nach vorne an.

Das genügte.

Wie ein Blitz schoss Neji auf sie zu und die beiden Schwertklingen trafen laut aufeinander. Schnell wehrte sie den Hieb ab und wich ein paar Schritte zurück, doch Neji folgte ihr zugleich.

Immer wieder klirrten die beiden Schwerter aneinander und Tenten ließ sich von ihm zurück drängen an die Höhlenwand, gab ihm das Gefühl, auf der sicheren Seite zu sein. Dann wandte sie sich in einer schnellen Bewegung um und stand hinter ihm. Seine Rückseite war nicht nur Nejis größter Schwachpunkt, sondern der eines jeden. Noch nie hatte sie jemanden getroffen, der Augen im Hinterkopf hatte.

Doch Neji hatte dazu gelernt und ehe sie sich versah, hatte er sich schon zu ihr umgedreht, bevor sie auch nur einen Hieb andeuten konnte, und schwang seine Waffe wieder in ihre Richtung.

Tenten parierte und mit zusammengebissenen Zähnen blickten sie sich erneut an. Die Entschlossenheit in Nejis Gesicht war unverkennbar, doch sie sah auch, dass er überrascht war, dass sie sich so lange gegen ihn beweisen konnte und dass er beeindruckt war von ihrem Zug zuvor.

Aber nicht nur er war entschlossen, diesen Kampf zu gewinnen. Auch sie wollte etwas beweisen, und das würde sie auch. Nun stürmte sie auf ihn zu und zielte auf seine linke Hüfte. Neji wehrte ohne Probleme ab und sie nutzte die Gelegenheit und warf sich mit ganzem Gewicht gegen seine rechte Schulter.

Überrascht strauchelte Neji und Tenten holte erneut aus. Mit voller Kraft von beiden Parteien trafen die Klingen erneut aufeinander, und die Wucht riss ihr das Schwert aus der Hand. Zur gleichen Zeit flog Nejis Waffe in die entgegengesetzte Richtung und Tenten wurde durch seinen Fall nach hinten mitgerissen.

Weich landete sie auf Nejis Körper, der den Sturz recht geschickt abgefangen hatte.

Schwer atmend blickten sich die beiden an. „Wie wäre es mit unentschieden?“, fragte Tenten schließlich.

Neji nickte leicht. „Ja, das klingt vernünftig.“

„Oi, ihr beiden, was sehe ich denn da?“

Erschrocken sahen beide gleichzeitig zum Eingang der Höhle, von wo aus Naruto ihnen frech entgegen grinste. Hinter ihm versammelten sich Ino, Hinata und Hanabi.

„Sollen wir vielleicht wieder gehen?“, fragte Ino, und auch ihre Augen blitzten mehr als amüsiert.

Ärgerlich verzog Tenten den Mund und rollte sich von Neji herunter. Sie wusste genau, was ihre Freunde nun von ihnen dachten, und so wie sie Ino kannte, wüsste es schon am Abend die ganze Rebellion. Sie rappelte sich auf und hob ihr Schwert vom Boden der Höhle auf. „Ihr interpretiert da wieder mal viel zu viel hinein“, murrte sie. „Wir haben uns nur einen Kampf gegönnt.“

„Ich kann mir schon vorstellen, wie dieser Kampf aussah“, grinste Naruto und Ino lachte.

Am liebsten hätte Tenten die beiden mit Messern an der nächsten Wand aufgespießt. Sie sah zu Neji herüber, doch er schien unbeeindruckt. Er war schon immer mehr als gut darin gewesen, seine Gefühle und Gedanken hinter einer emotionslosen Fassade zu verstecken. Etwas, in dem sie noch viel Übung brauchen würde, da sie gerne schnell aufbrauste und überhaupt ein emotionaler Mensch war.

Auf der anderen Seite konnte sie verstehen, dass ihre Freunde sie nach der Pose, in der sie nach ihrem kleinen Kampf gelandet waren, aufzogen. Sie wusste nur zu überspielen, dass dieser Körperkontakt ihr nicht ganz so egal war, wie ihr vielleicht lieb war und sie ihren Freunden weiß machen wollte. Neji war schließlich kein unattraktiver Mann. Das war er noch nie gewesen.

„Ach, komm schon, Tenten“, meinte Naruto, kam auf sie zu und nahm sie freundschaftlich in den Arm. „Du weißt doch, dass das alles nur Spaß ist.“

„Schon klar“, seufzte sie ergeben.

„Trotzdem hättest du mir ruhig erzählen können, dass du einen Freund hast.“

Ehe Naruto sich versah, hatte sie ein Messer aus dem Bund ihres Stiefels gezogen, das nur knapp über seinen Kopf hinweg schoss. Einzelne blonde Haare rieselten herab.

„Das nächste Mal sitzt es dir in der Stirn“, warnte Tenten und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Jetzt ist aber mal gut.“ Beschwichtigend hob Ino die Hände und stellte sich zwischen sie und Naruto. „Eigentlich wollten wir ja nur fragen, ob ihr Lust habt, uns auf einer kleinen Besichtigungsrunde durch die Höhlen zu begleiten. Unsere Neuankömmlinge sollen schließlich ihr neues Zuhause kennenlernen.“

Tenten drehte sich zu Neji um, der inzwischen ebenfalls sein Schwert vom Boden aufgelesen und zurück in die Scheide gesteckt hatte, die an seinem Gürtel hing, und blickte ihn fragend an.

„Warum nicht?“, antwortete er auf die unausgesprochenen Worte. Noch immer schien er vollkommen unbeeindruckt ob der neckischen Worte Narutos.

Manchmal wünschte sich Tenten, dass sie in ihn hinein blicken konnte, dass er mehr von sich zeigte. Sie kannte ihn zwar als seine beste Freundin schon besser als viele andere, aber das war ihr noch lange nicht genug. Sie wollte alles von ihm kennen, jedes noch so winzige und langweilige Detail.

„Na dann los!“ Naruto, der sich schnell vom Angriff Tentens erholt hatte, schritt voran. Die anderen folgten ihm, wobei Neji und Tenten das Schlusslicht bildeten.

„Du hast gut gekämpft.“

Überrascht blickte Tenten zu ihm auf. „Danke“, murmelte sie verblüfft. Es kam selten vor, dass er ihr Komplimente machte, aber heute schien das anders zu sein. Sie lächelte. „Aber du warst auch nicht schlecht.“

„Ich habe viel gelernt“, erwiderte er nur.

Das glaubte Tenten ihm aufs Wort. Natürlich hatte er in seinem Clan eine exzellente Ausbildung im Schwertkampf genossen. Sie hatte damals davon profitiert, wenn sie mit ihm trainierte. Und vielleicht würde sie noch etwas dazu lernen, nun, da sie wieder die Gelegenheit hatten, gemeinsam zu üben.

„Wo bleibt ihr denn?“ Die anderen hatten bereits das Ende der Höhle erreicht und Naruto winkte ungeduldig zu ihnen herüber.

„Ein ungeduldiger Mensch“, bemerkte Neji trocken.

Tenten musste lachen. „Du wirst dich dran gewöhnen, glaub mir.“ Sie packte ihn am Ärmel und zog ihn mit sich, um zu den anderen aufzuschließen.

Und dabei war sie sich sicher, dass dies noch ein interessanter Nachmittag werden würde.
 

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Schon wieder machte sich eine ungeheure Ungeduld in ihm breit. Wieso wurde er so nervös, wenn er in ihre Nähe kam? Er hatte schon so viel durchlebt, da würde ihn doch keine Frau aus dem ruhigen Gleichgewicht bringen.

Doch genau so schien es zu sein. Rin brachte ihn aus dem Gleichgewicht, und je mehr er versuchte sich dagegen zu wehren, desto schlimmer wurde es.

Vor seinem inneren Auge sah er noch immer das Mädchen aus seiner Kindheit, das ihn fröhlich anlachte und dabei eine Zahnlücke entblößte. Das Mädchen, das ihm seine Wunden heilte, nachdem er sich einen Kampf mit Obito geleistet hatte. Und das Mädchen, das die große Liebe seines besten Freundes gewesen war…

„Also… das ist euer Versteck.“

Er spürte Rins Anspannung so wie seine eigene, doch er konnte das leise Lachen nicht verhindern, das ihm bei ihren Worten entfloh. Sie war ein ruhiger Mensch, doch wenn sie mit Obito und ihm zusammen gewesen war, hatte sie immer viel reden müssen und konnte die Stille nicht ertragen.

„Ja, das ist es. Hättest du etwas anderes erwartet?“, erwiderte er.

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich erwartet habe, aber als der Wasserfall auftauchte, habe ich mir schon gedacht, dass euer Versteck dahinter liegt.“

„Die Menschen hier in Suna glauben nicht daran, dass im Dschungel jemand leben würde. Das macht ein beinahe offensichtliches Versteck wieder zu einem Geheimnis. Ich will mich nicht beschweren, es ist schließlich nur zu unserem Vorteil.“ Er blieb stehen und strich über eine der Höhlenwände. „Schon mein Vater und seine Crew nutzten damals diese Höhlen als Quartier. Ich bin hier aufgewachsen, es ist wie mein zweites Zuhause. Wir mussten nicht mal so viel tun, um das Ganze wohnhaft zu machen, die großen Höhlen hat das Wasser geschaffen, als es sich im Laufe der Jahrhunderte durch den Stein fraß. Die ersten Räumlichkeiten zum Wohnen haben die Männer der Crew gebaut, wir haben nur erweitert, als wir mehr wurden.“

„Wie viele seid ihr überhaupt?“, fragte sie neugierig.

„Mittlerweile weit über fünfhundert“, meinte Kakashi und konnte den Stolz in seiner Stimme dabei nicht verbergen. „Hier sind wir allerdings nur knapp hundertfünfzig Leute. Die anderen sind überall verteilt, vor allem können wir aber mit Konohas Unterstützung rechnen.“

„Verständlich“, sagte Rin und die beiden wandten sich wieder zum Gehen. „Wir möchten alle unsere alte Heimat zurück.“

„Dafür kämpfen wir. Und ich verspreche dir, dass wir bald zusammen am Strand sitzen werden, ganz so wie früher.“ Erst, als er diese Worte aussprach, bemerkte er, wie sehr er sich wünschte, dass sie wahr wurden. Er vermisste das Gefühl, gemeinsam mit ihr aufs Meer hinaus zu blicken und dabei die Freiheit zu spüren, die sie sicherlich beide so sehr herbei sehnten.

Seine Worte ließen sie lächeln. Es war ein ehrliches Lächeln, das bis in ihre Augen reichte. „Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mir das wünsche.“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern.

Sie verließen die Gänge, die zu den Schlafräumen führten, und Kakashi geleitete sie in Richtung des Speisesaals und der Küche. Er räusperte sich fast unbehaglich. „Vielleicht erscheint es ein wenig unpassend, aber wir veranstalten am Abend der Ankunft von neuen Mitgliedern immer ein kleines Fest, bei dem wir alle beisammen sitzen. Aber wir brauchen das. Es lässt uns wenigstens für einen Moment denken, dass wir ein normales Leben führen.“

Rin legte ihm eine Hand auf den Unterarm und blickte zu ihm auf. Ihre Gesichtszüge waren vorwurfsvoll verzogen. „Du fühlst dich schlecht, weil ihr feiert. Wieso?“

„Nun…“ Er wandte den Blick ab, konnte den Tadel in ihren braunen Augen nicht sehen. „Es ist nun mal nicht unbedingt angebracht. Die Menschen hoffen auf uns, und wir sitzen zusammen, um zu essen und trinken.“

Sie legte die Hand, die zuvor auf seinem Unterarm ruhte, auf seine von der Maske bedeckte Wange, zwang ihn so sie anzusehen. „Hör auf, so etwas zu denken. Ich finde es gut, dass ihr den Leuten hier ein wenig Abwechslung bietet, ihnen das Gefühl von einem ganz normalen Alltag zu geben. In Konoha wurde kaum noch gefeiert, die Wirtshäuser sind nächtelang wie leer gefegt. Es ist, als wäre das Leben nicht mehr lebenswert. Doch ihr macht es wieder lebenswert.“

Ihre Worte trafen genau ins Schwarze. Sie hatte schon immer gewusst, was sie sagen musste, um jemanden aufzumuntern. Eine Eigenschaft, die er an ihr sehr lieb gewonnen hatte. Doch es war noch nicht oft vorgekommen, dass sie ihn hatte aufbauen müssen. Erschreckend, dass es gerade in solch einer Zeit passieren musste, in der er sich doch eigentlich schon eine harte Schale zugelegt hatte.

„Also, hier ist heute Abend die Feier. Was habt ihr sonst noch zu bieten?“ Sie ließ von ihm ab und trat einen Schritt zurück.

„Natürlich“, sagte er schnell und setzte sich wieder in Bewegung, um den Speiseraum zu verlassen.

Er wusste genau, dass sie versuchte, ihre Ungeduld zu verbergen, und dass sie ihre Fragen, die ihr so auf der Zunge brannten, endlich los werden wollte. Er konnte diese Fragen regelrecht erahnen, schließlich hatte er auch schon auf der Chidori einen Vorgeschmack darauf erhalten.

Und sie würde die Antworten bekommen. Alle. Das war er ihr schuldig.

Kakashi ging durch die große Höhle am Eingang und Rin schien verblüfft, als er sich wieder mit ihr zusammen durch die Spalte zwängte. Das Rauschen des Wasserfalls war laut in dieser Höhle, Wasser tropfte auf sie herab. Doch er steuerte nicht den Eingang an, durch den sie gekommen waren, sondern ging in die entgegengesetzte Richtung. Es wurde so dunkel, dass er kaum noch etwas sehen konnte, aber er kannte den Weg und griff nach einer ihrer tastenden Hände, zog sie so hinter sich her, bis ein Licht ihnen den Ausgang zeigte.

Ein Felsvorsprung tat sich vor ihnen auf, der an den Balkon eines großen Anwesens erinnerte und sie hatten freien Ausblick über den Dschungel, am Horizont waren die ersten Sanddünen auszumachen.

„Das ist unglaublich.“ Rins Blick schweifte anerkennend über die Umgebung.

„Ich dachte, dass wir hier vielleicht in Ruhe reden könnten.“ Er sprach selbst an, was er eigentlich hatte meiden wollen. Es war Angst, die ihn dazu trieb. Angst, sie zu verlieren. Doch vielleicht hatte er mit der Wahrheit eine Chance, ihr wieder näher zu kommen. Bevor er Konoha verließ, war sie schließlich seine beste Freundin gewesen.

Sie legte den Kopf leicht schräg, als sie ihn ansah. „Willst du es mir wirklich erzählen? Du weißt, dass ich nur die volle Wahrheit hören will.“

„Du hast mir die Geschichte über meinen Vater also nicht geglaubt?“, wollte er beinahe amüsiert wissen.

„Doch, schon, aber… Es ist so viel passiert, und… Ich bin verwirrt“, gab sie zu. „Vor allem wegen...“

„Wegen Naruto“, beendete er den Satz für sie. „Ich weiß. Es gibt eine Menge, was ich dir noch zu erzählen habe. Und das wird immer noch nicht alles sein. Aber dazu später mehr.“

Kakashi suchte sich einen Schattenplatz und setzte sich an den Felsvorsprung, sodass seine Beine über dem Abgrund baumelten. Rin setzte sich neben ihn, doch hielt sie von dem Abgrund so viel Abstand wie es möglich war.

„Es ist sicher kein Zufall, dass der Junge aussieht wie Minato“, bemerkte sie leise.

„Nein, das ist es nicht“, meinte er. „Aber ich möchte lieber noch weiter vorne beginnen.“

Er blickte auf den Dschungel und begann dann zu erzählen: „Als Madara am Strand vor Konoha anlegte, war ich gerade wieder Zuhause angekommen, nachdem wir am Strand gewesen sind. Meine Mutter freute sich für mich, dass mein Vater mir Pakkun mitgebracht hatte, war aber auch traurig, dass er wieder fuhr, ohne viel Zeit mit uns verbracht zu haben. Sie wurde immer sehr sentimental, wenn er zu Besuch war. Ich war immer daran gewöhnt, nur mit ihr zusammen zu sein, doch ich wusste, dass sie ihn sehr vermisste. An diesem Abend hat sie besonders viel geweint und sich in ihr Zimmer zurück gezogen. Sie hat gar nicht mitbekommen, dass sie kamen. Doch als ich die Umrisse Kyuubis am Strand sah, musste ich sofort an Minatos Geschichte denken. Und dass Madara wieder da ist, um sich Konoha zurückzuholen.“

„Daran musste ich auch denken“, murmelte Rin und blickte ebenfalls in die unendlichen Weiten des Urwaldes. „Es hatte mich den ganzen Tag beschäftigt. Welch unglaublicher Zufall, dass er gerade dann wieder auftaucht, wenn wir von der Geschichte hören.“

Kakashi nickte. „Mein nächster Gedanke galt Minato und Kushina. Ich ahnte, dass es vor allem sie treffen würde, Minato als Oberhaupt, der Madara den Posten streitig machte, und Kushina als seine Ehefrau. Meine Mutter bemerkte nicht, dass ich das Haus verließ, um zu den beiden nach Hause zu laufen. Noch hatten sie nichts bemerkt von dem bevorstehenden Angriff, doch es war mehr als verständlich. Bei Kushina hatten die Wehen eingesetzt und sie hatte gerade ihren Sohn auf die Welt gebracht, als ich bei ihnen vor der Tür stand. Minato sagte mir, dass ich verschwinden soll, mich verstecken, aber ich wollte die beiden nicht im Stich lassen. Vor allem Kushina war durch die Geburt geschwächt.“

„Naruto.“ Rin sagte nur seinen Namen und er bemerkte das leise Lächeln auf ihrem Gesicht. „Ich erinnere mich noch daran, dass Minato den Namen in dem Buch seines Lehrmeisters Jiraiya gelesen und sofort beschlossen hatte, seinen Sohn nach dem Helden der Geschichte zu benennen.“

„Ja“, sagte Kakashi. „Trotz der Gefahr konnte er den Stolz, den er verspürte endlich Vater zu sein, nicht verbergen. Sie hatten sich so gefreut, bis ich gekommen war. Und nicht nur ich kam.“ Er legte eine Pause ein und die Bilder aus jener Nacht kehrten zurück. Es war, als wäre es erst gestern passiert, dass er außer Atem, mit Pakkun auf dem Arm, zu den beiden ins Haus gestürzt war. Sie hatten verträumt auf das kleine Bündel in Kushinas Armen geschaut und verwirrt aufgeblickt, als er plötzlich vor ihnen stand. „Auch sie kamen schnell. Bald erfüllten überall Schreie die Luft, die Panik und Angst, die sie verbreiteten, war unheimlich spürbar. Und dann fassten sie den Entschluss. Kushina drückte mir Naruto in die Arme und sagte mir, dass ich ihn in Sicherheit bringen sollte. Es war ihr egal, wohin ich ihn brachte, doch er sollte weg von all dem Terror, der schnell wie ein Feuer in Konoha um sich griff. Ich konnte nichts erwidern, nichts mehr sagen. Dann stieß mich Minato zur Hintertür hinaus und ich lief Richtung Wald, den schreienden Naruto bei mir. Ich wünschte, dass er ruhig sein würde, weil wir mit seinem Geschreie die Aufmerksamkeit auf uns ziehen würden, doch meine Gebete wurden nicht erhört. Es kam noch schlimmer, als ich Kushina noch aus weiter Ferne schreien hörte. Ich wusste, was es bedeutete, und es war ein schreckliches Gefühl. Und als ich durch den Wald rannte, um zum Strand zu kommen, weil ich hoffte, meinen Vater noch zu erreichen, stellten sich zwei von ihnen uns in den Weg.“

Rin presste sich eine Hand auf die Brust, an die Stelle, an der ihr Herz saß, als könnte sie damit den Schmerz, der sich anscheinend in ihr breit machte, damit vertreiben. „Das ist alles so schrecklich“, hauchte sie und er sah die Tränen in ihren Augen. „Wie kann jemand nur so grausam sein und so etwas anderen Menschen antun?“

„Ich weiß es nicht“, erwiderte er wahrheitsgemäß. Ihre Tränen taten ihm in der Seele weh. Er streckte die Hand nach ihr aus und wischte ihr sanft eine der Tränen fort, die ihr über die Wangen liefen. „Aber es wird wieder gut werden.“

Schneller, als er reagieren konnte, warf sie erneut die Arme um seinen Hals und drückte ihr Gesicht in seine Halsbeuge. Sie schluchzte hemmungslos und hilflos schloss er sie in die Arme und wiegte sie hin und her, weil er nicht wusste, wie er sie sonst beruhigen sollte.

Nur allmählich wurde sie ruhiger. „Was passierte dann?“, fragte sie in seine Schulter hinein.

„Es waren Pein und Konan, die sich uns entgegenstellten, wie ich später von Tsunade erfuhr. Peins Augen wirkten gefährlich und erinnerten mich vage an die hellen Augen der Hyuugas. Er trug ein langes Schwert bei sich, während Konan Krallen so lang und schmal wie die einer Raubkatze trug. Ich glaube, dass sie wenig davon hielt, uns aufzuhalten. Ein Junge und ein Neugeborenes schien sie nicht töten zu wollen. Ich hörte, wie sie etwas zu Pein sagte, doch er erwiderte nur, dass Madara den Befehl gegeben hat, jeden zu beseitigen, der auch nur eine Flucht in Erwägung zieht. Egal ob Mann, Frau oder Kind. Ich habe nicht weiter nachgedacht, mich nur umgedreht und bin weiter gelaufen, obwohl ich kaum noch Luft bekam. Es zählte nur, Naruto in Sicherheit zu bringen, das war ich Minato und Kushina schuldig. Und ich hätte nicht kämpfen können mit dem Baby und Pakkun auf dem Arm. Sie kamen mir nach und plötzlich stand Pein wieder vor mir und holte mit seinem Schwert aus. Ich konnte mich gerade noch so weg drehen, dass er mich nur streifte. Er traf mein linkes Auge und ich sah nur noch Blut. Blut, das rot auf die weißen Tücher fiel, in die Naruto eingewickelt war.“

Rin drückte sich ein Stück von ihm weg und strich über die Augenklappe, die er trug. „Es ist bei deiner Flucht passiert? Er hat dir dein Augenlicht genommen?“

Kakashi nickte. „Ich kann froh sein, dass es nur mein Auge war. Es hätte auch Naruto treffen können, oder ganze Gliedmaßen von mir.“

„Aber was hielt sie davon ab, euch umzubringen?“, fragte sie verwirrt. „Soweit ich mich erinnern kann, sind Pein und Konan Mitglieder der Akatsuki, die für Madara arbeiten. Sie tun wirklich alles für ihn.“

„Es war Itachi, der mir zur Hilfe eilte. Ich hatte noch gar nicht richtig realisiert, was passiert war, da stand er schon vor mir, ein Schwert in der Hand. Es war blutbefleckt, genauso wie sein Gesicht und seine Kleidung. Pein wollte auch ihn angreifen, doch Konan schien die ganze Sache noch immer nicht zu gefallen. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat, doch die beiden verließen den Wald, ohne uns noch einmal anzugreifen. Vielleicht, weil sie dachten, dass wir eh noch von irgendjemandem aus dem Weg geräumt werden.“

„Woher wusste Itachi, dass du dort bist? Und warum hat er sich gegen die Leute gestellt, die für jemanden von seinem Clan arbeiteten?“

„Er wollte auch zu Minato und Kushina, hat er mir erzählt, doch er kam zu spät. Sie waren bereits tot. Wir verbündeten uns, um gemeinsam Konoha zu verlassen, nachdem er mir im Schnelldurchlauf seine Geschichte erzählt hatte“, sagte Kakashi.

„Seine Geschichte?“ Rin war nachdenklich. „Man hat mir erzählt, dass er in dieser Nacht Mitglieder seiner Familie tötete.“

„Ich möchte dir nichts davon erzählen, das ist seine Sache. Wenn du es erfahren möchtest, musst du mit ihm sprechen“, meinte er.

Rin schien skeptisch, ging aber nicht weiter darauf ein. „Wie habt ihr es geschafft, zu entkommen?“ Nun wirkte sie auch ein wenig verletzt. Er ahnte, weshalb.

„Ich weiß nicht, wie wir es geschafft haben“, erzählte er weiter. „Aber als wir an den Strand kamen, waren sie nicht mehr da. Sie waren schon in der Stadt, um da ihr Werk zu vollenden. Ihren Weg zierten viele Leichen. Es war schrecklich, die bekannten Gesichter ausdruckslos zu sehen. Als wir bei deinem Haus vorbei kamen, fanden wir deinen Vater, doch auch für ihn konnten wir nichts mehr tun, und als ich im Haus nach dir rief, bekam ich keine Antwort. Von Itachi erfuhr ich, dass er gesehen hatte, wie du mit Obito weggelaufen warst, deshalb hatte ich die Hoffnung, dass er dich in Sicherheit gebracht hat. Itachi und ich liefen weiter zum Strand und mussten die Hälfte des Weges, den auch du zum Schiff gekommen warst, schwimmen, was nicht leicht war mit Naruto bei uns. Wir hatten Glück, dass mein Vater noch nicht abgelegt hatte, da er auf die Flut hatte warten müssen. Wir kamen noch an Bord und konnten so Konoha verlassen.“

„Oh Gott.“ Rin war geschockt und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Wieder hörte er ihr Schluchzen.

Automatisch schloss er sie wieder in seine Arme. Er konnte es nicht ertragen, sie so traurig zu sehen. „Es tut mir so leid, Rin“, sagte er leise. „Ich wünschte, ich könnte die Vergangenheit ändern.“

Sie schüttelte den Kopf. „Man kann die Vergangenheit nicht ändern. Ich wünschte nur, ich hätte gewusst, was du durchmachen musstest, dann hätte ich euch geholfen. Stattdessen lasse ich zu, dass Obito mich in der nächsten Ecke versteckt, aus der ich erst gekrochen bin, als auch der letzte Schrei verstummt war. Ich schäme mich so dafür, nicht gehandelt zu haben.“

„An Obitos Stelle hätte ich genauso gehandelt“, erklärte er ruhig. „Ich hätte nicht zugelassen, dass dir etwas passiert, hätte dich auch irgendwo versteckt, damit du verschont wirst von all dieser Grausamkeit, die in dieser Nacht geschehen ist.“

Ja, das hätte er getan. Hätte er sie in der Nacht bei ihr Zuhause gefunden, so wäre er nicht eher mit Itachi weggegangen, bis er sie in Sicherheit gewusst hätte. Doch Obito hatte dies für ihn übernommen, er hatte sie weggebracht und versteckt. Sie beschützt. Während er mit Itachi feige davon gelaufen war. Was war er nur für ein Mensch, dass er die eine Person im Stich ließ, die ihm wirklich immer wichtig gewesen war?

Er verdiente es nicht, sie in seinen Armen zu halten und zu trösten. Das wäre Obitos Aufgabe gewesen. Es war, als könnte er Obitos Stimme in seinem Kopf hören, die ihn belehrte, dass Rin seine Freundin sein würde, auch wenn es offensichtlich war, dass sie eher an Kakashi interessiert war. Und er hatte darauf gehört. Seine Gefühle zurückgesteckt, um seinem besten Freund nicht im Weg zu stehen.

Und was tat er jetzt? Er hinterging ihn eiskalt. Hielt die Frau im Arm, die für Obito immer die Einzige gewesen war.

Rin schniefte leise. „Weißt du, dass Obito seit dieser Nacht verschwunden ist?“

„Ja, das weiß ich“, erwiderte er. „Niemand scheint zu wissen, was mit ihm passiert ist. Eine Leiche wurde scheinbar nie gefunden.“

„Ich hoffe, dass er noch lebt. Es wäre nicht fair, wenn er hatte sterben müssen, weil er mir geholfen hat.“ Rins Finger krallten sich bei diesen Worten verkrampft in sein Hemd.

Beruhigend streichelte er ihr über den Rücken. „Ich bin mir sicher, dass er noch lebt. Obito ist viel zu stur zum Sterben. Und wir werden ihn finden.“

Wenn es sie glücklich machte, würde er alles für sie tun. Er hatte sie zurück gelassen, in dem Glauben, dass es ihr dann besser ging. Vielleicht hatte er sich geirrt, doch er hatte es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren können, sie in Gefahr zu bringen, indem er sie regelmäßig besuchte.

Rin blickte zu ihm auf. Ihre Augen waren rot und verquollen, doch in ihnen funkelte schon wieder Entschlossenheit. „Wenn du mich damals in Sicherheit bringen wolltest, wieso hast du dich dann nie bei mir blicken lassen, als du in Konoha warst, um deine Leute zusammen zu suchen?“

Er hatte gewusst, dass sie diese Frage irgendwann aussprechen würde.

„Nun ja…“ Er räusperte sich unbehaglich. „Es ist so, dass ich von Tsunade erfahren habe, dass du für die Uchihas arbeiten würdest und dass sie euch mit Respekt behandeln, weil ihnen Heiler wichtig sind. Ich wollte dir dieses Leben nicht zerstören, indem ich dir von der Rebellion erzähle und dich so mit einem Wissen belaste, das die Uchihas zu einem großen Vorteil bringt. Ich weiß, dass du niemals freiwillig etwas verraten hättest, hätten sie Wind davon bekommen dass ich noch lebe, aber sie haben sicherlich ihre Methoden, mit denen sie die gewünschten Informationen aus dir heraus gepresst hätten. Ich wollte schlicht ergreifend einfach nicht, dass du unnötig in Gefahr gerätst.“

Sie blickte auf ihre Hände. „Und weshalb hast du dich jetzt anders entschieden?“

„Weil Tsunade sagte, du wärest unglücklich. Ich meinte, dass ich sie in Gefahr bringe, wenn ich dich mitnehme, aber davon wollte sie nichts hören. Sie wollte nur, dass es dir gut geht. … Und ich möchte auch, dass es dir gut geht.“

Rin sah auf, dann hob sie die Hände und legte sie auf seine Wangen. „Zeig mir bitte dein Auge.“

Nur langsam kam er ihrer Aufforderung nach und nahm die Augenklappe ab. Mit der Zeit war die Wunde verheilt. Er hielt das Auge geschlossen und eine dünne Narbe zog sich vertikal von der Augenbraue bis zur Wange hinunter, sodass sie teilweise von der Maske bedeckt wurde, die er trug.

„Wieso trägst du sie?“, fragte Rin leise und fuhr mit einem Finger leicht über den oberen Rand.

„Ich bin vorsichtig geworden, was meine Identität angeht“, erklärte er. „Es ist das wichtigste, das wir haben.“

Rin nickte leicht, dann zog sie ihm wie in Zeitlupe die Maske vom Gesicht. Er ließ es einfach geschehen. Sie kannte ihn. Das Gesicht des Jungen, der aus Konoha floh, und nun sollte sie auch das Gesicht des Mannes kennen, der seine Heimatstadt zurück erobern wollte.

Federleicht streichelten ihre schlanken Finger über sein Gesicht, fuhren seine Züge nach. Kakashi musste sich zusammennehmen, um nicht einfach das andere Auge auch noch zu schließen, um jede ihrer Berührungen noch intensiver zu spüren.

Dann fuhr sie vorsichtig über das Lid des verletzten Auges. „Kannst du es öffnen?“

Er tat es nicht gerne, vor allem nicht, wenn er vor einen Spiegel trat und in das trübe grau der Iris blickte. Doch er tat ihr den Gefallen.

Aufmerksam musterte sie ihn, sah sich das Auge ganz genau an. „Ich hatte schlimmeres erwartet nach deiner Geschichte“, sagte sie schließlich. „Wenn du möchtest, kann ich versuchen, dass du dein Augenlicht zurück bekommst. Der Augapfel ist nicht so geschädigt, dass ich es nicht hinbekommen würde.“

Unwillkürlich begann sein Herz schneller zu schlagen. Er wusste, dass sie eine sehr fähige Heilerin war, doch er hatte noch nie davon gehört, dass jemand sein Augenlicht zurück bekommen hatte, nachdem er erblindet war. Aber wieso sollte es nicht funktionieren? Sie konnte so viel mit diesen Fähigkeiten machen…

Kakashi schloss die Augen und fuhr nun selbst mit einem Finger über das Lid, das sein kaputtes Auge versteckte. Es war Teil seiner Vergangenheit, seiner Flucht aus Konoha. Es war ein Teil von ihm geworden, und er hatte gelernt, damit umzugehen.

„Rin, ich weiß dein Angebot sehr zu schätzen, aber…“ Er stockte. „Ich weiß nicht, ob ich es machen sollte. Ob es die richtige Entscheidung wäre.“ Er öffnete die Augen und blickte sie an. „Es liegt nicht daran, dass ich kein Vertrauen in deine Fähigkeiten habe, im Gegenteil.“

Sie lächelte leicht. „Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, Kakashi“, sagte sie sanft. „Es ist ganz alleine deine Entscheidung. Aber wenn du deine Meinung ändern solltest, mein Angebot bleibt bestehen.“

Er griff nach ihrer Hand und drückte sie leicht. „Ich danke dir.“

„Nein, ich muss mich bei dir bedanken“, erwiderte sie. „Du hilfst mir, wieder einen Teil mehr der Vergangenheit zu verstehen.“

Er räusperte sich verlegen. Da war noch etwas, das ihm auf der Zunge brannte. „Ich hoffe du kannst mir meine Fehler, die ich in der Vergangenheit gemacht habe, verzeihen.“

„Dummkopf“, murmelte sie, „ich war nie böse auf dich, nur besorgt. Und ich wollte nichts mehr als die Wahrheit. Die habe ich jetzt bekommen.“ Sie nahm ihm die Augenklappe ab und zog sie zurück auf sein verletztes Auge. „Pein und Konan wurden schon lange nicht mehr in Konoha gesehen“, erzählte sie plötzlich. „Manche glauben, dass Madara sie getötet hat, weil sie nicht mehr so gehorsam waren, wie er es sich wünschte.“

„Ich habe Gerüchte gehört, dass sie sich in Ame vor ihm verstecken“, sagte Kakashi. „Ich kann verstehen, dass sie es nicht mit ihm aushalten.“

Er war erleichtert, dass sie davon ablenkte, was zwischen ihnen vorgefallen war. Es machte das Reden wieder einfacher. Fast so unbefangen, wie es früher einmal gewesen war.

Kakashi spürte, wie froh er auf einmal über die Entscheidung war, auf Tsunade gehört zu haben. Es war gut, Rin mitzunehmen. Nicht nur ein großer Schritt für die Rebellion, sondern auch für ihn. Er hatte seine beste Freundin zurück bekommen. Eine Person, der er blind vertrauen und über alles reden konnte.

„Ich will seinen Kopf rollen sehen, Kakashi.“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern. „Er soll für all das büßen, das er uns angetan hat.“

Er verschränkte seine Finger mit ihren. „Das wird er. Wir sind bald soweit.“

„Kakashi.“

Erschrocken fuhren sie beide herum. Er entdeckte Pakkun, der am Eingang zur Höhle saß und ihn erwartungsvoll anblickte.

„Ist etwas passiert?“, erkundigte er sich sofort.

„Gaara und seine Geschwister sind gekommen, um mit dir zu sprechen.“ Dies war alles, was Pakkun sagte, bevor er so schnell verschwand, wie er gekommen war.

„Gaara?“, fragte Rin. Ihre Stirn hatte sie verwirrt gerunzelt.

Kakashi seufzte leise und löste sich von ihr. „Es tut mir leid, aber das ist wichtig. Der Name kommt dir wahrscheinlich deshalb so bekannt vor, weil er Oberhaupt von Suna ist. Und er wartet nicht gerne.“ Er rappelte sich auf und half dann auch Rin beim Aufstehen. „Wir reden ein anderes Mal weiter, in Ordnung?“

Rin nickte. „Natürlich. Du hast deine Verpflichtungen, ich verstehe das vollkommen.“

Gemeinsam gingen sie zurück durch die Dunkelheit in die Höhle, die zu ihrem Versteck führte. Schnell zog er sich seine Maske zurück auf das Gesicht, bevor er sich mit Rin durch den Spalt zwängte.

Es ärgerte ihn, dass er bei all dem vergessen hatte, dass Gaara bereits vor einer Woche angekündigt hatte, bei ihnen vorbei zu schauen. Doch er bedauerte nicht ein Stück, für wen er all dies vergessen hatte.

Kakashi war erleichtert, dass alles so gut verlaufen war. Er hatte Angst gehabt, dass Rin ihm vielleicht nicht verzeihen würde. Doch sie hatte ihn überrascht, sogar sehr. Und es hatte ihm mehr als gut getan, mit ihr zu sprechen.

Er brachte Rin noch bis zum Gang, der zu den Schlafräumen führte, er selbst ging zu der großen Höhle, die er sowohl als Arbeitszimmer, als auch Besprechungsraum nutzte.

Und tatsächlich wurde er schon erwartet.
 

~Ͼ~Ͽ~~Ͼ~Ͽ~~Ͼ~Ͽ~
 

Hallo. :D
 

Ich weiß, ich habe unheimlich lange für dieses Kapitel gebraucht, aber ich habe den Lehrgang unterschätzt und musste die letzten zwei Wochen viel für Übungsklausuren lernen.

Aber nun ist es geschafft, wie geplant zumindest noch vor Weihnachten.
 

Ich hoffe doch, dass es euch gefallen hat. Ich bin schon ziemlich stolz drauf, vor allem, weil ich mich schon darauf freue, Kakashis Geschichte zu schreiben, seit ich die Idee zu der FF hatte.

Damit dieses Kapitel nicht noch länger wird, habe ich übrigens schon wieder eine Szene verschoben. *drop*
 

Ich möchte mich für die lieben Kommentare zum letzten Kapitel bedanken. Ihr seid echt klasse, ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich darüber freue. Und dann noch danke an die 46 Leute, die diese FF auf ihrer Favoritenliste stehen haben. Danke.
 

Ich wünsche euch allen ein wundervolles Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Hoffentlich wird es besser als dieses. *Daumen drück*
 

Herzlichste Grüße,

eure hia
 

PS: Ich weiß übrigens nicht, wann ich das nächste Kapitel schreiben kann, weil ich am 25.01. Zwischenprüfung habe. Oh Gott…



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  LiSa-ChAn
2011-03-12T20:42:00+00:00 12.03.2011 21:42
die zwie besten stellen waren eindeutig als tenten auf neji gelandet ist und naruto und ino kamen
und der ganze kakarin teil (besonders : obito ist viel zu stur zum sterben)
Von:  blackangel94
2010-12-21T18:43:24+00:00 21.12.2010 19:43
Heyy
Geniales Kappi

Also erstens die Kampfszene ist perfekt beschrieben
Man konnte sich alles sehr genau vorstellen
besonders die plaetze
Und naruto und ino sind genial :D
ich musste voll lachen
ach du weisst ja wie verliebt ich in NejixTen bin
die zwei sind einfach sooooo suess

OMG RIN UND KAKASHI SIND *schwaerm* (ich finde keine weorter um es richtig zu beschreiben)
Sie durfte seine Augenklappe ausziehen , dass ist so selten ich fands so suess und wie Kakashi sich so von Rin ablenken lasst oha :P

Ich fand seine Vergangenheit voll traurig
dass hast du auch voll gut beschrieben
Hoffentlich ist Obito auch noch am leben

gglg
ba
Von:  fahnm
2010-12-20T23:09:06+00:00 21.12.2010 00:09
Klasse Kapi!^^
Von:  JackyDBlade
2010-12-20T19:32:44+00:00 20.12.2010 20:32
Tolles Kapitel!
Endlich kommt Temari!
Die Niji/Tenten stelle war auch süß!
Bitte schreib schnell weiter!
Von: abgemeldet
2010-12-20T18:49:23+00:00 20.12.2010 19:49
moinsen! ;3

ui ui ui ui.

neji & tenten. schon süß die zwei. das war doch mal eine ganz andere art der romantik. xD
erstes wiedersehen und gleich wird gekämpft. :D
typisch neji. *drop*
war aber echt genial, wie du diese szene umschrieben hast.
man konnte sich jedes detail bildlich vorstellen und ... war einfach schön. kann nicht jeder sowas, denke ich mal. zwei däumchen hoch.
tentens reaktion war auch zu genial. skalpiert den armen naruto fast. ;)
so lieben wir sie doch alle.

ich weiß langsam ja wirklich nicht mehr was ich noch zu den kakashi x rin momenten sagen soll. putzig, gänsehautfeelingmäßig, schnuffig, traurig ... öhm super?
muss dir ja aus den ohren schon wieder rauskommen. :P
ich wiederhole es trotzdem jedes mal gerne aufs neue.
keine ahnung wieso, aber bei dem satz "obito ist viel zu stur zum sterben." ... da hätte ich ja glatt nach nem taschentuch greifen müssen. so schön, dass auch schon wieder traurig ist.
aber irgenndwie glaube ich jetzt wirklich, dass obito noch lebt.
wäre natürlich toll, aber das bringt doch garantiert noch ein paar probleme mit sich.

dir ist da wieder einmal ein wundervolles kapitel gelungen.
jetzt dürfen wir uns also auf gaara & co freuen.
bin ich ja mal gespannt, wie du temari und itachi verkuppeln willst. xD
ich hab vorher noch nie eine ff mit diesem pairing gelesen, aber ich glaube das habe ich schon erwähnt gehabt. :)

liebe grüße <3
Von:  Quiana
2010-12-20T18:14:03+00:00 20.12.2010 19:14
Huhu ~

Ich schreibe gleich mal ein Kommi, wärend ich noch lese. SO vergesse ich nicht, was ich schreiben wollte.
Die Kampfszene zwischen Neji und Tenten ist grade aus und ich muss sagen, sie hat mir wirklich sehr gut gefallen.
Es war nicht irgendwie kurz daher geschrieben (so wie ich es wahrscheinlich machen würde, da ich mich überhaupt nicht mir Kampfszenen auskenne), du hast auch geschrieben, was genau gemacht wurde, sodass das ganze mehr als eine Seite lang war, was mir gefallen hat. Auch, dass davor noch etwas passiert ist -wie du den Anfang eingeleitet hast- hat mir gefallen. Eigentlich am besten, wenn man es so sehen möchte.

~Ͼ~Ͽ~

So, jetzt hat grade Kakashis Geschihcte aufgehört. Ein guter Punkt meines Erachtens nach ist, dass du das ganze nicht zu langatmig gehalten hast und immer mal zwischendruch etwas von den Gestiken der Personen erzählt ~ wobei mir an der einen Stelle Rin nicht so sehr gefallen hat, muss ich sagen.
Wahrscheinlich bin ich einfach nicht wirklich einfühlsam genug, aber ich finde, dass es etwas zu groß hervorgehoben wurde, dass Rin anfängt zu weinen.
Vielleicht sehe ich es falsch, aber egal. Ich bin ein gefühlsloses Monster :D
Nein, jetzt mal im Ernst. Für mich kam das ganze irgendwie so plötzlich und ein bisschen unerwartet. Dass sie vielleocht wimmert oder die Lippen die ganze Zeit aneinander presst, um nicht zu weinen.
Aber darüber möchte ich mich grade lieber nicht streiten.
HA, aber bevor ich es vergesse: Wie du die GEschihcte zuammenstrickst und sie dann zum größten teil auch noch nach der echten Geschichte spielen lässt, gefällt mir. Auch das Pain und Konan aufgetreten sind, hat mir gefallen.

- „Ich hoffe, dass er noch lebt. Es wäre nicht fair, wenn er hatte sterben müssen, weil er mir geholfen hat.“ -
Irgendwie ließt sich die Stelle mit dem 'hatte' etwas komisch...

Hm, Kakashi lässt sich sehr von Rin ablenken. Böse, böse. Auch hat mir die Stelle mit der Augenklappe und der Maske gefallen. Irgendwie ist mir noch nie eingefallen, dass er einfach seine Identität darunter verstecken könnte. Noch eine Theorie mehr, danke :P


Wieder ein sehr schönes Kapitel. Jaja und dieses Mal habe ich wieder ein hablbwegs anständiges Kommentar hinbekommen.
Dir natürlich auch schöne Weihnachten, einen guten Rutsch ins neue Jahr... und viel Glück bei deinen Zwischenprüfungen!


Liebe Grüße
Quenny


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