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Brüder auf Reisen

von

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Blutgeruch

Blutgeruch
 

Inuyasha hastete so schnell er konnte zu Kaedes Dorf. Er konnte es einfach nicht glauben und wünschte sich, dass ihm seine Nase nur einen schlechten Streich spielte. Diese Hoffnung verlor sich jedoch recht bald, denn Kagomes Blutgeruch hing frisch und unverkennbar in der Luft.

Inuyashas Gewand flatterte im Wind und Äste peitschten ihm ins Gesicht. Eine Nebensächlichkeit, die er kaum wahrnahm.

Er hatte nur noch Gedanken für Kagome und die anderen. Entsetzt beschleunigte der hanyou sein Tempo, sofern das noch möglich war, als ihm auch noch der Blutgeruch von Shippo, Miroku und wenig später von Sango und Kirara in die Nase stieg.

Das konnte doch alles nicht wahr sein!

Haltet durch Leute, dachte Inuyasha und wünschte für sich dasselbe.

Er hoffte inständig, dass es um seine Freunde nicht so schlecht bestellt war, wie er dachte, aber eines wusste er: Derjenige, der Kagome und den anderen etwas angetan hatte, würde mehr als nur mit dem Leben bezahlen.

Als sich Inuyasha dem Waldrand näherte, zog er bereits im Laufen Tessaiga und brach mit einem wütenden Schrei aus dem Dickicht heraus. Überrascht bremste er sich ab und blickte sich um .

Es war niemand da.

Aber dafür wurde der Blutgeruch stärker. Inuyasha folgte ihm mit einem unheilvollen Gefühl im Magen. Dabei bemerkte er, dass es schon seit längerem ungewöhnlich still war, beinahe unnatürlich.

Noch etwas stimmte nicht: Es roch stark nach Blut, aber Inuyasha konnte keinen Dämon wittern. War das vielleicht eine Falle?

Etwas leiser, aber keineswegs langsamer, schlich der hanyou weiter und spähte aufmerksam umher- bereit sich sofort in einen Kampf zu stürzen. Doch als er sein Ziel erreichte vergaß er alle Vorsicht.

Das Massaker, welches sich vor ihm bot, ließ ihn erstarren.

Tessaiga entglitt seinem Griff und fiel dumpf zu Boden. Ungläubig starrte der hanyou auf die Lichtung.

Seine Freunde lagen alle auf dem blutdurchtränkten Gras. Ihre Gesichter waren aschfahl und Blut rann an ihren Kehlen herunter.

Sangos Hiraikotsu lag zerbrochen neben ihrer Leiche, Kiraras helles Fell war glänzte rot und Mirokus Hand fasste an der Gebetskette, wie um sie zu lösen. Er hatte es aber nicht mehr rechtzeitig geschafft das Kazaana zu aktivieren. Sein Arm war nass vom vielen Blut.

Und Kagome...Inuyasha keuchte entsetzt, als sein Blick auf sie fiel. Mit einem Satz sprang er zu ihr.

Sie lag eingebettet im Gras. Die Augen waren glasig und vor Schrecken geweitet. Ihre Hand hielt verkrampft den Bogen fest und um ihren Arm hatte sich Shippo schutzsuchend festgeklammert, deren lebloser Körper keine Regung mehr zeigte.

Behutsam hob Inuyaha Kagomes Kopf. Der Hanyou fühlte sich seltsam leer.

Seine Augen brannten und er konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Er unterwarf sich völlig seiner Trauer und war fast froh, dass niemand ihn in diesem Zustand sah. Was sollte er jetzt bloß tun? Wie sollte es weitergehen?

Seine Freunde waren tot.

Er hatte versagt- er hatte sie nicht beschützt. Aber sie hätten sich doch verteidigen können! So schwach waren sie nicht.

Versuche nicht eine Ausrede zu finden, meldete sich da eine böse Stimme in Inuyashas Kopf, gegen einen starken Dämon haben selbst Sango und Miroku Schwierigkeiten und Kagome ist sowieso noch zu unerfahren. Es ist alles deine Schuld...

" Hör auf!" rief Inuyasha verzweifelt.

Deine Schuld...

" Nein!"

Nur deine Schuld...

Inuyasha schüttelte energisch den Kopf, wie um diese Stimme zu verscheuchen. Er wollte nicht hören was sie sagte.

Aber es ist wahr, dachte er niedergeschlagen, Ich habe meine Freunde nicht beschützt. Kagome...es tut mir so leid.

So bitter diese Wahrheit auch war, der hanyou empfand keine richtige Trauer. In ihm war nur ein dumpfes und taubes Gefühl, das er nicht so richtig einordnen konnte. Dazu gesellte sich eine brennende Wut. Wut auf sich selbst und auf sein Versagen.

Kagome hatte sich immer auf ihn verlassen und genau wo sie ihn am nötigsten gebraucht hätte, hatte er sie im Stich gelassen.

Jetzt lag sie schlaff in seinen Armen.

Inuyasha strich über ihre Augen, um sie zu schließen. Zärtlich drückte er das Mädchen an sich.

Tränen fielen auf Kagomes Gesicht und vermischten sich mit ihrem Blut. Lange verweilte er in diesem Zustand und weinte leise vor sich hin.

Er bemerkte nicht einmal, dass sich ihm jemand näherte. Erst die laute Stimme brachte ihn wieder in die Gegenwart zurück:

" Inuyasha! Was um Himmels willen ist denn hier geschehen?" Es war Kaede und sie kam rasch auf Inuyaha zugehumpelt. Hastig wischte sich dieser die Tränen mit dem Ärmel ab und versuchte seinen üblichen grimmigen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Angesichts dieser dramatischen Situation scheiterte er dabei kläglich.

Kaede schritt schneller aus , als sie Inuyahas verzerrte Miene sah. Erschrocken prallte sie zurück, als sie das blutige Bild erblickte.

"W...was...wer hat..." Unfähig etwas zu sagen sank sie auf die Knie und verbarg das Gesicht in den Händen. Zu Inuyahas Überraschung fasste sie sich recht schnell wieder. Sie atmete tief ein und blickte Inuyasha durchdringend an.

"Also. Was ist hier passiert?" Ihre Stimme war gezwungen ruhig.

Inuyasha hatte einen Kloß im Hals und konnte nicht antworten. Er schüttelte kaum merklich den Kopf.

Kaede verstand und ließ den Blick über die Toten schweifen. Sie schauderte.

"Und wo warst du? Hast du ihnen nicht geholfen?", fragte sie leise.

Inuyasha zuckte bei dieser Frage schuldbewusst zusammen. Ja, wo war er gewesen? Er hatte sich ablenken lassen- war in den ältesten Trick der Welt reingefallen. Narakus Geruch war ihm so plötzlich in die Nase gestiegen, dass er sich nicht mehr bremsen konnte und sofort losgelaufen war. Seine Freunde hatte er dabei zurückgelassen. Ob Naraku hinter all dem steckte? Das wurde zu ihm passen.

Wahrscheinlich hoffte er dadurch Inuyasha so weit abzuschwächen, dass er ihn mühelos töten konnte. Nun, innerlich war Inuyaha schon so gut wie tot.

Wie konnte er nur so dumm gewesen sein? Er hatte es Naraku ziemlich leicht gemacht.

Kaede bemerkte, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte und versuchte es wieder gutzumachen.

"Tut mir leid.", sagte sie beschwichtigend und erhob sich "Bitte Inuyasha. Es... ich wollte das nicht sagen. Es ist nicht deine Schuld, hörst du?...Inuyasha?" Sie runzelte die Stirn und getrachtete den hanyou.

Er wirkt so apathisch, dachte sie bekümmert, der Ärmste ist völlig zerbrochen. Ich habe ihn noch nie so gesehen.

Sie berührte ihn sanft am Arm.

" Komm Inuyasha. Wir begraben sie. Das ist alles was wir für sie tun können."

Als de Angesprochene nicht reagierte seufzte Kaede und ging auf Kagome zu.

" Weißt du", sagte sie, während sie Shippo auf den Arm nahm " Es nützt nichts sich zu grämen. Man bräuchte schon ein Wunder oder etwas sehr Machtvolles, um das hier ungeschehen zu machen."

Die Worte brauchten einige Sekunden, um Inuyasha zu erreichen, und als sie bei ihm eintrafen, er sie aufnahm, realisierte und verstand, blinzelte er überrascht und hob mit einem Ruck den Kopf.

" Was hast du gesagt?" brachte er heiser hervor. Kaede wandte sich ihm verwundert zu.

" Na ja...dass du dich nicht grämen sollst..."

" Nein! Das danach! Wiederhole was du zum Schluss gesagt hast!"

" Oh. Du meinst, dass es etwas sehr machtvolles braucht um..."

" Genau das ist es!" unterbrach er sie aufgeregt. Er sprang auf und blickte Kaede mit glänzenden Augen an. Diese verstand Inuyashas Stimmungswechsel falsch.

" Äh... vielleicht war das doch zuviel für dich. Du solltest dich etwas hinlegen."

" Hä? Wieso denn? Ich habe gerade eine Idee."

" Du hast eine Idee?"

Inuyasha überhörte den leichten Sarkasmus.

" Es gibt tatsächlich etwas das Tote wieder lebendig macht", sagte er " Nämlich Tenseiga!"

Kaedes Gesicht hellte sich auf doch dann zog sie die Stirn in Falten und sie schüttelte traurig den Kopf.

" Soweit ich weiß hat Sesshomaru dieses Schwert. Ich glaube kaum, dass er dir den Gefallen tun wird es für dich zu benutzen."

" Ich habe auch nicht die Absicht ihn lieb darum zu bitten. Ich werde es ihm stehlen."

" WAS? Willst du dich umbringen? Und überhaupt: Kannst du Tenseigas Kraft nutzen?"

" Pah! Glaubst du ich bin dazu nicht fähig?" Für Inuyasha war damit das Gespräch beendet. Entschlossen hob er Tessaiga auf und schob es in die Scheide zurück.

Kaede sah, wie zuversichtlich Inuyasha plötzlich wirkte. Die Hoffnung auf Tenseiga erweckte sein Tatendrang und neuer Lebenswillen durchflutete ihn.

Kaede wollte ihm diesen Moment nicht zerstören. Ihre Zweifel über Inuyashas Idee behielt sie lieber für sich.

" Ich gehe jetzt.", sagte Inuyasha " Kümmere dich um Kagome und die anderen. Ich werde mich beeilen."

Ohne eine Antwort abzuwarten stürmte er davon und war schon bald außer Sichtweite.

" Viel Glück!" rief ihm Kaede noch nach, aber das hörte er schon nicht mehr.

Der Diebstahl

Der Diebstahl
 

Eine große Gestalt in edlem Gewand und mit wehenden weißen Haaren, stand auf einem Hügel und blickte ins Tal hinab.

Sesshomaru hatte schon seit längerem Naraku gewittert, aber er konnte den Quell der Geruches nicht richtig orten. Das brachte ihn zur Weißglut.

Hinter sich hörte er tappende Schritte.

" Sesshomaru- sama!", erklang die hohe Kinderstimmer von Rin. "Wieso hast du es heute dauernd so eilig?"

" Sei still Rin!" tadelte Jaken sie " Man stellt nie das Tun des großen Sesshomaru- sama in Frage!"

" Oh... entschuldigung. Aber du bist doch auf der Suche nach etwas, nicht wahr Sesshomaru- sama?"

" Hach dieses Gör", flüsterte Jaken mehr zu sich selbst " Immer so neugierig. Und diese dauernde Fragerei!"

Sesshomaru antwortete nicht. Er sog prüfend die Luft ein und filterte Narakus Geruch heraus.

Kam er von Osten oder von Westen?

Anmutig sprang der Youkai auf einen hohen Felsen und prüfte die Lage von dort. Diese Sucherei machte ihn fast wahnsinnig! Dass er, Sesshomaru, sich von Naraku derart sprichwörtlich an der Nase herumführen ließ konnte er einfach nicht ertragen.

Aber er musste Naraku finden und wenn er das ganze Land nach ihm absuchen musste. Er war einfach zu weit gegangen: Zuerst hatte er Sesshomaru benutzt, indem er ihm einen Arm mit einem Splitter des Juwels gab, dann wollte er sogar Sesshomarus Körper einnehmen!

So etwas Unverschämtes ließ sich der Youkai nicht länger gefallen.

Er hob die Nase in den Wind und schnupperte aufmerksam. Eine sanfte Briese kam ihm entgegen und sie trug tatsächlich den gesuchten Geruch bei sich. Sesshomaru starrte in die Richtung, aus der die Briese kam und lächelte selbstzufrieden.

Jetzt habe ich dich endlich gefunden du elender Halbdämon, dachte er und sprang los.

" He! Sesshomaru- sama!! Wo wollt ihr hin?" rief ihm Jaken händeringend nach.

" Jaken. Bleib mit Rin dort." Befahl der Youkai bevor er außer Hörweite kam. Rin blickte ihm bekümmert nach.

" Er wird doch bald wiederkommen, nicht wahr Jaken- sama?"

" Natürlich!"

" Wann glaubst du wird er wieder da sein?"

" Das kann ich doch nicht wissen. Wieso gehst du nicht und kümmerst dich um Ah und Uhn?"

" Ist gut." Munter sprang das Mädchen los und pfiff dabei ein fröhliches Lied.

Jaken folgte ihr und rollte genervt mit den Augen. Im Grunde hatte er Rin gern, aber das war ihm nicht bewusst.
 

Sesshomaru landete sanft auf dem Gras und zog Tokejin lautlos aus der Scheide. Aufmerksam blickte er sich um und ließ seine scharfen Augen über jeden Fleck gleiten.

Etwas war da, aber er konnte nichts riechen und hören ebenso wenig. Es war ungewöhnlich still, so als ob alles Leben geflohen wäre.

Etwas knackte gefolgt von einem zischenden Laut.

Sesshomaru wirbelte blitzschnell herum und sah sich zu seinem Erstaunen einem riesigen Schmetterling gegenüber, der gerade ein paar Bäume wie Strohhalme einfach umknickte.

Sesshomaru ließ sich nichts anmerken.

Mit kaltem Blick musterte er seinen Gegner, der eine seltsame Mischung aus Eleganz und Hässlichkeit aufwies. Der plumpe Körper hing schwerfällig in der Luft, als ob er von unsichtbaren Fäden gehalten wurde. Im allgemeinen sah der Insektendämon fast pummelig aus, wenn man seine Klauen und die vielen Tentakel, die aus seinem Körper sprossen, außer Acht ließ.

Das Insekt zischte erneut und starrte Sesshomaru mit funkelnden Facetteaugen an. Er starrte seinerseits zurück. Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht.

Von der Gelassenheit des Gegners provoziert, stieß der Dämon einen Kampfesschrei aus und ließ seine Tentakel auf Sesshomaru los.

Er wich ihnen elegant aus und schwang Tokejin so schnell, dass die Schwertklinge die Tentakelfront zerschnitt und den Körper des Dämons mit voller Wucht traf. Der Schmetterling schrie auf und krümmte sich zusammen. Er wankte bedrohlich aber die Tentakel schienen eigenständig zu handeln. Ohne die blutende Verletzung zu berücksichtigen schossen sie auf Sesshomaru zu.

Eine richtige Herausforderung war das für ihn nicht. Mühelos zerschnitt er mit dem Schwert die Tentakel und versuchte den Körper noch einmal zu treffen. Aber für jede Tentakel die er abschnitt kamen zwei neue dazu, die den Körper des Dämons schützten und Sesshomaru nicht mehr als einige Meter heranließen.

Weiteres bemerkte der Youkai, dass sein Gegner keinen Geruch hatte. Das erschien ihm ein bisschen seltsam. Er hatte doch Narakus Geruch verfolgt, aber von dem war nichts mehr zu wittern. Stattdessen war nur dieses Monster aufgetaucht...

Was soll das Naraku, dachte Sesshomaru, während er weitere Tentakel abhackte. Wieso versteckst du dich? Bist du im Grunde so ein großer Feigling? Nun, bei einem Halbdämon hätte ich nichts anderes erwartet. Du schickst sogar deine Handlanger, um die dreckige Arbeit zu erledigen.

Das Insekt hatte sich inzwischen schwankend aufgerichtet und schien wieder bei Kräften zu sein. Es knurrte leise und schwebte mit schillernden Flügel auf Sesshomaru zu. Es schien eine neue Taktik einzusetzen, in der sein Rüssel eine Rolle spielte. Er schnellte hervor, zielte und spuckte einen Säureschwall aus.

Sesshomaru wich schnell aus, aber einige Tropfen streiften seinen Ärmel und hinterließen kleine schwarzgeränderte Löcher. Unbeeindruckt griff der Youkai von neuem an. Er wich einem weiteren Säureangriff aus, bahnte sich einen Weg durch die Tentakel und trennte einen Flügel mit einem sauberen Schnitt vom Körper. Der Schmetterling schrie markerschütternd auf und fiel auf die Seite.

Zuckungen durchfuhren ihn und er flatterte verzweifelt mit dem anderen Flügel von dem goldenes Pulver fiel und auf die Erde rieselte, sofort verwelkte das Gras und die Blumen ließen schwach ihre Köpfe hängen.

Bevor der Staub Sesshomaru erreichte, sprang er schnell zurück, um einen sicheren Abstand zu haben. Es kam ihm seltsam vor, dass ihm Naraku einen so schwachen Gegner schickte. Irgendetwas war da faul.

Vielleicht lauerte irgendwo ein Hinterhalt. Sesshomarus Blick tastete suchend über Bäume und Felsen. Nichts regte sich.

Schließlich wandte er sich wieder seinem Gegner zu, der sich etwas aufrichtete und Sesshomaru hasserfüllt anfunkelte. Dieser blieb völlig gelassen.

" Schluss mit den Spielchen." Sagte er und schnitt mit Tokejin durch die Luft. Die erzeugte Energiewelle floss auf den Dämon zu und zerfetzte ihn regelrecht. Der Schmetterling ächzte und fiel zu Boden. Er regte sich nicht mehr.

Anders sah es bei den Tentakeln aus: Sie stellten sich auf und wiegten sich wie Schlangen hin und her.

Sie gingen alle gleichzeitig zum Angriff über und attackierten Sesshomaru von allen Seiten. Dieser sprang in die Luft, entging somit ihren tödlichen Umarmungen. Er hob Tokejin und ließ die Klinge mit aller Kraft herabsausen.

Im selben Moment spürte er ein Zerren an seiner Seite. Er blickte an sich herab und beobachtete erstaunt, wie ein anderer Insektendämon Tenseiga packte und schnell wie ein Pfeil davonflog.

Das alles passierte gerade mal in einer halben Sekunde. Auch Sesshomarus schnelles Reaktionsvermögen kam ein klein wenig zu spät. Bevor er den Dämon packen konnte, war er bereits über alle Berge. Aber... Sesshomaru schnupperte. Da war ein ganz schwacher Duft... Schwefel vielleicht? So genau konnte er es nicht bestimmen. Es konnten auch mehrere Gerüche auf einmal sein.

Nachdenklich landete er auf dem versengten Gras und betrachtete grimmig die verkohlten Überreste des Schmetterlings.

Zorn wallte in Sesshomaru auf. Jetzt versand er.

En Ablenkungsmanöver.

Der Schmetterling hatte ihn abgelenkt, damit ein anderer Insektendämon Tenseiga an sich nehmen konnte. Und er war auf so einen banalen Trick reingefallen!

Wer war denn so lebensmüde ihn zum Narren zu halten und nebenbei auch noch Tenseiga zu stehlen?

Sesshomarus Gesicht verfinsterte sich vor Wut.

Ein plötzlicher Schrei und das Summen vieler Insekten unterbrach seine Gedanken.

Rin.

Sesshomarus Ohren zuckten und er vergaß seine Wut vorerst. Ohne lande zu überlegen erhob er sich in die Luft und flog zu Jaken und Rin zurück. Zum Glück war er nicht weit weg, sodass er die beiden bald erreichte.

Mit einem Blick erfasste er die Lage: Jaken und Rin waren von großen missratenen Dämonenfliegen eingekreist. Jaken hatte sich schützend vor Rin gestellt und seinen Stab erhoben. Einige Dämonen lagen bereits tot am Boden, aber es waren zu viele, um sie alle aufzuhalten.

Sesshomaru reagierte schnell.

Er stürzte auf die fetten Dämonenfliegen zu und tötete alle mit ein paar Schwertstreichen. Sie hatten kaum Zeit zu begreifen, was mit ihnen geschah, geschweige denn sich zu verteidigen. Mit einem lauten " Plumps" fielen sie zu Boden.

Rin hatte die Hände vor die Augen gepresst und ließ sie jetzt langsam sinken. Erleichtert atmete sie aus.

" Ah... Sesshomaru- sama! Ich wusste, dass du kommen würdest!" strahlend lächelte sie ihn an. " Ich hatte fast keine Angst, aber Jaken hat auch gut gekämpft."

Verlegen blickte Jaken zu Boden und zupfte an seinem Gewand herum.

" Hmm." Machte Sesshomaru nur, aber Rin schien das zu genügen. Glücklich schlenderte sie zu dem zweiköpfigen Drachen Ah und Uhn und tätschelte deren großen Schnauzen.

Jaken richtete sich auf und versuchte wieder würdevoll auszusehen. Er musterte die Dämonenfliegen angeekelt.

" Was waren das für Dämonen, Sesshomaru- sama?" fragte er behutsam. Gleichzeitig fiel sein Blich auf Tokejins Scheide. Nur eine Scheide und nur ein Schwert.

" Oh... aber wo ist Tenseiga?" fügte er überrascht zu seiner ersten Frage hinzu.

" Gestohlen. Von einem Insektendämon."

" Insektendämon? So wie diese hier?" Jaken trat nach einer Fliege, die den Hang hinunter rollte und auf einen Stein klatschte.

Vielleicht hätte Sesshomaru geantwortet, wenn ihn nicht etwas plötzlich abgelenkt hätte. Er wirbelte so unerwartet herum, dass er den überraschten Jaken von den Füßen riss. Prüfend sog er die Luft ein.

Ja, es bestand kein Zweifel. Dieser Geruch war bekannt und nur allzu verhasst.

" Inuyasha." flüsterte Sesshomaru.

Der Aufbruch

Danke Leute für eure aufbauenden Kommis! Das spornt echt an.

Lizard ich denke, dass viele deiner Fragen in diesem Kapitel beantwortet werden. Du dachtest, dass Inuyasha die Dämonen zum Ablenken geschickt hatte? Na, dann fang doch mal an zu lesen...

mariko, deine Vermutungen sind mehr oder weniger richtig.

hotepneith, dieses Kapitel ist länger. Ich habe mich bemüht. Danke, dass du es mir gesagt hast, sonst wäre dieses Kapitel auch sehr kurz geworden!
 

Und nun euch allen: Viel Spaß beim Lesen!
 


 

Sanft wiegte sich das hohe Gras in der leichten Briese und kam nur kurz aus dem Takt, als ein roter Schatten daran vorbeistürmte.

Inuyasha hatte Glück: Sesshomarus Geruch war leicht auffindbar, das ersparte ihm eine lange Sucherei. Allerdings hatte er noch keine genaue Vorstellung davon, wie er seinem Bruder Tenseiga abnehmen sollte. Leicht würde es nicht werden, das was schon mal klar, aber vielleicht klappte es ja mit einer List, obwohl er da seine Zweifel hatte.

Nun, das würde sich jetzt gleich zeigen, denn der Besagte kam bereits in Sicht. Er stand auf einem Hügel und blickte seinem Bruder kalt entgegen.

Der Hanyou spürte die Autorität, die von ihm ausging. Er versuchte sich davon nicht beeindrucken zu lassen. So leicht war er nicht einzuschüchtern . Entschlossen ging er auf ihn zu. Einige Meter vor ihm blieb er stehen und zog Tessaiga lautlos aus der Scheide.

" Inuyasha. Warum bist du hier?" wollte Sesshomaru wissen.

Er hatte Tokejin noch nicht gezogen, aber sine Hand ruhte auf dem Schwertknauf.

" Pah! Dir das zu erklären dauert zu lange. Los, kämpf mit mir!"

Kaum hatte er ausgesprochen sprang er Sesshomaru entgegen, der blitzschnell Tokejin zückte und die Hiebe Tessaigas mit Leichtigkeit parierte.

Er musste zugeben, dass er ein bisschen überrascht war.

Inuyasha kam doch nicht einfach zu ihm, weil ihm nach kämpfen zumute war. Da musste etwas mehr dahinterstecken..

Er bemerkte auch die harte Entschlossenheit in den Augen seines Bruders. Es sah so aus, als ob er durch diesen Kampf etwas erreichen wollte. Bildete er sich tatsächlich ein Sesshomaru in irgend einer Weise hintergehen zu können? Er hatte zwar keine Ahnung, was er hier wollte, aber anscheinend war er wohl lebensmüde.

" Du kommst hierher, um mit mir zu kämpfen?" rief Sesshomaru und schlug Tessaiga zurück. " Wenn du so versessen darauf bist zu sterben will ich dir diesen Wunsch erfüllen."

" Schnauze!"

Inuyasha durfte sich auf keinen Fall provozieren lassen. Zu viel hing von diesem Kampf ab, als dass er sich einen Fehler erlauben konnte. Das Leben seiner Freunde stand auf dem Spiel. Er ächzte, als Sesshomarus Schwert hart gegen Tessaiga prallte. Wie immer stellte er sich als harten Gegner heraus.

Er wehrte alle Hiebe mühelos ab und schlug dann in einem geeigneten Moment selbst zu. Tokejins Energiewelle prallte auf Tessaigas breiter Klinge, die sich Inuyasha schützend vor seinem Körper hielt. Trotzdem zog er sich einige Verletzungen an Armen und Beinen zu.

Sesshomaru griff immer weiter an. Funken sprühten und allmählich rutschte Inuyasha immer mehr nach hinten. Da stemmte er die Fersen in den Boden und bremste scharf ab.

" Du wirst mich nicht besiegen, Sesshomaru!"

Blitzschnell schwang er sein Schwert, sodass Sesshomaru gezwungen war auszuweichen.

" So wütend, Inuyasha?" Während des Kampfes war ihm aufgefallen, dass er anders kämpfte als sonst. Viel heftiger aber auch deutlich unkonzentrierter. Das würde ihm zum Verhängnis werden.

Er sprang auf ihn zu.

Darauf hatte Inuyasha nur gewartet. Er lächelte siegesgewiss und schnitt mit Tessaiga durch die Luft. " Kaze no kizu!"

Die Stärke des Angriffs wühlte den Boden auf. Zerfetzte ihn regelrecht. Eine braune Staubwolke stieg auf und trübte die Luft.

Zufrieden betrachtete der Hanyou sein Werk.

" Das hast du davon, du Großmaul."

" Wer hier der Großmaul ist wird sich noch zeigen."

Alamiert wirbelte Inuyasha herum. Etwas raste auf ihn zu, traf ihn schmerzhaft und im nächsten Moment flog er quer durch die Luft. Er schlitterte auf den Boden und hinterließ eine tiefe Furche in der Erde. Kampfbereit sprang er wieder auf und rieb sich die getötete Wange.

" Verdammt." flüsterte er. Seine Augen funkelten vor Zorn.

" Huh. Dachtest du wirklich, dass du mich so einfach besiegen kannst? Deine Angriffe sind leicht vorauszusehen." Sesshomaru stand stolz und völlig unverletzt vor ihm.

Und da sah Inuyasha es. Oder besser gesagt: Er sah das, was nicht da war.

Ungläubig starrte er auf Sesshomarus rechte Seite. Diese Unachtsamkeit kostete ihm fast das

Leben. Tokejins Klinge schnitt eine dünne blutige Linie in seinem Hals. Es war pures Glück, dass er nicht den Kopf verloren hatte.

Hastig sprang er zurück und blieb in sicherer Entfernung stehen.

" Moment mal!", rief er aufgebraust. " Wo ist Tenseiga? Was hast du damit gemacht?"

Sesshomaru hielt inne und starrte seinen Bruder an.

" Wieso sollte dich das interessieren?"

" Das geht dich nichts an! Ich habe meine Gründe. Also, wenn du mir nicht sofort antwortest schlitze ich dir die Kehle auf!"

" Pass auf wie du mit mir redest, Inuyasha." Sesshomaru sprach mit einer eisigen Ruhe, die zur Vorsicht mahnte, aber Inuyasha hatte jetzt dafür keine Augen. Er war wütend und nervös, das machte ihn blind für alles andere.
 

Etwas abseits stand der zweiköpfige Drache.

Rin lugte vorsichtig hinter ihm hervor und beobachtete besorgt die Kämpfenden.

" Jaken- sama wer ist das? Der mit den spitzen Ohren?" fragte sie. Der Krötendämon stand neben ihr und starrte verwirrt auf die Szene. Dass Inuyasha plötzlich auftauchte und Tenseiga verlangte war mehr als merkwürdig. Fasziniert beobachtete er den Kampf. Sesshomaru war ganz klar im Vorteil. Jaken freute sich schon, wenn dieser Halbdämon endlich ein für alle Mal aus dem Weg war.

" Jaken- sama?" Der Angesprochene blinzelte und löste sich von seinen Gedanken.

" Das ist Inuyasha. Sesshomaru- samas jüngerer Bruder." antwortete er etwas verspätet auf Rins Frage.

" Waaas?! Aber er hat gesagt, dass er Sesshomaru- sama töten will!"

" Ts, ts." Er schüttelte den Kopf wie einer, der sich über eine ganz und gar dumme Äußerung lustig macht. " Keine Sorge. Es wird wohl eher umgekehrt sein."

" Aber..." Rin blickte wieder zu den Brüdern und musterte Inuyasha aufmerksam. Er sah nicht so aus, als ob er jemanden einfach so töten konnte. Im Gegenteil: Er wirkte völlig harmlos, wenn nur dieser Schwert nicht wäre. Vor allem die Hundeohren hatte Rin ins Herz geschlossen. Sie sahen so flauschig aus.

Ich will nicht, dass Sesshomaru- sama verletzt wird, aber ich will auch nicht, dass diesem Inuyasha etwas passiert, dachte sie bekümmert.
 

Die Halbbrüder standen sich gegenüber und durchstachen sich mit Blicken. Wenn diese töten könnten...

Inuyasha war schon von Natur aus ziemlich ungeduldig und er hatte jetzt absolut keine Zeit sich mit Höflichkeiten aufzuhalten.

" Keh! Ich rede wie es mir passt. Und jetzt rück Tenseiga raus son..."

" Ich habe es nicht."

" Wa- as?!" Inuyasha strauchelte vor Überraschung. Das war doch wohl ein Witz!

" Das ist doch ein Witz!"

" Wäre es dir lieber ich würde lügen?"

Inuyasha starrte in die Augen seines Bruders. Sie sahen kalt und ausdruckslos aus. Eigentlich nichts neues, aber in ihnen lag auch nichts verdächtiges. Nein, Sesshomaru log nicht. Diese Erkenntnis traf den Hanyou wie eine eiskalte Faust.

" Und was hast du damit gemacht?" hauchte er.

" Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht." Sesshomaru betrachtete das Gespräch sowie auch den Kampf als beendet. Er steckte Tokejin weg und drehte sich mit wogendem Gewand um.

" Hey! Nicht so schnell!" Inuyasha lief ihm hinterher, passte aber auf ihm nicht zu nahe zu kommen. Misstrauisch beäugte er den Rücken seines Bruders.

Was hatte er mit Tenseiga bloß gemacht? Freiwillig würde er es ihm bestimmt nicht sagen. Also blieb nur noch die harte Tour. Er würde die Antwort einfach aus ihm herausprügeln, wobei die Betonung auf "einfach" seine Unsicherheit deutlich zum Ausdruck bringt. Da kam ihm eine Blitzidee. Vielleicht war es so, dass... oh nein. Das wäre aber unmöglich! Inuyasha hoffte mit seiner Vermutung falsch zu liegen. Er schlich sich etwas näher heran.

" Ah. Jetzt verstehe ich. Man hat es dir gestohlen was?" sagte er und versuchte spöttisch zu klingen. " Wie konnte das nur passieren und ausgerechnet dir?"

Sesshomaru schwieg.

Inuyasha fasste das als ein " ja" für seine erste Frage auf.

Obwohl er von außen ruhig und gleichgültig wirkte, tobte in ihm ein heilloses Chaos. Seine einzige Hoffnung war dahin!

Dieser Hohlkopf von Sesshomaru hatte sich doch tatsächlich Tenseiga stehlen lassen. Wie konnte man nur so blöd sein?

Wütend ballte er die Fäuste, sodass seine Knöchel weiß hervortraten.

Kagome, Sango, Miroku, Shippo und Kirara... Wie sollte er ihnen jetzt bloß helfen? Er hatte ihnen doch etwas versprochen. Sie zählten auf ihn. Es sei denn...

" Na schön. Wenn du mir nichts sagen willst, dann verrate mir wenigstens wer Tenseiga genommen hat." sagte er grob.

Der Youkai blieb stehen und drehte leicht den Kopf. Aus den Augenwinkeln warf er seinem Bruder einen verächtlichen Blick zu.

" Was nützt es dir, wenn ich es dir sage?"

Inuyasha kniff fest die Augen zusammen und zwang sich zur Ruhe. Er atmete tief durch, bevor er zu einer Antwort ansetzte.

" Wenn du es unbedingt wissen willst: Ich werde den Dieb verfolgen und ihm Tenseiga wieder abnehmen."

Interessiert zog Sesshomaru die Augenbrauen hoch. Jetzt wurde er doch neugierig. Inuyasha war ja geradezu versessen darauf Tenseiga in die Finger zu bekommen.

Der Youkai ahnte schon warum. Trotzdem fragte er:

" Weshalb?"

" Hör endlich auf mit deiner Fragerei und beantworte mal MEINE Fragen!"

All die Gefühle, die sich in Inuyasha gestaut hatten, wirbelten plötzlich herum und purzelten durcheinander.

Die Trauer vom Tod seiner Freunde ging zu einer Hoffnungslosigkeit über ihnen nicht mehr helfen zu können. Diese schlug in Wut und dann zu rasendem Zorn um. Ohne nachzudenken stürzte er sich mit erhobenem Schwert auf Sesshomaru.

Der Youkai blicke ihm emotionslos entgegen. Gelassen packte er Inuyashas Schwertarm und drehte ihn auf den Rücken.

" Du jämmerliches Halbblut kannst vor Zorn nicht einmal richtig kämpfen!"

Inuyasha knurrte als Antwort und wand sich in Sesshomarus kräftigem Griff.

" Lass mich los!" rief er zwischen zusammengebissenen Zähnen.

" Versuch dich doch selbst zu befreien. Oder kannst du das nicht?"

Inuyasha fluchte und bäumte sich auf.

Tessaiga lag zwar noch immer in seiner Hand, aber er konnte in dieser Position nichts damit anfangen. Verdammt!

In einem hatte Sesshomaru recht: Der Zorn hatte ihn blind gemacht.

Er versuchte sich ein bisschen zu beruhigen und überdachte seine Lage. Da fiel ihm auf, dass Sesshomaru nur seinen rechten Arm festhielt und der Linke frei war.

Schnell griff er damit nach hinten, packte Tessaiga und versuchte einen Angriff zu starten. Sesshomaru hatte allerdings mit so einem Schachzug gerechnet und war schneller. Er ließ Inuyasha los und schlug ihm mit der Faust in den Magen. Keuchend fiel der Getroffene auf ein Knie.

" Stirb." verkündete der Youkai schlicht und ließ die Fingerknöchel knacken. Die Giftklaue sauste auf zielstrebig auf Inuyasha herab.

" Nein, bitte warte Sesshomaru- sama!" erscholl plötzlich Rins verzweifelte Stimme. Und tatsächlich- der Angesprochene hielt inne und wandte sich Rin zu. Die Kleine lief auf ihn zu und blieb keuchend vor ihm stehen.

" Bitte... du... du darfst ihn nicht..."

" Was soll das Rin?" unterbrach Sesshomaru das Mädchen scharf.

" Es... es tut mir leid, aber du kannst ihn doch nicht töten. Er ist immerhin dein Bruder, das hat mir Jaken gesagt!"

Der Krötendämon duckte sich beim Klang seines Namens hinter Ah und Uhn. In dieser Sache wollte er lieber nicht hineingezogen werden.

Flehend blickte Rin den großen Youkai an.

Inzwischen war Inuyaha aufgestanden und starrte abwechselnd von Sesshomaru zu Rin.

" Wer bist denn du?" fragte er das Mädchen. Dieses lächelte ihn strahlend an.

" Ich heiße Rin. Weißt du Sesshomaru- sama hat mich gere..."

" Das reicht Rin. Geh wieder zurück." sagte Sesshomaru. Seine Giftklaue ließ er sinken und er bedachte Inuyasha mit einem eisigen Blick.

" Du bist heute nicht in Form. So lohnt es sich nicht zu kämpfen." Er wandte sich um und befahl Jaken: "Bleib mit Rin hier."

Dann verlängerte sich sein Fell, welches er auf dem Rücken trug, und hob ihn leicht in die Luft auf.

" Wo willst du jetzt hin?" rief Inuyasha erbost. Er durfte nicht zulassen, dass sich Sesshomaru aus dem Staub machte schließlich konnte nur er wissen, wer Tenseiga gestohlen hatte. Also blieb ihm nur eines. Er fluchte, aber eine andere Möglichkeit gab es nicht: Er musste Sesshomaru folgen.

Als er Tessaiga in die Scheide zurückgeschoben hatte, maß er Rin mit einem unsicheren Blick.

" Äh... danke wegen vorhin. Ich muss jetzt leider gehen. Äh... kommst du klar? Ich meine..." Seine Augen huschten kurz zu Jaken.

" Oh ja." versicherte ihm Rin. "Wenn Sesshomaru- sama nicht zu lange wegbleibt. Sonst wird es nämlich bald langweilig. Aber Jaken- sama ist auch in Ordnung."

Komisches Mädchen, dachte Inuyasha. Wieso ist sie überhaupt bei Sesshomaru? Und dazu noch lebend?

Diese Fragen schossen ihm kurz durch den Kopf, verblassten aber schnell wieder.

Er hatte keine Zeit dafür. So nickte er Rin zum Abschied kurz zu und lief seinem Bruder hinterher.

Das Mädchen blickte ihm nach und winkte.
 

Sesshomaru kniff die Augen zusammen und spähte nach Osten.

Wenn ihn nicht alles täuschte spürte er dort ganz schwach einen mächtigen Bannkreis. Diesen zu brechen würde erhebliche Probleme bereiten, wenn nicht unmöglich sein. Da würde er sich wohl etwas einfallen lassen müssen.

Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Inuysha ihm nachlief.

Was will der denn hier, ärgerte er sich und beschleunigte sein Tempo.

Davon ließ sich sein Bruder aber nicht abschütteln. Wie eine Klette klebte er an Sesshomaru und folgte ihm ohne langsamer zu werden.

Dem Youkai wurde das bald zu lästig. Er beschloss diese Angelegenheit aus dem Weg zu räumen und seinem Bruder ein für alle mal die Leviten zu lesen.

Anmutig landete er auf einer Wiese nahe eines Waldes. Der Hanyou ließ nicht lange auf sich warten. Als er Sesshomaru erreichte, lächelte er zufrieden.

" So", sagte er. " Dann können wir jetzt unser kleines Gespräch wieder aufnehmen und..."

" Was ist Inuyasha?" unterbrach ihn Sesshomaru abrupt. " Willst du es nicht sagen?"

Inuyasha blickte ihn verständnislos an und runzelte fragend die Stirn.

" Ich weiß genau warum du Tenseiga brauchst." fuhr er fort, als Inuyasha keine Anstalten machte zu antworten. " Dein Menschenhang ist tot. Nicht wahr?"

Der Hanyou stand etwas perplex da und starrte ihn irritiert an. Sesshomaru war schlau, das wusste er und irgendwann hätte er herausgefunden wozu er Tenseiga brauchte.

Trotzdem überraschte es ihn, dass er gerade jetzt darauf zu sprechen kam. Damit hatte er nicht gerechnet.

Schweigend starrte er zu Boden.

Sesshomaru lachte leise.

" Huh. Wie rührend. Ich nehme an du willst sie wiederbeleben? Daraus wird aber nichts. Ich werde mir Tenseiga vor dir holen."

" Was?" Inuyasha blinzelte überrascht. " Aber das Schwert ist für dich nutzlos, das hast du selbst immer gesagt! Wieso willst du es haben?"

" Es ist ein Erbstück von Vater. Niemand soll ein Familienerbe beschmutzen."

Na toll. Was für eine glückliche Wende.

Das passte Inuyasha jetzt gar nicht. Nun hatte er gleich zwei starke Gegner, die er bezwingen musste, um das Schwert zu bekommen. Seine Schultern strafften sich ein wenig.

" Ich werde dich töten wenn du mir im Weg bist." sagte er.

Sesshomarus Augen blitzten.

" Warum versuchst du das nicht gleich jetzt?"

Er war gerade dabei Tokejin zu ziehen, als ein heftiges Beben den Boden erschütterte und die Aufmerksamkeit der Brüder auf sich schob. Beide schauten überrascht auf.

Ein tiefes Brüllen erscholl im Wald und man hörte ein Geräusch wie das umknacken vieler Bäume.

Im nächsten Moment brach ein abscheuliches Wesen aus dem Wald hervor. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein riesiger Baum. Erst wenn man genau hinschaute erkannte man kümmerliche, insektenartige Gliedmaßen, die mit spitzen Stacheln besetzt waren.

Aus einer langen Nase pufften Rauchwölkchen.

Wütend funkelte der Dämon die beiden Brüder mit roten Augen an.

" Schon wieder ein Insektendämon. Diesmal sogar mit einer Mischung aus Pflanze." war Sesshomarus einziger Kommentar.

Er zog sein Schwert und sprang auf seinen Gegner zu. Inuyasha tat es ihm gleich und überholte ihn im Sprung.

" Lass mich ihn erledigen! Er gehört bestimmt zu denen, die meine Freunde auf dem Gewissen haben!"

Wütend schleuderte er seine Kaze no kizu auf den Dämon. Sie prallte mit voller Wucht auf die rechte Seite und riss einen Arm mit. Der Dämon taumelte und grunzte unwillig. Aus seiner Wunde quoll etwas goldenes und dickflüssiges heraus. Es war kein Blut, sondern Harz.

Inuyasha holte noch einmal aus, aber er kam nicht mehr dazu den Angriff durchzuführen, denn diesmal war sein Gegner vorbereitet.

Er hob den verbliebenen Arm und öffnete seine Klaue wie eine Zange. Daraus schoss etwas Schwarzes heraus, das Inuyasha blubbernd übergoss.

" Blähhh." murmelte er angeekelt. Das Zeug war schleimig und klebrig. Es verklumpte seine Kleidung und zog ihn unerbittlich nach unten. Der Dämon brüllte zufrieden und torkelte auf sein Opfer zu.

Er sollte es nie erreichen.

Sesshomaru tauchte plötzlich wie aus dem Nichts auf und rammte ihm Tokejin in den Bauch, woraufhin eine große Menge Harz wie eine Fontäne herausfloss und eine glänzende Pfütze auf den Boden bildete.

Der Angegriffene fauchte und hieb nach seinem Peiniger. Geschickt wich der Youkai der Pranke aus. Der Dämon schwankte hin und her. Er versuchte sich halbwegs gerade hinzustellten und griff Sesshomaru mit dem schwarzen Pech aus seiner Klaue an. Er war jedoch schon zu schwach, um richtig gut zu zielen. Gerade wollte ihm Sesshomaru den Gnadenstoß verpassen, als ihm etwas zuvorkam.

Ein helles Licht hüllte den Insektendämon ein und zerfetzte ihn unter einem ohrenbetäubenden Krachen von zersplitterndem Holz.

Sesshomaru wich der Energiewelle noch schnell aus und funkelte Inuyasha wütend an. Dieser hatte sich erstaunlich schnell vom gröbsten Schleim befreit und stand wieder fest auf zwei Beinen.

Er hielt Sesshomarus Blick stand und sagte:

" Ich habe dir doch gesagt du sollst dieses Gemüse mir lassen."

Er schob Tessaiga in die Schwertscheide zurück und zupfte sich noch einige Schleimklumpen aus der Kleidung.

" Und ob es dir passt oder nicht: Ich werde dich begleiten müssen. Schließlich will ich verhindern, dass du Tenseiga zuerst bekommst. Außerdem bist du der einzige der weiß, wer Tenseiga gestohlen hat und du kennst wahrscheinlich auch den Geruch des Diebes ."

Sesshomaru zeigte keine Regung. Er stimmte weder zu noch erhob er einen Einwand.

" Und was sollte diese Aktion gerade? Wolltest du mir etwa helfen?" fuhr der Hanyou fort.

" Idiot. Ich habe es nur eilig und du hast dir ja ziemlich viel Zeit gelassen."

" Hey! Was soll das? Du musst natürlich immer der Bessere sein wie?"

Angriffslustig funkelte er seinen Bruder an. So eine Beleidigung ließ er ihm nicht einfach durchgehen. Er ließ mit einem bedrohlichen Geräusch die Finger knacken. Der Ältere beachtete ihn allerdings nicht.

Stattdessen schritt er langsam zum toten Dämon und bückte sich zu ihm hinab.

Sein Gesicht verfinsterte sich, als er einen schwachen Geruch wahrnahm. Kein Zweifel: An diesem Kadaver haftete schwach der Geruch von Tenseiga.

Er erhob sich wieder und blickte schweigend gen Osten. Aus dieser Richtung war der Dämon gekommen.

Dort liegt auch der Bannkreis, überlegte er. Ich kann ihn nicht brechen aber... Inuyasha mit dem roten Tessaiga kann es.

Es wiederstrebte ihm auf seinen kleinen Bruder angewiesen zu sein, aber die Familienehre hatte deutlich Vorrang.

Bevor er es sich noch anders überlegte machte er eine entschlossene Bewegung und ging auf den Wald zu.

" Hey! Warte!" Hastig schloss Inuyasha zu ihm auf und schob seinen verletzten Stolz zur Seite. Das war jetzt kein günstiger Augenblick, um sich zu streiten.

Es erstaunte ihn, dass sein Bruder ihn ohne weiteres mitgehen ließ.

Dutzende Fragen schossen ihm deswegen durch den Kopf, aber er hielt es für besser seine Neugierde vorerst einmal zu zügeln.
 


 

Das wäre geschafft! Die beiden haben sich endlich zusammengeschlossen.

Was sie noch alles durchstehen müssen wird sich bald zeigen. Vor allem für Inuyasha wird es schwer, da er immer im Schatten seines Bruders steht. Aber er weiß sich zu helfen!
 

Das nächste Kapitel heißt " Ungehorsamkeit mit Folgen"

Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Titel gut passt... Aber lassen wir es dabei. Ich habe lange genug gebraucht mir einen halbwegs zufriedenstellenden auszudenken.

Bin nicht besonders gut darin... *lach*
 

Bis zum nächsten Mal!

Ungehorsamkeit mit Folgen

In diesem Kapitel bekommt Inuyasha mal eine ganz andere Art von Lektion, die ihm beibringt seinem Bruder mehr zu vertrauen- so merkwürdig das auch klingen mag.

Myoga hat auch etwas zu sagen.... aber ich will euch nicht zu viel verraten!
 

Ich wünsche euch wieder viel Spaß beim Lesen!
 


 

Der Wald, den die Hundebrüder bald darauf betraten, konnte man mit einem einzigen Wort beschreiben: Uralt.

Knorrige Bäume mit langen dunklen Nadeln füllten jede freie Fläche aus. Gewaltige Wurzeln ragten teilweise wie blanke Knie aus der Erde. Sie waren mit Moos und Flechten überzogen.

Das Licht, welches durch kleine Lücken der Baumkronen drang, warf pinselartige Schatten auf den Boden. Alles im allem ein recht beruhigender und entspannender Eindruck. Jemand sah das aber ganz anders:

" Verdammt! Hier kommt man ja kaum vorwärts." beschwerte sich Inuyasha, als er sich zum wiederholten Male in einem Lianenvorhang verhedderte.

Kurzerhand zückte er Tessaiga und hackte sich damit einfach einen Weg frei.

" Hör auf damit." befahl Sesshomaru scharf.

" Warum? Willst du etwa in diesem Tempo weitergehen? Wie verlieren nur Zeit."

" Du erzürnst den Wald."

" Pah! So ein Quatsch." Um seine Meinung besser zum Ausdruck zu bringen schlug er den nächsten Busch kurz und klein.

" Lass das!" sagte Sesshomaru mit donnernder Stimme.

Inuyasha grummelte etwas, schob Tessaiga aber wiederwillig in die Scheide zurück. Es ärgerte ihn zwar den Befehlen zu gehorchen, aber manchmal ermahnte ihn auch sein Instinkt zur Vorsicht. So wie in diesem Fall. Mit Sesshomaru war nicht zu spaßen. Er war es eben nicht gewöhnt, dass seine Befehle missachtet wurden. Und wenn dies doch passierte... Inuyasha konnte sich lebhaft vorstellen wie es dann ausging. Ein solches Ende wollte er nicht haben.

Trotzdem war er schlecht gelaunt, als sie weiter durch den Wald stapften.

Genau wie er vermutet hatte kamen sie schrecklich langsam vorwärts und der Weg war sehr beschwerlich, da es nicht einmal so etwas wie einen Trampelpfad gab. Immer wieder stand eine dornige Pflanze im Weg.

Schon bald waren die Hundebrüder mit zahlreichen Kratzern übersät und hie und da zeigte sich ein Riss im Gewand.

" Wer weiß wie groß dieser Wald ist!" sagte Inuyasha nach einer Weile. " Wenn wir so weitermachen sind wir noch zwei Tage hier!"

Als Antwort schnellte ihm plötzlich ein Ast ins Gesicht und hinterließ eine rote Linie auf der Haut.

" Mir reicht´ s!" Genervt legte er bereits die Hand auf dem Schwertgriff, als Sesshomaru ihn anfunkelte.

" Habe ich mich vorhin nicht klar ausgedrückt? Wenn du diesem Wald schadest wirst du seinen Zorn zu spüren bekommen."

" Ein Haufen Bäume? Blödsinn."

Trotzdem blickte er sich verstohlen herum, als ob er befürchtete, dass ein naher Baum seine krummen Äste nach ihm ausstrecken würde. Als nichts dergleichen geschah zuckte er mit den Schultern und riss einige Äste weg, die ihm den Weg versperrten.

Wenn er nicht Tessaiga benutzen konnte, dann erledigten eben seine Klauen die Arbeit.

Außerdem musste er sich beeilen.

Die Leichen seiner Freunde würden bald zu verwesen anfangen und wenn sie zu sehr zersetzt werden, würde sogar Tenseiga nichts mehr tun können. Dieser schreckliche Gedanke trieb ihn zu noch größerer Eile an.

Sesshomaru beobachtete Inuyasha missbilligend. Er wollte etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders und steig sanft in die Luft auf.

Sollte dieser Idiot doch tun, was er nicht lassen konnte.

" Hey! Wo willst du hin?" rief ihm Inuyasha hinterher.

" Ich will nicht im Wald sein, wenn er seinen Zorn an dir auslässt, du törichtes Halbblut."

" Ach mach doch was du willst." Murrend setzte der Hanyou seinen Weg fort, während Sesshomaru lautlos die dichten Baumkronen durchbrach und bald nicht mehr zu sehen war.

Inuyasha war das nur Recht.

Er reiste ohnehin nicht gern mit diesem Kühlschrank von einem Bruder. Er hatte nichts anderes im Kopf, als ihn zu erniedrigen.

Was machte man nicht alles für die Freunde. Sogar den verhassten Bruder hielt man aus, nur um ihnen zu helfen.

Wenn das alles vorbei ist schulden die mir was, dachte er, meinte es aber im selben Moment nicht ernst damit. Er dachte an Kagome. Er vermisste sie und schwor sich , ihr nicht mehr von der Seite zu weichen, wenn sie wieder leben würde. Ob ihr das etwas ausmachen würde?

So in Gedanken versunken merkte er nicht gleich, dass sich etwas allmählich veränderte: Zwischen den Bäumen knarrte und wisperte es. Die Schatten tänzelten nervös und ein leichter Windhauch huschte über den Boden davon.

Erst als ein Riss unter Inuyashas Füßen aufbrach zuckte er erschrocken zusammen.

Reflexartig zog er Tessaiga und blickte sich wachsam um.

Es war dunkler geworden und der Wind hatte aufgefrischt.

Der Hanyou wirbelte herum, als er ein Rascheln hinter sich wahrnahm, konnte aber nichts erkennen. Beunruhigt tastete sein Blick über die Baumstämme und inspizierte jeden verdächtigen Fleck. Ihm war als würden ihn dunkle Augen feindselig mustern.

Irgendetwas beobachtete ihn. Er fröstelte, als er erkannte, dass es die Bäume waren, die ihn anstarrten.

Ob Sesshomaru letztendlich doch Recht hatte? War der Wald tatsächlich wütend über Inuyasha? Dieser glaubte mit jeder Sekunde mehr daran.

Vor allem, als sich ein Baum in unnatürlicher Weise verbog fielen alle Zweifel von ihm. Hastig wich er dem sich biegenden Baum aus, der ihn wie eine Schlange einzuwickeln drohte.

Unschlüssig blickte er sich um. Was sollte er tun?

Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es mit einer Entschuldigung nicht getan wäre. Er konnte aber auch nicht fliehen, da der Wald nach wie vor zu dicht war, außer er hackte sich einen Weg frei, aber dadurch wurde der Wald bestimmt noch wütender. Diesem Gedanken folgte die Frage: War ein Wald dazu fähig?

Bevor er einen anderen Ausweg suchen konnte tat plötzlich noch ein Riss auf. Dieser war breiter als der erste und fraß sich quer durch den Wald.

Inuyasha sprang zur Seite, aber nun brach überall der Boden auf. Wie ein Spinnennetz zogen sich die Risse als feine Linien über dem Boden.

Bäume fielen polternd um und rissen Sträucher mit sich. Das Erdreich wurde immer lockerer, es bröckelte auseinander und begann alsbald zu beben.

Inuyasha schaute einige Sekunden fasziniert zu und löste sich erst aus seiner Starre, als ein Stein unsanft gegen seine Schläfe flog.

Er begann zu laufen.

Vielmehr bewegte er sich hüpfend fort, denn auf dem Boden fand er keinen Halt mehr.

Um ihn herum zerstörte sich der Wald selbst. Erde, Stöcke und Steine wurden durch die Luft geschleudert. Inuyasha hatte alle Mühe den größten Brocken auszuweichen.

Schon bald lagen so viele Bäume am Boden, dass sie einen Blick auf den Himmel freigaben. Instinktiv ruckte Inuyashas Kopf nach oben, um nach Sesshomaru ausschau zu halten.

Im nächsten Moment ließ er ihn etwas verschämt sinken.

Bildete er sich vielleicht ein, dass sein Bruder ihm helfen würde?

Er hatte sich selbst in diese ärgerliche Lage gebracht und musste auf eigene Faust damit klarkommen.

Geschickt wich er einem dicken Ast aus und riss den Arm vors Gesicht, um sich vor einem Steinhagel zu schützen. Diesem großen Ansturm konnte er aber nicht auf Dauer standhalten.

Schon bald gesellten sich zu seinen Kratzern einige blaue Flecken und kleine Beulen dazu.

" Verdammt! So ein Mist!"

Inuyasha knurrte und hielt sich Tesseigas breite Klinge vor seinem Körper.

Dadurch kam er etwas besser voran, aber er musste diesen verrückten Wald so schnell wie möglich verlassen.

Blinzelnd schaute er sich um und stellte erleichtert fest, dass der Waldrand gar nicht so weit weg war. Mit neuer Kraft legte er an Tempo zu und behielt sein Ziel fest im Auge.

Plötzlich wickelte sich etwas um seinen Fuß und zog ihn mit einem Ruck zurück. Überrascht drehte er sich nach dem Störenfried um.

Es war eine kräftige Liane.

Und sie schien tatsächlich eigenständig zu handeln, denn sie hing lose in der Luft. Hartnäckig zerrte sie an Inuyashas Fuß. Dem wurde es jetzt bald zu bunt.

" Sankontessou!"

Die Liane zeriss und fiel leblos zu Boden.

Bevor noch andere Pflanzen auf die Idee kamen sich am Hanyou zu rächen sprintete dieser bereits auf den Waldrand zu. Er erreichte ihn gerade rechtzeitig, um nicht vollständig erschlagen zu werden. Keuchend ließ er sich ins weiche Gras fallen. Das war ziemlich knapp gewesen.

Jemand landete an seiner Seite. Inuyasha brauchte gar nicht aufzuschauen um zu wissen wer das war.

"Hast du endlich genug, du Idiot?" hörte er die eisige Stimme von Sesshomaru.

Inuyasha kam sich furchtbar dumm vor. Durch diese Aktion hatte er Sesshomaru einen Grund mehr gegeben über ihn herzufallen. Tatsächlich ergriff dieser sofort die Gelegenheit dazu.

" So etwas passiert wirklich nur dir. Man sieht, dass du keinerlei Selbstbeherrschung hast."

Er blickte den Hanyou geringschätzig an. Dieser wich seinem Blick betreten aus und schwieg.

" Gehen wir." befahl Sesshomaru schließlich.

Inuyasha rappelte sich gehorsam auf und blickte über seine Schulter. Ungläubig riss er die Augen auf und vergaß die momentane Laune von seinem Bruder.

" Häähhh? Aber... der Wald... er ist..." völlig unversehrt.

Diese letzten Worte konnte er jedoch vor Staunen nicht mehr aussprechen.

Der Wald war tatsächlich so wie am Anfang. Große Bäume mit einem üppigen Blätterdach ragten in den Himmel empor. Büsche und Sträucher säumten den Waldrand, der so gerade war, wie mit dem Lineal gezogen.

" Was ist passiert?"

Sesshomaru blieb stehen und folgte seinem Blick. Hatte Inuyasha tatsächlich keine Ahnung, was dieser Wald war? Dann wunderte es ihn gar nicht, dass er sich so leichtfertig mit ihm angelegt hatte. Die Reise mit ihm würde wohl ziemlich mühsam werden.

" Dieser Wald hat seinen eigenen Willen." erklärte er unerwartet. " Er hat die Form, die er gerade braucht."

Inuyasha blickte überrascht zu seinem Bruder auf und wagte es noch weiter zu fragen.

" Ich hatte das Gefühl, dass er dachte." sagte er und schauderte, als er sich daran zurückerinnerte.

" Ja. Es ist ein alter Wald. Er hat gelernt sich gegen Feinde zu wehren indem er sie mit Illusionen vertreibt oder tötet."

" Illusion? Das war alles nur eine Illusion? Und sie kann auch töten?"

Irritiert betrachtete er den Wald nun mit anderen Augen, in denen Bewunderung als auch Respekt lag.

So ganz wollte er es noch nicht verstehen, aber in Zukunft würde er mehr darauf achten, was er mit Tessaiga zerhackte und vielleicht auch mehr auf seinen Bruder hören.

Überrascht blinzelte er über die letzten Worte.

Das hatte er jetzt hoffentlich nicht selbst gedacht.
 

Die Hundebrüder ließen den Wald hinter sich und erreichten eine große Blumenlandschaft, die in der untergehenden Sonne violettfarben leuchtete.

Ein betörender wie auch süßlicher Geruch streifte durch das Gras und hing schwer in der Luft. Für die feinen Nasen der Brüder war er schon fast lästig. Es biss und juckte wie wahnsinnig.

Inuyasha nieste immer wieder, während sich Sesshomaru, wie üblich, nichts anmerken ließ. Er hing schon seit einer ganzen Weile denselben Gedanken nach:

Wer hatte Tenseiga gestohlen und warum? Ein heilendes Schwert würde für einen Dämon wohl kaum nützlich sein. Es sei denn... er bekam so langsam eine Ahnung was hier gespielt wurde.

Dadurch ließe sich dann auch der Tod von Inuyashas Freunden erklären.

" Verdammt... hatschiiii! Diese verfluchten Blumen." beschwerte sich Inuyasha und riss damit seinen Bruder aus den Gedanken.

Sesshomaru warf ihm einen kurzen Blick zu. Sollte er ihm von seiner Vermutung erzählen?

Die Entscheidung wurde ihm gleich darauf abgenommen.

Etwas hüpfte behände auf Inuyashas Schulter und saugte hingebungsvoll an seinem Hals.

" Ah... Inuyasha- sama. Es ist so lange her!" seufzte eine kleine Stimme. " So gutes Blut hatte ich schon lan..."

Klatsch!

Benommen trudelte der Floh von Inuyashas Schulter, der ihn nach seiner groben Behandlung immerhin höflich auffing.

" Myoga." sagte er ärgerlich. " Was willst du hier?"

Der Angesprochene rappelte sich auf und blickte Inuyasha beleidigt an.

" Ich hätte mir schon eine andere Begrüßung erwartet."

" Deine war auch nicht viel freundlicher."

Myoga räusperte sich verlegen.

" Du weißt ja gar nicht was es bedeutet sich wochenlang nur von Rattenblut zu ernähren.....aber lassen wir das sein." sagte er schnell, als er Inuyashas Gesichtsausdruck bemerkte.

" Ich bin natürlich wegen einem anderen Grund hier."

" Der wäre?"

" Ich habe nützliche Informationen Euch..... für euch beide." Sein Blick fiel auf den Älteren Bruder und seine Augen weiteten sich vor Staunen.

" Ha! Ist das zu glauben! Ihr tut euch zusammen? Wenn das euer Herr Vater wüsste. Er wäre ja so erfreut darüber. Nicht wahr Sesshomaru- sama?"

Inuyasha blickte irritiert von einem zum anderen.

Sesshomarus Augen verengten sich zu Schlitzen und verströmten eine derartige Kälte, dass sie in diesem Moment sogar Wasser gefrieren könnten.

Erschrocken hüpfte Myoga hinter Inuyashas Schulter und lugte vorsichtig aus seinem Versteck hervor.

" Äh... nun ich... ich..." stammelte er, während er Sesshomaru nervöse Blicke zuwarf.

" Warum erzählst du uns nicht etwas über deine ,Informationen'?" half ihm Inuyasha nach.

" Ach ja!" Erleichtert über die Ablenkung setzte er sich bequemer hin, blickte die Brüder durchdringend an und wandte sich dann dem Jüngeren zu.

" Zuerst habe ich eine gute Nachricht für Euch, Inuyasha- sama."

" So?" Eine gute Nachricht. Das war genau das, was er im Moment brauchte. " Lass hören."

" Es geht um Miroku, Sango, Kagome, Shippo und Kirara. Kaede wusste schon im Voraus, dass Ihr länger brauchen werdet um... äh Tenseiga zu holen. Deshalb hat sie Eure Freunde mit einer ,Erhaltungstinktur' behandelt.

Das bewirkt, dass ihre Leichen länger erhalten bleiben und nicht so schnell verwesen."

Inuyasha klappte der Mund auf. Hatte er sich etwa verhört?

Er konnte es kaum glauben! Besser hätte es gar nicht kommen können.

Dadurch gewann er mehr Zeit und musste sich nicht mehr so hetzen. Er spüre jetzt schon wie der enorme Zeitdruck von ihm fiel.

" Wie lange wirkt dieses Mittel?" fragte er. Große Erleichterung schwang in seiner Stimme mit.

" Hmm.... ein paar Tage. Vielleicht vier oder fünf."

Das war nicht recht viel, aber mehr als sich Inuyasha erhofft hatte.

" Ich habe noch eine Nachricht!" verkündete Myoga. " Ob sie schlecht oder gut ist kann ich euch nicht sagen. Das ist Ansichtssache. Auf jeden Fall: Ihr habt es nicht mit Naraku zu tun."

Inuyasha runzelte die Stirn.

" Nicht?"

" Nein. Euer Feind ist... nun wesentlich stärker. Bedauerlicherweise."

" Und wer ist er?"

" Keine Ahnung."

" Woher hast du dann diese Informationen?"

" Ich habe zuverlässige Quellen. Mehrbrauch ihr darüber nicht zu wissen. Aber der Dämon, hinter dem ihr her seid, ist ein mächtiger Youkai. Er lebt irgendwo im Osten, ihr seit also auf dem richtigen Weg, und er hat dort ein Band der Zerstörung hinterlassen. Die Landschaft ist verwüstet, alles Leben erloschen. Ein paar Menschen konnten fliehen. Ein kleiner Rest einer einst großen Menge."

Inuyashas Gesicht verfinsterte sich.

" Das hört sich ja an, als ob er nur zum Spaß tötet." sagte er bitter.

" Ja. Zu Recht nennen ihn die Überlebenden ,Schatten des Todes'."

" Schatten des Todes?"

" Genau. Das ist sozusagen sein zweiter Name. Ich habe ihn schon irgendwo mal gehört.... lange her...."

Er kratzte sich nachdenklich am Kopf und zog die Stirn in Falten. Schließlich zuckte er mit den Schultern.

" Mir fällt es nicht mehr ein, dann wird es auch nicht so wichtig sein."

" Kontrolliert er Insektendämonen?" Diese plötzliche Frage kam von Sesshomaru.

" Äh... nun ja. Ich glaube schon. Wurdet ihr etwa angegriffen?"

" Nein." meinte Inuyasha, der den Baumdämon nicht als Insekt ansah.

" Ja." entgegnete sein Bruder. Myoga und der Hanyou blickten ihn neugierig an, aber weitere Äußerungen gab er nicht von sich.

Myoga kniff die Augen zusammen.

" Wenn Ihr tatsächlich schon auf Insektendämonen getroffen seid, Sesshomaru- sama, dann jagt er Euch bereits. Euch beide." sagte er ernst.

" Pah! Wir jagen ihn und nicht er uns!" erklärte Inuyasha. Myoga schüttelte langsam den Kopf.

" Ich fürchte es ist genau umgekehrt, Inuyasha-sama."

Sesshomaru hörte nicht mehr zu. Er nahm seine Gedanken von vorhin wieder auf und verglich sie mit dem soeben Gehörten. Es passte alles zusammen.

" Wieso sollte er uns jagen Myoga?" fuhr Inuyasha verwirrt fort. " Schließlich sind nicht wir in Lebensgefahr, sondern er, wenn ich ihn erst einmal gefunden habe!"

" Idiot!" zischte Sesshomaru. " Denk doch mal nach. Er hat deinen Menschenhang getötet und mir Tenseiga genommen, um uns zu sich zu locken."

Er hätte auch Rin getötet, wenn ich nicht so schnell zur Stelle gewesen wäre, dachte er. Erstaunt stellte er fest, dass er Erleichterung verspürte Rin noch am Leben zu wissen. Er schüttelte dieses befremdende Gefühl von sich ab.

Inuyasha schwieg eine Weile. Diese Neuigkeit musste er erst einmal verdauen. So hatte er die Situation noch gar nicht gesehen.

Das änderte natürlich alles und machte es auch schwieriger Tenseiga zu bekommen, da der Gegner anscheinend stärker war als angenommen.

Die Dinge entwickelten sich gar nicht so wie Inuyasha es gern hätte.

Missmutig starrte er zu Boden.

" Was dieser Youkai wohl von uns will?" fragte er und sprach damit das aus, was sich auch schon die beiden anderen gedacht hatten.

Myoga zuckte mit den Schultern. Sesshomaru sagte nichts.

" Es ist vielleicht besser wenn ihr euch auf den Weg macht." schlug der Floh schließlich vor. " Euren Gegner dürft ihr auf keinen Fall unterschätzen! Er scheint sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein."

Inuyasha nickte nur geistesabwesend.
 

Die Brüder und Myoga setzten ihren Weg fort.

Der Blumengeruch wurde immer stärker und unerträglicher. Inuyasha kam nur mehr mit lahmen Schritten vorwärts. Seine Nase war vollkommen betäubt, das man auch als positiv auffassen konnte. Dadurch plagte ihn nämlich nicht mehr dieser stechende Geruch.

Sesshomaru ging voraus und zeigte noch keine Anzeichen von Schwäche.

Er spürte, dass hier etwas nicht stimmte.

Angespannt blickte er sich um. Seine Aufmerksamkeit galt vor allem den Blumen. Sie sahen seltsam aus. Ihre Farben waren unnatürlich und blass und sie strahlten bösärtige Energie aus.

" Irgendetwas stimmt hier nicht." teilte Sesshomaru den anderen schließlich mit.

Inuyasha trat neben ihn.

" Du meinst dieser Blütenstaub? Der ist mir schon die ganze Zeit nicht geheuer."

Er nieste abermals und wirbelte mit seiner ruckartigen Bewegung tausende Pollen auf. Sie glitzerten und funkelten im letzten Licht des Tages.

" Weißt du was darüber, Myoga?" erkundigte er sich.

" Nein. Ist doch egal." Seine Stimme klang gleichgültig und wie aus weiter Ferne. Inuyasha blinzelte überrascht über dieses seltsame Verhalten und wollte eine entsprechende Frage stellen, als ein fiebriger Glanz in seinen Augen trat. Er verspürte augenblicklich eine seltsame Müdigkeit.

" Ja du hast Recht. Wenn interessiert das schon?" sagte er tonlos.

Sesshomaru versetzte den beiden einen scharfen Blick.

" Schluss jetzt! Wir haben keine Zeit für diese Spielchen."

" Was für Spielchen? Ich meine ja nur, dass das alles keinen Sinn hat."

Zu Sesshomarus Überraschung setzte sich Inuyasha kommentarlos auf einen flachen Stein. Seine Gesichtszüge wirkten schlaff.

" Steh auf!" befahl der Youkai.

" Ich will aber nicht."

Sesshomaru ballte die Faust. Hier lief es gar nicht mit rechten Dingen zu. Es lag am Blütenstaub, erkannte er plötzlich. Er musste...

Was er musste erfuhr er selbst nicht mehr. Von einer Sekunde auf der anderen überfiel ihn ein derartiges Desinteresse, dass er die Meinungen von Inuyasha und Myoga teilte. Diese ganze Reise hatte tatsächlich keinen Sinn. Wozu diesen Youkai im Osten herausfordern wenn es hier so schön war? Er lehnte sich entspannt an einen Baumstamm und schloss die Augen.

" Bleiben wir doch für immer hier." seufzte Inuyasha.

" Ja," stimmte ihm Myoga zu. " Es ist so friedlich."

Die drei verfielen in Schweigen und versanken völlig in einer anderen Welt, während goldener Blütenstaub sanft auf ihnen hinabfiel.
 


 

Was ist da los???

Ihr müsst euch schon noch etwas gedulden. Die Antwort erhaltet ihr im nächsten Kapitel, welches den Titel " Gefährliche Düfte" tragen wird.
 

Bis bald!

Gefährliche Düfte

Dieses Kapitel ist etwas seltsam. Ich weiß auch nicht was ich mir dabei gedacht habe so etwas zu schreiben....- -

Trotzdem viel Vergnügen beim Lesen!
 


 

Der Schrei eines Falken drang majestätisch ins Tal hinab, gefolgt vom Ziepen eines kleineren Vogels, der beindruckende Manöver vollführe, um dem Jäger geschickt auszuweichen. Ein See glitzerte in der Sonne. Er wurde von einem breiten Fluss gespeist, der sich wie eine glänzende Schlange durch den Talkessel schlängelte. Der Wald rauschte leise.

Auf einem Hügel saß eine Gestalt, ganz in rot gekleidet.

Weiße Hundeohren zuckten leicht, nahmen alle Geräusche in sich auf. Eine sanfte Briese strich durch die silbernen Haare. Behaglich streckte sich die Gestalt aus und sog die frische Luft mit einem tiefen Atemzug ein.

"Inuyasha!" rief eine sanfte Stimme. Sie gehörte einem Mädchen mit langen schwarzen Haaren und einer seltsamen Kleidung. Fröhlich ging sie auf den im Gras sitzenden zu und lächelte ihn an.

"Was machst du hier?" fragte sie.

Inuyasha blickte auf und musterte sie. Diese Augen, dieses Gesicht....

Verwirrt runzelte er die Stirn. Er müsste dieses Mädchen eigentlich kennen.... Aber woher? Während er darüber grübelte setzte sie sich plötzlich zu ihm. Sie saß dicht neben ihm, schien vertrauen zu ihm zu haben. Dabei war er ein Halbdämon. Man konnte nie wissen, was so einer tun konnte. Sie waren unberechenbar.

Das Mädchen bemerkte seinen schrägen Blick und lächelte amüsiert.

"Ist etwas?"

"N- nein."

"Na dann hör bitte auf mich so anzustarren, Inuyasha. Außerdem hast du meine Frage noch nicht beantwortet."

"Hmmm...?"

"Ich meine was du hier machst."

Inuyasha zuckte mit den Schultern und blickte in die Ferne.

"Weiß nicht. Ist das nicht egal?"

"Na ja... etwas komisch ist das schon. Einfach nur so da zu sitzen."

"Wieso?" Plötzlich hob er den Kopf und blickte sich um, als ob er erst jetzt seine Umgebung wahrnehmen würde.

"Wo sind wir eigentlich?" Er schnupperte. Dieser Geruch hatte etwas Falsches an sich. Er beunruhigte ihn.

"Ich.... ich glaube ich muss weg..." begann er, wurde aber sofort von einem erfreuten Schrei unterbrochen.

"Hast du bemerkt, wie hübsch diese Blume hier ist?"

Das Mädchen bückte sich begeistert nach vorn, um die kleine Pflanze besser zu betrachten. Vorsichtig strich sie über die blauen Blüten und lachte dabei vor Begeisterung, wie ein kleines Kind.

"Schau doch, was für eine schöne Form sie hat!" Inuyasha drehte leicht den Kopf.

"Wieso wechselst du plötzlich das Thema?" fragte er.

"Hm? Wieso Thema? Haben wir gerade über etwas gesprochen?"

Gute Frage. Inuyasha kratzte sich nachdenklich hinterm Ohr.

"Nein, ich glaube nicht." antwortete er langsam.

"Ja, du hast wohl Recht."

Das Mädchen seufzte und ließ sich nach hinten ins Gras fallen. Die blaue Blume steckte sie sich ins Haar. Sie sah schön damit aus. Inuyasha fragte sich wieder woher er dieses Mädchen kannte. Sie schien auf jeden Fall genau zu wissen, wer er war.

Inuyasha, hatte sie ihn genannt. Ja, das war wohl sein Name. Wieso auch nicht?

Er würde nur zu gern wissen, wie ihr Name lautete. Sollte er sie danach fragen? Er warf ihr einen verstohlenen Blick zu.

Sie hatte die Augen geschlossen. Den gleichmäßigen Atemstößen nach zu schließen schien sie eingeschlafen zu sein. Ihr Gesicht war entspannt und friedlich. Davon wurde Inuyasha angesteckt und seine Augen wurden ihm schwer.

Er wollte die Schlafende auf keinen Fall wecken. Leise ließ er sich auch ins Gras sinken und vergaß, dass er gerade vorgehabt hatte dem Mädchen nach den Namen zu fragen.
 

An einem anderen Ort, vielleicht auch zu einer anderen Zeit, stand eine Gestalt auf einem Felsen. Sie sah sehr stattlich aus. Auch sie hatte lange silberne Haare, aber im Gegensatz zu der anderen Gestalt im roten Gewand, wusste diese sofort, wer sie war.

Ich bin Sesshomaru, dachte sie.

Und dann: Was mache ich hier?

Aufmerksam blickte sie sich um. Dieser Ort war ziemlich trostlos. Der Boden war ausgetrocknet und rissig. Verdorrte Pflanzen klammerten sich verzweifelt irgendwo fest, in der Hoffnung doch noch irgendwie zu überleben. In der Ferne ragten dunkle Berge auf.

Sesshomaru kam dieser Ort bekannt vor. Es war zwar lange her, dass er das Letzte Mal hier gewesen war, aber er erinnerte sich als wäre es erst gestern gewesen. Sein Vater hatte mit dem Rücken zu ihm gestanden.

"Du weißt, dass du etwas zu beschützen hast?" hatte er eindinglich gefragt. Das war kurz vor seinem Tod gewesen. Sesshomaru hatte damals beteuert nichts beschützen zu müssen, aber im Grunde wusste er genau, dass das nicht stimmte.

Da war jemand gewesen.

Vielleicht auch mehrere.

Er musste sie finden.

Langsam setzte er sich in Bewegung. Es sah so aus, als ob er seine Beine zum ersten Mal benutzen würde. Unsicher setzte er einen Schritt vor den anderen. Allmählich ging es immer besser, bis er nur mehr so dahinglitt. Oder bildete er sich das nur ein? Er müsste sich schon sehr täuschen, aber ihm kam es so vor, als ob der Boden unter ihm sich nicht veränderte.

Sprich: Er kam keinen Zentimeter vorwärts.

Entschlossen ging er einfach weiter, machte größere Schritte und beschleunigte sein Tempo. Es half nichts.

Er kam einfach nicht von der Stelle. Damit musste er sich wohl abfinden.

"Sesshomaru- sama!" rief plötzlich eine Stimme. Sie klang wie ein Peitschenhieb, der die Stille zerriss, hatte aber nichts bedrohliches an sich. Im Gegenteil: Ihr Klang war hell und frisch. Sesshomaru hob den Kopf.

Ein kleines Mädchen kam auf ihn zugelaufen. Ihre Beine trugen sie so schnell sie konnten, aber sie kam dennoch nicht vom Fleck.

"Sesshomaru- sama!" wiederholte sie. " Wieso bleibst du so lange weg?"

Das Mädchen begann vor Anstrengung zu keuchen und fiel auf die Knie. Ihr Gesicht war gerötet und sie atmete schwer vom schnellen Sprint. Da erkannte Sesshomaru sie.

"Rin!" rief er. "Was willst du hier?"

Das Mädchen blickte auf und begann fröhlich zu lachen. Ihr Augen leuchteten lebhaft. Sesshomaru betrachtete sie Stirnrunzelnd. War sie vielleicht eine von denen, die er finden sollte? Ja, das konnte sein, aber er spürte, dass da noch jemand zu suchen war. Das Mädchen rappelte sich auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung.

Traurigkeit spiegelte sich nun in ihrem Blick. Dieser plötzliche Stimmungswandel verwirrte Sesshomaru. Das Mädchen blickte ihn mit gequältem Gesichtsausdruck an.

"Bitte... du... du darfst ihn nicht..." stammelte sie hilflos und brach den Satz abrupt ab.

Flehend blickte sie den großen Youkai an.

Sesshomaru starrte verwirrt auf ihr Gesicht. Sie benahm sich irgendwie seltsam. Vielleicht war sie ja krank, obwohl sie nicht danach aussah.

"Was?" fragte er nach.

"Es... es tut mir leid, aber du kannst ihn doch nicht töten. Er ist immerhin dein Bruder, das hat mir Jaken gesagt!"

"Wer?"

Sesshomaru verstand immer weniger was hier vor sich ging. Aber diese Worte hatte er schon einmal gehört. Was meinte dieses Mädchen eigentlich mit " deinem Bruder"? Wollte sie ihm etwas mitteilen?

Er wollte sie danach fragen, als sie plötzlich ein strahlendes Lächeln aufsetzte und begeistert in die Hände klatschte.

"Ich heiße Rin. Weißt du Sesshomaru- sama hat mich gere...." Wieder brach sie mitten im Wort ab, als ob sie diesen Satz schon einmal gesagt hätte und dabei von jemanden unterbrochen worden war.

"Mit wem sprichst du da?" fragte Sesshomaru, der jetzt bald genug von diesen Spielchen hatte. Rin blickte in irritiert an.

"Mit deinem Bruder, Sesshomaru- sama." erklärte sie geduldig. Sie sprang entzückt in die Luft und fing wieder an zu lachen. Vor sich hin summend drehte sie sich um die eigene Achse, vollführte einen kleinen Tanz.

"Und wo ist er?" wollte der Youkai wissen. Das ganze war ihm gar nicht geheuer. Er musste unbedingt etwas mehr in Erfahrung bringen, um von hier wegzukommen.

"Es hat so flauschige Ohren!" rief das Mädchen. Das war definitiv keine klare Antwort. Dem Mädchen kümmerte das jedoch nicht. Sie drehte sich singend um und hüpfte davon. Ihre Haare wippten im Takt mit. Allmählich verblasste ihre Gestalt.

"Wo ist er?" rief Sesshomaru nochmals, diesmal etwas lauter. Langsam begann er sich zu ärgern. Was sollte dieser ganze Zirkus? Erlaubte sich da jemand einen Scherz mit ihm?

Rin drehte sich nicht um. Sie ging unbeirrt weiter, aber plötzlich verstummte ihr Lied. Fünf Worte drangen zu Sesshomaru:

"So flauschige Ohren hat er...!" Sie stieß ein amüsiertes Lachen aus, das langsam leiser und leiser wurde, bis es sich mit ihrer Gestalt auflöste. Stille breitete sich aus.

Sesshomaru stand regungslos auf dem ausgedörrten Boden. Jetzt war er sich ziemlich sicher, dass er nur träumte. Aber er schlief doch fast nie und wenn, dann träumte er nicht. Niemals.

Er beschloss einfach mal weiterzugehen. Oder es zumindest versuchen. Diesem Mädchen, Rin, schien es auf jedem Fall gut zu gehen. Das beruhigte ihn. Vielleicht konnte er jetzt endlich weiter.

Nicht nur das: Als er einen Fuß hob stürzte plötzlich die Welt unter ihm ein. Dunkelheit umgab ihn . Irgendwo lachte jemand. Es war nicht das glockenhelle Lachen von Rin. Dieses war ein totes Lachen.

"Wer ist da?" erkundigte sich Sesshomaru. Als Antwort wurde das Lachen nur noch lauter. Es klang nun spöttisch und voller Hass. Je lauter es wurde, umso mehr verdichtete sich die Dunkelheit. Man konnte sie jetzt beinahe anfassen.

Sesshomaru fiel. Fiel in ein finsteres Loch. Da überkam ihm mit einem Mal die Erinnerung wie ein Schwall eiskalten Wassers. Er erinnerte sich jetzt wieder an alles. Tenseiga, die Insekten, der Youkai im Osten.... das Blumenfeld. Sie mussten dieses Feld sofort verlassen! Es war gefährlich! Sie konnten darin umkommen!

Sie?

Ach ja, Inuyasha war bei ihm. Das war wohl sein kleiner Halbbruder. Er musste ihn finden. Was hatte Rin gesagt? Flauschige Ohren.

So was dämliches.

Etwas stach ihm plötzlich in den Hals und er wachte mit einem Ruck auf.
 

Das schwarzhaarige Mädchen öffnete ihre müden Augenlider. Sie gähnte und streckte die Arme. Schlaftrunken wandte sie den Kopf und ihr Blick bleib auf Inuyasha hängen.

Er schien noch zu schlafen. Das Mädchen beugte sich leise zu ihm hinüber.

Er sah so friedlich aus. Anscheinend war er sehr müde gewesen, denn er schlief tief und fest. Was das Mädchen nicht bemerkte war, dass er eigentlich schon halb wach war. Er spürte ihren Blick auf sich ruhen und drehte sich zu ihr um. Sie lächelte.

"War das nicht schön? Einfach mal zu entspannen und nichts zu tun."

Inuyasha setzte sich auf.

"Ja. Du hast recht" stimmte er ihr zu. Er runzelte die Stirn. Etwas kam ihm merkwürdig vor. Er betrachtete das schöne Tal unter sich, aber dieses Bild kam ihm unwirklich vor. Es war nicht mehr so idyllisch wie vorher.

Die Farben waren verblasst und die Geräusche klangen gedämpft, wie durch Watte. Beunruhigt stand er auf und betrachtete seine Umgebung mit scharfen Augen. Was war das für ein Gefühl? Irgendetwas war hier eindeutig falsch. Eigentlich konnte er gar nicht hier sein, fiel ihm ein. In Wahrheit war er irgendwo anders. In Wahrheit war dieses Mädchen....

"Inuyasha!" Die Stimme des Mädchens riss ihn aus seiner Gedankenwelt. "Schau, da kommen die anderen!" Sie sprang auf und lief einer Gruppe von Menschen zu. Nun ja, nicht ganz. Nur zwei von ihnen waren Menschen, die anderen beiden sahen wie Dämonen aus.

"Sango, Miroku! Wo wart ihr so lange?"

Die vier schienen sich gut zu kennen. Sie lachten und scherzten miteinander. Eine kleine cremefarbene Katze saß auf der Schulter eines anderen Mädchens und ein kleines Kind mit einem buschigen Schwanz sprang aufgeregt auf und ab. Außerdem sahen sie alle glücklich und gesund aus. Das war es!

Inuyasha fuhr wie elektrisiert zusammen. Genau das war nicht richtig! Sie konnten nicht glücklich und schon gar nicht gesund sein. Sie waren nämlich alle...

"Tot." sagte Inuyasha.

Das schwarzhaarige Mädchen drehte sich fragend zu ihm um.

"Was hast du gesagt?"

"Ihr... ihr seid doch tot! Dieser Schatten des Todes er... Ich muss Tenseiga finden!"

Das Mädchen ging besorgt auf ihn zu und streckte die Hände nach ihm aus.

"Inuyasha, was.... was redest du da?" Der Angesprochene wandte sich ihr zu. Es tat ihm leid sie so zu sehen. Sie machte einen hilflosen und verletzlichen Eindruck. Er musste ihr und den anderen helfen. Dazu hatte er sich doch mit seinem Bruder auf dem Weg gemacht. Ach ja sein Bruder. Er musste ihn finden.

Traurig blickte er das Mädchen an. "Hör zu, ich......" Er kam nicht weiter zu sprechen, denn plötzlich senkte sich Dunkelheit über ihm und die Gestalten des Mädchens und der anderen verblassten schnell. Inuyasha streckte die Hand aus.

"Nein, warte Kagome!"

Kagome.

Das war ihr Name. Jetzt, da Inuyasha ihn wieder wusste rief er ihn viele Male hintereinander, aber er erhielt keine Antwort. Stattdessen erklang ein hässliches Lachen. Es war ein Lachen ohne jeglichen Humor. Ein totes Lachen.

Inuyasha wollte etwas rufen, wollte wissen wer da war, aber etwas piekste in seine Wange und er wurde schlagartig in die Wirklichkeit zurückgeholt.
 

Patsch! Inuyasha strich mit der Handfläche über seine Wange. Ein ersticktes Geräusch machte sich bemerkbar. Der Hanyou öffnete langsam seine Hand.

"Myoga!" rief er erstaunt. Der Floh richtete sich taumelnd auf und schüttelte sich.

"Inuyasha- sama! Alles in Ordnung?" erkundigte er sich.

"Ja.... was ist passiert? Wo ist Sesshomaru?" Er stand auf und blickte sich um. Die Nacht war hereingebrochen und sie befanden sich immer noch auf dem Blumenfeld. Inuyasha fühlte sich etwas benommen. Außerdem war seine Nase von den Pollen betäubt und er konnte nichts riechen. Etwas raschelte.

Inuyasha wirbelte alamiert herum, aber es war nur Sesshomaru, der auf ihn zukam. Auch er wirkte ein bisschen Orientierungslos.

"Sesshomaru!" rief Inuyasha. "Was ist denn passiert?"

"Das kann ich euch sagen!" meldete sich Myoga und hüpfte in die Luft, um auf sich aufmerksam zu machen. Er sprang auf Inuyashas Schulter und räusperte sich vielsagend. Die Brüder blickten ihn erwartungsvoll an.

"Jetzt, wo der Zauber des Blütenstaubs nachgelassen hat erinnere ich mich wieder. Dieses Feld, aber vor allem diese Blumen sind eine gefährliche Falle. Die Blumen nennt man Wyraden. Schon mal davon gehört?"

Inuyasha schüttelte den Kopf, während es bei Sesshomaru klingelte.

Natürlich! Jetzt war ihm alles klar. Das erklärte auch diese seltsamen "Träume". Er ärgerte sich, dass er diese offensichtliche Falle nicht gesehen hatte. Da hatten sie verdammtes Glück gehabt, dass es Nacht geworden ist. Dadurch hatten sich auch die Blütenkelche geschlossen. Ansonsten hätten sie den Morgen mit größter Wahrscheinlichkeit nicht mehr überlebt.

"Nun wie auch immer," fuhr der Floh fort. "Diese Wyraden haben auf jeden Fall eine tödliche Wirkung. Jeder, der ihre Pollen einatmet verliert sofort jegliche Lust irgendetwas zu tun. Das Einzige, was einem dann interessiert, ist sich einfach hinzusetzen und die Ruhe zu genießen."

"Ja stimmt!" erinnerte sich Inuyasha. "Ich hatte sogar keine Lust mehr nach Tenseiga zu suchen." Gleichzeitig fragte er sich, wie er an so etwas Absurdem hatte denken können.

Fast hätte er seine Freunde im Stich gelassen. Der Blütenstaub war anscheinend sehr wirkungsvoll und stark.

"Genau. Nichts ist mehr von Bedeutung. Das geht so weit, bis man in einer Art Lethargie fällt und Dinge sieht, die Freude bereiten oder Dinge, die man gern tun würde."

Dinge die Freude bereiten.... Ja, richtig. Inuyasha hatte seine Freunde gesehen. Sie waren lebendig und glücklich gewesen. Kagome war auch bei ihm gewesen. Sie hatte so heiter und sorglos gewirkt.

Er erinnerte sich, dass das Gespräch mit ihr ziemlich seltsam gewesen war. Als er weggehen wollte, hatte sie schnell das Thema gewechselt. Wahrscheinlich, weil sie nur das tun wollte, was ihr gefiel und der Gedanke, dass Inuyasha sie verlassen wollte gefiel ihr nicht.

Aber es war schön gewesen mit ihr zusammen zu sein ohne Angst zu haben von jemanden angegriffen zu werden.

"Was ist schlecht daran, zu sehen was einem gefällt?" fragte er deshalb. Myoga warf ihm einen ernsten Blick zu.

"Nun, du bist in dieser Gedankenwelt gefangen und irgendwann tötet sie dich. Entweder sie zerstört deinen Willen oder du verhungerst und verdurstest, da du ja nichts wirklich zu dir nimmst."

Inuyasha ließ seinen Blick durch die Gegend streifen. Es schauderte ihn bei dem Gedanken an so einem schrecklichen und würdelosen Tod.

"Dann hat uns die Nacht gerettet." vermutete er und betrachtete die geschlossenen Blütenkelche. Myoga nickte nur.

Der Hanyou drehte sich um.

"Was ist mit dir Sesshomaru? Du hast noch gar nichts gesagt." Der Youkai blickte ihn durchdringend an.

"Ich sage, dass wir gehen sollten solange es noch Nacht ist."

Ohne eine Antwort abzuwarten ging er bereits los. Inuyasha trat mit einem Schritt neben ihm. Er wollte zu gern wissen, was Sesshomaru in seiner Gedankenwelt erlebt hatte, aber er wagte nicht danach zu fragen. Etwas anderes beschäftigte ihn dafür: Dieses kalte Lachen, welches er am Ende gehört hatte.

Er wollte wissen, wer das gewesen war.... schließlich raffte er sich zusammen und fragte Sesshomaru danach. Der Youkai schwieg nachdenklich.

Inuyasha hatte das also auch gehört. Das konnte nur eines bedeuten.

"Das war bestimmt der Youkai im Osten." antwortete er.

"Ja das denke ich auch! Er hat euer friedliches Bild vertrieben." fügte Myoga hinzu. "Das heißt er wird das auch in der Wirklichkeit tun."

"Du meinst er wird unsere Freunde töten?" fragte Inuyasha erschrocken.

"Wenn ihr es nicht schafft ihn zu besiegen wird er all jene beseitigen an denen euch etwas liegt, ja."

Der Hanyou schwieg betroffen. Das war eigentlich klar gewesen und trotzdem beunruhigte ihn das. Er würde aber niemals zulassen, dass so geschehen würde! Mit allen Mitteln würde er seine Freunde beschützen und wenn er dabei sein Leben lassen müsste.

Das war eine beschlossene Sache.

"Äh.... Myoga?" sagte Inuyasha plötzlich.

"Ja?"

"Was hast du gesehen?"

"Das ist eine sehr persönliche Frage Inuyasha- sama!"

"T´schuldigung."

Er schwieg eine Weile betroffen. Schließlich sagte er leise.

"Ich nehme an, dass du uns aufgeweckt hast." Myoga nickte heftig.

"Das stimmt. Ich bin vor euch wieder zu mir gekommen und als ich euch da liegen sah, habe ich sofort eingegriffen." Stolz schwellte er die Brust.

"Danke. Da hast du mal etwas richtiges getan, ohne gleich wegzulaufen."

"Inuyasha- sama! Wie respektlos ihr seid!"

Der Hanyou tat so als hätte er ihn nicht gehört, aber er machte eine ruckartige Bewegung, sodass der Floh fast von seiner Schulter gefallen wäre. Schnell krallte er sich im Stoff fest und brummte etwas vor sich hin, das sich wie "Ungehobelter Bengel" anhörte.

Sesshomaru beachtete die beiden nicht. Ihn beschäftigte immer noch das Erlebte. Myoga hatte recht: Durch den Blütenstaub sah man Dinge, die man tun wollte oder die Freude machten. Der Youkai erinnerte sich, dass Rin wohlauf und fröhlich gewesen war. Sie hatte ihn mit ihren seltsamen Worten an seinen Bruder erinnert und Sesshomaru wollte sich daraufhin aufmachen ihn zu finden.

Er konnte sich kaum vorstellen, dass er dies tatsächlich vorgehabt hatte, aber... so unangenehm fand er Inuyasha gar nicht mehr. Er war zwar wie immer voreilig, hitzig und impulsiv, aber er hatte auch ein großes Selbstvertrauen. Das beeindruckte Sesshomaru.

Diese Reise mit seinem Bruder schien wohl bereits Nebenwirkungen zu zeigen.
 


 

Ich hoffe ihr habt mitbekommen, was hier passiert ist. Man sieht, dass die beiden Brüder sind, da zum Schluss jeder den anderen finden wollte. Ich glaube jetzt haben sie endlich kapiert, dass sie aufeinander angewiesen sind!
 

Das nächste Kapitel heißt "Im Team gegen eine Riesenlibelle"

Das heißt es gibt endlich mal wieder etwas zu kämpfen und wie man schon aus dem Titel hört wird es ein Teamkampf werden..... lasst euch überraschen!
 

Bis zum nächsten Mal!

Im Team gegen eine Riesenlibelle

Bin so froh, dass ihr beim letzten Kapitel nichts merkwürdig gefunden habt! *euch alle umarmt*

Und nun, Vorhang auf für das sechste Kapitel! Jetzt müssen unsere zwei Helden gegen einen starken Gegner kämpfen. Ganz unverletzt gehen sie dabei nicht hervor und Sesshomaru zeigt sich mal von einer ganz anderen Seite.... aber lest doch selbst!
 

Viel Spaß dabei!
 


 

Die Nacht schritt schnell voran. Bei Tagesanbruch erreichten die Hundebrüder eine weite Ebene, die sich durch kleine Büsche und trockenen Boden kennzeichnete. Inuyasha atmete befreit auf. Endlich wieder saubere Luft, frei von Pollen.

Sie waren bereits ein ganzes Stück gegangen, als Sesshomaru plötzlich stehen blieb, sodass Inuyasha fast gegen ihn geprallt wäre.

"Was ist?" fragte er und trat neben seinem Bruder.

"Hörst du nichts?" sagte dieser und blickte zum Himmel.

Inuyasha wollte in seinen Fähigkeiten nicht beleidigt werden, folgte seinem Blick und spitzte die Ohren.

Jetzt hörte auch er es.

Ein fernes Geräusch, das rasch zu einem lauten Summen anschwoll.

Myoga regte sich verschlafen. Er war auf Inuyashas Schulter eingedöst ohne es zu merken.

"Was´n los?" nuschelte er. Er rieb sich die Augen und merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Fluchtbereit blickte er sich um.

"Oh je. Ich mache mich besser aus dem Staub. Viel Glück!" Hastig sprang er auf und davon.

"Myoga!" rief Inuyasha. Aber es war zwecklos.

Dieser Feigling suchte stets das Weite wenn Gefahr drohte. Daran würde sich nie etwas ändern.

Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der nahenden Gefahr zu.

Das Summen wurde immer lauter und bedrohlicher. Am Himmel zeigte sich bereits ein kleiner Punkt. Er kam rasend schnell näher.

Inuyasha versuchte etwas zu erkennen und kniff die Augen zusammen.

"Das... das sieht aus wie eine Riesenlibelle!" rief er aus.

Er hatte Recht.

Und die Libelle flog entschlossen auf die Hundebrüder zu. Ihre Augen glitzerten gierig, das konnte man sogar aus dieser Entfernung sehen, und sie stieß klickende Laute aus.

Die Brüder zogen gleichzeitig ihre Schwerter und wappneten sich zum Kampf. Sie ließen ihren neuen Feind nicht aus den Augen.

Die Libelle näherte sich ihnen unaufhaltsam.

Ihre Flügel dröhnten wie Propeller und bewegten sich so schnell, dass man sie nur als verschwommene Linien wahrnahm. Das noch frühe Sonnenlicht ließ ihre Augen wie Lampen leuchten.

"Sie ist sehr stark!" bemerkte Sesshomaru. Er musste schreien, um gegen den Lärm der Flügel anzukommen. "Wir müssen vorsichtig sein!"

"Ja!"

Das brauchte sich Inuyasha nicht sagen zu lassen. Er hatte längst bemerkt, dass mit diesem Gegner nicht gut Kirschen essen war.

Der Insektendämon war jetzt so nahe, dass er den Brüdern fast von den Füßen riss. Die kräftigen Flügelschläge erzeugten heftige Windstöße und ließ die langen, silbernen Haare flattern. Staub wurde aufgewirbelt.

Inuyasha hielt sich schützend den Arm vors Gesicht. Der Staub drang in seine Augen ein und brachte sie zum tränen.

Blinzelnd musterte er das Scheusal.

Es war eine Libelle, kein Zweifel. Aber der aufmerksame Beobachter entdeckte viele ungewöhnliche Dinge, die eine normale Libelle nicht aufwies.

Zum Beispiel die großen breiten Zangen vor dem Mund, die kontinuierlich klickende Laute erzeugten. Stinkender Geifer tropfte von ihnen herunter.

Noch abschreckender wirkten die Augen. Sie waren nicht etwa Facetteaugen oder rot gefärbt wie bei einem Dämon, sondern erstrahlten in einem reinen weiß.

Es lag keine Gefühlsregung in ihnen. Man könnte meinen sie wären einfach nur zwei große Teller.

Die Libelle musterte ihrerseits ihre Kontrahenten mit einer gewissen Neugierde. Sie legte zu diesem Zweck den Kopf mal auf die eine dann auf die andere Seite, erweckte somit einen harmlosen Eindruck. Interessiert betrachtete sie die Brüder.

Anschließend klackerte sie aufgeregt und griff unerwartet an.

Ihre Zangen schnappten ins Leere, da die Brüder rechtzeitig ausgewichen waren.

Blitzschnell wendete sie sich Sesshomaru zu nur um dann sofort umzudrehen und Inuyasha anzugreifen. Mit so einer Finte hatte der nicht gerechnet.

Schnell riss er Tessaiga vor seinem Körper, aber die Libelle griff ihn von hinten an.

Ehe Inuyasha verstand was eigentlich geschah, lag er bereits am Boden. Der ganze Ablauf des Angriffs hatte nur zwei Sekunden gedauert.

Die Wucht des Schlages hatte Inuyasha die Luft aus den Lungen getrieben. Keuchend stemmte er sich auf die Knie. Er war entsetzt über die Schnelligkeit des Gegners.

So etwas hatte er noch nie gesehen. Wie sollte man Schnelligkeit besiegen?

Die Libelle drehte einige Runden in der Luft.

Es sah ganz danach aus, als ob sie Inuyasha Zeit ließe sich zu erholen. Anscheinend hatte sie es nicht eilig.

"Mistvieh." Der Hanyou erhob sich und warf dem Insekt einen trotzigen Blick zu. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Sesshomaru in einer Angriffsposition überging.

"Sie ist unglaublich schnell." sagte er.

"Das habe ich gemerkt." stieß Inuyasha gepresst hervor.

Der Youkai überhörte den Sarkasmus geflissentlich.

"Wir teilen uns auf. Ich greife von vorne an, du von hinten. Diesmal sei gefälligst vorsichtiger. Du bringst uns noch um den Sieg."

Inuyasha knirschte mit den Zähnen. Sesshomaru ließ keine Gelegenheit aus ihm zu zeigen wer hier der Bessere war. Immer diese Arroganz.

Er überlegte, ob er nach eigenen Regeln kämpfen sollte, nur um diesem Angeber zu zeigen, dass auch er zu etwas fähig war.

Als ob der Ältere eine Gedanken gelesen hätte, warf er ihm einen warnenden Blick zu, in dem etwas Gefährliches lag.

Inuyasha fröstelte und wich unwillkürlich einen Schritt zurück.

"Es wäre besser du tust was ich dir sage. Sonst passiert wieder so etwas wie im Wald."

Der Jüngere schluckte und sagte nichts.

Er dachte nicht gern an diesen Wald zurück. Den ganzen Ärger hatte er sich nur eingebrockt, weil er Sesshomarus Befehle in den Wind geschlagen hatte.

Resigniert schlug er die Augen nieder.

Ihre kleine Debatte wurde augenblicklich unterbrochen. Die Libelle hatte genug gewartet.

Sie flog zielstrebig auf die Hundebrüder zu, die auseinender sprangen, um sich nicht gegenseitig im Weg zu sein.

Inuyasha hielt es für besser seinem Bruder zu gehorchen. Er lief zielstrebig auf das Hinterteil der Libelle zu, das sich als ein riesiger Stachel entpuppte. Er ließ ihn nicht aus den Augen.

An seinem Ende tropfte eine grünliche Flüssigkeit heraus, die dampfende Schwaden auf dem Boden hinterließ.

"Kaze no kizu!" rief er laut. Mit aller Kraft schlug die gelbleuchtende Energiewelle auf das Ziel ein und riss dabei den Boden mit auf.

"Volltreffer!" Das war leider zu früh gefreut.

Als sich der Staub legte tauchte der Stachel unversehrt wieder auf.

Kein Kratzer war auf der glatten Oberfläche zu sehen.
 

Sesshomaru kämpfte inzwischen mit dem vorderen Teil der Bestie. Dieser erwies sich als genauso hartnäckig wie der Hintere.

Immer wieder hieb er mit Tokejin auf den großen Kopf ein, aber er fügte ihm nicht einmal die kleinste Wunde zu. Sogar die Augen schienen aus Stahl zu sein.

Die Libelle selbst schien nichts zu spüren.

Sie betrachtete ihre Angreifer eher wie zwei lästige Fliegen.

Sie schüttelte sich verärgert und schnappte nach Sesshomaru. Die Zangen streiften seine Schulter und hinterließen eine blutige Spur.

Sesshomaru sprang zurück. Es war besser von einer sicheren Entfernung aus anzugreifen. Er hob sein Schwert und schlug zu. Tokejins Energiewelle prallte funkensprühend auf den Dämon.

Gleichzeitig griff Inuyasha mit einer zweiten Kaze no kizu an, sodass die beiden Attacken miteinender verschmolzen und doppelte Kraft hatten.

Geblendet vom grellen Licht sahen die Brüder zunächst nichts.

Inuyasha blinzelte gegen die Helligkeit und blickte sich nervös um, konnte aber noch nichts erkennen.

Allmählich kehrte Ruhe ein und die Sicht wurde klarer. Überall lagen Erdbrocken herum und der Boden war aufgewühlt. Das einzige Geräusch waren kleine Steinchen, die in die Luft geflogen waren und nun zu Boden fielen.

Von der Libelle keine Spur.

"Ist sie etwa schon tot?" fragte Inuyasha hoffnungsvoll.

"Nein." Sesshomaru blickte sich aufmerksam um. Von seiner Wunde tropfte Blut, aber das nahm er kaum wahr. Sie begann sich außerdem bereits wieder zu schließen.

Der Youkai konzentrierte sich darauf den Feind aufzuspüren. Er setzte dafür alle seine Sinne ein und stand vollkommen reglos.

Inuyashas Blicke huschten währenddessen angespannt hin und her. Er knurrte ungeduldig.

"Wo ist dieses Biest? Na los komm schon raus!"

Die Libelle ließ sich allerdings Zeit. Sie hatte nicht die Absicht gleich wieder aufzutauchen.

Es gefiel ihr, ihre Opfer im ungewissen zu lassen und somit zu verunsichern.

"Sie spielt mit uns." stellte Sesshomaru sachlich fest.

"Keh! Wenn sie auftaucht mache ich diesem Spiel ein Ende."

Wie auf Knopfdruck riss plötzlich die Erde auf und Gesteinsbrocken flogen durch die Luft. Als nächstes schoss die Libelle aus dem Boden heraus, direkt auf Sesshomaru zu. Sie flog so schnell, dass man nur einen grünlichen Schemen von ihr wahrnahm. Siegesbewusst "zückte" sie ihren spitzen Stachel, zerbrach damit Sesshomarus Rüstung und durchbohrte seine Brust. Der Getroffene rutschte vom heftigen Schlag etwas nach hinten, aber er war keineswegs außer Gefecht gesetzt. Er packte den Stachel und zog ihn mit einem Ruck aus seinem Körper. Aus dessen Spitze floss eine übelriechende Flüssigkeit heraus.

"Mist!" fluchte Inuyasha und sprang auf die Libelle zu.

Tessaiga sauste auf den Rücken der Bestie hinab und traf einen ihrer Flügel. Das einzige was passierte war, dass das Schwert dröhnte und die Klinge hin und her schwang. Ein stechender Schmerz schoss Inuyasha den Arm hoch. Die Libelle beachtete ihn gar nicht. Sie flog gleichgültig in den Himmel hinauf, von wo sie die Brüder fest im Auge behielt.

"Was zum...." Inuyasha rieb sich den Ellebogen.

"Ihr ganzer Körper ist gepanzert." erklärte Sesshomaru unerwartet. Er stand gerade und hatte offenbar keine Schmerzen, aber er atmete schwer.

"Was war das für eine Flüssigkeit, die aus dem Stachel tropfte?" wollte der Hanyou wissen. Er warf einen skeptischen Blick auf die Verletzung seines Bruders.

"Gift." antwortete er knapp.

"Und es macht dir nichts aus?"

"Ich konnte es neutralisieren."

Ach ja. Sesshomaru konnte selbst Gift produzieren, deshalb kam er auch mit fremdem Gift klar. Diese Heilaktion schien ihm aber viel Kraft gekostet zu haben. Hoffentlich wirkte sich das nicht auf den Kampf aus.

"Sie kommt wieder." rief der Ältere warnend. "Wir müssen ihren Schwachpunkt finden. Benutze die Wunde des Windes!"

Inuyasha blickte ihn verständnislos an. Sie hatten ja schon vorhin gesehen, dass solche Attacken nichts nützten. Er verstand zwar nicht was das jetzt bringen sollte, aber er befolgte dennoch Sesshomarus Befehl.

Gleichzeitig sprangen sie auseinander und attackierten die herannahende Libelle mit ihren Energiewellen.

Aber diesmal war sie darauf vorbereitet. Mit gelassener Ruhe wich der Dämon den Attacken einfach aus und ging in einen Sturzflug über. Sie verfehlte die Brüder nur ganz knapp, da sie versehentlich einen Baum streifte und aus der Bahn geriet. Sie hatte sich schnell wieder im Griff und bereitete sich auf einen erneuten Angriff vor.

Da stutzte sie plötzlich und stieß ein enttäuschtes Heulen aus, als sie Sesshomaru sah. Er müsste eigentlich tot sein! Stattdessen stand er gelassen da und maß die Libelle mit einem kalten Blick.

Unsicher zog der Insektendämon einige Kreise und starrte Sesshomaru unverwandt an. Noch kein einziger Gegner hatte ihr Gift überlebt. Die Tatsache, dass es jetzt dennoch einen gab brachte sie kurz aus dem Konzept.

Diese Gelegenheit nutzten die Hundebrüder.

"Jetzt!" befahl der Ältere und sprang los. Inuyasha folgte ihm und suchte sich den erstbesten Angriffspunkt. Sein Blick fiel auf den Bauch. Ohne zu zögern schwang er Tessaiga.

Die Klinge schlitzte den Bauch so mühelos auf wie Butter. Blut quoll aus der tiefen Wunde. Zum ersten Mal brüllte die Libelle schmerzerfüllt auf. Ihr Schrei klang wie aus tausend Kehlen.

Inuyasha zuckte mit den Ohren.

"Sesshomaru! Der Bauch ist ihre Schwachstelle!" rief er über den Lärm hinweg und machte sich dann bereit noch einmal zuzuschlagen. Die Libelle war jetzt zwar verletzt, aber sie hatte nicht an Schnelligkeit eingebüßt. In diesem Punkt war sie dem Hanyou um Meilen voraus.

Blitzschnell drehte sie sich um, sodass sich Inuyasha verdutzt Auge im Auge mit der Bestie sah. Die Libelle klackte mit den Zangen und ehe es sich Inuyasha versah, sah er sich plötzlich von ihnen am Oberkörper gepackt.

Unbarmherzig drückten die Zangen zu. Der Hanyou keuchte.

"Ver... dammt! Blödes Mistvieh!"

Er versuchte sich zu befreien, aber kaum bewegte er sich durchfuhr ihn ein brennender Schmerz. Warmes Blut floss an ihm herab. Die Libelle zischte zufrieden und verstärkte den Druck, sodass Inuyasha die Luft wegblieb.

Sollte er Tessaiga fallen lassen, damit er sich verwandelte? Das war wohl die einzige Möglichkeit. Gerade als ihm schwarz vor Augen wurde und er den Griff um sein Schwert lockerte, spürte er sich ruckartig losgelassen. Er fiel schwer auf den Boden und blieb stöhnend liegen.

Als nächstes nahm er einen qualvollen Schrei wahr, gefolgt von einem Geräusch eines großen hinfallenden Körpers. Was war da los?

Mühevoll hob er den Kopf und sah die Libelle verkrümmt am Boden liegen. Sie war tot.

Sesshomaru stand neben ihr, Tokejins Klinge blutverschmiert. Er wischte sie zufreiden am toten Körper ab und steckte das Schwert weg. Langsam ging er auf Inuyasha zu und blickte auf ihn hinab.

Der wollte nicht als schwach dastehen und versuchte sich in die Höhe zu stemmen. Es gelang ihm aber nur, sich mehr schlecht als recht hinzusetzen.

"Kannst du aufstehen?" fragte der Ältere und musterte seinen Bruder.... besorgt? Oder verärgert über seine Unvorsicht? Vielleicht beides.

Nun, eigentlich war sein Gesicht ausdruckslos und gab keine Gefühle preis, erkannte der Hanyou bei näherem Betrachten.

"Ja." log er, machte aber keinen Versuch der Forderung nachzugehen, vorsichtig betastete er seine Wunden. Er hatte kein gutes Gefühl.

Sie bluteten noch immer, aber dank seiner dämonischen Kräfte fühlte er sich allmählich etwas besser. Schon bald würde er wieder fit sein. Hoffentlich.

Im Moment sah das aber anders aus.

Schwankend stand er schließlich doch auf. Er musste dabei die Zähne zusammenbeißen.

"Du bist schwer verletzt." sagte der Youkai ernst. "Wir bleiben vorerst einmal hier."

"Was?" Inuasha hob den Kopf und sah seinen Bruder scharf an. Meinte er das etwa ernst? Aber Sesshomaru würde niemals Rücksicht auf ihn nehmen! So etwas hatte er nie getan. Also was sollte das jetzt?

Er schien es aber wirklich ernst zu meinen. Sesshomaru machte keine Scherze. Trotzdem versuchte Inuyasha einen Einwand zu erheben.

"Aber ich... "

"Ich habe gesagt wir bleiben hier. Du kannst ja kaum auf den Beinen stehen."

In seiner Stimme lag etwas, das keinen Widerspruch duldete und Inuyasha war viel zu müde, um mit ihm darüber zu streiten. Außerdem war er seinem Bruder dankbar sich ausruhen zu dürfen.

"Na gut. Ist... mir eh lieber." ächzte er und presste die Hand auf die Wunde. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz.

Langsam taumelte er auf einen Baum zu und ließ sich erschöpft am Stamm hinabgleiten.

Das Letzte was er sah war sein Bruder, der dicht neben ihm stand und finster nach Osten blickte.
 

Sesshomaru verharrte eine ganze Weile in dieser Position und genoss erst einmal das Ende des Kampfes. Diese Libelle war bestimmt eine Untergebene vom Youkai im Osten gewesen. Wenn sie schon so stark war, dann musste es ihr Herr erst recht sein. Ein Leichtes würde er nicht werden, das gab sogar Sesshomaru zu. Es nützte aber nichts sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen.

Er drehte sich um und musterte Inuyasha. Seine Wunden gefielen ihm nicht. Er bückte sich, um sie besser zu betrachten. Geschickt huschten seine Finger über die zerfetzte Kleidung. Die Zangen der Libelle hatten tief ins Fleisch geschnitten. Wenigstens bluteten die Verletzungen jetzt nicht mehr, das war schon einmal ein Anfang.

Inuyashas Augenlider zuckten. Langsam zog Sesshomaru seine Hand zurück und setzte sich neben ihn.

Vielleicht würden sich die Wunden bald schließen. Wenn nicht, sah es schlecht aus. Sesshomaru konnte keinen verletzten Halbdämon mit sich herumschleppen. Das würde zu viele Feinde anlocken. Mal sehen, wie er sich erholen würde und ob er würdig war das Blut seines Vaters zu tragen.

Nun, er hat sich immerhin gut geschlagen, dachte der Youkai.
 

Irgendwo im Osten, weit weg, stand ein schwarzes Schloss.

Es war nicht einfach nur irgendein Schloss. Dieses hier verströmte eine derartige Kälte, dass alles Leben davor floh. Es wuchsen sogar keine Pflanzen, obwohl der Boden sehr fruchtbar wäre. Stattdessen war er trocken und von einer kranken grauen Farbe.

Das Schloss selbst war von so einem intensiven Schwarz, dass es alles andere rundherum zu verschlucken schien. Auch das Licht der Sonne versuchte diesen Ort zu umgehen. Sogar die Luft sah fahl und trüb aus.

Es war ein durch und durch verdorbener Teil des Landes.

Die Form des Schlosses war das einer heruntergebrannten Kerze und ragte wie ein drohender Finger in die Höhe.

Es gab sehr viele Räume und in einem von ihnen saß ein großgewachsener Youkai.

Man konnte nichts genaueres von ihm erkennen, da er sich in völliger Dunkelheit befand. Nur seine Konturen zeichneten sich schwach von der schwarzen Wand ab. Nachdenklich stützte er das Kinn in der rechten Hand und betrachtete einen großen, kunstvoll verzierten Spiegel, der vor ihm stand.

Er zeigte verschiedene Szenen eines Kampfes.

"Hm. Die Söhne von Inu Taishou haben also mein Libellendämon besiegt." murmelte er. Seine Stimme war staubtrocken, als ob der Mund die Freuden des Speichels schon seit langer Zeit vergessen hatte. Es war eine tote Stimme.

"Ich gebe zu, ich bin überrascht." fuhr sie fort. "Sie sind stärker als ich dachte." Stumm blickte er vor sich hin.

"Akanu!" rief er Sekunden später gebieterisch. Augenblicklich huschte eine gebückte Gestalt in den Saal. Es war ein seltsamer Dämon, der irgendwie verkrüppelt wirkte. Seine langen, lederartigen Ohren zitterten.

"Ihr wünscht, mein Gebieter?" sagte er mit brüchiger Stimme.

"Schick sofort die Spinnenreiter los. Sie sollen die Hundebrüder angreifen."

"Jawohl mein Gebieter." Akanu verbeugte sich unterwürfig und bewegte sich rückwärtsgehend zu Tür.

Der Youkai lehnte sich zufrieden zurück. Er glaubte zwar nicht, dass die Reiter die Brüder aufhalten konnten, aber er wollte sehen was sie noch so alles draufhatten. Leichtes Spiel würden sie mit den Reitern auf jeden Fall nicht haben. Sie wussten ja nichts über sie bescheid.

Ein schwerwiegender Nachteil, der den Brüdern bestimmt Ärger bescherte. Vielleicht starb sogar einer von ihnen.

Immerhin war mit den Spinnenreitern nicht zu spaßen.

Wenn die beiden dann tatsächlich überlebten, müssten sie immerhin ziemlich geschwächt sein. Und wenn sie erst das Schloss erreichten.... dann würde der Spaß erst recht anfangen.

Der Youkai lachte leise. Ja, dann würde er sich endlich rächen können.

Seine Finger strichen gedankenverloren über eine schmale Schwertklinge.

Es war schon merkwürdig, dass die Brüder so viel Aufhebens wegen einem einzelnen Schwert machten.

Es verlief alles genau nach Plan.
 


 


 

Tja, das wärs wieder! Ich hoffe der Kampf war nicht langweilig.

Jetzt habt ihr auch mal den Feind unserer beiden Helden kennen gelernt. Von dem werdet ihr in den nächsten Kapiteln noch hören!

Das siebte Kapitel wird etwas länger sein und "Neumondnacht im Moor" heißen. *gg*

Ihr könnt euch vielleicht schon so einiges denken....
 

Bis zum nächsten Mal!

Neumondnacht im Moor

Ein GROSSES Dankeschön an all meine lieben Leserinnen, für ihre tollen Kommis!

*euch alle umarm und erdrück*

Stürzt euch nun ins Vergnügen und wie immer viel Spaß beim Lesen!
 


 

Die blendende Sonne schien warm auf die Ebene hinab und vertrieb die letzte Kühle der Nacht. Inuyasha wurde von den kitzelnden Sonnenstrahlen geweckt.

Gähnend setzte er sich auf. Zufrieden stellte er dabei fest, dass er sich bereits sehr viel kräftiger fühlte. Er schaute auf seine Wunden hinab. Sie waren fast vollständig geschlossen.

"Wach?" sagte eine Stimme hinter ihm. Es war Sesshomaru, der ihn kritisch musterte.

"Ja." antwortete der Hanyou überflüssigerweise und stand auf.

Sesshomaru wandte sich ab und blickte nach Osten. Nebel stieg von dort auf und verbreitete eine düstere Stimmung.

"Müssen wir dorthin?" fragte Inuyasha.

"Ja." war die einsilbige Antwort. Inuyasha streckte sich und bewegte Arme und Beine. Es schien alles noch gut beweglich zu sein.

"Na dann los. Oder?" schlug er vor. Die Frage zum Schluss deutete darauf hin, dass er auf die Entscheidung des Älteren wartete. Der war Angesichts dieses ungewöhnlichen Respekts überrascht sagte aber nichts dazu. Er nickte nur zustimmend.

Sie ließen daraufhin den Leichnam der Libelle hinter sich und nahmen ihren Weg nach Osten wieder auf.

Sesshomaru warf seinem Bruder einen unmerklichen Blick zu. Er hätte nicht erwartet, dass er so schnell wieder bei Kräften war. Tatsächlich sah Inuyasha munter und äußerst fit aus. Er hielt wirklich eine Menge aus. Sesshomaru hatte ihn in dieser Hinsicht wohl unterschätzt.
 

Sie erreichten die Nebelwand am frühen Nachmittag. Oder der Nebel erreichte sie. Es sah so aus, als ob er über den Boden kroch und war so dicht, dass er wie Watte aussah. Er verschluckte alles, was ihm in den Weg kam.

Als sie in den Nebel eintauchten verspürte Inuyasha ein kaltes Kribbeln auf der Haut, welches ihn unwillkürlich frösteln ließ. Der Nebel barg noch andere unangenehme Überraschungen: Schlammlöcher.

Davon gab es so viele, dass Inuyasha gar nicht anders konnte, als dauernd hineinzutreten. Er hatte alle Mühe sich unter Sesshomarus spöttischem Blick wieder herauszukämpfen.

Der Boden war weich und modrig. Sogar die Luft roch verfault.

So weit es der Nebel zuließ erkannte man hier und da ein paar Bäume, die wie abgenagte Skelette in den Himmel ragten.

"Was ist das hier? Ein Moor?" vermutete der Hanyou und schüttelte sich, um Schlamm von seiner Kleidung loszuwerden.

"Ja." antwortete Sesshomaru und ließ seine scharfen Augen misstrauisch durch die Gegend steifen. Dieser Ort gefiel ihm gar nicht. Etwas gefährliches lag auf ihm.

"Und je schneller wir hier herauskommen, umso besser." fügte er hinzu.

"Da bin ich mal deiner Meinung." Auch Inuyasha fühlte sich unbehaglich. Sein Instinkt meldete verborgene Gefahren.

Vorsichtig suchten sich die Brüder einen sicheren Weg über den sumpfigen Boden. Das war leichter gesagt als getan.

Inuyasha fiel und stolperte dauernd. Er war noch nie zuvor in einem Moor gewesen und wusste nicht so recht wo er hintreten sollte. Dementsprechend handelte er sich herablassende Blicke von Sesshomaru ein.

"Du brauchst mich gar nicht so anzuschauen!" fauchte Inuyasha, als er seinen Fuß mit einem schmatzendem Laut aus dem Schlamm zog.

"Du wirkst ziemlich unbeholfen." entgegnete Sesshomaru wahrheitsgemäß. Darauf konnte Inuyasha nichts erwidern. Er murrte genervt und ging ab jetzt hinter seinem Bruder, um ihm die Arbeit zu überlassen. Der Youkai zog missbilligend die Stirn hoch, ließ Inuyasha jedoch gewähren.

Es gelang ihm einen einigermaßen festen Weg zu finden, aber sie kamen langsam vorwärts. Zudem wurde der Nebel immer dichter und machte die Sicht so schlecht, dass man nur mehr einen halben Schritt weit sah.

Es war warm und stickig.

"Puh! Hier kann man kaum atmen." sagte Inuyasha nach einer Weile und fächelte sich Luft zu. Diese Stille war ihm unangenehm. Verwundert runzelte er die Stirn.

Seltsam. Das war keine normale Stille. Es war viel zu still.

Inuyasha hob den Kopf und kniff die Augen zusammen, um seine Umgebung vor sich besser zu erkennen.

"Sesshomaru?"

Keine Antwort.

Er griff nach vorn, bekam aber nur Nebel zu fassen. Beunruhigt lief er Stück voraus, stolperte prompt und fuchtelte wild mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten.

"Sesshomaru!" rief er nochmals, wesentlich lauter. Seine Worte kamen jedoch nicht weit. Sie wurden vom Nebel aufgesogen und erstickt, wie Wasser von einem Schwamm. Es blieb weiterhin still.

Unbehaglich steiften Inuyashas Blicke umher. Sah so aus, als ob sie getrennt worden wären. Nun, dann musste er eben auf eigene Faust hier herausfinden. Das würde doch nicht so schwer sein. Was Sesshomaru konnte, konnte er schon lange.

Immer nur gerade aus gehen- das war das sicherste.
 

Fünf Minuten später hatte er sich verirrt.

Er wusste weder wo Osten war, noch ob er überhaupt vorwärts gekommen war. Hier sah alles gleich aus. Seit mindestens einer Stunde war er unterwegs und nichts hatte sich verändert.

Er war niedergeschlagen und mit den Nerven bald am Ende. Am Anfang war er langsam und vorsichtig gegangen, aber schon bald zehrte die Ungeduld an ihm.

Von Sesshomaru war keine Spur. Er konnte ja auch einige Meter entfernt vorbeigegangen sein ohne, dass Inuyasha es bemerkt hätte. Bei diesem dichten Nebel war alles möglich.

Er erwies sich außerdem als äußerst tückisch und hinterhältig.

Er verstand es seltsame, kleine Wesen zu verstecken, die sich leise in Inuyashas Verstand einschlichen und ihn Dinge sehen ließen , die gar nicht da waren. Dabei kicherten sie die ganze Zeit vor Vergnügen.

So kam es, dass Inuyasha plötzlich Kagome sah, die knapp an ihm vorbeilief.

"K- Kagome..." Er starrte ihr entgeistert nach und versuchte zu glauben, was er gerade gesehen hatte. Kagome war tot. Sie konnte also nicht da sein.

Er schüttelte den Kopf. Die Phantasie konnte einem manchmal seltsame Streich spielen.

Aber vielleicht ist es ihr Geist, dachte er.

Mit diesem Gedanken im Kopf lief er dem Mädchen entschlossen nach.

"Kagome, warte!" rief er flehend. Sie hörte ihn aber nicht. Mit tauben Ohren lief sie weiter, führte Inuyasha immer mehr in die Irre. Der behielt sie fest im Auge. Als er nah genug war streckte er den Arm nach ihr aus. Er fasste sie an der Hand und zerrte sie herum.

Entsetzt ließ er sie so schnell wieder los, als hätte er sich verbrannt.

"Was..."

Das Gesicht vor ihm war nicht Kagomes. Es war eine verzerrte Fratze, aus deren Mund ein hohles Lachen kam. Die Augen rollten wie verrückt in den Höhlen.

"Wer bist du?" rief Inuyasha und sprang zurück. Das Wesen lachte schallend, starrte ihn schräg an und verpuffte plötzlich. Es verschwand so schnell, wie es gekommen war. Der Spuk war aber noch nicht vorbei. Die einkehrende Stille wurde von giggelnden Geräuschen unterbrochen.

Jemand versteckte sich da und machte sich heimlich über den Hanyou lustig. Es waren mehrere. Viele verschiedene Stimmchen erklangen von allen Seiten, sodass sich Inuyasha von ihnen eingekreist sah.

Er drehte sich um die eigene Achse und versuchte die Besitzer der Stimmen auszumachen.

"Kommt raus!" rief er herausfordernd. Als Antwort hörte er nur aufgeregtes Flüstern und gleich darauf tauchten überall Ebenbilder von Kagome auf. Sie hatten alle missgestaltene Dämonengesichter, die das Ergebnis eines verzweifelten Versuches waren, eine halbwegs erschreckende Mimik aufzusetzen.

Wesen, die bekannte Personen nachbildeten und diese aber so umgestalteten, dass sie zu Monster wurden? Davon hatte Inuyasha schon mal gehört.

"Ah. Ihr seid Nebelgeister." stellte er fest und hob seine Klaue. Sie waren keine ernst zu nehmenden Gegner. Nur kleine Knirpse, die keine Möglichkeit verstreichen ließen jemanden Streiche zu spielen. Damit war jetzt Schluss.

"Sankontessou!" Die scharfe Klaue zerfetzte alles rundherum und scheuchte die Nebelgeister auf.

Sie kreischten übertrieben schrill auf und flohen in heller Panik durcheinander, wobei sie sich gegenseitig wegstießen und anrempelten. Man konnte nur undeutliche Schemen von ihnen sehen, da sie so schnell davonflitzten.

Einige umkreisten Inuyasha racherfüllt, aber als der warnend seine Hand hob schrieen sie entsetzt auf und stoben davon.

"Diese elenden Knilche." murmelte er leise vor sich hin. Er blickte sich forschend um. Diese Nebelgeister hatten ihn noch tiefer ins Moor geführt. Er war schon vorhin verloren gewesen, aber jetzt kannte er sich noch weniger aus.

Langsam tappte er weiter durch den wabernden Nebel und versuchte irgendetwas vertrautes zu finden. Ein Baum, den er schon mal gesehen hatte oder vielleicht ein helles Licht. Es genügte ihm auch, wenn wenigstens der Nebel etwas nachließ.

Aber das Unglück schwebte wie eine dunkle Wolke über ihm und schien nicht so schnell wieder von ihm ablassen zu wollen.
 

Sesshomaru ging unbeirrt durch die Moorlandschaft. Er hatte sich so langsam an diesen Boden gewöhnt. Immer leichter fiel es ihm festen Grund auszumachen. Dadurch kam er schneller Vorwärts als am Anfang und hoffentlich würde er auch bald draußen sein.

Dieser Ort war nämlich eine einzige Plage für die Nase. Die Luft war dick und von einem grünlichen Ton gekennzeichnet. Es war schwer Witterungen aufzunehmen.

Trotzdem vermisste Sesshomaru nach einer Weile einen vertrauten Geruch. Er blickte über seine Schulter, um nach Inuyasha zu sehen. Sein Verdacht wurde bestätigt: Sein Bruder war nirgends zu sehen.

Dieser Idiot hatte es tatsächlich fertiggebracht vom Weg abzukommen. Wer weiß wo er jetzt war.

Sesshomaru blickte sich unschlüssig um. Schließlich beschloss er einfach mal weiterzugehen, in der Annahme, dass Inuyasha das gleiche tat. Wenn das der Fall war, dann würden sie sich außerhalb des Moores wieder treffen.
 

Schon bald bekam er es aber auch mit Problemen zu tun. Die Nebelgeister hatten auch ihn entdeckt und spielten ihm die gleichen Streiche wie Inuyasha. Sie tuschelten aufgeregt und flitzten geduckt von Baum zu Baum.

Was Sesshomaru gleich darauf sah war eine Wiese. Eine große helle Wiese, die geradezu einladend wirkte. Er ging misstauisch darauf zu. Diese Wiese sah irgendwie falsch aus. Er merkte bald, dass er richtig lag.

Als er einen Fuß auf das Gras setzte verpuffte das schöne Bild mit einem leisen "Plopp". Daraufhin hörte man gedämpfte giggelnde und kichernde Laute, die sich alle Mühe machten so spöttisch wie möglich zu klingen.

Sesshomarus Blick gefror zu Eis. Er wusste jetzt von wem diese Laute kamen. Derartige Scherze ließ er nicht mit sich machen. Schon gar nicht von solchen Winzdämonen wie die Nebelgeister. Er hob seine Giftklaue.

"Dokkaso!" Die Attacke traf einen Nahen Baum und schmolz ihn in sekundenschnelle weg. Kreischend stoben Dutzende Nebelgeister auf, die sich dort versteckt hatten. Sie riefen Sesshomaru Flüche und Verwünschungen hinterher, während sie sich Hals über Kopf aus dem Staub machten. Heute war nicht ihr Glückstag. Gleich auf zwei solche gefährliche und humorlose Wesen zu treffen war zuviel für sie. Missgelaunt zogen sie sich zurück.

Der Youkai beachtete sie nicht weiter und setzte seinen Weg fort, als wäre nichts geschehen.

Auch er konnte den Überblick bald nicht mehr behalten. Zwar wusste er ungefähr wo er sich befand, aber er was sich nicht sicher genug.

Zunächst schien das kein ernst zu nehmendes Problem zu sein. Schließlich konnte er ja jederzeit fliegen. Umso überraschter war er, als er nicht in die Luft aufsteigen konnte. Seine Füße schienen regelrecht am Boden zu kleben.

Das Moor hatte an alles gedacht, um jeglichen Fluchtweg unmöglich zu machen.
 

In der Zwischenzeit irrte Inuyasha weiter herum. Er glaubte längst nicht mehr daran von hier herauszufinden und ging nur deshalb weiter, um sich irgendwie zu beschäftigen.

Schon bald wurde aber klar, dass er sich in einer ziemlich hoffnungslosen Lage befand.

Völlig fertig setzte er sich schließlich auf einen umgekippten Baumstamm und starrte ins Leere. Seine Situation war einfach lächerlich! Er wurde von einem Moor aufgehalten. Von einer leblosen Ansammlung aus Schlamm, Wasser und modrigen Pflanzen.

Schlimmer konnte es gar nicht werden.

Wie sehr er sich da irrte. Das Schlimme kam erst und zwar von hinten.

Inuyasha merkte es, als ihm ein stinkender Geruch in die Nase stieg. Langsam drehte er sich um und erblickte einen Teich. Blasen stiegen vom Wasser auf, die an der Oberfläche zerplatzten und einen fauligen Geruch verströmten. Es blubberte wie in einem Hexenkessel.

Das war noch nicht alles. Gerade wollte sich der Hanyou wieder umdrehen, als plötzlich zwei gelbe Glubschaugen aus dem Wasser auftauchten und ihn neugierig fixierten.

Alarmiert sprang er auf und zog Tessaiga.

"Na los komm raus, was immer du bist!" rief er herausfordernd. Das Wesen blinzelte belustigt und ging der Aufforderung tatsächlich nach. Mit aller Gemütlichkeit kam es aus dem Teich gewatschelt. Inuyasha verzog bei seinem Anblick angeekelt das Gesicht.

Vor ihm saß ein schleimiges Etwas, das wie eine verschrumpelte Kartoffel aussah. Inuyasha fiel auch die Bezeichnung "Klumpen" ein.

Der Dämon hatte keine bestimmte Form. Er veränderte sie kontinuierlich. Mal war er klein und flach, dann wieder beeindruckend groß und breit wie ein Schrank. Gier blitzte in seinen trüben Augen auf, als er Inuyasha von oben bis unten musterte.

Der zeigte sich unbeeindruckt. So ein schwächlicher Dämon war kein ernst zu nehmender Gegner.

"Pah! Komm nur her, dann mach ich dich fertig!" Er hielt ihm die Spitze Tessaigas dorthin, wo er die Nase vermutete. Der Dämon starrte auf das kalte Metall und gluckerte spöttisch. Sabber tropfte aus seinem riesigen Maul. Inuyasha schnaubte.

"Und wisch dir gefälligst dieses ekelhafte Zeug weg!" fügte er hinzu.

Er schwang sein Schwert, mit der Absicht den Dämon in zwei Teile zu schneiden. Mitten in der Bewegung stutzte er plötzlich. Tessaigas Klinge flackerte kurz gelblich auf und begann sich zu verändern. Er wurde zu einer normalen rostigen Klinge.

"Oh nein.... nicht jetzt." murmelte Inuyasha. Er wusste genau was das bedeutete und Entsetzen breitete sich in ihm aus. Der Dämon beobachtete ihn schräg. Er hatte bemerkt, dass sich etwas veränderte, aber es schien ihm nicht sonderlich zu interessieren.

Unbeeindruckt kroch er weiter auf Inuyasha zu, der da wie angewurzelt stand und mit wachsendem Erschrecken beobachtete, wie er sich in einem Menschen verwandelte.
 

Auch Sesshomaru hatte jetzt Orientierungsprobleme. Das gestand er sich jedoch nicht ein und ging mit eisernem Willen immer weiter und weiter. Bald verfiel er in einem gleichmäßigen Trab, bei dem sich seine Füße einfach selbstständig bewegten.

Irgendwann, es war schon eine ganze Weile vergangen, witterte der Youkai einen angenehm frischen Geruch. Erstaunt hob er den Kopf. Es war der Geruch von Gras und trockener Erde, den man normalerweise in einer Weiten Ebene vortraf.

Er hatte den Ausgang gefunden! Lange genug hatte es ja gedauert.

Er wandte sich der Richtung zu und beschleunigte seine Schritte. Er wollte diesen Ort so schnell wie möglich hinter sich lassen. Aber etwas oder jemand hielt ihn auf.

Vor ihm tauchte eine bekannte Gestalt auf. Sie stand gar nicht weit weg und sah Sesshomaru erstaunlich ähnlich. Die langen silbernen Haare wehten wild durcheinender, obwohl es vollkommen windstill war. Die Gestalt sah zwar ein bisschen blass aus, aber es Sesshomaru kannte sie nur zu gut.

"Vater." flüsterte er ehrfürchtig. Gerade wollte er auf ihn zugehen, als ihm die Nebelgeister wieder einfielen. War das schon wieder einer ihrer Streiche? Ja bestimmt. Immerhin war sein Vater längst tot. Er verdrängte seine Gedanken an ihn und ging schweigend an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten.

Da hörte er seine Stimme. Sie suchte sich erst gar den Umweg zu den Ohren, sondern erklang gleich in seinem Kopf:

"Sesshomaru. Ich habe dir doch gesagt du sollst auf deinen kleinen Bruder aufpassen." sagte sie vorwurfsvoll. Der Youkai drehte sich bei diesen Worten ruckartig herum, aber sein Vater war verschwunden. Nachdenklich legte er die Stirn in Falten. Doch keine Nebelgeister.

Aber was hatten diese Worte zu bedeuten? Was Inuyasha vielleicht in Gefahr?

Tief in seinem Inneren spürte Sesshomaru, eine gewisse Verantwortung für ihn. Sein Instinkt als großer Bruder den jüngeren zu beschützen veranlasste ihn wieder umzukehren.

Er dachte nur noch daran Inuyasha so schnell wie möglich zu finden.

Entschlossen schlug er eine ganz bestimmte Richtung ein. Er war sich sicher, dass es die richtige war, obwohl er keine Ahnung hatte woher er diese Gewissheit nahm. Es war, als ob ihn jemand anderes führen würde.

Und er vertraute diesem Jemand.
 

Währenddessen stand Inuyasha, in seiner menschlichen Gestalt, vor einem schleimigen Dämon und überlegte fieberhaft, was er jetzt tun sollte. Gehetzt blickte er sich um. Seine Chancen standen nicht gut.

Der Dämon hatte ihn fast erreicht, viel Zeit blieb ihm also nicht mehr.

Er brauchte schnell einen Ausweg. Er durfte ihn jetzt nicht getötet werden, schließlich zählten seine Freunde auf ihn.

Er hielt Tessaiga verzweifelt fest, aber es würde ihm nicht viel nützen, also blieb im Grunde nur eines: Er beschloss dem Dämon am besten aus dem Weg zu gehen.

Anstatt "feiger Abgang" bezeichnete Inuyasha diese Taktik lieber mit "klugen Rückzug" , das durchaus auch zutraf. Er entfernte sich rückwärtsgehend, um seinen Gegner im Auge zu behalten. Man wusste ja nie mit welchen hinterhältigen Mitteln er angreifen konnte und Inuyasha wollte unangenehme Überraschungen vermeiden.

Seine Denkweise war bis zu einem gewissen Punkt gar nicht so verkehrt. Sie hatte nur einen Haken. Er sah nicht, wohin er lief. So kam es, dass er nach kaum fünf Schritten einen Fuß falsch aufsetzt und prompt im sumpfigen Boden versank.

Hastig versuchte er sich wieder herauszukämpfen, aber je mehr er zappelte, umso gieriger verschluckte ihn der Schlamm. Er steckte schon bis zu den Oberschenkeln im Morast, als der Dämon ihn erreichte.

Wie eine schleimgesetzte Wand ragte er vor dem Hanyou auf und grollte aus tiefster Kehle. Er beugte sich zu seinem Opfer herab. Schleimtropfen lösten sich von seinem Körper und klatschen auf Inuyashas Gewand. Er verzog das Gesicht vor Ekel und schwang, aus einem reinen Reflex heraus, Tessaiga. Eine verzweifelte Aktion, die nur geringe Wirkung hatte.

Die Schwertklinge kratzte den Bauch des Dämons zwar ein bisschen auf, aber die kleine Wunde schloss sich sofort wieder, ohne einen einzigen Tropfen Blut zu verlieren.

"Ver... verdammt!"

Inuysha konnte nichts anderes tun, als tatenlos zuzusehen, was weiter geschah. Ein seilförmiger Arm, so dick wie ein Stamm, spross aus dem Körper des Dämons und wickelte sich fest um seine Beute. Inuyasha wurde dadurch völlig bewegungsunfähig.

Trotzdem hielt er Tessaiga verkrampft fest, in der Hoffnung es doch noch zu gebrauchen.

Der Dämon öffnete ein riesiges Maul und gab den Blick auf einer Reihe spitzer Zähne frei, von denen fadenförmiger Geifer hing.

Er rammte sie mit einem triumphierenden Knurren in Inuyashas Schulter. Ein heißer Schmerz durchfuhr ihn. Er spürte wie etwas in seinen Körper drang und ihn innerlich aufzufressen drohte.

Gift, dachte er verschwommen und verlor das Bewusstsein.
 

Sesshomaru war sich zwar ziemlich sicher, dass er in die richtige Richtung ging, aber er konnte sich dennoch beim besten Willen nicht vorstellen in diesem Ort seinen Bruder zu finden.

Außerdem wäre es ziemlich ungünstig wenn er sich wieder verirren würde. Gerade jetzt, wo er den Ausgang gefunden hatte. Er versuchte sich angestrengt den Weg zu merken und die kleinsten Hinweise einzuprägen. Zusätzlich hinterließ er Kratzspuren, als Markierungen, an den Baumstämmen. Mehr konnte er nicht tun.

Zu seinem Glück zog sich der Nebel nach einer Weile sogar ein bisschen zurück. Man konnte jetzt die Umgebung viel besser erkennen und der Youkai nutzte die Gelegenheit, um sich suchend umzublicken. Seine Augen sahen nichts als kahle Bäume und blubbernde Schlammlöcher, aber er war ja nicht umsonst ein Hundeyoukai.

Was seine Augen nicht wahrnahmen erledigte seine Nase. Sie meldete andere, nicht sichtbare Dinge. Das erste war Inuyashas Geruch. Er hing schwach in der Luft, aber etwas daran war merkwürdig. Er hatte sich verändert. Es roch nicht nach Halbdämon....

Sesshomaru traf es wie der Blitz, als er erkannte, was ihn so irritierte. Inuyasha war ein Mensch!

Er muss seine dämonischen Kräfte verloren haben, dachte der Youkai.

Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Sein Bruder besaß das seltene Talent sich in ordentliche Schwierigkeiten zu bringen.

Sesshomaru beeilte sich ihn zu erreichen, bevor es zu spät war. Er schritt schneller aus und registrierte jetzt auch noch den Geruch eines Dämons. Genau im richtigen Zeitpunkt erreichte er sein Ziel. Ein Blick genügte, um zu verstehen, was geschehen war.

Inuyasha steckte halb eingesunken im Morast. Ein schleimiger Dämon machte sich über ihn her. Oder er wollte es gerade, aber er kam nicht mehr dazu.

Sesshomaru sprang leichtfüßig auf ihn zu und zerfetzte ihn mit einem einzigen Hieb seiner Klaue. Der Dämon hatte gar nicht Zeit zu reagieren. Er zerfiel in tausend kleinen Klumpen, die zitternd und zuckend am Boden liegen blieben.

Inuyasha kippte nach vorn. Der Youkai fing ihn rechtzeitig auf, um zu verhindern, dass er mit dem Gesicht in den Schlamm fiel. So sah er also als Mensch aus. Er hatte sich ziemlich verändert. Diese schwarzen Haare und die menschlichen Ohren.... Er sah so verletzlich aus.

Sesshomaru wusste nicht so recht, was er davon halten sollte.

Er umfasste den Oberkörper seines Bruders und zog ihn aus dem Schlammloch.

"Recht dumm von dir zum Zeitpunkt deiner Schwäche alleine umherzuirren." sagte er mehr zu sich selbst und legte ihn auf festen Boden. Sein Blick fiel auf Tessaiga, das Inuyasha immer noch festhielt.

Er zögerte kurz, nahm dann aber die Hand seines Bruders und schob das Schwert in die Scheide zurück. Jetzt bemerkte er auch die Schulterverletzung und er roch das Gift.

Nun, das Gift könnte er neutralisieren. Das musste er wohl, denn dieser Körper konnte Dämonengift nicht lange standhalten.

Dieser Gedanke löste etwas im Youkai aus. Vielleicht meldete sich sein Beschützerinstinkt.

Er gab sich einen sichtlichen Ruck und streckte die Hand nach der Wunde aus.

Augenblicklich entwich das Gift mit einem leisen Zischen aus dem Körper. Inuyasha stöhnte und regte sich ein bisschen, aber er lag immer noch in tiefem Bewusstsein.

Der Youkai konnte nicht länger warten, bis er aufwachte. Sie mussten das Moor so schnell wie möglich verlassen, bevor noch etwas passierte.

Mühelos hob er Inuyasha an der Taille hoch und klemmte ihn sich einfach unter dem Arm. Mit einem letzten Blick auf den zerstückelten Dämon machte er sich dann auf den markierten Weg zurück.
 

Inuyasha erwachte, als spürte, dass ihn jemand auf den Boden legte. Langsam öffnete er die Augen. Das erste, was er sah, war der funkelnde Nachthimmel.

Wie war das möglich? Im Moor wurde der Himmel wegen dem Nebel die ganze Zeit verdeckt. War er gar nicht mehr im Moor?

Er tastete mit der Hand auf dem Boden herum bekam Steine und trockene Erde zu fassen.

Mühsam setzte er sich. Ein Stechen durchfuhr seine Schulter. Er stöhnte leise auf und presste die Hand auf die Wunde. Jetzt erinnerte er sich wieder. Ein Dämon hatte ihn angegriffen und.... ja und dann?

"Nun, wie ich sehe hast du es gut überstanden." sagte jemand hinter ihm.

Inuyasha drehte sich um und riss erstaunt die Augen auf.

"Sess.... Sesshomaru? Was..."

" Ich bin rechtzeitig aufgetaucht, um dich Tölpel aus dem Schlammassel zu holen. Du hast Glück gehabt."

"Was? Du hast mich...." Er konnte es kaum glauben.

Sesshomaru hatte ihn gerettet? Ausgerechnet er? Niemals hätte er so etwas von ihm erwartet.

Verlegen senkte er den Blick. Das war schon das zweite Mal, dass Sesshomaru ihn gerettet hatte. Vielleicht war jetzt ein " Danke" angebracht.

Inuyasha schluckte.

"Danke.... onii." sagte er leise.

Diese höfliche Anrede als großer Bruder machte den Älteren einen Moment lang stutzig. Irritiert blickte er in eine andere Richtung und tat so, als ob dort etwas unglaublich interessantes wäre.

Ein peinliches Schweigen trat ein.

Inuyasha blickte stumm auf seine Hände und riss entsetzt seine Augen auf. Sie hatten keine Krallen! Er musterte aus den Augenwinkeln seine Haare. Sie waren schwarz.

Oh nein. Er war ja ein Mensch! Das hatte er fast vergessen.

Und das direkt vor Sesshomaru. Gerade er sollte davon niemals erfahren.

Inuyashas Blick huschte zu seinem Bruder und er begann unbehaglich hin und her zu rutschen. Rein instinktiv versuchte er sich so klein wie möglich zu machen und sich irgendwo zu verstecken. Sesshomaru blickte ihn schräg an.

"Ist was?"

"Äh..... na ja. Ich... du weißt, dass... ich meine....."

"Dass du dich bei Neumond in einen Menschen verwandelst? Ja, ich war überrascht, als ich dich so sah, aber ich wusste mehr oder weniger Bescheid."

"Du wusstest es?"

"Ich hatte meine Vermutungen."

"Wieso hast du dann nie versucht mich zu töten?"

Der Ältere schnaubte.

"Willst du meinen Stolz verletzen?"

"Äh... wenn man es so sieht..."

Jetzt wo er es sagte klang es einleuchtend. Sesshomaru würde Inuyasha niemals angreifen, wenn er ein Mensch ist. Das wäre für ihn kein Ehrenvoller Kampf.

"Wo sind wir eigentlich?" fragte der Jüngere unvermittelt und setzte sich aufrechter hin, um seine Umgebung besser zu betrachten.

"In einer Steppe." antwortete Sesshomaru kurz angebunden.

Inuyasha blickte sich neugierig um. Ja, es sah ganz nach einer Steppe aus.

Hohes trockenes Gras erstreckte sich bis zum Horizont. Hier und da lugten ein paar dürre Bäume hervor. Der Hanyou wandte den Kopf. Einige Dutzend Meter weiter nordwestlich erhob sich eine graue Nebelbank, hinter der das Moor lag.

Er war froh diesen Ort hinter sich zu haben.

Eine Frage tauchte plötzlich in seinem Kopf auf und Sesshomaru schien heute in guter Stimmung zu sein seine Wissbegierde zu stillen.

"Ähm.... Sesshomaru?" fragte er behutsam.

"Was?"

"Wie kann es jetzt Nacht sein? Als wir das Blumenfeld verließen war es gerade mal Morgen. Und im Moor waren wir kaum mehr als einige Stunden."

Mit dieser Frage hatte sich der Youkai auch schon beschäftigt und eigentlich war die Erklärung ziemlich simpel.

"In diesem Moor gehorcht die Zeit anderen Gesetzen." erläuterte er. "Sie vergeht schneller. Und jetzt sei still."

"Ich glaube wir müssten bald weitergehen. Oder?" sagte Inuyasha eifrig, ohne die letzten Worte zu beachten.

"In deinem schwächlichen Zustand? Ich will nicht dauernd auf dich aufpassen."

"Aber..."

"Wir warten bis die Sonne aufgeht."

"Ich..."

"Still jetzt!" Du klingst schon fast wie Rin, wollte Sesshomaru noch hinzufügen, verkniff sich diese Worte aber im letzten Moment.

Inuyasha klappte resigniert den Mund zu. Außerdem hatte er alles beantwortet bekommen was er wissen wollte. Er rutschte ein Stück nach hinten, um sich gegen einen kleinen Felsen zu lehnen.

Sesshomaru stand etwas abseits mit dem Rücken zu ihm. Seine Haare wogten in einer leichten Brise und er schien in Gedanken versunken zu sein.

Inuyasha schloss behaglich die Augen. In seiner Nähe fühlte er sich seltsamerweise vollkommen sicher und geborgen. So sicher, dass er unbekümmert einschlief und auf den Schutz seines Bruders vertraute.
 


 

Auch diese Gefahr wäre überstanden.

Aber den beiden wird keine Atempause gegönnt. Im nächsten Kapitel müssen sie wieder kämpfen. Es wird "Die Spinnenreiter" heißen. :)

Und jetzt ein bisschen WERBUNG FÜR MEINE ZWEITE FF! Sie handelt um Inuyashas Kindheit. Biiiiiiiiiite schaut doch mal rein, ja? *lieb anguck*

Die Spinnenreiter

Ich habe festgestellt, dass viele von euch Spinnen nicht mögen^^ Die Spinnen in diesem Kapitel sind aber auch wirklich ziemlich eklig. Viel Spaß beim Lesen!
 


 

Unaufhaltsam näherte sich eine dunkle Gruppe von schwarzen Reitern. In der Dunkelheit der Nacht konnte man nichts genaueres von ihnen erkennen, aber ihre Reittiere sahen seltsam aus. Sie hatten dicke Körper und definitiv zu viele Beine.

Das Merkwürdige dabei war, dass sie nicht darüber stolperten. Im Gegenteil: Sie eilten rasch vorwärts und erreichten bald eine Landschaft mit trockenem Gras.

Alles Leben floh vor diesen Gestalten. Auch jene Tiere, die schliefen rissen plötzlich entsetzt die Augen auf, schnupperten in der Luft und stoben so schnell sie konnten davon, ihren Instinkten folgend. Dabei versuchten sie so leise wie möglich zu sein, um nicht Aufmerksamkeit zu erregen.

Es wurde allmählich still rundherum.

Nur das trommelnde Geräusch vieler trippelnder Schritte hallte durch die weiten Ebenen der Steppe.
 

Inuyasha hatte das Gefühl nur einige Sekunden geschlafen zu haben, als ihn Sesshomaru

einige Zeit später unsanft aus dem Schlaf riss.

"Steh auf!" sagte er scharf.

Inuyasha rieb sich verschlafen die Augen und rappelte sich müde auf. Er gähnte herzhaft und steckte sich.

Als sein Blick auf seinen Bruder fiel war er mit einem Schlag hellwach. Sesshomaru machte ein ernstes Gesicht und blickte angespannt nach Osten. Zusätzlich hielt er Tokejin in der Hand. Mit einem Satz gesellte sich Inuyasha zu ihm.

"Was ist los, onii?" Unbewusst gebrauchte er wieder diese Anrede. Sesshomaru schien nichts dagegen einzuwenden.

"Sieh hin." forderte er seinen Bruder auf und deutete auf einen Punkt vor ihnen. Inuyasha folgte seiner Geste. Suchend blickte er sich um, aber Menschenaugen sehen im Dunkeln nicht viel.

"Äh...."

"Es nähern sich Reiter." erklärte der Youkai.

"Reiter? Dann sind es wohl Menschen oder?"

"Nein. Sie reiten auf Riesenspinnen."

"Verdammt!" Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Genau jetzt, wo er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war. Dieser Menschenkörper brachte ihn eines Tages noch in den Tod.

Aber nicht heute. Diese Dämonen würden kein leichtes Spiel mit ihm haben. Er hatte ja schon oft genug bewiesen, dass er auch als Mensch äußerst zäh war.

Mit grimmiger Entschlossenheit zog er Tessaiga aus der Scheide.

Sesshomaru beobachtete ihn und etwas wie Bewunderung spiegelte sich in seinen Augen.

Einen großen Kampfesgeist hat er ja, dachte er. Vielleicht nützt es ihm etwas.

"Die Reiter sind bald da." verkündete er und blickte in den Himmel. "Die Sonne wird auch bald aufgehen."

"Gut. Dann werden diese Krabbelviecher nicht mehr viel zu lachen haben."

Jetzt erkannte auch er vage Gestalten in der matten Dunkelheit. Er hörte geflüsterte Worte und trippelnde Schritte vieler Füße. Spinnenfüße.

"Bleib hinter mir." befahl Sesshomaru unerwartet. Inuyasha blinzelte überrascht, tat aber wie er sagte. Im nächsten Moment tauchten die Reiter auf. Sie hielten langsam an und bildeten einen Halbkreis um die Brüder.
 

Inuyasha mustert die neuen Feinde argwöhnisch. Die Reiter waren Youkai in Menschengestalt. Sie trugen kunstvolle Rüstungen, die sogar im Dunkeln verschwommen glänzten. Ihre Reittiere waren große schwarze Spinnen mit haarigen Beinen. So langsam begann Inuyasha alles zu verabscheuen, das mehr als vier Beine hatte.

Ein hochgewachsener weiblicher Youkai verließ die Reihe und blieb direkt vor Sesshomaru stehen. Sie hatte ein hübsches wohlgeformtes Gesicht, aber in ihren Augen lag ein seltsamer toter Glanz.

"Ihr seid die Hundebrüder nehme ich an." sagte sie und betrachtete die beiden wie zwei unbedeutende Insekten. Sie lächelte dünnlippig, als ihr Blick auf Inuyasha fiel.

"Na so was! Der Kleine hat gerade seinen schwachen Zeitpunkt, wie?"

"Hä? Der KLEINE??" Wütend legte Inuyasha die Stirn in Falten. Eine derartige Beleidigung ließ er nicht einfach auf sich ruhen. Zornfunkelnd ballte er die Fäuste und stapfte auf den Youkai zu, wurde aber von Sesshomaru aufgehalten, der ihn mit seinem ausgestreckten Arm zurückhielt.

"Mach keine Dummheiten." schärfte er ihm unwirsch ein. "Wer schickt euch?" Die Frage war an die Reiterin gerichtet, die ihn nun mit gespielter Überraschung ansah.

"Oh das wisst ihr nicht? Seid ihr aber schlecht informiert. Unser Herr schickt uns. Wir sollen euch ein bisschen beschäftigen. Kurz gesagt: Euch töten."

Sie seufzte, wie jemand der eine langweilige Pflicht zu erfüllen hat. Mit einer koketten Bewegung warf sie ihre schwarzen Haare zurück.

Inuyasha knurrte.

"Ihr werdet es nicht so einfach haben uns zu töten." sagte er mit fester Stimme und schenkte der Youkai Frau einen eisigen Blick, den sie ungerührt erwiderte. Sie betrachtete den Hanyou abfällig und lächelte schließlich mit künstlicher Freundlichkeit.

"Das musst gerade du sagen. Du bist doch der erste, der sterben wird, Kleiner. Ohne deine Kräfte bist du so hilflos wie ein Welpe." sagte sie, mit einer Stimme, als ob sie zu einem verbockten Kind sprechen würde. Inuyasha kochte vor Wut. Wenn er könnte würde er diese Angeberin sofort in Stücke hauen.

"Ach übrigens.... ich heiße Izuna. Schließlich sollt ihr ja wissen, wer euch ins Jenseits schickt." fügte der Youkai als Nebeninformation hinzu.

"Mich interessiert mehr wer euer Meister ist." sagte Sesshomaru ruhig. Er zeigte sich in keinster Weise beeindruckt oder gar eingeschüchtert. Izuna musterte ihn eingehend.

"Du stellst schon mal die richtigen Fragen, Süßer. Aber bedaure- ich kann sie nicht beantworten, ansonsten könntet ihr Muffensausen bekommen und wieder umkehren." Sie lächelte zuckersüß. "Und unser Meister wünscht sich so sehr euch zu empfangen."

"Ich dachte ihr solltet uns hier töten." erwiderte Sesshomaru.

Izuna machte den Mund auf, um zu antworten. Gleich darauf klappte sie ihn entgeistert wieder zu, als sie verstand. Da war sie in ein ordentliches Fettnäpfchen getreten. Ihre Lippen zitterten vor Zorn.

Inuyasha grinste schadenfroh.

"Ha! Du reißt den Mund einfach zu weit auf! Das hast du jetzt davon." sagte er und handelte sich dafür einen gletschernden Blick von Izuna ein.

"Hüte deine Zunge, Halbblut! Ein niederes Wesen wie du sollte erst gar nicht das Wort an einen Youkai richten. Hat man dir das nicht beigebracht?"

Ihre Augen blitzten gefährlich. Sie zog ein schwarzes Schwert aus der Scheide und richtete einen finsteren Blick auf die Brüder.

"Genug geredet. Jetzt amüsieren wir uns ein bisschen. Los, macht sie fertig!" befahl sie ihrer Truppe. Wie auf Knopfdruck hörte man von allen Seiten kratzende Geräusche von Schwertern, die aus der Scheide gezogen wurden. Kampfbereit saßen die Reiter in ihren Satteln. Die Spinnen tänzelten nervös.

"Ich kümmere mich um den Älteren." sagte Izuna und warf Sesshomaru einen verführerischen Blick zu. " Mit dem Kleinen könnt ihr machen was ihr wollt. Aber vergesst nicht seinen Kopf einzupacken."

Gehorsam wandten sich die zwanzig Reiter ihrem Opfer zu. Inuyasha blieb weiterhin dicht an Sesshomarus Seite. Er musste den Anfang des Kampfes so weit wie möglich herauszögern. Und bei seinem Bruder war es vorerst einmal sicher.

Nervös huschte sein Blick zum Himmel. Es war noch stockdunkel. Wenn die Sonne nicht bald aufging stand es schlecht um ihn. Trotzdem versuchte er sich nichts anmerken zu lassen und wandte sich den Reitern selbstsicher zu.

"Keh! Ihr müsst gleich zu zwanzig einen Menschen töten? Was seid ihr nur für Schwächlinge!"

Einer der Youkai lachte belustigt auf und funkelte ihn an.

"Für jemanden, der bald stirbt bist du aber ziemlich frech. Ich würde dir raten aufzupassen was du sagst. Wir sind die stärkste Elite unseres Herrn, Hanyou."

"Ach ja? Dann zeigt doch mal was ihr könnt."

"Halte dich zurück, Iuyasha." flüsterte Sesshomaru plötzlich. Der Hanyou warf ihm einen fragenden Blick zu.

"Was soll ich denn sonst tun?" erwiderte er ebenso leise.

"Ich kann dich nicht die ganze Zeit im Auge behalten und es wäre besser wenn du einen Kampf vermeiden würdest. Halte sie irgendwie hin, rede mit ihnen."

Die Tatsache, dass sich sein großes Bruder Sorgen um ihn machte war schon absurd genug, aber dass er jetzt auch noch mit so einem Vorschlag kam...

"Hä? Ich soll mit ihnen plaudern?" Er unterdrückte ein Lachen. "Wieso nicht gleich ein Kaffeekränzchen halten?"

"Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen." sagte Sesshomaru betont eisig. "Warte auf jeden Fall bis die Sonne aufgeht."

"He! Seid ihr fertig mit eurer Geheimberatung?" rief Izuna und stieg vom Rücken ihrer Spinne. "Als ob euch das etwas nützen würde." fügte sie geringschätzig hinzu. Sie schwang ohne Vorwarnung ihr Schwert und ließ die Klinge direkt auf die Brüder herabsausen. Sie sprangen schnell auseinander.

Izuna stieß sich gleich darauf vom Boden ab und sprang auf den Älteren der Brüder zu. Sesshomaru zog blitzschnell Tokejin. Er parierte jeden ihrer kräftigen Hiebe ohne Probleme. Die Klingen trafen funkensprühend aufeinander.

Immer wieder sprangen die Kämpfenden zurück, um dann von einer anderen Seite anzugreifen. Sie versuchten dadurch eine ungedeckte Stelle zu treffen, aber beide reagierten jedes Mal rechtzeitig und rissen ihre Schwerter schützend herum.

Es sah fast so aus, als ob sie gleichstark wären.

Ein kampferfahrener Zuschauer hätte jedoch gemerkt, dass Sesshomaru eindeutig im Vorteil war. Er war gerissener, schneller und stärker.

Izuna merkte auch, dass sie immer mehr unterlag. Sie hatte kaum Zeit selbst anzugreifen, da sie sich darauf konzentrieren musste sich zu verteidigen. Schon bald keuchte sie schwer.

"Was ist los? Ist das alles was du kannst?" erkundigte sich Sesshomaru, als er Izuna zum wiederholten Male zurückgestoßen hatte.

"Spuck nicht so große Töne! Wir haben ja erst angefangen." Sie sprang hoch und schlug ihre Klinge auf die Tokejins. Anders als ihr Schwert, besaß Tokejin auch andere Kräfte, von denen sie noch nichts wusste. So wurde sie von der starken Druckwelle prompt nach hinten geschleudert.

Sie rollte über den Boden, sprang aber sofort wieder auf. Überrascht betrachtete sie die vielen blutenden Wunden und starrte gleich darauf auf Tokejin.

"Was.... das ist kein normales Schwert!"

"Ich kämpfe nur mit den besten." sagte Sesshomaru unbeeindruckt. Izuna fluchte laut. Mit so einem kräftigen Schwert hatte sie nicht gerechnet. Überhaupt hatte ihr Meister nicht gesagt, dass ihr Gegner so stark war.

Sie musste sich etwas einfallen lassen. Ihr Blick glitt zufällig über Sesshomarus Gesicht und blieb an seinen goldenen Augen haften. Hatte sie sich nur getäuscht oder hatte er kurz zu seinem Bruder geschielt? Izuna lächelte voller Hass. Ja, der Kleine. Sesshomaru wollte anscheinend nicht, dass ihm etwas passiert.

Ach wie niedlich, dachte sie höhnisch. Er macht sich tatsächlich Sorgen. Sein Bruder ist also sein Schwachpunkt. Wie erbärmlich.

Sie richtete sich stolz auf und lächelte Sesshomaru siegesgewiss an.

"Was trödelt ihr so lange herum!" rief sie über die Schulter zu ihren Leuten. "Los macht den Kleinen fertig!"

Hämisch grinsend wandte sie sich wieder Sesshomaru zu, um seine Reaktion zu sehen. Enttäuscht stellte sie fest, dass er völlig gelassen war. Sein Gesicht war ausdruckslos und nichts an ihm verriet, dass er möglicherweise nervös oder besorgt war.

Was ist denn das für ein Typ? überlegte Izuna schaudernd.

Jemand, der sich so perfekt unter Kontrolle hatte war eindeutig ein gefährlicher Gegner. Izuna hatte ihn wohl gewaltig unterschätzt.
 

"Mit ihnen reden, hat er gesagt." murmelte Inuyasha missmutig. " Wie hat er sich das vorgestellt?"

Er gegen zwanzig Youkai. Vierzig, wenn man die Spinnen mitzählte. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Sesshomaru mit Izuna kämpfte. Er schien keine Probleme zu haben. Das beruhigte Inuyasha und gab ihm neue Kraft.

"Euer... Meister scheint ja ziemlich stark zu sein." sagte er. Wenn er schon reden musste, dann wollte er versuchen ein paar Informationen zu bekommen. Die Reiter näherten sich ihm langsam, wie eine Katze sich einer Maus nähert, die schon längst in der Falle sitzt- mit der Gewissheit, dass es für ihr Opfer kein Entkommen gibt.

"Er ist der stärkste Youkai, den es gibt, Halbblut." antwortete ein dicker Reiter, wobei er das letzte Wort verächtlich ausspuckte.

"Und wo lebt er?" erkundigte sich der Hanyou weiter, ohne auf die Beleidigung einzugehen.

Der Dicke kniff misstrauisch die Augen zusammen. Er schien zu überlegen, ob Inuyasha eine Antwort wert war.

"Ich dachte ihr wisst das." sagte er nach einer Weile argwöhnisch.

"Nur, dass er sich irgendwo im Osten befindet."

"Das ist alles? Ich wundere mich, wie ihr es dann bis hierher geschafft habt. Nun auf jeden Fall lebt er in einem Schloss jenseits des Meeres...."

"Was soll das, Oragun?" schnitt ihm ein anderer Youkai zornig das Wort ab. "Wieso sagst du ihm das?"

"Reg dich ab, Ragen. Er ist sowieso bald tot."

"Eben. Dann braucht er das auch nicht zu wissen."

"Lass mir doch ein bisschen Spaß."

"Dazu haben wir keine Zeit, Idiot! Wir haben Befehle auszuführen."

Inuyasha hörte gar nicht mehr hin. Er runzelte nachdenklich die Stirn. Was hatte dieser Oragun gesagt? Jenseits des Meeres.

Meeres.

Was mochte das wohl sein? Vielleicht eine Ortschaft. Er beschloss gerade danach zu fragen, als er Izunas lauten Befehl hörte: "... Los macht den Kleinen fertig!" Ragen hob die Hand zum Zeichen, dass er verstanden hatte.

"Ihr habt es gehört. Also auf geht's, machen wir ihm ein Ende!" rief er und gab seiner Spinne die Sporen. Die Schwertspitze deutete direkt auf Inuyashas Kehle. Er war jetzt zwar ein Mensch, aber seine Reaktionsfähigkeit war nach wie vor beeindruckend schnell. Er wich der Klinge geschickt aus und hob schützend Tessaiga.

Ein anderer Reiter näherte sich von hinten. Inuyasha wirbelte herum und fing den Hieb mit Tessaiga ab. Der Druck ließ ihn nach hinten rutschen.

Zwei weitere Youkai griffen ihn von den Seiten an. Gehetzt blickte sich Inuyasha um und tat das einzige, das ihm einfiel: Er sprang auf den Reiter vor ihm zu und schlug ihn von seinem Reittier. Mit einem überraschten Schrei landete dieser auf den Boden.

Die Spinne bäumte sich protestierend auf und wollte den Hanyou abschütteln. Er hielt sich verkrampft an ihr fest und versuchte gleichzeitig Tessaiga durch ihren Rücken zu jagen.

Die anderen Reiter kamen schnell herangeritten.

"Was macht er denn da?" rief Oragun. Verwirrt betrachtete er wie Inuyasha mit der Spinne rang. "Packt ihn! Na los!" Offensichtlich schienen er und Ragen hier das Kommando zu haben. Schreiend gingen die Reiter zum Angriff über.

"Der Spinne darf nichts passieren!" brüllte ihnen Oragun hinterher. Inuyasha fing die Worte überrascht auf. Wieso sollte der Spinne nichts passieren? Was war mit ihrem Reiter? War er etwa nicht wichtig?

Wichtig oder nicht. Er war auf jeden Fall noch quicklebendig und funkelte Inuyasha wütend an. Knurrend rappelte er sich auf und schlug mit dem Schwert nach ihm, aber die Spinne taumelte genau in diesem Moment zufällig einen Schritt nach hinten und die Klinge krachte auf den Boden.

Als nächstes passierten drei Dinge gleichzeitig: Der Reiter holte zu einem erneuten Angriff aus, während der Rest der Meute wie wild herangeprescht kam. Inuyasha selbst packte Tessaigas Griff mit beiden Händen und rammte die Klinge in den Kopf der Spinne.

Diese schrie schmerzerfüllt auf. Ihr Körper zuckte mehrmals, bevor sie auf die Seite fiel und zusammengerollt liegen blieb. Der Hanyou sprang hastig von ihr weg und beobachtete entsetzt, wie sich der Reiter der toten Spinne plötzlich auf den Boden vor Schmerzen wand.

Er schrie und hielt sich die Hände an den Kopf. Schließlich verstummte er allmählich und blieb reglos neben seinem Reittier liegen. Eine unheimliche Stille breitete sich aus.

Die anderen Youkai blieben unsicher stehen.

Inuyasha atmete schwer und betrachtete den Reiter. Wieso war der jetzt tot? Er hatte ihn doch gar nicht angerührt. Zudem begann sich sein Körper langsam aufzulösen.

Vielleicht hängt sein Leben mit der, der Spinne zusammen, vermutete Inuyasha.

Ein wütender Schrei brachte ihn dazu, sich umzudrehen. Ragen blickte ihn hasserfüllt an.

"Du bist nur ein elender Mensch! Wie kannst du einen Youkai töten?! Wie kannst du es wagen!" Er hob sein Schwert und brüllte einen Befehl. Daraufhin preschten er und drei andere auf Inuyasha zu. Hastig zog er Tessaiga aus dem Kopf der Spinne, aber er hatte nicht mehr genug Zeit sich zu wappnen. Ein Hieb traf ihn an der Seite. Zwei andere verwundeten seine Beine und ein vierter seinen linken Arm.

Er fiel auf die Knie. Trotzdem konnte er sich wieder auf die Füße stemmen und versuchte seine Angreifer im Auge zu behalten. Bei so einer großen Zahl war das nicht leicht.

Jeder wollte seinen Spaß haben und zum Zug kommen. Man sollte meinen, dass sich dadurch alle im Weg waren, aber in diesem Fall war alles genau geplant.

Es griffen abwechselnd immer vier gleichzeitig an, sodass Inuyasha keine Atempause bekam.

So einem Attacken Ansturm war er nicht gewachsen.

Schon nach den ersten Angriffen sank er erschöpft zu Boden.

Ragen stieg schwungvoll von seiner Spinne und ging spöttisch lächelnd auf ihn zu.

"He, Ragen! Lass mir auch etwas übrig!" rief Oragun und lehnte sich entspannt im Sattel zurück. Ragen nickte kaum merklich. Er trat zu Inuyasha und umkreiste ihn wie ein hungriges Raubtier.

"Na? Was sagst du nun, du schwächliches Halbblut?"

Was jetzt kam hätte Ragen nie erwartet: Inuyasha grinste.

Er rappelte sich auf und blieb schwankend vor seinem Widersacher stehen.

Am Horizont begann es heller zu werden.

"Ich sage dir, dass du mich schon eher hättest töten sollen." sagte er. Seine Stimme zitterte etwas, aber es lag auch Triumph darin. Er verstärkte den Griff um Tessaiga und holte tief Luft. "Denn jetzt ist es zu spät!" rief er.

Gleichzeitig kündigte ein rosarotes Flimmern den Sonnenaufgang an. Inuyashas Haare wurden weiß, seine Fangzähne und Krallen verlängerten sich. Die Reiter schauten fasziniert zu. Sie konnten sich nicht einmal rühren.

Kaum war die Verwandlung abgeschlossen sprang der Hanyou mit neuer Kraft auf sie zu und schnitt mit Tessaiga kraftvoll durch die Luft.

Das Letzte, was die Reiter hörten, waren drei Worte: "Kaze no Kizu!"

Und das Letzte, was sie sahen, war ein helles Licht.
 

"Was ist jetzt?" fragte Izuna. Sesshomarus Ruhe verunsicherte sie. Sie versuchte diese Schwäche hinter finsteren Blicken zu verstecken, mit denen sie Sesshomaru regelrecht aufspießte.

Statt einer Antwort sprang er mit erhobener Klinge auf sie zu. Tokejins Druckwelle schleuderte Izuna wieder auf den Boden. Sie blutete stark aus zahlreichen Wunden. Ächzend richtete sie sich auf.

Dass sein Bruder in Gefahr war ließ ihn anscheinend völlig kalt. Dabei hatte er vorhin so besorgt um ihn ausgesehen. Er hatte sich sogar schützend vor ihm gestellt.

Izuna verengte die Augen zu Schlitzen. Wie es aussah konnte man diesem Burschen nicht vertauen. Ließ einen einfach im Stich. Oder zählte er nur darauf, dass sein Bruder es schaffte selbst klarzukommen? Besiegen würde er sie auf jeden Fall nie.

"Na gut. Wenn du nichts unternehmen willst dann können wir umso ungestörter kämpfen!" meinte sie und griff an.

Sesshomaru stand reglos da. Das einzige, das er bewegte war sein Arm, der Izunas Hiebe präzise parierte. Er wunderte sich, dass dieser Schatten des Todes so schwache Gegner geschickt hatte.

Außerdem musste Izuna doch sehen, dass sie völlig unterlag. Wieso nahm sie dann nicht ihre wahre Gestalt an? Dadurch wäre sie um ein vielfaches stärker als jetzt. Sie musste da noch irgendein anderes Ass im Ärmel haben. Etwas Unerwartetes.

Sesshomaru musste aufpassen nicht überrumpelt zu werden. Er schlug Izuna wieder auf den Boden. Diesmal blieb sie stöhnend liegen.

Schnell huschten Sesshomarus Augen zu Inuyasha. Was machte er da auf dem Rücken einer Spinne? Offensichtlich hatte er einige Schwierigkeiten.

Aber als Mensch hält er sich recht gut, gab Sesshomaru zu.

Trotzdem musste er etwas tun. Er würde gegen zwanzig Youkai nicht lange durchhalten.

Die Spinne bockte wie wild und drohte ihn jeden Moment vom Rücken zu werfen.

Die Spinne... wo war eigentlich die von Izuna?

Als wäre genau das ein Stichwort gewesen, sprang die besagte Spinne Sesshomaru auf den Rücken und krallte sich an ihm fest. Er stolperte einige Schritte nach vorn und wandte sich erstaunt um. Das haarige Insekt biss fest in seine Schulter, aber Sesshomaru schien das gar nicht zu spüren.

"Huh. Jetzt verstehe ich." sagte er. "Izuna ist nur eine Fälschung."

Er steckte Tokejin weg und griff nach hinten. Grob packte er die Spinne am Genick und setzte sein Gift frei. Mit einem zischenden Laut begann das Fleisch der Spinne wegzuschmelzen.

Sie grollte tief, ließ aber nicht los. Daraufhin verstärkte Sesshomaru seinen Druck und zerrte so heftig, dass es das Genick brach und den Kopf ausriss. Er schleuderte ihn weit von sich.

"Du warst der wahre Dämon. Izuna nur eine Ablenkung, von dir geschaffen. Aber viel mehr hattest du auch nicht zu bieten." sagte er, während er den dicken Körper von sich abwarf.

Anschließend maß er Izuna geringschätzig. Sie war auch tot, genau wie ihre Schöpferin.

Er hob den Kopf, als die Sonne träge hinter einer Hügelkuppe hervorkroch und blasses Licht mit sich brachte. Gleich darauf roch er die Wunde des Windes.

Er hat es geschafft, stellte er zufrieden fest und fühlte so etwas wie Anerkennung für seinen Bruder.
 

Im schwarzen Schloss war die Stimmung nicht ganz so heiter. Der Schlossherr saß vor seinem Spiegel und betrachtete wütend was sich darin abspielte.

Seine Finger trommelten nervös auf die Stuhllehne.

Sie haben es tatsächlich geschafft diese elenden Hundebrüder, dachte er bitter. Er hatte gewusst, dass sie die Spinnenreiter besiegen würden, aber so schnell? Und so einfach?

Sogar der Hanyou in seiner Menschengestalt hatte es überlebt.

"Verdammt!" rief der Schlossherr zornig aus und schlug mit der Faust in den Spiegel. Er zerbarst in tausend Scherben und fiel polternd um.

"Die Reiter haben meinen guten Ruf durch den Schmutz gezogen! Schwächlinge!" Er stand aprupt auf und schritt zu einem großen Torflügel. Sein schwarzer Mantel wogte hinter ihm her.

"Akanu!" brüllte er. Sein eingeschüchterter Diener kam sofort herbeigewuselt und duckte sich ängstlich unter seinem vernichtenden Blick.

"Mein Gebieter?"

"Der Spiegel ist zerbrochen. Schicke eine Wanze hinaus. Sie soll die Hundebrüder weiterhin beobachten."

"J- jawohl, mein Gebieter." Er wandte sich gerade zum gehen, als er noch einmal von seinem Herrn aufgehalten wurde. "Ach, und Akanu.... bringe mir einen Gefangenen. Ich muss mich ein bisschen abreagieren."

Akanus Augen weiteten sich vor Entsetzen. Seine Stimme zitterte, als er antworte.

"Wie ihr w- wünscht, mein Gebieter."
 


 

Dieser Schlossherr ist ein ekelhafter Typ, ich weiß. Was er mit diesem Gefangenen anstellt könnt ihr euch schon vorstellen nehme ich an....

Das nächste Kapitel heißt "Eine hitzige Begegnung"
 

Nebenher schreibe ich jetzt auch noch an einer anderen FF. Tut euch keinen Zwang an und werft mal einen Blick hinein! :)

Bis bald!

Eine hitzige Begegnung

Erst mal muss ich euch alle ganz herzlich umarmen.

*Arme ausbreitet*

Und euch für eure lieben Kommis danken!

*knuddelt euch alle*

Ihr seid echt ein tolles Leserpublikum! ;)

Und nun will ich euch nicht mehr länger aufhalten. Das ist ein etwas ruhigeres Kapitel^^

Wie immer viel Spaß beim Lesen!
 


 

Die Hundebrüder verließen gemeinsam den Kampfplatz und wandten sich wieder nach Osten zu.

"Diese Spinnenreiter waren nicht wirklich einer Herausforderung." meinte Inuyasha nach einer Weile. Er grinste, als er daran dachte, dass er einen von ihnen sogar als Mensch besiegt hatte. Darüber war er recht Stolz.

"Ja." antwortete Sesshomaru und fügte nach einigem Zögern hinzu: "Dieser Youkai scheint kein starkes Gefolge zu haben. Die Libelle war wohl alles, was er zu bieten hatte. Aber ihn selbst sollten wir nicht unterschätzen."

So eine lange Rede war Inuyasha von seinem Bruder gar nicht gewöhnt.

"Woher willst du das wissen?" fragte er interessiert.

"Es ist ein Gefühl."

Der Hanyou seufzte resignierend. Sesshomaru und seine Gefühle. Fakt war, dass sie ihn noch nie betrogen hatten, also würde er auch in diesem Fall wohl recht haben.

Für einen kurzen Moment hatte Inuyasha gehofft, dass es ein Leichtes sei diesen fremden Youkai zu besiegen. Immerhin waren die Reiter seine stärkste Elite gewesen. Wobei die Betonung deutlich auf "stärkste" liegt.

Viele Informationen hatte Inuyasha ihnen ebenfalls nicht entlocken können. Sie schienen zudem auch unbrauchbar zu sein. Trotzdem musste er Sesshomaru davon erzählen. Vielleicht wusste ja er, was man damit anfangen konnte.

"Meeres." sagte er, stolz endlich auch mal etwas zu wissen. Der Ältere blickte ihn schräg an und zog fragend die Augenbrauen hoch.

"Was?"

"Äh... na ja. Meeres. Einer dieser Reiter hat gesagt, dass sich ihr Herr jenseits des Meeres befindet."

"Hm." war Sesshomarus einzige Bemerkung. Der Jüngere blinzelte verwirrt.

"Ist das alles was du zu sagen hast?" Jetzt brachte er endlich einmal neue Informationen und Sesshomaru schien sich nicht sonderlich dafür zu interessieren. Inuyasha fühlte sich ein bisschen auf die Seite geschoben.

"Was soll ich denn sagen?" fragte der Ältere desinteressiert. "Wir gehen einfach zum Meer und überqueren es. Das ist alles."

"Zum... zum Meer?"

"Ja."

"...."

"Was ist das?" fragte der Hanyou nach einigen Sekunden des Schweigens. Sesshomaru drehte sich betont langsam zu ihm um und blickte direkt in seine bernsteinfarbenen Augen, forschte darin. Als er nur Ehrlichkeit in ihnen las wandte er sich wieder ab und fragte leise:

"Wer hat dich eigentlich erzogen Inuyasha?"

"Hä? Was soll das jetzt heißen?"

"Du weißt nicht was das Meer ist?"

"Sollte ich das?"

Der Ältere schwieg. Er wusste es tatsächlich nicht. Was hatte er eigentlich all die Jahre lang getrieben?

Er lebte immer nur im Inland, dachte Sesshomaru. Und er ist nie so weit gegangen, dass er das Meer erreicht hätte. Aber dass er nie davon gehört hat...

Inuyasha fühlte sich in dieser plötzlichen Stille unangenehm. Wieder einmal war ihm sein Bruder überlegen. Wieder einmal wusste er mehr. Außerdem war seine Neugierde jetzt erst recht geweckt.

Sesshomaru hatte ihm noch keine klare Antwort auf seine Frage gegeben. Er schien geraden in Gedanken versunken zu sein. Inuyasha hielt es zuerst für besser ihn nicht zu stören, aber seine Wissbegierde wurde bald so unerträglich, dass er es nicht mehr aushielt.

"Was ist denn nun dieses Meer?"

Sesshomaru lächelte. Ja, er lächelte tatsächlich oder es sah jedenfalls danach aus.

"Eine große Ansammlung von Wasser. Du wirst es schon noch sehen." antwortete er knapp. Inuyasha ließ etwas enttäuscht die Schultern hängen, sagte aber nichts mehr. Sesshomaru machte es einem nicht gerade leicht. Von ihm eine klare Antwort zu bekommen war recht selten, wenn er überhaupt eine gab.

Inuyasha schnaubte verärgert.

Wahrscheinlich dachte sein Bruder auch noch, dass er ungebildet sei. Immerhin hatte er sich vorhin über seine angeblich so schlechte Erziehung gewundert. Das ärgerte den Hanyou. Vor dem Tod seiner Mutter hatte er durchaus einiges gelernt.

"Und überhaupt war ich schon sehr früh auf mich allein gestellt. Niemand hat mich erzogen." erklärte er deshalb trotzig, im Versuch seine Ehre wieder herzustellen. Myoga zählte er dabei nicht als Erzieher mit. Aber er erinnerte er sich vage daran, dass ihm Sesshomaru durchaus einige Male geholfen hatte. Das war jedoch schon lange her.

"Hm." machte der Ältere wiederum. Er gab zu ,dass sein Bruder in diesem Punkt wohl recht hatte. Als Hanyou Waise hatte ihn niemand haben wollen. Weder Mensch noch Youkai.

Sesshomaru hatte noch nie so recht darüber nachgedacht, aber jetzt erkannte er, dass es Inuyasha wirklich schwer gehabt hatte.

Allerdings hatte er selbst ab und zu ein Auge auf ihn geworfen, als sein Bruder noch klein war. Er wusste selbst nicht genau, was ihn dazu bewogen hatte.

Er setzte an etwas zu sagen, als er mit einem Ruck den Kopf hob und alarmiert die Hand auf den Schwertgriff legte.

Auch Inuyasha spannte sich plötzlich an. Er sog aufmerksam die neue Witterung ein, die der Wind mit sich brachte.

"Das... das..." sagte er und schnupperte noch einmal. Dann: "Oh nein! Nicht der!"

Frischer Wind kam auf und er wurde zunehmend heftiger. Weit weg erkannte man einen Tornado, der rasend schnell näher kam. Er hielt direkt vor die Brüder an, wobei er Staub und Erde aufwirbelte.

"Was will der Wolf hier?" fragte Sesshomaru stirnrunzelnd. Inuyasha schnaubte wütend und trat auf den Neuankömmling zu.

"Ja Koga. Was willst du hier?" wiederholte er die Frage seines Bruders.

"Inuyasha." knurrte der Wolf als Antwort und fletschte die Zähne. So schnell, dass man die Bewegung gar nicht sah, hob er den Arm und verpasste seinem Gegenüber eine schallende Ohrfeige. Überrascht taumelte Inuyasha nach hinten und hielt sich die Wange.

"Was soll das, du Idiot!" fauchte er aufgebraust.

"Der Idiot bist du, Straßenköter! Wie hast du Kagome das nur antun können?!"

"Was? Ich..."

"Sie ist tot! Wieso hast du sie nicht beschützt? Mir wäre so etwas nie passiert! Kagome wäre bei mir besser aufgehoben gewesen. Ich habe es ja immer wieder gesagt."

"Jetzt halt mal die Luft an! Du weißt gar nicht, was passiert ist."

Koga durchbohrte ihn mit einem finsteren Blick.

"Sie ist tot und du bist Schuld. Das genügt mir."

Inuyashas Augen blitzten. Da hatte Koga seine wunde Stelle getroffen und um noch Salz in die Wunde zu streuen sagte er mit aggressiver Stimme: "Du hast auf ganzer Linie versagt, Köter."

Das war zuviel. Der Hanyou atmete tief ein und ließ seine Fingerknöchel knacken.

"Du bist eindeutig zu weit gegangen. Klären wir diese Angelegenheit doch in einem kleinen Kampf." zischte er leise.

"Ts. Wie du willst. Ich wollte dich sowieso erledigen. Außerdem hast du keine Chance gegen mich, Hündchen!"

"Ach ja? Das werden wir schon noch sehen du Flohsack!" Er machte sich zum Sprung bereit, als Sesshomarus scharfe Stimme ihn zurückriss.

"Inuyasha! Für diese Spielchen haben wir jetzt keine Zeit."

Der Jüngere murrte protestierend, entspannte sich aber wieder. Sesshomaru hatte ja recht.

Koga blickte den Älteren der Brüder geringschätzig an. Das also war Inuyashas großer Bruder.

Noch einer von diesen Kötern, dachte er abfällig. Der sieht ja gefährlich aus. Den sollte ich besser nicht mit Köter oder Hündchen anreden.

Eine weise Entscheidung.

"Du lässt uns nicht kämpfen?" fragte er nur und wandte sich dann wieder Inuyasha zu. "Du solltest deinem Bruder dankbar sein. Er hat sofort gemerkt, dass ich der Stärkere bin und du mir eindeutig unterlegen bist."

"Hä? Ist gar nicht wahr! Wenn er mich nicht aufgehalten hätte wärst du jetzt Hackfleisch."

Sesshomaru hob amüsiert die Augenbrauen hoch.

Koga fand an dieser Situation jedoch nichts lustig. Er verengte die Augen zu Schlitzen.

"Dir fällt aber auch immer etwas ein." gab er wiederwillig zu. Er hatte sich etwas beruhigt, wirkte aber noch immer frustriert.

"Woher weißt du überhaupt das mit Kagome?" fragte Inuyasha vorsichtig, um nicht schon wieder einen Streit vom Zaum zu brechen.

"Na hör mal!" rief Koga beleidigt. "Ich habe eine gute Nase. Sie hat mich direkt zu dieser Alten geführt... Kaede. Die hat mir alles erzählt. Mann, du bist wirklich zu nichts zu gebrauchen. Und Kagome hat dir vertraut."

Inuyasha ballte wütend die Fäuste. Offensichtlich musste sich Koga doch noch etwas abreagieren. Er ging auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen. Mit gezwungener Ruhe funkelte er ihn an.

"Du brauchst gar nicht so groß zu reden! Wenigstens unternehme ich alles, um Kagome zu retten!"

Bei den letzten Worten fuhr Koga wie elektrisiert hoch.

"Was? Man kann sie also....wiederbeleben?"

"Klar." Inuyasha grinste überlegen. Offensichtlich war er Koga um einen Schritt voraus.

"Wie?" fragte der Wolf aufgeregt.

"Mit einer mächtigen Waffe."

"Was für eine Waffe? Jetzt sag schon! Muss man dir eigentlich alles aus der Nase ziehen?" Vor Ungeduld wurde seine Stimme unwillkürlich etwas lauter. Inuyash genoss seine Unwissenheit in allen Zügen.

"Diese Waffe ist Tenseiga." antwortete er ruhig. "Aber sie wird dir nichts nützen, Wölfchen."

"Wo befindet sich dieses Tenseiga?" fragte Koga schnell. So schnell, dass Inuyasha automatisch antwortete, ohne vorher zu überlegen.

"Jenseits des Meeres. Ein mächtiger Youkai hat es gestohlen." Er klappte überrascht den Mund zu und zog eine wütende Grimasse, als er erkannte, dass er gegen seinen Willen bereits zu viel gesagt hatte.

"Auf der anderen Seite des Meeres?" vergewisserte sich der Wolf. "Dann werdet ihr wohl ein Boot brauchen."

"Äh... ja. Ja klar, ein Boot." meinte Inuyasha zögernd und ärgerte sich wiederum, weil er keine Ahnung hatte wovon Koga da redete. Es sah ganz danach aus, als ob er die Kontrolle über das Gespräch verlor. Das schnürte Inuyashas Zorn von neuem. Er warf seinem Bruder aus den Augenwinkeln einen Blick zu. Der erwiderte ihn belustigt. Inuyasha drehte sich prompt weg.

"Na dann." sagte Koga und drehte den Brüdern den Rücken zu. "Wenn es eine Möglichkeit gibt Kagome zu retten lasse ich sie mir natürlich nicht verstreichen. Überlass das ruhig mir, kleiner Hund. Das ist nichts für dich."

Er lächelte kurz und stob davon.

"Was hast du vor?" rief ihm Inuyasha hinterher. Koga blickte über die Schulter.

"Ich hole mir Tenseiga, Hundejunge!" antwortete er kurz angebunden und war dann bereits außer Sichtweite.

"So ein Trottel." sagte Inuyasha verächtlich. "Er wird diesen Youkai nicht besiegen können."

"Das ist nicht unser Problem. Komm. Wir haben bereits zuviel Zeit verloren." sagte Sesshomaru aufdringlich.

Sie gingen nebeneinander weiter.

Eigentlich hatte sein Bruder ja Recht, trotzdem machte sich Inuyasha Gedanken um Koga. Er hatte ja keine Ahnung, was ihn erwartete. Sein Feind war stark und nicht zu unterschätzen.

Koga würde direkt in sein Verderben rennen. Wie oft hatte Inuyasha ihn schon retten müssen?

Eben, dachte der Hanyou. Der kann auch einmal alleine klarkommen.
 

Am Nachmittag wurde es zunehmend heißer und die Vegetation veränderte sich recht rasch.

Des Steppengras ging zurück und wurde von kümmerlichen Büschen ersetzt. Der Boden war sehr warm und sandig. Zusätzlich verströmte die Sonne eine unbarmherzige Hitze. Ihre Strahlen schlugen wie Feuerpeitschen auf die Brüder nieder.

"Das sieht nicht gut aus." verkündete Sesshomaru und blickte besorgt in den wolkenlosen Himmel. Inuyasha fuhr sich mit dem Ärmel über die schweißnasse Stirn.

"Was?" fragte er. "Du meinst diese Hitze?"

"Ja. Ich glaube wir kommen in eine Wüste. Wir müssen eine lange Zeit ohne Wasser auskommen. Schaffst du das?"

"He! Für wen hältst du mich?"

"Du glaubst also du hältst das durch?" fragte Sesshomaru ungerührt.

"Klar."

Wieso auch nicht? Fragte sich der Jüngere. Er war zwar noch nie in einer Wüste gewesen, aber so schlimm konnte es nicht sein. Das dachte er. Die Wirklichkeit sah jedoch ganz anders aus.

Heiß schien die Sonne vom blassen Himmel. Inuyasha konnte gar nicht glauben, dass es tatsächlich so eine große Hitze gab. Schweiß rann ihm am ganzen Körper herunter und seine Kleider klebten ihm unangenehm auf der Haut.

Sesshomaru ging es etwas besser. Aber auch ihm machte die Hitze zu schaffen. Die beiden keuchten schon bald und schleppten sich nur mehr mühsam vorwärts. Sie befanden sich nun in einer Gegend mit hohen Sanddünen, die der Wind mit viel Mühe geformt hatte.

Immer wieder sanken die Brüder mit den Füßen in den lockeren Sand ein. Er war heiß wie Feuer. Inuyasha biss die Zähne zusammen, als seine nackten Füße den glühenden Boden berührten. Nach einer Weile waren sie so sehr betäubt, dass er keinen Schmerz mehr spürte. Dafür fingen seine Fußsohlen an etwas zu bluten.

Dem Älteren blieb das nicht lange verborgen. Aufmerksam schaute er Inuyasha an. Würde er das wirklich durchhalten können, wie er behauptet hatte? Die Wüste zeigte noch kein Ende, es würde also noch etwas dauern. Sesshomaru bemerkte verwirrt, dass er sich ernsthafte Gedanken um seinen Bruder machte. Als würde er ihn so weit wie möglich schonen wollen. War es möglich, dass er langsam, aber sicher, ihm gegenüber brüderliche Gefühle zu entwickeln begann?

Er gestand sich ein, dass er seinen Bruder niemals richtig gehasst hatte. Verachtet vielleicht, aber nicht wirklich gehasst. Tief in seinem Herzen war trotz allem der Instinkt erhalten geblieben ihn zu beschützen. Und er wollte das seltsamerweise auch.

Nichts ahnend von den Gedanken seines Bruders stolperte Inuyasha neben ihm her. Seine Kehle war wie ausgetrocknet und sein Gesicht fühlte sich unnatürlich heiß an. Er spürte das verlangen seine Kleider von Leib zu reißen, die ihn wie eine Wolldecke einzuhüllen schienen.

"Ist... das ein... ätzender Ort." krächzte er nach einer Weile. Jedes Wort verließ nur träge seinen Mund.

"Du solltest nicht reden." riet ihm der Youkai. "Spar dir deine Kräfte."

Inuyasha schwieg gehorsam.

Reden war in dieser Situation wirklich viel zu mühsam.

Sie setzen ihren Weg still fort. Die einzigen Geräusche waren ihre keuchenden Atemzüge und ihre leisen Schritte im Sand. Kein Luftzug regte sich.

Inuyasha hielt den Blick starr auf den Boden gerichtet und versuchte fieberhaft an etwas Aufmunterndes zu denken. Seine Gedanken flohen sofort zu Kagome und blieben die meiste Zeit dort hängen.

Der Tag schritt schnell voran. Zur Erleichterung der Brüder verließ die Sonne schon bald ihren Platz und versank hinter den Dünen. Die Temperatur nahm rapide ab. Fröstelnd schlang Inuyasha seine Arme um den Körper.

"W- was soll das jetzt?" fragte er bibbernd. "Wieso ist es plötzlich so kalt?"

"Das ist üblich in der Wüste. Tags heiß, nachts kalt."

"Na, das ist ja wieder einmal ganz toll."

Vor ein paar Minuten hätte sich der Hanyou nichts sehnlichster als Kälte gewünscht. Jetzt hätte er es gern ein bisschen wärmer.

Diese Wüste ist ja ein tückischer Ort, dachte er verdrießlich.

Die Kälte verbesserte ihre Lage ein klein bisschen. Wenigstens konnte man jetzt befreiter aufatmen und die Luft war nicht mehr so drückend. Sie gingen die ganze Nacht weiter, ohne ein einziges Mal anzuhalten. Auf diese Weise ging die Reise recht schnell voran und trotzdem sahen sie noch kein Ende der Sandwüste.

Auch wenn die Sonne im Moment nicht schien war Inuyasha völlig ausgetrocknet. Die Hitze des Tages hatte seine Wasservorräte vollkommen verdampft. Er beachtete das allerdings nicht und setzte unbeirrt einen Fuß vor den anderen.

Sesshomaru ging schweigend neben ihm her. Da er ein vollwertiger Dämon war, hatte er noch nicht so große Probleme. Trotz allem wünschte er sich so bald wie möglich von dieser Wüste herauszukommen.
 

Über ihnen kreiste unbemerkt eine kleine Wanze. Der Schlossherr sah durch ihre Augen und konnte somit die Brüder jederzeit beobachten.

Sie hielten sich recht gut. Diese Wüste war kein Zuckerschlecken, aber die Brüder hatten ein erstaunliches Durchhaltevermögen. Sie schienen viel drauf zu haben.

Das gefiel dem Schlossherrn. Er würde noch seinen Spaß mit ihnen haben. Er grinste so breit, dass seine Zähne im matten Licht weiß funkelten.

"Und nun möchte ich sehen wie ihr mit den Gefahren der Wüste klarkommt." sagte er leise, zu niemand bestimmten. "Was haltet ihr von Treibsand?"

Im Dunkeln nahm man eine leichte Handbewegung wahr. Es war nichts besonderes an ihr, aber eine gewaltige Macht ging von ihr aus. Sie steuerte auf die Wüste zu und ließ sich auf den weichen Sand nieder. Sofort begann der Boden überall locker zu werden und alles zu verschlucken.

Die Hundebrüder merkten noch nichts von der Gefahr. Gedankenverloren setzten sie ihren Weg fort. Ahnungslos darüber, was ihnen noch alles erwarten würde.
 


 

Tja, was ist schon eine Wüste ohne Treibsand? Und unsere beiden Helden sind genau mittendrin. Wie sie damit klarkommen erfahrt ihr im nächsten Kapitel.

Dieses wird dann: "Begraben im Sand" heißen.

Begraben im Sand

Keine lange Vorrede und lest selbst, was mit jetzt mit den beiden passiert:
 


 

Die Sonne ging bereits langsam auf, als Sesshomaru bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Der Boden war viel weicher und bei jedem Schritt, den er machte, sank der ganze Fuß ein. Der Youkai witterte augenblicklich Gefahr. Er verlangsamte sein Tempo und blickte sich aufmerksam um.

Inuyasha wurde auch zunehmend unruhiger.

"Hier stimmt doch was nicht. Oder?" fragte er, während seine Augen nach Feinde Ausschau hielten. Sesshomaru blickte zu Boden und fluchte in Gedanken.

"Das ist Treibsand. Bewege dich nicht." befahl er warnend. Inuyasha folgte seinem Blick und nun sah auch er die Veränderung. Staunend blickte er an sich hinunter. Seine Beine waren schon eingesunken und der Rest des Körpers verschwand rasend schnell im Boden.

Er bewegte probehalber einen Fuß und stellte fest, dass er nicht einmal einen Zeh rühren konnte. In diesem Treibsand steckte man so fest, wie in Zement.

Der Ältere stand unbeweglich da und dachte fieberhaft nach. Sie mussten hier irgendwie entkommen, bevor sie noch im Sand erstickten.

Bestimmt steckte wieder dieser fremde Youkai dahinter. Ihr gemeinsamer Feind, der langsam, aber sicher zu nerven anfing. Zudem schien er sehr mächtig zu sein. Immerhin hatte er aus festen Boden Treibsand gemacht

Das heißt sie waren nirgends mehr sicher. Sie mussten die Wüste in einem Zug durchqueren, ohne stehen zu bleiben. Obwohl man dadurch dem Treibsand auch nicht gut entkommen konnte. Jetzt galt es aber erst mal vom Fleck zu kommen.

Sesshomaru konnte nicht in die Luft aufsteigen, da er schon bis zu den Hüften im Sand steckte. Es blieb also nur noch die Alternative: Er musste seine wahre Form annehmen.

"Hör zu Inuyasha." sagte er und drehte den Kopf etwas nach hinten. Überrascht blickte er auf die Leere Stelle. Nicht schon wieder... Inuyasha war natürlich nicht da. Das war ja schlimmer als auf einem kleinen Kind aufzupassen.

Der Youkai zwang sich zur Ruhe und beugte sich hinab. Suchend begann er im Sand zu wühlen. Eine Aktion, die nicht gerade viel brachte. Statt Inuyasha zu finden, sank er wegen der zusätzlichen Bewegung nur noch schneller.

"So ein Hohlkopf von einem Bruder." murmelte er nur und nahm einen tiefen Atemzug, bevor der Sand ihn vollends verschlang. Das war eigentlich gar nicht nötig gewesen. Er bekam schon sehr bald wieder genug Luft.

Der Treibsand ließ ihn schnell in die Tiefe sinken und brachte ihn an einen unterirdischen Ort. Ehe es sich Sesshomaru versah, fiel in eine weite Höhle. Elegant landete er auf beide Füße und blickte sich fassungslos um. Eine so große Höhle direkt unter der Wüste? Er war beeindruckt. Was würde noch alles kommen? Ein mattes Licht ließ ihn genügend Einzelheiten erkennen. Spitze Felsen lagen verstreut auf den Boden herum. Die Wände waren mit vielen Einkerbungen und Löchern tapeziert. Sesshomaru legte den Kopf in den Nacken. Die Decke der Höhle war natürlich nichts anderes als der Wüstensand.

"Ah. Sesshomaru!" rief eine ihm bekannte Stimme. Er drehte den Kopf seitwärts und sah Inuyasha auf sich zulaufen. Wie es aussah war er unverletzt.

"Äh... ich bin so schnell eingesunken, dass ich nichts mehr tun konnte..." druckste der Jüngere. So wie er es sagte, klang es fast wie eine Entschuldigung. Sesshomaru legte die Stirn in Falten.

"Du solltest besser aufpassen." riet er ihm nur und betastete die dunklen Wände. Sie waren kalt und rau. "Wir müssen hier irgendwo raufklettern." sagte er und ließ seinen Blick suchend die Wände entlang tasten.

"Das ist nicht nötig." rief sein Halbbruder. "Ich habe einen anderen Weg gefunden." Aufgeregt deutete er zum anderen Ende der Höhle. Sesshomaru folgte seiner Geste und erspähte einen dunklen Tunneleingang.

"Ist doch viel bequemer hier unten weiterzugehen." fuhr der Hanyou fort. "Es ist nicht so heiß und die Luft ist feuchter." Der Ältere zögerte etwas. Was Inuyasha sagte stimmte zwar, aber...

"Wir wissen nicht wo Osten ist." wandte er ein.

"Oh..." Inuyasha war sichtlich enttäuscht. Er war von seiner Idee so begeistert gewesen, dass er diesen Punkt wohl übersehen hatte.

"Jedoch...." sagte Sesshomaru leise und ging mit schnellen Schritten zum Tunneleingang. Sein Bruder folgte ihm gespannt. Der Youkai trat in den Tunnel und sog prüfend die Luft ein.

"Wir müssen zum Meer." sagte er mehr zu sich selbst. "Dann sind wir hier richtig."

"Ach ja? Warum?"

"Es riecht nach Meer. Warum denn sonst?"

Es roch nach Meer? Aufgeregt trat Inuyasha neben seinem Bruder und schnüffelte. Er roch Erde, Sand, Fels und... ja, da war tatsächlich ein neuer Geruch. Inuyasha rümpfte die Nase.

"Das riecht ja salzig." bemerkte er verwundert.

"So ist das Meer."

"Was denn? Salzig?" Der Hanyou konnte sich das beim besten Willen nicht vorstellen.

Sesshomaru verzog die Mundwinkel, zu einem amüsierten Lächeln, etwas nach oben und sparte sich die Antwort. Ohne einen weiteren Kommentar, ging er in den Tunnel. Inuyasha war rasch neben ihm. Man sah ihm an, dass er etwas verärgert war, keine Antwort bekommen zu haben, aber er versuchte erst gar nicht aus seinem Bruder noch irgendetwas herauszubekommen.

Die Brüder gingen schweigend weiter, wobei sie sich aufmerksam umblickten und alle verdächtigen Ecken gründlich inspizierten. Man konnte ja nie wissen, was an so einem Ort lauern mochte und sie hatten wahrlich keine Lust von einem Feind überrascht zu werden.

Von wegen eine große Höhle unter der Wüste, dachte der Youkai nach einer Weile. Es scheint sich hier um ein ganzes Tunnel- und Höhlensystem zu handeln.

Seine Vermutung wurde schon bald bestätigt, als die beiden eine zweite Höhle erreichten. Sie glich fast haargenau der ersten, nur, dass hier gleich fünf verschiedene Gänge wegführten. Missmutig ließ Inuyasha seinen Blick über jeden einzelnen Tunnel steifen. Sesshomaru fasste schnell eine Entscheidung.

"Du nimmst die zwei dort drüben und ich den Rest. Wo es am stärksten nach Meer riecht müssen wir hin." befahl er kurz angebunden. Inuyasha nickte und ging zu seinen zugewiesenen Tunneln. Seine gute Nase vergaß niemals wieder einen Geruch. In diesem Fall ließ sie ihren Besitzer auch nicht im Stich und nahm bald wieder die gesuchte Witterung auf.

"He, Sesshomaru!" rief er über die Schulter. "Ich glaube das hier ist der richtige!" Sein Bruder kam auf ihn zu und musterte den Gang aufmerksam. Er roch kurz und nickte dann leicht, schien jedoch zu zögern.

"Da drüben gibt es aber auch einen." sagte er und blickte zu einem Tunnel, den er inspiziert hatte. Inuyasha seufzte.

"Und was jetzt?"

"Ich nehme an beide führen zu unserem Ziel." vermutete Sesshomaru. "Es ist egal welchen wir nehmen."

"Dann gehen wir in meinem." beschloss der Jüngere. Ein zaghafter Versuch den Ranghöheren einmal zu übertrumpfen. Sesshomaru antwortete nicht, bog aber in Inuyashas Tunnel ein. Der folgte ihm mit einem zufriedenen Lächeln. Na also, geht doch.

Ihre Wanderung ging noch stundenlang so weiter und wurde zunehmend langweiliger. Hier unten schien alles nur aus Höhlen und Gänge zu bestehen. Ein einziges Labyrinth.

Es war ein langweiliges und monotones Unterfangen, jedes Mal einen Tunnel zu wählen und diesem zu folgen, nur um dann wieder zu einer Höhle zu kommen. Inuyasha fand diese Art von Vorwärtskommen sinnlos und viel zu langsam. Er schlug sogar vor, einfach mit Tessaiga durch die Wand zu schlagen und somit einen "geraden" und "ebenen" Weg zu schaffen.

"Untersteh dich!" hatte ihm Sesshomaru barsch eingeschärft, woraufhin Inuyasha verärgert den Mund verzogen hatte.

Je länger sie gingen, umso ungeduldiger wurde der Hanyou. Jegliches Zeitgefühl ging verloren. Er konnte nicht einschätzen, ob Stunden oder gar erst einige Minuten vergangen waren. Seine Geduld, von der er sowieso nicht viel besaß, wurde auf eine harte Probe gestellt.

Er bemühte sich zwar zusammenzureißen, aber nach und nach viel ihm das immer schwerer.

Außerdem sah hier alles gleich aus. Man konnte sich nur auf die Nase verlassen, die Augen hatten hier nicht viel zu bestimmen.

Ein besonderes Merkmal war, dass die Gänge immer gleich groß waren. Breit, sodass die Brüder nebeneinender gehen konnten und zusätzlich auch noch hoch genug, dass selbst Sesshomaru aufrecht gehen konnte. Diese Gänge waren viel zu symmetrisch und abgerundet. Es schien, als ob sie von jemanden gebaut worden wären. Wenn ja, dann hatten sie aber noch niemanden gesehen.

Das änderte sich, als sie die zwölfte Höhle an diesem Tag erreichten. Sie sahen zwar niemanden, aber sie fanden dafür etwas.

"Woha!" rief Inuyasha erstaunt. "Was ist das?" Diese Höhle war nicht länger leer, sondern überfüllt mit ovalen, weißen Dingen. Sie waren riesig. Der Hanyou ging vorsichtig auf eines von ihnen zu und berührte es leicht. Es fühlte sich glatt und warm an. Im Inneren bewegte sich etwas Schwarzes.

Erschrocken hüpfte Inuyasha zurück und zückte Tessaiga.

"Das Ding bewegt sich!" rief er warnend, aber Sesshomaru nahm ihn nicht zur Kenntnis.

"Steck dein Schwert weg Inuyasha. Das sind nur Eier und ich kann hier nichts gefährliches wahrnehmen."

"Eier?" wunderte er sich und schob Tessaiga beruhigt in die Scheide zurück. "Die sind ja so groß wie wir!"

"Und?"

"Na, ich möchte nicht den Eltern begegnen. Die müssen ja Riesen sein."

"Beunruhigt?"

"Wa... nein! Ich will nur keine unnötige Zeit mit diesem Vieh verbringen." Etwas verärgert drehte er sich um und schritt schnurstracks auf den nächsten Tunnel zu. Sesshomaru zog verwundert eine Augenbraue hoch.

Die Halbbrüder gingen schweigend weiter. Inuyasha gingen diese merkwürdigen Eier nicht mehr aus dem Kopf. Er dachte die ganze Zeit an sie. Diese vielen Gänge und Höhlen erinnerten ihn zudem an etwas.

"Weißt du nach was das alles aussieht?" fragte er schließlich und machte eine weit ausholende Geste, die den gesamten unterirdischen Bereich umfassen sollte. "An einem Ameisennest."

Sesshomaru blickte erstaunt zu seinem Bruder. Das war mal eine kluge Schlussfolgerung, die er da hatte. Er dachte ja mal richtig nach.

"Du könnest recht haben." antwortete er etwas kühl, um seine Anerkennung zu verbergen. Er hegte zwar nicht mehr einen so tiefen Groll gegen seinen kleinen Bruder, aber er musste nicht unbedingt mit Lob überschüttet werden. Das würde ihn nur viel zu eigensinnig machen.

Inuyasha ließ sich dadurch aber nicht beirren. Ein stolzes Lächeln huschte über sein Gesicht. Seit er mit Sesshomaru zusammen war, fühlte er sich von ihm dauernd angespornt. Es war ihm nicht klar, dass er dadurch versuchte von ihm aufgenommen und akzeptiert zu werden.

Er wollte einfach nur beweisen, dass auch ein Hanyou es zu etwas bringen konnte.

Inuyashas Vermutung, dass sie in einem Ameisennest waren, wurde bald darauf bestätigt. Es dauerte nicht lange, da begegneten sie den ersten Bewohnern: Riesige, schwarze Tierchen mit eindeutig zu vielen Beinen, krabbelten geschäftig hin und her. Sie hatten die Brüder noch nicht bemerkt, die wie winzige Körnchen neben den großen Insekten aussahen.

"Sie dürfen uns nicht sehen." sagte Sesshomaru flüsternd. "Für sie sind wir Eindringlinge, die sie vernichten werden. Nein, wir werden nicht mit ihnen kämpfen! Es sind zu viele." fügte er rasch hinzu, als Inuyasha schon nach Tessaiga griff. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

"Hatte ich doch gar nicht vor." rechtfertigte er sich und kramte unter seinen Kleidern etwas hervor. Er hielt es ins schwache Licht und zeigte es seinem Begleiter.

"Glaubst du das könnte uns was von Nutzen sein?"

Sesshomaru starrte auf die Handfläche seines Bruders. Eine leichte Überraschung konnte er nicht verbergen. Inuyasha hielt ihm einige Blütenköpfe der Wyraden hin. Sie waren geschlossen und somit ungefährlich, aber den Staub, im Inneren, konnte man jederzeit freisetzten.

"Hast du sie die ganze Zeit aufbewahrt?" fragte er und nahm vorsichtig eine der Blüten zwischen den Fingern. Sie fühlte sich weich und ein bisschen vertrocknet an.

"Als wir diese Wiese verlassen haben, habe ich einige eingesteckt. Ich dachte wir könnten sie brauchen." erklärte der Jüngere mit gewissem Stolz. Er war sehr zufrieden mit sich. Wie es aussah benötigten sie wirklich die Hilfe des Blütenstaubs. Er hatte es doch gewusst.

Sesshomaru nickte langsam. Sein kleiner Bruder war immer wieder für Überraschungen gut. Es war also doch kein Fehler gewesen ihn mitzunehmen, wie er Anfangs gedacht hatte. Er erwies sich als recht brauchbar.

"Das ist gut." gab er zu. "Damit können wir die Ameisen außer Gefecht setzen ohne gleich die ganze Masse anzulocken." Er blickte wieder zu den Insekten hinüber und musterte sie abschätzend. "Wie viele Blüten hast du?" fragte er. Inuyasha wühlte wieder in den Falten seiner Kleider herum und zog alle Wyraden heraus, die er hatte.

"Äh.... es sind fünfzehn." antwortete er, nachdem er sie sorgfältig abgezählt hatte. Sesshomaru überlegte eine Weile. Das waren nicht gerade viele, aber irgendwie müssten sie es schaffen.

"Vor uns sind drei Ameisen." erklärte er schließlich. "Wir nutzen zwei Blüten. Und halt die Luft an. Wir dürfen den Staub nicht einatmen."

"Ja, schon klar."

Diese Taktik erwies sich als recht wirksam. Die Brüder warfen je eine Blüte in die Nähe der Ameisen. Sobald sie auf den Boden prallten, platzten sie auf und stießen ihre Pollen in einer großen, gelben Wolken aus. Die Wirkung zeigte sich fast augenblicklich: Die schwarzen Insekten erstarrten zuerst und ließen sich dann schlaff zur Seite fallen.

Diesen Moment nutzten die Halbbrüder aus, um an ihnen unbemerkt vorbeizustürmen. Zeit zum Freuen hatten sie allerdings noch nicht, da die Wirkung der Pollen bei diesen großen Tieren nicht lange anhielt. Sie begannen sich nach einigen Sekunden bereits zu regen. Außerdem waren da noch viele andere Ameisen. Die nächste Gruppe tauchte schon auf.

Diesmal benötigten sie vier Wyraden. Inuyasha stellte erschrocken fest, dass der Vorrat an Blütensehr schnell zur Neige ging. Sie würden nicht genug davon haben. Wenn es so weit war, würden sie eben zu ihren Waffen greifen müssen.

Sie hatten schon ein großes Stück des Weges zurückgelegt, als sie an eine Abzweigung kamen. Die Brüder hielten langsam an. Bisher hatten die Gänge immer geradewegs zu einer Höhle geführt, doch jetzt hatten sie diesen Komfort wohl nicht mehr. Trotzdem war das kein großes Hindernis. Ohne lange zu zögern bogen die Brüder dort ein, wo es luftiger und salziger roch. Prompt stießen sie auf eine fünfköpfige Ameisenpatrouille. Schnell warfen sie die Wyraden auf die verblüfften Tiere, die zu langsam reagierten und benommen umkippten.

Inuyasha atmete tief aus, als sie an ihnen vorbei waren.

"So. Das waren die letzten Blüten." verkündete er bedauernd.

"Dann müssen wir jetzt kämpfen." sagte Sesshomaru schlicht, der bereits Tokijin zog. Inuyasha machte es ihm gleich. Kampfbereit hielt er Tessaiga in der Hand.

Vorsichtig gingen die Brüder weiter. Sie nutzten kleinere Felsen als Deckung und versuchten an den großen Insekten unbemerkt vorbeizuschleichen. Auf Dauer funktionierte das allerdings nicht. Die Ameisen waren wachsam und nahmen schon bald die ungebetenen Gäste wahr.

Mit einem wütenden Zischen kamen drei von ihnen auf die Hundebrüder zugekrabbelt. Ihre Fühler zuckten nervös und ihre Zangen waren zum zupacken bereit. Bevor sie jedoch etwas ausrichten konnten, ging Inuyasha selbst zum Angriff über und beseitigte die Feinde mit gekonnten Schwerthieben.

"Beeilen wir uns." sagte Sesshomaru zu ihm. "Da kommen noch mehr und sie sind uns zahlenmäßig weit überlegen. Wenn wir gegen alle kämpfen bringen wir vielleicht den Tunnel zum Einsturz."

"Du hast recht. Hauen wir ab." Auch Inuyasha hatte keine große Lust lebendig begraben zu werden. Hastig liefen die beiden weiter, bogen immer wieder in Abzweigungen ein, ihren Nasen vertrauend. Die Ameisen waren ihnen die ganze Zeit dicht auf den Fersen und ihre Zahl nahm stetig zu. Zwei solche gefährliche Eindringlinge durften sie nicht entkommen lassen. Da mussten alle mithelfen sie zu beseitigen.

Es sah fast so aus, als ob das Glück auf der Seite der Feinde stand, denn als die Brüder um die Ecke bogen ragte vor ihnen eine schwarze Wand auf. Sie erschien so plötzlich, als ob sie aus dem Boden gewachsen wäre. Die Brüder bremsten scharf ab und blickten fassungslos auf den Fels.

"Eine Sackgasse." sprach Inuyasha überflüssigerweise aus. "Und was jetzt? Hier können wir nicht kämpfen ohne uns selbst zu begraben!"

"Ich weiß." antwortete Sesshomaru zerknirscht. Er konnte es nicht glauben! Seine Nase ließ ihn nie im Stich. Er war sich ganz sicher, dass sie den richtigen Weg gelaufen waren. Diese Sackgasse konnte und durfte nicht sein! Hatte er sich wirklich so sehr getäuscht?

Die Schritte der Verfolger kamen näher und näher. Inuyasha fasste Tessaiga fest am Griff und starrte grimmig in den Tunnel.

"Wir müssen jetzt doch kämpfen!" rief er, obwohl ihm das gar nicht behagte. Sesshomaru hatte recht. In diesen brüchigen Erdtunneln zu kämpfen wäre reiner Selbstmord.

Der Youkai antwortete nicht. Nachdenklich betrachtete er immer noch die Wand vor sich. Das konnte nicht sein. Unmöglich, dass e so einen großen Fehler begangen hatte! Außerdem war Inuyasha ja auch seiner Nase gefolgt. Sie konnten sich nicht beide derart geirrt haben.

Sesshomaru schnupperte nochmals. Verwundert fixierte er die Wand.

Es roch es hier sehr stark nach Meereswasser- viel intensiver als vorhin. Der Youkai lächelte kaum merklich. Jetzt hatte er verstanden.

Langsam strich er mit der flachen Hand über die Wand. Erde bröckelte herab. Inuyasha war währenddessen zurückgelaufen, um nach den Ameisen Ausschau zu halten und kam jetzt beunruhigt zu seinem großen Bruder.

"He onii- san. Sie sind fast da!" rief er und stellte sich schon mal kampfbereit hin.

"Wir müssen nicht kämpfen." sagte der Ältere ruhig. Inuyasha wandte den Kopf und sah ihn fragend an.

"Was?"

"Wir sind am Meer angekommen Inuyasha. Hinter dieser Wand ist das Wasser."

Dem Hanyou klappte ungläubig die Kinnlade herunter. Sein Blick wanderte zu der Wand und musterte sie skeptisch.

"Das hilft uns jetzt auch nicht mehr weiter." meinte er zweifelnd.

"Das würde ich so nicht sagen." entgegnete sein Bruder und blickte den Jüngeren aufmerksam an. "Ich habe einen Plan, aber er ist auch ziemlich riskant."
 


 

Ziemlich gemein jetzt hier aufzuhören(Hehe), aber vielleicht könnt ihr versuchen selbst zu erraten, was Sesshomaru vorhat... ;)

Das nächste Kapitel heißt dann: "Eine kleine Kostprobe." Ihr werdet da auch wieder etwas von Koga hören, der sich in ziemliche Schwierigkeiten bringt.

Eine kleine Kostprobe

Es freut mich, dass ich euch mit dieser Wendung überraschen konnte. Ja, mit so einem Ameisennest haben die Brüder auch nicht gerechnet.

Was Sesshomarus Plan betrifft.... Okay. Er ist wohl offensichtlich. Lizard hat ihren Verdacht niedergeschrieben, aber ich denke, dass auch der Rest von euch richtig geraten hat! ^^

Lest nun am besten selbst, wie die Brüder vom Ameisennest fliehen:
 


 

"Wie sieht dieser Plan denn aus?" Inuyasha warf ungeduldig einen Blick über seine Schulter. Er hörte bereits das Geräusch vieler sich nähernder Schritte.

"Ganz einfach." erklärte Sesshomaru und brach ein Stück von der Wand heraus. "Wir graben uns hindurch." Der Jüngere starrte ihn ungläubig an.

"Was soll DAS für ein Plan sein?" Stirnrunzelnd deutete er auf die Wand. "Wenn dahinter das Wasser ist, dann werden wir ja fortgespült!"

"Ich sagte doch es ist riskant."

"Viel zu riskant! Ich habe keine Lust zu ersaufen."

Sesshomaru blickte ihn scharf an und nagelte ihn mit seinen Augen regelrecht fest. Inuyasha starrte grimmig zurück, aber trotzdem beschlich ihn ein leises Unbehagen, als er den Ausdruck in Augen seines Bruders sah.

"Wir sind bestimmt zweihundert Meter unter der Erde und vom Meer trennt uns nur diese dünne Wand." erklärte der Ältere aus zusammengebissenen Zähnen. "Wenn du lieber den Tunnel zum Einsturz bringen willst und dadurch von Steinen erschlagen werden willst, nur zu." Er löste seinen kühlen Blick nicht von seinem Bruder, der nun verlegen die Augen niederschlug. Im ersten Moment war er sprachlos. Sesshomaru nahm sich tatsächlich Zeit, um ihm die Situation ausführlich zu erklären, und das, während die Gefahr unerbittlich näher rückte.

"Äh... na ja... Ich glaube wir graben uns wohl besser durch." meinte er schließlich kleinlaut. Erst jetzt wandte sich Sesshomaru zufrieden von ihm ab und trat einen Schritt von der Wand zurück.

"Nun... am schnellsten geht es, wenn du das mit Tessaiga erledigst."

Ohne weitere Bemerkungen nickte Inuyasha leicht und stellte sich breitbeinig vor dem Felsen. Genau in diesem Moment kamen die Ameisen um die Ecke. Sie schrieen triumphierend auf, als sie ihre Opfer in der Sackgasse entdeckten, und stapfen schneller auf die Hundebrüder zu. Es waren Dutzende.

Der Hanyou ließ sich nicht ablenken. Er atmete langsam aus und stieß dann mit aller Kraft zu. "Kaze no Kizu!" rief er laut. Die Attacke wirbelte auf den Felsen zu und sprengte ihn auf. Steine und Erde flogen von allen Seiten davon. Die Verfolger hielten verwirrt inne. Einige erkannten die prekäre Lage und flohen in heller Panik.

Doch es gab kein Entrinnen. Das Wasser brach augenblicklich durch den Fels und drang tosend in den Tunnel ein. Inuyasha schnappte nach Luft, bevor es eiskalt über ihn hinwegschwappte. Der Druck war so groß, dass er ein ganzes Stück nach hinten gespült wurde.

Verzweifelt rammte er Tessaiga in den Boden und verhinderte dadurch, dass das Wasser ihn weiter wegtrug. Vor sich sah er die verschwommene Gestalt von Sesshomaru. Er kämpfte sich mühsam nach vorn, auf das Loch in der Wand zu.

Der Jüngere krallte sich irgendwo fest und schob Tessaiga in die Scheide zurück, um beide Hände frei zu haben. Als nächstes presste er seinen Körper flach auf den Boden und zog sich Stück für Stück mit den Händen nach oben. Es sah aus, als ob er über den Boden klettern würde.

Das Wasser rauschte weiß schäumend an ihm vorbei und zerrte an seinen Kleidern. Inuyasha kämpfte sich mit eisernem Willen vorwärts. Er sah wie Sesshomaru das Loch erreicht hatte und sich hindurchzog. Der Hanyou versuchte schneller zu werden, um zu ihm aufzuschließen.

Er biss die Zähne zusammen und kroch unter einer großen Kraftanstrengung weiter.

Die Luft wurde ihm allmählich knapp. Das Blut rauschte ihm bereits in den Ohren und seine Lungen brannten. Wenn er nicht bald von hier rauskam würde er einfach den Mund aufmachen und Wasser schlucken. Das würde dann aber auch sein Tod sein.

Der Gedanke daran gab ihm nochmals neue Kraft. Sein starker Lebenswille ließ es nicht zu, dass er jetzt schlapp machte. Er trieb ihn vorwärts, immer weiter und weiter. Schließlich spürte er den Rand des Loches. Hastig griff er danach und zog sich heraus. Aus einem reinen Reflex heraus schwamm er nach links, um den Druck des Wasser zu entgehen. Jetzt befand er sich zwar in ruhigerem Gebiet, aber seine Lungen schrieen nach Luft. Seine Mundwinkel öffneten sich leicht und kleine silberne Luftblasen stiegen auf. Entsetzt presste er sich die Hand auf den Mund und drückte ihn zu.

Mit letzter Kraft schwamm er auf die Wasseroberfläche zu. Sie war so nah! Nur noch ein kleines Stück! Er streckte die Hand danach aus und strampelte wild mit den Füßen, katapultierte sich somit nach regelrecht oben.

Prustend und keuchend durchbrach er die Oberfläche. Er hustete und schnappte gleichzeitig gierig nach dem kostbaren Atemstoff.

Nicht weit entfernt ging Sesshomaru gerade ans Ufer. Er triefte vor Nässe und sein dickes Fell lag ihm schwer über der Schulter. Inuyasha fragte sich, wie er überhaupt mit so einem großen Fellstück und einer noch schwereren Rüstung schwimmen konnte. Er verkniff es sich jedoch danach zu fragen und schwamm schwerfällig auf seinen Bruder zu. Seine Glieder fühlten sich an wie Blei und seine vollgesogenen Kleider drohten ihn wieder in die Tiefe zu ziehen. Keuchend schleppte er sich ans Ufer und ließ sich schwer atmend in den Sand fallen.

Sesshomaru wrang gerade seine Kleider aus, wobei er blinzelnd auf die andere Seite des Meeres blickte. Nach Osten. Auch Inuyasha ließ seinen Blick prüfend über das weite Wasser streifen. Seine Augen weiteten sich ungläubig. Die Wasseroberfläche kräuselte sich leicht im Wind und größere Wellen brachen sich, weiß schäumend, in der Brandung. Es war ein beruhigender, ja nahezu einlullender, Klang.

Inuyasha bekam gar nicht genug von diesem Anblick.

"DAS ist das Meer." hauchte er ehrfürchtig. "So viel Wasser auf einmal?" Er leckte sich gedankenverloren über die Lippen und spuckte gleich darauf angeekelt auf den Boden.

"Ah, ja. Ich verstehe. Es riecht salzig, dann schmeckt es auch salzig."

"Natürlich. Das wusstest du auch noch nicht?" gab der Ältere von sich. Inuyasha ignorierte ihn. Er blickte missmutig auf die andere Seite.

"Eins ist klar." sagte er bestimmt. "Ich werde da ganz sicher nicht rüberschwimmen."
 

Verwirrt hielt Koga inne. Er hatte die Hundebrüder erst vor wenigen Stunden getroffen und war jetzt schon am Meer? Das war viel zu schnell gegangen.

Er blickte über die Schulter zurück. Am Horizont erkannte man einen hellen Streifen, der die Wüste darstellte. Von dort verlief, bis zum Meeresufer, eine karge Graslandschaft. Aber die Wüste müsste doch ziemlich groß sein. Man müsste länger brauchen sie zu durchqueren.

Koga zuckte gleichgültig mit den Schultern. Die Juwelensplitter in seinen Beinen erzielten wohl eine gute Wirkung, das war alles. Er wandte sich wieder zum Meer und trat ein Stück ins Wasser.

Kleine Wellen umspülten seine Füße und zupften leicht an ihnen, um sie dazu zu bewegen weiter ins Wasser zu gehen. Koga sog die frische Luft mit einem tiefen Atemzug ein. Er blickte nach Osten. Ganz schwach nahm er dort einen verschwommenen Küstenstreifen wahr. Wenn die Küste so nahe war, dann musste das hier wohl eine Meerenge sein.

Umso besser, dann würde er nicht endlos Zeit damit verbringen mit einem Boot übers Meer zu gondeln. Suchend blickte er sich um. Ein kleines Boot würde er aber trotzdem brauchen. Das Problem war nur, dass hier kein einziger Baum wuchs. Dann würde er wohl oder übel schwimmen müssen. Dieser Gedanke behagte ihm gar nicht. Es war viel zu weit.

Wenn er dann drüben ankam würde er so fertig sein, dass er sich diesem Youkai nicht mehr stellen konnte. Aber hatte er eine Wahl?

Außerdem musste er Kagome helfen. ER würde sie wiederbeleben, dann würde sie erkennen, dass ER besser und mutiger war als dieser Kläffer.

"Kagome, du kannst auf mich zählen!" rief er laut in die Welt hinaus. Entschlossen watete er ins Meer, bis seine Füße nicht mehr den Boden berührten. Gerade wollte er losschwimmen, als das Unglaubliche geschah: Der Wasserspiegel sank plötzlich, bis das kühle Nass dem Wolf nur mehr bis zur Hüfte reichte. Ungläubig blinzelte er mehrmals.

Das konnte doch nicht die Ebbe sein? Die Antwort darauf gab er sich gleich darauf selbst: Nein, die Ebbe trat nicht so schnell ein. Handelte es sich hier vielleicht um ein neues Phänomen? Koga war das eigentlich ziemlich egal.

Wenn er dadurch schneller auf die andere Seite kam, dann war es ihm gleich, ob die Gezeiten auf einmal verrückt spielten. Das sollte ihm nur recht sein.

Unbeirrt setzte er seinen Weg fort. Das Wasser blieb die ganze Zeit auf gleicher Höhe, egal wo er sich befand. Staunend ließ er seinen Blick durch die Gegend schweifen.

Er sah Haie und Fische, die verwirrt im flachen Wasser herumschwammen. Der Buckel eines Wales ragte wie ein Fels aus dem Meer. Das große Tier schlug verzweifelt mit der Schwanzflosse, um sich in tieferes Gebiet zu bringen. Allem Anschein nach waren die Meerestiere vom sinkenden Wasserspiegel überrascht worden.

Etwas ging hier wohl nicht mit rechten Dingen zu. Kogas ausgeprägter Instinkt schlug Alarm. Schnell wirbelte er herum und wollte umkehren, aber es war bereits zu spät.

Hinter ihm stieg das Wasser wieder an. Er musste den Kopf in den Nacken legen, um die Wasseroberfläche zu sehen, die sich Dutzende Meter über ihm befand. Das war Magie! Bestimmt war dies das Werk dieses fremden Youkai. Handelte es sich bei ihm vielleicht um einen Magier?

Koga wurde noch mulmiger zumute. Umkehren konnte er auf keinen Fall mehr. Er schluckte schwer und drehte sich wieder um. Langsam setzte er seinen Weg nach Osten fort. Es half alles nichts- er musste da durch.

Den Rest der Strecke legte er schnell zurück. Kein einziges Mal wagte er es, sich noch einmal umzudrehen. Erst als er endlich mit beiden Füßen am Ufer stand blickte er über die Schulter. Das Meer war jetzt wieder normal. Über die Wasseroberfläche eilten kleine Wellen, vom Wind angefacht, und funkelten lebhaft in der Sonne.

Nun gut. Wenn ich schon mal hier bin, dann knöpfe ich mir auch diesen Youkai vor, dachte Koga und versuchte sich nicht durch dieses Ereignis beeindrucken zu lassen. Auch wenn sein Gegner ein mächtiger Youkai war, hatte er nicht zwei Juwelensplitter, wie Koga. Etwas mutiger ging der Wolf weiter, durch diese seltsame Landschaft.

Hier sah alles tot aus. Auf dem Boden wuchs nicht einmal der kleinste Grashalm. Er sah farblos und krank aus. Die Luft ließ auch zu wünschen übrig . Sie wurde immer dicker und grauer, je weiter man ins Landesinnere vordrang.

Koga unterdrückte ein Frösteln. Was war das hier für ein verfluchter Ort? Vielleicht hätte er Inuyasha doch noch ein paar Informationen entlocken sollen...

Nein, ich komme auch ohne ihn klar, schoss es dem Wolf durch den Kopf. Er nahm einen kräftigen Anlauf und wirbelte, einem Tornado gleich, davon.
 

Es wurde zunehmend kälter. Es war jedoch nicht nur eine klimabedingte Kälte, sondern auch eine, die in den Körper hineinkroch und von Innen heraus gefrieren ließ. Koga schauderte mehrmals. Dieser Ort gefiel ihm ganz und gar nicht. Er beunruhigte ihn.

Der Tod lag unverkennbar in der Luft und er lief auch noch direkt auf ihn zu! Normalerweise würde er jetzt abhauen, aber es gab kein Zurück mehr. Er war hier gefangen.

Diese Erkenntnis tauchte so deutlich und klar in seinem Kopf auf, dass er keine Sekunde daran zweifelte. Wie ein Anfänger war er in eine Falle getappt. Dass es sich um eine handelte, war er sich sicher. Alles deutete darauf hin: Das sinkende Wasser, das schnelle Vorwärtskommen und dieser ganze unheimliche Ort hier.

Es gab kein Leben, alles war wie ausgestorben und erloschen. Als einziges Lebewesen weit und breit, fühlte sich Koga etwas fehl am Platz. Trotzdem lief er weiter und wurde dabei nicht langsamer.

Er hob abrupt den Kopf, als er am Horizont etwas Verschwommenes erblickte. Er kniff die Augen zusammen, um besser zu sehen, und erkannte ein groteskes Gebäude, welches steif in den Himmel aufragte. Es sah seltsam verformt aus, wie eine heruntergebrannte Kerze. War es vielleicht ein Schloss?

Der Wolf legte noch an Tempo zu und näherte sich mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit dem schwarzen Gebäude. Es nahm nun immer schärfere Konturen an und er erkannte viele kleine Türmchen, die wie Knospen an den Wänden des Schlosses herausragten.

Koga wurde langsamer, bis er schließlich direkt unter dem Schloss stand. Ungläubig stolperte er darauf zu. Er musste den Kopf weit in den Nacken legen, um das Schloss betrachten zu können. Die Spitze sah er auf diese Weise allerdings nicht.

Schweigend musterte er das Gebäude, viel zu überrascht, um etwas zu sagen. Das, was er vor sich sah, konnte er nicht in Worte fassen. Es war... es war... prächtig und abscheulich zugleich. Etwas anderes fiel Koga einfach nicht ein.

"Na, kleiner Wolf? Hast du es tatsächlich bis hierher geschafft?" sprach plötzlich eine frostige Stimme. Sie tauchte einfach aus dem Nichts auf und schien von allen Seiten zu kommen.

Koga zuckte erschrocken zusammen und drehte sich alarmiert einmal um die eigene Achse. Gehetzt blickte er sich um. Er hatte niemanden gewittert!

"Wer ist da?" rief er herausfordernd. Die Stimme lachte leise, ohne jegliche Wärme. Dem Wolf lief es kalt über Rücken.

"Du warst sogar noch schneller, als die Hundebrüder. Zugegeben- ich habe etwas nachgeholfen." fuhr die Stimme fort, ohne auf Kogas Frage einzugehen.

"Was soll das heißen?" fragte der Wolf scharf. Immer noch huschten seine Augen aufmerksam umher. Die Felsen waren viel zu niedrig, um jemanden zu verbergen. Die Stimme konnte also nur aus dem Schloss kommen, aber Koga sah und roch niemanden. Es ärgerte ihn mit jemandem zu sprechen, den er nicht sehen konnte. Da machte ihn nervös und reizbar.

Als ob der Besitzer der Stimme das wusste, ließ er sich mit der Erklärung absichtlich Zeit. Erst, als der Wolf fast zu platzen drohte, erklang sie wieder, leise und mit leichtem Spott:

"Du hast doch bestimmt bemerkt, dass du sehr schnell vorwärtsgekommen bist. Das war natürlich mein Werk. Ich habe die Landschaft an dir vorbeifliegen lassen ohne, dass du es mitbekommen hast. Das mit dem Meer war natürlich auch ich und meinen Bannkreis hast du ebenfalls nicht bemerkt."

Ein eisiger Windhauch streifte plötzlich Kogas nackte Arme und Beine. Es war merkwürdig, da sonst kein Wind wehte. Koga fröstelte schon wieder. Er hatte es aufgegeben nach dem Ursprung der Stimme zu suchen. Stattdessen hatte er sich kampfbereit hingestellt und all seine Sinne bis aufs Äußerste gespannt.

"Warum?" fragte er nun. Die Stimme lachte belustigt auf.

"Warum? Ich bin es leid auf die Söhne von Inutaisho zu warten. Ich will mich ein bisschen amüsieren und da kommst du gerade recht, kleiner Wolf."

Koga schnaubte verächtlich.

"Was bildest du dir eigentlich ein? So einer wie du wird mich bestimmt nicht besiegen!"

"Sei dir da nicht so sicher. Du wirst schneller um Gnade winseln, als dir lieb ist."

"Ts. Große Töne spucken. Ist das alles was du kannst?"

"Ganz und gar nicht, kleiner Wolf." Die Stimme klang beinahe sanft und zusätzlich so selbstsicher, dass Koga unsicher wurde und nicht wusste, was er jetzt sagen sollte. Er knurrte verärgert und ballte die Faust.

"Na dann zeig doch mal, was du kannst! Oder noch besser- zeige zuerst mal dich selbst!" Die Stimme lachte laut und hasserfüllt.

"Du gefällst mir, kleiner Wolf. Kannst es wohl nicht erwarten gegen mich zu kämpfen, was? Hoffentlich zeigen die Hundebrüder auch so viel Kampfesgeist."

Jetzt spricht er schon wieder von diesen Kötern, dachte Koga verwirrt. Kennen die sich vielleicht?

Bevor er eine entsprechende Frage stellen konnte, erklang die Stimme schon wieder: "Nun, dann fangen wir jetzt an. Sei geehrt. Du bist der erste, den ich in einem Kampf besiegen werde."

"Es könnte natürlich auch umgekehrt sein und ICH besiege Dich." knurrte Koga gereizt. Er durfte sich auf keinen Fall einschüchtern oder verunsichern lassen. Darin schien sein Gegner ja recht gut zu sein. Jedenfalls hatte Koga ein ziemlich mieses Gefühl.

Eine Bewegung aus den Augenwinkeln ließ ihn herumwirbeln. Eine Gestalt kam nun langsam aus dem riesigen Tor des Schlosses heraus. Sie war groß und in edle Stoffe gekleidet. Farblich passten sie gar nicht zu diesem finsteren Schloss. Sie waren hell und sauber. Einzig und allein der Umhang war von einem kalten Schwarz.

Kogas Blick wanderte nach oben und blieb am Gesicht hängen. Ihm stockte bei diesem Anblick der Atem. Unwillkürlich stolperte er einige Schritte zurück. Er kannte diese Augen! Er kannte diesen Schlossherrn!

Gleich darauf runzelte er verwirrt die Stirn. Nein, eigentlich hatte er ihn noch nie zuvor gesehen und trotzdem.... trotzdem was da etwas Bekanntes.

"Du... du... bist..." stammelte er unbeholfen und wich noch weiter zurück. Die Aura seines Gegners war geradezu erdrückend.

"Du kennst mich?" fragte der große Youkai erstaunt. "Vielleicht verwechselst du mich nur. Ich habe dich auf jeden Fall noch nie gesehen, kleiner Wolf."

Kogas Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen. Er wusste es ja auch nicht, aber er war sich sicher, dass er seinen Gegenüber kannte.

Und ebenso sicher war er, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. Er hatte keine Chance gegen ihn. Der Youkai näherte sich langsam dem erstarrten Wolf und blieb direkt vor ihm stehen. Er lächelte kalt.

"Was ist? Wo bleibt jetzt deine große Klappe?" Koga schluckte schwer und blinzelte mehrmals. Er würde sich nicht von diesem Großmaul erniedrigen lassen. Wenn er schon sterben musste, dann ehrenvoll und in einem Kampf. Außerdem fragte er sich, was der Youkai von ihm wollte, wenn er ihn gar nicht zu kennen schien. Trieb ihn tatsächlich nur die Langeweile zu einem Kampf? Die Juwelensplitter würde er auf jeden Fall nicht bekommen.

Entschlossen sprang Koga zurück und ließ seine Fingerknöchel knacken. Blitzschnell sauste er auf seinen Gegner zu.

"Halt du lieber deine Klappe und lass uns kämpfen!" rief er laut. Sein Gegner verzog die Mundwinkel zu einem eisigen Lächeln und rührte sich nicht von der Stelle.

"Wie du willst, kleiner Wolf."

Er hob die Hand und streckte sie in Richtung Koga aus. Sofort wurde dieser von einer unsichtbaren Macht heftig zurückgeschleudert. Er schlitterte über den harten Boden. So schnell wie er hingefallen war, stand er auch wieder auf. Verdattert starrte er den Youkai an. Was war das für einer? Konnte er etwa seine Kraft durch die Hand freisetzen? Koga bemerkte, dass er nicht einmal eine Waffe hatte. Mit diesen Kräften würde er auch gar keine brauchen.

Noch einmal lief der Wolf auf ihn zu. Er setzte alles in seine Schnelligkeit und versuchte seinen Gegner durch eine Finte zu täuschen. Doch dieser schien seine Gedanken zu erraten. Er war immer dort, wo Koga gerade angriff, bereit ihn zurückzuschlagen.

Für ihn schien das bloß ein kleiner Zeitvertreib zu sein, während Koga sein Bestes geben musste um sich gerade mal zu verteidigen. Immer wieder griff er an, immer wieder wurde er zu Boden gestoßen.

Schließlich wurde es dem großen Youkai zu langweilig. Er ließ Koga beim nächsten Angriff so nah ran, sodass er ihm mit ganzer Kraft ins Gesicht schlagen konnte. Der Wolf flog in hohem Bogen davon und prallte hart auf den Boden. Keuchend rappelte er sich auf.

"Wie erbärmlich, kleiner Wolf." sagte der Schlossherr abfällig. "Ich hatte gehofft ein bisschen Spaß mit dir haben zu können, aber du enttäuscht mich."

Koga wischte sich das Blut vom Gesicht weg und funkelte wütend.

"Ist das alles was du willst? Dich amüsieren?" fragte er bitter.

"Es ist langweilig im Schloss auf meine eigentlichen Opfer zu warten. Eine kleine Abwechslung bekommt mir gut."

"Du... du bist also gar nicht auf meine Juwelensplitter aus?"

Der Youkai blickte ihn interessiert an.

"Was für Juwelensplitter?" Das klang eindeutig verwirrt und die Unwissenheit in seinen Augen war echt. Koga starrte ihn ungläubig an. Er wusste nichts von den Splittern? Von wo kam er denn her?

"Wer bist du?" fragte Koga unvermittelt.

"Ich denke kaum, dass dich das interessieren sollte. Außerdem sind wir hier mitten in einem Kampf! Da wird nicht diskutiert!" Ohne Vorwarnung raste er auf den Wolf zu.

Koga verdanke es nur seiner schnellen Reaktionsfähigkeit, dass er dem tödlichen Schlag entging. Ihm wurde jedoch keine Atempause gegönnt. Sein Gegner griff ihn so schnell hintereinander an, dass der Wolf alle Hände voll damit zu tun hatte, auszuweichen. Ab und zu wurde er von den scharfen Klauen gestreift, aber mit Hilfe seiner Juwelensplitter war er schnell genug den ärgsten Hieben jedes Mal rechtzeitig zu entkommen.

Der große Youkai knurrte verärgert. Er hatte nicht gedacht, dass Koga so zäh war und schien nun endlich zu begreifen, dass er ihn so nicht erledigen konnte. Er brach seinen Attackenansturm ab und baute sich zu seiner vollen Größe auf. Stolz stand er dem Wolf gegenüber, betrachtete ihn kalt.

"Du bist recht flink auf den Beinen, kleiner Wolf. Hat das etwas mit diesen Juwelensplittern zu tun?"

Der Angesprochene nahm den ersten Teil des Satzes als Lob auf und richtete sich selbstsicher auf. Er keuchte ein bisschen, hatte aber noch genug Kräfte, um diesen arroganten Youkai zu besiegen.

"Ja, allerdings." beantwortete er die Frage. Es konnte nicht schaden ihm das zu sagen. Was sollte schon passieren? Sein Gegner schien keine Ahnung von den Splittern zu haben, also konnte er auch nicht wissen, wie man sie benutzte oder welche Macht sie hatten.

Seine Unwissenheit war sein Schwachpunkt. So dumm war er allerdings nicht. Er konnte zwar mit Kogas Antwort nicht viel anfangen, aber er spürte doch, dass diese Splitter etwas Besonderes waren.

"Diese Juwelensplitter verleihen einem wohl recht viel Macht." vermutete er und behielt dabei den Wolf fest im Auge.

"Und?" Koga wurde jetzt doch etwas misstrauisch. Er würde jetzt nichts mehr sagen, das erschien ihm das Beste. Grimmig starrte er in die kalten Augen seines Gegners, der ihn nun belustigt anlächelte.

"Du willst mir nicht weitere Auskünfte geben?" fragte er. "Wie schade. Hättest du mir etwas über diese Juwelensplitter erzählt, könntest du noch etwas länger leben, aber so...."

Ohne Vorwarnung sprang er seinem Gegner entgegen. Er war so schnell, dass Koga nur einmal blinzeln musste, und schon stand sein Feind bedrohlich vor ihm. Der Wolf war nicht mehr fähig rechtzeitig zu reagieren und bekam den Angriff mit voller Macht zu spüren. Der Schlossherr durchbohrte seine Brust mit den scharfen Krallen. Dunkles Blut ergoss sich über den Boden. Koga ächzte und sackte in sich zusammen.

Der große Youkai ließ von ihm ab und leckte sich genüsslich das Blut von den Fingern. Hämisch blickte er auf seinen geschlagenen Gegner hinab.

"Mein Name ist Kagee, wenn du es unbedingt wissen willst." sagte er platt.

Der Wolf schnaubte nur und richtete sich zitternd auf. Er presste eine Hand auf seine große Wunde und funkelte den Schlossherrn wütend an.

"Was interessiert mich dein Name." flüsterte er aus trockener Kehle. Der Youkai zuckte leicht mit den Schultern.

"Du hast recht. Was nützt es dir schon? Du bist ja sowieso bald tot."

Er packte den Wolf am Hals und zog ihn dicht zu sich heran. Koga knurrte zornig und fasste nach dem Handgelenk seines Gegners. Der blickte ihn abwertend an.

"Ist das deine ganze Verteidigung?" er seufzte laut. "Ich kann mich nur wiederholen: Ich bin enttäuscht von dir kleiner Wolf."

Koga hob mühsam den Blick und zwang sich in die Augen des Youkai zu starren. Diese eisigen Augen.... Sie....

Koga keuchte entgeistert. Diese Augen! Jetzt wusste er, was ihm so sehr an diesem Schlossherrn irritierte. Nun war ihm auch klar, wieso er ihn zu kennen schien.

Er musste Inuyasha und seinem Bruder bescheid sagen. Er musste sie warnen. Stöhnend regte er sich und versuchte sich dem Griff zu entwenden.

"Oh, du kannst dich noch bewegen, kleiner Wolf?" stellte der Youkai erstaunt fest. "Mit so einem großen Loch in der Brust bist du noch nicht bewusstlos?"

Koga spuckte Blut, bevor er schwach antwortete:

"Von so jemanden.... wie dich... lass ich mich... nicht so schnell besiegen."

"Oho! Reden kannst du auch noch? Jetzt habe ich aber langsam genug von dir. Ein schwächlicher Gegner interessiert mich nicht." Er spreizte seine Finger und näherte sich Kogas schmerzverzerrten Gesicht.

"Was... willst du...von den... Kötern?" krächzte er heiser. Der Youkai grinste breit und verengte die Augen zu Schlitzen.

"Meine Rache." sagte er kurz angebunden und ließ seine Klaue auf Koga herabsausen.
 


 

Ich kann es mir einfach nicht nehmen etwas Dramatik einzubauen. *gg*

Was passiert jetzt mit Koga.....?

Wem es interessiert: "Kagee" bedeutet "Schatten". Glaube ich jedenfalls, also seit euch da mal nicht so sicher, dass es auch stimmt.
 

Im nächsten Kapitel treffen wir wieder auf die Brüder. Es wird "Unter Harpyien" heißen.
 

Kommis erwünscht! ^.~

Unter Harpyien

Nun geht es weiter, mit unseren zwei Helden. ^^

Danke, für eure Kommis und für euer Interesse zu meiner FF!

*euch alle umarmen tu*
 


 

Sesshomaru ließ seinen Blick aufmerksam über das weite Meer schweifen. Auf der anderen Seite erkannte er einen braunen Küstenstreifen. Sie hatten Glück. Das hier war eine Meeresenge, also kein großes Problem sie zu überqueren.

Inuyasha stand auf und schüttelte sich wie ein Hund, um das Wasser aus Kleider und Haare loszuwerden. Anschließend trat er neben seinen Bruder und blickte ebenfalls nach Osten.

"Man sieht ja schon die andere Seite." stellte er verwundert fest. Suchend schaute er sich um. "Aber es gibt hier keine Bäume. Ohne ein Boot kommen wir wohl nicht rüber."

"DU kommst nicht rüber." betonte der Youkai. Inuyasha blinzelte ihn verwirrt an und zog schließlich eine wütende Grimasse, als er verstand.

"Na klar! Du kannst ja fliegen. Aber was ist mit mir?" brauste er auf. Sesshomau warf ihm einen gelangweilten Blick zu.

"Lass dir was einfallen."

"Pah!"

Der Hanyou funkelte ihn an und verschränkte wütend die Arme. Sein Bruder war aber auch wirklich egoistisch. Er würde ihn doch nicht einfach dalassen? Nein, das würde er bestimmt nicht. Schließlich begann er gerade etwas netter zu Inuyasha zu werden und Inuyasha seinerseits fing auch gerade an seinen großen Bruder etwas mehr zu respektieren und zu achten. Trotzdem blickte er sich aufmerksam um und suchte nach einer Möglichkeit doch noch irgendwie selbst rüberzukommen.

Vielleicht wollte ihn Sesshomaru ja auf die Probe stellen?

So leicht wollte sich Inuyasha nicht blamieren lassen. Er raffte sich zusammen und schlenderte den Strand entlang, auf der Suche nach etwas Brauchbarem.

"Inuyasha." Der Youkai sprach in einem angespannten, aber ruhigen Ton. Der Jüngere drehte sich fragend zu ihm um. Was hatte er denn jetzt schon wieder? Er wollte sich schon danach erkundigen, als sein Blick auf etwas im Wasser fiel.

Stirnrunzelnd kam er näher und rümpfte die Nase. Im Wasser trieb die kalte Leiche einer Frau. Ihre Augen fehlten, ansonsten sah sie unversehrt aus. Inuyasha fischte sie heraus und legte sie vorsichtig auf den Boden.

Die leeren Augenhöhlen starrten in den Himmel. Vom blassen Gesicht stachen sie regelrecht hervor.

"Wer macht so etwas Grausames?" fragte sich Inuyasha leise. Er war froh, dass Kagome das nicht sehen konnte. Sie hatte mittlerweile schon viele Tote gesehen, aber das hier löste sogar bei Inuyasha eine Gänsehaut aus. Die zwei Löcher im Gesicht sahen einfach erschreckend aus. Gerade diese "Löcher" schienen Sesshomaru besonders zu interessieren.

Er beugte sich zur Leiche hinunter und musterte sie eingehend. Nachdem er kurz an ihr gerochen hatte, richtete er sich wieder auf.

"Ich habe es gewusst." sagte er. Inuyasha stand ebenfalls auf.

"Was?" fragte er, ohne den Blick von der Toten zu wenden.

"Das waren die Harpyien. Nur sie stehlen Menschenaugen."

"Harpyien? Hier?" Er blickte sich sofort instinktiv um, als ob er damit rechnete, dass im nächsten Moment ein solcher Vogel vom Himmel stürzen würde. Eigentlich hätte er gedacht, dass der Youkai vom Osten diese Frau so zugerichtet hatte. Das würde zu ihm passen.

"Die Dämonischen Harpyien." wiederholte Sesshomaru. "Sie werden von einem Youkai angeführt, der über den Osten herrscht."

"Also so, wie du über den Westen regierst." stellte Inuyasha sachlich fest. Gleich darauf runzelte er verwirrt die Stirn. "Aber... im Osten ist doch dieser Youkai. Hat er die Harpyien vielleicht vertrieben?"

"Es würde nicht schaden etwas darüber in Erfahrung zu bringen." meinte Sesshomaru und ging bereits los. Inuyasha zögerte und sah noch einmal zur Leiche.

"Wir können sie nicht da liegen lassen." sagte er. Sein Bruder ging unbeeindruckt weiter.

"Sie ist doch nur ein Mensch." entgegnete er kalt. Der Halbdämon schnaubte zornig.

"Dann geh halt! Ich werde sie auf jeden Fall begraben!"

"Mach was du willst, Inuyasha."

Damit war das Gespräch für beide abgeschlossen. Der Hanyou begann ein Loch im Sand zu graben, während sich sein Bruder immer weiter von ihm entfernte.

Wie kann er nur so gefühllos sein, dachte Inuyasha bitter. Er wusste, dass seine Freunde wert darauf legten tote Menschen zu begraben. Er machte das eigentlich nur ihnen zuliebe. Wenn es nach ihm ginge, hätte er die Frau einfach an irgendeinem geschützten Ort hingelegt und wäre dann gegangen. Was wollte man schon mehr tun? Aber sie hier im nassen Sand zurückzulassen, wäre ihm nie in den Sinn gekommen. In diesem Punkt sahen sich die Brüder sehr unähnlich. Irgendeinen Grund musste es jedoch geben, dass Sesshomaru Rin mit sich schleppte.

Vielleicht ist er gar nicht so ein Eisklotz, wie er immer tut, vermutete der Hanyou. Um das genau zu wissen müsste er allerdings seinen Bruder fragen und das würde er bestimmt nicht tun. Eine bessere Selbstmordvariante würde es wohl kaum geben.

Er hatte das Loch nun fertig und legte die Leiche, vorsorglich, ins provisorische Grab. Anschließend buddelte er es wieder zu. Das würde reichen müssen. Mehr konnte er wirklich nicht tun.

Nach verrichteter Arbeit lief er schnell seinem Bruder hinterher.
 

Immer diese Gefühlsduselei, dachte der große Youkai abfällig. Wegen einem Menschen muss er gleich so viel Aufhebens machen.

Das ärgerte ihn. Man konnte doch nicht jeden gefallenen Menschen, den man fand, auch begraben. Außerdem, was hatte das für einen Sinn? Was erhoffte man sich dadurch? Die Menschen sind wahrlich seltsame Wesen. Was sie sich nur alles einfallen ließen.

Sesshomaru schüttelte diese Gedanken ab. Er hatte jetzt keine Lust über diese schwachen Lebewesen nachzudenken. Viel wichtiger waren die Harpyien.

Es war üblich, dass sie Menschenaugen stahlen und aufaßen, aber das war es nicht, was Sesshomaru zu denken gab. Viel mehr fragte er sich, was die Anführerein der Harpyien gegen diesen mächtigen Youkai unternommen hatte. Immerhin hatte er sich in ihrem Land niedergelassen. Das war sicher nicht kampflos vonstatten gegangen.

Der Name der Anführerin war Payia, wenn sich Sesshomaru nicht allzu sehr täuschte. Er kannte sie als eine furchtlose Kämpferin, die nicht so leicht aufgab und schon gar nicht ihr Gebiet an jemand anderen abgab.

Sesshomaru musste herausfinden, was da passiert was. Er war sich sicher, dadurch auch mehr Informationen über den fremden Youkai zu bekommen. Es war gut über den Feind so viel wie möglich bescheid zu wissen. Dadurch würden sie vielleicht seinen Schwachpunkt ausfindig machen können.

Sesshomaru hatte schon seit Anfang an so ein seltsames Gefühl, was ihren Gegner betraf. Er hatte bestimmt nicht ohne Grund Inuyashas Freunde töten lassen und anschließend sein Tenseiga gestohlen. Er wollte die Brüder zu sich locken, das war Sesshomaru schon mal klar. Aber warum? Was wollte er von ihnen?

Ein Laut von obern riss ihn plötzlich aus seinen Gedanken. Er zog reflexartig Tokejin und blickte aufmerksam in den Himmel. Über ihm kreisten fünf Harpyien. Gut, er hatte sie also schon gefunden.

Sie beobachteten Sesshomaru eingehend und stießen dabei schrille Rufe aus. Der Youkai ließ die Dämonenvögel nicht aus den Augen. Er wusste, dass sie bei der ersten verdächtigen Bewegung, sehr schnell angreifen konnten. Ihre Schnäbel und Krallen waren scharf wie Dolche.

Sesshomaru musste unbedingt mit Payia reden. Er holte tief Luft, um den Harpyien nach ihrer Anführerin zu fragen, als sie plötzlich alle auf einmal herabstürzten.

Sie flogen direkt auf Sesshomaru zu, der kampfbereit und etwas verwirrt sein Schwert hob. Er hatte doch nichts verdächtiges gemacht. Wieso griffen sie ihn an?

Da merkte er, dass nicht er das Ziel war, sondern jemand hinter ihm. Entsetzt wirbelte er herum und starrte entgeistert zu Inuyasha, der gerade Tessaiga zog und auf die Vögel zielte. Nein, er durfte sie nicht angreifen, sonst hätten sie keine Chance mehr die Anführerin zu sehen.

Solange man friedfertig mit den Harpyien umging, konnte man auch mit ihnen reden. Wurde ihnen jedoch Gewalt angetan, dann musste man mit dem Schlimmsten rechnen. Sesshomaru lief auf seinen Bruder zu.

"Inuyasha, halt!" rief er befehlend, aber seine Stimme ging im lauten Tosen der Flügelschläge unter. Der Hanyou hörte ihn nicht und aktivierte Tessaiga. Er holte Schwung und jagte seine Kaze no Kizu auf die Angreifer zu, die innerhalb weniger Sekunden zu Staub zerfielen.

Sesshomaru erreichte seinen Bruder wenige Augenblicke später und funkelt ihn wütend an.

"Du törichtes Halbblut! Denk doch mal nach, bevor du etwas tust!" knurrte er. Man sah ihm deutlich an, dass er sich nur mühsam unter Kontrolle hatte.

"Was soll das heißen?" fragte Inuyasha aufgebracht und schob Tessaiga in die Scheide zurück. "Sie haben mich angegriffen. Sollte ich mich etwa zerfleischen lassen?"

Sesshomaru sagte nichts. Er atmete tief ein und zwang sich zur Ruhe, das sich schwerer erwies als angenommen. Innerlich bebte er vor Zorn, aber langsam erkannte er, dass Inuyasha wirklich keine Schuld traf. Schließlich hatte er sich ja nur verteidigt. Sesshomaru hätte ihm sagen sollen, wie man sich gegenüber Harpyien benahm. Er hatte nicht mit der Unwissenheit seines Bruders gerechnet und es war somit wohl sein Fehler gewesen. Sesshomaru knirschte, über diese Erkenntnis, verärgert mit den Zähnen.

"Schau mal!" rief Inuyasha plötzlich und deutete in den Himmel. Sesshomaru hob den Blick und erkannte viele schwarze Punkte, die rasend schnell näher kamen. Es waren Harpyien. Jede Menge.

"Na toll. Jetzt haben wir die ganze Meute am Hals." sagte Inuyasha. Er klang etwas bedrückt , da er jetzt erkannte, was für einen großen Fehler er gemacht hatte. Er hätte diese fünf Harpyien nicht leichfertig töten sollen. Aber woher sollte er das schon wissen?

"Sesshomaru ich..." begann er, wurde aber sofort von einer scharfen Handbewegung, seines Bruders, unterbrochen.

"Das ist jetzt egal, aber lass mich mit ihnen reden und sei du am besten still." sagte er eindringlich. Inuyasha nickte nur verdutzt. Das klang fast so, als ob sein Bruder ihm verzeihen würde. Das würden ihm seine Freunde wohl niemals glauben, wenn er ihnen DAS erzählte. Jetzt konnte er bloß hoffen, dass Sesshomaru sein Missgeschick auch wieder zurechtbiegen konnte.

Die mächtigen Vögel landeten anmutig auf den Boden und nahmen unverwandt menschliche Gestalt an. Inuyasha konnte nicht umhin: Er musste diese Neuankömmlinge bewundern. Sie hatten alle seidene Gewänder, die mit Federn geschmückt waren. Den Brüdern entging nicht, dass viele von ihnen bewaffnet waren. Hauptsächlich mit Lanzen.

Die Blicke der Hundebrüder wanderten nun zu einer großen Frau mit einem wunderschönen Antlitz. Sie war in blau und weiß gekleidet und hatte einen Kranz aus prächtigen Federn um den Hals. In ihren perlweißen Haaren steckten ebenfalls zwei große, braune Federn.

Sie funkelte die Brüder aus ihren grünen Augen wütend an. Es war nicht zu übersehen, dass sie kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren. Inuyasha schluckte und schielte behutsam zu seinem Bruder.

Wenn er beeindruckt was, so ließ er sich das auf jeden Fall nicht anmerken. Ruhig und gelassen stand er vor der Anführerin der Harpyien. Ungerührt hielt er ihren kalten Blick stand.

"Na sieh mal einer an." sprach sie nun. "Wenn das nicht Lord Sesshomaru höchstpersönlich ist." Ihre Augen blitzten und huschten kurz zu Inuyasha. Ihr Gesicht verfinsterte sich und sie hob unwillig die Stirn in Falten.

"Ein Hanyou? Hier?" Auffordernd blickte sie zu Sesshomaru.

"Das ist mein Halbbruder Inuyasha." erklärte der Youkai schlicht. Payia schnaubte verächtlich.

"Und er hat meine Leute getötet, wenn mich nicht alles täuscht. Das erfordert eine harte Bestrafung!" Sie bebte regelrecht vor Zorn und winkte sogleich zwei aus ihrem Gefolge herbei, die sofort mit erhobenen Lanzen zu ihr traten. Inuyasha legte schnell die Hand auf den Schwertgriff.

"Wartet, Payia- sama." sagte Sesshomaru und ging einen Schritt auf sie zu. Inuyasha blinzelte überrascht. Er hatte noch nie gehört, dass sein Bruder jemanden mit "sama" ansprach. Die Anführerin war anscheinend ein ziemlich hohes Tier. Diese wandte sich jetzt widerwillig dem Youkai zu und warf ihm einen fast gelangweilten Blick zu.

"Was ist? Ihr könnt mich nicht aufhalten Eurem Bruder eine gerechte Strafe zu geben."

"Ich bitte um Entschuldigung für sein Benehmen. Er ist noch jung und unerfahren. Ich werde ihn natürlich zur Rechenschaft ziehen, aber jetzt gibt es etwas Dringenderes zu besprechen."

Inuyash glaubte sich verhört zu haben. Die Kinnlade klappte ihm herunter und ihm fielen fast die Augen aus den Höhlen, als er Sesshomaru so sprechen hörte. Er entschuldigte sich für ihn? Spielte jetzt die ganze Welt verrückt oder hatte Inuyasha Halluzinationen?

Fassungslos starrte er seinen großen Bruder an und versuchte das eben Gehörte auf irgendeine Weise zu verdauen.

Payia betrachtete Sesshomaru auch aufmerksam. Sie sah nicht recht überzeugt aus und verzog unwillig das Gesicht.

"Was gibt es wichtigeres, als den Tod meines Gefolges zu rächen, Lord Sesshomaru?" fragte sie kalt. Sesshomaru blickte sie unbeeindruckt an.

"Dieser Youkai, der sich auf der anderen Seite des Meeres befindet." sagte er langsam. Sofort wurden Payias Gesichtszüge härter und ein Schatten huschte über ihr Gesicht. Man sah ihr deutlich an, dass ihr dieses Thema missfiel.

"Was wollt ihr von ihm?" fragte sie schließlich ziemlich skeptisch und in einem schärferen Tonfall als gewollt.

"Er hat jemanden getötet und mein Schwert gestohlen."

"Ach? Und jetzt wollt Ihr Rache und das Schwert zurückholen, nehme ich an?"

"Ja."

Payia war immer noch recht misstrauisch. Sie blickte Sesshomaru tief in die goldgelben Augen. "Und was wollt Ihr denn wissen?"

"Wer dieser Youkai ist und wieso er einen großen Teil des Ostens eingenommen hat. Ein Teil Eures Landes."

Die Anführerin der Harpyien sog die Luft mit einem zischenden Laut ein. Ihr Gesicht verdunkelte sich noch mehr vor Zorn und auch unter ihrem Gefolge entstand Unruhe.

Offensichtlich hatte da Sesshomaru einen empfindlichen Punkt angesprochen. Inuyasha ahnte nichts Gutes. Die Harpyien sahen ziemlich erbost aus. Na, wenn das mal gut gehen würde. Der Hanyou blickte gespannt zu seinem Bruder, der die Ruhe in Person war. Irgendwie beeindruckend.

"Ja, er hat mir mein Land gestohlen." schnappte Payia. "Aber damit kommt er nicht durch! Wir werden ihn stellen und eigenhändig das Handwerk legen!"

"Ich schlage Euch einen Kompromiss vor." sagte Sesshomaru plötzlich und beachtete Payias Wutausbruch gar nicht. Die Anführerin runzelte die Stirn. Sie sah ein bisschen erzürnt und beleidigt aus. Jemand wagte es tatsächlich mit ihr einen Handel einzugehen?

Allerdings war Sesshomaru vom gleichen Rang wie sie, also konnte er sich so etwas durchaus erlauben. Widerwillig nickte Payia.

"Ihr erzählt uns alles über diesen Youkai und wir erledigen ihn dann für Euch." erklärte Sesshaomaru. Die Harpyie blickte ihn etwas stutzig an. Ihr Blick huschte kurz zu Inuyasha.

"Mit ,wir' meint Ihr bestimmt Euch und Euren Bruder?"

"Ganz recht."

"Aber wie kann ein Hanyou gegen so einen mächtigen Youkai kämpfen? Der wird ja gleich beim ersten Angriff sterben. Wir wissen doch alle, dass Halbdämonen zu nichts taugen."

Sesshomaru spürte wie sich Inuyasha hinter ihm anspannte und leise knurrte. Seine Aura stieg an und er hatte sich nur mehr mühsam unter Kontrolle. Sesshomaru konnte seinen Zorn sogar verstehen, aber er hoffte, dass er sich zurückhielt. Stell jetzt bloß nichts Dummes an, Inuyasha, dachte der Youkai inbrünstig und fixierte Payia mit wachsamen Augen.

"Wir sind stark und haben gute Schwerter. Das Kämpfen ist nicht unser Problem. Wir müssen nur so viel wie möglich über unseren Feind in Erfahrung bringen."

Payia machte einen tiefen Atemzug und schloss die Augen. Sie musste nachdenken. Als Harpyie war man stets wachsam und misstrauisch gegenüber Fremden. Man wusste ja nie ob da ein Hinterhalt drohte.

Außerdem war sie sich gar nicht so sicher, ob die beiden Brüder diesen Youkai besiegen konnten. Payia hatte selbst gesehen, wozu er imstande war. Allerdings war da noch dieser Hanyou... Sein Schwert schien eine große Macht zu besitzen. Payia hatte sie gespürt, als er ihr Gefolge getötet hatte. Vielleicht konnte dieses Schwert tatsächlich etwas gegen den Feind ausrichten. Und Sesshomaru war als vollwertiger Youkai bestimmt noch viel stärker als sein Bruder. Zusammen könnten sie es möglicherweise schaffen.

Payia öffnete wieder ihre strahlend grünen Augen und richtete sie auf die Brüder.

"Ich bin einverstanden." teilte sie ihnen mit. "Ich erzähle euch alles was ich weiß."

Sie warf den Kopf mit einer heftigen Bewegung zurück, sodass ihre schönen Haare schwungvoll nach hinten flogen und fing an zu erzählen: "Vor einer Woche spürte ich eine dunkle Anwesenheit. Sie näherte sich meinem Land und überall, wo sie sich niederließ wuchs nichts mehr. Die Pflanzen verdorrten, alles Leben floh oder wurde getötet. Die Menschen, die dort lebten wurden als Gefangene genommen." Das klang nicht recht bedauernd, aber Inuyasha verstand nun, wieso dieser Youkai auch "Schatten des Todes" genannt wurde. Wo er auftauchte, lebte praktisch nichts mehr.

"Ich ging sofort los, um nachzusehen, wer dieses Unheil verbreitet." fuhr Payia fort. "Aber es war zu spät. Alles war wie ausgestorben. Das ganze Gebiet, auf der anderen Seite des Meeres, ist tot. Ich selbst habe den Verantwortlichen dafür nie gesehen, aber er ließ Hunderte von meinem Volk töten. Sein Gefolge ist schon sehr stark, welche Kräfte hat dann erst er selbst?"

"Ihr habt ihn also nie zu Gesicht bekommen?" fragte Sesshomaru nach. Die Harpyie schüttelte den Kopf.

"Nein, noch nie. Aber ich weiß, dass er nicht von dieser Welt ist. Er ist bereits tot und ins Reich der Lebenden zurückgekehrt, als welchem Grund auch immer."

Den Grund konnte Sesshomaru bereits erahnen, aber er sagte nichts dazu. Nur Inuyasha runzelte verwirrt die Stirn. Ihr Feind war ein lebender Toter? Er wollte eine Frage dazu stellen, fing aber den warnenden Blick von Sesshomaru auf, der ihm sofort den Mund versiegelte.

"Auf jeden Fall hat er mich bis hierher zurückgedrängt." berichtete die Harpyie weiter. "Ich konnte nichts machen. Seine Insektendämonen haben alle sehr starke Gifte, denen wir nicht lange standhalten können. Er jagte uns einfach fort. Aber wir geben nicht auf! Wir sind gerade dabei ihn erneut anzugreifen."

Man sah ihr jedoch die Mutlosigkeit an, die sich nach diesen Worten in ihren Augen spiegelte. Ihre Krieger ließen ebenso betrübt die Köpfe hängen. Sie waren zwar alle entschlossen ihr Land zu verteidigen, aber kaum einer dachte wirklich daran, lebend aus der Schlacht zurückzukehren.

"Wisst Ihr vielleicht wie er heißt?" fragte Sesshomaru und unterbrach somit die unangenehme Stille. Payia schüttelte lediglich den Kopf.

"Alles was ich weiß habe ich bereits gesagt." erklärte sie. Sie hob die Augen und funkelte ihren Gegenüber etwas herausfordernd an.

"Na? Wollt ihr immer noch gegen ihn antreten?"

"Ja. Und wir werden ihn besiegen." Payia kniff die Augen zusammen.

"Was ist mit dem Tod der fünf Harpyien? Wie ihr bestimmt bemerkt habt, habe ich bereits viele Krieger verloren. Ich kann es mir nicht leisten auf noch mehr zu verzichten!"

Sesshomaru blieb weiterhin ruhig und blickte die Anführerin kühl an.

"Wir töten den Youkai und befreien somit Euer Land. Dafür vergesst Ihr diesen bedauernden Zwischenfall."

Payia riss ungläubig die Augen auf. Dieser Hundejunge war ja recht dreist. Genau wie sein Vater. Dieselbe sture Zielstrebigkeit. Der Apfel fiel eben nicht weit vom Stamm.

Inutaisho...., dachte Payia. Wie oft hast du mir schon geholfen? Und jetzt ist dein Sohn da und hilft mir wiederum, wie es du einst immer getan hast...

"Gut. Eine andere Möglichkeit bleibt mir wohl kaum." sagte sie schließlich mit einem leisen Seufzer. "Wir bringen euch hinüber."

Zum ersten Mal in diesem Gespräch war es an Sesshomaru verblüfft zu sein. Hinüberbringen? Als ob er so etwas nötig hätte. Aber er wusste auch, dass es sehr unhöflich wäre diesen Gefallen abzulehnen. Von seinem Vater hatte er bereits viel von Payia gehört und am besten reizte oder beleidigte man sie nicht. So warf er nur einen mahnenden Blick zu seinem Bruder und nickte der Harpyie zu. Inuyasha hatte verstanden und zog es vor, auch weiterhin still zu sein. Bis jetzt schien das gut funktioniert zu haben.

Payia winkte zwei kräftige Krieger zu sich.

"Nehmt sie auf den Rücken und setzt sie drüben wieder ab.... Gibt es ein Problem?" fragte sie verärgert, als die beiden Harpyien ihr Gesicht verzogen.

"Nun, Herrin... Der Hanyou. Es ist eine Schande so jemanden wie ihn auf dem Rücken zu tragen." sagte einer von ihnen. Unsicher blickte er seine Herrin an, deren Augen jetzt gefährlich funkelten.

"Wollt ihr, dass unser ganzes Volk ausgelöscht wird? Die beiden da sind unsere letzte Hoffnung! Keinen Widerspruch mehr!"

Hastig nickten die zwei und verwandelten sich sogleich in riesige Vögel. Sie wollten lieber nicht Bekanntschaft mit Payias Wut machen, von der sie schon allerlei finstere Gerüchte gehört hatten.

Sesshomaru und Inuyasha stiegen auf die breiten Rücken und hielten sich an den Federn fest. Dem Hanyou sah man deutlich an, dass er recht verärgert war und man liebsten von seinem Schwert gebrauch gemacht hätte. Diese Harpyien würde er bei der nächsten Gelegenheit in Stücke hauen. Dann würden sie sehen, dass man einen Hanyou lieber nicht verärgern sollte. Er war jedoch klug genug sich vorerst einmal zurückzuhalten, worüber Sesshomaru sehr erleichtert war.

Wenige Augenblicke später erhoben sich die Vögel, mit rauschenden Schwingen, in die Luft.

"Ich hoffe ihr werdet uns nicht enttäuschen Lord Sesshomaru!" rief ihnen Payia hinterher. Der Youkai antwortete nicht. Er wusste ja selbst noch nicht, wie der Kampf aussehen würde.

Zwar wusste er nun etwas mehr über den Gegner, aber die meisten Informationen waren recht unbrauchbar. Nun, besser als nichts.

Inuyashas Gedanken gingen in die gleiche Richtung. Für ihn war eigentlich nur interessant, dass dieser Youkai anscheinend tot war. Konnte er so ähnlich wie Kikyou sein? Aus Ton und Graberde wieder zum Leben erweckt. Aber Inuyasha konnte sich nicht vorstellen, wer so etwas tun würde. Als einziger kam Naraku in Frage, aber der hatte mit der ganzen Sache ja nichts zu tun, wie Myoga bereits gesagt hatte.

Weitere Gedankengänge wurden nun unterbrochen, denn die Harpyien landeten anmutig auf den trockenen Boden. Inuyasha stieg vom Rücken und blickte sich entsetzt um. Es sah genau so aus, wie Payia es beschrieben hatte. Tot und verlassen war dieser Ort. Und still. Sogar der Wind hielt sich zurück. Hier trauerte, im wahrsten Sinne des Wortes, die Einsamkeit.

"Wir zählen wirklich darauf, dass Ihr uns helfen könnt, Lord Sesshomaru." sagte einer der Krieger höflich. Inuyasha schnaubte. Er wurde ja vollkommen ignoriert. Irgendwann riss auch sein Geduldsfaden.

"Ich bin auch noch da, zur Information." bemerkte er trotzig und verschränkte finster die Arme. Die Krieger warfen ihm einen schnellen Blick zu, sagten jedoch nichts. Sie nickten bloß Sesshomaru zu und stießen sich schwungvoll vom Boden ab. Schweigend flogen sie zurück. Inuyasha knurrte ihnen drohend nach. Er war es ja gewohnt von Youkai ignoriert zu werden, aber das hier ging eindeutig zu weit. Diesem Federvieh würde er es schon noch zeigen.

"Idioten." murmelte er verächtlich und drehte sich abrupt weg. Sesshomaru war über seinen Bruder angenehm erstaunt. Er wusste über das hitzige Temperament Inuyashas bescheid und hätte nie gedacht, dass er sich bei diesem Gespräch so gut beherrschen konnte. Mal sehen, wie er sich beim Kampf mit dem Gegner anstellte.

Sesshomaru kehrte nun dem Meer den Rücken zu und ging entschlossen ins Landesinnere. Inuyasha schloss schnell zu ihm auf. Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht. Jetzt war es nicht mehr weit, bis zu ihrem Feind.

Meine Freunde, dachte der Hanyou kummervoll. Habt noch ein bisschen Geduld. Bald werdet ihr wieder leben.
 


 

Kein Cliff diesmal! :)

Endlich haben die Brüder das feindliche Gebiet betreten. Aber es ist noch nicht fertig^^

Sie müssen sich noch einigen Problemen stellen.

Das nächste Kapitel heißt: "Sturz ins Leere"

Sturz ins Leere

Toll, dass euch die Harpyien so gut gefallen haben! *freu*

Es hat zwar gedauert, aber nun viel Spaß mit dem 13. Kapitel:
 


 

Weit erstreckte sich das trostlose Land. Der Horizont sah seltsam verschwommen und dunstig aus. Auch die Luft war merkwürdig. Die Sonne stand zwar am Himmel, aber es war trotzdem finster. Alles wirkte irgendwie nicht real, doch Inuyasha wusste nur zu gut, dass es sich diesmal um keine Illusion handelte.

Mit seinen nackten Füßen spürte er den spröden Boden besonders gut. Er war kalt und grau. Kaum zu glauben, dass hier vor knapp einer Woche noch blühendes Leben gewesen war. Die Brüder fanden allerlei Beweise dafür: Ein ausgetrocknetes Bachbett und zerbröselte Überreste von Gras und Sträucher. Am beeindruckensten war ein großes Loch im Boden, wo früher einmal ein See gelegen hatte.

Jetzt gab es hier kein Wasser mehr. Der Boden begann vor Trockenheit sogar an einigen Stellen aufzureißen.

Außerdem spürte Inuyasha etwas Mächtiges, weiter im Landesinneren. Er und Sesshomaru bewegten sich zudem direkt darauf zu. Es handelte sich jedoch nicht um die Aura ihres Feindes. Nein, dort vorne wartete etwas anderes auf sie. Es hatte eine derartig große Ausstrahlung, dass Inuyasha mulmig zumute wurde. Er kniff die Augen zusammen, konnte vor sich aber noch nichts erkennen.

"Was ist das? Diese Macht?" fragte er schließlich.

"Ein Bannkreis." antwortete der Youkai ernst. Inuyashas Augen weiteten sich erstaunt.

"Bist du sicher? Einen so mächtigen Bannkreis habe ich noch nie gespürt."

"Ich bin sicher."

Allerdings musste Sesshomaru seinem Bruder im Stillen beipflichten. Auch er hatte noch nie einen derartigen Bannkreis zur Kenntnis genommen. Er hatte seine Ausstrahlung sogar schon ganz am Anfang der Reise gespürt. Niemals hätte er jedoch gedacht, dass er derart mächtig war. Hoffentlich konnte ihn Inuyasha zerschneiden.

"Was hältst du davon, dass unser Gegner bereits tot ist?" brach Inuyasha nach einer Weile das Schweigen. Sesshomaru starrte nachdenklich geradeaus.

"Nun, entweder er wurde von jemanden geweckt oder er ist selbst irgendwie auferstanden." vermutete er.

"Selbst auferstanden? Wie denn?"

"Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Man muss nur ein mächtiger Youkai sein und Magie beherrschen."

"Das klingt gar nicht gut. Sieht so aus, als ob wir nicht gerade einen leichten Gegner gezogen haben." Sesshomaru antwortete nicht darauf.

Inuyasha hatte recht. Ihr Feind war mehr als merkwürdig und gab ihnen immer mehr zu denken. Kaum hatten sie etwas über ihn erfahren, tauschten sofort Dutzende neue Fragen auf, die nicht beantwortet werden konnten.
 

Die Brüder erreichten am späten Nachmittag ihr wohl bisher größtes Hindernis: Den Bannkreis.

Man sah in der Luft etwas Rötliches schimmern und die Ausstrahlung der Macht war hier so groß, dass man sich selbst absolut in der Gewalt haben musste, um nicht zu Boden gedrückt zu werden. Es war ein beängstigendes Gefühl.

"Na dann wollen wir mal." meinte Inuyasha und zog Tessaiga aus der Scheide. Die Schwertklinge färbte sich augenblicklich rot. Der Hanyou atmete tief aus und konzentrierte sich mit aller Kraft auf den Bannkreis. Er musste es einfach schaffen. Er durfte auf keinen Fall versagen. Entschlossen hob er das rote Schwert.

"Tessaiga!" rief er fordernd und ließ das Schwert auf den Bannkreis herabsausen. Die Klinge prallte funkensprühend auf das unsichtbare Hindernis. Ein helles Licht leuchtete auf, welches so sehr blendete, dass Inuyash hastig die Augen schloss.

Als die Helligkeit zurückging, blinzelte er mehrmals, um die grellen Pünktchen vor seinen Augen loszuwerden. Aufmerksam blickte er vor sich hin.

Er stöhnte enttäuscht auf. Der Bannkreis war noch da, völlig unversehrt.

"Na warte, gleich noch mal!" knurrte er wütend. Er stellte sich breitbeinig hin, um einen besseren Halt zu haben und fasste Tessaigas Griff mit beiden Händen.

Sesshomaru beobachtete ihn schweigend. Er war gespannt zu sehen, wie sein Bruder mit diesem Problem fertig wurde. Entschlossen und Tatkräftig war er schon einmal. Ein guter Anfang. Mal sehen ob das auch zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führte.

Inuyasha schloss die Augen und konzentrierte sich aufs neue.

Er stellte sich den Bannkreis bildlich vor und ließ all seine Kraft ins Schwert strömen. Er spürte wie Tessaiga daraufhin zu pulsieren begann und immer heißer wurde. Inuyasha musste die Zähne zusammenbeißen, um die Kontrolle nicht zu verlieren. Mit einem eisernen Griff hielt er sein Schwert fest. Es schien fast an ihm festgeklebt zu sein.

Immer stärker begann es zu vibrieren, immer heller leuchtete es auf.

Sesshomaru spannte sich automatisch an. Nur für den Fall, dass er eingreifen müsste. Er spürte jedoch auch, dass Inuyasha das alleine schaffen wollte und hielt sich deshalb noch etwas zurück.

Der Hanyou keuchte nun vor Anstrengung, aber er ließ nicht los. Langsam hob er das leuchtende Schwert über seinen Kopf und atmete tief ein, um sich zu entspannen. Tessaiga war plötzlich furchtbar schwer und drohte seinen Besitzer zu Boden zu drücken.

Inuyasha ächzte. Nun konnte er nicht mehr länger warten. Das Schwert war nicht nur schwer, sondern die Energie darin würde Inuyasha zerreißen, wenn er sie nicht bald freisetzte.

Jetzt oder nie, dachte er und schwang Tessaiga mit aller Kraft, die er aufbringen konnte auf den Bannkreis. Wiederum leuchtete es hell auf.

Doch diesmal spürte der Hanyou, wie die Schwertklinge etwas zerschnitt. Sie drang in den Bannkreis ein und zerfetzte ihn, mit einem hohen zischenden Geräusch, wie ein Stück Papier.

Sesshomaru wich etwas zurück, um nicht von der entfesselten Macht verletzt zu werden. Das sollte sein kleiner Bruder sein? So eine gewaltige Kraft hatte er? Das hätte er ihm gar nicht zugetraut.

Wenn er dieses Spektakel nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde er es niemals glauben. Inuyasha hatte da eine gewaltige Macht hervorgerufen. Woher hatte er sie nur?

Sesshomaru war etwas verwirrt und beeindruckt zugleich.

Gleichzeitig spürte er großen Stolz in sich aufsteigen. Stolz, so einen Bruder zu haben. Er war ihm doch viel ähnlicher, als er angenommen hatte. Niemand sollte je wieder sagen, dass er als Hanyou schwach wäre. Absolut niemand.

Allmählich legte sich der Staub und matte Dunkelheit senkte sich wieder über das Land. Inuyasha keuchte und taumelte zurück. Er fühlte sich völlig ausgelaugt und schwach.

Da habe ich wohl zuviel von meiner Energie hergegeben, vermutete er. Mit einem stolzen Lächeln sah er, dass der Bannkreis nicht mehr da war. Immerhin hatte er es geschafft. Nun hielt ihn nichts mehr auf. Er drehte sich zu seinem Bruder um, der ihn seltsam ansah. Was war jetzt schon wieder? Hatte er etwas falsch gemacht?

Er setzte schon zu einer wütenden Antwort an, klappte aber den Mund gleich darauf wieder zu, als er den wahren Ausdruck in Sesshomarus Augen erkannte. Anerkennung? Ohne einen Funken Spott oder Verachtung? Der Hanyou blinzelte sprachlos, doch als er noch einmal genauer hinsah, waren Sesshomarus Augen wieder kalt und ausdruckslos.

Also doch nur Einbildung. Aber so sicher war er sich da nicht...

"Gehen wir?" fragte er etwas verlegen und stolperte schon mal einige Schritte nach vorn. Sesshomaru trat neben ihm. Er warf ihm seitwärts einen Blick zu.

"Das mit dem Bannkreis war gut, aber hast du nicht zuviel von deiner Kraft verbraucht?" fragte er beinahe gleichgültig. Inuyasha blinzelte ihn verwirrt an. War das gerade ein Lob gewesen? Völlig perplex starrte er in die Augen seines Bruders. Also war das von vorhin auch echt gewesen... Im ersten Moment fehlten ihm die Worte, um etwas zu sagen.

"Danke onii- san." brachte er schließlich hervor. "Nein, es geht schon. Solange ich nicht gehen kann ist alles in Ordnung. Meine Freunde haben nicht mehr viel Zeit, ich muss mich beeilen." beantwortete er die Frage. Zum Beweis ging er etwas schneller.

Sesshomaru beließ es dabei. Es sah tatsächlich so aus, als ob Inuyasha noch eine ganze Weile durchhalten könnte. Solange sich sein Zustand nicht verschlechterte konnten sie ja weitergehen.

"Deine Freunde bedeuten dir ziemlich viel." vermutete er. Inuyasha nickte.

"Sie sind alles was ich habe."

Und sie können froh sein dich zu haben, dachte der Youkai. Wo fand man schon jemanden, der für seine Freunde so viele Risiken auf sich nahm?
 

Unerfreuliche Überraschungen lauerten hinter jeder Ecke, das mussten die Hundebrüder schon bald widerwillig erkennen. Das Schicksal meinte es wohl nicht gut mit ihnen. Es tauchten zwar keine Gegner auf, aber es wurde kälter.

Eine eisige Kälte, die den Körper steif werden ließ und sogar in ihn hineinkroch. Inuyasha sah sogar seinen eigenen Atem, als Folge kleiner grauer Wölkchen vor sich aufsteigen.

Immer noch sah man nichts von ihrem Feind. Dabei waren sie mittlerweile schon ziemlich tief ins Land eingedrungen. Sie sahen nun sogar abgebrannte Dörfer. Inuyasha schaute sich automatisch nach Überlebenden um, konnte aber zu seinem Bedauern niemanden finden. Dafür würde dieser Youkai büßen. Er schien die Menschen zum Spaß zu töten und zu quälen.

Payia hatte ja gesagt, dass er die Menschen gefangen genommen hatte. Inuyasha wollte sich gar nicht vorstellen, wozu er sie brauchte.

Er unterdrückte einen Schauer und konzentrierte sich aufs weitergehen.

Allmählich begann er ziemlich zu frieren. Nicht nur, weil es hier tatsächlich kalt war, sondern auch wegen einem anderen Grund: Er hatte vorhin wohl tatsächlich zuviel Energie hergegeben. Energie, die er jetzt brauchen würde, um sich warm zu halten.

Verdammt, fluchte er in Gedanken. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Nur nichts anmerken lassen. Er wollte auf keinen Fall jetzt eine Pause machen, so schwach war er nun auch wieder nicht.

Unbeirrt ging er neben Sesshomaru her, der noch nichts bemerkt zu haben schien. Inuyasha konnte es immer noch nicht fassen ein Lob von ihm gehört zu haben. Das machte ihn stolz und stärkte zudem sein Selbstbewusstsein. Genau das hatte er gebraucht: Von seinem Bruder akzeptiert zu werden und zu spüren, dass er so etwas wie eine Familie hatte. Er war fast froh ihn hier bei sich zu haben. Nicht einmal beim besten Willen konnte er sich vorstellen alleine an diesem grauenhaften Ort hier zu sein.

Er hoffte auch, bald auf den Gegner zu treffen und endlich Tenseiga zu bekommen. Mit seinem Bruder an seiner Seite war er sich sicher, dass sie den Youkai besiegen konnten. Daran hatte er keine Zweifel.
 

Eben dieser Youkai saß gerade in seinem Schloss und beobachtete die Brüder durch die Augen der kleinen Wanze.

Er war beeindruckt, das musste er offen zugeben. Dieser Hanyou hatte mehr drauf als angenommen. Außerdem war die Bindung zwischen den Brüdern viel stärker als am Anfang. Gemeinsam waren sie nahezu unbesiegbar.

Das würde noch einige Probleme geben, aber der Schlossherr war zugleich so selbstsicher, dass er eine Niederlage von vorn herein ausschloss. Diese elenden Söhne von Inutaishou würden ihm niemals etwas anhaben können.

Das wäre ja gelacht, wenn er von denen besiegt würde. Niemals würde ihm etwas derartiges passieren. Überhaupt war er bereits tot. Wie sollte man einen bereits Verstorbenen töten?

Der Schlossherr lachte hasserfüllt auf.

Diese törichten Hunde hatten ja keine Ahnung mit wem sie sich da eingelassen hatten!
 

Nichts ahnend gelangten die Hundebrüder nach einiger Zeit zu einer völlig aufgerissenen Landschaft. Er war hier so trocken, dass breite Risse den Boden durchzogen. Man musste drüberspringen, um auf die andere Seite zu kommen.

"Na toll, jetzt müssen wir uns auch mit so was durchschlagen." murrte Inuyasha genervt. Immer musste irgendetwas da sein, das ihr Vorwärtskommen behinderte. Ihr Feind hatte an alles gedacht, um die Brüder aufzuhalten. Machte er das, um sie zu testen oder hatte er bloß Angst? Nun ja, Letzteres dürfte wohl eher nicht zustimmen.

Der Hanyou hatte ein komischen Gefühl, wenn er an diesen Youkai dachte. Er durfte ihn nicht unterschätzen. Schließlich hatte er bereits ein ganzes Land verwüstet und die Harpyien vertrieben.

So ganz in Gedanken versunken merkte er nicht sofort, dass sich etwas veränderte. Die Abgründe wurden immer breiter. Inuyasha sprang gerade über einen und befand sich noch in der Luft, als sich der Boden unter ihm zu einem großen Loch verbreitete. Der Riss war viel zu groß, als dass Inuyasha die andere Seite erreichen konnte.

"Verdammt!" rief er und strampelte hilflos mit den Füßen in der leeren Luft. Wie ein schwerfälliger Sack fiel er nach unten. Der finstere Abgrund verschluckte ihn wie ein gieriges Raubtier. Sesshomaru drehte sich alarmiert zu seinem Bruder um und wurde somit kurz abgelenkt.

Unter seinen Füßen brach der Boden ebenfalls auf und öffnete sich wie ein dunkler Rachen. Der Youkai konnte nichts tun. Er wurde ins Loch hineingezogen, als ob eine mächtige Macht ihn gepackt hätte und nicht mehr losließ.

Unter sich sah er Inuyasha. Wenigstens waren sie noch zusammen. Was konnte schon groß passieren. Sie würden unten ankommen, vielleicht etwas hart aufprallen, aber das war auch schon alles. In diesem Fall war Sesshomaru ziemlich zuversichtlich.

Seine Theorie geriet aber schon bald ins Wanken. Der Fall in die Tiefe hörte nämlich nicht auf. Wie war das möglich? Wie tief war denn dieses Loch?

Langsam begann er sich Sorgen zu machen. Anscheinend schien hier gar nichts mehr normal zu sein.
 

Inuyasha hatte ähnliche Gedanken. Er war erleichtert seinen Bruder nicht weit vor sich zu sehen, aber allmählich fragte er sich auch, wann denn endlich der Boden in Sicht kam. So tief konnte kein Abgrund sein.

Das Blut rauschte ihm bereits in den Ohren, da er Kopfüber fiel. Eine wirklich unbequeme Stellung. Mit aller Kraft versuchte er sich irgendwie umzudrehen. Die Ergebnisse seiner Bemühungen ließen allerdings zu wünschen übrig. So gab er auf und blieb weiterhin mit dem Kopf nach unten.

Das gibt's doch nicht, dachte er ärgerlich. Man kann doch nicht unendlich lange fallen!

Oder vielleicht doch? Bei diesem Youkai wusste man ja nie. Er schien große Mächte zu haben, das hatte Inuyasha schon beim Bannkreis gesehen. Für ihn wäre es also kein Problem auch so etwas zu inszenieren.

Mühsam hob der Hanyou den Kopf und lugte zu seinem Bruder. Der Wind pfeifte ihm ins Gesicht und trieb ihm Tränen in die Augen. Er blinzelte und sah seinen Bruder etwas verschwommen vor sich auftauchen. Auch er schien nichts unternehmen zu können, obwohl er sich alle Mühe gab. Er versuchte sich in der Luft zu drehen und zu wenden, aber schon wie Inuyasha hatte auch er keinen Erfolg.

Na toll, dachte der Hanyou. Wir fallen so lange bis wir tot sind.
 

Der Schlossherr lachte amüsiert auf. Was für dumme Amateure!

Aber was sollte man schon von einem Hundejungen und einem Hundewelpen anderes erwarten? Sie waren beide noch ziemlich unerfahren.

Sie konnten kämpfen, oh ja, ziemlich gut sogar. Aber was, wenn es keinen Gegner gab? Wenn man in einer Situation war, wo man sterben konnte, ohne zu kämpfen? Mit etwas Derartigem hatten sich die Brüder anscheinend noch nie auseinandergesetzt.

Typisch. Da freute man sich endlich einmal gute Gegner gefunden zu haben und dann wurde man so enttäuscht.

Der Schlossherr lehnte sich zurück und brach den Kontakt mit der Wanze für einen Moment ab. Er würde seine beiden Opfer noch etwas fallen lassen. So lange, bis sie die Hoffnung aufgaben und nur mehr verzweifelt in der Luft strampelten.

Wiederum verließ ein hohles Lachen seine trockene Kehle. Er hatte schon lange keinen so großen Spaß mehr gehabt.

Sein Blick fiel auf ein schmales Schwert, welches auf einem Tisch in der Nähe lag:

Tenseiga.

Der Schlossherr stand auf und nahm das Schwert in die Hand. Es sah eigentlich ganz normal aus. Keine Verzierungen zierten es, nicht einmal kostbare Juwelen waren im Griff eingesetzt worden.

"Was ist an diesem Schwert nur so wichtig, dass die beiden durchs halbe Land reisen, um es zu bekommen?" fragte sich der Youkai laut und drehte die Klinge hin und her.

Dieses Schwert konnte ja nur Tote wieder zum Leben erwecken, mehr nicht. Er würde die Brüder wohl danach fragen müssen, wenn sie am Schloss ankommen würden.

Plötzlich ließ der Youkai Tenseiga fallen, als ob er sich daran verbrannt hätte. Klirrend fiel das Schwert auf die Fliesen und schlitterte über den Boden davon. Der Schlossherr machte keine Anstalten es aufzuheben, denn ein Stich durchfuhr schmerzhaft seinen ganzen Körper. Entsetzt schloss er die Augen und versuchte vergeblich die Verbindung mit seiner Wanze wiederherzustellen.

Nichts regte sich.

Da ist etwas passiert, dachte er und knurrte wütend. Diese verdammten Hunde haben meine Wanze vernichtet!

Wie konnten sie das winzige Insekt nur entdecken? Hatten sie es absichtlich getötet, oder war es reiner Zufall? Der Schlossherr ballte wütend die Fäuste. Er war unvorsichtig gewesen und hatte die beiden wieder einmal unterschätzt.

So etwas würde ihm nicht noch einmal passieren. Seine Wanze war vernichtet, er konnte die Brüder also nicht mehr beobachten, aber das war jetzt egal. Sie würden sowieso bald das Schloss erreichen. Spätestens dann hatte der Spaß endgültig ein Ende.

Grimmig hob er Tenseiga auf und warf es gleichgültig auf den Tisch zurück.
 

Sesshomaru war sich im Klaren, dass es so nicht weitergehen konnte.

Dieser Fall musste auch mal ein Ende haben! Es war einfach nicht möglich, dass kein Boden mehr existierte! Eine Illusion war das ganze aber auch nicht. Zum ersten Mal sah sich Sesshomaru deutlich in Schwierigkeiten. Nie hätte er gedacht, dass es jemals zu so einer auswegslosen Situation kommen würde.

Mehrmals versuchte er sich in der Luft zu drehen, um besser sehen zu können, aber er wurde immer wieder vom scharfen Wind nach unten gedrückt.

Er versuchte auch die Wand zu erfassen, aber links und rechts von ihm herrschte gähnende Leere. Fliegen konnte er auch nicht, da ihn eine starke Kraft daran hinderte.

Verdammt, mit so einer Falle hatte er wirklich nicht gerechnet.

Er war sich sicher, dass ihr Feind wieder dahinter steckte. Ein raffinierter Schachzug von ihm, das musste Sesshomaru widerwillig zugeben. Es gab keinen Gegner zum kämpfen und trotzdem würden sie hier irgendwann sterben. Was für ein ehrenloser und lächerlicher Tod das wäre. Sesshomaru wollte auf keinen Fall so ein Ende machen.

Mit aller Kraft bäumte er sich wieder auf, ohne genau zu wissen, was er damit eigentlich bezwecken wollte. Er legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf.

Den Rand des Loches sah man bereits nicht mehr. Nur Dunkelheit und Leere. Es war merkwürdig.... Sesshomaru erinnerte sich jetzt, dass die Risse im Boden genau dort aufgetaucht waren, wo die Brüder gerade gestanden hatten. Etwas zu präzise.

Da stimmte etwas nicht. Bestimmt hatte der fremde Youkai das mit den Löchern im Boden bewerkstelligt, aber wie konnte er so genau wissen wo er sie platzieren sollte?

Er muss uns mit etwas beobachten, dachte Sesshomaru und blickte sich sogleich aufmerksam um. Er ließ all seine Sinne ausfahren und tastete damit die Dunkelheit um ihn herum Zentimeter für Zentimeter ab.

Keine leichte Aufgabe, wenn man bedachte, dass er bereits seit einigen Minuten fiel und der Wind ihm unangenehm in den empfindlichen Ohren rauschte. Trotzdem ließen sich ebendiese Ohren davon nicht beeinflussen. Sie waren es auch, die nach einer Weile etwas Verdächtiges meldeten.

Sesshomaru hob langsam den Kopf und konzentrierte sich mit aller Kraft auf das neue Geräusch. Zwischen all dem Rauschen und Pfeifen des Windes filterte er einen winzigen Laut heraus: Ein kleines Summen.

Das Summen eines Insektes. Volltreffer.

Es passte alles zusammen. Der fremde Youkai hatte ja eine Vorliebe für Insekten, da war es nur logisch, dass er die Brüder mit einen von ihnen beschattete. Sesshomaru grinste siegesgewiss.

Er würde jetzt der kleinen Spionage ein Ende bereiten. Langsam hob er die Hand und spreizte die Finger.

"Dokkaso!" das Gift flog direkt auf das Summen zu und prallte mit voller Wucht darauf. Etwas zischte, dann war es still. Im selben Augenblick prallten die Brüder hart auf den Boden.

Inuyasha blieb etwas benommen liegen, während sein Bruder sofort aufstand. Ein leichtes Schwindelgefühl packte ihn und ließ ihn einen Schritt nach hinten stolpern. Das Gefühl legte sich jedoch bald wieder und der Hundeyoukai warf einen Blick nach oben. Der Rand war immer noch nicht zu sehen.

Also sind wir tatsächlich so tief gefallen, schlussfolgerte der Youkai. Da wieder hochzukommen würde ein hartes Stück Arbeit werden. Und vor allem ein langes Stück. Er drehte sich um, als sich Inuyasha schwankend erhob.

Der Hanyou war ziemlich blass und er fühlte sich auch dementsprechend. Noch nie war ihm so übel gewesen. Zusätzlich war ihm furchtbar schwindlig und seltsamerweise sah er alles doppelt.

Er hielt sich verwirrt den Kopf und taumelte hin und her.

"Uhh.... Was war das gerade?" murmelte er unverständlich und beschloss sich auf einen Stein niederzulassen.

"Wir sind tief gefallen." erklärte der Ältere. "Dieser Youkai ist schon wieder dafür verantwortlich. Er hat uns mit einem kleinen Insekt beobachtet und jeden unserer Schritte verfolgt."

"Was?" Das waren ja wieder einmal tolle Neuigkeiten. Ihr Gegner hatte sie also die ganze Zeit über im Auge behalten. Infolgedessen musste er über die Brüder ja gut bescheid wissen. Er hatte ihre Kampftechniken sowie ihre Bewegungen im Kampf gesehen und.... meine Güte! Inuyashas Schwachpunkt kannte er wahrscheinlich auch!! Er war bestens über die Brüder informiert und würde deshalb auch im Kampf mit ihnen wesentliche Vorteile haben.

"Verdammt." fluchte der Hanyou. Sesshomaru musste nicht nachfragen, er wusste warum sich sein Bruder ärgerte und sein Zorn war ebenso groß. Jetzt hatten sie erst recht Probleme. Sie wussten nichts über ihren Gegner und er beinahe alles über sie.

BEINAHE alles. Vielleicht ergab sich doch noch eine Chance ihn zu erledigen.

Sesshomaru gab sich einen Ruck und löste sich von seinen Gedanken, die sich sowieso nur im Kreis drehten und zu keinem Ergebnis führten.

"Wir müssen weiter, auch wenn wir jetzt klar im Nachteil sind." sagte er zu seinem Bruder. Inuyasha nickte. Na klar mussten sie weiter. Diese Reise war erst zu Ende, wenn sie Tenseiga hatten.

"Wie kommen wir wieder rauf? Klettern?" fragte er, war aber von seinem Vorschlag nicht gerade begeistert. Er riskierte einen Blick nach oben und verzog sogleich das Gesicht. Nur Finsternis war zu sehen. Nein, da raufklettern, das würde er sich bestimmt nicht antun. Zum Glück teilte auch sein Bruder diese Meinung.

"Nein." sagte er bestimmt. "Das beste ist, wir fliegen."

Inuyasha hielt von dieser Idee auch nicht viel. Er konnte ja nicht fliegen, hatte sein Bruder das schon vergessen?

"Aber...." wandte er ein, spürte dann jedoch, wie sich etwas sanft um seinen Oberkörper legte und ihn vorsichtig einwickelte. Es war Sesshomarus Fell, welches sich verlängert hatte und Inuyasha festhielt. Ohne noch etwas zu sagen, erhob sich der Youkai in die Luft und zog seinen Bruder einfach mit sich.

Dieser hielt sich reflexartig am Fell fest, aber das wäre gar nicht nötig gewesen. Es hielt ihn sicher und würde ihn bestimmt nicht fallen lassen. Inuyasha fühlte sich direkt geborgen. Nachdem er seine Überraschung, über die ungewohnte Behandlung, überwunden hatte, genoss er diese Art der Fortbewegung sogar. Das Fell war flauschig und weich. Es wärmte ihn schnell wieder auf und vertrieb die Kälte aus seinem Körper. Langsam begann er sich sogar wieder kräftiger zu fühlen.
 

Der Aufstieg dauerte ziemlich lange, obwohl sich Sesshomaru beeilte. Inuyasha war schon fast am eindösen, als sein Bruder endlich am Ende des Abgrundes angelangte, seinen Bruder absetzte und auswickelte.

Inuyasha war wieder gut bei Kräften. Seine verlorene Energie war wieder da und er fühlte sich bereit dem Feind gegenüberzutreten.

Auch Sesshomaru blickte entschlossen. Ihm schien dieser lange Flug nicht viel ausgemacht zu haben. Er machte einen kräftigen und wachen Ausdruck.

"Also dann." sagte Inuyasha grimmig. "Lass uns diesem Youkai eine Lehre erteilen." Sesshomaru stimmte ihm in Gedanken zu. Dieser Youkai würde es noch bereuen ihn zum Narren gehalten zu haben.

Jetzt würde es ihm an den Kragen gehen und Sesshomaru würde endlich wieder sein Schwert zurückbekommen. Irgendwie vermisste er Tenseiga. Er hatte es zwar selten benutze und er fand das Schwert nach wie vor nutzlos, aber es war ein Erbe von seinem Vater. Erst jetzt merkte er wie sehr es ihm bedeutete dieses Schwert bei sich zu tragen.

Es war, als ob sein Vater immer bei ihm wäre.

Inuyashas Gedanken waren währenddessen bei seinen Freunden. Er freute sich schon darauf alle wiederzusehen. Ganz besonders Kagomes warmes Lächeln.

Dann würde endlich wieder alles beim alten sein. Nun, nicht ganz....

Inuyasha warf einen kurzen Seitenblick auf seinen Bruder. Es würde nicht alles wieder so sein wie früher. Er und Sesshomaru gingen nun wesentlich anders miteinander um und das würde sich auch nicht ändern, wenn sie ihren Feind erst einmal beseitigt hätten.

Es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass man ab jetzt auf den großen Bruder zählen konnte.
 


 

So. Die beiden haben die letzte Gefahr gut überstanden und im nächsten Kapitel treffen sie auch endlich auf ihren Endgegner.^^

Noch jemand anderes taucht auf und die Brüder erleben eine unerfreuliche Überraschung, was ihren Gegner angeht... Aber ich verrate jetzt nicht zu viel!
 

Bis zum nächsten Kapitel! Das wird dann "Bruderverrat" heißen.

Bruderverrat

Hehe. Ich habe diesem Kapitel extra so einen Titel gegeben, um euch ein bisschen auf die Folter zu spannen. ^^ Ja, das ist ziemlich fies von mir, tut mir leid. Dabei hat der Titel eine ganz andere Bedeutung, als ihr wahrscheinlich denkt...

Da so viele nach Koga fragen: Der kommt jetzt auch wieder vor. ^^
 


 

Die raue Landschaft zog sich zäh dahin und schien kein Ende zu nehmen. Es wurde zunehmend düsterer und trostloser, soweit das noch möglich war.

Die Hundebrüder hatten schon seit geraumer Zeit kein Wort mehr miteinander gesprochen. Sie waren viel zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Außerdem lud dieser Ort nicht gerade dazu ein zu plaudern. Es war, als ob die Worte von der Finsternis verschluckt wurden und einfach an Bedeutung verloren.

Man fühlte sich mutlos und schlapp. Die Halbbrüder fielen jedoch nicht darauf herein. Sie hielten dem dunklen Zauber dieses Ortes stand und entzogen sich erfolgreich seinem Bann. Dazu bedarf es nur etwas Selbstbeherrschung und einen starken Willen.

Inuyasha war trotzdem angespannt und nervös. Er fühlte eine mächtige Aura, die ganz bestimmt zu ihrem Feind gehörte. Sie war so groß und dunkel, dass man einen Schauer nicht unterdrücken konnte. Gegen so etwas Mächtiges sollten sie kämpfen? Inuyasha hatte plötzlich Zweifel, ob sie das wirklich schaffen würden. Immerhin hatte sich der Feind von den Brüdern bereits ein Bild gemacht und wusste bestens über sie bescheid.

Und sie selbst wussten bloß, dass dieser Youkai vom Totenreich kam und anscheinend etwas von den Brüdern wollte.

Inuyasha schüttelte den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden. Es brachte ja doch nichts darüber nachzudenken. Antworten bekamen sie wahrscheinlich erst von ihrem Gegner persönlich.
 

Der Schlossherr war sichtlich gut gelaunt. Er spürte, dass sich die Brüder seinem Schloss näherten und bald da sein würden. Er freute sich schon mit ihnen zu spielen, sie zu quälen und zu demütigen. Das würde ein Spaß werden.

Er konnte es kaum erwarten ihre gepeinigten Gesichter zu sehen. Hoffentlich hatten sie im Kampf etwas mehr zu bieten, als dieser schwächliche Wolf. Der Schlossherr seufze schwer, als er an ihn zurückdachte. Dieser Kampf war wirklich nur etwas für Anfänger gewesen.

Von einem Wolf konnte man aber auch nichts anderes erwarten.

"Akanu!" rief er plötzlich. Sein Diener, tauchte nur Sekunden später vor ihm auf. Er zitterte am ganzen Körper, als er das schadenfrohe Grinsen seines Herren bemerkte. Das bedeutete nichts Gutes. Immer wenn er derart grinste, holte er sich oft sein nächstes Opfer, um es zu quälen. Akanu hoffte jedes Mal, dass nicht er an die Reihe war. Er war zwar der treue Diener vom Schlossherrn, aber vor ihm waren bereits Dutzende andere gewesen, die irgendwann spurlos verschwunden waren. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was mit ihnen passiert war.

Der kleine Dämon schluckte unbehaglich und blickte zu seinem großen Herrn empor. Ängstlich und verunsichert.

"Ja, mein Herr?" fragte er nun und beugte demütig sein Haupt.

Der Schlossherr ging zu einem großen Fenster und blickte gedankenverloren hinaus.

"Unsere Gäste treffen bald ein. Du weißt, was das heißt?" Akanu blickte verwirrt auf.

"Dass Ihr bald Eure Rache bekommt?" vermutete er vorsichtig. Der Schlossherr lächelte kalt.

"Nicht nur, Akanu, nicht nur." So wie er diese Worte aussprach, klangen sie fast wie ein Todesurteil. Der kleine Diener begann heftig zu schlottern.

Ihm wurde plötzlich sehr kalt und er hatte den starken Drang einfach wegzulaufen. Das Problem war nur, dass er vor Angst vollkommen erstarrt war und sich nicht bewegen konnte.

"Das bedeutet auch, dass ich dich nicht mehr brauche." fuhr der große Youkai fort. Seine Stimme klang eisig. Keine Wärme, geschweige denn Mitleid, schwang darin mit.

Akanu japste erschrocken. Er hatte es doch gewusst! Irgendwann wäre dieser Moment gekommen, wo sein Herr ihn töten würde! Wie hatte er nur so naiv sein können, zu glauben, dass er sein Leben verschonen würde? Immerhin waren auch all seine Vorgänger elend zugrunde gegangen. Plötzlich kroch großer Hass in Akanu auf. Hass auf seinen unbarmherzigen Herren und er hoffte, dass die Hundebrüder dieses Monster besiegen würden. Er wünschte sich das inständig. Es war eine Hoffnung, an der er sich verzweifelt klammerte, ohne recht an sie zu glauben.

Der Schlossherr hob nun, ohne sich umzudrehen, die rechte Hand nach hinten, direkt auf seinen erstarrten Diener deutend. "Geh mir aus den Augen, du jämmerliche Kreatur."

"M- mein Herr... b- b- bitte nicht...." Aber der Youkai hörte ihm nicht zu.

An seiner Handfläche begann etwas zu knistern und im nächsten Moment schoss ein gelber Blitz daraus hervor. Er raste direkt auf Akanu zu, erfasste ihn und schleuderte ihn auf die Wand zu. Der Schlag war derart heftig, dass der Diener die Wand durchbrach und geradewegs aus dem Schloss flog. Draußen fiel er plump in die Tiefe und prallte auf den Boden auf, wo er reglos liegen blieb.

"Hm." machte der Youkai und reib sich das Kinn. "Jetzt hat mein schönes Schloss ein Loch. Ich muss mir einen neuen Diener zulegen, damit er den Schaden repariert."

Manchmal ärgerte sich der Schlossherr selbst über sein Benehmen. Er entledigte sich seiner Diener immer viel zu schnell, obwohl er sie noch gebrauchen könnte. Akanu hatte er aber nicht mehr ertragen können. Jedes Mal, wenn er ihn gerufen hatte, hatte der vor Angst gezittert und war fast zusammengebrochen, als der Youkai nur die Stimme etwas erhoben hatte.

So eine bemitleidenswerte Gestalt konnte er wirklich nicht gebrauchen.

Er war froh, ihn losgeworden zu sein und dachte nicht mehr an ihn. Mit einer kalten Vorfreude starrte er aus dem Fenster, den Blick unverwandt in die Richtung, aus der die Brüder auftauchen müssten.

"Kommt nur her meine Lieben und lasst mich euer Blut schmecken." sagte er langsam und grinste breit. Sein Mantel flatterte in einem nicht vorhandenen Wind und sein ganzer Körper wurde augenblicklich von einer schwarzen Aura umgeben.

"Das ist meine Macht. Fürchtet sie." flüsterte er verheißungsvoll.
 

"Inuyasha. Spürst du das auch?" fragte Sesshomaru plötzlich und blieb stehen. Er spannte sich an und starrte finster über die Ebene.

"Ja." antwortete der Jüngere ebenso düster. "Was ist das? Wohl nicht etwas der Youkai."

"Ich fürchte doch. Seine Macht ist unbegrenzt. Er ist tatsächlich so mächtig wie angenommen. Wir müssen uns vorsehen."

Inuysha schluckte schwer. Sesshomaru hatte vielleicht mit so etwas gerechnet, er aber nicht.

"Mal ehrlich. Glaubst du wir haben eine Chance gegen ihn?" fragte er vorsichtig und lugte zu seinem Bruder. Dieser blickte weiterhin geradeaus und ließ sich mit der Antwort viel Zeit.

"Ich weiß es nicht." antwortete er schließlich wahrheitsgemäß. "Aber wir müssen es versuchen. Ich kehre auf jeden Fall nicht wie ein Feigling wieder zurück, du etwa?"

Inuyasha verzog verärgert das Gesicht.

"Nein! Das habe ich auch nie angedeutet."

Sein Bruder nickte zufrieden. War ja klar, dass Inuyasha niemals aufgeben würde. Sie gingen entschlossen, wenn auch ziemlich angespannt weiter und redeten auch nicht mehr, bis am Horizont eine scharfkantige Spitze auftauchte.

Die Brüder wurden etwas langsamer und starrten auf den schwarzen Gipfel.

"Was ist das jetzt schon wieder?" fragte der Jüngere. Sesshomaru zuckte leicht mit den Schultern.

"Das werden wir bald sehen." sagte er nur und schritt wieder schneller aus. Je mehr sie sich näherten, umso deutlicher und größer wurde die Spitze. Schon bald erreichten die Brüder einen hohen Hügel, auf dem sie einen guten Überblick hatten. So sahen sie sahen sie nun auch, das ganze schwarze Schloss, groß und erhaben, vor ihnen.

"Oha." flüsterte Inuyasha und starrte fassungslos auf das finstere Gebäude. "Dergleichen hatte man wohl vor Augen, als das Wort ,unheilvoll' erfunden wurde." Denn genau diesem Begriff entsprach das Schloss. Eine kalte, durch und durch unheilvolle Aura, ging davon aus.

Sesshomaru blickte mit steinernem Gesicht darauf. Er spürte die Macht ihres Gegners. Sie war mindestens so groß, wie die, seines Vaters. Merkwürdig. Sie fühlte sich auch irgendwie wie die seine an.

Inuyasha blieb diese Ähnlichkeit auch nicht verborgen. Zwar hatte er seinen Vater nie gesehen, aber er wusste trotzdem sofort, dass die Aura einen bekannten Touch hatte. Verwirrt runzelte er die Stirn.

"Könnte das ein Hundeyoukai sein?" sprach er schließlich den Gedanken aus, der auch in Sesshomarus Kopf aufgetaucht war.

"Möglich." Sicher konnte er das noch nicht sagen. Er nahm Witterung auf. Wenn er die Fährte eines Hundedämons fand, dann würden sie wenigstens wissen mit wem sie es zu tun hatten. Überrascht runzelte er die Stirn. Es lag nicht der Geruch eines Hundes in der Luft sondern....

"Es riecht nach Wolf." teilte er Inuyasha mit. Dieser hob etwas skeptisch den Kopf und blickte auf die Ebene hinaus. Aufmerksam schnupperte er in der Luft. Gleich darauf riss er ungläubig die Augen auf.

"Koga!" rief er. "Und er ist verletzt!" Ohne zu überlegen stürmte er davon, eine Staubwolke hinter sich lassend. Sesshomaru blickte ihm erstaunt nach. War sein Bruder nicht mit diesem einfältigen Wolf verfeindet? Immerhin hatten sie bei der letzten Begegnung ziemlich viele Meinungsverschiedenheiten an den Tag gelegt. Doch allem Anschein nach, schien Inuyasha nun plötzlich besorgt um den Wolf zu sein. Offensichtlich kam da die menschliche Seite in ihm zum Vorschein. Die würde Sesshomaru niemals verstehen, aber er beschloss trotzdem seinem Bruder nachzugehen. Schon zu oft hatte er die Erfahrung gemacht, dass es Inuyasha immer wieder schaffte sich in unnötige Gefahr zu bringen wenn er alleine war.
 

Was hat dieser unfähige Wolf jetzt schon wieder angestellt? dachte Inuyasha während er, so schnell er konnte, seiner Witterung folgte. Koga brachte aber auch nie alleine etwas zustande. Dauernd musste ihn Inuyasha aus der Patsche helfen. Und hatte er jemals so etwas wie ein "Danke" gehört? Nein!

Er wusste selbst nicht genau, warum er ihm jetzt trotzdem wieder half. Wahrscheinlich nur Kagome zuliebe. Sie hatte ihn doch stets gebeten Koga zu helfen, wenn er in Gefahr gewesen war. Er wollte Kagome nicht verletzten oder traurig stimmen, wenn dieser Wolf jetzt sterben sollte. Außerdem gehörte Koga ihm. Er hatte noch eine Rechnung mit ihm offen, wenn ihn jemand besiegte, dann er.

Nach einer kleinen Ewigkeit, wie es Inuyasha schien, erspähte er endlich einen leblosen, blutigen Körper am Boden. Kam er zu spät? Hastig eilte er zu Koga und kniete sich neben ihm nieder.

Er lag auf den Bauch und hatte einige schlimme Verletzungen. Überall waren Kratzer und knapp unter der Brust klaffte eine hässliche Wunde. Blut klebte an seinen Kleidern. Vorsichtig drehte Inuyasha seinen Rivalen um und rüttelte ihn sacht.

"Koga. Na los wach schon auf! So etwas bringt dich bestimmt nicht um!" Die Brust des Wolfes hob und senkte sich leicht. Man bemerkte es kaum, wenn man nicht genau hinsah. Wenigstens schien er noch zu leben. Nochmals rief Inuyasha Kogas Namen, diesmal lauter und eindringlicher. Tatsächlich schien das etwas zu wirken. Allmählich begann sich der Wolf zu regen. Er stöhnte leise, als er aus seinem Bewusstsein erwachte und den Schmerz seiner tiefen Brustwunde spürte.

Mühsam öffnete er die Augen, traf jene von Inuyasha und keuchte sogleich ungläubig auf. Mit einer großen Kraftanstrengung setzte er sich auf, wobei er fest die Zähne zusammenbeißen musste, um einen Schmerzenslaut zu unterdrücken.

"Na? Auch wieder wach?" fragte Inuyasha und blickte etwas missbilligend auf das erbärmliche Bündel vor ihm. Er gab es nicht gern zu, aber insgeheim war er doch recht froh, dass Koga noch am Leben war.

"I- Inuyasha...." krächzte der Wolf nun. Er spuckte etwas Blut bevor er fortfuhr: "Du bist hier? Ist dein Bruder auch da?"

"Ja. Er müsste bald kommen. Und dann werden wir mit diesem Youkai abrechnen." Seltsamerweise japste der Verletzte bei diesen Worten entsetzt nach Luft. Inuyasha blickte ihn schräg an.

"Ist was?" erkundigte er sich stirnrunzelnd. Statt zu antworten packte Koga das Handgelenk des Hanyou, als ob er ihn zurückhalten wollte. Fast wollte Inuyasha die Hand zurückziehen, ließ sie dann aber doch dort, wo sie war.

"Du... und dein Bruder... Ich dürft nicht gegen diesen Youkai kämpfen." Jetzt war es an Inuyasha überrascht zu sein.

"Was? Nur weil du gegen ihn verloren hast, muss das noch lange nicht heißen, dass Sesshomaru und ich auch so kläglich versagen. Wir sind stärker als du." fügte er mit gewissem Stolz hinzu. Doch Koga schüttelte nur den Kopf.

"Nein. Du verstehst nicht. Ich.... muss dir da etwas über diesen Schlossherrn sagen....." Weiter kam er jedoch nicht, denn Sesshomaru trat lautlos zu den beiden. In der Hand hielt er ein kleines Bündel, welches er nun achtlos zu Boden fallen ließ. Inuyasha schüttelte Kogas Hand etwas unwirsch ab und sprang schnell auf. Verwirrt blickte er auf das braune Bündel hinab, das eindeutig ein Körper zu sein schien. Fragend sah er zu Sesshomaru.

"Wo hast du den aufgegabelt?"

"Er lag dort drüben. Ich denke, dass er uns etwas mehr über unseren Feind sagen kann..."

Der Hanyou blickte an Sesshomaru vorbei, um die Fundstelle dieser kleinen Gestalt zu sehen. Gleich darauf sog er scharf die Luft ein. Vor ihnen baute sich das schwarze Schloss drohend auf. Sie standen direkt davor. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie schon so nahe am Gebäude waren.

Schaudernd löste er seinen Blick von diesem dunklen Bauwerk und richtete ihn wieder auf den kleinen Körper. Vorsichtig beugte er sich zu ihm hinab. Er roch nach Dämon und er war eindeutig verletzt.

"Der ist ja schon so gut wie tot." sagte Inuyasha trocken.

"Das reicht gerade, um einige Informationen aus ihm herauszubekommen." erwiderte Sesshomaru ungerührt. Er wollte den kleinen Dämon schon packen und wachrütteln, als Inuyasha sich zwischen ihm und seinem Opfer stellte.

"Moment mal! Dieser arme Kerl ist völlig am Ende und du willst ihn ausquetschen? Lass ihn doch erst mal erholen!"

Der Hundeyoukai fixierte seinen Bruder kalt. Dieser sture Halbdämon. Mussten seine menschlichen Gefühle immer an den unpassendsten Stellen zum Vorschein kommen?

"Inuyasha." sagte er leise. "Dafür haben wir keine Zeit."

"Pah! Für dich ist es doch egal, wenn so einer wie er draufgeht."

Für einen Moment durchbohrten sich die Brüder mit scharfen Blicken. Zu weiteren Auseinandersetzungen kam es jedoch nicht, denn beide wandten sich gleichzeitig ab und entspannten sich wieder.

"Wir sollten uns jetzt nicht streiten." sagte Sesshomaru etwas gepresst. Inuyasha nickte zustimmend. Jetzt war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Sie mussten zusammenhalten, um gegen ihren Feind zu gewinnen.

"Und was jetzt?" fragte der Jüngere. Eine Bewegung hinter ihm ließ ihn herumfahren. Koga stand ächzend auf, wobei er sich die Verletzung am Bauch hielt.

"Vielleicht kann ich euch helfen." bot er an. Sesshomaru musterte ihn deutlich interessiert.

"Sprich, Wolf." befahl er knapp. Koga atmete pfeifend ein und schwankte etwas, hielt sich aber weiterhin erfolgreich auf den Beinen.

"Euer Gegner... er ist mir nicht geheuer. Er ähnelt euch beiden irgendwie, allein diese Augen..." Er fröstelte. "Und er hat den gleichen penetranten Geruch nach Hund. Außerdem will er sich an euch rächen."

"An uns rächen? Wieso denn?" fragte Inuyasha verwirrt. Das alles entwickelte sich gar nicht gut. Koga schüttelte bedauernd den Kopf.

"Ich weiß es nicht, aber sein Name ist Kagee." Beim letzten Wort ruckte Sesshomarus Kopf heftig in die Höhe. Wenn Inuyasha nicht alles täuschte, dann stahl sich jetzt ein fast erschrockener Ausdruck auf dem Gesicht seines Bruders. Sesshomaru nagelte den Wolf mit seinen kalten Augen fest.

"Was hast du gesagt?" flüsterte er mit gezwungener Ruhe.

Koga blinzelte ihn verwirrt an und wiederholte: "Na ja... er heißt Kagee. Das hat er mir selbst gesagt."

Ein Schatten huschte über das Gesicht des Hundeyoukai. Er drehte sich auf dem Absatz herum und blickte finster zu dem Schloss. Inuyasha warf Koga einen verständnislosen Blick zu und trat dann langsam zu seinem Bruder.

"Was ist los, onii- san?"

"Wir haben ein Problem Inuyasha."

"Ich weiß, dass unser Gegner stark ist." sagte der Hanyou ungeduldig. Wie oft wollten sie dieses Thema eigentlich noch durchkauen? Es war noch nichts entschieden, sie konnten immer noch gewinnen. Sesshomaru machte aber einen ziemlich düsteren, wenn nicht besorgten, Eindruck. War da etwas von dem Inuyasha nichts wusste?

"Was ist jetzt?" bohrte er nach und blickte seinen Bruder aufmerksam an. Sesshomaru starrte weiterhin geradeaus und als er antwortete klang seine Stimme tonlos: "Er ist mit uns verwandt." Inuyasha schaute ihn nur an und zuckte schließlich gleichgültig mit den Schultern. Seine Verwandtschaft interessierte ihn herzlich wenig. Dieser Youkai hatte seine Freunde auf dem Gewissen, schon allein dafür war er so gut wie tot. Da war es Inuyasha ganz gleich, um wen es sich dabei handelte. Abermals zuckte er mit den Schultern und rang sich sogar zu einem eigensinnigen Lächeln ab.

"Na und? Das ist gleich. Gegen ihn kämpfen müssen wir sowieso." meinte er trotzig. Sesshomaru schnaubte und sein schon finsteres Gesicht, wurde noch um eine Ecke dunkler.

"Du verstehst nicht. Er ist.... war der große Bruder unseres Vaters."

Jetzt legte Inuyasha doch verwundert die Stirn in Falten und starrte seinen Bruder verdattert an. Wieder einmal hatte er keine Ahnung, von was er da redete. Er verschränkte die Arme und zog eine grimmige Grimasse.

"Ich bin jetzt nicht zum Scherzen aufgelegt."

"Hast du mich jemals scherzen gesehen, Inuyasha?" Der Hanyou blinzelte verwirrt uns war im ersten Moment einfach nur sprachlos. Sein Bruder und scherzen?! Sollte er bei dieser Vorstellung vielleicht hysterisch lachen oder besser gleich in Ohnmacht fallen? Da war es noch viel wahrscheinlicher, dass Naraku in einem Rüschenkleid auftreten würde. In einem ROSA Kleid, wohl bemerkt. Aber Sesshomaru, der einen, vielleicht sogar lustigen(!), Witz hervorbrachte, war vollkommen absurd. Neben dieser abwegigen Vorstellung gesellte sich die Erkenntnis, dass sie also tatsächlich im Begriff waren gegen ihren eigenen Onkel zu kämpfen. Den Bruder ihres Vaters. Nach endlosen Sekunden des Schweigens brachte Inuyasha schließlich ein verständnisloses Krächzen zustande. Er räusperte sich leicht und schüttelte fassungslos den Kopf.

"Na schön, du sagst also die Wahrheit." stimmte er zu. "Aber wieso habe ich noch nie von diesem Kagee gehört? Und warum... warum hast du gesagt er WAR der Bruder von unserem Vater?" Auch Koga hörte interessiert zu und spitzte aufmerksam die Ohren. Gespannt blickte er von einem Bruder zum anderen.

"Er müsste eigentlich tot sein." erklärte Sesshomaru mit lebloser Stimme. "Damals ist etwas passiert, das niemand unserer Familie ihm verzeihen konnte." Endlich löste er den Blick vom Schloss und richtete ihn stattdessen auf Inuyasha. Ein seltsamer Glanz leuchtete in seinen Augen. Verachtung und tiefer Hass, der wie eine Flamme hell aufloderte. "Er hat unseren Vater verraten." Inuyasha starrte ihn bestürzt an, konnte mit dieser Erklärung aber nicht viel anfangen. Man hatte ihm ja nie von früheren Familienproblemen erzählt.

"Inwiefern?" hackte er nach.

"Du kennst doch Ryukossei?" fragte Sesshomaru, wartete jedoch keine Antwort ab, sondern berichtete sofort weiter: "Vater lieferte sich einen harten Kampf mit ihm. Am Ende konnte er ihn nur versiegeln, nicht aber töten. Während des Kampfes hat Ryukossei unserem Vater eine tödliche Wunde beigebracht, an der er dann gestorben ist. Der Verantwortliche dafür war sein Bruder Kagee. Er war es, der Vater an Ryukossei verraten hat."

Er ballte die Faust und schaute finster zum Schloss, welches er mit seinen Blicken regelrecht aufspießte.

Der Hanyou brachte währenddessen kein Wort heraus. Er starrte niedergeschmettert zu Boden und ein schwerer Kloß bildete sich in seinem Hals. Als er gegen Ryukossei gekämpft hatte, hatte er gewusst, dass sich schon sein Vater mit ihm herumgeschlagen hatte. Er wusste auch von der tödlichen Wunde, aber, dass der eigene Bruder all das eingefädelt hatte.... Was wollte er damit bezwecken? Inuyasha stellte diese Frage auch laut.

"Er wollte natürlich Vaters westliches Reich." war die schlichte Antwort Sesshomarus.

"Aber... das Reich erbt wohl immer der ältere, oder? Und hast du nicht gesagt, dass Kagee der ältere Bruder von Vater war?"

"Ja. Aber Kagee wurde von der Familie verbannt. Lange bevor dieser Verrat begangen wurde. Er hatte nämlich schon viele schwere Vergehen getroffen, die nicht verziehen werden konnten. Er gehörte nicht mehr zur Familie und deshalb erbte Vater das ganze Reich."

"Was für Vergehen?"

"Das weiß ich nicht, aber anscheinend hegt er immer noch einen tiefen Hass gegenüber unserem Vater. Und diesen will er nun an uns auslassen." Irgendetwas stimmte an dieser Geschichte nicht, dessen war sich Inuyasha sicher. Kagee hatte doch sein Ziel erreicht, er hatte seinen Bruder getötet, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Trotzdem schien er nicht zufrieden zu sein.

"Wieso Hass? Vater hatte doch schon eine schlimme Wunde, die ihn getötet hat." fragte er deshalb nach. Sesshomaru nickte.

"Ja, aber Vater hat Kagee mit in den Tod gerissen."

Bevor Inuyasha fragen konnte, was denn das schon wieder bedeutete, erscholl plötzlich ein hohles Lachen, das von den Wänden des Schlosses laut widerhallte. Sowohl die Hundebrüder, als auch Koga fuhren erschrocken zusammen und blickten sich gehetzt um. Inuyasha und Sesshomaru zogen rasch ihre Schwerter.

"Was war das?" fragte der Jüngere. Seine Stimme hatte sich unwillkürlich zu einem Flüstern gesenkt.

"Kagee. Dieses Lachen vergesse ich nie wieder." antwortete Koga ebenso leise. Inuyasha warf einen wachsamen Blick in die Runde, konnte aber niemanden entdecken. Die Nase half ihm auch nicht weiter. Sie nahm keine verdächtige Witterung auf.

"Wo ist er denn?" fragte er etwas nervös. Koga wollte antworten, aber Sesshomaru kam ihm zuvor.

"Dort." sagte er und schaute düster geradeaus. Inuyasha folgte seinem Blick und sog entsetzt die Luft zwischen den Zähnen ein. Vor ihnen war plötzlich eine Gestalt, wie aus dem Nichts aufgetaucht. Das Erschreckende an ihr war die Ähnlichkeit zu den Brüdern. Lange silberne Haare, die fast bis zu den Knien reichten und dieselben scharfen Gesichtszüge, wie sie Sesshomaru auch hatte. Wer jetzt noch Zweifel hatte, dass dieser Schlossherr mit den Halbbrüdern verwandt war, dann brauchte er nur einen Blick auf die Augen zu werfen. Goldgelbe Augen, wie sie die Brüder auch hatten. Mit einem einzigen Unterschied: Es waren seelenlose Augen. Kein Lebenslicht glomm in ihnen, nur Gier und Hass. Kagee lächelte verheißungsvoll und musterte die Brüder mit deutlichem Interesse.

"Na endlich seid ihr da. Es hat ja lange genug gedauert." sagte er mit einer toten und trockenen Stimme.

Sesshomaru funkelte ihn kampflustig an, während Inuyasha drohend knurrte. Koga zog es vor, sich im Hintergrund zu halten. Mit seinen Verletzungen wäre er den Brüdern ja doch nicht behilflich. Der Schlossherr entdeckte ihn trotzdem sehr schnell und hob überrascht die Augenbrauen.

"Was denn, du lebst noch? Du bist ja verdammt zäh, kleiner Wolf." Koga warf stolz den Kopf zurück.

"Ich sagte doch: So jemand wie du besiegt mich nicht."

Der Schlossherr machte lediglich eine wegwerfende Handbewegung und widmete seine Aufmerksamkeit wieder den Brüdern.

"Wie auch immer. Wenn ich mit euch beiden fertig bin, dann nehme ich mir all eure Freunde vor. Außer..." Er lachte hässlich. "Außer sie sind schon tot, nicht wahr, Hanyou?" Inuyasha spannte sich an und biss wütend die Zähne zusammen.

"Das wirst du noch bereuen, du Großmaul!" brauste er auf. "Dass du meine Freunde getötet hast, war dein größter Fehler!" Kagee schaute ihn belustigt an.

"Pass mit deiner Wortwahl auf und zeige gefälligst mehr Respekt vor deinem Onkel. Und du Sesshomaru..." Er drehte den Kopf leicht in seine Richtung. "Du warst schon immer genauso arrogant wie dein Vater. Eigentlich müsstest du doch am besten wissen, wie nervenauftreibend kleine Brüder sind. Du musst dich doch selbst mit einem herumplagen." Seine Augen funkelten und er wurde plötzlich ernst. " Sesshomaru du bist ein mächtiger Youkai und könntest vieles vollbringen. Komm zu mir und ich zeige dir, wie du deine Macht nutzen kannst." flüsterte er.

Nach diesen Worten legte sich ein unbehagliches Schweigen über die Anwesenden. Der Schlossherr starrte Sesshomaru mit dunklen Augen an, während Inuyasha und Koga vollkommen sprachlos waren. Dieser Kagee versuchte doch tatsächlich Sesshomaru auf seine Seite zu ziehen! Was versprach er sich dadurch?

Dasselbe ging auch dem Hundeyoukai durch den Kopf. Mühelos hielt er den Blick seines Onkels stand. Sein Vater hatte ihm einiges von ihm erzählt. Allerdings nichts Gutes. Kagee wollte Sesshomarus Macht bestimmt für sich nutzen. Er war schon immer ein verschlagener Typ gewesen. Außerdem hatte er die Familie verraten und seinen eigenen Bruder in den Tod getrieben. Das war Grund genug, um ihn zu töten.

"Wieso sollte ich auf dein Angebot eingehen?" fragte er nach einer Weile kalt. "Du hast meinem Vater eine feige Falle gestellt. Dafür wirst du bezahlen. Du bist eine Schande für die Familie!"

"Oho! Hier haben wir also noch einen, der die Familienehre um jeden Preis retten will." Er seufzte gelangweilt. "Dabei hat mein Bruder sie schon beschmutz. Immerhin hat er sich in eine Menschenfrau verliebt. Das erbärmlich Ergebnis steht ja neben dir. DAS ist Entwürdigung der Familienehre, mein lieber Sesshomaru."

Der Hundeyoukai verengte die Augen zu Schlitzen.

"Mein Vater hat die Familie immer verteidigt, genau wie Inuyasha es tut. Du allein, bist hier der Abschaum. Lass uns kämpfen!" Er hob Tokejin, als deutliche Aufforderung zum Kampf. Inuyasha tat es ihm mit Tessaiga gleich. Er spürte, wie die Klinge in seiner Hand pulsierte und danach gierte das Blut des Feindes zu schmecken. Kagee lachte wiederum schallend.

"Ihr zwei gegen mich? Na gut, aber seid gewarnt. Ihr könnt einen toten nicht noch einmal ins Jenseits schicken..."

"Wir werden sehen." giftete der Hanyou. "Gegen Tessaiga kommst du auf jeden Fall nicht an!"

Kagee schnaubte abfällig und musterte das breite Schwert verächtlich.

"Das ist doch nur der Stoßzahn meines Bruders. Wertloses Stück. Ihr werdet noch meine Macht zu spüren bekommen und es wird mir ein Vergnügen sein eure gepeinigten Gesichter zu sehen."

Er grinste breit, sodass seine spitzen Fangzähne deutlich sichtbar wurden. Jetzt würde der Spaß endlich anfangen.
 


 

Der Kampf beginnt nun und die Brüder haben es nicht gerade leicht.... Sie merken bald, dass Kagee sehr mächtig ist, aber mehr dazu im nächsten Kapitel, welches den Titel "Tenseigas Rückkehr" tragen wird.

Tenseigas Rückkehr

Willkommen zum 15. Kapitel! Habe ich wahrhaftig schon so viele geschafft?

Wie immer viel Spaß beim Lesen und einen lieben Gruß an all meine treuen Kommi Scheiber! ^^
 


 

Inuyasha betrachtete voller Hass Kagees Gesicht. Dieses Gesicht, das so ähnlich wie seines und Sesshomarus war. Mit einem deutlichen Unterschied: Es war finster und verzerrt. Eine Grimasse des Grauens. Nicht einmal Sesshomaru hatte jemals so dreingeschaut.

Der Hanyou atmet tief ein und fasste Tessaigas Griff mit beiden Händen. Bilder seiner toten Freunde tauchten in seinem Geist auf. Bilder ihrer blutigen Körper. Das trieb einen heißen Zorn durch Inuyasha, sodass er vor Wut am ganzen Leib bebte.

"Fühle Tessaiga, du Mistkerl!" rief er angrifflustig und stürmte, Hals über Kopf, los.

"Warte!" Sesshomaru blickte seinem Bruder wütend hinterher. Inuyasha war nach wie vor viel zu impulsiv. Hatte er noch nie etwas von Strategie gehört? Der Hundeyoukai seufzte innerlich und eilte dem störrischen Hanyou hinterher.

Inuyasha zögerte nicht lange und attackierte seinen Gegner sofort mit der Wunde des Windes.

"Hier, spüre Tessaigas Macht!" Wie erwartet sauste die helle Energie des Schwertes direkt auf Kagee zu, der keine Anstalten machte auszuweichen. Er machte einen fast gelangweilten Eindruck, als die Wunde des Windes den Boden aufriss und sein Ziel anschließend mit voller Wucht traf. Inuyasha grinste breit und versuchte durch den Staub irgendwo Kagee zu entdecken. Als die Suche erfolglos blieb, entspannte er sich ein bisschen.

"Na, der scheint wohl schon außer Gefecht zu sein." vermutete er zufrieden, zweifelte aber gleichzeitig an seinen Worten. Er hatte die mächtige Aura von Kagee gespürt. Da erschien es ihm sehr unwahrscheinlich, dass er mit nur einem Angriff bereits erledigt war.

Aufmerksam ließ er den Blick über die Ebene gleiten. Viele Verstecke gab es ja nicht, aber der Hanyou spürte, dass sein Gegner hier irgendwo war. Er durfte sich auf keinen Fall überrumpeln lassen. Aber so sehr er auch aufpasste, den Schlag sah er nicht kommen. Er tauchte völlig unerwartet auf, traf den Hanyou auf der linken Seite und schleuderte ihn hart zu Boden. Inuyasha kugelte ein ganzes Stück davon, bevor er unsanft gegen einen Felsen prallte. Benommen schüttelte er den Kopf und hob knurrend den Blick, als sich Kagee, hämisch grinsend, vor ihm aufbaute.

"Dein Angriff ging wohl nach hinten los, was?" spöttelte er. Inuyasha stand auf und schenkte Kagee nur einen verärgerten Blick.

Der hat nicht einmal einen Kratzer, dachte er zornig.

Aber auf Dauer würde er Tessaigas Attacken nicht standhalten können. Vielleicht ergab sich sogar eine Möglichkeit die Bakuryuha einzusetzen. Gegen diese mächtige Attacke war Kagee bestimmt nicht gewachsen. Jetzt kam es nur noch auf den richtigen Moment an.

Kagee betrachte den Hanyou missbilligend. Der hatte ja gar nichts drauf. Dabei hatte er angenommen, dass er recht stark sei. Seine Augen blitzten kalt.

"Ich zeige dir, wie ein richtiger Angriff aussehen soll." schlug er vor und hob die Klaue. Inuyasha riss Tessaiga rechtzeitig in die Höhe, um sich vor der Attacke zu schützen und führte gleich darauf selbst einen Hieb aus.

Der Schlossherr wich der breiten Klinge gemächlich aus. Etwas enttäuscht war er von seinem Gegner schon. Er hätte sich einen ordentlichen Kampf erwartet. Aber anscheinend war dieser Halbdämon nur ein ziemlicher Hitzkopf, sonst nichts.

Na ja, ein Hanyou war eben auf einem ganz anderen Niveau als ein Youkai.

Kagee hob abermals die Hand und schlug Inuyasha erneut unerwartet zu Boden.

Verdammt, dachte der Hanyou. Wieso sehe ich seine Schläge nicht kommen? Gerade wollte der Hundeyoukai wieder einen Angriff auf den gefallenen Inuyasha starten, als er plötzlich inne hielt, in die Luft sprang und somit Tokejins Hieb, der von hinten kam, rechtzeitig auswich. Dafür sauste die Klinge nun direkt auf Inuyasha zu.

Sesshomaru fluchte laut und riss das Schwert mit einer gewaltsamen Bewegung herum. Nur ganz knapp verfehlte die scharfe Klinge Inuyashas Gesicht, der vor Schreck wie erstarrt war. Sesshomaru wirbelte herum und verengte die Augen zu gefährlichen Schlitzen. Kagees Reaktionsfähigkeit war beeindruckend schnell.

Dieser landete nun ein Stück abseits und musterte die Brüder voller Hohn.

"So schlecht wie ihr kämpft, bringt ihr euch noch gegenseitig um." Die Hundebrüder antworteten nicht. Inuyasha stand wieder auf den Beinen, griff aber nicht mehr an. Er hatte gesehen, dass seine Attacken sowieso nichts nutzten und auf diese Weise weiter zu kämpfen wäre nur eine ziemlich unelegante Art der Selbstmordvariante. So warf er Sesshomaru einen hilfesuchenden Blick zu.

"Was machen wir jetzt?" Instinktiv erwartete er, dass der Ältere die Initiative ergriff. Sesshomaru nahm das angenehm überrascht zur Kenntnis. Inuyashas Vertrauen zu ihm war noch etwas gewöhnungsbedürftig.

"Als erstes solltest du damit aufhören so überstürzt zu handeln." befahl er nach einigen Sekunden des Schweigens. Inuyasha schnaubte wütend, aber er wusste, dass Sesshomaru recht hatte. Es war ihm selbst auch klar, dass er immer zuerst handelte und erst im Nachhinein nachdachte. Seine Freunde hatten ihm das ständig unter die Nase gerieben. So nickte er nur etwas widerwillig. "Gut. Dann brauchen wir jetzt eine Taktik." fuhr Sesshomaru fort.

Der Hanyou runzelte die Stirn.

"Na schön. Was schlägst du vor?"

"Als du Kagee angegriffen hast, habe ich gesehen, dass er für einen kurzen Moment einen Bannkreis errichtet hat. Dadurch hat er deine Attacken überstanden. Du musst also seinen Bannkreis aufbrechen. Erst dann ist er auch verwundbar."

Erstaunt starrte Inuyasha seinen Bruder an. Das mit dem Bannkreis hatte er bereits in dieser kurzen Zeit entdeckt? Anscheinend hatte Sesshomaru immer ein wachsames Auge auf den Feind. Eine Angewohnheit, die recht nützlich sein konnte. Inuyasha nahm sich vor, sie auch einmal auszuprobieren. Falls er diesen Kampf überleben sollte...

Energisch schüttelte er den Kopf. Was waren das jetzt für trübselige Gedanken? Er verscheuchte sie unwirsch und hob Tessaiga, dessen Klinge sich nun blutrot färbte. Er war etwas überrascht, dass Sesshomaru ihm den Anfang überließ und anscheinend auch darauf vertraute, dass Inuyasha es schaffen würde. Er wollte ihn nicht enttäuschen.

"Es ist ja wirklich amüsant euch bei eurer Geheimberatung zuzusehen, aber ich langweile mich jetzt allmählich!" rief Kagee etwas ungeduldig. Er wartete eine Antwort gar nicht mehr ab, sondern ging gleich zum Angriff über. Gleichzeitig sprang ihm auch Inuyasha mit erhobenem Schwert entgegen. Die rote Klinge blieb dem Schlossherrn natürlich nicht verborgen, schien aber nicht beunruhigt zu sein. Im Gegenteil: Er lächelte mit kalter Freude.

Na sie mal einer an, dachte er beeindruckt. Sie haben bemerkt, dass ich einen Bannkreis errichte. Aber das rote Tessaiga kann mir trotzdem nichts anhaben.

Ohne zu zögern lief er auf Inuyasha zu, der jetzt stehen geblieben war und sich auf den Angriff wappnete. Er ließ Kagee nicht aus den Augen, hob Tessaiga und vollführte einen kräftigen Schlag. Er legte seine ganze Kraft in diese Attacke und wurde für seine Anstrengung auch reichlich belohnt.

Das Schwert sauste auf Kagee zu und durchdrang seinen Bannkreis ohne Probleme. Der Hanyou schrie triumphierend auf und griff seinen wehrlosen Onkel nun mit einer "Kaze no Kizu" an. Gleichzeitig sprang Sesshomaru mit Tokejin hinzu. Die Kraft der beiden Schwerter vereinten sich und erzeugten eine mächtige Energie, die Kagee vollkommen einhüllte und zerfetzte.

"Haben wir es geschafft?" fragte Inuyasha und hustete etwas Staub aus. Sein Bruder landete neben ihm und blickte sich mit steinernem Gesicht um.

"Nein." sagte er leise. "So leicht lässt er sich nicht erledigen. Mach dich bereit. Er wird gleich irgendwo auftauchen."

Der Hanyou seufzte. War ja klar gewesen, dass Kagee ein zäher Gegner war, aber der gemeinsame Angriff von eben war doch ziemlich machtvoll gewesen. Irgendeinen kleinen Kratzer musste der Gegner doch haben!

Inuyashas Hoffnungen erwiesen sich tatsächlich als wahr. Als das helle Licht und der aufgewirbelte Staub verschwanden, tauchte Kagee mit nicht nur einem Kratzer auf, sondern vollkommen zerstückelt. Seine Körperteile schwebten in der Luft herum. Eine Gesichtshälfte grinste breit und, zu Inuyashas Grauen, begann sie auch noch zu sprechen:

"Ihr dummen Hunde. Habt ihr mir nicht zugehört? Ich bin schon tot. Wie könnt ihr mich nochmals umbringen?" Der Schlossherr begann sich vor den Augen der Brüder wieder zusammenzusetzen. Körperteil für Körperteil flog auf die seine zugewiesene Stelle zu und verschmolz mit den anderen Stücken.

Die Hundebrüder standen sprachlos da und konnten dieses grauenhafte Schauspiel nur stumm mit ansehen. Als Kagee wieder vollkommen regeneriert vor ihnen stand, stellten sie sich jedoch sofort kampfbereit hin. Sie konnten ihren Onkel zwar nicht töten, aber aufgeben würden sie niemals. Sie würden bis zum bitteren Ende kämpfen; trotz der prekären und etwas verzwickten Lage in der sie sich befanden.

"Verdammt." flüsterte Inuyasha nervös. "Was nun?"

Sesshomaru schwieg.
 

Koga hatte den Verlauf des Kampfes mit düsterer Miene verfolgt. Das sah gar nicht gut aus. die Hundebrüder konnten dem Schlossherrn bei weitem nicht das Wasser reichen.

Wenn ich doch nur mitkämpfen könnte, dachte der Wolf bitter und hielt sich dabei immer noch die schmerzende Wunde. Sie hatte jetzt zwar aufgehört zu bluten, aber sie war noch viel zu frisch, um damit zu kämpfen. Koga würde die Brüder damit nur behindern, statt ihnen zu helfen. Nur widerwillig sah er das ein. Es gefiel ihm nicht am Rand zu stehen und nur tatenlos zuzusehen.

Eine plötzliche Bewegung aus den Augenwinkeln ließ ihn ruckartig herumfahren. Er hatte schon angriffsbereit die Klaue erhoben, deren Krallen in einem tödlichen Schimmer funkelten, als er sie dann aber gleich wieder verdutzt sinken ließ. Sein Blick haftete auf dem kleinen Dämon, den Sesshomaru gebracht hatte. Er schein noch lange nicht tot zu sein und hatte immerhin noch die Kraft sich aufzusetzen. Benommen hielt er sich den Kopf und starrte etwas orientierungslos in die Gegend.

Sein Blick streifte Koga, blinzelte ihn einige Sekunden verwirrt an, und glitt dann zu den Kämpfenden hinüber. Dabei zuckte er vor Schreck so sehr zusammen, dass er fast wieder nach hinten gefallen wäre.

"Wer... wer kämpft da mit meinem Meister?" stammelte er mit zitternder Stimme, in der auch eindeutig Ehrfurcht mitschwang. Koga musterte den Dämon misstrauisch. Hatte er gerade "Meister" gesagt? Kagee hatte sich also tatsächlich dazu herabgelassen sich einen Diener zu halten, aber sehr sorgsam war er wohl nicht mit ihm umgegangen. Der kleine Dämon wies überall Kratzer und Schrammen auf, die auf alte Verletzungen hindeuteten.

"Dein Meister?" fragte der Wolf sicherheitshalber nach und behielt den Dämon scharf im Auge.

"Wer kämpft mit ihm?" wollte der Kleine weiterhin wissen, ohne auf Kogas Frage zu achten. Der Wolf schnaubte etwas verärgert, antwortete aber trotzdem: "Die Köter."

Sein Gegenüber riss den Blick fast gewaltsam von der Kampfszene ab und richtete ihn stattdessen auf Koga. Verständnislos blinzelte er ihn an.

"Was soll das heißen: Die Köter?"

"Na die Kläffer die... die Hundebrüder meinetwegen." Der kleine Dämon schnappte nach diesen Worten erstaunt nach Luft und seine Augen weiteten sich ungläubig. Ganz zaghaft spiegelte sich Hoffnung in ihnen.

"Hundebrüder? Das müssen die Söhne von Inutaishou sein! Und sie kämpfen gegen meinen Meister." Seltsamerweise schien er erfreut über diese Nachricht zu sein. "Und.... wie schlagen sie sich?"

"Es sieht nicht gut für sie aus." Eigentlich hatte Koga keine Ahnung wieso er alle Fragen von diesem Winzling beantwortete. Schließlich war er von höherem Rang, als dieser mickrige Diener. Er könnte ihn einfach töten, wenn ihm danach war, aber etwas hielt ihn davon zurück.

"Kennst du vielleicht den Schwachpunkt von diesem Kagee?" fragte er deshalb nach einer Weile. Vielleicht konnte dieser Dämon doch noch von Nutzen sein. Dieser blinzelte nun verwirrt und starrte Koga fragend an.

"Wie?" fragte er etwas zerstreut. Er war gerade in Gedanken versunken gewesen und hatte nicht bemerkt, dass man mit ihm sprach. Koga seufzte genervt.

"Ob dein sogenannter Meister einen Schwachpunkt hat, will ich wissen! Du bist sein Diener, also raus mit der Sprache!" Kogas Geduld war ziemlich am Ende und er setzte sogar einen etwas schärferen Tonfall an als gewollt. Ängstlich zuckte der Dämon zusammen und duckte sich instinktiv.

Was für ein jämmerlicher Haufen, dachte Koga abfällig. Am liebsten würde er diesem elenden Bündel den dünnen Hals umdrehen. Der Dämon musste seine Gedanken wohl erraten, denn er begann heftig zu zittern und warf dem Wolf nervöse Blicke zu.

"Äh.... ja. Also, ein Schwachpunkt... Nun, da wäre tatsächlich einer." begann er schüchtern. "Wir müssten Tenseiga holen und es dem einen Bruder geben. Dem Älteren, glaube ich. Dann hätten die Brüder eine Chance zu gewinnen..." Er duckte sich hastig, als Koga langsam die Hand hob. Diese benutzte er allerdings nur, um sich nachdenklich am Kopf zu kratzen und nicht um seinen Gegenüber zu schlagen, was dieser eindeutig befürchtet hatte. Koga beachtete ihn gar nicht. Gedankenverloren rieb er sich nun das Kinn. Schon wieder dieses Tenseiga. Es spielte zur Zeit wohl eine wichtige Rolle und es wurde jetzt auch noch dringend gebraucht. Nun konnte sich Koga auch endlich mal nützlich machen.

"Wo ist dieses Schwert jetzt genau?" fragte er so beiläufig wie möglich.

"Im Schloss ganz oben, letzte Tür rechts, dann links und...." Zu weiteren Erklärungen kam der Kleine nicht, denn er wurde grob von Koga am Kragen gepackt und hochgehoben.

"He, was soll das?" rief er mit schriller Stimme.

"Na was wohl? Du kommt natürlich mit und zeigst mir den Weg, Winzling."

"Ich heiße Akanu..." murmelte der etwas beleidigt, während Koga schon mit schnellen Schritten zum Schloss eilte.
 

Es behagte ihm gar nicht dieses finstere Gebäude zu betreten, aber wenn er den Brüdern helfen wollte, dann musste er da durch. Wollte er? Eigentlich hielt er es für besser sich aus dem Staub zu machen, solange er nicht beachtet wurde, aber da war immer noch Kagome. Er hatte sich geschworen sie zu retten und dazu brauchte er eben Tenseiga. Besser gesagt: Sesshomaru brauchte das Schwert.

Wie es aussah benötigten die Brüder tatsächlich Unterstützung. Aus den Augenwinkeln sah er, wie die beiden immer härtete Schläge einstecken mussten. Er legte noch an Tempo zu, sprintete durch das halboffene Tor des Schlosses und eilte gleich darauf die schwarzen Treppen hinauf. Ein kalter Schauer fuhr ihm über den Rücken, als seine Füße den eisigen Boden berührten. Er spürte außerdem eine unangenehme Anwesenheit. Augen, die ihn gierig von überallher anzustarren schienen. Um nicht gleich paranoid zu werden, hielt er den Blick starr auf den Boden gerichtet und lief so schnell er konnte.

Dank seiner Juwelensplitter in den Beinen erreichte er rasch den höchsten Turm.

"Wohin jetzt?" fragte er etwas außer Atem. Seine Wunde war wieder aufgeplatzt und begann nun an seinen Kräften zu zehren. Er musste sich beeilen. Akanu hob den Kopf und deutete mit einem seiner dürren Finger auf den Gang vor ihnen.

"Immer geradeaus, dann die Tür rechts, dann links und dann wieder nach rechts und dann..."

"Ja, ja schon gut. Halt jetzt die Klappe." Sofort verstummte Akanu und sackte wieder in sich zusammen.

Der hat Gehorsamkeit auf eine wohl etwas tragischere Weise erlernt, dachte der Wolf bei sich. Fast tat ihm der Kleine leid. Aber nur fast.

Immerhin erwies er sich als brauchbar. Ohne ihn hätte Koga längst den Überblick verloren. Bei so vielen Türen, Gängen und Abzweigungen glich dieses Schloss eher einem Irrgarten. Akanu schien sich hier jedoch gut auszukennen. Nach weiteren Wegbeschreibungen gelangten die beiden endlich in den Thronsaal. Einige Sekunden lang blieb Koga verblüfft stehen und betrachtete den Saal fast bewundernd. Eigentlich gab es nicht viel zu sehen, aber allein die Größe des Raumes schlug den Wolf in seinem Bann. Zusätzlich spürte er hier eine dunkle Ausstrahlung, die von den Wänden auszugehen schien.

Vorsichtig blickte er sich um und spannte sich automatisch an, um sich zu einem möglichen Kampf zu wappnen. Sein suchender Blick glitt durch den ganzen Raum, bis er auf einen runden Tisch hängen blieb auf dem etwas glänzte. Bei näherem betrachten erkannte Koga die silberne Klinge eines Schwertes. Ohne Vorwarnung ließ er Akanu unsanft zu Boden fallen und eilte auf den Tisch zu.

Mit einem breiten Grinsen griff er nach dem Schwert und hielt es ans Licht. Die geschmeidige Klinge funkelte.

"Na endlich. Tenseiga." flüsterte er glücklich. Er durfte jetzt keine Zeit mehr verlieren. Schnell wirbelte er herum, hastete am perplexen Akanu vorbei und prallte prompt aus etwas Weichem, wodurch er regelrecht nach hinten geschleudert wurde. Er bremste sich mit den Füßen ab und hob verwundert den Kopf. Zwei wutverzerrte rote Augen blickten ihm entgegen, die einem klobigen Dämon gehörten, dessen genaues Aussehen man nicht genau beschreiben konnte. Zum einen, weil er einfach nur wie ein Stück Fels aussah, und zum anderen, weil es zu dunkel war, um Einzelheiten erkennen zu können.

Koga knurrte drohend.

"Was willst du? Musst du vielleicht das Schwert bewachen?" Er fuchtelte mit Tenseiga durch die Luft und grinste hämisch. "Tja, dann kannst du dir jetzt frei nehmen, da ich das gute Stück mitnehmen werde." Der Dämon gab nur ein wütendes Zähnefletschen von sich und funkelte Koga hasserfüllt an. Akanu hatte sich inzwischen aufgerappelt und blickte besorge auf die Szene. Zaghaft tippte er an Kogas Bein.

"Äh... das in der Tat der Wächter Tenseigas und mit ihm ist nicht zu spaßen. Er ist nicht umsonst der Wächter dieses Schwertes." teilte er dem Wolf nervös mit.

"Na und? Ich werde trotzdem gegen ihn kämpfen müssen."

"Aber deine Verletzung..." Als ob das ein Stichwort gewesen wäre, begann die Wunde genau in diesem Moment fürchterlich an zu brennen. Koga biss die Zähne zusammen und presste seine freie Hand auf die Verletzung. Der kleine Dämon hatte recht. So konnte er nicht kämpfen.

"Und was schlägst du vor?" fragte er zerknirscht.

"Ich lenke den Wächter ab."

"Du?!" ächzte Koga. Erstaunt beäugte er den Winzling, wobei er vergeblich nach einem spöttischen Glitzern in seinen Augen suchte. Doch anscheinend meinte es Akanu tatsächlich ernst, denn er begann nun auch noch heftig zu nicken.

"Ja, ich." Koga war das ganze nicht geheuer und musterte den Dämon mit deutlichem Misstrauen.

"Wieso willst du mir eigentlich helfen? Dadurch verrätst du ja deinen eigenen Meister."

Akanu seufzte und ballte zornig die Fäuste.

"Er hat viele meines Volkes getötet und gequält. Ich als sein Diner musste auch mehr als genug erleiden. Ich will, dass er wieder dahin zurückkehrt, von wo er gekommen ist: Dem Jenseits."

Etwas beeindruckt war Koga, das musste er zugeben. Hatte Akanu vorhin so ängstlich gewirkt, dann war jetzt davon nichts mehr zu sehen. Außerdem konnte Koga ihn verstehen. Auch er hatte viele seiner Freunde durch Naraku verloren. Aber konnte er Akanu trotzdem vertrauen? Was konnte so ein kleiner Dämon schon tun? Andererseits blieb Koga nichts anderes übrig als auf ihn zu zählen. Dieses eine mal nur. So nickte er zustimmend.

"Also gut. Mach du das." Akanu lächelte ihn dankbar an, bevor er sich entschlossen seinem Gegner zuwandte. Dieser blickte weiterhin voller Hass in die Welt und unternahm seltsamerweise absolut nichts, um die beiden Eindringlinge zu vertreiben. Überhaupt war er die ganze Zeit reglos und stumm geblieben.

"Wieso hat er uns nicht längst angegriffen?" fragte Koga verwirrt. Dieser Wächter schien ja nicht gerade der Hellste zu sein.

"Er greift erst an, wenn Tenseiga den Raum verlässt." antwortete Akanu knapp. Anscheinend hatte er einige Schwierigkeiten. Er hatte sich angespannt und atmete schwer, als ob er sich fest konzentrieren würde.

"Was hast du vor?" rief Koga alarmiert. Er hatte ein ganz mieses Gefühl. Irgendetwas hatte dieser Akanu vor. Etwas, das Koga gar nicht gefiel.

"Spring aus dem Fenster, wenn ich es dir sage. Du kannst dich dann draußen an der Wand festhalten. Die Steinblöcke sind ziemlich groß und stehen etwas nach außen." erklärte der Dämon mit tonloser Stimme. Kogas Frage beachtete er gar nicht. Die ganze Zeit fixierte er seinen Gegner, der kontinuierlich knurrte.

Koga wollte widersprechen, ließ es dann aber doch bleiben. Er spürte nur allzu gut, dass es Akanu ernst meinte. Außerdem musste er Tenseiga so schnell wie möglich Sesshomaru aushändigen. Koga hatte keine Ahnung, wie lange er schon hier oben war. Wer weiß, vielleicht kam er zu spät und die Brüder lagen bereits tot am Boden.

Schweigend trat Koga zum Fenster, das eigentlich nur ein rechteckiges Loch in er Wand war, und stellte sich sprungbereit hin.

Die Augen des Wächters folgten ihm misstrauisch und das drohende Knurren wurde deutlich lauter. Akanu ließ sich nicht ablenken. Er hob nun beide Hände in Richtung des Gegners. Sie zitterten leicht, aber die Augen funkelten entschlossen und furchtlos.

"JETZT!" schrie er plötzlich aus voller Kehle. Kaum rollte der letzte Buchstabe über die Lippen des Dämons, sprang Koga schon mit einem Satz aus dem Fenster.

Hinter sich nahm er das wütende Aufheulen des Wächters wahr, welches sich gleich darauf in ein entsetztes Stöhnen verlor. Im selben Moment hörte Koga eine ohrenbetäubende Explosion, deren mächtige Druckwelle ihn fast wegschleuderte. Hastig krallte er sich in der Wand fest und zog instinktiv den Kopf ein, als Dutzende Steine auf ihn hinabregneten.

Was sollte das jetzt? Eine Explosion? Das konnte nur bedeuten, dass... Koga sog entsetzt die Luft ein, als es verstand. Dieser verrückte Kerl hatte sich selbst in die Luft gesprengt! Wer opferte sich schon freiwillig? Ungläubig schüttelte Koga den Kopf.

Wahrscheinlich war Akanus Hass auf Kagee so groß gewesen, dass er ausnahmslos alles getan hätte, um ihn loszuwerden. Mutig war er ja gewesen, das musste Koga ihm lassen. Er spürte fast Mitleid mit dem kleinen Dämon. Aber er sollte nicht umsonst gestorben sein. Nun lag es an Koga den Auftrag zu Ende zu führen.

Als der Staub sich legte und die Sicht wieder klar wurde, spähte er vorsichtig nach unten. Schon beim ersten Blick fiel ihm auf, dass die Explosion keineswegs unbemerkt geblieben war. Kagee, sowie Sesshomaru und Inuyasha, starrten verwundert zu ihm hoch und vergaßen in diesem Augenblick sogar ihren hitzigen Kampf.

Mist, dachte Koga. Die haben mich entdeckt, aber wenigstens leben die Köter noch.

Er ignorierte die Blicke und kletterte hastig nach unten. Er musste Tenseiga so schnell wie möglich Sesshomaru bringen, bevor noch etwas dazwischen kam.

Natürlich kam etwas dazwischen. Ausgerechnet Kagee war es, der als erster erkannte, was Koga da bei sich trug und was er damit vorhatte. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. Koga spürte den eisigen Blick direkt auf sich ruhen. Das veranlasste ihn dazu, noch schneller zu klettern. Er war jedoch nicht schnell genug.

Alarmiert blickte er nach hinten, als er ein hohes Zischen wahrnahm. Erschrocken schnappte er nach Luft, als er einen schwarzen Energieblitz, ähnlich der Energiepeitsche Sesshomarus, auf sich zurasen sah. Aus einem reinen Reflex heraus packte er Tenseiga fester und rief mit lauter Stimme: "Fang Sesshomaru!" Gleichzeitig warf er das Schwert mit aller Kraft nach unten, in der Hoffnung, dass seine Aufforderung angekommen war, und sprang dann hastig zur Seite. Dadurch traf ihn der Energieblitz zwar nicht mit voller Wucht, aber doch so sehr, dass er den Wolf weit davon schleuderte.

Er fiel wie ein Stein nach unten und prallte hart auf den Boden auf, wobei er sich zweimal überschlug. Schmerzerfüllt stöhnte er auf, als Steine an seiner Wunde kratzten und sich in ihr hineinbohrten. Er kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an und stemmte sich mühsam in die Höhe. Diese Wunde verheilte viel zu langsam.

Keuchend lehnte er sich an einen Felsen und lugte vorsichtig zu den Brüdern. Mal sehen, ob Akanu wirklich recht gehabt hatte, und sie nun eine Chance hätten zu gewinnen.
 

Die Brüder hatten sichtliche Probleme Kagee richtig anzugreifen. Er war einfach viel schneller als sie und schien immer genau zu wissen wann und wo einer der Brüder angreifen würde.

Inuyasha versuchte immer wieder mit Tessaiga den Bannkreis zu durchbrechen, aber er kam entweder nie nah genug an seinen Gegner heran, oder er wurde von ihm zurückgeschlagen.

Sesshomaru hatte ebenfalls Mühe Kagees gut platzierten Angriffen auszuweichen. Er versuchte mehrmals seine Energiepeitsche gegen ihn einzusetzen, hatte damit aber nicht viel Erfolg. Auch seine Giftklaue erzielte nicht die gewünschte Wirkung. Da blieb nur noch Tekejin, aber bisher hatte Sesshomaru seinen Gegner damit noch nicht verletzen können.

Schon nach einigen Minuten waren die Brüder ziemlich angeschlagen und mit ihren Kräften so gut wie am Ende.

"Was sollen wir gegen den ausrichten?" fragte Inuyasha etwas außer Atem. Sesshomaru antwortete ihm nicht. Er hätte auch nicht gewusst, was er seinem Bruder sagen sollte. Aber so schlecht ihre Lage auch war, aufgeben würde Sesshomaru niemals. Er hatte noch nie in einem Kampf kapituliert und würde es auch jetzt nicht tun.

"Ich bin zwar beeindruckt, dass ihr alle Gefahren bis hierher bestanden habt," sagte Kagee plötzlich. "aber, dass ihr nicht mehr draufhabt enttäuscht mich sehr. Seid ihr so schwach oder bin ich euch viel zu stark?" Er lachte leise, während er Schritt für Schritt auf die Brüder zuging.

"Spuck nicht so große Töne! Wir sind stärker als du denkst!" schnappte Inuyasha und funkelte Kagee wütend an. Der zeigte sich in keinster Weise beeindruckt und zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.

"Dann zeigt mir doch eure Kraft." meinte er ruhig und sprang jäh los.

Sesshomaru und Inuyasha rissen hastig ihre Schwerter hoch, aber für Kagee waren die Klingen keine Hindernisse. Als ob sie Streichhölzer wären, schlug er sie mit der bloßen Faust aus den Händen ihrer Besitzer.

Die Schwerter flogen in hohem Bogen davon und schlitterten über den Boden. Sesshomaru reagiertet daraufhin schnell. Er sprang gewandt in die Luft, schwang seine Energiepeitsche und brachte Kagee unerwartet eine blutige Schramme im Gesicht bei. Anschließend landete er elegant neben Tokejin und hob es ungerührt wieder auf.

Inuyasha hatte währenddessen mehr Probleme. Kagees heftiger Schlag hatte seinem Arm einen schmerzhaften Stich gegeben, der sich bis zur Schulter hinaufzog.

"Verdammt." murmelte der Halbdämon und rieb sich, mit zusammengebissenen Zähnen, den verwundeten Arm. Dass er aber auch immer so viel Pech haben musste. Wenigstens schien Kagee gerade von Sesshomaru abgelenkt zu werden, sodass Inuyasha Zeit hatte nach Tessaiga ausschau zu halten. Es lag nicht weit entfernt zwischen einigen Felstrümmern.

Hastig eilte er darauf zu, kam aber nicht weit. Kagee sprang rasch zu ihm und schnitt ihm geschickt den Weg ab. Inuyasha bremste scharf ab, um nicht gegen ihn zu prallen.

"Lass doch dieses stumpfe Schwert liegen." schlug sein Onkel grinsend vor. "Mal sehen, wie du ohne kämpfst, Hanyou."

Sesshomaru hatte sich inzwischen leise hinter Kagee geschlichen und deutete mit der Spitze von Tokejin auf ihn. Der Hundedämon lachte nur.

"Du kannst dich mir nicht anschleichen Sesshomaru!" rief er belustigt und drehte sich zu ihm um. Langsam hob er die Hand und wischte sich das Blut von seinerWange. "Aber vorhin hast du mich geschickt getroffen. Das wird dir jedoch nicht noch mal gelingen!"

Er knackte mit den Fingern und wollte gerade angreifen, als eine laute Explosion zu hören war. Verdutzt hielt er inne, aber auch Sesshomaru und Inuyasha blickten verwirrt zum Schloss. Am höchsten Turm stieg dichter Rauch auf und Steine bröckelten herab.

"Was..." Kagee verengte die Augen zu Schlitzen und inspizierte aufmerksam die Schlosswand. Hing da nicht jemand? Tatsächlich- als sich der Staub legte erkannte er Koga.

Der Wolf? Dachte der Schlossherr und runzelte verwundert die Stirn. Was machte der da oben?

Inuyasha und Sesshomaru hatten Koga ebenfalls entdeckt und tauschten fragende Blicke. Koga selbst sah kurz zu ihnen hinunter und fing dann an flink hinabzuklettern. Dabei entging Kagee keineswegs das helle Aufblitzen einer Schwertklinge. Tenseiga! Entsetzt riss er die Augen auf. Dieser elende Wolf hatte doch tatsächlich das Schwert bei sich.

Zornig knurrte der Schlossherr auf. Er mochte es nicht, wenn jemand seinen Kampf unterbrach und dann auch noch etwas von seinem Thronsaal stahl.

Unheilverkündend hob er die rechte Hand, aus deren Fingerspitzen ein schwarzer Energieblitz hervorschoss und direkt auf Koga zuflog.

"Pass auf!" entfuhr es Inuyasha, aber Koga hatte die Gefahr längst bemerkt. Ohne lange zu überlegen warf er Tenseiga in die Tiefe und rief etwas von "Fang Sesshomaru." Dieser verstand sofort und reagierte sogar schneller als Kagee. Er sprang an ihm vorbei, raste auf die Mauer zu und packte Tenseiga, noch bevor es auf den Boden aufschlug.

Triumphierend wirbelte er herum, fing den wütenden Blick von Kagee auf und lächelte leicht.

"Nun Kagee. Was immer du mit Tenseiga vorhattest: Jetzt ist es wieder in meinem Besitz und du wirst sehen, dass dieses Schwert mehr kann, als nur Tote wiederzubeleben." Wieso er das sagte, war ihm selbst ein Rätsel. Er spürte nur, dass Tenseiga sachte pulsierte und von einem bläulichen Schimmer umgeben war. Eine Aufforderung dazu, dass es benutzt werden wollte.

"Der Stoßzahn meines Bruders kann mir nichts anhaben." spuckte Kagee verächtlich aus, konnte seinen Worten jedoch nicht die gewünschte Sicherheit und Stärke verleihen. "Tessaiga hatte auch keine Wirkung gegen mich."

Sein Blick glitt zu dem genannten Schwert, welches immer noch zwischen den Felstrümmern lag. Inuyasha war nicht dazu gekommen es zu holen, da ihm Kagee immer noch den Weg zu seinem Ziel versperrte.

Er warf immer wieder nervöse Blicke auf Tessaiga und wurde zusehends unruhiger. Kagee blieb das nicht verborgen. Ein böses Lächeln umspielte seine Lippen.

"Du willst das Schwert wieder? Was passiert wohl, wenn du es nicht hast?"

Langsam kam er auf Inuyasha zu, darauf achtend immer zwischen ihm und Tessaiga zu bleiben.

"Na Hanyou? Was geschieht, wenn du dein geliebtes Schwert nicht hast?" Sesshomaru spannte sich an. Tu nichts unüberlegtes, Bruder. dachte er inständig.

Inuyasha schnaubte wütend und ließ seine Finger spielerisch knacken.

"Wenn ich Tessaiga nicht habe, dann zerreiße ich dich eben mit meinen Klauen!" Gleich darauf machte er sich zum Sprung bereit. Sesshomarus Gesicht verdüsterte sich.

"Nicht Inuyasha!" rief er ihm zu, aber es war bereits zu spät. Noch bevor der Halbdämon zum Angriff übergehen konnte, hatte ihn Kagee schon am Hals gepackt und schleuderte ihn weit von sich. Noch während Inuyasha durch die Luft flog, traf ihn auch noch ein schwarzer Energieblitz. Der Getroffene prallte auf den Boden und blieb stumm liegen.

Grinsend wandte sich Kagee zu Sesshomaru um.

"Hatte der nicht gerade vor mich zu ,zerreißen'?" fragte er hämisch, wobei er das letzte Wort voller Spott betonte. Sesshomau blickte ihn nur kalt an.

"Das wirst du bereuen." prophezeite er.

"Oho! Wie niedlich. Du willst also deinen Bruder rächen und mich bestrafen?" Er lachte schallend. Sesshomaru blieb ungerührt.

"Nein, nicht ich werde dich bestrafen." verbesserte Sesshomaru seinen Onkel ruhig. "Nicht ich, sondern er."

Verwirrt folgte Kagee Sesshomarus Blick. Seine Augen weiteten sich ungläubig, als er sah, wen Sesshomaeu meinte. Inuyasha war schon wieder aufgestanden und schwankte etwas hin und her. Etwas stimmte mit ihm nicht...

Kagee spannte sich unwillkürlich an, als ein irrsinniges Lachen aus Inuyashas Kehle kam. Es wirkte irgendwie hohl und seltsam verzerrt.

Als der Hanyou langsam den Kopf hob starrten zwei rote Augen Kagee hasserfüllt an.
 


 

Tja, wie wird es nun weitergehen? Wie ihr bestimmt bemerkt habt hat sich Inuyasha verwandelt. Und das gerade jetzt, wo Tenseiga endlich wieder da ist...

Das nächste Kapitel kommt leider etwas später, da ich dieses Wochenende nicht zu Hause bin. *seufz*

Das 16. Kapitel heißt dann: "Die Macht von zwei"
 

Würde mich wieder auf Kommis freuen.

Die Macht von zwei

Nach langer Zeit ist jetzt endlich ein neues Kapitel da! Viel Spaß damit. Kommis sind gern gesehen. ^^
 


 

Die Blicke des Schlossherren wanderten argwöhnisch von Inuyasha zu Sesshomaru und wieder zurück. Verwirrung spiegelte sich in seinen Augen.

"Was soll jetzt dieses Spielchen?" fragte er niemand bestimmten. Er fixierte den verwandelten Inuyasha mit kalten Augen und musterte ihn abschätzend von Kopf bis Fuß. Eines war klar: Vor ihm stand nicht länger der Hanyou von vorhin, sondern ein Dämon, oder wenigstens eine Gestalt, die Youki verströmte.

"Du hast dich also verwandelt." stellte Kagee sachlich fest und verzog seinen Mund zu einem dünnlippigen Lächeln. "Na, mir soll es nur recht sein. Dadurch bekommt der Kampf vielleicht etwas mehr Schwung. Also was ist? Greif mich an, Hanyou!" Das ließ sich Inuyasha nicht zweimal sagen. Mit einem knurrenden Schrei stieß er sich schwungvoll vom Boden ab, direkt auf Kagee zu, der sich kampfbereit anspannte. Er hatte schon gegen viele verschiedene Dämonen gekämpft und kannte ihre Art und Weise, wie sie sich in einem Kampf verhielten. Aber mit Inuyashas unkontrollierte Raserei hatte er bei weitem nicht gerechnet. Der Halbdämon war für seine Verhältnisse erstaunlich schnell und verpasste Kagee einen derart heftigen Schlag, dass dieser überrascht aufkeuchte und ein Stück nach hinten rutschte.

"Was..." zu weiteren Äußerungen kam er nicht, denn Inuyasha hatte nicht die Absicht ihm eine Atempause zu gönnen und griff sofort wieder an. Seine Klauen fuhren auf Kagee nieder, zerfetzten seine Kleidung, zerkratzten seine Haut.

Kagee schnaubte wütend. Erfolglos versuchte er Inuyasha von sich zu stoßen, aber der war nicht zu bremsen. Immer wieder hieb er auf seinen Gegner ein, sprang zurück und wieder vor, schlug mit beiden Klauen zu. Die Schläge prasselten nur so herab. Trotzdem hatte für Inuyasha die Glückssträhne bald ein Ende. Nach der ersten Attacken- Salve hatte Kagee seine Überraschung soweit überwunden, dass er Inuyasha erstmals zurückdrängen konnte. Davon ließ sich der Halbdämon nicht beirren. Aufs Neue griff er Kagee an und war so sehr in seiner blinden Zerstörungswut gefangen, dass er nicht einmal merkte, wie Kagee nun seinerseits die Krallen einsetzte. Er schlug damit Inuyasha immer wieder zurück, verletzte ihn, aber der Halbdämon ließ sich nicht aufhalten. Er gab nicht einmal einen Schmerzenslaut von sich.

"Was ist denn mit dem los?" rief Kagee verärgert, als er Inuyasha erneut von sich wegstieß. Der Getroffene flog quer durch die Luft, fing sich mit der rechten Hand geschickt vom Boden ab und schnellte wieder auf Kagee zu. Die Augen des Halbdämons hatten einen fiebrigen Glanz und leuchteten wie im Wahn.

"Ich habe dir doch gesagt, dass du es bereuen wirst." wiederholte Sesshomaru seine Worte mit leisem Unmut. Er stand etwas abseits, damit ihn sein wahnsinnig gewordener Bruder nicht angriff. Mit finsterer Miene beobachtete er den Kampf, wobei sich sein Gesicht zunehmend verfinsterte. Das alles entwickelte sich gar nicht nach seinen Vorstellungen. Inuyasha in Dämonenform war zwar stärker, aber er konnte seine Kräfte nicht klug einsetzten und war somit wieder im Nachteil. Er musste wieder Tessaiga in die Hände bekommen. Beim Gedanken an das Schwert huschten Sesshomarus Augen zu dem Haufen Felstrümmern, wo er das Schwert vermutete. Und tatsächlich- zwischen den schwarzen Steinen nahm er das helle Funkeln einer Klinge wahr. Aber wie sollte er Inuyasha das Schwert bringen? Anfassen konnte er es nicht, also musste er seinen Bruder irgendwie hinlocken und ihn dazu bringen Tessaiga aufzuheben.

"Du bist ja schon blutbeschmiert, Hanyou! Gib endlich auf!" rief Kagee in diesem Moment und lenkte Sesshomarus Aufmerksamkeit wieder auf den Kampf.

Mittlerweile hatte Kagee die Oberhand gewonnen und ein sieggewisses Lächeln huschte über sein eingefallenes Gesicht. Inuyasha stand etwas keuchend vor ihm. Er bot einen erbärmlichen Anblick. Seine Kleider hingen in Fetzten und frisches dunkles Blut klebte an ihnen. Kagee war allerdings auch nicht gerade unverletzt. Inuyashas dämonische Kräfte hatten ebenso ihre Spuren hinterlassen. Zwar blutete Kagee nicht so stark, da sein toter Körper teilweise dazu nicht fähig war, aber man sah deutlich, dass er ebenfalls einige schwere Verletzungen hatte.

Inuyasha schnaubte und schwankte etwas hin und her, machte jedoch keine Anstalten Kagees Forderung nachzugehen, falls er überhaupt seine Worte aufgenommen und verstanden hatte. Er hob nur den Kopf und versetze seinem Onkel einen vernichtenden Blick, den dieser ungerührt erwiderte. Dass es dieser Halbdämon wagte ihn so anzusehen...

Ein hohes und wahnwitziges Lachen drang plötzlich aus Inuyashas Kehle, das Kagee unwillkürlich dazu brachte, sich anzuspannen. Dieses verzerrte Lachen passte so gar nicht zu dem sonst so impulsiven und etwas naiven Hanyou. Langsam hob er seine blutbeschmierte Klaue und ließ spielerisch die Knöchel knacken. Gierig taumelte er auf Kagee zu, bereit ihn zu zerreißen.

"Du dummer Hund." war Kagees einziger kühler Kommentar. Er hob seine rechte Hand, in der sich rasch ein schwarzer Energieblitz formte. Er knisterte und zischte in der blassen Handfläche. Als er groß genug war, schleuderte ihn Kagee mit aller Kraft gegen Inuyaha, der sich der Gefahr nicht bewusst war. Unbeirrt ging er weiter, behielt sein Ziel ganz genau im Auge und beachtete alles andere gar nicht. Der Energieblitz schwirrte pfeifend auf sein Opfer zu und hätte es mit Sicherheit in hundert Stücke zerrissen, wenn nicht etwas anderes Inuyasha zur Seite geschleudert hätte.

Abermals flog der Hanyou durch die Luft und prallte etwas unsanft am Boden auf. Zornfunkelnd stand er sofort wieder auf und warf dem Störenfried einen giftigen Blick zu. Auch Kagees Kopf war nach hinten geruckt, um zu sehen wer ihn hier so unhöflich in seinem Kampf unterbrach. Sein Blick fiel auf Sesshomaru, der gerade seine gelbe Energiepeitsche wieder einzog, mit der er Inuyasha weggestoßen hatte. Anmutig landete er neben einigen Felstrümmern. Kagee beachtete er gar nicht. Er konzentrierte sich viel mehr auf seinen Bruder und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. Inuyasha seinerseits starrte ihn wie ein hungriges Raubtier an. Leise begann er zu knurren, während er die spitzen Zähne fletschte.

"Du eilst ihm zu Hilfe?" höhnte Kagee. "Obwohl er allem Anschein nach ein denkunfähiges Monster geworden ist?" Sesshomaru schwieg. Der Schlossherr spuckte verächtlich zu Boden. Nach wie vor hielten diese törichten Hundebrüder also zusammen. Er wollte gerade eine gehässige Bemerkung hinzufügen, als Inuyasha jäh aufschrie und blind vor Wut auf Sesshomaru zulief. Kagee vergaß sofort seinen Missmut und beobachtete begeistert die Szene, die sich ihm nun bot.

"Na, das ist doch mal was Amüsantes. Bruder gegen Bruder." Erwartungsvoll blickte er von einem zum anderen. Vielleicht würde er jetzt doch noch seinen Spaß bekommen. Auf jeden Fall versprach es spannend zu werden, wenn beide Brüder aufeinander losgingen.

Sesshomaru zeigte sich völlig unerschrocken und blieb vollkommen gelassen. Er zog, fast gemächlich, Tokejin aus der Scheide und hielt die Klinge schräg vor sich hin. Inuyasha beachtete dieses Hindernis gar nicht und spreizte ungerührt seine blutigen Finger. Als er nur noch einen knappen Meter von Sesshomaru entfernt war, riss er den Arm hoch, um einen kraftvollen Schlag auszuführen, aber dazu kam er nicht mehr. Überrascht schrie er auf, als Tokejins Druckwelle ihn heftig nach hinten drückte. Abermals schlitterte der Halbdämon nach hinten und rollte über den Boden davon. Benommen schüttelte er den Kopf und versuchte sich sogleich wieder aufzurichten. Sesshomaru jedoch schien sich nicht mehr für ihn zu interessieren.

Er ignorierte Inuyasha, wirbelte herum und sprang direkt auf Kagee zu, der ihn verständnislos anblinzelte. Was sollte das jetzt? Hatte er seine Taktik geändert? Stirnrunzelnd beobachtete Kagee den näher kommenden Sesshomaru. Es sah ganz danach aus, als ob er nicht weiter gegen seinen Bruder kämpfen wollte. Das gefiel dem Schlossherren gar nicht. Er war es gewohnt, dass andere nach seiner Pfeife tanzten, aber Sesshomaru schien sich nicht so leicht beeinflussen zu lassen.

Plötzlich fiel Kagees Blick auf das Schwert, welches Sesshomaru nun in der Hand hielt, und stutzte. Es handelte sich nicht länger um Tokejin. Unbemerkt hatte Sesshomaru sein erstes Schwert mit Tenseiga umgetauscht. Aber wie war das möglich? Kagee hatte das überhaupt nicht bemerkt. Normalerweise entging seinen Augen nichts. Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können? Alles deutete darauf hin, dass er seinen Enkel wohl unterschätzt hatte. Und das nicht nur ein bisschen.

Sesshomaru landete nun dicht vor seinem erstarrten Onkel. Ohne zu zögern schlug er mit dem blau leuchtenden Schwert direkt neben Kagee ein. Die Klinge verfehlte nur ganz knapp Kagees Körper. Er spürte sogar den scharfen Luftzug, der sein seidenes Gewand flattern ließ. Ansonsten passierte absolut nichts.

Im ersten Moment starrte der Schlossherr vollkommen konsterniert in die goldgelben Augen Sesshomarus. Offensichtlich mangelte es ihm an Treffsicherheit, oder was sollte diese lächerliche Aktion gerade? Rasch gewann Kagee sein Selbstvertrauen wieder zurück und begann leise zu lachen. Nie im Leben hätte er sich so etwas von Sesshomaru erwartet. Immerhin hatte er die ganze Zeit so groß getan und das sollte jetzt seine Stärke sein?

"Du bist wohl etwas außer Übu..." Der Rest blieb ihm buchstäblich im Halse stecken. Entsetzt keuchte er jäh auf und stolperte unbeholfen einige Schritte zurück. Seine Augen quollen ihm ungläubig aus den Höhlen, während er seinem Gegenüber einen, von Panik gekennzeichneten Blick, zuwarf. Ein durch und durch grauenvolles Gefühl schwappte wie eine kalte Welle über ihn her.

Leben.

Leben durchflutete ihn, wärmte seine kalten Glieder auf, löste den trüben Schleier von seinen toten Augen und vertrieb die blasse Farbe aus seinem Gesicht.

Für andere wäre dieses Gefühl wahrscheinlich ein wertvolles Geschenk gewesen. Wer wollte schließlich nicht leben? Aber für Kagee war es das reine Grauen. Sein Gesicht verzerrte sich vor Abscheu. Dunkelrotes Blut floss nun aus seinen zahlreichen Wunden, die Inuyasha ihm beigebracht hatte. Sprachlos betrachtete er seine Hände, fühlte den sachten Herzschlag in seiner Brust.

Dann passierte es. Von einem Wimpernschlag auf den anderen verblasste Kagees Sicht. Ein dunkler Vorhang legte sich über seine Augen, ließ ihn nichts als Finsternis sehen. Das einzige, das er wahrnahm, waren wirre Erinnerungsfetzen, die ungeordnet vor seinem inneren Auge abzogen. Sie flogen bunt durcheinander, zeigten Bilder aus seiner Vergangenheit, die teilweise gar keinen Sinn ergaben. Einige von ihnen nahmen Gestalt an, wurden immer größer und schärfer, bis Kagee erkennen konnte, was sich hinter ihnen verbarg...
 

Er sah sich selbst und seinen, um fünf Jahre jüngeren Bruder, auf einer großen Wiese. Es war wohl Frühling, da das Gras ein zartes Grün aufwies und hier und dort bereits einige Blumen schüchtern den Kopf aus der Erde steckten.

Die Brüder gingen friedlich nebeneinander her und sogen den erfrischenden Morgenduft ein. Für Menschen mochten sie wie zwei Jugendliche aussehen, obwohl sie in Wirklichkeit schon an die hundert Jahre alt waren. Beide trugen edle Kleider, an denen man deutlich erkannte, dass sie aus einem vornehmen Haus stammten.

Auf einem Hügel machten die beiden halt und blickten in die Talsenke hinab, die sich wie ein grüner Teppich unter ihnen ausbreitete. Unmittelbar am Fuß eines Berges schmiegte sich ein kleines Dorf an den grauen Fels. Begeistert richtete der Jüngere der Brüder seinen Blick darauf.

"Sie mal ein Dorf! Ich würde da gerne mal hingehen und es auskundschaften."

"Ts. Wozu denn? Willst du wieder irgendwelchen Menschen helfen? Vergiss es, klar? Vater sieht es eh nicht gern, dass du dich immer bei diesem schwächlichen Gewürm aufhältst."

"Sie sind nicht so schwach wie du denkst! Wenn du einmal mit mir kommen würdest, dann könntest du sehen, dass Menschen zu sehr viel fähig sind."

Der Ältere schnaubte nur und drehte sich abrupt weg.

"Vater hat es nicht gern, wenn du zu ihnen gehst." wiederholte er kühl.

"Er hat es auch nicht gern, wenn du jeden von ihnen umbringst!" entgegnete der Jüngere trotzig. Kagee schüttelte nur den Kopf und sagte nichts mehr. Eigentlich kam er recht gut mit seinem Bruder aus, aber seine seltsame Zuneigung zu den Menschen, und allen schwächeren Geschöpfen, widerte ihn an. Eines Tages würde das noch schwere Folgen haben....
 

Ja, Kagee hatte nichts gegen seinen Bruder gehabt, bis etwas passierte, das alles verändern sollte. Ein schwerer Schicksalsschlag, der Kagees Leben vollkommen verändern sollte.

Die Erinnerung daran drang fast gewaltsam in Kagees Kopf. Er wollte sie nicht sehen, aber er konnte sich nicht davon abwenden, er konnte sich nicht bewegen. So war er gezwungen alles mit anzusehen und diesen grauenhaften Tag noch einmal zu durchleben.
 

Er sah wieder sich selbst in einem großen Saal. Diesmal stand er vor seinem Vater, das Haupt demütig gesenkt. Er war nun älter, schon fast erwachsen. Sein Vater blickte mit finsterer Miene auf ihn herab und sein Zornverzerrtes Gesicht kündigte Unheil an.

"Kagee, du hast mich schwer enttäuscht." sagte er vorwurfsvoll. "Du hast zum wiederholten Male ein Menschendorf angegriffen und alle die dort lebten getötet. Du bist, nein warst, mein zukünftiger Erbe! Deine Aufgabe wäre es dein Land zu beschützen, aber du tust genau das Gegenteil! Warum Kagee. Warum?"

Der Angesprochene warf stolz seinen Kopf in den Nacken und blickte seinem Vater direkt in die Augen.

"Einer von diesem Menschenpack hat mich provoziert, Vater. Du willst doch nicht, dass ich den Menschen so nachlaufe, wie mein Bruder es tut. Das ist erniedrigend!"

"Dein Bruder weiß wenigstens, wie er sein Volk behandeln soll. Ich verlange nicht, dass du mit den Menschen Freundschaft schließt, aber wenigstens Frieden. Dazu solltest du imstande sein. Außerdem bedrohst du nicht nur die Menschen, sondern auch alle anderen Lebewesen, die dir zu nahe kommen. Mir scheint du tötest nur aus Lust und Vergnügen. Und was sollte dieser Angriff auf ein Mitglied unseres benachbarten Clans letzte Nacht? Weißt du nicht, dass es nur eines kleinen Funken bedarf um einen Kampf zwischen beiden Sippen zu entfachen? Willst du deine ganze Familie ins Verderben reißen? Du weißt genau, dass wir zur Zeit genug Probleme haben. Den Angriff eines ganzen Clans wird uns schwere Verluste bringen."

"Einer von diesem Pack hat mich angegriffen Vater. Ich habe es ihnen nur heimgezahlt."

"Aber denkst du nicht an deine eigenen Leute? Der andere Clan ist viel größer als unserer. Wir haben schon zu viele Krieger verloren. Noch ein Angriff und..." Er brauchte nicht weiter zu sprechen, um zu verdeutlichen, was dann geschehen würde. Aber Kagee ließ das völlig kalt. Er zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und schwieg.

Kagees Vater seufzte tief. So war das also. Was hatte er mit seinem Sohn bloß falsch gemacht? Was hatte ihn nur so verdorben?

"Ich verstehe Kagee." sagte er nun. War seine Stimme bisher ruhig, ja fast sanft geblieben, so war sie nun hart und ohne jegliche Gefühle. Überrascht blinzelte Kagee seinen Vater an. "Ich verstehe." Wiederholte der große Hundedämon. "Nun, wenn das so ist, dann bleibt mir nichts anderes übrig als dich zu verbannen, mein Sohn und mein Erbe an deinen Bruder zu übergeben."

"WAS?!" Ungläubig starrte Kagee seinen Vater an und versuchte diese Worte irgendwie zu verdauen. Das meinte er doch nicht im Ernst! Sein elender Bruder sollte das ganze Erbe bekommen? Er allein? Dieser.... dieser jämmerliche Menschenfreund?

"Nein." flüsterte Kagee.

"Oh doch. Deine Vergehen, die du begangen hast sind zu zahlreich. Sie sind nicht wieder gut zu machen. Du wirst aus der Familie verbannt und ich will dich hier nicht wieder sehen, hörst du?" Kagee ballte wütend die Fäuste und funkelte seinen Vater voller Verachtung an.

Ohne noch ein Wort zu sagen stürmte er aus dem Saal. Draußen vor dem Schloss stieß er mit seinem Bruder zusammen.

"He Kagee, pass doch auf! Was... wo willst du hin?"

"Lass mich in Ruhe!" fauchte Kagee seinen Bruder an, der ihn am Arm zurückzuhalten versuchte. Fast gewaltsam riss er sich von ihm los und knurrte ihn wütend an.

"Du bist an allem Schuld!" rief er. Seine Stimme überschlug sich fast vor Wut. "Du hast mich um mein Erbe gebracht! Du warst schon immer Vaters Liebling, weil du dich ständig um andere sorgst und jeden beschützen willst!"

"Aber..."

"Das wirst du eines Tages bereuen. Du wirst schon sehen. UND SIEH MICH NICHT SO AN!" schrie er, da sein kleiner Bruder ihn mitleidvoll anblickte. Diesen Blick hasste Kagee zutiefst. Wieso musste ihn sein missratener Bruder immerzu provozieren? Wieso war er immer besser in allem, als er, Kagee, der ältere der beiden? Wieso gelang ihm immer alles mit so großer Leichtigkeit, während Kagee darum kämpfen musste, um seine Ziele zu erreichen?

Schnaubend wirbelte Kagee herum und ließ seinen Bruder einfach stehen. Eines war sicher: Er würde es seinem Bruder niemals verzeihen, dass er das Erbe bekommen hatte. Das würde er nicht einfach auf sich ruhen lassen. Dafür würde er schon sorgen. Ganz bestimmt.
 

Eine weitere Erinnerung drängte sich nun vor. Sie zeigte den harten Kampf, den der jüngere Bruder mit Ryukossei abzog. Zum Schluss konnte der Drache nur gebannt werden und sein Gegner trug schwere Verletzungen davon.

Kagee dachte schon voller Vorfreude daran, dass sein Bruder in diesem Zustand nicht mehr lange durchhalten würde. Endlich würde er ihn dann los sein. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Bruder mehr als nur sehr zäh war. Überrascht bemerkte Kagee, dass er doch tatsächlich einem elenden Menschenweib zu Hilfe eilte. Er hatte sogar noch die Kraft gegen einen so genannten Takenmaru zu kämpfen.

Missmutig beobachtete er den hitzigen Kampf der beiden. Sein Bruder konnte ihn einfach nicht überleben. Mit seinen Verletzungen war das beinahe unmöglich. Aber eben nur beinahe. Nachdem er Takenmaru besiegt hatte, wirbelte er mit einer plötzlichen Bewegung herum und starrte seinen Bruder mit einem Ausdruck der Verzweiflung an. Sein Blick war vor Schmerz und Erschöpfung eingefallen, aber ein brennender Ausdruck lag in seinen Augen.

"Kagee..." flüsterte er heiser. "Du hast das alles eingefädelt. Warum hast du mich verraten, deinen einzigen Bruder?" Kagee schritt aus seinem Versteck heraus, ging gemächlich auf den schwer Verletzten zu und grinste ihn hämisch an.

"Seit meiner Verbannung verachte ich dich nur mehr. Aber jetzt krepierst du allmählich und dein Erbe gehört endlich mir."

"Nein, das stimmt nicht." entgegnete sein Bruder mit schwacher Stimme. Er taumelte etwas, aber hielt Kagees Blick weiterhin stand. Der Ältere blickte ihn einige Sekunden fragend an. Dann verstand er und sein Grinsen wurde noch breiter.

"Ah, ich verstehe. Du meinst, dass dein Sohn, Sesshomaru, alles bekommen soll und mir das Erbe somit gar nicht zusteht? Nun, dieses Problem ist schnell beseitigt. Ich werde meinem Enkel gleich einen kleinen Besuch abstatten..." Der Jüngere Bruder zuckte bei diesen Worten erschrocken zusammen und stöhnte qualvoll auf. Er musste seinen Sohn beschützen, koste es was es wolle. Dazu gab es jedoch nur eine einzige Möglichkeit... Mit neu gewonnener Kraft riss er Souunga aus der Scheide und richtete die Klinge gegen seinen Bruder.

"Du wirst meiner Familie nichts zu Leide tun Kagee! Wenn ich sterbe reiße ich dich mit in den Tod!" Nach diesen Worten wurde Kagee von einem gleißenden Licht eingehüllt. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn und es wurde dunkel um ihn...
 

Keuchend öffnete Kagee seine müden Augen. Der schwarze Vorhang fiel von ihm ab, vertrieb diese schrecklichen Erinnerungen aus seinem Geist. Das erste, was er sah, war die karge steinige Landschaft vor ihm. Es konnten nur Sekunden vergangen sein, da Sesshomaru immer noch vor ihm stand und ihn ausdruckslos anstarrte.

Kagee brachte kein Wort heraus. Er fühlte sich völlig ausgelaugt und kraftlos. Am ganzen Körper zitternd sank er auf den Boden. Er nahm es nicht mehr wahr, dass sich Sesshomaru langsam von ihm entfernte. Überhaupt kam ihm alles plötzlich seltsam irreal vor, als ob er das hier gar nicht miterleben würde.

Nachdem sein Bruder ihn mit Souunga besiegt hatte, war er nicht wirklich gestorben. Souunga war ein Schwert, welches lebende Tote, Zombies, hervorbrachte. Kagee musste wohl auch einer von ihnen gewesen sein. Ganz genau wusste er das nicht, da sein Bruder ihn zusätzlich gebannt hatte, sodass er nicht mehr erwacht war. Aber vor ungefähr einer Woche war dieser Bann von ihm genommen worden. Er erinnerte sich an eine Erschütterung, an ein helles Licht und im nächsten Moment lag er auf einer Wiese im Reich der Harpyien.

Die Erschütterung musste wohl ein Erdbeben gewesen sein, das ihn aus seinem Grab katapultiert hatte.

Kaum war sich Kagee bewusst, dass er wieder im Reich der Lebenden weilte, hatte er zwei Ausstrahlungen gespürt, die sich so ähnlich wie die seines Bruders angefühlt hatten. Eine größere und eine kleinere. Gleich darauf hatte er begonnen einen Plan auszuhecken, um die zwei zu sich zu locken. Er hatte das Gebiet der Harpyien in Besitz genommen und die nervenden Vögel vertrieben. Alles war perfekt gelaufen, aber jetzt...

Jetzt kam ihm sein Dasein merkwürdig sinnlos vor. Er hatte das Gefühl von innen zerfressen zu werden. War es das ungewöhnliche Gefühl wieder am Leben zu sein, das ihn so niederschmetterte? Die Antwort darauf blieb ihm verborgen.

Er wusste nur eines: Was mit ihm nun passieren würde war ihm vollkommen egal...
 

Sesshomaru wandte sich zufrieden von Kagee ab. Der Schlossherr hatte einen sichtlichen Schock erlitten wieder am Leben zu sein. Sesshomaru hätte sich nicht erwartet, dass ihn das so erschüttern würde. Der Ausdruck in den Augen seines Onkels war beinahe furchterregend gewesen. Seltsam.

Es kam ihm so vor, als ob er etwas gesehen hätte, das ihn zutiefst bestürzen würde...

Doch im Moment hatte Sesshomaru ein ganz anderes Problem: Inuyasha. Jetzt, da Kagee für eine Weile außer Gefecht gesetzt war, musste noch der Halbdämon auf Vordermann gebracht werden.

Inuyasha war in der Zwischenzeit wieder aufgestanden und knurrte drohend, als sein kalter Blick auf Sesshomaru fiel. Man sah deutlich, dass er müde war, aber das Dämonenblut kochte in ihm und zwang ihn weiter zu kämpfen. Inuyasha schrie gequält auf und stürmte gleich darauf auf seinen Bruder zu, der geschwind in die Luft sprang. Mit einer schnellen Bewegung packte Sesshomaru sein Fell und ließ das lange Ende auf Inuyasha zuschnellen. Der Hanyou wurde eingewickelt und bewegungsunfähig gemacht. Voller Zorn versuchte er sich zu befreien. Er biss wie wahnsinnig in das weiche Fell und keifte ununterbrochen.

Ungerührt schwenkte Sesshomaru sein Fell nach links und schleuderte Inuyasha zielsicher gegen einige Felstrümmer. Der Hanyou prallte an ihnen ab und verkeilte sich zwischen einigen Steinen. Er knurrte wütend und versuchte sich sofort aufzurichten, als er abrupt innehielt. Sein Arm streifte zufällig Tessaigas Griff, welches unter ihm lag. Für einen kurzen Moment wurden seine Augen wieder klar und goldbraun. Bevor man sich jedoch dessen vergewissern konnte, erhielten sie wieder ihr dämonisches Antlitz. Trotzdem- diese flüchtige Berührung mit Tessaiga genügte, um Inuyasha wieder zur Vernunft zu bringen.

Er stöhnte kurz auf, als sein Schwert sachte zu pulsieren begann und ihn dazu aufforderte es anzufassen. Mit einer unglaublichen Willensanstrengung drehte sich der Hanyou um und blickte verschwommen auf sein Schwert hinab. Langsam streckte er die Hand aus, näherte sich dem zerschlissenen Griff und packte ihn unnötig heftig.

"Ah..." Erleichtert seufzte der Hanyou auf, als er spürte wie er sich zurückverwandelte. Ächzend rappelte sich auf die Beine. Erschöpft blickte sich um.

Zum Glück waren keine Menschen in der Nähe gewesen. Die hätten seine blinde Raserei bestimmt nicht überlebt. Dafür war einer anscheinend quicklebendig, im wahrsten Sinne des Wortes. Inuyasha sackte in sich zusammen, als er Kagee am Boden hocken sah. Er hatte ihn in seiner Dämonen Form nicht besiegen können? Das hieß der Kampf ging weiter, aber Inuyasha war so müde... Er war sich gar nicht sicher, ob er das noch lange durchhalten würde.

"Rasch Inuyasha! Wie müssen Kagee besiegen bevor er wieder zu sich kommt." erklang plötzlich Sesshomarus Stimme in seiner Nähe. Inuyasha sah zur Seite und erkannte seinen Bruder rechts von sich. Er hielt immer noch Tenseiga in der Hand und forderte Inuyasha mit einer Geste auf, Tessaiga zu aktivieren. Sofort ging der Hanyou dem nach und hob kampfbereit sein breites Schwert.

"Was hat er denn?" fragte er, während er Kagee fast angeekelt musterte. Der Schlossherr hatte das Gesicht in den Händen verborgen und verhielt sich vollkommen reglos.

"Ich habe ihn mit Tenseiga wieder belebt. Seitdem befindet er sich in einem geistig gestörten Zustand. Das müssen wir ausnutzen." Eigentlich hatte er vorgehabt mit Tokejin zu kämpfen, aber irgendwie spürte er, dass Tenseiga für diese Aufgabe geeigneter war.

"Wie greifen zusammen an." sagte er. Inuyasha nickte zustimmend und fragte sich gleichzeitig, woher Sesshomaru die Gewissheit nahm, dass es diesmal klappen würde. Aber auch er spürte ein seltsames warmes Gefühl und Tessaiga fühlte sich anders an als sonst. Eine mächtige Kraft strömte durch das Schwert und wartete nur darauf freigelassen zu werden. Die Kraft seines Vaters.

Auch Sesshomaru hatte eine ähnliche Empfindung. Noch nie fühlte er sich so sehr mit Tenseiga verbunden. Das Schwert, welches er so sehr verachtete und abwies. Nun aber, kam es ihm so vor, als ob es selbstverständlich wäre mit Tenseiga zu kämpfen- als ob er noch nie ein anderes Schwert benutzt hätte.

Wie auf einen stummen Befehl hin sprangen beide Brüder unvermittelt auf Kagee zu, der schweigend auf dem kalten Boden sitzen blieb und die tödliche Gefahr nicht bemerkte.

"Kaze no Kizu!" rief der Hanyou mit kraftvoller Stimme. Sesshomaru schwang ebenfalls, aus einem reinen Impuls heraus, sein Schwert. Eine blaue Energiewelle rauschte auf Inuyashas Kaze no Kizu zu. Beide Energien verschmolzen knisternd zu einer leuchtenden Kugel, die nun rasend schnell auf Kagee zuwirbelte.

Erst jetzt hob der Schlossherr den Kopf und blickte mit ausdruckslosem Gesicht seinem Tod entgegen. In seinen Augen trat ein fast verzeihender Ausdruck. Schließlich glitt ein trauriges Lächeln über Kagees Gesicht. Es war kein hasserfülltes oder verachtendes Lächeln. Es war das endgültige Lächeln eines Wesens, das ganz genau wusste bald zu sterben und sich sogar danach sehnte. Ergeben senkte Kagee seinen Kopf und wartete auf den Aufprall der Energiewelle.

Die beiden haben wirklich gute Arbeit geleistet, dachte er bitter. Ich hätte sie gerne etwas besser kennen gelernt. Sie scheinen sehr stark zu sein. Und mutig. Sie kommen genau nach meinem Bruder.

Genau in diesem Moment erreichte die gemeinsame Attacke von Sesshomaru und Inuyasha den Schlossherrn, hüllte ihn ein und riss ihn vollkommen auseinander.

Verzeih mir Bruder... War der letzte Gedanke von Kagee.
 

"Ist es endlich vorbei?" fragte Inuyasha matt.

"Ja."

Erleichtert ließ sich der Hanyou zu Boden gleiten und steckte Tessaiga in die Scheide zurück. Endlich hatte dieser Alptraum ein Ende. Endlich konnte er seine Freunde wieder sehen und vor allem Kagome in die Arme schließen. Glücklich lächelte er bei dieser Vorstellung. Er würde seinen Freunden jede Menge zu erzählen haben. Ob sie ihm das alles auch glauben würden? Wenn Inuyasha jetzt an das Erlebte zurückdachte, konnte er es selbst kaum fassen, alles überstanden zu haben.

"Er hat uns geholfen." sagte Sesshomaru plötzlich. Verwirrt hob Inuyasha den Kopf und blinzelte seinen Bruder fragend an.

"Wer?"

"Vater. Es war seine Energie, die in Tenseiga und Tessaiga innewohnte. Wir haben sie nur freigesetzt. Er hat uns auf diese Weise beschützt."

Inuyasha schwieg. So musste es wohl gewesen sein. Das würde dann auch dieses seltsam vertraute Gefühl beschreiben, das er verspürt hatte, als er sein Tessaiga aktivierte. Das war also das zweite Mal, dass ihr Vater den eigenen Bruder besiegt hatte.

Inuyasha war froh, dass ihm und Sesshomaru nicht das gleiche widerfahren war. Sie hatten sich zwar verachtet, aber nun schien sogar das in den Hintergrund getreten zu sein... Inuyasha musste ganz ehrlich zugeben, dass sie ein gutes Team waren. Seufzend lehnte er sich gegen einen kleinen Felsen und beobachtete einen zerrissenen Kleidungsfetzen, das einzige Überbleibsel Kagees, der vom Wind sanft davongetragen wurde.
 


 

Der Kampf ist zu Ende und diese FF wird es auch bald sein, denn das nächste Kapitel ist voraussichtlich das letzte.

Tja leider muss diese FF auch bald mal ein Ende haben. So kann ich mich dann auch mehr meiner anderen Inuyasha FF widmen. ^.^

Die Kraft Tenseigas

Das letzte Kapitel dieser FF ist endlich da. Ich hoffe, dass euch dieses Ende gefällt. ^^

Viel Spaß beim Lesen!
 


 

Die seltsamen toten Dämpfe entwichen allmählich aus dem verwüsteten Land und hier und da begann sich schüchtern etwas zu regen. Die Luft frischte auf, brachte den salzigen Geruch des Meeres mit sich. Man konnte es zwar noch nicht sehen, aber das Leben kehrte allmählich zurück. Schon nach einigen Wochen würden hier wieder Gräser sprießen und Monate später bedeckte das junge Grün vielleicht schon den spröden Boden. Die Natur würde lange brauchen, um sich zu erholen.

Noch war es totenstill auf dem zerstörten Land. Nur ein angenehmes Rauschen brach diese unnatürliche Ruhe. Es war ein mächtiges taktvolles Geräusch, das immer mehr zu einem vollen Brausen anschwoll. Kleine Punkte tauchten am Himmel auf. Sie kamen rasch näher und bald konnte man sie als riesige Vögel identifizieren, fünf an der Zahl. Ihre breiten Schwingen glänzten in einem milden braun und der Wind spielte mit den geschmeidigen Federn. Die Augen der Vögel waren so scharf, dass sie selbst Fische tief im Wasser erkennen konnten. Im Augenblick waren sie auf den Boden gerichtet- sie suchten nicht das Wasser, sondern das Land ab. Aufmerksam glitten die gelben Augen über den trockenen Boden, nahmen jede Bewegung wahr. Sie schienen etwas zu suchen.

Als sie schon weit in das Landesinnere vorgedrungen waren, fanden sie endlich ihr Ziel. Einer der Vögel stieß einen befehlenden Schrei aus, woraufhin sich alle anderen leicht zur Seite neigten und auf die Erde hinab flogen, genau auf zwei Gestalten zu.
 

Sesshomaru und Inuyasha hoben mit einem Ruck die Köpfe, als sie das Flügelrauschen wahrnahmen. Der Ältere hob verwundert die Stirn in Falten, als er gleich darauf die Harpyien erkannte, während Inuyasha gereizt aufstöhnte.

"Nicht schon wieder dieses Pack! Diesmal aber werde ich diesem Federvieh die Zungen rausschneiden wenn sie wieder was Unverschämtes sagen." Angriffsbereit legte er die Hand an den Schwertgriff. Sesshomaru antwortete nichts darauf. Er behielt die Vögel weiterhin aufmerksam im Auge. Die Harpyien landeten sanft auf den Boden, wirbelten nur ganz wenig Staub auf, und verwandelten sich in ihre menschlichen Gestalten zurück. Die Brüder erkannten sofort die Anführerin Payia. Anmutig schaute sie Sesshomaru in die Augen und warf auch Inuyasha einen kurzen Blick zu. Verwirrt blinzelte Inuyasha sie an. Die Verachtung vom letzten Mal war aus Payias Augen gewichen. Stattdessen bedachte sie den Hanyou mit einem respektvollen und anerkennenden Blick.

"Wir konnten es kaum glauben." eröffnete sie das Gespräch. Obwohl Dämonen stets ihre Gefühle verbergen, erkannte man bei der stolzen Harpyien Anführerin dennoch eine große Erleichterung und ein gewisses Freudengefühl. "Seit ihr zwei aufgebrochen seid, um Kagee zu bezwingen, haben wir immer seine dämonische Aura beobachtet. Zuerst dachten wir, dass wir uns irrten, als sie plötzlich verschwunden war, aber..." Sie machte eine Pause und ließ ihren Blick langsam über das flache Land kreisen, wobei ihre Augen in einem zufriedenen Glanz leuchteten. Sie erblickte zwar überall eine große Zerstörung, aber sie hatte endlich wieder ihr Reich zurück. Nach und nach würde es sich regenerieren und so prächtig sein wie zuvor. "Aber er ist tatsächlich nicht mehr da. Ihr habt es wirklich geschafft." Sie wandte sich wieder den Brüdern zu und blickte sie dankbar an. Im ersten Moment wussten die beiden nicht was sie sagen sollten. Inuyasha war viel zu perplex, um überhaupt nur einen Laut hervorzubringen. Ungläubig starrte er Payia an, die ihn auf einmal nicht mehr als etwas Niederes betrachtete. Seine Hand glitt von Tessaigas Griff, ohne, dass er etwas davon merkte.

Sesshomaru räusperte sich nach einer Weile leicht.

"Wir haben nur das getan, wozu wir hergekommen sind." meinte er recht kühl.

"Ja, ja natürlich, aber wir stehen trotzdem in Eurer Schuld, Lord Sesshomaru und auch in Eurer Inuyasha- sama." Das klang etwas zögernd, aber Inuyasha nahm das gar nicht wahr. Vor Verlegenheit wurde er etwas rot und scharrte unbehaglich mit dem Fuß in der Erde herum. Noch nie hatte ihn ein Dämon, abgesehen von Myoga, mit "sama" angesprochen.

"Ihr seht müde aus. Wir könnten euch auf schnellstem Wege nach Hause bringen." schlug Payia höflich vor. "Wir können sehr schnell fliegen, wenn wir wollen. Was meint ihr?"

Sesshomaru schwieg erstmal und schien nachzudenken. Es kam ihm etwas entwürdigend vor schon wieder auf dem Rücken eines anderen Youkai zu fliegen, aber er musste zugeben, dass er tatsächlich sehr erschöpft war. Außerdem wollte er so schnell wie möglich diesen Ort verlassen.

Inuyasha behagte es auch nicht mit den Harpyien zu fliegen. Sie behandelten ihn jetzt zwar viel freundlicher, aber er misstraute ihnen trotzdem noch. Da kamen ihm aber seine Freunde in den Sinn. Sie waren schon sehr lange tot, ob Tenseiga überhaupt noch wirken würde? Er musste zu ihnen, so schnell wie möglich.

"Das wäre eine prima Idee!" platze er deshalb heraus. "Äh... ich meine, meine Freunde... sie... Ich kann nicht länger warten."

Sesshomaru verstand was er meinte, schwieg aber. An die Freunde von Inuyasha hatte er nicht mehr gedacht. Sie brauchten ja Tenseiga, um wieder zu leben. Inuyasha warf ihm einen vorsichtigen Blick zu. Würde sein Bruder Tenseiga an seine Freunde einsetzen? Dieses Problem hatte er sich extra bis zum Schluss aufgehoben, aber jetzt musste das ein für alle mal geklärt werden.

"Sesshomaru wirst du... wirst du Tenseiga benutzen, um meine Freunde wiederzubeleben? Oder muss ich erst um das Schwert kämpfen?" fügte er grimmig hinzu. Er war jetzt zwar ganz und gar nicht in der Verfassung einen Kampf zu beginnen, aber wenn es um seine Freunde ging, war er zu allem bereit. Doch Sesshomaru winkte ab.

"Lass mal sein." meinte er und blickte auffordernd zu Payia. "Wir nehmen Euer Angebot an."

Payia nickte ihm zu und befahl zwei ihrer Krieger die Hundebrüder dort hinzubringen, wo immer sie wollten. Gehorsam verwandelten sie sich in die prächtigen Riesenvögel und bückten sich etwas, um die Brüder aufsteigen zu lassen. Als der Hanyou auf dem weichen Rücken saß, hörte er keine abfällige Bemerkung wie letztes Mal. Im Gegenteil: Der Dämon, auf dem er saß benahm sich sehr höflich und respektvoll. Das war schon beinahe etwas unangenehm.

"He, wartet auf mich!" rief plötzlich eine laute Stimme. Überrascht drehten sich alle um und blickten dem näher kommenden Wolfsdämon erstaunt entgegen. "Ihr wollt mich einfach hier zurücklassen, ja? Nachdem ich euch so geholfen habe!" beschwerte sich Koga. "Räudige Köter." fügte er, deutlich leiser hinzu, damit ihn Sesshomaru nicht hören konnte. Schnaufend hielt er vor Inuyasha und seinem "Reittier" an.

"Lass mich aufsteigen." forderte er.

"Hä? Du bist doch so schnell zu Fuß, wieso solltest du mit uns fliegen?" Inuyasha blickte seinen Rivalen nicht gerade freundlich an. Koga knurrte drohend. Dieser dämliche Hund musste auch immer so stur sein. Wie hielt es Kagome nur mit ihm aus? Erst jetzt bemerkte Inuyasha, dass sich Koga die Wunde an seiner Brust hielt. Sie war immer noch nicht verheilt und begann sich erst jetzt langsam zu schließen. Aber sie würde sofort wieder aufplatzen, wenn sich Koga zu sehr körperlich anstrengte.

"Oh." machte der Hanyou und grinste breit. "Das Wölfchen ist verletzt?"

"Halt die Klappe und rutsch ein bisschen rüber." zischte Koga zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und sprang einfach unaufgefordert auf den Rücken der Harpyie. Inuyasha machte ihm kommentarlos Platz. Seine Freunde waren im Moment wichtiger. Später konnte er sich immer noch mit Koga streiten. Die Harpyie sträubte sich ein wenig, als sie das zusätzliche Gewicht spürte und blickte zu ihrer Herrin.

"Nimm den Wolf auch mit. Er scheint zu den beiden Brüdern zu gehören." sagte sie und trat ein paar Schritte zurück, damit sich die großen Vögel vom Boden abstoßen konnten.
 

Bevor sie in die Luft aufstiegen, warf Inuyasha seinem Bruder einen dankbaren Blick zu, den dieser ungerührt erwiderte.

"Danke, onii- san." sagte er leise. In seiner Stimme schwang viel Respekt und Dankbarkeit mit. Sesshomaru drehte sich etwas irritiert weg und fixierte einen undefinierbaren Punkt in der Ferne.

"Da gibt es nicht viel zu danken, ototo- chan."
 

"Nochmals vielen Dank Lord Sesshomaru und Inuyasha- sama." sagte Payia, als die beiden, mit Koga, startbereit auf ihren Harpyien saßen.. Sie verbeugte sich leicht vor den Brüdern. "Falls wir uns respektlos verhalten haben sollten tut uns das unendlich leid. Ich hoffe ihr könnt uns verzeihen." Dabei blickte sie Inuyasha an, der etwas zerstreut wirkte. Erst nannte ihn Sesshomaru zum ersten Mal "kleiner Bruder" und dann wurde er von solch einem mächtigen Youkai um Verzeihung gebeten? Das war etwas zuviel für einen Tag.

"Äh, ja klar. Kein Problem." brachte er matt hervor. Payia dankte ihm mit einem kurzen Nicken. Koga runzelte verwirrt die Stirn. Er fühlte sich etwas vernachlässigt. Wieso wurde Inuyasha, ein Hanyou, so sehr von Payia geschätzt und er vollkommen ignoriert?

"Nun denn. Gute Reise und falls ihr einmal unsere Hilfe benötigen solltet, lasst es mich wissen." bot die Harpyie an. Dieses Angebot galt insbesondere Sesshomaru, da ihm das westliche Reich gehörte und er sozusagen der Fürst war.

"Ich werde es mir merken." sagte er knapp.

Gleich darauf stiegen die beiden Harpyien sanft in die Luft hinauf. Ihre Flügel rauschten, wirbelten jede Menge Staub auf und trübten die Sicht. Payia und ihr restliches Gefolge mussten schnell zurücktreten, um nicht von den Füßen gerissen zu werden.

Inuyasha, Sesshomaru und Koga spürten den Wind, der an ihren Kleidern zerrte und hielten sich an den Federn fest. Schon nach zwei Minuten befanden sie sich weit oberhalb des Bodens und auf dem Weg in Kaedes Dorf.
 

Auf dem Rücken der Harpyien ging die Zeit rasend schnell um. Die Landschaft flog nur so unter den Brüdern und dem Wolf vorbei. Sie mussten sich tief über die Hälse der großen Vögel bücken, um sich vor dem scharfen Wind zu schützen, der ihnen kalt ins Gesicht peitschte.

Es war zwar eine unbequeme Reise, aber dafür eine umso schnelle. Schon nach einigen Stunden erkannten sie in der Ferne sie roten Dachspitzen vom kleinen Dorf. Inuyasha konnte es kaum erwarten zu seinen Freunden zu gehen und sprang, noch bevor die Harpyie gelandet war, von ihrem Rücken. Ohne die verschreckt fliehenden Menschen zu beachten, flitzte er schnurstracks auf Kaedes Haus zu.

Sesshomaru folgte ihm etwas würdevoller, wobei er den Menschen ringsherum vernichtende Blicke zuwarf. Sofort wichen sie vor dem großen Youkai zurück und versteckten sich verängstigt in ihren Hütten. Koga stieg etwas unbeholfen vom Rücken des Vogels und lehnte sich erschöpft gegen einen Baum. Argwöhnisch blickte er sich um. Er mochte Menschendörfer nicht so sehr, deshalb beschloss er hier auf Kagome warten. Angespannt blickte er Sesshomaru hinterher.

"He, Hundefürst!" rief er. "Mach Kagome ja wieder lebendig." Sesshomaru ließ sich gar nicht dazu herab ihm zu antworten und ging unbeeindruckt weiter. Der Wolf schnaubte und brummelte so etwas wie "Was für ein kühler Brocken". Freileich so leise, dass Sesshomaru es nicht hören konnte.
 

Aufgeregt stürmte Inuyasha in das kleine Haus und blickte sich sofort suchend um, ohne auf Kaede zu achten, die ihn mit großen Augen anstarrte.

"Inuyasha!" rief sie erstaunt und stand mühselig auf. "Du bist endlich da! Ich hatte schon befürchtet, dass du vielleicht... Na ja, lassen wir das. Hast du das Schwert?" fragte sie neugierig und warf automatisch einen Blick auf Inuyashas Hüfte.

"Ja, Sesshomaru müsste bald damit kommen." antwortete er knapp und blickte sich hektisch in der Hütte um.

"Sesshomaru??" Es war nicht Kaede, dem dieser Schrei entschlüpfte, sondern Myoga, der jetzt auf Inuyashas Schulter sprang und ihn ungläubig anstarrte. Hatte er da gerade richtig gehört? Sesshomaru war mit Tenseiga hergekommen? In der Absicht Menschen wiederzubeleben? Vielleicht sogar mit der Absicht seinem Bruder damit einen Gefallen zu tun? Myoga schwankte etwas hin und her und schüttelte immer wieder den Kopf, wobei er undeutliches Zeug vor sich hinbrabbelte.

Inuyasha beachtete ihn nicht. Seine Augen hatten gefunden wonach sie suchten: In der hinteren Ecke der Hütte, dort wo nicht viel Licht hinfiel, lagen seine Freunde nebeneinander auf Strohmatten. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Blick fast friedlich. Man könnte meinen, dass sie schlafen würden, aber die totenblassen Gesichter überzeugten vom Gegenteil. Außerdem roch Inuyasha ganz deutlich den Tod, der schwach in der Luft hing. Neben diesem Geruch nahm er auch noch den scharfen Duft von Kräutern wahr.

"Ich habe ihnen ein Kräuterelixier gegeben, damit ihre Körper nicht so schnell verwesen. Aber das hat dir Myoga schon mitgeteilt, nehme ich an." Kaede war unmerklich neben dem Hanyou getreten und blickte, wie er, auf die toten Freunde. In ihren Augen glitzerten einige Tränen.

"Ja, Myoga hat es mir gesagt." stimmte er der Alten flüsternd zu. Seine Stimme war seltsam kraftlos und heiser. Seine Freunde noch einmal in diesem Zustand zu sehen versetzte ihm einen Stich im Herzen. Er wollte sie endlich wieder lebendig vor sich sehen. Mit einer seltsamen Wehmut merkte er, dass er sie furchtbar vermisste, dass er ohne sie niemals leben könnte. Er schluckte unbehaglich und raffte schließlich die Schultern. Ungeduldig blickte er über die Schulter nach hinten.

"Wo bleibt er nur...?" Kaum hatte er ausgesprochen trat Sesshomaru auch schon durch die schmale Tür. Kaede schnappte entsetzt nach Luft und wich hastig etwas zurück, während Myoga nah dran war einen Herzinfarkt zu bekommen. Auf jeden Fall gab er merkwürdig röchelnde Laute von sich.

"Se- Se- Sesshomaru- sama!" keuchte er. Anscheinend hatte er vor noch etwas zu sagen, aber seine Stimme versagte ihm.

"Sie sind da drüben." brach Inuyasha schließlich das peinliche Schweigen und deutete mit einer Kopfbewegung auf die liegenden Körper. Sesshomaru zog sogleich sein Schwert und ging langsam auf die drei Menschen und den zwei kleinen Youkai zu. Tenseigas Klinge leuchtete in einem sanften Blau. Alle Anwesenden im Raum hielten gespannt den Atem an und starrten voller Ehrfurcht auf das Schwert.

Meine Güte, was für eine Stimmung, dachte der Hundeyoukai bei sich und senkte sein Schwert auf die toten Körper. Es bedurfte nur einer einzigen Armbewegung, um die Boten des Jenseits, die auf den Körpern hockten und an ihnen zerrten, auszulöschen. Die ganze Aktion dauerte nur einige Sekunden lang. Nach getaner Arbeit wandte sich Sesshomaru mit einer schwungvollen Bewegung um und schob Tenseiga in die Scheide zurück. Verblüfft blickte Inuyasha seinen Bruder an. War das etwas schon alles gewesen? Er hatte sich das irgendwie anders vorgestellt... Gespannt blickte er auf die Leichen seiner Freunde und näherte sich ihnen zögernd. Zaghaft kniete er sich neben Kagome nieder und nahm sie vorsichtig in die Arme.

"He, Kagome, hörst du mich?" Er blickte ihr fest auf das bleiche Gesicht, als ob er durch sein Starren das Mädchen dazu bewegen könnte aufzuwachen. "Komm schon! Wach auf!" rief er ungeduldig. Noch immer war keine Reaktion wahrzunehmen.

Mit wachsendem Erschrecken wollte er sich gerade umdrehen, um Sesshomaru zu fragen, was das denn soll, als Kagomes Augenlider sachte zu flattern begannen. Sofort presste Inuyasha das Mädchen noch fester an sich. Sein Herz pochte so laut, dass er glaubte, jeder im Raum müsste es hören. Er schluckte gespannt und wagte nicht sich zu bewegen.

Allmählich begann Kagome zu atmen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich ganz leicht, ihre Wangen bekamen einen Hauch rosa. Schließlich stöhnte sie kurz auf und schlug mit einem mal die Augen auf.

"Kagome!" rief Inuyasha mit belegter Stimme. Kagome blinzelte ihn verwirrt an und richtete sich abrupt auf. Gehetzt blickte sie sich um und griff kampfbereit nach ihrem Bogen.

"Inuyasha, pass auf! Da ist irgendwo ein Dämon der... Huch! Kaede?" Verständnislos starrte sie auf die alte Frau, die sie liebevoll anlächelte, mit Tränen der Freude in den Augen.

"Kagome. Bin ich froh, dass du wieder da bist."

"Wieder da...? Ah, hab ich was verpasst?"

"Du brauchst keine Angst zu haben, Kagome." versicherte ihr Inuyasha. "Hier ist kein gefährlicher Dämon."

Beruhigt, aber immer noch ziemlich verwirrt blickte sie Inuyasha an. Täuschte sie sich, oder war Inuyashas Gesicht vor Freude geradezu puterrot geworden? Was war hier eigentlich passiert?

Sango begann sich nun ebenfalls zu regen. Ächzend hob sie den Kopf und wollte ebenfalls kampfbereit nach ihrem Hiraikotsu greifen, als sie sah, dass sie nicht in Gefahr waren. Miroku erwachte nun auch mit einem etwas gequälten Gesichtsausdruck. Er hielt sich seinen schmerzenden Kopf.

"Uh... was ist denn passiert?"

"Ihr wart alle tot." erklärte Inuyasha kurz angebunden. Miroku warf ihm einen verwunderten Blick zu und hob die Stirn in Falten.

"Wirklich?" war alles was er hervorbrachte. Inuyasha wollte ihm die Sache noch etwas ausführlicher erklären, wurde aber von Kagome unterbrochen, die sachte an seinem Ärmel zerrte.

"Äh, Inuyasha... Du hältst mich viel zu fest. Das tut langsam etwas weh..."

Die Röte schoss dem Hanyou augenblicklich in den Kopf. Fast viel zu schnell ließ er Kagome los, sodass sie überrascht nach hinten fiel.

"Pah! Was soll ich denn machen, wenn du nicht mal von alleine aufwachen kannst? Dauernd muss man dir helfen." brummelte er mürrisch vor sich hin und drehte sich demonstrativ weg, um seine Verlegenheit zu verbergen. Sein Gesicht dampfte. Kagome tauschte einen kurzen Blick mit Sango. Beide lächelten sich vielsagend an.

Die beiden Kleinsten der Gruppe waren nun ebenfalls erwacht. Kirara sprang erfreut maunzend auf Sangos Arm, während Shippo schleunigst bei Kagome Zuflucht suchte. Er sah etwas zerstreut aus. Das letzte woran er sich erinnern konnte, war eine große Klaue, die sich nach ihm ausstreckte. Und jetzt befand er sich plötzlich in Kaedes Haus? Was war da los?

Offensichtlich war er nicht der einzige, dem diese Frage plagte.

Die anderen hatten sich nun soweit vom Schrecken erholt, dass sie getrost eine längere Geschichte hören konnten. Auffordernd blickten sie Inuyasha an, der bereits Luft holte, um loszulegen, als ihn eine kalte Stimme unterbrach.

"Ich habe nicht länger vor hier zu bleiben, Inuyasha. Ich werde jetzt gehen."

Alle Blicken ruckten zu Sesshomaru. Dutzende Augenpaare starrten ihn wie vom Donner gerührt an, wanderten langsam zu Inuyasha, dann wieder zum Youkai. Sie hatten den schweigsamen Hundedämon bisher noch gar nicht bemerkt.

"Sag mal Inuyasha...." keuchte Kagome, verstummte aber, da sie beim besten Willen nicht wusste, was sie sagen sollte. Den anderen erging es nicht anders. Fassungslos glotzten sie Sesshomaru an und warfen auch Tenseiga flüchtige Blicke zu. Dem Hundedämon wurde das zunehmend unangenehmer. Stumm drehte er sich um und verließ sie Hütte. Da Inuyasha ihm folgte, standen auch die Menschen wortlos auf und gingen einfach hinterher. Jetzt waren sie wirklich neugierig geworden, was in der Zeit, in denen sie tot gewesen waren, denn passiert war.

Draußen stand Koga, der sofort zu Kagome gehüpft kam und freudestrahlend ihre Hand nahm- ganz zur Missbilligung des Hanyous.

"Kagome, wie schön dich zu sehen! Alles in Ordnung?"

"Äh... Koga- kun. Du bist auch da?"

"Ja und du sollst wissen, dass ich mitgeholfen habe Tenseiga zu holen." Er fand es äußerst wichtig ihr das zu sagen. Kagome lächelte ihn etwas zaghaft an.

"Um ehrlich zu sein weiß ich noch nicht, was genau vorgefallen ist." gab sie zu.

"Oh. Ich erzähle es dir..."

"Eigentlich möchte ich es gerne von Inuyasha hören."

"Oh." Das klang enttäuscht. "Ja. Na klar." Er ließ ihre Hand los und schenkte dem Hanyou einen giftigen Blick. "Du kannst dich wirklich glücklich schätzen." raunte er ihm unfreundlich zu. Inuyasha blickte ihn nur stumm an und warf Kagome einen fragenden Blick zu. Sie lächelte ihn fast liebevoll an. Zwar hatte sie keine Ahnung, was passiert war, aber sie wusste, dass Inuyasha vieles auf sich genommen hatte, um sie und die anderen wiederzubeleben. Schon allein wie er aussah, zeigte, dass er einen üblen Kampf hinter sich hatte. Bevor Inuyasha wieder in Verlegenheit verfallen konnte, wandte sich Sesshomaru ihm zu.

"Du bist viel stärker geworden, Inuyasha." sagte er. Das Seltsame daran war, dass er es tatsächlich ernst meinte. Er ging einen Schritt auf seinen verdutzten Bruder zu und legte ihm kameradschaftlich eine Hand auf die Schulter. Es entstand ein kurzes Schweigen, das nur vom Summen einiger nervender Insekten unterbrochen wurde. Inuyasha war etwas peinlich berührt und wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Ein derartiges Benehmen war er von Sesshomaru nicht gewöhnt, auch wenn sie jetzt eine Zeit lang miteinander gereist waren.

Sango beugte sich zu Miroku hinüber und flüsterte ihm hinter vorgehaltener Hand zu: "Na, auf Inuyashas Erklärungen bin ich mal gespannt."

"Da hast du recht." stimmte ihr der Mönch zu.

"Ähm... danke." brachte Inuyasha schließlich hervor. Es kam ihm langsam etwas blöd vor seinem Bruder dauernd zu danken, aber was sollte er schon anderes sagen? Sesshomaru schien jedoch keine lange Rede von seinem kleinen Bruder zu erwarten. Er nickte ihm nur kurz zu und trat einige Schritte zurück. Langsam stieg er in die Luft auf. "Du solltest jetzt wieder Naraku suchen." sagte er. "Und erledigen."

"Pah! Das nächste Mal, wenn ich ihn sehe, lasse ich ihn bestimmt nicht lebend davonkommen." versprach ihm Inuyasha und legte seine Hand auf Tessaigas Griff, um seine Worte zusätzlich noch zu unterstreichen.

"Na, dann. Gutes Gelingen ototo- chan, aber ich habe auch noch eine Rechnung mit Naraku offen."

Inuyasha grinste breit. "Mal sehen, wer ihn zuerst findet."

Kagome hätte schwören können ein flüchtiges Schmunzeln über Sesshomarus Lippen huschen zu sehen. Aber die Sonne blendete sie ein bisschen, also konnte sie das nicht mit Bestimmtheit sagen. Doch ihre Ohren hatten sie nicht getäuscht. Sie hatte ganz deutlich die Wörter "ototo- chan" gehört. Verwirrt blinzelte sie in die Sonne. Miroku und Sango tauschten verdatterte Blicke, während Shippo Inuyasha mit großen Augen anstarrte und darauf brannte zu erfahren, was zwischen den Brüdern vorgefallen war.

Sesshomaru schien nun alles gesagt zu haben. Er stieg immer höher in die Luft, bis er den Blicken der Anwesenden allmählich entschwand.
 

Es war schon Abend, als Inuyasha und Kagome auf einen Baum saßen und sorglos in den Sonnenuntergang starrten. Ein leichter Wind zupfte an Kagomes und Inuyashas Haaren, spielte sanft mit dem Stoff ihrer Kleider. Sobald Sesshomaru fortgegangen war, hatte Inuyasha seinen Freunden alles erzählt, während Kagome seine Wunden versorgt hatte. Um Koga hatte sie sich auch gekümmert, damit der Ärmste nicht zu sehr gekränkt war. Schließlich hatte er den Brüdern tatsächlich sehr geholfen, wie Kagome von Inuyasha erfuhr. Die Harpyien hatten sie sehr beeindruckt. Nur schade, dass sie bald nach Sesshomaru aufgebrochen waren. Und dieser Kagee... Kagome schüttelte sich bei dem Gedanken an ihn. Sie war froh ihm nicht begegnet zu sein. Wer wollte schon einen derartigen Onkel haben?

Seufzend lehnte sie ihren Kopf an Inuyashas Schulter und schloss behaglich die Augen. Sie konnte es kaum glauben wie viel Risiken der Hanyou auf sich genommen hatte, um sie und die anderen zu retten. Zum wiederholten Male wurde ihr bewusst, wie zugetan sie von Inuyasha war. Sie konnte ihre Dankbarkeit gar nicht in Worte kleiden.

"Inuyasha ich bin so froh." sagte sie leise, um nicht die angenehme Ruhe zu stören. Der Hanyou blickte sie von der Seite her fragend an.

"Ich kann mich an meinen Tod nicht mehr erinnern." fuhr sie fort, als Inuyasha weiterhin schwieg. "Aber jetzt kommt es mir so schrecklich vor niemals wieder so einen wundervollen Sonnenuntergang sehen zu können, wenn ich mal wieder... Na du weißt schon."

Sanft legte der Hanyou Kagome eine Hand um die Schulter und drückte sie sachte an sich.

"Keine Angst. So weit wird es nie wieder kommen. Ich werde dich immer beschützen."

Kagome lächelte und kuschelte sich näher an Inuyasha heran, da der Wind etwas auffrischte. Leise raschelten die Blätter, während sich die Sonne endgültig hinter einen Berg schob und das Land in eine angenehme Dunkelheit tauchte.

"Ja, ich weiß." flüsterte Kagome in die anbrechende Nacht hinein.
 

~Fin~
 

So das wars. ^^

Ich hoffe es hat euch gefallen und an dieser Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich bei all meine vielen Leserinnen und meinen zwei Lesern bedanken. *zu Xell und Sesshomaru_sama schielt*

Ihr habt mich alle wirklich sehr unterstützt und es hat mir großen Spaß gemacht für euch zu schreiben. ^.^

Dann möchte ich euch noch sagen, dass bereits zwei neue FFs in meinem Kopf Gestalt angenommen haben. Ihr werdet also noch einiges von mir zu lesen bekommen. ^^

So und nun würde ich mich über jedes Kommi zu dem letzten Kapitel riesig freuen!



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Kommentare zu dieser Fanfic (143)
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Von:  WolfsDream
2007-05-27T10:43:20+00:00 27.05.2007 12:43
Hi du,
finde deine Geschichte so richtig schön, wie soll man das genau ausdrücken... hmmm...passend! Du hast die Charaktere einfach toll getroffen und zum Thema Schreibstil, kann ich ebenfalls Lizard nur zustimmen!
Ne richtig tolle Idee den verstorbenen, bösen Onkel mit rein zu bringen! Und dann die Begründung, dass Inu no Taisho in mit letzter Kraft mit Sounga ge(un)tötete hat und es grad noch geschafft hat einen Bann auf ihn zulegen! Herrlich!
(Wie ich schon sagte es passt eben alles zusammmen!)
Sehr gnädig von dir, dass du Kage im Moment des Todes noch seinen Frieden gegeben hast! Das macht den traurigen Hintergrund etwas erträglicher!
Werd deine andere FF auf jeden Fall auch noch lesen!
Bis denne Kiba-no-Fina
Von:  yamina-chan
2006-07-31T22:02:55+00:00 01.08.2006 00:02
Hach... eine schöne Geschichte! -Soweit man das sagen kann, bei getöteten Freunden...^^
Aber mir hat es wirklich gefallen. Es war spannend und abwechslungsreich geschrieben. Auch ein wenig Humor war darinn, oder mit einem Satzt: Es hat den Stiel von Inuyasha getroffen! Wie gut, das die Brüder sich nun doch verstehen. Schade, das ihr Onkel zu lebzeiten nicht die Möglichkeit hatte, sich wirklich mit seinem Bruder anzufreunden.
Zwei kleine Fehler sind dir allerdings beim Schreiben unterlaufen:
1.) Die Fähigkeiten des roten Tessaigas hat Inuyasha am Meer gelernt, und trotzdem kennt er es nicht...
2.) Kagee bezeichnet die Brüder zweimal als Enkel -Du meintest Neffe! ^-°
Na ja, nobodey is perfect. Ansonsten... gefällt mir die Geschichte wie gesagt sehr gut. -Und als Sesshomaru den Arm auf Inuyashas Schulter legte... das kommt bei ihm ja schon fast mit einer herzlichn Umarmung gleich! -Das mit dem Arm passt zu ihm! Mir hatts gefallen! Ich bin gespannt, auf weitere Werke! ^^
Gruß, yamina-chan
Von:  Schalmali
2006-05-31T12:58:50+00:00 31.05.2006 14:58
Die Geschichte steht hier ja wohl ziemlich lange drin aber da ich sie erst jetzt gelesen habe wollt ich auch mein Kommentar abgeben :) Fand die Geschichte richtig gut!

Als Koga Kagee begegnet ist, und man noch nicht wusste wer er war, hatte ich schon befürchtet dass du InuYashas und Sesshoumarus Vater irgendwie umgepolt hat ^^ Glücklicherweise war das nicht der Fall wie ich auch hoffte hehe.
Das Kapitel mit dem Moor erinnert mich aber sehr an ein Kapitel aus einer anderen Story, entweder abgefärbt, dran angelehnt oder purer Zufall, gibts ja auch,aber wie auch immer, war trotzdem gut und mich störts ja nicht ;)
Nur der arme InuYasha, immer muss er sich bei seinem großen Bruder bedanken, umgekehrt wärs auch mal schön gewesen, aber man kann nicht alles haben und Sesshoumaru ist nun mal der Älstere hehe.

Hoffe wir bekommen noch viele weitere so schöne/gute Geschichten zu lesen! Ich lese dann auf jeden Fall mit ;) *schmunzel*
Von: abgemeldet
2006-05-27T15:39:43+00:00 27.05.2006 17:39
Hey
Puh ich hab ja lange nix von mir hören lassen. Aba ich hatte paat I-Net problems und habe auch animexx vernachlässigt. dafür bin ich jetzt wieder dabei. Und habe schon ein weiteres Kapi gelesen.
Dieses kapi ist echt gut. Man sieht wieder, wie erstaunt Inu uns Sess gegenüber sein können. Mal sehn, wies weiter geht =)
Von:  -Loki
2006-03-14T09:20:59+00:00 14.03.2006 10:20
Oh ich glaub ich werde gleich mal weiter lesen das ist echt spannend.
ircklich toll geschrieben.
Von:  shippi
2006-01-29T13:59:34+00:00 29.01.2006 14:59
*seufz*
Irgendwie wollte ich dieses Kommi schon vor Wochen geschrieben haben, nicht? Tut mir echt leid! Ich hatte das Kapitel schon gelesen, aber zum Tippen bin ich irgendwie nicht mehr gekommen. Na schön, das wird jetzt aber wirklich endlich nachgeholt! *fest entschlossen ist dieses Kommi fertig zu kriegen*
Also:
...Moment, das Telefon klingelt...
Ok, da bin ich wieder.
Also:
Ein super-super-schönes Ende, herrlich. Ich liebe Happy Ends.^-^ Ein netter Sessi, eine glückliche Inu-Truppe, ein nicht mehr existierender Kagee, was will man mehr?^^
Was den Schreibstil angeht schließ ich mich Lizard an, ich würde sagen ihre Beschreibung triffts genau. Machen wir mal ne Kurzfassung davon: Spitzeee!!!^^
Schon schade das es jetzt vorbei ist, aber bei dem Ende kann man einfach nicht meckern. Und es gibt ja noch ne zweite FF (zu der ich auch mal dringend ein Kommi schreiben müsste.^^° Das schaff ich heut leider nicht mehr, ich muss gleich zum Geburtstag. Es ist zum Verzweifeln...)
Immer weiter so, wir wollen noch ganz ganz viele FFs von dir lesen!!!^^
Bye shippi
Von:  Animegirl87
2006-01-09T20:52:32+00:00 09.01.2006 21:52
Wow, ich bin zwar erst jetzt dazu gekommen, aber ich muss sagen die FF hat mich umgehauen!!!!!!!!!!!! Ich bin völlig von den Socken!!!!!!!!!! Und dann auch noch ein Happy End!! Ich bin hellauf begeistert!!! Und eins ist sicher, ich werde deine weiteren FF´s mit Sicherheit auch lesen!!!!!! Denn mich wirst du jetzt nnicht mehr so schnell los!!!!!!!!*gg*

*knuddel*
dein Animegirl87^^
Von: abgemeldet
2005-12-30T23:16:15+00:00 31.12.2005 00:16
Aaaaaaah, ein Happy End! Und was für ein Schönes! Hihi, Inuyasha wurde ja richtig mit Lob und Ehrdarbietungen überhäuft. Das fand ich echt putzig. Und wie süß er sich um Kagome gesorgt hat, als sie erst nicht aufwachen wollte. Und dann so tun, als würde es ihn nerven. Das ist Inuyasha, wie er im Buche steht. Wirklich klasse. Aber auch Kougas Reaktionen, hätte jetzt echt noch gefehlt, dass sie sich zoffen, aber unser Hanyou ist dem ja echt erwachsen aus dem Weg gegangen. Man lernt eben doch von seinen älteren Geschwistern.

Eine wirklich tolle FF, ich hoffe, wir lesen noch viele von Dir.

Ich werde jetzt mein Bett knutschen.
Bye
Mariko
Von:  Sesshoumaru-sama
2005-12-11T12:22:51+00:00 11.12.2005 13:22
Ihr seit doch alle Wahnsinnig!!!
Die mühevolle Erziehung von Inuyasha über 200 Jahre hinweg wolltet ihr wohl zerstören. "Inuyasha-sama"? Inuyasha kommt doch mit sowas wie Ehrerweisung gar nicht klar! Der wird mir noch größenwahnsinnig!!

Und dann auch noch "ototo-chan" und kein "Onii-sama"? Was will ich mir "-san"?^^ Inuyasha dann auch noch die Schulter drücken? Ohne das was bricht? Das ist doch wirklich... ich meine Inuyasha hat noch ne Menge Schulden bei seinem großen Bruder - hat er vor die auch nochmal zu begleichen *Schwert schwing* (aber ein richtiges und kein falsches wie Tensaiga^^).. *seufz*

Na immerhin ist unser aller Lieblinsmiko und Lustmolch wieder am Leben und die Suche nach Naraku kann weiter gehen. Und das als positiv zu sehen... *seufz*

PS: Die FF hast Du sehr gut geschrieben und sie passt auch ganz gut in die Inuyasha-Handlung, ohne wie andere Geschichten alles auf den Kopf zu stellen - mach ruhig weiter so zu schreiben :)

Sesshoumaru-sama, Lord of the Western Lands
GVD
Von:  Sesshoumaru-sama
2005-12-11T12:07:56+00:00 11.12.2005 13:07
Huch? Schon das letzte Kapitel steht an? Hät ich gar nicht gedacht.. war so mitten im Lauf und von anderen Autorinnen bin ich noch ein paar fiesheiten gewohnt die bestimmt noch 2 Kapitel mehr bedeutet hätten *seufz*

Nun hast das nutzlose Schwert doch noch was nützliches gemacht? Na - eigentlich nicht. Die Kraft eines Schwertes kommt schließlich nicht vom Schwert, sondern von demjenigen der es führt^^

Zudem finde ich .. das verbannen eine viel zu milde Strafe war. Aber sowas passiert, wenn man einen Vater hat, der lieber alles verbannt und versiegelt, anstatt einen Strich unter die Rechnung zu machen *seufz*...

Sesshoumaru-sama, Lord of the Western Lands
GVD


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