Zum Inhalt der Seite

Funkelperlenaugen

Türchen: 16. Dezember
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Let it snow


 

Funkelperlenaugen

Let it snow

.


 

»Ein neuer Lebensabschnitt bedeutet niemals, alle seine Probleme und Fehler in den hintersten Winkel seines Herzens zu verschließen, sondern Lebensfreude und Genugtuung darin gewinnen, mit jedem noch so schmerzhaften Fall in die Tiefe. Glück ist nicht beständig, dennoch formbar, als auch anpassungsfähig und sei es nur für wenige Augenblicke, die man in seinem Leben besitzen darf. Doch was bedeutet Glück?«

Zarte Schneeflocken fielen leise mit zarter Versuchung vom Sternen besetzen Himmel herab, verdeckt durch eine schleierhafte Zuckerwatteschicht einer ergrauten Wolke, welche die Ländlichkeit in weißem Antlitz schmückten. Fernab eines Waldes funkelte eine kleine Stadt mit schimmernden Lichterglanz, der feine Geruch von Gebäck, Marzipan-Stollen, süßem Obst, Nüssen und Glühwein hingen in der Luft und umschmeichelte den Weihnachtsmarkt in seiner Atmosphäre. Weihnachten war nun sehr nahe und nur wenige Tage waren noch zu überdauern, bis der Zeitpunkt kommen würde, in denen viele zum Schein ein Fest besinnen würden, die Gemeinschaft genossen und den Familienzusammenhalt bewahren wollten. Nur wenige nahmen ihn so, wie er sein sollte: besinnlich, friedlich und nicht in Einsamkeit geraten. Das schönste Geschenk sollte das Beisammen sein, sei es mit Bekannten, Freunden, Familie, Kollegen, ja,- vielleicht sogar mit Fremden. Doch nicht jeder hatte das Glück jemanden an seiner Seite zu haben und wie jedes Jahr, so auch in diesem, hatte ein junge Frau nur sich selbst zu dieses Jahreszeit und verbrachte ihn voraussichtlich wieder alleine Zuhause. Ein veraltetes Ritual mit gleichbleibender Beständigkeit.
 

Hayley Bukater, 27 Jahre Jung, ewig bleibender Single und Assistentin einer unbedeutenden,- in den Wechseljahre kommenden Buchautorin, schmiegte ihren dicken Mantel enger an sich und betrachtete die kleine Stadt noch immer in weiter Ferne. Wieso sollte sie näher heran treten? Niemand würde dort auf sie warten, noch würde man jemanden wie sie willkommen heißen, jemanden, der selbstständig war,- geradezu Einzelgängerisch und Problematiken hatte, mit fremden in Kontakt zu treten. Gut, das musste die Brünette eingestehen, sie hatte Freunde, sehr gute sogar. Jedes Jahr boten verschiedene Freunde an, sich dessen Familie anzuschließen, doch wollte Hayley nicht die Familienidylle mit ihrer Anwesenheit zerstören. Idiotische Aussage, dennoch einstweilen eine treue und stetige Meinung. Zunehmend besah Hayley es als Strafe, immerzu alleine zu sein und die Unfähigkeit einer Beziehung wurde jedes Mal schmerzhafter, alleinig, wenn sie glückliche Paare sah. Ihre Gedankengänge schienen ihr selbst nicht immer schlüssig, doch gab es auch noch jemanden, für dessen ihr Herz laut pochierte und sie unmittelbar, es bedarf nur ein flüchtiger Gedanke, in den Wahnsinn trieb. Doch sollte die das Gefühl von Liebe in sich wahren und weiterhin Hoffnung keimen lassen? Oh, oh, was sollte sie tun? Die junge Frau entschied weiter ihren Weg voranzuschreiten und lief weiter über die knarzenden Brücke, dann in den düsteren Wald hinein, in dessen sich vermutlich niemand Freiwillig hineinwagen würde zu dieser späten Stunde. Es war bereits der 16. Dezember und die Stadt feierte, das hörte Hayley Bukater bis zu sich und verstand den Rubel über diese Feierlichkeit nicht. Hayley schüttelte erneut ihre Kopf. »Sherlock, lauf nicht zu weit weg«, rief sie ihrem Bernhardiner-Rüden hinterher, welcher fröhlich durch den hohen Schnee sprang und versuchte, die leisen Schneeflocken einzufangen. Sie seufzte. Der Hund hatte eindeutig zu viel Spaß und das würde bedeuten, dass Sherlock heute noch baden müsste, bevor er später mit in ihr Bett steigen würde, dachte Hayley und bemerkte im Dunkeln den schwach belichteten Pfad vor sich. Die Sterne brachen vereinzelt durch die dunklen Wolken, hindurch weniger Braunkronen von der Tanne und Fichten herein, glitzerten, als sei die Landschaft aus Diamanten besetzt und kein Fußabdruck würde diese Schönheit mindern. Der Geruch war beruhigend, roch erfrischend, neu und unberührt, so wie die Natur ursprünglich war, umrahmt mit der Eiseskälte der Nacht und der Zärtlichkeit fallender Schneeflocken.
 

Ganz in Gedanken versunken vernahm Hayley Bukater zu spät ein merkwürdiges Geräusch, ein nieder stampfen auf Schnee in unmittelbarer Nähe und das nervtötende bellen eines fremden Hundes. »Watson, bleib endlich stehen!«, fluchte eine Männerstimme unweit von ihr. Die junge Frau blieb abrupt stehen und fluchte über ihr Herz, das vor Freude Funken spüren würde und im schnellen Rhythmus umher tanzte. »Noch ist kein Silvester, schweig still mein Herz«, flüsterte sie murrend und verfluchte ihr verräterischen Herz, das wie Silvesterraketen zu explodieren drohte. Moment … Wieso hatte er einen Hund und noch dazu mit dem Namen Watson?
 

»Oh, Hayley, was für eine Freude«, begrüßte sie der dunkelhaarige Mann mit seinem charmanten lächeln und trat näher heran, damit Sekunden später eine wärmende Umarmung erfolgte. »James? Was tust du hier?« Die Brünette sog heimlich seinen betörenden Aftershave Geruch in sich auf und wollte die Umarmung niemals enden lassen, wo doch sie diejenige war, die viel zu schnell aus seinem Armen flüchtete. Menschlicher Kontakt war ein schwieriges unterfangen, wenn es Jemanden war, indem Hayley verliebt war oder sehr gerne mochte. Der Kontakt zu Fremden schien ihr leichter und somit ungefährlicher, da es ihr nichts ausmachte von diesen Menschen verletzte zu werden - Sie waren Fremd und nicht von Bedeutung, eine Tatsache mit der sie täglich lebte. »Schau nur, mein neuer Gefährte«, damit deutete er auf die kleine deutsche Dogge mit Stracciatella ähnlichen Mustern auf dessen Fell. »Er ist 19. Wochen alt und sehr frech. Hallo, Sherlock«, begrüßte er lachend ihren Bernhardiner und streichelte Sherlock, der verräterisch in Hayleys Nähe blieb und nur auf dem Moment wartete, Aufmerksamkeit geschenkt zu bekommen. Die Brünette stimmte in sein Lachen ein und begutachtete James Clarkson, 39 Jahre Jung, Selbständiger Florist mit Funkelperlenaugen, ausgiebig und konnte ihren Blick wieder einmal nicht von ihm abwenden. Jedes Mal schon, wenn ihre Chefin sie Blumen holen schickte, dann ging die junge Frau automatisch zu James. Sie kannten sich schon länger, vielleicht sogar schon Jahre, aber was bedeutete das schon? Sie hat schließlich einst für ihn gearbeitet, bevor sie die Branche wechselte. Ihre Allergie gegenüber Floralien wurde unzumutbar und bereits nach wenigen Jahren Gefährlich, da schließlich die Luft zum Atmen benötigt wurde, was nicht zutraf bei der Menge an Blumen und Pflanzen auf ihrer Arbeit und des weiteren ihrer Symptomatik. Der Hautausschlag war nur ein netter Nebeneffekt. Seit mehreren Jahren, das wurde Hayley eben bewusst, liebte sie diesen sturen Mann. Er war charmant, freundlich, loyal, nicht unbedingt der intelligenteste und sportliche Version eines Mannes, doch perfekt für ihre Seele zugeschnitten. Er brachte sie zum Lachen, forderte sie geradezu heraus, war ein unglaublich ruhiger Typ und ungemein Tierlieb, wie sich das soeben wieder einmal bestätigte.
 

Plötzlich überrollte die Realität sie wie eine Lawine und nur die zarte Berührung seiner Hand auf ihrer Schulter lies Hayley erwachen. James erzählte ihr etwas mit freudiger Stimme, doch sie hatte lächerlicher weise nichts mitbekommen, verloren in ihren Gedanken – dämlich wie sie war. Sollte sie nun einfach nicken und lächeln? Das würde schief gehen und so unterbrach sie sein gesprochenes. »Wieso bist du zu dieser Stunde noch hier unterwegs?« Er lächelte. »Das könnte ich dich auch fragen.«

»Ich habe einen Hund der Freigang benötigt und wie sieht es bei dir aus?« Der Wind pfiff seine Melodie in schweigender Kühle und umfing seine Landschaft mit schweifenden Gesang. Die Hunde spielten einander und ignorierten ihre Besitzer, wissentlich darüber, niemals freiwillig lange genug von ihrer Seite zu weichen. »Ich dachte eigentlich, du würdest zu unserem Date erscheinen?!« Hayley Bukater schwieg, doch ihr Herz schrie vor Freude und verdeutlichte es mit lautstarkem Pochen in ihrer Brust. »Das war dein ernst?« Er schien etwas schüchtern, was sie als süß empfand und auf seine Antwort wartete. »Naja …, ich sagte doch, wenn ich es schaffe, das es heute schneit, treffen wir uns zu einem Date bei mir heute Abend. Doch du warst leider nicht da … Der Schneetanz, den ich betrieb war ziemlich Peinlich, daher wünschte ich mir deine Anwesenheit«, scherzte er zuletzt und scharte nervös mit seinen Winterstiefeln im weißen Schnee, besetzt mit kristallisierenden Wasser und Pfoten abdrücken, und blickte schließlich mit seinen Funkelperlenaugen in die ihren. Seine Anwesenheit war ein Angriff auf ihr Gemüt, gestand sie heimlich und wollte James nur noch küssen. Alleinig sein Name lockte sie auf Wolke sieben. Sie sehnte sich schließlich viel zu lange nach ihm, allein schon in ihren Träumen und selbst das ignorieren dieser Gefühle zu ihm führte unweigerlich wieder gedanklich zu James. Die Kälte um sie herum war mittlerweile nebensächlich und ihre ausgestoßener Atem verfloss weiter als weiße Wolke, doch ihre Wangen müssten längst in schimmernder Farbe glühen.
 

Kapitulierend lächelte sie, ergriff dann zögerlich seinen Arm und zog ihn einfach mit sich, hoffend, er würde sie nicht abweisen wollen oder sich über ihre Geste lustig machen. Als Hayley merkte, das er keinen widerstand leistete, umschlang sie seinen linken Arm und lief vorsichtig im dichten Schnee voran. »Es tut mir wirklich leid. Wie wäre es jetzt mit unserem Date? Spazierengehen, und dann kannst du mich gerne zu Hause bekochen.« James Clarkson lächelte frevelhaft und löste seinen Arm von ihrem. Für einen Moment verspürte sie einen Stich im Herzen, bis sie bemerkte, das James stattdessen einen Arm um sie schmiegte. »Abgemacht. Aber ich bezweifle anhand deiner schlichten Kochkünste, das du etwas gescheites in deiner Wohnung besitzt.«

»Erwischt! Doch Pizza kann man vielleicht auch als Kochen bezeichnen, wenn man sie in den Ofen schiebt, oder?« Sein lachen wirkte gelassen und erfreut, als das er wirklich antworten wollte und stattdessen einfach näher an sie herantrat. Hayley wusste, das er sie am besten kannte, ob sie nun wollte oder nicht. Mit einem Pfeifen an die Hunde gerichtete, liefen sie beide stillschweigend weiter und genossen ihre Gemeinsamkeit. Ein glücklicher Moment, vielleicht sogar flüchtig, somit aber kostbarer für jene, die nur wenige solcher Momente zugestanden.
 

»Wie sieht es mit einem Zweiten Date am Weihnachtsabend aus? Ich weiß, das du ihn zuhause alleine verbringst. Lass und doch gemeinsam Einsam sein ...« Hayley lächelte und lehnte sich intensiver in seine Umarmung. »Nur dann, wenn du es für mich schneien lässt.«

»Einverstanden«, und so küsste er sie zärtlich auf ihre gerötete Wange. Hayley wollte am liebsten wie erhitzte Schokolade dahinschmelzen, einfach vergehen und dieses Gefühl von Geborgenheit in sich halten, und antwortete auf seine Geste schließlich mit einem Lächeln. War das vielleicht der Anfang einer einer Liebesgeschichte mit glücklichem Ende oder doch der elende Beginn einer unausweichlichen Tragödie, ohne Aussicht auf Frohsinn und Glück?
 

44 Jahre Später,- 15. Dezember
 

»So, mein Schatz«, damit deckte eine ältere Dame ihr Enkelkind Mikel O'Connor mit einer Bettdecke zu. »Es wird Zeit zum Schlafen.« Der kleine Junge aber wollte protestieren. »Aber Oma, ich will noch einmal hören, wie Opapa und du endlich näher gekommen seid. Das ist so schön, wie Zucker und so süß. Ich will noch mehr hören. Bitte, Omama!« Sie lächelte sanft und tätschelte tröstend seine Hand. »Lass dir doch morgen auch von Opa die Geschichte erzählen, süßer.« Als sei dies ein unschlagbares Angebot, grinste der fünfjährige Junge überglücklich und schmiegte sich wärmend in sein Bett hinein. »Omama? Denkst du Opapa zeigt mir seinen Schneetanz, damit es morgen schneit? Ich möchte morgen zu meinem Geburtstag Schnee haben«, nuschelte er abschließend übermüdet und wartete mit halbgeöffneten Augen auf seine Antwort. Hayley, mittlerweile einige Dekaden veraltet, lachte fröhlich und streichelte dem kleinen Jungen durch sein sanftes Haar. »Ich werde ihn fragen, mein Kleiner. Leg dich nun schlafen.« Nach wenigen Minuten schlief ihr Enkelkind friedlich und in ruhigen Atemzügen ein, wartend, was sein morgiger Geburtstag alles ermöglichen würde.
 

Hayley Clarkson war Glücklich, konnte es kaum in Worte fassen, was die Erzählung über ihr erstes Date am 16. Dezember an Gefühle mitbringen würde. Ihr Herz schlug wie am ersten Tag und mit einem Mal spürte sie die Anwesenheit von ihrem Mann am Türrahmen des Kinderzimmers. Er schwieg, lächelte jedoch sanftmütig, geradezu liebevoll und stand, gebrechlich durch sein hohes Alter, wie sie soeben bemerkte, wohl schon länger an der Tür und lauschte den Anfang ihrer Liebesgeschichte. Nach einigen Minuten, nachdem sie sich vergewisserte, das ihr Enkelkind wirklich schlief und nicht einfach so tat, knipste sie das Licht der Lampe am Schreibtisch aus und schlich vorsichtig aus dem Zimmer hinaus. Im schwachen Licht des Flurs blickten sie sich beide an und Hayley wusste, das ihre Liebe noch immer bestand, auch nach vielen langen Jahren mit Höhen und Tiefen, nicht zuletzt auch weniger glücklichen Augenblicken. Doch machte das nicht auch die Liebe aus? Zusammenhalt nicht nur bei guten Zeiten und Momenten in ihrem Leben?
 

»Erzählst du mir auch noch eine Gute-Nacht-Geschichte? Vielleicht auch über diesen jungen gutaussehenden und attraktiven Mann namens James Clarkson?«, scherzte ihr Mann und ergriff zärtlich ihre Hand und seine Funkelperlenaugen strahlten, es war einfach wunderbar. »Alter Charmeur«, lachte Omama Hayley Clarkson erfreut und strich sich dabei vereinzelnde graue Haarsträhnchen aus ihrem Gesicht. Sie war sehr erschöpft und freute sich ungemein den Mann ihrer Träume bei sich haben zu dürfen. »Stets zu Diensten, meine Schneeprinzessin«, antwortete James lieblich und nahm besitzergreifend ihre Hand in seine.
 

.
 


 

»Lass es schneien!«

»Let it snow!«
 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Bamon
2015-08-05T09:41:40+00:00 05.08.2015 11:41
Endlich kann ich es lesen ;)+
Ich finde ses sehr schön und empfehlenswert. wirklich sehr schön
Von:  MissImpression
2014-12-17T22:17:31+00:00 17.12.2014 23:17
Was für eine schöne Weihnachts-Liebesgeschichte! Wirklich wunderbar herzerwärmend.
Von:  Ixtli
2014-12-16T21:09:08+00:00 16.12.2014 22:09
Awww, das war wirklich sehr fluffig. Ich habe mich bis zum Schluss nicht getraut, mich auf ein Happy End zu freuen und war dann überrascht, dass es doch eines ist. Sehr schön passend zur Stimmung der Geschichte. ^^


Zurück