Zum Inhalt der Seite

Reden ist Silber - Schreiben ist Gold!

Wettbewerbs- und Challengebeiträge
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Mit dem Rücken zur Wand - Lächle, wenn nichts anderes mehr möglich ist!

Mit dem Rücken zur Wand:
 

Der Kreis schließt sich. Nun gibt es keinen Ausweg mehr aus diesem dunklen Gebilde. Lange genug waren die Wände dieses Käfigs immer höher und höher geworden. Unbemerkt von dem, der dazu bestimmt ist, unter den Trümmern seiner Existenz dort zu ruhen. Erst als es zu spät ist bemerkt er die Katastrophe.
 

Sprachlos vernahm der Schwarzhaarige die Worte, die seinen Untergang bedeuten würden. Er fühlte sich unfähig die Komplexität des Gesprochenen angemessen zu verarbeiten. Viel zu schwerwiegend waren die Konsequenzen, die das Umsetzen dieser wenigen Laute mit sich zog. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Das durfte einfach nicht wahr sein! Sein Leben lang hatte er versucht diese Situation zu verhindern, hatte vorbeugende Maßnahmen getroffen und nun das!

Seine Faust traf krachend die Ziegelmauer neben ihm. Einige Brocken des alten, modernden Gesteins fielen zu Boden und bedeckten einen Teil des Untergrunds der engen Gasse in der er sich, vor neugierigen Blicken geschützt, befand.
 

„Wieso?!“, schrie er aufgebracht und bereute im nächsten Moment schon wieder seine Lautstärke. Schließlich war er auch nicht gerade unschuldig an dieser Misere. Denn wenn man es genau betrachtete war er selbst derjenige, der wohl den größten Teil der Verantwortung auf seinen Schultern trug.
 

Verantwortung… Etwas, das Ace nicht gerne übernahm. Zumindest nicht in dieser Hinsicht. Schließlich lastete genug davon in seiner Stellung als Whitebeards Vize auf ihm und dieser Tätigkeit konnte er ohne Schwierigkeiten nachgehen. Mit dieser Art hatte er keinerlei Probleme.

Verantwortung auf emotionaler Basis aber war etwas Tückisches, das der Pirat vermied so gut es nur ging.

Langsam und sanft, so dass das Opfer es nicht bemerkte, schlichen sich Gefühle ein – bis man gefesselt war, in der mit ihnen verbundenen Verantwortung.

Wie viele Männer hatten ihre Träume aufgegeben aus diesem Grund?

Wie viele hatten das Gefühl nicht ertragen, dass sich wie eine stumpfe Klinge in ihre Herzen gebohrt hatte?

Wie viele hatten ihr Leben deswegen gelassen?
 

Erschrocken sah ihn sein Gegenüber an. Er konnte Schmerz und Schrecken über seine Reaktion in ihren dunklen Augen lesen. Die junge Frau hatte wohl nicht mit solch einem Ausbruch gerechnet. Doch als sie bemerkte, dass er seine Wut schon bereute entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder. Dies stand ihr bei weitem besser, wie er fand – und er verfluchte sich gleichzeitig dafür, dass er in diesem Moment an so etwas denken konnte. Lieber sollte er dafür sorgen, dass sie aus seinen Gedanken und aus seinem Herzen verschwand.

„Wieso…?“, fragte er noch einmal leise, fast flüsternd. Seine Stimme zitterte leicht und er betete darum, dass ihr dieser Umstand nicht auffiel. Trotz allem hatte er noch seinen Stolz. Einen nicht zu brechenden Piratenstolz. Ohne diesen wäre er schon hundertmal aufgeschmissen gewesen.
 

Er hörte ein leises Seufzen. Offensichtlich war auch sie von dieser ganzen Angelegenheit nicht gerade erfreut.

Es herrschte einen Moment lang totale Stille zwischen ihnen. Nur die Geräusche, die die Menschen auf der Hauptstraße einige Meter weiter machten, drangen an die Ohren der beiden jungen Leute. Sie schien kurz zu überlegen. Dann erst antwortete sie ihm.
 

„Hat der Grund denn jetzt wirklich noch eine Bedeutung für dich?“ Sie war näher an ihn herangekommen, während sie gesprochen hatte. Keine fünf Zentimeter trennten die beiden nun noch von einander. Deutlich sah man ihr an, dass sie nicht bereit war den Piraten einfach so gehen zu lassen. Sie war schließlich auch der Grund warum die beiden jetzt hier in dieser dunklen Gasse standen, der Grund, warum er, der Rastlose, nicht schon längst wieder auf dem Meer war um seine Mission zu erfüllen.
 

Gefangen. Gefangen ohne Ausweg, ja sogar ohne einen einzigen Lichtstrahl. Zu korrekt war die Mauer erbaut worden, als dass auch nur ein einziger gleißender Strahl durch eine Ritze dringen könnte. Mit dem Rücken zur Wand kann er nur noch abwarten, wie grausam das Schicksal mit ihm spielen wird, bevor er endgültig zerbricht.
 

Er nahm ihren wunderbaren Duft war. Diesen Geruch, der nur ihr eigen war, angesiedelt irgendwo zwischen Lilie und Veilchen. Betörend…

Das war das erste gewesen, das er von ihr bemerkt hatte. Der berauschende Geruch. Ihre sonst unauffällige Gestalt hatte nicht in der schier endlos erscheinenden Menge der Menschen in der dicht bevölkerten Hafenstadt hervorgestochen. Sie war keine typische Schönheit. Auch gehörte sie ganz und gar nicht zu der Art von Frau nach der ein Pirat Ausschau hielt wenn er nach langer Zeit auf See ein paar Tage in einem Hafen einlief… Nein, sie war wahrlich keines dieser einfach gestrickten Mädchen, die entweder aus Naivität oder für Geld mit jedem, der des Weges kam in die Kiste stiegen.
 

Er dagegen hatte sich von der Menge abgehoben wie ein bunter Vogel in mitten eines Krähenschwarms. Nicht nur seine etwas gewöhnungsbedürftige Kleidung oder sein trainierter Körper, sondern vor allem seine Ausstrahlung, diese kraftvolle Aura, die ihn umgab lenkte die Blicke der Menschen auf ihn wo immer er sich auch gerade befand. Die Bandbreite der Aufmerksamkeit die man ihm auf Grund dieser Ausstrahlung zukommen ließ reichte von Missgunst über Respekt bis hin zu Freundlichkeit.
 

Und doch war er es gewesen, der den ersten Schritt gemacht hatte. Eher abfällig hatte ihn die junge Frau zuvor aus dem Augenwinkel gemustert. Offensichtlich kannte sie die Gewohnheiten der Piraten, die hier tagein tagaus ankamen und wenig später wieder verschwanden. Ganz im Gegensatz zu vielen ihrer weiblichen Kollegen war sie eigentlich nicht der Typ um auf diese Männer hereinzufallen. Sie hatte ihn schlicht und ergreifend ignoriert und war weiter gegangen. Hatte ihre Einkäufe erledigt und war in der Menge untergetaucht. Innerhalb von Sekunden hatte der Pirat sie aus den Augen verloren. Das Getümmel war einfach zu groß.
 

Das Schicksal hatte es jedoch gewollt, dass sich die beiden wieder begegnet waren. Nur wenige Stunden später. Nur wenige Straßen weiter. Sie hatten sich sofort wieder erkannt. Sicherlich hatte der Blickkontakt im Hafen nicht länger als ein paar Sekunden gedauert, doch er war für beide Seiten äußerst einprägsam gewesen. Doch auch in dieser kleinen Bar am Strand hatte sie ihm nicht einen Funken ihrer Aufmerksamkeit geschenkt. Stunde um Stunde war dies so gegangen. Natürlich war er nicht sofort zu ihr gegangen. Auch so mancher Mann hatte es nicht gerne, wenn er den Eindruck erweckte er wäre zu leicht zu haben. Aber schlussendlich war es dann gekommen wie es kommen musste.
 

Auf diese Weise hatte sie seinen Jagdinstinkt geweckt, schlichtes Nichtbeachtet werden hatten sein aufmerksamkeitsgewohntes Ego angekratzt und ihn in dieses Spiel getrieben aus dem sie nun jedoch beide nicht mehr fliehen konnten.

Keiner der beiden hatte damit gerechnet, dass so etwas Ernstes dabei entstehen würde. Tatsächlich hatten sie nie zuvor so etwas erlebt.

Ace war nicht in der Lage sich zu erinnern, wann er das letzte Mal so viele Stunden, ja ganze Tage an einem Ort mit einer Frau verbracht hatte.

Aber eigentlich war dies kein Wunder, vermied er doch jede "richtige" Bekanntschaft. Umgab sich wenn er das Bedürfnis danach verspürte mit leichten Mädchen und reiste sonst seit geraumer Zeit alleine. Etwas anderes war für einen Piraten undenkbar. Selbst wenn da weibliche Kameraden waren, so vermied man es doch besser etwas mit ihnen anzufangen. Zu leicht führte dies zu Problemen. Mächtige Mannschaften waren wegen solcher Beziehungen zu Grunde gegangen.
 

Zwar tat sie nichts, keine Gebärde, keine Aufforderung um ihn zu halten aber auch jetzt war er immer noch derjenige, der umgarnt wurde. Das schlimmste daran war, dass er sich dieses Mal nicht einfach umwenden konnte, um zu gehen, so wie unzählige Male zuvor. Bei dutzenden Gelegenheiten hatte er dies getan, war verschwunden ohne ein Wort zu sagen...

Immer hatte es funktioniert. Es war ein gut eingespielter Ablauf. Es waren kaum Komplikationen zu erwarten, wenn man es richtig anstellte.

Ein wenig schlechtes Gewissen in einigen Fällen vielleicht ausgenommen.
 

Ace konnte sie nicht einfach so zurücklassen, ohne ein Wort auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
 

Nicht mehr.
 

„Nein, der Grund hat jetzt wohl keine Bedeutung mehr…“
 

Für einen Moment scheint es, als wird er aufgeben. Alles treiben lassen, während die Wände immer mehr aufeinander zusteuern. Es kann nicht mehr lange dauern, dann werden sie ihn zerquetschen.

Nichts wird von ihm übrig bleiben, nichts wird in Zukunft an ihn erinnern.
 

Ein Lächeln schlich sich auf ihre Züge. Es ließ sie nur noch verführerischer aussehen in der hereinbrechenden Dämmerung.

Lag es daran, weil sie wusste, dass sie am gewinnen war? Dass sie Macht über ihn hatte? Oder hatte diese Regung einen ganz anderen Grund? War es mehr als das simple Bedürfnis nach Macht?
 

Eigentlich war es ihm egal. Es war jetzt auch nicht wichtig. Schon vom ersten Augenblick an war es nebensächlich gewesen. Diese Frau konnte der Teufel höchst persönlich sein, ihn ausnutzen für ihre Zwecke und er würde genauso willig mitmachen als wäre sie ein Engel, der die Welt mit seiner Hilfe rettete.

Sie hatte ihn um ihren Finger gewickelt und er hatte rein gar nichts dagegen tun können.
 

Ihr Gesicht näherte sich seinem. Selbst wenn er es tief in seinem Innersten gewollt hätte, so hätte er nicht anders handeln können, als er es in diesem Augenblick tat. Gebannt überwand er die letzte Distanz zwischen ihnen und zog sie in seine Arme.
 

Ace küsste sie als würde es keinen nächsten Morgen geben.
 

Kein Pirat war es gewesen, der seinen Untergang heraufbeschworen hatte und auch die Marine und die Weltregierungen waren nicht die ausführenden Werkzeuge seiner Bestimmung gewesen.
 

Kein Mann kann ihn jemals bezwingen.
 

Etwas anderes hat ihn in sein emotionales Mausoleum gesperrt. Der Konflikt, der in ihm tobt hat ihn zermürbt, müde gemacht und seinen Selbstschutz, der zuvor einem strahlenden Schild glich, in abertausende von Scherben zertrümmert.
 

Eng umschlungen fanden sich die beiden wieder. In der Dunkelheit der Nacht war nicht mehr zu erkennen wo der eine Körper aufhörte und wo der andere begann. Beide schnappten hörbar nach Luft, die ihnen vorher für eine relativ lange Zeitspanne versagt geblieben war. Sie sprachen nicht, sie verstanden sich auch ohne große Worte. Das hatten sie von Anfang an gekonnt.

Ein Blick reichte aus. Ein kurzes Nicken folgte bevor sie diesmal ihrerseits die Initiative ergriff, ihn packte und mit sich zog in Richtung Strand. Die Beklemmung die sich zuvor in Ace Brust bemerkbar gemacht hatte löste sich mit jedem Schritt mehr, mit dem er sich der glitzernden Oberfläche des Wassers näherte. Während sie Hand in Hand den kleinen gepflasterten Weg entlangliefen drehten sich einige Leute erstaunt um. Aber die verwirrten Blicke der Passanten glitten unbemerkt an ihm ab. Sie waren nebensächlich.
 

Sie hatten noch diese eine Nacht und sie hatten nicht vor, jene mit Gedanken an die Zukunft, Pflichten oder empörte Stadtbewohner zu verschwenden. Früh genug würde sowieso der Zeitpunkt kommen an dem all dies wieder eine Rolle spielen würde. Zumindest teilweise.

Nein, es gab jetzt wirklich wichtigeres.
 

Puma D. Ace würde sich am nächsten Morgen nicht verabschieden müssen. Seine Geliebte wusste es bereits.
 

Und sie verstand.
 

Doch ein einziger winziger, kurzlebiger Funken erhellt die Dunkelheit hinter den schweren Mauern. Dieses Aufflackern genügt.
 

Irgendetwas lebt noch in dem Gefangenen und dieses etwas ist bereit zu kämpfen.

Opfer sind gewiss und dennoch flammt die Hoffnung auf.
 

Ein einziger winziger, kurzlebiger Funke reicht aus. Mit aller verbliebenen Kraft erhebt sich die geschundene Seele aus ihrem totenstillen Grab.
 

Er würde gehen. Morgen schon. Aber einen Teil seiner Seele würde er zurücklassen.

Doch er musste sich nicht davon schleichen wie ein Dieb. Sie hatte es ihm angesehen und sie hatte es verstanden.
 

Der Schmerz der bevorstehenden Trennung verringerte sich dadurch nicht, aber das Gewissen blieb rein. Mit dem süßen Schmerz konnte er leben. Sie würde es auch schaffen.
 

Er lächelte.
 

Der einsame Wolf hatte seine Wölfin gefunden - sein Weg entriss sie ihm wieder. Das Leben war grausam.

Es gab nichts, was dagegen half, keinen Schutz und keine Ausweichmöglichkeiten.
 

Alles hängt davon ab, wie man damit umgeht...

Mit einem Lächeln das, was nicht zu ändern ist hinnehmen und auf bessere Zeiten hoffen, niemals aufgeben wenn man mit dem Rücken zur Wand steht - so war er erzogen worden.

Dies war seine Lebensphilosophie.
 

Er nahm vieles lächelnd hin.
 

Tiefe Narben sind zurückgeblieben. Die Trümmer und Splitter sind nicht spurlos an ihrem Opfer vorübergegangen. Diese Narben werden niemals verschwinden, aber mit der Zeit verblassen.
 

Er wird lernen mit ihnen umzugehen, sie zu akzeptieren, sein Leben zu leben.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Mia_goes_boho
2010-08-27T02:09:28+00:00 27.08.2010 04:09
großartig, ich wünschte ich hätte das geschrieben
Von:  Yinchan
2008-10-09T14:10:18+00:00 09.10.2008 16:10
boahh
toller schreibstil echt *.*
gefällt mir sehr gut ^^ *smile*
wer ist den die frau? wer hat ace um den finger gewickelt *neugierig*
aber echt tolle geschichte... ich konnte mich richtig in die gefühle hineinversetzten ^^


Zurück