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Reden ist Silber - Schreiben ist Gold!

Wettbewerbs- und Challengebeiträge
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Ein Frettchen kommt selten allein

Kleine Anmerkung: Es sind doch deutlich mehr als 350 Worte geworden - aber in Times New Roman komme ich ziemlich genau auf eine A4-Seite.
 

Ein Frettchen kommt selten allein:
 

Als der regnerische Montag im Mai begann, hatte Sophie das Gefühl, dass es kein guter Tag werden würde. Der Blick auf die grauen Wolken lies ihre Stimmung sinken und auch dem großen Umzugslaster, der vor dem Nachbarhaus stand, konnte sie nichts Positives abgewinnen.

Der durchnässte Karton, den sie dann auf ihrer Türschwelle fand als sie die Post holen wollte, rundete das Bild, das sie sich bereits von diesem Tag gemacht hatte, ab. Böses ahnend hob sie das Paket an. Sophie wusste aus Erfahrung, dass dies kein verirrter Umzugskarton war.

Das Päckchen war schwerer als erwartet. Was die 26-jährige jedoch erwartet hatte, war, dass sich der Inhalt bewegte. Seit sich in dem kleinen Ort herumgesprochen hatte, dass sie verwaiste Wildtiere aufzog hatte sie schon mehrere Meerschweinchen, Katzenbabys und sogar eine Vogelspinne vor ihrer Haustüre gefunden. Nicht dass sie begeistert von diesen Präsenten war, aber dieses achtbeinige Monster war eindeutig die Krönung gewesen. Seit dem war sie auch vorsichtiger geworden, beim Öffnen von unfrankierten Paketen.

Es kostete sie einige Mühe das schwere, nasse Ding auf den Küchentisch zu hieven und sie war einmal mehr dafür dankbar, dass sie sich Tischtücher, empfindliche Teppiche und andere dekorative, aber unpraktische Gegenstände schon längst abgewöhnt hatte. Unter dem Karton fand sie einen Gitterkäfig in dem sich drei Frettchen tummelten. Aus klaren, aufmerksamen Augen sahen die drei jungen Tiere sie an. Sophie sah es positiv. Wenigstens war es nichts Giftiges.

Was sie jedoch mit den Frettchen machen sollte, wusste sie nicht. Mit diesen Tieren hatte sie keine Erfahrung. Sie beschloss, sie zuerst in einem der Kleintierkäfige unterzubringen. Die waren zumindest größer als die kleine Box, in der sich die Frettchen gerade befanden.

Eigentlich hatte sie sich ihren freien Montag anders vorgestellt, als im Bademantel den Keller nach einer geeigneten Unterbringung für drei kleine Raubtiere zu suchen und ihr Gehalt wieder einmal beim Tierarzt zu lassen, anstatt shoppen zu gehen.

Es war das Geräusch zerbrechenden Glases, das sie hellhörig werden ließ, aber der erschrockene Aufschrei vom Nachbargrundstück, der sie dazu bewegte die Beine in die Hand zu nehmen.

Offensichtlich war nicht nur ihr beim Anblick der Szene im Garten fast das Herz stehengeblieben. Obwohl sie nach dem Laufen noch um Luft kämpfte, hielt sie für einen Moment den Atem an. Auf dem Rand des Balkons saß eines der Frettchen und starrte hinunter auf den Boden, auf dem sich nicht nur ein zerbrochener Blumentopf und die Reste einer Pelargonie befanden, sondern auch ein aufgeregt hüpfender Terrier. Der kleine Ausbrecher schien der Einzige zu sein, der sich keine Sorgen machte, dass ihn die Zähne des Hundes erwischten. Keck schien es ihm entgegen zu grinsen, während der neue Nachbar verzweifelt versuchte, seinen Hund einzufangen.
 

Nein, es war kein guter Tag – es war ein sehr guter Tag – so würde Sophie allerdings erst später darüber denken. Später, wenn sie ihre Feierabende zusammen mit Houdini, Max und Moritz, den Frettchen, Charlie, dem Terrier und Markus, dem netten Nachbarn auf dem Balkon, den Sonnenuntergang betrachtend, verbringen würde. Und auch wenn sie nie herausfinden würde, wie Houdini sich befreit hatte, würde sie über den Tag lachen, an dem sie sich kennen gelernt hatten.



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