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Ein Licht in dieser dunklen Welt

Wichtel-Fanfiction für Shizana
von

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II.

II.
 

Umsonst! Die ganze Reise, elf entbehrungsreiche und gefährliche Tage waren umsonst gewesen! Sie hatten trainiert, sie hatten gegen Feinde gekämpft, sie hatten überlebt. Und das alles nur dafür um in Chinon festzusitzen.

Vor zweieinhalb Tagen waren sie angekommen, doch der König wollte Jeanne Darc nicht einmal empfangen. Ihr Erscheinen würde nicht mit rechten Dingen vonstattengehen – so wurden sie von einem Lakaien abgewiesen. Man müsse erst ausschließen, dass sie mit dem Teufel im Bunde sei! Ein Medicus müsse ihren Geist prüfen, ein Priester ihre Seele und Nonnen ihre Jungfräulichkeit. Und ein Richter würde sie dazu befragen, ob sie nicht doch von den Engländern oder anderen suspekten Personen geschickt worden war. Solange würde man sie im nahegelegenen Kloster unterbringen.

Wenn dies alles geschehen war, dann würde der König entscheiden ob er sie vorsprechen lassen würde. Das hatte er über den fetten Pfaffen ausrichten lassen. Sie mögen doch derweil im Gasthaus warten bis auch zu ihnen ein Beichtvater käme um zu erfahren ob sie gute Christen gewesen seien.

Noyns Blut schien zu kochen. Unruhig lief er in dem kleinen Raum, den man ihm zugeteilt hatte, auf und ab. Er hatte Skepsis erwartet. Doch das waren nicht nur nachvollziehbare Zweifel. Voller Wut trat er nach dem erstbesten Gegenstand, der ihm vor die Füße kam. Der einfache Holzschemel flog in weitem Bogen durch das Zimmer und landete klappernd in der gegenüberliegenden Ecke. Der König sollte lieber seinen eigenen Geist untersuchen lassen!

Selbst wenn Jeanne sich als vollkommen nutzlos für den Monarchen ohne Macht erweisen sollte, so war doch ersichtlich, dass sie kein feuerspeiender Drache war, der ihm den Kopf abbeißen würde.

Er würde hier nicht tatenlos sitzen. Dafür hatte er zu viel Kraft und Zeit investiert.

Während die Obrigkeit sich hier versteckte und dieses Theater mit Jeanne veranstaltete konnten die Engländer weiter wüten.

Er würde vorsprechen und das Mädchen darum bitten nachhause gehen zu dürfen.

Lieber starb er Seite an Seite mit seinem Vater, den zwei Knechten und dem Pagen, bei dem sinnlosen Versuch sein Land zu verteidigen, als tatenlos in Chinon zu sitzen und zu warten bis der Feind hierher kam!
 

*

Noyn war schockiert über den Zustand des Mädchens. Er konnte nicht glauben, dass sich ein Mensch in so wenigen Stunden so verändern konnte. Noch vor zwei Tagen war sie gesund gewesen. Ein paar Kratzer. Wunde Stellen und schmerzende Muskeln vom Reiten. Aber sonst gesund.

Nun war sie blass, ihre Haut wirkte eingesunken und dunkle Augenringe verunstalteten ihr Gesicht. Zwei Nonnen mussten Jeanne stützten als man sie hereinbrachte.

Auch wenn er nicht das unbenutzte Bett in der winzigen Zelle gesehen hätte - es war offensichtlich, dass sie in den letzten Tagen kaum geschlafen haben konnte.

Jeanne sank auf den einfachen Strohsack nieder, der als Matratze diente. Ihre Augen fielen immer wieder zu. Mit Mühe kämpfte sie ein ums andere Mal um ihre Lider wieder zu heben. Dass sie sich noch im Sitzen halten konnte grenzte an ein Wunder.

Einen Moment schien es, als wollten die Nonnen bleiben, egal wie unheimlich ihnen der fremde Mann war. Noyn warf ihnen einen finsteren Blick zu, der seine Wirkung nicht verfehlte.

„Um Himmels Willen!“, rief er aus, nachdem die Ordensschwestern den Raum verlassen hatten. „Jeanne, was haben sie dir angetan.“ Er zügelte seine Stimme. Nach all dem Wahnsinn hielt der junge Ritter es nicht für unwahrscheinlich, dass sie belauscht wurden.

„Sie haben mich untersucht, mit Weihwasser bespritzt, mit Reliquien berührt und mich beten lassen.“ Sie gähnte. „Und dann haben sie mich wieder mit Weihwasser bespritzt und so weiter... Es tut gut jemand anderen als diese Priester zu sehen.“

„Hast du überhaupt geschlafen seit du hier bist? Gegessen?“

Sie schüttelte den Kopf.

„Haben sie gesagt wie lange…?“

„Nein.“

Es fühlte sich falsch an, die Frage zu stellen, wegen der er gekommen war.

„Jeanne, ich kann nicht tatenlos in Chinon bleiben und darauf warten, ob unser König sich dazu entschließt einen Gegenschlag zu organisieren.“

Jeanne ergriff seine rechte Hand.

„Ihr seid frei zu gehen. Ich habe nur noch eine kleine Bitte. Bleibt… Bleibt noch ein wenig hier. Dann warten sie noch, bis sie mich wieder holen. Ich will nur ku… kurz meine Augen ausruh…“ Jeanne beendete den Satz nicht. Noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, sank ihr Kopf gegen Noyns Schulter. Vorsichtig legte er einen Arm um sie, aus Angst, ihr erschlaffter Körper würde vorne überkippen und zu Boden stürzen.

Sie hatte ihn entlassen. Er durfte gehen. Doch er verspürte keine Erleichterung.

Er musste gehen, auch wenn alles in ihm darauf drängte hier zu bleiben und dafür zu sorgen, dass man Jeanne nicht weiter traktierte. Je länger er in dieser Zelle blieb desto wahrscheinlicher war es, dass man sie beschuldigen würde hier mit ihm Unzucht getrieben zu haben. Ein Mann alleine mit einer Frau in einer Zelle. Er hatte gesehen wie das auf die Nonnen gewirkt hatte, als sie noch im Raum gewesen waren. Man würde sie nur noch mehr quälen oder ihr gar Schlimmeres antun.

Sein Blick fiel auf ihr Gesicht. Immer noch blass und von den Spuren der Müdigkeit verunstaltet, wirkte es nun zumindest entspannt.

So behutsam wie möglich legte er sie auf das Bett. Als er sich erheben wollte, bemerkte er, dass ihre Hand die Seine immer noch fest im Griff hatte. Ein kleiner Zettel fiel aus ihrer Rechten als er sie löste. Darauf stand nur ein Satz geschrieben: „Der König ist von einem Dämon besessen“

Was hatte es nur mit dieser Frau auf sich?



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