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The Black Widow Tale

Sparrington
von

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Zwischenspiel II

„Mon ami, wie ich sehe hast du dich über die Jahre hinweg nicht verändert. Vom Vater zur Krone Captain Norrington“

Ich hatte Francois´ Worte gehört, gesprochen mit der vertrauten und lang vermissten Stimme eines Freundes und widerhallend aus einem bekannten und mir zugleich so fremden Gesicht. Es waren Worte des Zorns gewesen. An einem Nachmittag wie jeder andere. Mit dem einen Unterschied, dass für mich die Sonne an diesem Morgen mehr gestrahlt hatte, das Meer noch einen Funken blauer und klarer gewesen zu sein schien, die Luft frischer und reiner.

Ein Tag von lauer Wärme, nicht zu heiß und nicht zu kalt, und mit einem Himmel so groß und weit, dass er ein unendliches Azur mit der See gebildet und mir in der denkbar niederträchtigsten Form vorgemacht hatte, alles könne möglich sein, wenn man nur wolle.

Ein Tag von dem Poeten zu dichten gewagt und über den so manche Sänger ihre Lieder geschrieben hätten, über einen dieser wenigen Momente, in denen der Mensch glaubt, der Himmel habe die Erde geküsst.

Ein Tag, dessen Morgen mit der Nachricht von meiner Versetzung nach Port Royal auf Wunsche Governor Weatherby Swanns nicht hätte besser beginnen können und der nur noch besser gemacht worden war durch seine mir offen gelegten Ambitionen mich unter seine Obhut nehmen und protegieren zu wollen.

Geglüht hatten meine Wangen vor Freude, wie in einem dieser plötzlich auftretenden Schübe von Fieber, die ich früher zahlreich bekommen hatte, als ich noch einer dieser dürren, kränkelnden Jungen in Winchester gewesen war…

Ich hätte die Welt umarmen mögen.

So überaus wunderbar war dieser Tag gewesen. Vielleicht zu wunderbar, als dass ein Mensch allein dieses Glück verdient gehabt hätte.

Ein Tag, dessen Prädestination es hätte sein sollen einem Picknick beizuwohnen, sich einem guten Buche und einer Tasse Tee zu widmen, oder nur einer gepflegten und so oft schon geführten Konversation in erlesener und belesener Gesellschaft.

Und doch hätte dem Ende dieses Tages ein düsteres, die Erde fressendes Unwetter besser entsprochen, als irgendetwas sonst. Ein bisschen nostradamische Weltuntergangsstimmung…
 

…Eisern stand ich an der Reling der Dauntless, in all der dekadenten Haltung eines Offiziers mit unbeugsamen Stolz und der unnachgiebigen Art alles hinten an zu stellen, hinter den Dienst an der Krone.

Äußerlich gefasst erwartete ich das Spektakel eines versinkenden Schiffs. Es war nicht das erste und es wäre auch nicht das letzte geblieben.

Und weder kam unerwartet heraus, dass es sich bei dem fälschlich angenommenen französischen Handelsschiff aus Castries um eines für Schmuggel handelte, -war es eine geraume Zeit schon im Auge behalten worden, immer dann wenn es Kurs in britische Gewässer genommen hatte ,- noch der erbitterte Widerstand der Franzosen an Bord, nachdem die törichte, wie sinnlose Absicht einen geheimen Stützpunkt bei Santa Barbara zu etablieren, aufgedeckt und die Soldaten und Waffen im Frachtraum gefunden wurden...
 

…Unerwartet ist aber der Blick in das Gesicht des Captains dieses Schiffes gekommen, der mich bis ins Mark erschüttert hat, als er gefangen gesetzt zu mir gebracht worden ist. Ich muss ihn angesehen haben mit einer Mischung aus ungläubigem Staunen, aufsteigender Fassungslosigkeit über eine grausame Fügung des Schicksals und beginnender Leblosigkeit, als stürbe mit dem Blick in sein Gesicht ein Teil von mir ab.

Es ist vorauszusehen gewesen, dass dieser Tag kommen würde, an dem der Mann neben mir, den ich einmal einen Freund nannte, zeitweise vielleicht sogar den besten und einzigen, mir nicht mehr als solcher gegenüber stehen würde. Von dem Zeitpunkt an, als wir beide ins Militär eingetreten waren.

Nun in Ketten gelegt zweifelt er zu Recht an, ob das Wort „Freund“ jemals eine Bedeutung für mich gehabt haben kann…
 

…eine schemenhafte Erinnerung.
 

Nebel liegen über den Wassern, kriechen aus Bretterritzen und Türspalten unheimlich und grau meine Füße empor, um mit Geisterhänden nach mir zu greifen, als kämen sie aus dem Grabe. Mit sich bringen sie eine unerträgliche Hitze, die mir versengend durch das Blut gellt, meinen Herzschlag hindurch pulsieren lässt, sodass mich verklärender Schwindel befällt.

Er macht, dass meinem Kopf leicht ist, macht ihn schattenhaft für jeden noch so klaren Gedanken.

Es ist, als verliere ich mit seinem Kommen die Fähigkeit zu atmen, die ohnehin stickige Luft aus der beklemmenden Enge in mich einzusaugen, aus der erschreckenden Still, die mich umgibt.

Ich sehe die Kanonenschüsse auf das Schiff treffen. Sie machen keinen Laut, auch nicht die ersten Detonationen des sich entzündenden Schießpulvers, oder die wüsten Flüche der französischen Crew in unseren Rücken, die aus trockenen, zu Staub verfallenden Mündern kommen aus mit verfaulender Haut bedeckten Gesichtern.

Noch nicht einmal die gierenden Möwen im Himmel mit ihren sichelartigen zum Kreischen aufgerissenen Schnäbeln in denen poröse Zähnen heraus wachsen, knochenblank, bis sie herausbrechen. Auch nicht die schwarzen Wellen der See, die sich ölig an den verrottenden Schiffen brechen, mit ihren verrottenden Idealen.

In dem vor der Stille kapitulierenden Sein sind die Absätze meiner Stiefel und mein rasselnder Atem die einzig hörbaren Geräusche, widerhallend und surrend in der Luft, Luft die ich einschnappe wie ein Fisch auf dem Trockenen. Mit verkrampften Händen fasse ich mir an die Brust, huste gequält auf bei dem Schmerz, der mich durchfährt. Das Schwert, das mir Turners Vater einst ins Fleisch rammte, ragt steil heraus und hinterlässt eine Narbe, die tiefer gehen und länger überdauern wird, als körperlicher Schmerz.

Ich fühle die Schwäche und die Kälte nahen, die mich ergreifen werden.
 

„Jede Freiheit hat ihren unfreiwilligen Anfang. James.“, wird eine Stimme neben mir flüstern mit unerschütterlicher Klarheit und meinen Namen aussprechen mit einer Intensität, die mich frösteln lassen wird…
 

…Ich blicke auf, und obwohl irgendein rationaler Teil in mir noch weiß, dass er nicht wirklich hier sein kann, dass Francois´ Gesicht ein Traumgespinst sein muss, gesponnen aus Erinnerung und Schuld, sehe ich es verschwommen in den Nebelschwaden vor mir, so deutlich, als könne ich es berühren sobald ich nur die Hand danach ausstreckte.
 

… Und wie an diesem Tag werde ich nicht darauf gefasst sein, dass er sich aus den Händen seiner Wachen befreit, es in einem Kraftakt irgendwie fertig bringt mit seinen Ketten auf die Reling zu springen, er mir einen letzten Blick schenken wird, bedeutungsschwanger mit tiefer Entschlossenheit und Überzeugung… und sich fallen lassen wird...
 

…Die Worte hallen in mir nach, wie das leiser werdende Echo von Schritten in einem verlassenen Ballsaal…
 

…Ich werde dabei zusehen, wie er in seinen eisernen Ketten hinüberschwimmt zu seinem brennenden Schiff und werde nicht reagieren.

Auch dann nicht, wenn er in seinen Ketten mehrfach untergehen und die hilflosen Fragen des ersten Maats mich in meinem geistigen Gefängnis erreichen werden, nachdem er auf eigene Faust den Beschuss des Schiffes einstellen lässt…
 

…ich weiß nicht mehr, was es war, das mich dieses letzte Wort sprechen ließ und das aus dem Jugendfreund ´Francois´, den Franzosen und Feind der Krone ´Chevalier La Rochelle´ für mich machte.

Ein Wort, das ich mit stummen, zitternden Lippen nachahme:

Feuer!
 

* * *



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Carcajou
2008-06-02T22:15:07+00:00 03.06.2008 00:15
Schuldgefühle? Trauer? nicht eingestanden, nicht als relevant eingestuft, denn es zählt nur der Dienst für die krone- ein ehemaliger Freund, mit dem man die schönste Jugendzeit miteinander geteilt hat, steht einem nun als feind gegenüber.
ein Feind, der es vorzieht, zu seinem sterbenden Schiff zurück zu schwimmen... der Freiheit wegen?

Der Dienst der Marine, unpersönlich und steif wie das zimmer, in dem norrington sich befindet. die gesichter der gestorbenen Männer weit weg, ohne persönliche bedeutung...
Dagegen das leben auf der Pearl, voller Leben, voller energie... Norrington hat sich schnell daran gewähnt. Vielleicht, weil es ihm etwas gegeben hat, von dem er bisher nicht einmal wusste, das es ihm fehlt?
Sparrows drang nach Freiheit, Norringtons Fieber, der Alkohol- all das gräbt die vergangenen, verdrängten Dinge wieder aus, die er bisher in sich versteckt hatte?
Irgendwann wird es jedem zuviel...
und Noringtons Grenze scheint eindeutig erreicht zu sein- vorerst zumindest.
Von:  Henry_Morgan
2008-05-25T11:34:13+00:00 25.05.2008 13:34
HI!

Finde deine FF echt toll! Ich hoffe du schreibst bald weiter, ich halte es vor neugierde kaum aus :) Bin echt gespannt!

*freudig wart*

LG
Henry_Morgan
Von:  S_ACD
2008-05-07T17:41:37+00:00 07.05.2008 19:41
Hehe... vorweg mal, tolles Kaptiel.
Nicht allzu lang, aber aufregend. ^^

Was ich so wahnsinnig witzig finde, ist, dass ich Norrington nie besonders leiden konnte. Bloß im zweiten Teil DMC bin ich mit soooo'n winziges bisschen warm geworden... aber auch nicht für lange.
Am Schluss war er bei mir schon wieder unten durch. xD
(Obwohl man seinen Standpunkt ja schon auch verstehen konnte...)
Lustig ist nur, dass ich ihn dank deiner Geschichte mittlerweile echt mag. Ich hab ihn total ins Herz geschlossen! *.*

Ganz toll, wirklich. Gratuliere.
Und auf welchem Charatker soll ich jetzt rumhacken?!
Hmmm, tja. Beide Daumen hoch. ^.^

Wunderschönen guten Tag noch!

S_ACD

PS: Heißt "chevalier" nicht Ritter? Blahh mein Französisch... T_T
Grottig. Muss gleich mal dict.leo kontatktieren!
Von: abgemeldet
2008-04-30T20:09:13+00:00 30.04.2008 22:09
Hi!^^ Hatt jetzt endlich mal Zeit deine FF in einem durchzulesen und ich bin echt beeindruckt! Die Story is wirklich voll spannend und ich mag die Sprache in der du schreibst! Es ist schon alles so realistisch, dass man sich gut vorstellen könnte, dass es wirklich so passiert! :)
Also dafür ein GROSSES Lob!!! Freu mich schon auf das nächste Kapitel!^^
lieben Gruß Kate_Shadow ^___^
Von:  Sengo-sun
2008-04-25T18:23:25+00:00 25.04.2008 20:23
Spekulieren??
Q__Q du machst mich so langsam fertig >.<
Ich warte und warte und irgendwann gehe ich vor warten ein ;-)
Hmmm... I-wie mag ich dieses Kapitel, und i-wie mag ich es nicht Ö_Ö *drop*
Was ich toll finde ist dass wir mehr über die Vergangenheit unseren geliebten Commodores herausfinden *strahl*
Von wegen Kreativ! Das sieht nicht danach aus als ob es in einer sehr schwierigen Phase der Krativität geschrieben wurde, eher danach vll. habe ich ja mit der Vermutung recht!
Die Überläufe vom Vergangenen und der Gegenwart von James haben mich manchmal verwirrt @__@
Naja lag wohl auch daran dass ich selber ein sehr wirrer Mensch bin!

*knuff*

Sengo^^


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