Hochzeitspannen
Einige Wochen waren nun vergangen, seit Aoi von der Botschaft um Miyavi's Eintritt in den Kreis der Verheirateten erfuhr. Diese Zeit, mussten die anderen nun feststellen, war bisher weitaus schlimmer gewesen als die, in welcher der gute alle zwei Minuten am schwärmen war. Denn nun konnte man ihn nicht mehr ansprechen, ohne einen bösartigen Blick der extra Klasse abzubekommen, wenn er dann doch mal antwortete zickte er nur fleißig herum und alles was man von ihm mitbekam war wie er mit fragwürdigen Blaupausen durch die Gegend wanderte und immer wieder von einem Plan faselte.
So langsam wurde unseren übrigen Gazeboys das dann doch zu seltsam.
"Wer hätte gedacht, dass die Sache den armen so trifft..." meinte Uruha, wobei er sich schwerfällig in einen Sessel sinken ließ. Reita nickte nur.
"Treffen ist das falsche Wort! Er ist ja nicht depressiv und am Boden zerstört, er ist zur Furie mutiert! Das ist doch echt nich' auszuhalten.." meinte Ruki mit schnippischem Unterton, wobei er leicht aufstampfte. Uruha linzte unter den Haaren, welche sich beim sinken auf den Sessel vor sein Gesicht geschoben hatten, hervor und hob eine Augenbraue leicht an.
"Du wiederholst dich."
"ACH MAN! Lass mich-"
Uruha unterbrach den kleinen Sänger flink, ehe dieser noch mehr rumkeifen konnte. "Wo ist eigentlich Kai?" fragte er, wobei sein Blick im Raum umherschwirrte. Grade eben war er doch noch da gewesen.
Einige wenige Momente später schlüpfte der Drummer durch die Tür, in der Hand 5 Briefumschläge.
"Was hast du da?" fragte Ruki beiläufig, ehe er zu dem Drummer huschte. Dieser öffnete derweil den Umschlag, auf welchem sein Name stand.
"Einladungen zu Miyavi's Hochzeit..."
"Er läd uns dazu ein?"
"Sieht so aus? ... Ich denke wir werden nicht die einzigen Prominenten Gäste sein."
Betretenes schweigen, als alle Umschläge von Kai verteilt worden waren außer einem, welcher Aoi gegeben werden musste. Kai schaute zuerst gebannt auf den Umschlag, wobei er den Kopf etwas senkte, ehe seine Augen sich auf die anderen richteten. Diese wanderten dabei alle deutlich große Schritte nach hinten und blickten Kai mit großen Augen an. Keiner wollte derjenige sein, der Aoi's Wut abbekam wenn er die Einladung sah.
~ Warum immer iiiich?? ~ jammerte Kai in gedanken, während er mit wehmütigem, irgendwo verzweifeltem Gesichtsausdruck in Richtung von Aoi's Garderobe wanderte. Dazu musste man sagen, das er nicht wirklich lief, er schlurfte eher über den Boden um möglichst langsam vorwärts zu kommen und sich irgendwie mental vorzubereiten.
"Ähm... A-aoi?" fragte er zögerlich, als er die Tür einen Spalt weit geöffnet hatte und den Kopf etwas hineinlugen ließ. Der dunkelhaarige Gitarrist saß an seinem Tisch und kritzelte fleißig auf einem Blatt herum. Kai schluckte schwer, ehe er die Tür ganz aufstieß und den Raum betrat.
"Ich... hab da was für dich." nachdem er sich neben den anderen gestellt und für den Bruchteil einer Sekunde auf das Blatt geschaut hatte, legte er den Brief auf den Tisch und ging anschließend einige Schritte zurück.
Aoi schaute kurz darauf von seinen Kritzeleien auf und stellte selbiges ein, ehe er den Stift bei Seite legte und sich den Briefumschlag betrachtete. Kurz sah man, wie sich seine Augen etwas weiteten, ehe er sich zu Kai umwandte und ein deutlich gespieltes Lächeln aufsetzte.
"Wie schön, eine Einladung zur Hochzeit! Das wird bestimmt ein toller Tag." das falsche Lächeln und die ebenso falsche Freude in der Stimme, jagten den Drummer einen kalten Schauer über den Rücken.
"Ja... wunderbar, nicht wahr?" versuchte er sein momentanes Grauen vor dem anderen durch schwaches Gekicher zu überspielen. Noch ehe Aoi weitere Kommentare abgeben konnte verließ Kai im rückwärtsgang den Raum, als habe er Angst von dem anderen angegriffen zu werden sobald er ihm den Rücken kehrt.
Ruki und Reita weiteten leicht die Augen, als Kai wieder im Wohnkaum erschien und er weder Blessuren, noch sonstige Anzeichen eines Wutausbruchs Seiten Aoi's mit sich rumtrug. "Du lebst noch?" fragte der Bassist, während er um den anderen lief und schaute, ob nicht doch irgendwo etwas zerfetzt war, oder ob man nicht doch irgendwo eine Kratzspur erkannte. Kai seufzte nur gedehnt, ehe er sich auf dem Sofa niederließ.
"Ja, tue ich. Statt eines Wutausbruchs durfte ich etwas viel schlimmeres ertragen..."
"Du meinst doch nicht etwa...?" fragte Uruha, wobei er leicht Gänsehaut bekam.
"Doch..."
Den dreien fuhr ein ebenso deutlicher Schauer über den Rücken, wie Kai, welcher den Auslöser für besagten Schauer ja hautnah miterleben durfte.
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Der große Tag stand vor der Tür. Sie alle trugen weiß, mit je ihren eigenen kleinen farblichen Accesoirs. Reita trug passend zum Anzug ein weißes Tuch vor der Nase, mit golden eingesticktem Muster. Kai hielt sich schlicht, er trug unter dem Anzug lediglich ein dunkelblaues Hemd, statt einem schwarzen wie die anderen. Ruki bevorzugte rote Accesoirs, wobei diese vor allem in form von Stickereien in den Anzug eingearbeitet waren. Uruha trug zur Abwechslung einmal eine Krawatte, welche einen Weinrot-Ton hatte und der gute Aoi unterstrich das perfekte Bild des schneeweißen Anzugs lediglich mit einer schlichten, silbernen Kette und einem auffällig blauen Tuch.
Irgendwo hätten sie sich alle 4 denken können, dass die Hochzeit ein stressiger Tag würde solange Aoi in der Nähe war, doch schienen sie es nicht so ganz wahr haben zu wollen. Ein seltsamer Hauch von Mordeswillen lag in der Luft und die Atmosphäre, welche sich zum einen aus verängstigten Gazette-Members und zum anderen aus blanker Wut und Eifersucht zusammensetzte, war förmlich greifbar geworden. Und das innerhalb von weniger als 4 Minuten, nachdem sie die Kirche betreten hatten. Plötzlich stand Aoi wortlos auf und ging. Die anderen stutzten.
"Kai, wo will er hin?" fragte Ruki schließlich, welcher den Platz ganz außen, am weitesten von dem Gitarristen weg, gewählt hatte. Kai musste in den sauren Apfel beißen und sich neben den dank eines gebrochenen Herzens vor Wut kochenden Aoi platzieren.
"Keine Ahnung..." meinte der Drummer nur, wobei er kurz mit den Schultern zuckte. Woher sollte er das auch wissen? Auch wenn er meist derjenige war auf dem die unangenehmen Aufgaben sitzen blieben, so wusste er noch lange nicht alles. Und solange er nicht lernte gedanken zu lesen würde das wohl auch so bleiben. Aber irgendwo konnten sich alle denken, dass dieser Tag noch eine schreckliche Wende nehmen würde. Reita verschränkte angespannt die Arme vor der Brust, schloss die Augen und ließ ein gedehntes Seufzen hören. Das er sich nicht in Sätzen dazu äußerte war irgendwo klar, trotzdem schauten ihn die anderen ein wenig bedröppelt an. Die Blicke förmlich auf der Haut spührend, öffnete er ein Auge, welches die anderen böse anfunkelte. Daraufhin widmeten sie sich wieder ihrem vorherigen Gespräch.
"Was ist, wenn einer dieser... Pläne von denen er in seinen Selbstgesprächen gefaselt hatte, mit der Hochzeit zu tun hat?" gab Uruha eine seiner Spekulationen zum Besten.
"Ach quatsch! Du glaubst doch nicht, dass er die Hochzeit..." Kai hielt inne, dachte noch einmal nach. Anscheinend lag es doch irgendwie im Bereich des möglichen.
"Wir sollten auf Nummer sicher gehen."
Ruki schnaupte, grummelte kurz und meldete sich anschließend auch noch zu Wort. "Und wie?! Jetzt, wo er schon weg ist finden wir ihn doch in dieser riesigen Kirche nie wieder!
"Das wissen wir nicht, solange wir's nicht versucht haben."
Gesagt, getan. Kaum hatte Uruha seinen Satz beendet, sprangen sie auf und setzten zum Suchen an. Nur Reita blieb zunächst sitzen, doch nach einem giftigen Zischen Seiten Ruki's, zog selbiger den Bassisten einfach mit sich.
Irgendwo in Mitten der Gänge beschlossen sie kurzerhand sich zur Suchintensivierung aufzuteilen. Jeder nahm einen anderen weg. Uruha übernahm die Kapelle und den Garten rund um die Kirche. Ruki durchsuchte die Gänge vor den Lougenplätzen und natürlich auch die Lougen an sich. Kai blieb unten und rannte jeden noch so kleinen Nebenraum ab. Und Reita, welcher sich bezüglich des Aussuchens gepflegt zurückgehalten hatte, musste die Räume abklappern, welche im Vorbereitungsbereich lagen, unter anderem auch die Umkleideräume des Brautpaares.
Gemächlich schlenderte er den endlos wirkenden Flur entlang, wobei ihn der ein oder andere fragwürdige Blick streifte, da es einigen seltsam vorkam das der Bassist selbst in einer Kirche dieses affige Bändchen vor der Nase trug. Einigen der Beobachter schaute er hinterher, wobei der Gute nicht bedacht hatte, dass er lieber schauen sollte wo er hinlief statt irgendwelchen Leuten nach zu gaffen. Einen Aufprall und ein gedämpftes Stöhnen später wusste man dann auch wieso. Sich leicht verlegen über die Spitzen des hochgegelten Haars streichend erblickte er vor sich eine Frau, in ein prächtiges Brautkleid gehüllt und mit einem dichten Schleier vor dem Gesicht.
"Entschuldigung! Ich wusste nicht, dass du schon auf den Gängen herumstreunst. Die Feier beginnt bald... bist du aufgeregt?" löste sich die Zunge Reita's aber wohl eher aus Nervosität als aus Gesprächswunsch. Wie hätte er denn auch ahnen können Miyavi's zukünftige über den Haufen gerannt zu haben? Merkwürdigerweise schwieg die Braut jedoch, knickste kurz höflich zum Abschied und schnellte, nachdem sie den aufgebauschten Tüllhaufen von Rock etwas angehoben hatte, einige wenige Meter den Gang entlang bis zu einer offen stehenden Tür, welche scheinbar in ihr Umkleidezimmer führte. Durch das zuknallen der Tür zuckte Reita unwillkürlich zusammen.
"... ähm?" mit leicht schräg gelegtem Kopf und deutlich perplexem Blick stand er noch einige Momente da, ehe er das Leuten der Glocken vernahm und aus seinem versteinerten Zustand erwachte. Hastig trugen ihn seine Füße so schnell es ging zurück zum Hauptsaal, ebenso wie die anderen, auf welche er am Eingang stieß. Alle gemeinsam schüttelten sie kurz die Köpfe, ehe ebenso synchron gedehntes Seufzen erklang und sie anschließend zu ihren Plätzen zurückgingen. Aoi's Platz blieb frei, da ihn keiner von ihnen gefunden hatte. Jetzt blieb nur hoffen und beten, dass alles glatt lief und der liebestolle, schon leicht fanatisch in Miyavi vernarrte Gitarrist keine Dummheiten anstellte.
Kaum waren die vier wieder einigermaßen zur Ruhe gekommen, sahen sie schon wie Miyavi sich vor den Altar begab und hörten anschließend wie die Hochzeitsmelodie, traditionell auf einer Orgel gespielt, ertönte. Von einigen Leuten war leises Getuschel zu hören, andere ließen einen Ausruf des Erstaunens hören als die Braut in ihrem prachtvollen, im Licht des Kronleuchters glitzernden Kleid und dem neckisch das Gesicht versteckenden Schleier in der Eingangstür stand. Neben selbiger stand ihr Vater, bei welchem sie sich schüchtern einharkte. Anschließend schlenderten sie, nachdem die Blumenmädchen vorrausgegangen waren, im Takt der Melodie zum Altar. Keiyuu, welcher dank seiner geringen Körpergröße perfekt für einen solchen Job war, führte die Blumenmädchen und sorgte dafür, dass sie nicht plötzlich machten was sie wollten. Das ganze war aufgezogen wie eine westliche Hochzeit, nicht etwa traditionell japanisch. Warum schien jedoch fraglich. Vielleicht gefiel es dem Brautpaar einfach besser eine solch riesige Feier daraus zu machen, statt einer von klischeéhaften Traditionen gespickten, teils auch langweiligen japanischen Hochzeit. Das einzige, was noch an Japan erinnerte, war der Pfarrer. Isshi übernahm diesen Job und natürlich trug er zu einem solchen Anlass eine angemessene Robe in form eines schwarz-weißen Kimono's. Miyavi schien für viele Aufgaben betreffend der Hochzeit Prominente Freunde beauftragt zu haben. Seiner Meinung nach wirkte die Hochzeit so familiärer und weniger Offiziell.
Reita wirkte während der gesamten Zeit, vom ertönen der Melodie bis hin zum stillstand der Braut neben ihrem Bräutigam, deutlich angespannt. Er dachte noch einmal über ihr seltsames Verhalten nach und bemerkte dabei, dass sie ungefähr die selbe größe wie Aoi hatte. Nach einem schweren Schlucken verschränkte der Bassist die Arme vor der Brust, tippte während der Ansprache des Pfarrers nervös mit den Fingern einer Hand an seinem Ellenbogen herum. Die Schweißperlen auf der Stirn unterstrichen das Bild eines vor Nervosität im Zwiespalt gefangenen Reita's noch zusätzlich. Dann, dass Ja-Wort war ausgesprochen und die Ringe ausgetauscht. Nun würde er gleich wissen, ob die Vermutung nun richtig war oder er da doch nur von Paranoia geleitet wurde. Mit geweiteten Augen beugte er sich mit jedem Zentimeter, den der Schleier hochwanderte, einige Millimeter weiter vor. Als dann das Gesicht zum Vorschein kam, hatte er sich bereits soweit vorgebeugt das er, irgendwo erleichtert aber irgendwo auch verwundert, nach vorne kippte und sprichwörtlich gesehen den Fliesenboden knutschen durfte. Falscher Alarm. Nicht Aoi stand vorne am Altar, sondern die Frau wegen der Miyavi hier war. Aber, wo zum Teufel steckte dann Aoi? Irritiert blinzelten die anderen zu Reita hinab. Kai beugte sich leicht hinab und griff nach seinem rechten Arm, Uruha tat es ihm gleich und griff nach dem linken. Beide hieften ihn anschließend wieder zurück auf die Sitzbank. Zum Glück hatten nicht viele die Bruchlandung bemerkt.
"Was sollte das werden?" flüsterte Uruha ihm kurz darauf so leise es ging zu.
"Ich.. dachte irgendwie Aoi hätte die Rolle der Braut eingenommen." kam die ebenso geflüsterte Antwort.
"Du dachtest WAS!?" das letzte Wort des Gitarristen ertönte dann doch lauter als man sich in einer Kirche eigentlich äußern sollte. Durch den Schall würde das schrille Geräusch noch weiter verstärkt. Miyavi schaute, irritiert aber irgendwo auch genervt zu den vier rüber, ebenso wie die übrigen Gäste. Ruki, Kai und Reita ließen nur ein mahnendes "SSSSH!" hören, wobei sie den Zeigefinger an die Lippen legten und diese leicht spitzten. Der arme Uruha wäre in diesem Moment wohl am liebsten ins nächste Mauseloch gekrochen, doch leider war keines in der Nähe.
Nachdem die Menge sich nun wieder von dem Gazette Gitarristen gelöst hatte, fuhren sie mit dem verbleibenden Zeremoniellen Teil fort, indem das Brautpaar sich den lang ersehnten Kuss zum Ja-Wort gab. Anschließend folgten lautes, endlos anhaltendes Gejubel und Applaus, ehe beide den langen Gang entlangschritten, in Richtung des Festgeländes vor der Kirche. Nachdem das Paar den Saal verlassen hatte, folgt die Menge. Allen vorran Gazette, welche so schnell wie möglich an die frische Luft wollten. Dieser ganze Tag schien verflucht, auch ohne Aoi.
"Wo steckt dieser Spinner!?" platzte es plötzlich wütend aus Ruki heraus. Miyavi, einige Meter schräg vor ihnen, hörte die Worte nur zu deutlich und blinzelte irritiert herüber. Anschließend sagte er seiner nun angetrauten Ehefrau, er wolle sich mit einigen Gästen alleine unterhalten, ehe er mit flinkem Schritt zu den Gazeboys eilte.
"Was macht ihr für einen Aufstand?! Ihr ruhiniert noch die Feier!"
"Ähm.. nunja..." Ruki's Temperament verschwand mit einem mal spurlos. Uruha zog den kleinen zurück, legte einen Arm um ihn und drückte etwas zu, als Strafe für das Gebrüll. "Aoi ist verschwunden. Wir dachten, er hätte irgendetwas ausgeheckt um die Feier zu sabotieren, aber anscheinend haben wir da falsch gedacht."
"Wie meint ihr das, verschwunden? Und warum sollte er die Feier sabotieren?"
Kai stemmte die Hände gegen die Hüften, ehe er ein gedehntes Seufzen hören ließ. "Verschwunden im Sinne von weg, vom Erdboden verschluckt, nicht auffindbar..."
"Und sabotieren, da der Gute uuu~nsterblich in dich verliebt ist, mein Lieber Myv. Wusstest du das nicht?" beendete Uruha für Kai, wobei er leicht theatralisch betonte und mit der freien Hand herumfuchtelte.
"Ver-was?! NEIN, woher denn auch?!"
"Nun... jetzt weißt du es. Aber, wenn du das schon nicht wusstest, hast du wenigstens eine Idee wo sich der Trottel versteckt?"
"...vielleicht."
"Dann geh hin und red mit ihm! So wie er momentan drauf ist, muss man Angst haben bei einem Falschen Wort schon mit einem Fuß im Grab zu stehen."
Miyavi lief sogleich los, wohin konnten die anderen nicht genau sagen da er in der Menge unterging und recht schnell nicht mehr zu sehen war.
"D-du... Uru?" keuchte Ruki atemlos.
"Ja?"
"Ich krieg keine Luft mehr!!!" das angedeutete Schreien klang mehr nach gekrächtze, doch es zeigte Wirkung. Sofort ließ der Gitarrist von dem kleinen Mann ab, woraufhin dieser sich leicht vorbeugte, die Hände gegen die Knie stemmte und hastig zwischen Luft holen und Husten hin- und herwechselte.
Der Wind wiegte die dürren Äste einer alten Weide sachte, während einige einzelne Blätter davongetragen wurden oder gen Boden segelten. Nicht weit weg ragten die Enden der kräftigen Wurzeln an einer Klippe aus der Erde heraus und wurden vom aufspritzenden Wasser der brechenden Wellen gestreift. Das Geräusch des Meeres hatte etwas beruhigendes und lenkte ab, wobei der am Horizont leicht rötlich gefärbte Himmel dem ganzen auch noch einen wunderschönen Anblick verpasste. Hier stand er, an das Geländer gelehnt, welches das Festgelände der Kirche von den gefährlichen Klippen abschirmte und er starrte gebannt auf die Weiten, welche sich vor ihm erstreckten. Ein romantischer Ort, mit nicht ganz so romantischer Situation im Hintergrund. Lautlos trat Miyavi an den anderen heran, stellte sich schweigend neben ihn, sah ebenfalls aufs Meer.
"Du hast die Zeremonie verpasst. Willst du auch noch die Feier über hier bleiben?" unterbrach der Sänger dann die erdrückende Stille, wobei er den Blick jedoch nicht vom Horizont löste.
"Die anderen haben mit dir geredet?"
"Ja..."
"Dann denke ich, gibt es nichts mehr zu sagen."
"Hmm...wie du meinst."
"Miyavi?"
"Ja?"
"Bist du glücklich?"
Ein ironisches Schmunzeln, begleitet von ebenso ironischem aufkeuchen entwich dem knapp 1,85m großen Japaner. "Ja."
"Gut..." Aoi stieß sich langsam vom Geländer ab, vergrub die Hände in den Hosentaschen, wandte sich um und ging anschließend. Miyavi hingehen blieb noch einige Momente dort stehen ehe er sich zurück zu seiner Frau und den anderen begab. Aoi jedoch war immernoch nicht bei den anderen aufgetaucht. Verdutzt schritt er zu Ruki, welcher nervös mit einem Fuß immer wieder auf den Boden tippte. "Wo ist Aoi?"
"Was fragst du mich das? DU warst derjenige, der ihn herschaffen sollte. Ich dachte du wüsstest, wo er ist!?"
"Wusst' ich auch. Ich hab mit ihm geredet... ganz kurz. Ich dachte er wolle zu euch, als er ging."
"Na GROßARTIG!"
Verlegen und ratlos strich sich Miyavi mit einer Hand über den Hinterkopf, wobei die andere Hand in der Hosentasche vergraben war und er verzog den Mundwinkel ein wenig während er Ruki anblinzelte, welcher ihm einen bissigen Blick schenkte.
Der Rest der Feierlichkeiten sollte scheinbar ohne größere Probleme, Pannen oder sonstige Peinlichkeiten verlaufen und überstanden werden. Die vier verbleibenden Gazette-Members hatten zwar wenig davon, da sie die Meiste Zeit über immernoch damit beschäftigt waren erfolglos nach Aoi zu suchen, doch was sollte es schon. Hauptsache war das sie nicht weiterhin irgendwie negativ auffielen. Allein schon ihres Rufes wegen.
Am späten Abend verabschiedete die gesamte Meute der Gäste das Brautpaar, welche sich in einer Stretchlimousine auf den Weg in ein Hotel machten. Ruki und Kai standen ganz vorne und fast am Ende des Weges, Uruha und Reita direkt hinter ihnen. Sie winkten alle nur wiederwillig, da ihre ausgelaugten Körper eher danach verlangten auf den Boden zu sinken und zu schlafen. Durch ihre Plätze in der Masse konnten sie einen kurzen Blick auf den Fahrer erhaschen, was ihnen allen auf einen Schlag die Energie zurückbrachte.
"Ihr... habt jetzt grade nicht gesehen, was ich gesehen habe oder?" fragte Ruki etwas zögerlich.
"Wenn du Aoi in Schofeursuniform und mit verdunkelter Sonnenbrille gesehen hast, der den Wagen fährt in dem Miyavi und seine Frau sitzen...dann, jah." entgegnete Uruha entgeistert. Kai und Reita nickten nur langsam, während sie alle dem Wagen nachstarrten.
"Ah...gut. Ich dachte schon, ich sähe vor lauter Erschöpfung eine Fata Morgana..."
"Nein, tust du nicht." kam es nun von allen drei synchron, wobei jeder dem kleinen Sänger eine Hand auf die Schulter legte.
"und... WARUM zur Hölle nochmal stehen wir dann hier noch wie angewurzelt rum?! HINTERHER!!"
Ruki musste nicht lange auf Reaktion zu seinem Gebrüll warten. Kaum war das letzte Wort aufgesprochen setzten sie sich alle ebenso flink wie er selbst in Bewegung, was jedoch einen etwas hilflosen Eindruck machte. Sie konnten immerhin nicht ernsthaft erwartet haben schnell genug rennen zu können um eine Limousine einzuholen. Schon garnicht Ruki, welcher durch seine kurzen Beine ja doppelt benachteiligt war. Doch wie sagt man so schön, probieren geht über studieren, und diese Philosophie scheinen die vier ja mächtig lieb zu haben. Geschafft von ganzen 30 Metern rennen, wobei Ruki schon nach den ersten 10 deutlich nach hinten fiel, blieben sie alle irgendwann mitten auf der Straße stehen, stützten die Hände an die Knie und atmeten hastig ein und aus.
"Und nun...?" fragte Kai, wobei Uruha schon mit den Schultern zuckte.
"Wie wärs mit... rausfinden wo sie hinwollen, bevor noch ein Unglück passiert?!" fauchte Ruki sogleich als Antwort. Dabei malte sich Kai schon aus, was der liebe Aoi vorhaben könnte, was ihm gleich einen kalten Schauer über den Rücken jagte. "armer Myv..." murmelte er kaum hörbar, ehe er den anderen zurück zum Festgelände folgte und durch die Reihen ging um nachzufragen, wo genau die Limousine denn hinwollte. Brauchbare Auskünfte jedoch, erhielten sie von niemandem. Jeder sagte etwas anderes, doch keiner etwas genaues. Aussagen wie 'ein großes Hotel am Stadtrand' und 'ein Hotel mit Ausblick auf eine unendlich lange Kirschblütenalee' waren dabei am häufigsten. Also mussten sie eigentlich nur herausfinden, welche Hotelgelände großer Hotels zu dieser Jahreszeit mit Kirschbäumen übersäht waren. Sonderlich große Auswahl gab es da nicht. Nur zwei an der Zahl waren da, die als Möglichkeit in Frage kamen. Also blieb ihnen wohl nichts anderes als beide abzuklappern.
Die Limousine hielt. Aoi, der Fahrer, zog sich die Mütze tief ins Gesicht, ebenso wie er die Sonnenbrille wieder aufsetzte und anschließend ausstieg um dem Brautpaar die Tür aufzuhalten. Dabei achtete er genau darauf, dass sie sein Gesicht nicht zu sehen bekamen und wenn doch dann nur kurz bzw. nicht genau. Nachdem beide das Gebäude betreten hatten, schlich sich auf des Gitarristen Lippen ein hinterlistiges Grinsen. Er dachte nicht daran den Wagen wegzufahren, nein, er schloss ihn lediglich ab und folgte dem Brautpaar danach heimlich.
Die übrigen Gazeboys derweil eilten in schnellstmöglichem Tempo zum ersten Hotel, wobei alle bereits in Gedanken hofften das es nicht nötig sein würde auch noch das zweite aufzusuchen.
"YOSH!!!" entwich es Aoi leise, als er einen Hotelpagen erblickte und kurz darauf auf diesen Zuschritt.
Er tippte den Pagen, kurz auf die Schulter, nachdem dieser an der Rezeption erfahren hatte das er dem kurz zuvor eingetroffenen Ehepaar Sekt und Snacks aufs Zimmer bringen sollte. Der Gitarrist bat den Pagen ihm zu folgen, wobei dieser freundlich nickte und folgte, sich dabei aber in Gedanken fragte wieso und was der fragwürdige Schofeur von ihm wollte. Auf selbiges fand er jedoch recht bald darauf die Antwort, da Aoi ihm kurzerhand ein Stofftuch vor den Mund drückte, ehe er ihn in einen Gang zerrte und dort in die Abstellkammer schubste. Die Tür verschloss er, nachdem er selbst ebenfalls den Raum betreten hatte. Von dem was sich dahinter abspielte bekam man nicht viel mit, außer das ein Geräusch wie der Aufprall von Metal auf etwas festen zu hören war und ein dumpfes Stöhnen erklang. Einige Minuten später öffnete sich die unscheinbare Holztür wieder. Heraus trat, in der Uniform des Pagen, Aoi. Den Hotelpagen selber konnte man bei einem kurzen hineinschauen in die Abstellkammer in einer Ecke sehen, ohnmächtig, gefesselt, halb bedeckt von der Schofeursuniform. Der Gitarrist zupfte sich das Jacket der Uniform zurecht, bevor er elegant den Gang entlangschlenderte in Richtung der Fahrstühle.
Kaum war er in dem Stockwerk angekommen, in welchem sein Zielobjekt residierte, schon sah er als er um die Ecke biegen wollte wie Miyavi das Zimmer verließ und mit seiner Frau ein beiläufiges kurzes Pläuschchen hielt. Aoi stolperte zurück, versteckte sich an der Ecke, lauschte. Dabei fand der Gazette-Gitarrist heraus, dass Miyavi sich nach unten in die Bar begeben wollte und seine Frau nachkommen wollte, sobald sie sich geduscht und umgezogen hatte. Kurz grübelte er, ehe sich zum wiederholten Mal ein hinterlistiges, fast schon bösartiges Lächeln auf seine Lippen schlich.
Der Gitarrist und Solokünstler Miyavi schaute etwas perplex, als er schließlich ging und um die Ecke schritt, da ein fragwürdiger Page dort mit ins Gesicht gezogener Mütze und verdunkelter Sonnebrille an der Wand lehnte, die arme vor der Brust verschränkt, die Beine leicht überkreuzt, keine Mimik, schweigend. Natürlich ist klar das diese Gestalt Aoi ist, doch Miyavi ahnt das ja nicht. Etwas verdutzt hebt er eine Augenbraue leicht an, ehe er den Kopf schüttelte und weiterging.
~ Oh, oh Miyavi. Du wirst schon paranoid... ~ flüsterte er sich selbst in Gedanken zu, während er den Fahrstuhl betrat und auf das Knöpfchen drückte, dass ihn ins Erdgeschoss bringen sollte.
Es klopfte jemand an der Tür. Die junge Frau, welche gerade aus der Dusche gestiegen war und sich provisorisch das erstbeste T-Shirt inklusive bequemer Leggins überzog, schritt zur Tür und öffnete diese. Ihr Blick viel auf einen Hotelpagen mit abgedunkelter Sonnebrille. Irritiert zog sie die Augenbrauen ein wenig empor, ehe sich der Page höflichst verbeugte und ihr mitteilte, sie solle sich doch beeilen und ihm folgen, da ihr Gatte eine Überraschung vorbereitet habe. Strahlend bis über beide Ohren nickte sie eifrig, schloss danach die Tür wieder und warf sich in einem Tempo in Schale, welches sie sich selbst garnicht zugetraut hatte. Wofür sie sich sonst mindestens eine ganze Stunde Zeit ließ, erledigte sie nun in wenigen Minuten. Die Tür öffnete sich erneut, die Frau trat hinaus. Der Page, niemand anderes als unser Aoi, deutete mit dem Arm an sie solle ihm einfach hinterherlaufen, ehe er sich mit einem kurzen "Hier entlang bitte, Madame" in Bewegung setzte und den Gang entlang lief.
"Wo ist denn die Überraschung?" fragte sie dann, als sie vor einer fragwürdigen Tür zum stehen kamen.
"Dort drinnen, Miss." kam die Antwort Aoi's flink, ehe er ihr die Tür langsam öffnete und ihr mit einem Fingerzeig andeutete den Raum zu betreten. Selbiges tat sie auch gleich darauf. Jedoch hatte sie sich wohl auf ihr Bauchgefühl verlassen sollen, welches ihr allein wegen der Sonnenbrille schon verriet 'Da ist doch was Faul!'. Doch wie das so ist mit der Liebe, man ist des öfteren Blind wegen ihr. Und da ihr eine Überraschung ihres, seit heute, angetrauten Ehemannes versprochen wurde folgte sie natürlich ohne weitere Fragen zu stellen. Im Endeffekt endete es zu ihrem Nachteil. Ein Schlag auf den Kopf beförderte die junge Frau schnell ins Reich der Träume. Und keine fünf Minuten später fand man sie gefesselt und geknebelt in der hintersten Ecke des leerstehenden Raumes wieder.
Aoi schritt, selbstsicher den Erfolg seines Planes betrefend, auf eleganteste Weise zur Tür zurück, schob die Mütze ein Stück hinauf, nahm die Sonnebrille ab, grinste beinahe bösartig.
"Einen schönen Tag noch, Miss." meinte er diabolisch ruhig, auch wenn sie seine Worte wegen der Ohnmacht sowieso nicht vernahm. Der Schatten des der im Raum herrschenden Dunkelheit wurde mit jedem Zentimeter der sich schließenden Tür größer und größer, bis nichts mehr als tiefste Schwärze um sie herum war.
Unsere Gazeboys derweil, rasten im Affenzahn in das erste Hotel hinein. Ruki mussten sie schon fast hinter sich herschleifen, da der kleine sich anscheinend als Sportmuffel outen musste. Völlig aus der Puste und dem zusammenbrechen nahe, schlurfte er immer wieder, zwang sich jedoch selbst trotzdem weiter zu rennen. Sie mussten schließlich diesen Idioten von Aoi aufhalten. Was Liebe so alles mit jemandem anstellen konnte, war schon erstaunlich, wenn auch irgendwo etwas gruselig. Umso größer die Anstrengung Ruki's war, umso größer war auch die anschließende Enttäuschung als sie an der Rezeption nach Miyavi und seiner Frau fragten, und nur von einem anderen Musiker samt 'Frau' erfuhren, an dessen Namen sich der Rezeptionist nicht erinnern konnte, welche in diesem Hotel gastierten. Dem Ausrasten nahe drehte er sich einige Male um die eigene Achse und biss die Zähne zusammen, ebenso wie er die Augen merkwürdig verdrehte. Anschließend ließ er sich wie tot auf den Boden sinken und versuchte erst einmal seine Atmung wieder zu normalisieren. Uruha, Kai und Reita standen einige Momente lang leicht perplex um den Vocal herum. Uruha schüttelte nur den Kopf, Kai versuchte das ganze mit Humor zu nehmen was jedoch bei einem verzweifelten, und dennoch gescheiterten Versuch blieb und Reita, welchem der Sänger schon seit dem Ende der Kirchenzeromonie auf die Nerven ging ergriff kurzerhand Partei indem er Ruki unsanft am Kragen des Jackets packte und hinterherschleifte. Das er dem Zwerg dabei fast die Luft abschnürte und dieser sich dementsprechend keifend und fauchend zu Wort meldete interessierte den Bassisten dabei herzlich wenig.
"Auf zum zweiten Hotel!" meinte er energisch, ehe sie das Gebäude verließen. Das letzte was das Personal von ihnen sah, waren die aufgekratzt herumzappelnden Beine Ruki's...
Plötzlich kamen die Gazeboys abrupt zum stehen. Ruki versuchte sich umzudrehen und von Reita loszureißen, um herausfindn zu können was denn los war. Zunächst jedoch blieben seine kümmerlichen Versuche erfolglos.
"AH!" meinte Reita energisch, wobei er auf zwei Gestalten vor sich zeigte. Diese waren zuvor noch fleißig am quaseln gewesen, richteten Jedoch den Blick nach vorn als der seltsame Laut zu hören war und reagierten synchron auf die selbe Weise.
"AH!" Nun endlich, da Reita zu sehr mit dem anstarren der zwei vor ihm beschäftigt war, schaffte Ruki es sich zu befreien, woraufhin er sogleich aufstand und sich zwischen Reita und Uruha nach vorne drängte.
"ach...Maya und Aiji!
Uruha stutzte. "Also... mag sein das Maya ein zwei mehr weibliche Züge hat als ich, aber wie eine Frau sieht er nun wirklich nicht aus!"
Alle Blicke wanderten plötzlich fragend zu ihm.
"Nun die Rezeptionistin hat doch gesagt das nur ein Sänger momentan in diesem Hotel ist. Anscheinend dachte sie Aiji wäre der besagte Sänger und Maya seine Frau als wir sie danach gefragt haben...logisch oder?"
Maya, der sich derweil wieder gefangen hatte, setzte ein breites Grinsen auf und lief ein Stück auf die anderen zu. "Was macht ihr denn hier? Was ist mit Miyavis Hochzeit? Schon vorbei...?
Aiji tat es Maya gleich, bis sie vor den 4 Gazette Members zum stehen kamen.
"Ach so...eh...naja...die feier ist vorbei. Und jetzt...suchen wir den Bräutigam...", meinte Reita irgendwo hilflos, da er nicht ganz wusste was er überhaupt hätte sagen sollen und dann mit Satzbruchteilen versuchte die Situation zu erklären.
"Und das, weil...?" fragte Aiji verwirrt.
Kai beschloss, um sich möglichst kurz zu fassen, einfach Aiji's Satzanfang fortzuführen. "...Aoi sich als Chofeur verkleidet und ihn und seine Frau zum Hotel gefahren."
Maya blickte etwas verwundert drein. "Ja und? Ist doch eine nette Geste!"
Im Kreise der Gazette Members machte sich einstimmiges Entsetzen breit.
"Bitte was!?"
"Sag bloß sein Zustand hat sich immernoch nicht verbessert...?" kam es plötzlich von Aiji.
Kai schüttelte entrüstet den Kopf. "Nein leider nicht... wir ahnen schlimmes."
Maya verstand nur Bahnhof. "Zustand...?"
Jedoch ignorierten ihn die andern vorerst gekonnt. Besonders Uruha sah keinerlei Sinn darin dem guten Beachtung zu schenken.
"Hast du eine Ahnung was er vorhaben könnte?"
"Ich nicht... aber vielleicht." Aijis Blick wanderte langsam zu Maya.
Kurz darauf taten es ihm die anderen gleich. Maya blickte jeden nacheinander verwirrt an. "W-was denn...?"
"Erinnerst du dich noch an den kleinen Zwischenfall vor 2 Monaten mit Aoi?", fragte Aiji um sein Gedächtnis ein wenig aufzufrischen. Nach kurzen Grübeln nickte Maya.
"Ja, wieso? War lustig! Warum warst du eigentlich nicht da?"
"Weil Aoi mich absichtlich abgehängt hatte!"
"Hat er das? Oder warst du bloß wieder zu langsam um mithalten zu können?"
"Ja, hat er!!" Aiji schnaubte wütend.
Maya derweil versuchte sich an das Szenario erinnern zu können.
****************RÜCKBLENDE****************
Aijis Handy klingelte, woraufhin er selbstverständlich abnahm. Kai war in der Leitung gewesen und brabbelte etwas davon, das Aoi auf dem Weg zu ihnen sei und das er Maya von ihm fernhalten sollte. Angeblich hatte der dunkelhaarige Gitarrist aufgeschnapt das sich Maya und Miyavi sehr gut verstanden. Jedoch legte der Drummer auch genauso schnell wieder auf wie Aiji überhaupt abgenommen hatte, weshalb der LM.C-Gitarrist wütend sein Handy wegschleuderte. Im selben Moment betrat Maya den Raum. Aiji wirbelte nervös herum als er die Stimme seines Sängers vernahm, versuchte von dem eben geschehenen Abzulenken damit keine Fragen gestellt würden. Anscheinend musste er dies auch garnicht, da das Erscheinen Aoi's nicht lange auf sich warten ließ. Er schnappte sich den Blonden und wollte abziehen. Lange Zeit rissen Aoi und Aiji Maya zwischen sich hin und her. Aiji wollte ihn patu nicht gehen lassen, Aoi jedoch wollte ihn unbedingt mitschleifen und hätte so leicht auch nicht aufgegeben. Irgendwann war es dem Gazette Gitarristen leid zu disskutieren, weshalb er Aiji kurzerhand einen Tritt verpasste um anschließend mit Maya wegzurennen. Einen Moment später, nachdem Aiji sich wieder aufgerappelt hatte, versuchte er die beiden einzuholen, was jedoch nicht so ganz gelang.
****************RÜCKBLENDE ENDE****************
Aiji seufzte gedehnt. "Was wollte er eigentlich?"
Wieder grinste Maya breit. "Er hat mir einige Fragen gestellt, über Miyavi. Was er so mag und so... aber warum er das wissen wollte kann ich dir nicht sagen
Kai wurde plötzlich hektisch, nahm Uruha und Reita bei der Hand.
"Wir müssen weiter~!!! Tut uns leid, wenn wir uns nicht beeilen passiert noch was schlimmes! Tschüüü~ss! Kaum war der Satz beendet flitzte der Drummer schon mit seinen übrigen Members los, Ruki folgte kurz darauf ebenfalls.
Maya und Aiji blieben verdutzt zurück, zuckten mit den Schultern und schüttelten kurz den Kopf ehe sie ihren Weg zurück ins Hotel fortsetzen.
Die Stunden vergingen scheinbar nur im Takt der Endlosigkeit, in welcher Miyavi nervös auf das Erscheinen seiner Frau wartete. Noch immer war sie nicht erschienen. Das machte dem Sänger und Gitarristen irgendwie Sorgen. Plötzlich schritt der Kellner an seinen Tisch, beugte sich hinab.
"Ihre Frau lässt ausrichten, sie sollen wegen einer besonderen Überraschung hinauf ins Zimmer kommen, Sir."
"...Eh?" ungläubig blinzelte er zu dem Kellner hinauf. So vertieft wie er in seine Gedankengänge, Wahnvorstellungen und Sorgen gewesen war, realisierte er zuerst garnicht was der andere überhaupt von ihm wollte und wirkte irgendwo verloren. Erst etliche Momente später machte es Klick.
"Aaaah~. Jah, jah, oke. Gut. Danke für die Mitteilung." meinte er mit einem sein 'normales Ich' representierenden Grinsen. Ob es nun aber die Tatsache war, dass er den Satz verstanden hatte oder aber die Tatsache, dass er sich auf die 'Überraschung' freute war, was ihm dieses zurückbrachte schien fraglich. Fröhlich hüpfte er von seinem Platz auf, aus der Bar hinaus, zu den Fahrstühlen. So schnell in sein Zimmer wie nur irgendwie möglich.
Die Frau Miyavi's hatte, trotz des durch Kneblung verschlossenen Mundes, dank ihres lauten Organs Hilfe erhalten und war somit in der Lage der Falle zu entkommen in welcher sie steckte. Wütend stampfte sie durch das Erdgeschoss des Hotels. Im selben Moment, in welchem sie am Eingang vorbei kam, betraten die Gazeboys das Hotel. Sofort zeigte Kai auf Miyavis Frau, als er sie erblickte, wirkte hibbelig und versuchte die anderen ebenfalls auf sie Aufmerksam zu machen. Das wiederrum, dauerte nicht lange. Sie stürmten trotz Atemnot auf sie zu, umkreisten sie, schüttelten sie, wollten wissen in welchem Zimmer Miyavi war. Sie wirkte irgendwo verloren, während Uruha ihre Schultern fest gepackt hielt und sie immer wieder hin- und herschüttelte, doch sie verstand, wenn auch erst nach einigen Momenten Denkzeit, und führte sie zu den Fahrstühlen.
Der großgewachsene Japaner öffnete rasch mit der Schlüsselkarte die Zimmertür, ehe er hineintrat. Doch sah er nichts. Überall Dunkelheit.
"Schatz? Bist du da?" fragte er etwas verunsichert. Im Flur des Zimmers schaltete er nun das Licht an, ehe er die Tür hinter sich schloss. Dort fand er auf dem Boden einen Zettel, auf welchem stand er solle das Licht auslassen und ins Bett kommen, mit einem Herzchen und einem Kussmund verziert. Ein neckisches Grinsen schlich sich auf die Lippen Miyavi's, ehe er sich seiner Jacke entledigte, den Zettel auf einem kleinen Tisch ablegte und sich anschließend komplett entkleidete. So trat er, wie auf dem Zettel aufgetragen, an das große Doppelbett und schlich sich unter die Decke. Wenige Zentimeter neben ihm, die vermeintliche Gattin. Jedoch, kaum hatte er einen Arm um 'sie' gelegt, erschrack er und zuckte unwillkürlich zurück. Ungewöhnlich kantige Körperkonturen und der geruch von fremdem Aftershave ließen ihn stutzen. Nervös von der fixen Idee, oder besser Vermutung, wer sich da einen schlechten Scherz erlaubt haben könnte, sprang er aus dem Bett und zum Lichtschalter. Was er erblickte nachdem der Raum in Licht getaucht war, war eine seltsame Gestalt mit langen Haaren, in Reizwäsche.
"Was zum...?!" der Sänger stürzte erneut an das Bett, setzte sich darauf, rückte dem anderen gefährlich Nahe. Das erste was er tat, war das Abtasten des Oberkörpers.
~ Flachland...! ~ dachte er, wobei ihm auffiel, das die braune Haarpracht nicht ganz so echt war, wie sie aussah. Er zog kurz daran und hatte dementsprechend die Perrücke anschließend in der Hand.
"AOI?!" meinte er geschockt, irgendwo wütend und trotzdem verloren. Er kniff sich in die Wange.
"Au! Kein Traum.... KEIN TRAUM!? ... Nein, das MUSS Einbildung sein!"
Sein Gegenüber hob eine Augenbraue leicht an, ehe sich ein schelmisches Grinsen bildete. Miyavi wollte das ganze so nicht stehen lassen. 'Flachland' bedeutete doch noch nichts. Seine Augen weiteten sich verdächtig, er schaute kurz an dem Gitarristen runter, dann wieder in seine Augen. Knapp zwei Sekunden später stöhnte Aoi wegen Schmerzes auf und zuckte zusammen, da der andere ihm dreisterweise in den Schritt gepackt hatte.
Im selben Moment, atmete Ruki auf der anderen Seite der Tür tief ein und aus, darauf bedacht der erste zu sein, der den Raum betritt. Er öffnete mit Hilfe der Schlüsselkarte von Miyavi's Frau selbige, blickte hinein, schloss sie wieder. Sich den anderen zuwendend schloss er kurz die Augen.
"Jungs... das wollt ihr nicht sehen."
"Ach, pappalapapp! Wird schon nicht so schlimm sein." meinte Reita energisch, ehe er Ruki die Karte aus der Hand riss und selber einen Blick wagte. Ebenso flink wie Ruki, wenn nicht sogar schneller, hatte er diesen Blick bereut und die Tür wieder geschlossen.
"Du hast recht... das will wirklich keiner von uns sehen."
Uruha seufzte. "Ob wir das nun sehen wollen oder nicht, wir müssen Aoi da jetzt rausschaffen, verdammt! Her damit!"
Leicht genervt, nicht nur von Aoi sondern von allgemein dem gesamten Tag, entriss auch er die Karte dem momentanen Besitzer und öffnete die Tür. Anschließend stürmten sie alle in das Zimmer. Auch Uruha und Kai fielen nun beinahe die Augen heraus, ebenso wie Miyavis Gattin, wobei man vermuten kann das der Schock bei ihr noch tiefer saß. Ein vollkommen nackter Miyavi - gebeugt über Aoi, in schwarz-roter Reizwäsche - und seine Hand fest vergriffen am besten Stück des Gitarristen. Aoi grinste hinterlistig, wenn auch ein wenig verzerrt, da er noch immer Schmerzen hatte. Miyavi wirkte, als sei er in diesem Moment gestorben. Seine Augen waren soweit es ihm nur irgendwie möglich war geweitet vor Schock und Scham, er schien versteinert. Auch den Gazeboys und seiner Ehefrau ging es nicht anders. Im Raum herrschte etliche Momente lang eine erdrückende Stille.
Plötzlich zeigte Uruha auf Aoi, oder viel mehr seine von vertrautem Stoff bedeckten Beine. "DA sind also meine Strapsen!!" stellte er erschüttert fest, womit er nicht nur die Stille brach sondern auch den Schock. Ruki, Reita und Kai blickten den Gitarristen nur dumm an, selbiger schaute kurz zu ihnen, ehe er leicht rötlich anlief und sich verlegen räusperte. Miyavi sprang, das ganze endlich richtig realisierend, sofort von dem anderen herunter, ebenso wie er ihn prompt losließ, zappelte umher, wünschte sich einfach nur unsichtbar zu sein. Aoi ließ ein gedehntes Seufzen hören
"Schade... hat mein Plan wohl doch nicht ganz so geklappt wie ich mir das gedacht hab..."
"PLAN!?!?" wiederholte Miyavi, wobei er seine Stimme deutlich aggressiv hob und Aoi anstarrte.
"Du bist krank, Junge! Du gehörst in die Klapse!!" stellte Reita fest.
Kai schlich sich zögerlich näher an Miyavi heran, ehe er mit leiser Stimme zu sprechen begann.
"Ähm... Miyavi... bevor wir weiterreden, solltest du dir... eventuell... vielleicht etwas anziehen?" meinte er eher fragend zu ihm. Dieser schaute kurz danach an sich herunter, sah den Drummer geschockt an, griff nach einem Kissen und hielt sich dieses vor, damit zumindest das bedeckt war was hier eigentlich nie jemand außer seiner Frau zu Gesicht bekommen sollte.
Miyavi's Frau fiel, geschafft von der ganzen Situation einfach in Ohnmacht.
Uruha blickte kurz zu ihr hinab, ehe er Ruki und Reita andeutete sich um Aoi zu kümmern. Diese taten wie ihnen aufgetragen, packten Aoi je an einem Arm und schleiften ihn hinaus.
"OI! Lasst mich los! LOSLASSEN!! Miyavii~ Schatz, hilf mir doch!" brüllte Aoi, doch dachten sie nicht einmal daran ihm auch nur zuzuhören.
"Könnte ihm mal jemand das Maul stopfen!?" keifte Uruha, während er der Frau auf dem Boden Luft zufechelte. Kai übernahm derweil selbstverständlich wieder die Drecksarbeit und versuchte Miyavi mittzuteilen wie Leid es ihnen tue und das sie jetzt besser gehen würden. An Miyavi's Blick und Gestik war dabei deutlich erkennbar, dass er sich angestrengt zusammenriss nicht um sich zu schlagen, zumal er dem armen Kai nicht wehtun wollte. Er konnte ja nichts für seine Wut. Nein, die Person der er in diesem Moment wehtun wollte war Aoi...
Geleitet von den Sprichwörtern "Wie du mir, so ich dir." und "Rache ist süß" war das also nun Aoi's Art und Weise, sich für ein gebrochenes Herz zu revangieren.
Tjaha, Liebe kann schon grausam sein, besonders wenn sie von einer Seite zu stark ist ...
**** [ THE END ] ****
(or to be continued ... ?)
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