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Original Sin

rise above it all.
von

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Hitze

Kazuyas Gefühlswelt wirbelte in seinem Innersten wie ein Taifun. Er hatte sich insgeheim schon auf den Tag mit Jun gefreut, darauf gefreut endlich er selbst sein zu dürfen – und jetzt? Jetzt plagte ihn die Unruhe und der brodelnde Hass in seiner Magengrube, weil er die vertraute Aura seines Vaters spürte – so mächtig und erhaben – dass ihn der Drang nach ihm zu suchen gerade zu verzehrte. Die Hände zu festen Fäusten geballt, dass die Knöchel unter der Haut weiß hervor traten, schweifte sein Blick suchend über die sandigen Dünen und sich einmal um die eigene Achse drehend, versuchte der Schwarzhaarige die vertraute Gestalt auszumachen, um seinem Zorn endlich nachgeben zu können - aber das befriedigende Ziel blieb aus.

Und dann, ganz plötzlich, war die vermeidliche Gegenwart so schnell verschwunden wie sie gekommen war. Völlig atemlos und verwirrt vergaß Kazuya einen Sekundenbruchteil, wo und wer er war. Sein Geist war auf die Insel zurück gekehrt, wo ihm die Fratze Heihachis höhnisch entgegen grinste und ihn dazu aufforderte, seiner Wut freien Lauf zu lassen. Doch noch bevor er sich in die imaginäre Provokation hinein steigern konnte, holte ihn eine unscheinbare Berührung aus dem Teufelskreis zurück an den Strand, zurück nach Yakushima und zurück zu Jun.

Ihre flache Hand lag auf seiner nackten Brust und selbst ein gefühlsabgewandter Mann wie Kazuya konnte die Sorge in ihrem Blick sehen. War er so weit von der Realität abgetriftet? Ein Zittern durchfuhr seinen Körper, ihm wurde kalt. Wieso hatte Heihachi immer noch diese Macht über ihn?

Hilflosigkeit übermannte ihn kurz, dass Kazuyas Herz einen Schlag lang aussetzte.
 

„Hier ist niemand“, versuchte ihn die Schwarzhaarige zu beruhigen. Die mütterliche Art, die sie ihm zukommen ließ, war wie Balsam auf seiner geschundenen Seele. Und als seine Schultern schließlich an Kraft verloren und einsanken, fühlte er sich in eine warme Umarmung gezogen. Kazuya wehrte sich nicht dagegen. Es tat gut, Schwäche zu zeigen und er fühlte sich bei dieser kleinen Frau aufgehoben und verstanden, was ihn gänzlich aus der Bahn warf – war das alles für ihn so neu und fremd.

Der junge Mishima ersparte sich jegliche Worte zu seinem Befinden, es war auch nicht notwendig zu sprechen. Jun wusste was ihn quälte – hatte es in dem Augenblick gewusst, als er Heihachi erwähnte. So standen sie eine geraume Weile einfach da, ließen die sengende Hitze auf ihre Häupter brennen und die Ruhe der Natur wieder die Oberhand über die Situation erlangen.

Erst, als Jun die Umarmung löste und ihn anzwinkerte, unterbrach sie die Stille mit dem Hauch eines Flüsterns: „Versprich mir, nicht nach ihm zu suchen. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert...“

Überrascht blinzelnd, kam der hoch Gewachsene nicht umhin ein verächtliches Zischen auszustoßen und den Kopf in einer störrischen Manier abzuwenden. Auf der einen Seite war ihm klar, dass sie ihm nur helfen wollte – auf der anderen wollte er diese Hilfe nicht. Aber ehe er sich versah, spürte er zarte Finger auf seiner Wange, dass sich der Knoten in seiner Brust etwas löste.

„Kazuya... bitte.“
 

Er wusste nicht, wie sie es machte. Doch irgendetwas an ihr ließ den Hünen nicht nur zur Besinnung kommen, sondern wusste ihn auch merklich zu besänftigen. Am liebsten hätte er auf den Fersen kehrt gemacht, um dieser Aura nachzuspüren die ihn so ungemein aus dem Konzept brachte. Ihre Nachdrücklichkeit jedoch war stark genug ihm lediglich einen sturen Gesichtsausdruck auf die Züge zu jagen, den sie mit einem herzlichen Lächeln quittierte, dass er sich verarscht und dumm vorkam. „Und jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Wir sind hier um uns zu amüsieren...“ Eine Armlänge auf Abstand gegangen, verschränkte sie nahezu schüchtern die Arme auf dem Rücken und drehte ihr Profil in Richtung Meer.

Ja, sie hatte Recht. Eigentlich wollten sie ihre Freiheit ein wenig genießen. Er wollte sich an ihrem Anblick laben. Kazuya hatte an der Japanerin Gefallen gefunden – auf seine ganz eigene Weise. Sie war mysteriös, umgeben von einem so gleißend hellen Licht, dass es ihn blendete. Ihre Fürsorge brachte den Vulkan in seinem Innersten zum erlischen und entfachte stattdessen ein Feuer der Begierde, das er nicht kannte. Jede ihrer Berührungen machte ihn an, weckte den männlichen Instinkt, der irgendwo zwischen Wut und Hass in ihm schlummerte.

Kazuya bekam Gänsehaut.
 

Ehe sich der hoch Gewachsene versah, hatte er sich aus dem Kimono-Rock geschält und war lediglich in Unterwäsche bekleidet an Jun vorbei gehastet, um sich bäuchlings in die Wellen fallen zu lassen. Das kühle Nass tat seinem buchstäblich erhitzten Körper ungemein gut und vertrieb einen Herzschlag lang den Gedanken an seinen Vater Heihachi. Eine Armlänge schwimmend, tauchte er fernab des Strandes wieder auf, das nasse Haar störend in der Stirn und den Augen, dass er Juns überraschte Miene nur ansatzweise erahnen konnte. Allein die Möglichkeit sie ein wenig aus der Reserve zu locken zauberte ein schwaches Grinsen auf sein Gesicht und die Arme von sich gestreckt, tat Kazuya neuerliche Züge durch das Meer, bevor er wieder näher an dessen Rand heran schwamm, bis seine Füße ungehindert den Boden berührten. „Was ist nun? Ich dachte, du wolltest unbedingt ins Wasser und jetzt stehst du da wie angewurzelt. Ich hoffe dir ist nicht die Lust vergangen?!“

Langsam, mit einem ruhenden Blick auf ihm, legte die Tierschützerin ihr Kleid ab und gab die weiße Haut darunter preis - und die Luft scharf zwischen den Zähnen eingezogen, war der junge Mishima zum mehrmaligen Blinzeln gezwungen, als er sich ihrer annähernd nackten Gestalt ungehindert gegenüber sah. Für seinen Kopf war sie immer noch das kleine Kind von damals, das es zu beschützen galt – seine Lenden sprachen eine deutlich andere Sprache und das schürte seine Unruhe. Kazuya wollte diesen Anblick weder zerstören, noch eine Anmaßung kundtun, die sie vielleicht verschrecken konnte. Und unweigerlich ein wenig tiefer in die Wellen sinkend, beobachtete er Jun dabei wie sie gemächlich in das Wasser glitt und auf ihn zukam.
 

Heihachi war bei ihrem Anblick mit einem Mal wie weg geblasen. Um nicht unhöflich zu wirken wandte Kazuya den Blick kurzerhand ab, als sich ihre Augen trafen. Wieso verwirrte sie ihn nur so? Bisher waren sie doch auch ohne jeglichen Humbug ausgekommen, also warum fühlte er sich gerade jetzt so ungemein stark zu ihr hingezogen? Eine Antwort erhielt er jedenfalls nicht. Dafür schwamm Jun an ihm vorbei, schlug einen Haken und tauchte dann einen Sekundenbruchteil lang unter. In Kazuyas Fingern kribbelte es. Er wollte ihr nahe sein, ohne sie zu bedrängen – aber wie? Wenn er sie anfasste, fühlte sie sich sicher unwohl dabei. Zumindest würde es ihm so ergehen, wenn er eine zierliche Frau wie sie war und von einem närrischen Kerl wie ihm betatscht werden würde. Sicher würde sie keine Minute zögern, ihn zu ohrfeigen und die flache Hand an seine Wange führend, konnte er den imaginären Schmerz schon spüren.

Ein plötzliches Gewicht auf seinem Rücken erschreckte den Karateka dann so sehr, dass er dem Druck nachgab und sich vornüber ins Wasser tauchen ließ. Kaum Zeit um Luft zu holen, brannte das Salz auf seinem Gesicht, schmeckte er die Bitterness auf seinen trockenen Lippen. Das amüsierte Lachen, das an seine tauben Ohren drang, nachdem er die Wasseroberfläche wieder erreichte, reichte aus ihn zornig werden zu lassen. Dass er ein Narr war, musste er sich von ihr nicht auch noch derart offensichtlich auf die Nase binden lassen! Und wie sie dort trieb und kicherte, über seine verdutzte Miene kicherte wie ein kleines Mädchen...

Kazuyas Augenbrauen stießen an der Nasenwurzel aneinander.

„Ich fürchte, ich habe dich besiegt Kazuya.“
 

„Das glaubst aber auch nur du!“, konterte der Schwarzhaarige grimmig und angriffslustig gleichermaßen, sich ohne Umschweife in ihre Richtung bewegend, um sie mit seinem gesamten Gewicht mit sich unter die Wellen zu ziehen. Jun hatte nicht einmal die Chance zu schreien, dass der Laut erstickte Blasen aus ihrem Mund hervorquellen ließ, während sie gegeneinander gepresst ein kleines Duell austrugen, das Kazuya mit einem Abstoß vom Meeresboden, der sie zurück nach oben katapultierte, beendete. Die Tierschützerin keuchte erstickt auf, hatte das Haar wirr im Gesicht, vom Sand ganz zu schweigen. Nun war es an dem Firmenchef zu lachen, lauthals und ausgelassener denn je, was Jun mit einem Wasserspritzer in seine Richtung quittierte.

„Nun, wer ist jetzt der Verlierer..?“, feixte er ihr überlegen entgegen.

Kazuyas Gedanken waren ausgeschalten, die Sonne brannte auf ihr Haupt herab, dass er den Sonnenbrand in seinem Nacken schon spüren konnte. Doch das war zweitrangig, denn so eine Chance bot sich ihm kein zweites Mal. Und die Gelegenheit beim Schopf gepackt, kraulte der Hüne auf sein Opfer zu, um es besitzergreifend an sich zu ziehen. Er wischte ihr die Strähnen aus den Augen, ein breites Grinsen in den Mundwinkeln. Zu seiner Überraschung wehrte sie sich nur kurz, ehe Jun seinen Blick auf seltsame Art erwiderte. Eine Art, die ihn anzog – im wahrsten Sinne. Kazuya wollte dem magnetischen Sog nachgeben, der ihn immer mehr an sie heran trieb, bis zwischen ihre Nasen kaum mehr ein Blatt Papier gepasst hätte.

Aus einem Impuls heraus wollte er sie küssen, sie zu seinem Eigentum erklären. Ja, mit dem Gedanken konnte sich der hoch Gewachsene anfreunden... es war nur noch ein Ruck, eine Überwindung – schließlich konnte er ihren warmen Atem schon auf seiner Haut spüren und.. -

„He! Ihr da! Junges Gemüse..!“
 

Der Moment war zerstört. Der erste und wahrscheinlich auch einzige Moment ihrer Zweisamkeit war zerstört von einem alten, dreckigen Sack der am Strand stand und ihnen wild mit beiden Händen zu wank. Den Blick missbilligt erhoben, merkte er wie sich Jun in seinen Armen von ihm entfernte – hatte er sich geirrt, oder waren ihre Wangen gerötet?

„Ihr verscheucht uns mit eurem Geschwimme die Fische!“, brüllte er weiter in ihre Richtung und wies mit heftigen Bewegungen auf den Steg, wo der andere Angler böse zu ihnen herüber funkelte. Den nächstbesten Fluch auf der Zunge, kam Jun Kazuya zuvor, die sich für ihr Verhalten entschuldigte und dem Hünen gleichsam flüstern entgegnete, dass es wohl besser wäre wenn sie das Tollen hier abbrachen.

Der tiefe Stein in seiner Magengrube hätte den Schwarzhaarigen beinahe auf den Grund des Meeres sinken lassen. War sie sauer auf ihn? Enttäuscht? Sie sah ihn nicht einmal an, als sie mit ihm sprach. Tief einatmend, nickte Kazuya nur besiegt und folgte ihr dann zurück an Land.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-03-19T11:00:15+00:00 19.03.2010 12:00
^^Heheheh,

geiles Kapitel....du scheinst einen echt gerne auf die Folter zu spannen XDXD...Also, ich an Kazuyas Stelle hätte dem Fischer wat anderes erzählt ;)....

Und auch sau geil in voherigen Kappi: Heihachis Aura und er Vergleich "Die Sonne strahlte wie ein Atomkraftwerk" XDXDXDDX..

Greetz
Von:  Amy-Sama
2010-03-17T11:20:20+00:00 17.03.2010 12:20
*hrrrhrrrr* <3
Einfach klasse!!!
Darauf hab ich gewartet XDDDD *lol*
Und ich stimme Lex zu,der Fischer soll gefressen werden -.-
So nahe darn...
Ich freu mich schon mega aufs nächste Kapitel *___*
*hibbel*
Von:  Lexion
2010-03-15T12:09:43+00:00 15.03.2010 13:09
YEAH! STARK!!!^^v
Hoffentlich wird dieser olle Angler von einem dicken Riesenkarpfen gefressen!!-.-
Ich fand's einfacjh total süß! Endlich schnaggelt Kazuya was das bei ihm abgeht!!! Ich kann die Fortsetzung kaum erwarten!!*_*


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