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Original Sin

rise above it all.
von

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Unmoralisches Angebot

„Danke“, murmelte der Silberhaarige so leise, dass Kazuya ihn kaum verstand als ihm Jun eine Tasse des dampfend grünen Tees reichte. Irgend etwas an dem Bild war so abstoßend, dass er Lee das Gesöff am Liebsten aus der Hand geschlagen hätte. So stand er mit geballten Fäusten stocksteif im Türrahmen und beobachtete seinen vermeidlichen Bruder dabei, wie er sich offensichtlich in Juns Haus einzunisten versuchte. Seine Mundwinkel hoben sich wie die Leftzen eines aggressiven Hundes. Wie konnte der Bastard es wagen, überhaupt hier aufzutauchen? Schlimmer noch, wie konnte er es wagen noch am Leben zu sein, nach allem was er ihm auf der Insel zugemutet hatte? Nur widerwillig ließ Kazuya den Gedanken an die monströsen Dinosaurier zu, die ihn beinahe bei lebendigem Leib verspeist hätten. Der Silberhaarige war nichts weiter als vollkommen schwachsinnig - wieso also hatte Jun ihm den Eintritt gewährt? Genauso gut hätte sie den Teufel unter ihr Dach bitten können. Ein fahler Beigeschmack machte sich eisern im Mund des Hünen breit und er schüttelte zu sich selbst den Kopf. Nachdem Kazuya Lee die Türe vor der Nase zugeschlagen hatte, war die Hausherrin an deren Schwelle geeilt und hatte dem Waisen selbstverständlich und ohne zu zögern wieder geöffnet. „Er hätte wichtige Neuigkeiten“, erklärte er sein Hiersein. „Es ginge um Heihachi und er wolle Kazuya warnen“, hatte Lee scheinheilig von sich gegeben und somit seinen Einlass erschlichen. Wenn es nach dem Karateka gegangen wäre, hätte er dem anderen sofort das Genick gebrochen. Wie konnte Jun nur so leichtsinnig sein und auf Lees Worte vertrauen? Kazuya wurde das dumpfe Gefühl nicht los, dass sie damit nur ihre eigene, verwirrte Situation überspielen und ihm einmal mehr aus dem Weg gehen wollte. Und gerade diese Annahme war es, die ihn in Rage versetzte.
 

„Woher weißt du, wo ich bin? Wie kommt es, dass du noch lebst?“ Die Abfälligkeit in seiner Stimme machte die zierliche Frau stutzig; ihm gefiel es nicht, wie sie ihn mit abtastenden Blick fixierte. Lee schien die leise Drohung in Kazuyas Worten entweder nicht aufzufallen oder er versuchte sie geschickt zu ignorieren. „Was in der Vergangenheit passiert ist, tut mir aufrichtig leid, Bruder... - „

„Ich bin nicht dein Bruder!“

„Kazuya, bitte... lass ihn wenigstens ausreden.“

Ein tiefes Knurren brachte die Brust des Schwarzhaarigen zum Beben. Chaolan wirkte über Juns Einwand amüsiert und fuhr mit Anflug eines triumphierenden Lächelns fort:

„Ich war Vaters Marionette, ebenso wie du. Wir teilen das gleiche Schicksal, Kazuya. Ich war blind und besessen von der Annahme ich könnte an Vaters Seite die Zaibatsu führen. Ich habe mich geirrt. Heihachi hat mein Genie für seine A- und R-Experimente benutzt und ich bin alles andere als stolz darauf, dass er es geschafft hat mich derart zu betrügen und vorzuführen. Denn am Ende hat er mir gezeigt, dass ich ihm genauso viel wert bin wie du – nämlich nichts.“

Ein stählender Ausdruck auf dem Gesicht, verschränkten sich Kazuyas Arme langsam vor der mächtigen Brust. Seine Miene machte nur allzu deutlich, dass er dem Silberhaarigen nicht ansatzweise so viel Glauben schenkte die wie Hausherrin, die ihn ja am liebsten sofort adoptieren wollte. „Nachdem er mich auf der Insel zurück gelassen hat, habe ich mich auf die Suche nach dir gemacht – was offengestanden auch keine allzu große Herausforderung war. Schließlich warst du seinerzeit auf der Titelseite jedes erdenklichen Klatschblatts. Dein Chauffeur hat mir letzten Endes verraten wo du dich versteckst. Vergiss nicht, dass diese Leute vor nicht allzu langer Zeit noch für mich gearbeitet haben...“
 

„Ryu“, spie Kazuya den Namen seines Fahrers aus, als wäre dessen Bedeutung eine tödliche Krankheit. Wie hatte er sich auch darauf verlassen können, unentdeckt ans gefühlte andere Ende der Welt zu kommen?

„Nenn mir einen Grund, warum ich dir nicht sofort alle Knochen brechen sollte, Chaolan“

Nun wandelte sich Lees Lächeln in ein überlegendes Grinsen.

„Weil ich weiß, dass du nur darauf wartest Vater eine Lektion zu erteilen und ich dir dabei helfen möchte. Lass mich dir helfen ihn zu finden und ich verspreche dir tiefste Loyalität.“

Jetzt war es an dem Hünen aufzulachen, obschon er nichts Amüsantes an dem Gespräch erkennen konnte. Juns Züge hatten sich nach und nach auf ungewohnte Weise verfinstert. Natürlich kannte sie Lee und dessen Vergangenheit. Vermutlich traute sie ihm im Nachhinein genauso wenig wie er.

„Mach dich nicht lächerlich, Blondie...“

Der Silberhaarige erhob sich in einer geschmeidigen Bewegung, die Kazuya nicht einmal annähernd hätte nachempfinden können, aus seiner knienden Position und tat einen halben Schritt auf seinen Bruder zu, wobei er Jun die unberührte Teetasse reichte und seine Muskeln deutlich anspannte. Sein Augenmerk wurde sonderbar ernst.

„Ich weiß, dass er vorhat dich zu töten, Kazuya. Ich war lange genug bei ihm, um sein perfides Spiel zu kennen. Nicht mehr lange und er wird dich hier eben so ausfindig machen, wie ich es getan habe. Dazu braucht er nicht einmal in der Öffentlichkeit in Erscheinung zu treten. Du kennst Heihachis Methoden nicht. Wenn er dich findet, wird er dich umbringen – so oder so. Er sinnt ebenso nach Rache wie du, dafür, dass du ihm das Turnier zerstört und ihm die Firma unter dem Nagel weg gerissen hast.“
 

Stockend, bebten die Lippen des hoch Gewachsenen zornig. Wieso sollte er Lee trauen? Wieso sollte er so dumm sein und sich auf dessen Geschwätz verlassen? Welches Spiel spielte sein vermeidlicher Bruder mit ihm? Doch noch bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, drängte sich der Chinese an ihm vorbei, durchquerte den Wohnraum und steuerte die Türe an.

„Ich finde es ganz nett hier, werde wohl selbst ein paar Tage in Yakushima bleiben. Denk drüber nach, großer Bruder und lass das Vergangene ruhen. Im Grunde habe ich dir gar nichts getan, du warst nur eine Schachfigur in dem gesamten Spiel unseres Vaters, genauso wie ich. Wir könnten ihn gemeinsam erledigen, meine Weste wäre wieder sauber und du kannst meinetwegen auf dieser Insel bleiben bis du Großpapi wirst und an Altersschwäche neben deiner Braut dort stirbst.“

Kazuyas Fratze wurde ein Spur zorniger und damit geifernd gefährlich, was Lee als Antrieb nahm um sich höflich in Juns Richtung für die Gastfreundschaft und den Einlass zu bedanken. Man sah ihm an, dass er selbst nicht mit einer derartigen Einfachheit der Dinge gerechnet hätte.

„Zusammen mit mir stünden dir einige Leute zur Verfügung, mit denen du weitaus mehr als Heihachis endgültigen Untergang erreichen kannst, denk darüber nach. Gute Nacht.“

Damit zog Lee die schwere Holztüre hinter sich zu und ließ den Schwarzhaarigen mit einer nicht minder wortlosen Polizisten in dem kleinen Schlafraum zurück. Es verging eine empfundene Minute, bis sich Jun regte und gemächlich näher an Kazuya heran trat.

„Glaubst du, er sagt die Wahrheit?“, flüsterte sie so leise, dass sich der Hüne abrupt ein Stück zu ihr herab beugen musste um sie zu verstehen.

„Ich glaube ihm gerne, dass mein Vater mich umbringen will – ich habe gespürt, dass er irgendwo in der Nähe ist. Aber allein die Art und Weise wie selbstsicher er hier eingedrungen ist, irritiert mich. Ich traue ihm nicht, andererseits hat er Recht. Er kennt Vaters Methoden besser als ich...“
 

„Du wirst Heihachi doch nicht töten, oder?“

Der leise Schock in Juns Stimme stimmte Kazuya ungewöhnlich milde, was ihn selbst überraschte. Sein Blick glitt in ihre Richtung, aber er antwortete nichts.

„Kazuya, hast du auf der Insel etwa nichts gelernt?“

„Natürlich. Wie du allerdings gehört hast, ist er es der mich umbringen möchte, Kazama. In Folge dessen betrachte ich mein Handeln als Notwehr.“

Juns Hand legte sich vorsichtig auf den Unterarm des Karatekas, ihre Finger klammerten sich annähernd Halt suchend daran fest, dass er ihre Fingernägel sogar unter dem Stoff des Hemdes fühlen konnte. „Du wirst nichts Unüberlegtes tun, bitte versprich mir das...“

Von ihrer Berührung kurz abgelenkt, erwiderte Kazuya ihren Blick ruhig. Er wollte ihr intuitiv widersprechen und starrköpfig sein, entschied sich dann jedoch nur ergeben zu nicken. Plötzlich hellten sich seine Züge ein wenig auf und er neigte das Haupt neugierig schief. „Hast du Angst, dass mir etwas zustößt?“

„Natürlich habe ich das...“

„Dann magst du mich also doch.“

Juns Wangen bekamen abermals eine rötliche Färbung, sie machte sich von ihrem Klammergriff los und ging ein Stück auf Abstand.

„Kazuya, bitte...“

„Bitte was..?“

„Du weißt, dass du mir viel bedeutest. Aber ich kann und will nicht diese Art von Frau für dich sein. Bitte versteh das.“ Der spürbar schwere Stein machte sich wieder in seiner Magengrube bemerkbar und einmal mehr fragte sich der Schwarzhaarige, was er eigentlich genau von dem jungen Mädchen wollte, das derart hilflos vor ihm stand. Wollte sie nur mit ihm befreundet sein, wie sie es zu ihrer Kindheit gewesen waren? Er konnte sich kaum so weit in die Vergangenheit zurück denken, doch wusste er instinktiv, dass sie damals viel zusammen unternommen hatten. Nun war er jedoch kein Kind mehr, sondern ein erwachsener Mann der sich augenscheinlich für eine bezaubernde Frau interessierte. Wie konnte er ihr das nur beweisen und dahin gehend ihr Vertrauen gewinnen? Schließlich lag es ihm ferner als alles andere, sie zu verletzen. Dazu verspürte er viel zu stark den Drang, sie beschützen zu müssen.

„Ich wollte dich nicht verletzen, Jun Kazama.“

„Das weiß ich...“

Sie versuchte zu lächeln, was ihr unweigerlich misslang.

„Lass uns jetzt schlafen gehen, es war ein langer Tag.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Majinchris
2010-09-29T15:42:46+00:00 29.09.2010 17:42
Wuhu!!! Wie schön, dass es weiter geht *___*

Für Jun scheint also diese seltsamer Art von Gefühlen auch wie Kazuya ganz neu zu sein. Ich kann auch schon verstehen, wenn beiden sich deshalb so verunsichert fühlen und nicht ganz im Klaren sind, was sie beiden wirklich wollen. Zumal Jun aber Kazuya in dieser Hinsicht noch keinen Vertrauen fassen kann... (wahrscheinlich hat sie zu viele Television-Serien gesehen o_O Nur so als Nebengedanken xDD) Ich hoffe aber, dass beide sich schnell ihren Gefühlen bewusst werden :) Wäre echt schön für sie ^^
Und Lee´s überraschender Auftritt war mal wieder ganz typisch, muss ich sagen xD Kein Wunder, wenn Kazuya da lieber die Tür vor seiner Nase zu geknallt hätte xD Aber ok, er scheint aber in beiden Punkten einen guten Riecher zu haben. Recht hat er, aber Vertrauen tut er ihn nicht. Wie sieht es denn aus? Ich denke, wenn er auf dieses Vertrauen einlassen wird, muss er auf vieles Gefasst sein.
Ich finde es von Kazuya irgendwie total drollig, wie er versucht Juns Gefühle bei bestimmten Andeutungen zu verwirrend xD

Aus Zeitgründen konnte ich mir nicht deine Updates weiter verfolgen und deshalb auch nichts mehr von mir gehört >_<" Das hole ich jetzt alles nach :D Zumal es für mich ein sehr schöner Genuss war, die Story wieder zu lesen x3 Ich freue mich schon auf die nächsten Kapitel! Weiter so :D
Von:  Amy-Sama
2010-09-28T11:13:17+00:00 28.09.2010 13:13
Viel zu kurz v.v
Wäh,ich hab gerade angefangen und schon ist es wieder vorbei v.v
Will mehr *danach lächtz*
*____*
Von:  Lexion
2010-09-27T10:05:55+00:00 27.09.2010 12:05
Braver Kazuya fang bloß nich an Lee zu trauen...
Natürlich wieder eingelungenes Kapitel!^^ (hab ja nix anderes erwartet^^)
Ich bin ja mal gespannt welche Auswirkungen das Anebot auf das Gefühlsleben der beiden hat!

LG Lex


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