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Original Sin

rise above it all.
von

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Macht

Er setzte einen Fuß langsam, bedächtig gar, vor sich und ging dabei gemächlich und tief in die Knie, holte mit dem angezogenen Arm zu einem festen Schlag zur Seite aus, dass der Stoff seines Gis unter der Wucht des Rhythmusses schnalzte und die versteckte Kraft kundtat, die in jeder seiner Bewegungen steckte. Die Augen geschlossen, folgte der alte Mann einfach dem Fluss seines Körpers und gab sich jedem Schritt so anmutig hin, als befände er sich in einem Tanz mit den Geistern aus längst vergessenen Kämpfen. Heihachi wechselte die Position, die Augen ruhig geschlossen und das Gesicht, obgleich voller Konzentration, ebenso entspannt wie friedvoll. Sein Arm reckte sich nach oben, die Handfläche geöffnet, bevor er das hintere Bein abrupt zu sich heran zog, wodurch sich der Hüne zu seiner vollen Größe aufrichtete und mit der geballten Faust erneut gegen die Luftbarriere schlug. Der Atem des Alten ging stoßweise und angepasst zu seinen Regungen, die er so meditativ auf der kleinen Terasse in dem japanischen Garten vollzog, dass man kaum ahnen konnte was hinter der hohen Stirn für ein Krieg tobte. Ja, in der Tat war es eine Form des Selbstfindung, die Heihachi über sich ergehen ließ weil er sonst voller Wut und Hass den Blick für das Wesentliche verloren hätte.

Er war ein Großmeister, kein störrisches Kind das sich etwas in den Kopf setzte und es am Ende doch nicht bekam. Sein Plan musste Hand und Fuß haben und es war wichtig, dass jeder einzelne Punkt - und war er noch so unbedeutend - genauso ausgeführt wurde wie er es wollte. Bereits ein einzelnes, schlechtes Reiskorn konnte den gesamten Reis verderben: eine Weisheit, die man dem Karateka in die Wiege gelegt hat. Und so konnte er nichts weiter tun als warten; darauf warten, dass sich seine Rache von selbst erfüllte und er schlussendlich nichts weiter tun musste, wie seinem Sohn den finalen Stoß und damit einen Denkzettel zu verpassen, den der Bursche so schnell nicht vergessen würde. Nein, es war ganz und gar frech von ihm gewesen, ihn - seinen Vater - beim Turnier der eisernen Faust derart bloß zu stellen und buchstäblich zu verteufeln. Natürlich empfand er auf der anderen Seite auch einen gewissen Stolz, dass der Junge seine erste Lebensprüfung meistern konnte und es tatsächlich schaffte, sich gegen den Graubart aufzulehnen. Doch am Ende war Kazuya eben nichts weiter wie ein verwöhnter, kleiner Bengel ohne Marnieren der ihm auf kurz oder lang gefährlich werden konnte.
 

Und - oh! Um nicht zu vergessen diese Kraft. Diese schier ungebändigte Kraft die zwar von seinem Körper ausging, aber nicht zu ihm gehörte und ihn dennoch stärker machte wie eine Horde Elefanten! Diese Kraft würde sich Heihachi zu eigen machen, Sie und die Mishima Zaibatsu waren sein Preisgeld für den Kampf um Leben und Tod und würde er erst einmal im Besitz ebenjener Kraft sein, so wusste er, dass ihn nicht einmal mehr der stärkste Orkan zu Fall bringen sollte. Es war seine Bestimmung, das war es von Anfang an gewesen; wieso sonst sollte Kazuya zurück gekehrt sein? Ihre Beziehung zueinander war ab der Geburt seines Sohnes zum Scheitern verdammt, weil der Schwarzhaarige von seiner Mutter auf anderes geprägt wurde, wie den Kampf und das Überleben. Kazume hatte ihn verweichlicht und dieses Kazama-Kind tat nun das Selbe; nur, dass sich Heihachi in diesem Fall einen Vorteil daraus erhoffte. Warum auch sonst sollte der ehemalige Firmenchef der Zaibatsu die Assassine auf das Mädchen angesetzt haben? Ein perfektes Ablenkungsmanöver, eines das Kazuyas Hass schüren und die Kraft erwecken würde; es musste einfach so sein!

Sein Bart erbebte schwach unter den vor Vorfreude und Haltlosigkeit zitternden Mundwinkeln, als der Karateka in seiner meditativen Auseinandersetzung neuerliche Bewegungsfolgen aneinander reihte und seiner wahnsinnigen Phantasie dabei weiterhin freien Lauf ließ. Jeder einzelne Schlag, jede hart gegen den Luftwiderstand geschlagene Faust standen für seine Vorbereitung auf die letzte Begegnung mit seinem erstgeborenen und einzig wahren Sohn, der ihn seit jeher nichts weiter brachte wie Enttäuschungen. Ob es ein Fluch war? Ob ihre Familie der Verdammnis angehörte, weil sie jedes Mal mehr nach Macht lechzte, wie gut für sie war? Flüchtig dachte Heihachi an seinen eigenen Vater, tat diese Vorstellung jedoch mit einem zischenden Gelächter ab, seufzte und sank in seiner letzten Regung auf die Knie zurück, den Oberkörper andächtig gebäugt und mit den Gedanken tief in seinem wirren Geist versunken.
 

Etwas war im Gange. Etwas, das er nicht greifen, jedoch deutlich spüren konnte. Kazuya entglitt ihm, doch in diesem Fall würde der Graubart dafür sorgen, dass es sein entgültiges Grab werden würde. Nichts anderes als das hatte den alten Mishima in den vergangenen Wochen am Leben erhalten; zuerst entledigte sich der Weise den bedeutungslosen Mitspielern (Lei Wulong war erst der Anfang) und zum Schluss hatte er das gesamte Familien-Imperium wieder unter seiner Kontrolle, keine Verpflichtungen gegenüber irgendwelchen Bastarden, die sich seine Kinder schimpften und allein mit dem Irrsinn, mit dem er die ganze Welt beherrschen konnte. Sein Weg war der richtige, zumindest da war sich Heihachi sicher - hätte er es sonst angeleiert? Zuerst war ihm die Vorstellung, Kazuya wirklich zu verlieren zuwider; aber diesen Knaben mit einer so unvorstellbaren und unmenschlichen Kraft auf Erden wandeln zu lassen glich einer Katastrophe; nein - Heihachi war es, der Mächte wie den Teufel zu beherrschen im Stande war, der damit umzugehen und ihn für sich einzusetzen wusste. Darum ging es, und um nichts weiter. Nie mehr.

Der Klang von Hacken auf Stein rief den alten Mishima in die Wirklichkeit zurück, doch er sah nicht auf sondern orientierte sich an der Präsenz, welche sich vor ihm aufbaute, wer ihm gegenüber stand - weil sich die Möglichkeiten in Grenzen hielten, war es keine Herausforderung Lees Besuch spontan richtig zu raten. "Nun?"

Es war ein einzelnes Wort, kehlig und tief. Die Silberzunge war los gezogen, Kazuya ausfindig zu machen und wie der Graubart erwartete, war dessen Vorhaben gelungen; denn immerhin war der Jüngere der Brüder noch am Leben, oder nicht? "Es läuft alles nach Plan, Vater", entgegnete der Chinese tonlos, wobei sich Heihachi einbildete, dass er sogar die Schultern zuckte. "Wie erwartet ist Kazuyas momentane Priorität die Sicherheit Kazamas, du wirst ein leichtes Spiel haben an ihn heran zu kommen. Und nachdem Nina von Hong Kong auf dem Weg hier her ist, ist es lediglich eine Frage berechneter Zeit, bis das tierliebe Mädchen kleinbei gibt."

"Ausgezeichnet."
 

Dunkles Augenpaar erhob sich unter dem Schatten schwerer Augenlider und fixierte Chaolan eindringlich, dass derselbe nicht umhin kam ein wenig nervös von einem Bein auf das andere zu pendeln. Heihachi hatte die Gabe, den Menschen in seiner Umgebung das Gefühl zu geben sie regelrecht zu durchschauen, brauchte es nicht viel ein guter Kenner seiner eigenen Rasse zu sein, oder? Gegner einschätzen war eine wichtige Taktik in einem Kampf und es war schwer, dem Alten etwas vorzumachen. Das schien auch Lee wieder einzufallen, der verhalten blinzelte. "Nicht mehr lange und Kazuya wird fallen - dann steht uns der Sinn nach allem, was wir wollen, Lee."

Der Angesprochene nickte und rang sich zu einem schmallippigen Lächeln durch, das seine Augen nicht erreichte. Ob Heihachi ahnte, dass den Jüngeren ganz andere Dringlichkeiten antrieben, wie ihn selbst? Natürlich, er vertraute Lee nicht einmal bis über seine Hutkrempe, einmal abgesehen davon, dass er allen Grund hätte sich an ihm für das zu rächen, was auf der Insel vorgefallen war. Nur ein Narr hätte sich auf Lee Chaolan verlassen, und wenn Heihachi eines ganz bestimmt nicht war, dann ein Dummkopf. Er würde sich dem Silberhaarigen gegenüber erkenntlich zeigen, sobald der Moment es zuließ; jetzt brauchte er ihn nicht nur für seine Tarnung und seine angebliche Kurzsichtigkeit, sondern auch als Handlanger. "Ja... - Vater, sag' mir, wie lange möchtest du dich hier verstecken?"

"Bis Kazuya mich findest."

Lee wirkte überrascht.

"Dann wirst du nicht ins Dorf hinunter gehen?"

Der Graubart lachte humorlos auf.

"Nein, wieso sollte ich?"

Eine steile Falte furchte die Stirn des Chinesen; er war mit der Reaktion Heihachis sichtlich unzufrieden und machte nicht einmal einen Hehl daraus seinen keimenden Unmut zu überspielen.

"Dann lockst du ihn in die Falle."
 

Langsam stellte der Karateka einen Fuß auf, rappelte sich hoch und verschränkte im selben Atemzug die Arme vor der Brust. Heihachi war an und für sich kein unsympathischer Mann; hatte man nichts mit seiner Familie oder den Intrigen zu tun, die jeden Yakuza blass vor Neid gemacht hätte, konnte er tatsächlich eine charmante und zuweilen beschützende Seite annehmen. Er nahm sich das, was er wollte - alles andere interessierte ihn wenig und obgleich ständig bedacht, auf der Hut und vorsichtig, besaß er Herz und Willen genug auch für etwas oder jemanden einzustehen. Gerade fehlte Lee jedoch jegliche Art der Phantasie sich dieses Abbild seines Ziehvaters vorstellen zu können. "Hast du denn ein Problem damit, Junge? Entwickeln wir Gefühle für den so lange verschollenen Bruder?" Chaolan stockte jäh, schüttelte abrupt den Kopf und rang sich ein weiteres Lächeln ab. "Kazuya bedeutet mir nichts, das weißt du."

Der Alte seufzte abermals und klopfte dem hoch Gewachsenen beim Vorübergehen auf die Schulter. "Gut", entgegnete er knapp. "Dann steh mir auch nicht im Weg, wenn ich ihm seine Lektion erteile."

"Nein, Vater."

In der selben Geschwindigkeit, die nicht an einen Kämpfer, sondern einen in die Jahre gekommenen Mann erinnerte der er nun einmal war, machte sich Heihachi auf den Weg ins Innere des kleinen, tempelartigen Anwesens, Lee ein lapidares Winken mit der Hand als Verabschiedung schenkend. Es war ihm einerlei, wer auf wessens Seite stand - und wenn sie sich alle gegen ihn verbündeten. Denn er würde diesen Krieg für sich entscheiden; und das war kein Versprechen, sondern eine Drohung.
 

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NOTE ihr merkt schon, es wird eng für unsere Turteltauben; was wird wohl aus Anna und Nina? Und kann Kazuya Nina davon abhalten, Jun umzubringen? Auf welcher Seite spielt Lee eigentlich, oder geht es ihm nur um sich selbst? Fragen um Fragen ... ich hoffe, euch gefällt die Story weiterhin.
 

Ohne euch wäre die Geschichte nur halb so fein. (-:

Bussi.

Fin.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  fahnm
2012-10-02T19:38:29+00:00 02.10.2012 21:38
Klasse Kapi^^
Mach weiter so.^^
Von:  Amy-Sama
2012-10-02T16:57:30+00:00 02.10.2012 18:57
Sehr toll geschrieben.
Dein Heihachi ist echt mega getroffen ^^
Alles in allem sehr stimmig ^^
Von:  Lexion
2012-10-02T10:14:09+00:00 02.10.2012 12:14
Du bist zu schnell T.T
So flott wie du Kapitel schreibst kann ich gar nicht lesen^^* Saucool!:D
Ich nehme mal an es gibt kein happy end oder? Allerdings hoff ich das es gut wird...oh Mann ich bin ein Mädchen!-_-
Ich fand das Kapitel genial. Du bekommst Heihachi sehr gut hin auch den Schleimer von Lee triffst du immer gut. Langsam frag ich mich echt was Lee vor hat...aber ich muss an sein Ende aus T2 denken^^ am ende hat er die Macht! Ich bin froh das du hier weiterschreibst:)

LG Lex

P.S.: sobald ich Zeit hab bekommen die anderen Kaps auch noch Kommis!;)
Von:  Ran_Angel
2012-10-02T09:14:01+00:00 02.10.2012 11:14
Huhu ^^

Ich freue mich immer wenn ein neues Kapi von dir on ist *-*
Und es ist soooo spannend *gg*
Ich frage mich echt wie Lee wirklich denkst und was er eigentlich vor hat... *grübel* >-< Und ich hoffe das Jun nichts passieren wird *snüff*
Kazuya wird sie schon beschützen ^^ Ach ja, ich bin echt gespannt wie es weiter gehen wird ^-^

LG
Ran


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