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Lotusblüte

[Sasuke & Sakura | Kakashi & Yamato]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Der Kapiteltitel ist ein Aphorismus von Clara Müller-Jahnke (1860 - 1905).
Das »Einstiegsgedicht« wie gewohnt von mir. ; )

Vielen Dank für die ganzen Kommentare, Meinungen, Kritik und den Zuspruch! Das freut mich sehr!
Dieses Kapitel habe ich bisher mit am liebsten geschrieben – endlich kommen wir der Auseinandersetzung zwischen Sasuke und Sakura näher. Auch Yamatos Problem wird akuter. Eine große Portion Team Sieben kommt dazu. Aber jetzt - bastelt euch euer eigenes Puzzle. ; )

Gruß,
Jaelaki Komplett anzeigen

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Am altersgrauen Baum der Zeit ist eine Blume abgeblüht.

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Erinnerst du dich,

wie ich dir meine Träume

zugeflüstert habe?

Ich erinnere mich

an all unsere Hingabe.

Wir wollten immer Freunde sein.

 

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»Hast du Team Sieben aufgegeben?«

Seine Stimme lag noch in der Luft. Die Worte hallten in ihren Ohren. Die Bedeutung presste sich in ihre Gedanken. Sie erwachte aus ihrer Starre und warf ihm einen bitteren Blick zu.

»Das fragst ausgerechnet du?«, entgegnete sie. »Ausgerechnet du! Ob ich Team Sieben aufgegeben habe? Team Sieben gibt es nicht mehr. Nicht mehr, wie es einmal war und es wird nicht mehr so, wie es einmal war. Und das ist bestimmt nicht meine Schuld. Also bitte. Lass mich in Ruhe, Sasuke.«

Doch das machte er nicht. Sein Blick bohrte sich in ihren. Sie schnappte nach Luft, so sehr drückte dieser Zorn auf ihre Lungen. Ausgerechnet er. Ausgerechnet dieser arrogante Arsch. Der immer zu ihr herabsah, der sie beleidigte und erniedrigte, sie nie für voll genommen hatte, der ihr empfahl das Ninja-Dasein aufzugeben.

»Warum bist du so wütend?«

»Warum ich wütend bin?«

Ihre grünen Augen blitzten, sie atmete zittrig ein.

»Du bist ein Verräter! Ein arroganter Mistkerl! Der uns im Stich gelassen hat und plötzlich soll alles wieder in Ordnung sein? Ja, wir haben den Krieg gewonnen. Ja, du hast dabei auf unserer Seite gestanden. Du hast dich für deinen Bruder entschieden, für das, für was er gekämpft hatte. Du hast dich deswegen sogar für Konoha entschieden und den Frieden. Aber du hast dich gegen Team Sieben entschieden und du würdest dich auch heute noch gegen Team Sieben entscheiden, wenn es deinen eigenen Intentionen im Weg stehen würde.«

Damit ließ sie ihn stehen. Er hielt sie dieses Mal nicht zurück.

 

 

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Draußen donnerte es, erste Regentropfen klopften gegen ihr Schlafzimmerfenster. Ein Blitz erhellte schlagartig die Nacht. In ihrem Kopf herrschte ein ähnlicher Sturm, wie er sich dort zusammenbraute. Wut flammte in ihr auf jedes Mal, wenn seine Worte durch ihre Gedanken blitzten. Sie lag im Bett und starrte an die Decke. Schatten tanzten dort. Doch vor ihrem inneren Auge sah sie nur seine verschlossene Miene, hörte seine dunklen Worte in ihren Gedanken.

Als wäre es ihre Schuld!

Zornig drehte sie sich auf den Bauch und vergrub ihr Gesicht im Bettkissen. Dieses Gefühl stach ihr in die Seiten, als würde es sie daran erinnern wollen, dass nicht immer alles schwarz-weiß war. Dass es nicht seine Schuld war. Nicht nur. Dass auch er gelitten hatte – sogar sehr. Dass er in die Enge getrieben wurde, missbraucht für die Ziele anderer, dass er ein Kind gewesen, dem zu viel zugemutet worden war. Dass er trotz allem auf ihrer Seite gestanden hatte. Aber es fühlte sich so falsch an. Nach all den Jahren. Nach all der Zeit, in der sie ihm gefolgt waren, ihn versucht hatten, nach Hause zu holen, nach all den misslungenen Versuchen, Rückschlägen, nach all seinen herablassenden Worten und Taten. Sie konnte nicht einfach so alles vergessen, was zwischen ihnen stand.

Genervt stand sie auf. Jetzt prasselte der Regen gegen die Fensterscheibe, der Donner grölte in der Nähe, Blitze zerschnitten den schwarzen Himmel. Sie öffnete die unterste Schublade ihres Nachtschränkchens und kramte darin. Wenn sie sich richtig erinnerte, musste es irgendwo hier –

Sie schluckte, als sie es erkannte und hervor zog. Ihr Blick gebannt, fuhr ihre Gesichter nach, ihre auf dem Papier festgehaltenen Gesten. Wie jung sie gewesen waren. Ein Lächeln zog an ihren Lippen, als sie Narutos Blick musterte und Sasukes ignorante Miene sah. Und sich selbst. So voller Träume und Hoffnungen und – so naiv. Sie seufzte. Sie hatten sich alle verändert.

Aber hatte sie Team Sieben aufgegeben?

Mit einem schweren Atemzug legte sie ihr altes Teambild zurück in das Nachtschränkchen.

 

 

 

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Er wusste nicht, warum er Kakashis Abwesenheit je kritisiert hatte, denn gerade raubte er ihm jeden Nerv. Da zog er sogar die Langeweile im Krankenhaus vor.

So lag er jedoch im Krankenbett und wurde gemustert.

Tenzou verdrehte seine Augen, als Kakashis Auge so verräterisch funkelte und als hätte er es nicht ohnehin gewusst –

»Was machst du auch für Sachen, Holzkopf, dich selbst zu paralysieren, während du Blumen gießt.« Es war nicht zu übersehen, dass der Gedanke seinen Sempai unpassenderweise amüsierte.

»Zum wiederholten Mal: Ich habe sie nicht gegossen, sondern mithilfe des Mokuton –«

Kakashi winkte ab und lehnte sich zu ihm vor. Tenzou verschränkte instinktiv seine Arme vor der Brust.

»Jedenfalls darfst du jetzt keine Blümchen mehr sprießen lassen – für wie lange?«

»Zu lange«, murmelte Tenzou und seufzte. »Shizune hat bis auf weiteres angeordnet. Das heißt wohl, bis sie etwas herausgefunden haben.«

»Ernsthaft. Es hat wohl mit dem Mokuton zu tun?«, hakte er nach.

Tenzou nickte.

»Zumindest kamen die Auswirkungen direkt danach. Es wird wohl einen Zusammenhang geben.« »Die Frage ist, was es ausgelöst hat«, fügte Kakashi hinzu und lenkte seinen Blick gen Fenster. Das Gewitter gestern Nacht hatte die Schwüle weggewaschen. Die Luft roch ganz frisch und die Temperaturen waren auf einen angenehmen Grad gesunken.

»Ja, immerhin benutze ich dieses Jutsu nicht erst seit gestern.«

»Das stimmt. Du wirst alt«, erwiderte Kakashi und Tenzou erkannte das feine Grinsen unter dessen Maske.

»Das hatte ich so nicht –«

»Was nichts an der Tatsache ändert«, erklärte Kakashi schulterzuckend.

»Allerdings sind Sie noch viel älter als ich. Das heißt also, Sie –«

»Ich, Tenzou, bin weise

»Yamato«, murmelte er und verdrehte seine Augen.

Es wurde still zwischen ihnen. Denn trotz der Frotzeleien und der Sticheleien, schwelte Ungewissheit und Sorge. Sie brauchten es nicht zu verbalisieren, um zu wissen, dass diese temporäre Lähmung mehr als ein Rückschlag war, mehr als ein Zwischenfall. Irgendetwas braute sich zusammen. Sie wussten nur noch nicht, was.

»Kakashi-sempai«, begann er zögerlich, »wegen Obito –«

Obwohl Kakashi seine Miene nicht verzog, kletterte ein Kribbeln Tenzous Nacken entlang und ließ ihn zögern.

»Ich würde sagen, lassen wir das Thema ruhen, aber ich habe das Gefühl, das Thema ist noch nicht ausgestanden«, stellte Kakashi in den Raum und Tenzous Augenbrauen zogen sich hoch.

»Was –« Doch Kakashi zwinkerte ihm nur verschwörerisch zu.

»Warten wir es ab«, schnürte er seine Frage ab. Tenzou wusste, wann er aus seinem Sempai nichts mehr heraus bekam und schwieg.

 

 

 

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»Und du bist dir ganz sicher?«, hakte Tsunade nach. Obwohl sie nachfragte, wusste sie um Shizunes sorgsame Arbeitsmethoden. Wäre sie nicht sicher, stünde sie nicht jetzt vor ihr mit diesem Gesichtsausdruck, der zwischen Faszination, Besorgnis und Entschlossenheit schwankte. Shizune nickte dennoch.

Tsunade lehnte sich in ihrem Bürostuhl zurück, die Fingerspitzen aneinandergelegt, die Stirn in Falten.

»Diese Proben, die uns die ANBU mitgebracht haben – von dieser Lotuspflanze. Der Zellaufbau unterscheidet sich kaum von dem einer gewöhnlichen Pflanze – aber sie unterscheidet sich in einem grundlegenden Punkt.« Shizune atmete tief durch, bevor sie die große Enthüllung wiederholte. »Die Pflanze besitzt keine Chloroplasten.«

Tsunade hatte Pflanzen bereits als Kind als faszinierenden Teil der Natur empfunden, sicherlich hatte ihr Großvater sein Übriges dazu beigetragen, dennoch hatte sie sich stets mehr dem Menschen verpflichtet gefühlt und der pflanzliche Zellaufbau war ihr etwa so vertraut wie die Anwendung des Katon: Sie erkannte es. Sie hatte es bereits zig Mal gesehen. Aber sie hatte es niemals näher studiert. Anders Shizune. Shizune hatte Pflanzen seit ihrer Kindheit untersucht und in ihrer Lehre unter Tsunade vertieft. Pflanzen waren die Grundlage der medizinischen Weiterversorgung. Die Notversorgung mochte durch Chakra stimuliert werden, doch die Genesung übernahm weitgehend pflanzliche Mittel. Pflanzen waren Teil der medizinischen Grundausbildung und dieser Lotus faszinierte Shizune auf eine bizarre Weise.

»Dieser Lotus weist – ich nenne sie einfach mal so – Chakraphyllen auf. In seinen Zellen wird Chakra produziert, wo andere Pflanzen mithilfe der Photosynthese Sauerstoff und Kohlenstoff produzieren. Diese Pflanze –«

Shizune warf ihrer Meisterin einen Blick aus großen Augen zu, als könnte sie es selbst kaum begreifen. »Sie besitzt wahrscheinlich einen Chakrakreislauf.«

 

 

 

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Sakura stand in dem Büro ihrer ehemaligen Lehrmeisterin, nachdem sie nach ihr geschickt hatte und schaute ungläubig von Tsunade zu Shizune, nach dem, was sie ihr gerade mitgeteilt hatten. Schriftrollen breiteten sich auf Tsunades Schreibtisch aus, Krankenakten stapelten sich daneben und darauf, doch deren Blick schweifte über die Dächer Konohas. Shizune hingegen fixierte sie aufmerksam.

»Ich habe noch nie von so etwas gehört. Chakra – das benötigt doch die körperliche und geistige Kontrolle. Eine Pflanze kann doch keinen Verstand haben. Das widerspricht jeder biologischen Norm.«

Sie suchte nach Bestätigung in Shizunes Augen, doch sie fand keine Zustimmung, nur vage Möglichkeiten.

»Die mikroskopische Aufnahme spricht für sich«, erwiderte Shizune deutlich.

»Chakraphyll«, murmelte Sakura und atmete schwer auf. »Könnte das eine Bedeutung für Yamato haben? Vielleicht – vielleicht steht es irgendwie in Zusammenhang mit der temporären Paralyse?«

Sie beobachtete, wie Tsunade eine Teetasse auf ihrem überfüllten Schreibtisch absetzte und seufzte. In Sakura stieg der Verdacht auf, dass es sich bei dem Inhalt nicht um reinen Tee handelte.

Shizune erläuterte das Dilemma: »Das ist das Problem. Ich habe bisher noch nie so eine Pflanze gesehen. Yamatos Fähigkeit ist äußerst selten und dazu kommt die Kombination mit dem Lotus. Es gibt zu viele Variablen, um einen Zusammenhang sicher bestätigen zu können. Und selbst wenn es der Fall sein sollte – wir können dadurch einfach so keine Prognosen abgeben.«

»Aber – was können wir tun?«, entgegnete Sakura und fühlte sich wieder wie die vierzehnjährige Schülerin, die zwar offensichtlich nicht dumm – im Gegenteil – aber eindeutig zu naiv und unerfahren war.

»Wir könnten Yamatos Zellen mit denen des Lotus verschmelzen und dann Tests durchführen«, erwiderte Shizune ganz pragmatisch. In Sakura braute sich ein schlechtes Gefühl zusammen.

Sollte die ganze Rettungsmission darüber hinaus doch nur in einer aufgeschobenen Katastrophe enden?

»Aber – wir können Yamato doch nicht wieder einfach dieser Gefahr aussetzen und mit dem Lotus –« »Es würde nur ein kleiner Teil von ihm genügen. Er müsste sich nur beispielsweise mit einem Finger mit dem Lotus verbinden.«

Sakura seufzte. Medizinisch gesehen gab es in diesem Fall nicht viel Alternativen. Es war wie bei einer seltenen, kaum erforschten Erkrankung mit einer Person, die bereits durch außergewöhnliche Charakteristika nicht dem Durchschnitt der Patienten entsprach. Ein Alptraum für jeden Mediziner.

»Das wäre dann wohl weniger problematisch«, überlegte Sakura, »er könnte mithilfe der Proben –« Shizune schüttelte den Kopf und warf Tsunade, die seufzte, einen Blick zu.

»Die Tests können nur gemacht werden, wenn die Pflanze noch über einen stabilen Chakrakreislauf verfügt. Bei den Proben –«

»Gibt es keinen Kreislauf mehr, weil es sich um abgestorbene Zellen handelt«, erkannte Sakura entgeistert.

»Dann – müssen wir zurück zu dem Lotus«, resümierte sie resigniert. Tsunade nickte.

 

 

 

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Es war später Nachmittag als sie ihre Lippen aufeinander presste.

»Sasuke läuft schon die ganze Zeit draußen rum und ich –«, meckerte Naruto leise vor sich her und Tsunades Geduldsfaden war zum Zerreißen gespannt. Kontrolluntersuchungen bei Naruto erwiesen sich meistens als Proben ihrer Geduld. Nicht selten bestand sie sie nicht.

»Sasuke hatte auch nicht derartige Verletzungen davongetragen«, erstickte sie sein Gequengel harsch und tastete seinen Bauch ab.

Aber ebenso oft erwiesen sich diese Kontrolluntersuchungen als spannend und öffneten ihren Blick. Seitdem nämlich dieser junge Uchiha vor ihr gestanden hatte – mit dieser Überheblichkeit im Blick und der blanken Miene – wusste sie nicht genau, was sie von ihm halten sollte. Er war ein brillanter Ninja, seine Fähigkeiten überragend, doch sein Charakter –

Sie kontrollierte Narutos Werte und lächelte zufrieden. Alles im Normbereich. Die Folgen des Krieges mochte weiterhin Schatten werfen, aber hier waren sie endlich verklärt.

»Wann darf ich endlich raus hier, Oma Tsunade! Ich bin fit, echt jetzt! Außerdem ist es hier so langweilig. Sasuke war schon auf Mission. Sakura war schon auf Mission. Ich muss endlich wieder trainieren und auf Missionen und –«

»Halt deine Klappe, Naruto! Du bist kein Kind mehr!«, befahl sie ihm unwirsch, worauf er beleidigt irgendetwas von wegen alte Oma, Hokage vor sich her murrte.

Eigentlich verdankte es Uchiha Sasuke nur Naruto, dass er wieder hier war und trotzdem – oder gerade deswegen? – misstraute sie ersterem. In seinen Augen lauerte etwas, das sie nicht ohne Umsicht losgelassen wissen wollte. Es war etwas Dunkles, etwas, das er nicht abschütteln konnte. Etwas, das sie an ein verletztes Kind erinnerte mit der zügellosen Macht eines Erwachsenen. Eine gefährliche Kombination. Auf der anderen Seite hatte er eine Chance verdient – das Dorf hatte ihm eine schwere Bürde auferlegt und sie sah es in ihrer Verantwortung, einen jungen Shinobi einen Weg aufzuzeigen. Ob er diesen ergreifen wollte, stand in seiner.

»Oma Tsunade, wann darf ich endlich wieder auf Mission? Echt jetzt! Ich als zukünftiger Hokage –«

Letztlich konnte sie sich jedoch nicht vorstellen, dass Sasukes Weg ohne Naruto möglich war – oder ohne Sakura. So sehr gerade letztere sich dagegen sträuben mochte. Sasuke war auf sie beide angewiesen. Und sie beide würden einen Kameraden nicht zurücklassen. Da war sich Tsunade sicher. Sie kannte die beiden gut genug.

Narutos himmelblaue Augen stierten sie abwartend an, seine Arme vor der Brust verkreuzt, die Wangen leicht aufgebläht.

»Ich hab gesagt: Ich als zukünftiger Hokage habe das Recht, mit auf Missionen zu gehen und –«

In Tsunade spann sich ein Gedanke von A nach B. Vielleicht hing tatsächlich irgendwie alles zusammen, wie ihr Großvater immer behauptet hatte.

 

 

 

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Sakura packte, um dann wieder die Hälfte auszuräumen. Man sollte annehmen, dass sie es inzwischen gewohnt war für Missionen zu packen – wichtiges Gepäck von unwichtigem zu unterscheiden, aber diese Mission mit Shizune lockte in ihr Gedanken hervor, die sie ihr Gepäck ständig verändern ließ.

Was, wenn –?

Der Gedanke hockte ihr im Nacken und machte sie verrückt.

»Sakura, ein Notfall!«

Der Ernst in der Stimme ihres ehemaligen Lehrers ließ sie herumfahren. Mit ausdrucksloser Miene saß er auf einem dicken Ast vor ihrem offenen Fenster.

»Was ist passiert?«, rief sie, während sie mit einem Sprung neben ihm landete und sie gemeinsam über die Dächer Konohas jagten. Sein Blick lag kurz vor seinen Füßen, die rasant über die Ziegel schossen.

»Tenzou«, erwiderte er bloß und sie warf ihm einen irritierten Blick zu.

»Yamato«, korrigierte er sich und ihre Augen zogen sich zusammen.

 

 

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Sie hasteten durch den Korridor des Krankenhauses. Kakashi bog entgegen ihrer Erwartung nicht in die Richtung, in der Yamatos Zimmer lag, sondern lief voraus zur Intensivstation. Dann hielt er vor einem Raum und ließ ihr den Vortritt. Eilig öffnete sie die Tür und verschaffte sich einen Überblick.

Das Erste, was sie störte war, dass Yamato trotz Leichenblässe an die Pfosten des Krankenbettes gefesselt war. Das Zweite – und sie wusste nicht, was sie mehr verwunderte – war, dass Sasuke daneben stand. Neben ihr warteten zwei Schwestern auf Anweisungen.

»Wo ist Shizune?«, fragte sie, während sie sich die Werte der Maschinen besah und Sasukes Blick in ihrem Rücken zu spüren glaubte.

»Sie ist in Raum 01 45«, erwiderte eine der beiden, doch Sakuras Augenbrauen hoben sich überrascht.

»Dann ruft sie endlich!«

»Sie wurde bei dem Angriff des Patienten –«

Reflexartig wandte sie sich der Krankenschwester zu und warf ihr einen bohrenden Blick zu. Was verdammt nochmal war hier nur vorgefallen?

 

 

 

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Shizune lag mit einem Verband um ihren Brustkorb, ihrer Stirn und einem bandagierten Arm in dem Krankenbett des Raumes 01 45 und schien sie bereits zu erwarten. Ihre Mimik hing zwischen Ärgernis und Sorge.

»Shizune«, begann Sakura und setzte sich neben sie ans Bett, »was ist passiert? Die Schwestern haben gemeint, Yamato hätte dich angegriffen, während du ihn untersucht hast und –«

Shizune nickte und seufzte.

»Das stimmt. Er ist mitten im Satz verstummt und hat mich aus dem Nichts heraus angegriffen. Es war, als hätte etwas von ihm Besitz ergriffen oder als wäre er in einem Genjutsu gefangen.«

»Ist deswegen Sasuke bei ihm im Raum?«, hakte Sakura düster nach und Shizune lehnte sich zu ihr vor, ließ es jedoch dann lieber bleiben, als sie das drückende Stechen in ihrem Brustkorb wahrnahm. »Ja – er ist spezialisiert auf dem Gebiet und –«

Sakura winkte ab. Das wusste sie alles, immerhin kannte sie Sasuke schon lange genug, hatte seine Entwicklung größtenteils hautnah miterlebt und wusste nur zu gut um seine Stärken – und Schwächen.

»Ich habe das Gefühl, dass wir uns immer weiter von der Lösung dieses ganzen Problems entfernen«, murmelte Sakura entmutigt und starrte auf ihre Hände. Es schien greifbar, das fehlende Puzzleteil und doch erkannte sie nicht das Bild, das entstehen sollte. Noch nicht. Zu ihrer Verwunderung schüttelte Shizune bedächtig ihren Kopf.

»Wir wissen jetzt, dass es nicht von Yamatos Mokutonanwendung abhängig ist und nicht nur Paralyse bewirkt«, eröffnete sie und bedachte Sakura mit einem nachdenklichen Blick, »und wir können erahnen, dass es immer akuter wird. Zuerst fiel Yamato nur in eine temporäre Starre, dieses Mal hat er komplett das Bewusstsein verloren und –«

»Er griff an«, schloss Sakura. »Wir müssen schnell die Ursache herausfinden. Yamato wird zu einer Gefahr für sich und andere.«

Mit dieser Feststellung stand sie entschlossen auf. Es gab viel zu tun.

 

 

 

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Sakura raufte sich die Haare. Energisch schritt sie in ihrem Büro auf und ab. Sie waren nachlässig, zu unvorsichtig gewesen. Shizune hätte niemals allein mit Yamato erste Tests durchführen dürfen. Er hatte sie angegriffen. Angegriffen. Das bedeutete, dass etwas sein Bewusstsein ausschaltete und sich seinem Körper bemächtigte. Was ihr am meisten Sorgen bereitete war, dass sie nichts über die Trigger wussten. Sie hätten gerade deswegen sorgsamer, vorsichtiger, energischer sein müssen. Sie versuchte rationale Gedanken zu fassen, aber sie war zu aufgewühlt. Zornig stützte sie sich mit beiden Armen auf den Schreibtisch und zählte innerlich bis zehn. Oder wollte es, denn bei sieben klopfte es an ihrer Bürotür.

»Was?«, keifte sie und jemand wirklich Dummes – denn welcher Mensch mit gesundem Menschenverstand, war so dämlich und öffnete eine Tür, durch die ein derartiger Ton wehte? – zog die Tür auf. Sasuke musterte sie. Sie verdrehte die Augen.

»Etwas Neues bezüglich Yamato?«, fragte sie kühl, doch er schüttelte den Kopf.

»Dann jetzt nicht«, teilte sie ihm mit, doch das hielt ihn natürlich nicht zurück.

»Wir haben eine Mission«, offenbarte er und sie sah ihn an, als hätte er einen verdammt bescheuerten Scherz gemacht. Als hätte sie nicht schon genug Probleme.

 

 

 

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»Ah, da seid ihr endlich! Ich warte schon 'ne halbe Stunde, echt jetzt!«, begrüßte Naruto sie ein wenig vorwurfsvoll, als sie irritiert in Tsunades Büro stürmte, doch seine Augen funkelten voller Enthusiasmus und ließen den Vorwurf in seiner Vorfreude verdampfen. Sasuke trat ein, als ginge ihn das Ganze nicht wirklich etwas an.

»Das ist jetzt ein Scherz, oder?«, platzte aus Sakura heraus und ihr Blick schwenkte von Naruto zu ihrer ehemaligen Meisterin.

»Nee, ich hab echt –«, erwiderte Naruto und wurde gleich von ihr zum Schweigen gebracht. Sie wandte sich verärgert Sasuke entgegen.

»War das deine bescheuerte Idee? Was soll das hier werden?«, polterte sie.

»Tsunade-sama hat uns diese Mission zugewiesen. Wenn du daran Kritik äußern möchtest, dann musst du dich an sie wenden«, erläuterte Sasuke ohne seine Miene zu verziehen. Sakuras Mimik hingegen grämte sich in Abweisung. Ohne seinen Einwand zu kommentieren, suchte sie nach Bestätigung in Tsunades Blick. Die sie verdammterweise fand.

»Diese Mission braucht medizinische Kenntnisse und einen Experten auf dem Gebiet der Genjutsu«, begann die Hokage nüchtern und blickte Sakura, dann Sasuke vielsagend an.

»Hey, und ich?«, bemerkte Naruto. Tsunade schaute ihn mit einem feinen Lächeln im Gesicht an.

»Entschuldigen Sie, Hokage-sama, ich musste noch –«

Kakashis fadenscheinige Ausrede für seine gewöhnliche Verspätung sollte niemals ausgesprochen werden, denn als er die Anwesenden im Büro der Hokage reihum musterte, blieben die Worte in seinem Halse stecken. Sakura konnte dieses Gefühl gut nachvollziehen. In ihrem Hals sammelten sich Wörter, die sie lieber nicht in Anwesenheit ihrer Vorgesetzten verbalisieren wollte. Doch ihr Blick sprach Bände.

»Gut, jetzt ist das Team für diese Mission vollzählig«, teilte Tsunade gut gelaunt mit und warf einen Blick in die Runde.

»Sasuke als Genjutsu-Experte, Sakura als Medinin. Und was für eine Aufgabe haben Kakashi-sensei und ich bei der Mission?«, beharrte Naruto euphorisch. Sakura warf ihm einen düsteren Blick zu, streifte Sasukes gleichgültige Miene und spürte dieses Gefühl in sich aufsteigen, das ihren Magen mit Bitterkeit füllte.

»Ich denke, ihr werdet genug zu tun haben, Naruto«, teilte Tsunade ihm mit zuckenden Mundwinkeln und einem Blick auf Sasuke und Sakura mit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2014-06-25T07:45:48+00:00 25.06.2014 09:45
Super^^ =D
Das war ein tolles Kapital <3
Die Teamstellung von Tsunade wird kompliziert =( Aber wie Naruto immer meint "Freundschaft hält ewig"
Ich bin echt gespannt wie es weiter geht *neugier*

LG^^
Antwort von:  Jaelaki
02.07.2014 14:33
Ob Freundschaft ewig hält, werden wir sehen ... zumindest wird es nicht einfach. Denn zwischen Sasuke und Sakura brodelt es. Wir können nur hoffen, dass es nicht zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt explodiert ...

Gruß,
Jaelaki
Von:  jyorie
2014-06-17T05:19:23+00:00 17.06.2014 07:19
Hey ٩(^ᴗ^)۶

[meine Leertaste ist kaputt, das macht momentan
keinen Spaß, wenn man ständig zurück muss, weil
es wieder nicht ausgelöst hat]

Klingt eigentlich wunderbar, das Tsunade das Team7
wieder zusammengestellt hat, aber ob sie jetzt noch so
zusammenarbeiten können wie früher? Ich hoffe bei der
Mission werden nicht zu viele alte Wunden aufgerissen,
sondern das sich die 3 wieder neu finden können.
:) hoffen darf man ja. :)

Schön das Tsunade so am Schicksal eines einzelnen interessiert
ist. Ist bei uns ja teils so, das wenn nicht genug Menschen eine
Krankheit haben, da erst gar nicht geforscht wird, weil es sich
finanziell nicht rentiert.

Ich bin gespannt auf den Lotus und was er tut, wenn er „intelligentes“
Chakra hat.

CuCu, Jyorie

Antwort von:  Jaelaki
02.07.2014 14:31
Es ist wohl eher schwierig für das Team, jetzt wieder zusammenzuarbeiten. Es wird deswegen auch noch einige Probleme geben ...

Was den Lotus angeht: Ab Kapitel 8 kommen da ganz konkret erste Antworten. ;-D

Grüße,
Jaelaki
Von:  Levisto
2014-06-16T04:39:42+00:00 16.06.2014 06:39
Mit einem schweren Atemzug legte sie ihr alten Teambild zurück in das Nachtschränkchen.

Das ist mir als einziger kleiner Tippfehler im Gedächtnis geblieben. Sonst wieder super Kapitel, Sakura und Sasuke auf einer Mission? Ich warte nur darauf das sie irgendwann explodiert. Sonst kann ich bald ein Buch mit offenen Fragen veröffentlichen. Yamato greift jemanden an? Nur wegen eines Lotuses...und wer wohl diese fremden Männer waren? Die sollte man nicht vergessen.
Freu mich doppelt wenn die Woche rum ist :-)

Antwort von:  Jaelaki
02.07.2014 14:30
Danke für den Hinweis! ^^

Ja, die Fragen häufen sich, aber die Antworten werden wie Schlag auf Schlag präsentiert werden. Sasuke und Sakura haben da tatsächlich etwas vor sich. Aber mehr kommt dann in den folgenden Kapiteln ... ab Kapitel 8 werden ganz konkret die ersten Fragen beantwortet. ;-D

Gruß,
Jaelaki
Von:  fahnm
2014-06-16T00:05:18+00:00 16.06.2014 02:05
Klasse Kapi^^
Antwort von:  Jaelaki
02.07.2014 14:28
Dankeschön! ^^
Von:  starcatcher
2014-06-15T14:10:11+00:00 15.06.2014 16:10
Find deine Geschichte sehr interessant und freu mich auf das nächste Kapitel!
Antwort von:  Jaelaki
29.06.2014 15:21
Und das freut mich! ^^
Das neue Kapitel ist endlich online! Ich hoffe, es gefällt dir! Viel Spaß

Jaelaki
Von: abgemeldet
2014-06-15T12:37:39+00:00 15.06.2014 14:37
Wah, ein neues Kapitel! ♥ Super, einfach nur wow... ich weiß nicht was ich sagen soll. Deine Story ist einfach unglaublich - ich fass es nicht. Bin grad wieder mal schwer beeindruckt ;D
Dass Yamato Shizune angegriffen hat, fand ich äußerst schockierend. Du hast diesen Umstand aber so gut verpackt - wie alles andere auch, hach - dass ich vor Spannung bald platze! >.< Mein Gott, so schlimm war das, glaub ich, auch noch nie bei mir xD" Und Sasuke ... er fasziniert mich mehr und mehr o.o und Sakura... dass sie mal so abweisend ihm gegenüber sein wird, hätte ich nicht erwartet °_° bloß gut, dass Tsunade da ist *g* Dadurch, dass sie Team 7 wieder hat neu aufleben lassen, wird wahrscheinlich ne Menge zwischen den vieren (zweien *hust*) passieren... AHHH verdammt, ich kann's kaum noch erwarten! xD Wie immer hammermäßig gute Arbeit und ich freu mich schon wahnsinnig auf Do/Fr!! :DD

LG und noch einen schönen Sonntag
lizz
Antwort von:  Jaelaki
29.06.2014 15:17
Sakuras Abweisung kommt ja nicht von ungefähr - sie ist keine zwölf mehr, hat schon einiges sehen müssen und nimmt Sasuke so einiges übel. Aber dazu kommt auch in der Geschichte noch einiges.
Vielen Dank für dein Lob! Deine Spannung ehrt mich. ^.-
Das neue Kapitel ist online - leider habe ich dieses Mal länger beim Upload gebraucht. Aber jetzt ist es ja da. ;-D

Jaelaki
Von:  rokugatsu-go
2014-06-15T10:53:16+00:00 15.06.2014 12:53
Haha, ja, wie ich immer sage: Kakashi ist weise...und nicht einfach alt, wie jemand anderes (du!) behauptet hat. ^_~ Kakashi und Yamato sind dir wieder sehr gut gelungen. Ich freue mich über so Details wie dass Kakashi ihn vor Sakura "Tenzou" nennt und sie natürlich keinen Plan hat, wer das sein soll. In vielen FFs kennt plötzlich das gesamte Team 7 Yamatos Anbu-Codenamen, was ja eigentlich keinen Sinn ergibt.
Yamato tut mir leid, der Ärmste bekommt auch einfach keine Ruhe. Aber sehr sehr spannend, ich persönlich kann das Puzzle noch nicht zusammensetzen.
Ein kleiner "Kritikpunkt": Wo ist Sai abgeblieben?
Antwort von:  Jaelaki
15.06.2014 12:56
Hallöchen! Natürlich. Sehr weise und so. Jaja. ;-D
Ja, ich hätte es als unlogisch empfunden, hätte sie es gewusst. Ich meine ein Code-Name sollte eben das sein: ein Code. ;-D
Sai ist in meiner anderen FF abgeblieben. ;-D Ernst komm raus: Er wird wieder vorkommen, aber in diesem Kapitel eben nicht. ;-D

Gruß,
Jaelaki


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