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Räuberblut

von

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Der Entschluss

Das laute Krachen der Tür riss mich aus meinem Schlaf. Verwirrt richtete ich mich auf und schaute in das mir bekannte Gesicht. Es war Leon, der außer Atem und mit vor Aufregung errötetem Gesicht vor mir stand. Er schloss die Tür und ließ sich geschafft gegen die Steinwand neben meinem Bett fallen. Er atmete ein paar Mal schwer ein und aus, bis er sich wieder etwas beruhigt hatte. Mit einem ernsten Blick fixierte er mich mit seinen schwarzen Augen.

„Ich weiß was sie vorhaben...“

Seine Worte ließen augenblicklich jegliche Müdigkeit von mir abfallen. Ich wusste jetzt, was Leons eindringlicher Blick zu bedeuten hatte und jetzt fiel mir noch etwas anderes auf, was in seinem Blick lag: Mitleid und Traurigkeit, und auch eine gewisse Spur von Entschlossenheit. Sein Erscheinen hatte wohl nichts gutes zu bedeuten. Ich hatte das Gefühl, dass noch etwas viel schrecklicheres auf mich zukam, als das Versauern hier unten im Kerker.

„Es wird etwas Schlimmes passieren, habe ich Recht?“ fragte ich Leon, der betroffen auf den Boden starrte.

„Ilean hat einen Pakt mit Lord Saylon geschlossen...“

„Der Herrscher des Abendrotlandes?“

Leon nickte. „Er hilft Ilean dabei an den Thron zu kommen... dafür gehörst du jedoch ihm!“

Ein ersticktes Keuchen drang über meine Lippen. Ich ließ mich gegen die Mauer fallen und starrte mit leerem Blick zu Leon, der mich aufmerksam beobachtete.

„Was haben sie genau vor?“

„Ilean will einen Tauschhandel mit deinen Eltern machen, dein Leben gegen die euer Gefangenen. Heute Nacht ist der Geiselaustausch, doch statt dir wird ein Spion geschickt, eine Taira-Fälschung, die uns Saylon geschickt hat. Für seine Hilfe wirst du, die echte Taira, Teil seines Harems. Ilean plant einen Hinterhalt, die die Macht des Königs nach und nach zerschlagen soll, und das, ohne das irgendjemand Verdacht schöpft. Wenn niemand etwas unternimmt, wird das Königreich verloren sein...“

„Und wer soll jetzt noch etwas ausrichten?“

„Na wir!“ entschlossen schenkte Leon mir ein aufmunterndes Lächeln. „Wem vertraut das Volk mehr, als ihrer Prinzessin? Sie vergöttern dich. Wir müssen dich hier nur heraus schaffen und den Komplott verhindern. Dabei gibt es nur ein Problem...“

„Und das wäre?“

„Wenn Lord Saylon nicht bekommt was er will, wird er zu anderen Mitteln greifen, um es zu bekommen...“

„Was meinst du damit?“

„Er wird euer Königreich angreifen, wenn er dich nicht bekommt...“

„Dann haben wir sowieso schon keine Chance mehr...“

Leon grinste, er war da wohl anderer Meinung.

„Was hast du vor?“ fragte ich misstrauisch, wohlwissend, dass es bestimmt ein wahnwitziger Plan war, den Leon ausgeheckt hatte.

„Von hier bis in sein Königreich braucht man mindestens drei Tage. Wie ich ihn einschätzte wird er dich auf der Stelle vernaschen wollen sobald er ankommt. Das musst du verhindern...indem du ihn selbst um den Finger wickelst! Überrede ihn dazu es erst auf seinem Schloss zu tun!“

„Und wie soll ich das bitte anstellen? Was soll das überhaupt bringen?“

Leon beugte sich zu mir vor und gab mir einen sanften Kuss auf den Hals. Ein angenehmes Kribbeln durchzuckte meinen Körper von der Stelle aus, die von seinen Lippen berührt wurde. Leise hauchte er mir ein „So vielleicht“ ins Ohr und ließ dann wieder von mir ab.

Ich merkte, wie meine Wangen sich leicht rot färbten.

Ich ignorierte seinen Kuss und wandte mich ab. „Was hast du denn vor?“

„Er wird hoffentlich auf den Wunsch seiner „Zukünftigen“ eingehen und dich ins Abendrotland schicken. Saylon wird wahrscheinlich noch solange hier bleiben, um die Situation zu beobachten, allzu lange Zeit werden wir jedoch trotzdem nicht haben...“

„Ich verstehe immer noch überhaupt nichts!“

„Glaubst du etwa ich lass zu, dass du das Abendrotland überhaupt erreichst? Ich werde dich vorher daraus holen und dann ist es hoffentlich nur noch eine Tagesreise bis wir in die Hauptstadt kommen.“

„Wird denn niemand Verdacht schöpfen, wenn du plötzlich verschwunden bist?“

„Ich lass mich oft einige Wochen nicht sehen, dann wird es für niemanden einen Schock sein, wenn ich weg bin.“

„Warum hilfst du mir überhaupt?“ fragte ich argwöhnisch. „Irgendeinen Vorteil muss das doch für dich haben, warum solltest du dich sonst so um mich bemühen und dein Leben riskieren?“

„Vielleicht weil du es in meinen Augen wert bist um dich zu kämpfen. Du hast eine Chance verdient... Außerdem habe ich keine Lust auf eine Herrschaft unter Ilean...“

„Du weißt überhaupt nicht, wie froh ich bin, dass du so etwas sagst...“

Fragend blickte er mich an und ließ sich neben mir aufs Bett fallen.

„Du bist der erste Mensch, dem ich überhaupt etwas Wert bin“ erklärte ich schüchtern.

„Du bist die einzige, die mir überhaupt etwas wert ist...“

Schüchtern lehnte ich meinen Kopf gegen seine Schulter. Verlegen lächelte ich, schaute ihn aber nicht an. „Ich bin froh, dass du da bist, Leon...“

„Taira, ich...“ er verstummte. Irritiert schaute er zur Tür.

„Was hast du?“ Ich richtete mich wieder auf und blickte ihn verwundert an.

„Da kommt wer, ich höre Schritte...“ Leon sprang auf und rollte sich kurzerhand unter das Feltbett. „Leg die Decke so, dass man mich nicht sieht.“

Hastig ließ ich den Leinenstoff über die Bettkante fallen, als sich auch schon die Tür öffnete und ein großer, edelgekleideter Mann eintrat, mit Haut gebräunt von der Sonne und Augen, die funkelten wie die tausend Sterne des Orients...
 

Es war Lord Saylon, der den dunklen Kerker betrat und ihn schon durch sein reines Auftreten in ein helleres Licht tauchte. Für viele schien er durchweg perfekt, doch wer ihn kannte wusste, dass er tief in seinem Innersten genauso verdorben war, wie ein fauliger Apfel. Manche würden wohl denken, wer so eine Ausstrahlung hat, muss einfach ein guter Herrscher sein, aber Lord Saylon ist alles andere als Weise und Gütig. Viele würden ihn wohl als böse, gierig, grausam oder oberflächlich bezeichnen, doch sein größter Makel ist wohl sein Streben nach Macht und Perfektion, dass ihn in ein gefühlskaltes Monstrum verwandelt hatte.

Früher hätte man ihn als guten Herrscher bezeichnen können, als er noch mit dem zufrieden gewesen war, dass er hatte. Doch der Durst nach noch mehr Macht trieb ihn zu kriminellen Handlungen, die sich immer weiter in seiner Art festigten und ihn zu das gemacht hatten, was er heute ist... allmächtig.

Langsam, mit erhobenem Haupt und würdevollem Gesichtsausdruck, stolzierte Lord Saylon auf Taira zu. Erst wirkte sie etwas verwirrt, doch dann schien sie zu realisieren, was Leon ihr aufgetragen hatte zu tun.

Sie stützte ihre Hand auf die Hüften und raffte das lange Kleid so hoch, das man die nackte Haut ihres Beines sehen konnte. Die langen, blonden Haare warf sie sich nach vorne über die linke Schulter, ein verführerisches Lächeln zierte jetzt ihre Lippen und mit den strahlend blauen Augen schaute sie ihn mit einem Ausdruck an, dem kein Mann wiederstehen konnte.

Der Lord schenkte ihr ebenfalls ein Lächeln und man konnte förmlich spüren, was in ihm vorging.

Überwältigt blieb er stehen. Er hatte wohl nicht erwartet, das ihn so etwas hier erwarten würde. Er hatte wahrscheinlich gedacht, er würde eine innerlich gebrochene Prinzessin vorfinden, die schwach war und alles mit sich machen ließ. Doch jetzt war hier diese selbstbewusste, junge Frau, die ihn mit ihrer Schönheit schlichtweg überwältigt hatte. Keine Spur war noch von der Schüchternheit zu erkennen, die Taira eben noch in Leons Gegenwart verspürt hatte.

Mit gekreuzten Schritten stöckelte Taira auf den Lord zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Ich habe dich schon erwartet“ hauchte sie ihm ins Ohr.

„Ich konnte es auch kaum erwarten, dich kennen zulernen...“

Grob drückte er sie gegen die Wand und übersäte ihren Hals mit Küssen.

Mit gierigen Fingern fummelte er an dem Verschluss des Kleides herum.

Mit einem belustigten Lächeln stieß Taira sanft seine Hände beiseite und setzte sich mit einem verführerischen Beinübereinanderschlagen auf das Bett. Lord Saylon kniete sich breitbeinig über die Prinzessin und schubste sie unsanft hintenüber auf das harte Bett. Angewidert schaute Taira in Richtung des anderen Bettes, unter dem immer noch Leon lag und nun unfreiwillig das Szenario beobachten musste. Ihm fiel es schwer nicht einzuschreiten, genauso schwer wie bei dem Geschehnis zuzugucken. Saylon hingegen bemerkte Leons Anwesenheit überhaupt nicht, sondern vergnügte sich nur damit Knutschflecke auf Tairas Decolleté zu verteilen.

Unbeholfen rappelte sich Taira wieder auf und kniete nun gegenüber von Saylon. Ihr Gesicht war leicht gerötet und ein Unschuldsblick zierte ihr schmales Gesicht, der sie engelsgleich scheinen ließ.

„Meinst du nicht, wir sollten das woanders machen. Hier ist es so unbequem...“ hauchte Taira mit einer unwiderstehlichen, zuckersüßen Stimme.

„Ist doch egal...“ erwiderte Saylon stumpfsinnig und fing wieder an Küsse in ihrem Ausschnitt zu verteilen.

Sanft schubste sie ihn weg. „Lass uns warten... bis wir auf deinem Schloss sind... unser erstes Mal soll etwas ganz besonderes werden“ flüsterte sie und zwinkerte ihm zu.

Ungläubig schaute Saylon Taira erst einen Moment an, dann schenkte er ihr ein Lächeln und hauchte ihr noch einen Kuss auf die Lippen.

„Wenn das dein Wunsch ist...“ flüsterte er in ihr Ohr und verschwand mit wehendem Umhang.

Als sich die Tür schloss, sackte Taira in sich zusammen. Leon kam aus seinem Versteck und setzte sich neben das eingeschüchterte Mädchen. Kurzerhand zog er sie in eine Umarmung. Sanft kuschelte sie sich an seine Schulter.

„Du warst großartig“ flüsterte Leon einfühlsam in Tairas Ohr.

„Ich hatte so eine Angst...“ wisperte sie. „Ich dachte schon es würde nicht klappen...“

„Jetzt ist es ja vorbei... bald ist alles vorbei...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-04-26T15:15:44+00:00 26.04.2008 17:15
Tut mir Leid, kann erst wieder morgen schreiben, muss nämlich auf 'ne
Geburtstagsfeier...*bussi*

Ciao ◘LiP◘
Von: abgemeldet
2008-04-26T14:52:25+00:00 26.04.2008 16:52
Hey^^

Das war aber echt ein riskanter Plan! Der hätte auch in
die Hosen gehen können! Doch glücklicherweise ist nichts
passiert...

>>Schüchtern lehnte ich meinen Kopf gegen seine Schulter. Verlegen lächelte ich, schaute ihn aber nicht an. „Ich bin froh, dass du da bist, Leon...“
„Taira, ich...“ er verstummte. Irritiert schaute er zur Tür.<<

Wollte er da etwas bestimmtes sagen^^?? Ich glaub, ich hätte jeden, der
weniger als 10m von mir entfernt war, das Bein abgebissen!!Wie konnte der Lord jetzt, genau in DEM Moment reinkommen??!! ...>.<

◘LiP◘




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