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The Curse

von

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Wie Tag und Nacht

„Der Montag fängt ja toll an...“, murrte Anthony, als die vier Siebtklässler sich zum Frühstück an den Slytherin-Tisch gesetzt hatten, „Zaubertränke, immer noch mit den Gryffindors, wir haben den Hauptgewinn!“ Die Ironie in seiner Stimme war mehr als deutlich herauszuhören.

„Ich weiß nicht wen ich weniger vermisst habe, die Gryffindors oder Deveraux.“, gab eine der Zwillingsschwestern daraufhin zurück.

Shawna schmunzelte in sich hinein. Anscheinend war sie die einzige in der kleinen Runde, die sich darauf freute, wieder Zaubertränke zu haben. Sicher, auch sie hatte eine Abneigung gegen Professor Deveraux, doch bisher war sie kein Mensch gewesen, der sich von einem Lehrer das Fach vermiesen ließ. Sie war sechs Jahre lang mit dem Mann zurechtgekommen, und dieses letzte würde sie auch noch schaffen, und deswegen hatte sie an diesem Morgen die beste Laune von allen, was nun wirklich nicht häufig vorkam. Zwar war sie wie immer ziemlich still, doch man konnte ihr ansehen, dass sie sich gut fühlte, denn beim Essen langte sie ordentlich zu, mehr noch als Miranda und Felicity, denen die Aussicht auf die gleich folgende Stunde wohl den Appetit verdorben hatte.

„Wie viele sind wir eigentlich noch in Zaubertränke? Sind letztes Jahr nicht noch welche gegangen?“, fragte Felicity nach einer kurzen Weile des Schweigens schließlich, und diese Frage gab Shawna die Gelegenheit, sich in die Unterhaltung einzubinden.

„Nein, aus Hufflepuff sind zwei gegangen, aber das betrifft uns ja nicht. Wir sind immer noch zwölf.“, entgegnete sie, ehe sie sich noch eine Schüssel mit Müsli füllte.

„Dreizehn, wenn man Deveraux mitzählt, das sagt doch schon alles aus!“, kommentierte Miranda diese Aussage, halbherzig von ihrem Toast abbeißend.

Etwa zehn Minuten später hatten sich alle zwölf verbleibenden Siebtklässler vor der hölzernen Tür des Klassenzimmers eingefunden, in welches Jonathan Deveraux sie jeden Moment einlassen würde. Ein wenig amüsant sah es schon aus, denn die Klasse war nicht etwa gleich aufgeteilt, sondern bestand nur aus vier Gryffindor-Schülern, deren Namen Shawna ebenfalls wusste: Nathaniel McLean, Edward O’Reilly, Audrey Wadsworth und Rebecca Halkett. Slytherins gab es in diesem Kurs doppelt so viele. Genau wie Anthony hatten auch diese sich über die Ferien verändert, doch noch bevor irgendein tiefsinniges Gespräch hätte entstehen können, schwang knarrend die Kerkertür auf und die Schüler traten ein, sofort in Stillschweigen verfallend, denn ihr Lehrer mochte es nicht, wenn sie den Unterricht mit Gesprächen störten.

Im Gegensatz zu vielen ihrer Mitschüler hatte sich Professor Deveraux leider gar nicht verändert. Er war nicht brauner geworden, im Gegenteil, wenn man Anthony gesehen hatte, wirkte er bloß noch blasser als sonst, und das war kaum mehr möglich. Anscheinend verließ dieser Mann wirklich nie das Haus. Das hellblonde, beinahe hüftlange Haar hatte er streng zurückgekämmt und hinter die Ohren geklemmt, so dass es ihm auf keinen Fall im Weg sein würde. Im Nacken hatte er es zusätzlich noch mit einer schwarzen Samtschleife zusammengebunden. Deveraux’ Gesicht war schmal und spitz, die Lippen dünn und ebenfalls totenblass und der Blick aus den hellgrauen Augen war so stechend, so kühl und überheblich wie eh und je. Dieser Mann hätte zu Mrs Farrington gepasst, schoss es Shawna durch den Kopf, als sie ihn heute nach mehreren Wochen zum ersten Mal wieder sah.

Gekleidet war Professor Deveraux wie üblich in Sachen, die ihn noch bleicher machten und noch dazu aussahen wie aus dem 18. Jahrhundert. Er trug ein weißes Rüschenhemd mit einem Kragen, den er bis zum Kinn schließen konnte und darüber eine längere, dunkelgrüne Weste mit silbernen Knöpfen und Nähten, eine schwarze Hose, ebenfalls schwarze Stiefel mit einem etwa zwei Zentimeter hohen Absatz und einen altmodischen, schwarzen Mantel mit Stehkragen. Hier unten im Kerker war es zwar meist kühler als im Rest des Schlosses, doch um diese Jahreszeit war es auch hier ziemlich warm, und trotzdem trug Deveraux diese schwere Kleidung, doch er war immer schon so unterwegs gewesen, darüber wunderte sich niemand mehr, nicht einmal über die schwarzen Lederhandschuhe, die er zu allem Überfluss angezogen hatte. In der Ecke des Klassenzimmers stand zu guter letzt noch der ebenhölzerne Spazierstock des Zaubertrankprofessors. Er hatte ihn dort immer stehen, doch innerhalb des Schlosses hatte man ihn noch nie damit herumlaufen sehen, die Schüler fragten sich also immer wieder, warum er ihn dort jedes Mal aufs Neue abstellte.

In dieser Stunde geschah nichts Besonderes, jedenfalls nicht für Shawna. Deveraux stellte der Klasse eine Aufgabe, an der die Hälfte der Schüler halbwegs verzweifelte - unter anderem alle vier Gryffindors - und ging schweigend durch die Reihen, um nur zwischendurch einmal gehässige Kommentare darüber abzugeben, wie ungeschickt sich die dort Sitzenden doch anstellten, doch zum Glück gehörten Shawna, Anthony und die Zwillinge nicht zu denjenigen, an deren Kessel er etwas zu kritisieren hatte.

„Zum Glück lässt er uns zu viert arbeiten!“, flüsterte Miranda den anderen zu, als Deveraux stumm an ihrem Tisch vorbeigezogen war, und Anthony konnte ihr nur zustimmen.

„Guck mal, wie sich unsere Hausgenossen anstellen, ich bin echt froh, dass wir keine Dreiergruppen bilden mussten, so wie letztes Jahr!“

„Ruhe da vorne!“, drang jedoch im nächsten Augenblick Professor Deveraux’ eisige Stimme durch den Raum, woraufhin sich der Dunkelhaarige auf die Unterlippe biss, schnell nach einem Bündel Löffelkraut griff und zerfledderte es, als wollte er es hinterher in den Kessel werfen. Tatsächlich stellten er und die Zwillinge jedoch nichts mit den Zutaten an, was darüber hinausging, sie zu zerkleinern. Die Feinarbeit, das hatten Miranda und Felicity schon früh herausgefunden, überließ man besser Shawna. Genau auf diese Art hatten die beiden es überhaupt geschafft, das sechste Schuljahr bei Deveraux zu überstehen, indem sie immer brav gearbeitet hatten, wenn der Lehrer gerade hingesehen hatte, die wirklich schwierigen Aufgaben jedoch derjenigen gelassen hatten, die sie beherrschte. Diesen Trick hatten sie heute früh an Anthony weitergegeben, so dass die Vierergruppe am Ende der Stunde ein Fläschchen mit einem perfekt zubereiteten Verwirrungstrank abgeben konnte.

„Sag mal, Shawna, kriegst du es hin, das bei unseren UTZ-Prüfungen auch zu machen?“, gluckste Felicity, als sie den Kerker schließlich wieder verlassen hatten, doch die Schwarzhaarige musste sie leider enttäuschen.

„Ich befürchte, das würden die merken“, entgegnete sie, „es sei denn, ich benutze einen Vielsaft-Trank!“

Miranda und Felicity weiteten die Augen.

„Ginge das?!“
 

Die nächsten Minuten verbrachten die vier Slytherins schweigend. Auf die doppelte Zaubertrankstunde folgte Verwandlung, und obwohl sie auch das mit den Gryffindors zusammen haben würden, freuten sie sich alle darauf. Zum Klassenzimmer war es für die Siebtklässler schon kein weiter Weg mehr, so oft wie sie in all den letzten Jahren schon dorthin gelaufen waren. Hinter sich konnten sie die vier Gryffindor-Schüler reden hören, und das Thema des Gespräches war eines, in das sich Shawna nur zu gern eingemischt hätte.

„Ich bin gespannt auf Verteidigung gegen die dunklen Künste!“, begann Audrey an ihre Freunde gewandt, und eine Antwort bekam sie sofort.

„Meine kleine Schwester hat es jetzt, wir können sie ja beim Mittagessen fragen.“, meinte Nathaniel, der die ganze Zeit mit irgendeinem Muggelspielzeug an einer Schnur zugange war. Shawna erinnerte sich. Nathaniel McLean hatte drei Geschwister, von denen zwei noch hier auf der Schule waren. Lorena war im fünften Jahrgang und Dustin, sein jüngerer Bruder, im dritten. Wäre Adrian noch am Leben gewesen, hätte er heute ebenfalls das dritte Jahr besucht, dieser Gedanke versetzte Shawna einen schmerzhaften Stich in die Brust.

„Ich wette, dieser neue Professor ist total cool! Ich meine, cooler als Laurencine kann man ja nur sein, nicht wahr?“, warf Edward nun ein, woraufhin Audrey jedoch den Kopf schüttelte.

„Naja, Laurencine war zwar uralt, aber du kannst nicht sagen dass er es nicht draufhatte, der würde uns doch heute noch fertigmachen!“

Man konnte nur staunen, dachte sich Shawna, wie oft man doch mit den Schülern aus anderen Häusern einer Meinung sein konnte. Wahrscheinlich, überlegte sie, würden sich selbst Slytherin und Gryffindor viel besser verstehen, wenn sie sich nur einmal gegenseitig zuhören würden.

„Wie hieß der neue Professor nochmal?“, fragte Edward nun, um von seiner vorherigen Bemerkung abzulenken, und Shawna formte die Antwort, die seine drei Mitschüler ihm nun gaben, stumm mit den Lippen mit: „Blackwell!“

Irgendetwas Besonderes war an diesem Mann, und Shawna wollte unbedingt herausfinden, was. Bisher hatte sie immer ein Talent dafür gehabt, Menschen recht gut zu durchschauen, doch Alastair Blackwell war ein Buch mit sieben Siegeln. Sie wusste zwar, dass er sicherlich noch mehr verbarg als nur seinen eigentlichen Beruf, doch war es ihr unmöglich festzustellen, was genau.

„Einen schönen ersten Schultag, meine lieben Siebtklässler!“, wurde die Menge an Schülern begrüßt, kaum hatten sich alle auf ihre Plätze gesetzt. Professor Weston erwartete sie bereits, wie immer lässig an sein Pult gelehnt. Dieser Lehrer war ein wichtiger Grund dafür, dass das Fach Verwandlung bei den Schülern so beliebt war, denn er selbst war es ebenfalls. Anscheinend hatte er in den ersten beiden Stunden den jüngeren Schülern noch Flugunterricht erteilt - dieses Fach unterrichtete er ebenfalls - so sah er zumindest gerade aus. Das kastanienbraune Haar, das gerade so lang war, dass es die Ohren bedeckte, war zerzaust und ein paar Strähnen davon fielen ihm vor die ebenfalls dunkelbraunen Augen, und selbst der kleine Bart an seinem Kinn sah aus, als wäre der Wind ordentlich durchgepfiffen. Den schwarzen Umhang hatte er wahrscheinlich gerade erst übergeworfen, jedenfalls stand er noch offen, so dass man darunter die beige Jeanshose und das T-Shirt sehen konnte, das er trug. Es war ein orangefarbenes T-Shirt mit dem Logo der London Lionhearts, einer berühmten Quidditch-Mannschaft, auf der Brust. Es war kein Geheimnis, dass Professor Weston bis vor einigen Jahren selbst noch für diese Mannschaft gespielt hatte, und die meisten Schüler bewunderten ihn sehr, selbst die älteren. Shawna musste zugeben, dass es ihr nicht anders ging, weswegen sofort ein Schmunzeln auf ihr Gesicht huschte, als sie das Shirt sah.

Zwischen den Professoren Weston und Deveraux gab es - milde ausgedrückt - einen Unterschied wie zwischen Tag und Nacht. Wenn Shawna einmal nachdachte, fiel ihr im ersten Moment nicht eine einzige Sache ein, die sie gemeinsam hatten. Nicht nur dass Deveraux der Hauslehrer von Slytherin war und Weston der von Gryffindor, es gab noch viel mehr, was die beiden trennte - und das nicht nur optisch. So kalt und unsympathisch Deveraux auf die Schüler wirkte, so warmherzig war Weston; während Deveraux das Schloss niemals verließ, wollte Weston seinen Unterricht am liebsten komplett draußen abhalten, und das war noch längst nicht alles. Bevor Shawna jedoch noch näher darüber nachdenken konnte, wurde sie von einem erneuten Gespräch abgelenkt, das die vier Gryffindors aufnahmen, welche direkt in der Reihe hinter ihr und ihren Freunden saßen.

„Wir haben heute Nachmittag Verteidigung gegen die dunklen Künste, fällt mir gerade ein!“, flüsterte Edward den anderen zu.

„Stimmt ja“, entgegneten Audrey und Rebecca im Chor, woraufhin Nathaniel leise lachen musste.

„Mal sehen was Lor nachher erzählt. Gespannt bin ich schon, aber ich weiß nicht recht, nicht dass es nachher total schlimm mit ihm ist!“

Shawna wusste zwar nicht, wen er mit Lor meinte, doch trotzdem konnte sie ihm zustimmen.

„Naja, lassen wir uns einfach überraschen“, sagte Edward ein wenig zu laut, so dass er die Aufmerksamkeit des Professors auf sich zog.

Miranda und Felicity zuckten instinktiv zusammen. Professor Deveraux hätte dem Jungen jetzt eine ziemlich scharfe Ansage erteilt, wahrscheinlich hätte er auch noch einige Hauspunkte verloren, doch das hier war Verwandlung. Man kannte es zwar schon von ihm, doch es erleichterte die Schüler immer wieder, wenn sich der braunhaarige Lehrer, der immer noch aussah, als wäre er gerade vom Quidditch-Feld gekommen, schmunzelnd von seiner Demonstration der aktuellsten Verwandlung umdrehte und sprach:

„Edward“ - Er redete seine Schüler stets mit Vornamen an, auch die, die nicht seinem Haus angehörten - „Wenn Sie sich schon in meinem Unterricht unterhalten müssen, machen Sie es bitte wenigstens so, dass ich es nicht mitbekomme!“

„Verzeihung, Professor!“, kam die Antwort des Jungen sofort, während dieser sich verlegen am Hinterkopf kratzte. Nein, bei Professor Angell Weston musste man sich wirklich nicht fürchten. Tatsächlich war es noch nie vorgekommen, dass er in seinem Unterricht eine Strafe erteilt hatte - abgesehen vom Abziehen einiger Hauspunkte, woran kein Lehrer bei diesem Jahrgang lange vorbeikam - doch trotzdem hatte man Respekt vor ihm und wollte es auch nicht herausfordern, ihn wirklich an diesen Punkt zu treiben.

Nachdem der Professor der Klasse aufgegeben hatte, einen kurzen Aufsatz über die Verwandlung größerer Säugetiere in andere zu schreiben, verließ er fast zeitgleich mit den Schülern den Raum, denn in Kürze würde es Mittagessen geben, und dazu kam er - im Gegensatz zu so manch eigener Unterrichtsstunde - niemals zu spät.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Lumine
2010-09-17T14:06:47+00:00 17.09.2010 16:06
Also icg mag den zweiten Lehrer e_e der ist total cool! So einen Lehrer hatten wir aber auch in der Berufschule.. wir durften sogar im Unterricht essen xDD Der andere ist doch doof e___e der sollte man locker werden.

Aber ich mag das Kapi <3
Von:  RogueTitan
2010-07-02T20:37:39+00:00 02.07.2010 22:37
ich bin verliebt....
*schmacht*
gott was würde ich jetzt afür geben in professor westons unterricht zu sein*//////*
gott ich find den jetzt schon tollXD

aber irgendwie mag ich auch den hauslehrer von shawnaXD
ich weiß nicht irgendwie erinnert der mich an malfoys vaterXD
aber das war bestimmt absicht wasXD

ey ich liebe esXD
ich hab nach langem endlich wieder angefangen zu lesen und will gar nicht aufhörenXD
Von:  Luzi
2009-11-15T01:04:32+00:00 15.11.2009 02:04
Angell...
Ich hab mich erstmal gefragt wer Weston ist... XDDD Und dann die Beschriebung ich: "Mhh... Der kommt mir irgendwie bekannt vor."

Shwana ist aber eine neugierige, immer bei Gesprächen zuhören, nee nee. XD So geht das aber nicht.

Wie sonst toll <3
LG, Luzi
Von:  KageNoTenshi
2009-10-28T19:13:32+00:00 28.10.2009 20:13
Boah! Ne wie geil ^^ ein neues Kapitel und mal wieder der eine oder andere bekannte Name ;)
Ich muss echt sagen, Zaubertränke wär ja echt nie mein Lieblingsfach und mit dem Lehrer erst Recht nich xD (Dann doch lieber Snape)

DAFÜR scheint Verwandlung ganz lustig zu sein ;)

Ich bin mal gespannt wie es weiter geht:

PS: Das Muggelspielzeug war GARANTIERT 'n Jojo xP

PPS: Schreib schnell weiter x3


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