Vierzehn Worte, bei denen ich um Verzeihung bat(Killer/Kid)
Müde und sich seltsam leer fühlend, starrte Kid durch das Bullauge hinaus auf das Blau des Meeres, welches in sanften Wellen gegen den Bug seines Schiffes schlug. Der Phantomschmerz am Stumpf hatte wieder eingesetzt und erneut fragte sich der Rothaarige, wie es möglich war, dass man an der Stelle noch was fühlen konnte, wenn es einem genommen worden war.
Heat hatte zwar gemeint, er sei nur um Haaresbreite mit dem Leben davon gekommen und er solle bei der Blutvergiftung, die er sich geholt hatte, nur froh sein, dass es ihm außer dem Arm nicht dauerhaft seine Gesundheit gekostet hatte. Aber selbst für ihn, der harsche Worte gewohnt war, tröstete dies nicht über den Verlust hinweg.
Aus den Augenwinkeln heraus konnte er Killer sehen, welcher immer noch die Schale vom Apfel in seinen Händen schnitt und dabei krampfhaft so tat, als wäre er von dieser Tätigkeit voll vereinnahmt. Doch das leichte Zittern der Hände und auch die angespannt Haltung verrieten Kid, dass sein Vize nicht ganz in Gedanken bei dem war, was er tat.
Sie kannten sich schon zu lange und waren schon durch zu viel unschöne Erfahrungen gemeinsam gegangen, als dass er es nicht gelernt hatte, in seinem Freund zu lesen, wie in einem offenen Buch, wissend, dass es auch umgekehrt der Fall war. Er hatte nie nach dem Grund gefragt, warum ein vier Jahre Älterer sich einst die Mühe gemacht hatte, einen kleinen rothaarigen Giftzwerg die ganze Kindheit und Jungend lang zu ertragen, doch er war dem Blonden für seine Treue dankbar.
Manchmal sogar mehr als das.
„Hier.“
Ohne einen weiteren Kommentar stellte Killer den Teller mit Apfelschale und Fruchtfleisch auf die Decke, bevor er sich den langen Pony zurück strich, welcher ihm ohne seine Maske ungebändigt in die Augen fiel. Misstrauisch merkte Kid an, dass sich entgegen seiner Gewohnheiten der Ältere nicht an den geschälten Apfelstücken bediente.
Kid mochte Obst nicht sonderlich, doch seltsamer Weise hatte es ihm die rötliche Schale von Äpfeln angetan. Vielleicht lag es auch daran, dass Killer, seitdem er mit einem Messer umgehen konnte, seine Äpfel immer schälte, da er die Konsistenz der dünnen Haut nicht mochte, vor allem nicht, wenn man in die Frucht reinbiss. So hatte Kid, seitdem er Killer kannte, die Schalen abbekommen. Ein Deal, welcher den Rothaarigen immer an den Beginn ihrer Freundschaft erinnerte.
„Danke.“
Reflexartig wollte Kid mit der linken Hand nach den in Spiralen geschnittenen Apfelschalen greifen, doch schnell erinnerte er sich daran, dass dies nicht mehr möglich war. In den ersten Momenten griff er ungeschickt mit seiner verbliebenen Hand nach dem Teller, bis sich Killer erbarmte und das Geschirrstück näher zu ihm stellte.
„Es tut mir leid.“
Kid hatte sich schon die erste Apfelspirale sich in den Mund gestopft, da sah er erstaunt zu seinem Freund.
„Wie...“
„Das mit deinem Arm… wäre ich eher zu Stelle gewesen, wäre das nie passiert.“
Unbehaglich schluckte der Rothaarige, nachdem er ein paar Mal auf der Schale gekaut hatte. Daher wehte also der Wind.
„Du hättest doch wissen müssen, dass es früher oder später passiert. Ich mein, bei dem Scheiß, der uns immer so ansteigt. Was ist schon ein Arm, verdammt Mann, ich bin nicht tot.“
Er versuchte, so wie früher zu grinsen und die ganze Angelegenheit hinunter zu spielen. Doch unter seinem dichten Haarschopf begann Killer sich auf die spröden Lippen zu beißen. Kein positives Zeichen.
„Nein Kid, du verstehst nicht… Es hätte nicht passieren dürfen, schließlich bin ich doch dafür da, dass dir solches nicht widerfährt!“
