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Wühltisch

von

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Dschinn - Inique

Seit Stunden sitze ich hier in der Bar und lasse mich von der Musik beschallen. Eher unbewusst begleitet mein Blick dabei die brünette Kellnerin, wie sie flink durch die Menge an Gästen huscht und zielsicher die hinteren Tische ansteuert um Bestellungen aufzunehmen und zu verteilen.

Mein Tisch gehört zu dem Bereich eines Kellners. Nicht weniger flink aber nur halb so schön anzusehen.

Ein Körper schiebt sich in mein Blickfeld.

Eine Frau. Blond, billig angezogen...

Sie schaut mich an und grinst. Allein daran kann ich erkennen, was sie will. Ist die Frage, ob sie das macht, weil sie geil auf mich ist oder auf mein Geld.

Sehe ich aus als bräuchte ich das?

Nein, bestimmt nicht.

Mir ist nach Nichts.

Nicht nach meinem Bier, nicht nach der Schlampe vor mir, nicht nach dieser Bar...

Genauso gut hätte ich zuhause bleiben können.

Mein Zuhause...

Plötzlich höre ich wieder ihre Stimme. Sehe sie vor mir, mit ihrem verletzten Blick.

'Wenn du jetzt gehst – wenn du diese Tür hinter dir schließt – dann brauchst du auch nicht wiederkommen!'

Ich bin gegangen.

Es ist besser für uns ... für sie.

Was hatte sie schon an mir?

Ich habe sie angelogen, betrogen... allein gelassen, wenn sie mich gebraucht hat.

Jahrelang hat sie das mitgemacht. War klar, dass es irgendwann enden musste.

Eigentlich bin ich sehr verwundert darüber, dass es so lange gedauert hat.
 

Tief in Gedanken, bemerke ich nicht, wie eine weitere Frau auf mich zukommt.

„Hey... Lust auf einen netten Abend?“, höre ich dann doch.

Ich schaue auf.

Sie kommt mir bekannt vor. Kenne ich sie?

Sollte ich sie kennen?

Egal.

Ich seufze und stehe auf, ohne ihr eine Antwort zu geben.

Mein Weg führt mich hinaus in einen kleinen Hinterhof, der meistens von Rauchern belagert wird. Da es schon so spät ist, dass man es bereits Morgen nennen kann, ist kaum noch jemand hier draußen. Einfach zu kalt...

Mir macht es nichts aus.

Im Gegenteil.

Es erinnert mich daran, wie kalt ich bin.

Was auch immer für Gefühle sie mir entgegen gebracht hat, ich habe sie nicht erwidert, nicht einmal verstanden. So ist es immer. Ich versteh es einfach nicht.

Alles was ich tue ist körperlich. Das Einzige, das ich dabei verspüre ist Lust.

Und die habe ich oft ... eigentlich dauernd.

Aber nicht heute...

Ich zücke meine Zigaretten, fummle eine aus der beinahe leeren Schachtel und zünde sie mir an.

„Das ist nicht gut!“, höre ich hinter mir. „Dann schmecken die Küsse nicht mehr.“

Sie ist es.

Ist mir gefolgt, trotz ihrer kurzen Sachen. Gut, dass ich mir keine Gedanken darüber mache, dass sie krank werden könnte. Is mir egal. Eigene Schuld, wenn sie in die Kälte kommen muss.

Dabei hatte ich gehofft hier alleine zu sein.

Der einzige Grund für meinen Weg in den Hinterhof.

„Musst ja nicht mich küssen“, erwidere ich murrend.

„Aber du gefällst mir von allen dort drin am besten“, erklärt sie mir.

Ich spüre wie sie näher kommt.

Rieche ihr Parfüm...

„Schön für dich. Dann schau mich an, wenn dir das so gut gefällt.“

Ich gehe weiter von der Tür weg. Dorthin, wo keine Lampe den Hinterhof erhellt. Vielleicht folgt sie mir wenigstens nicht hierhin.

Aber sie tut es. Ich höre ihre Schritte hinter mir. Die hohen Absätze klackern schallend auf dem Boden, was mir in den Ohren schmerzt. Ich hasse das Geräusch.

So schön es aussieht, so schrecklich klingt es.

„Aber ich will mehr. Ich will wissen, ob es stimmt, was meine Freundinnen über dich gesagt haben.“

Was soll das denn heißen?

Ich drehe mich herum und schaue sie an. Eigentlich sollte es mich nicht interessieren, trotzdem tut es das.

Scheiße...

„Was sagen sie denn so, hm?“

Sie kommt mir näher.

„Sie sagen viel...“

„Interessant“

Sie kann sich verdammt klar ausdrücken.

Ich gehe auch noch die letzten Meter bis zur Wand und lehne mich mit dem Rücken an diese, während ich die Augen schließe und weiter rauche. Vielleicht verschwindet sie, wenn ich sie ignoriere.

„Vielleicht verrate ich es dir, wenn du... mit mir schläfst. Irgendwo in einem Hotel... oder deinem Wagen.“

Ich schüttel den Kopf und lache leise über meine eigene Dummheit. Hatte ich sie nicht ignorieren wollen?

Egal, zu spät.

„Keinen Bock“, erkläre ich darum noch kurz.

„Nun... davon haben sie nichts gesagt.“

Warum auch?

Ist das erste Mal seit Jahren, dass ich keinen Bock hab. Auf nichts... gar nichts.

Wieder kommt sie näher. So nah, dass ich sie an mir spüre.

Aufdringliches, kleines Stück.

Meine Augen halte ich dennoch geschlossen. Meine Zigarette hängt in meinem Mundwinkel. Vermutlich der Grund, warum sie mir nicht noch näher kommt.

„Nichts dazu zu sagen?“, fragt sie.

Ich spüre ihre Finger an meinem geöffneten Hemd. Sie spielt mit den Knöpfen. Schließt einen, öffnet ihn wieder.

Ungeduldig.

Jetzt öffne ich doch die Augen und schaue sie an.

Ob sie das Licht reflektieren, weiß ich nicht. Wenn, dann lässt sie sich ihre Überraschung nicht anmerken, oder aber ihre Freundinnen haben ihr auch davon erzählt.

Das wohl eher...

Es wirkt offenbar anziehend. Zumindest auf sie, denn sie rückt gleich noch näher heran.

„Komm schon. Warum lässt du mich so lange betteln?“

„Du nervst!“, erkläre ich ihr.

Sie lächelt mich an, zupft die Zigarette aus meinem Mund und lässt sie auf den Boden fallen. Ich lasse sie gewähren, noch. Wie weit sie sich traut zu gehen?

Wenn sie ihr viel über mich erzählt haben, dann das bestimmt auch.

Stimmungsschwankungen...

Gerade noch gut gelaunt, schlag ich im nächsten Moment jemanden zu Brei.

Kein Problem mit.

Frauen habe ich ... noch nicht so oft geschlagen. Kam aber bereits vor. Sie sollte sich also lieber in Acht nehmen. Meine Stimmung ist bereits nicht die Beste.

Noch immer nestelt sie an mir herum. Langsam regt es mich auf. Darum knurre ich leise.

Sie hört nicht auf.

Mutig.

„Also wirklich, dass du jemanden abweist...“

Ich schaue sie einfach nur weiter an, während sie nicht von meinem Knopf ablässt, aber ebenfalls ihren Blick von dort mir zuwendet.

„Passt nicht zu dir.“

„Na und?“

Sie grinst.

„Ich weiß, was du bist!“, erklärt sie mir leise.

Ich blinzle kurz und lege die Stirn in Falten. Soll das eine Drohung sein?

„Grandios - Weiß ich auch.“

Vollkommen entspannt lässt sie endlich mein Hemd in Frieden, fängt an in ihrer Handtasche zu suchen und zieht schließlich ein kleines Holzkästchen hervor.

Ich sehe es mir an, während sie es öffnet.

Jetzt wird mir klar, warum sie mit mir schlafen wollte. Sie wollte einen schwachen Moment ausnutzen. Da hat sie eindeutig den falschen Tag für erwischt.

„Es wird Zeit für dich“, höre ich sie sagen.

Ich schüttel den Kopf und lache wieder.

„Du kannst mich nicht einsperren! Das lasse ich nicht zu und du wirst mich nicht dazu zwingen können.“

Ein Versuch ist es wert sie das glauben zu lassen. Wenn sie wirklich weiß, was ich bin... dann wird sie auch meinen Schwachpunkt kennen.

„Kann ich sehr wohl. Ich habe dich lange genug gesucht. Ich weiß mehr über dich, als du selber. Oder ... über deine Freundin!“

Ihre Tonlage gefällt mir nicht. Trotzdem macht sie mir damit keine Angst. Ich gehe nicht dorthin zurück. Lieber sterbe ich!

Sollte sie auch wissen, wenn sie mich doch so gut kennt.

„Ich habe keine Freundin.“

Die hat mich immerhin rausgeschmissen.

„Oh, du bist so ein Idiot. Es ist immer dasselbe mit euch Kerlen. Aber... unwichtig – du kommst jetzt mit.“

„Nein...“

„Muss ich dich zwingen? Du weißt, dass es schmerzt, wenn ich dich mit deinem Namen in die Kiste hier zwingen muss.“

„Du kennst meinen Namen nicht!“

Kann sie nicht. Ich habe ihn nie jemandem gesagt.

„Sicher? Glaubst du wirklich, dass ich deinen Namen nicht kenne – Daklar Je...“

Mist!

„Ist gut... Was willst du?“

Dieses beschissene Grinsen. Ich möchte gerade sehr auf sie einschlagen.

Nur wäre das dann wohl das Ende meiner Freiheit.

Wie ich es hasse zu sein was ich bin...

„Du musst mir helfen. Wenn du es tust, zerstöre ich die Schatulle wieder und werde dich nicht mehr behelligen.“

Jetzt klingt sie gar nicht mehr so überragend. Eher so, wie meine Freundin, wenn sie mir beichten will, dass sie das Abendessen hat anbrennen lassen. Irgendwie Zweifel ich daran, dass es so etwas einfaches sein wird.

„Was willst du?“, frage ich sie darum erneut.

„Ich will meinen Freund zurück.“

Mit einem Seufzen hole ich meine Zigarettenschachtel hervor und pule die endgültig letzte Kippe hervor um sie anzuzünden.

„Du bedrohst mich und erwartest Hilfe von mir...“, sage ich zwischen zwei Zügen. „Weißt du wie es ist, in so einer Kiste zu leben? Jedem Idioten der sie öffnet einen dummen Wusch zu erfüllen? Und du erwartest wirklich von mir, dass ich dir helfe, wenn du mir drohst mich genau dorthin zurück zu bringen?“

Wenn ich dieses Holzteil in die Finger bekomme ist es nur noch schlechtes Feuerholz und keine Gefahr mehr für mich. Leider steckt sie es wieder ein und mein Name ist schneller gesagt als ich an ihre Tasche komme.

„Ich habe keine andere Wahl!“, sagt sie nur. Sie kommt wieder näher, lehnt sich an mich, während sie sich auf die Zehenspitzen stellt um mir besser in die Augen sehen zu können.

„Glaub mir, dass ich nicht vorhabe dich zu betrügen. Nur die eine Aufgabe...“

In meinen Gedanken male ich mir aus, wie es wäre meine Zigarette auf ihrer hübschen, kleinen Nase auszudrücken.

Das kann sehr befreiend sein!

Jetzt gerade ist es das irgendwie nicht.

Ich schüttel den Kopf und blase ihr den Rauch ins Gesicht, wodurch sie sich ein wenig zurück zieht.

„Lässt du mir eine andere Wahl?“

Sie verneint leise. War ja klar.

Ein Knurren kann ich nicht unterdrücken

„Was soll ich dann also antworten, deiner Meinung nach?“

Der Tag heute ist echt scheiße. Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen bei meiner Freundin zu bleiben um ihr zuzuhören, worüber sie mit mir reden wollte.

Vom Regen in die Traufe...

Fantastisch.

„Also gut... dein Wunsch sei mir Befehl...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Trollfrau
2012-09-02T12:00:41+00:00 02.09.2012 14:00
Interessante Geschichte. Wieder eine, die sich weitab meinem möglicherweise erwarteten aufhält.
Zunächst war mir dieser Kerl mehr als unsympitisch, was ganz klar dein Ziel war, aber nach einer Weile wusste ich nicht mehr so recht, was ich über ihn denken sollte. Mitleid vielleicht. Ich denke, ich weiß es auch jetzt nicht.
Und diese Lady. Nun, sie machte auf mich auch einen sehr seltsamen ersten Eindruck. ^^ Aber jetzt, nachdem ich diese Geschichte zu Ende gelesen habe, verhält sie sich schon verdammt verdächtig.
Von: abgemeldet
2011-05-15T10:34:28+00:00 15.05.2011 12:34
HA!
Mit einem Kommi wäre ja beinahe nicht mehr zu rechnen gewesen.
Aber ich wusste, dass ich noch einen hierzu schreiben würde. Ich steh auf deine Kerle, deren Egal-Mentalität wirklich ganze Berge versetzt.
Wenn ich ehrlich bin habe ich den Kerl am Anfang für Vinc gehalten, was natürlich nicht nachvollziehbar ist, wo ich 1. Bescheid gesagt bekommen hätte, dass du nen Kap von ihm geschrieben hast und 2. ... hab ich eben vergessen.
Ach egal. Fällt mir wieder ein.
Jedenfalls ist der Name dumm, deswegen denk ich mir für ihn irgendnen anderen aus... oder ich nenn ihn einfach D. Ja... so mach ich das. Passt ja zum Namen und zu dem, was er ist.
Nen Dschinn...
Du kommst manchmal echt auf schräge Gedanken, aber gut. Kreativität ist gut. Sehr gut sogar.
Sollte ich jetzt neidisch werden?
Ja... ein wenig bin ich es schon. ^^
Egal.
Jedenfalls erinnert mich der Kerl sehr an Vinc, was dafür sorgt, dass ihn ihn toll finde, also... ja... bitte lass ihn einen Dauerchara von dir werden. XD
Dann kann ich wenigstens öfter mal was von ihm lesen. Ab und an...
Joa...
Mehr fällt mir nicht ein. Die Tussi mag ich nicht. Aufdringliche Leute mag ich nicht. Die ist doof, vor allem weil sie ihm drohen kann. Sehr ungünstig. Man sollte nicht jedem seinen Namen verraten. Das gar nicht gut, wenn es letztlich auf solche Weise gegen einen verwendet werden könnte. *hust*


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