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Wühltisch

von

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Dschinn - Probus

Das Gute an dieser Art des 'Vertrages' ist ja, dass ich frei bleibe.

Keine Schmerzen, kein Wecken zu den bescheuertesten Uhrzeiten...

Mein Leben bleibt meines – so wie ich es immer wollte und mir hart erarbeitet habe. Das lasse ich mir auch von so einer unfähigen Möchtegern Beschwörerin nicht nehmen.

Auf keinen Fall!

Darum sitze ich auch weiter hier auf dem Geländer der Feuerleiter, rauche und höre dem Geschrei in der Wohnung zu. Zuhören ist wohl etwas übertrieben. Ich höre es zwar, aber mich interessieren die Worte nicht. Es ist mir egal, worüber diese Zwei sich streiten.

Vermutlich bin ich der Grund.

Immerhin bin ich seit Gestern hier und was soll ihr geliebter Freund nun davon halten?

Sie kann ihm ja auch schlecht sagen, wer ich wirklich bin und das ich nur ein Bekannter bin, der einen kurzen Besuch abstattet – das glaubt er ihr nicht.

Tja, da hätte sie sich wohl vorher mal was zu ausdenken sollen...

Klirren... ein Schrei...

Beinahe zeitgleich.

Dann ist es erstaunlich still, bis ich die Tür hören kann. Sie wird schnell geöffnet und heftigst zugeschlagen.

Wieder Stille, bis ihr Schluchzen zu mir herüber dringt.
 

Es ist ein leichtes wieder in die Wohnung zu klettern. Ich gehe durch die Küche und lehne mich an die Tür um ihr zuzusehen, wie sie die Scherben aufsammelt, die auf dem Boden verteilt liegen.

Keine Ahnung was es war. Vielleicht eine Vase.

Irgendwas aus Glas jedenfalls.

Als sie kurz zu mir aufsieht, kann ich die Schwellung sehen, die wohl von einem Schlag stammt. Noch ist es recht rot. Vielleicht sieht man es in einigen Minuten schon nicht mehr, vielleicht wird es aber auch dann erst richtig blau. Das kann ich nicht sagen, dazu hab ich nicht genug Ahnung von so etwas.

Und es ist mir egal. Sie will diesen Kerl!

Ist nur die Frage...

„Warum?“

Sie lässt die Hand mit den Glassplittern sinken und schaut mich fragend an.

Da muss ich ihr wohl Starthilfe geben.

„Warum er?“

Ihr darauffolgendes Lächeln fällt schwach aus...

„Ich liebe ihn“, erklärt sie.

„Das ist dumm!“

So sehe ich das nun einmal. Liegt vielleicht aber auch daran, das ich mit Gefühlen dieser Art nicht viel anfangen kann. Ich habe gesehen, wie Liebe ganze Königreiche vernichtet. Wie Menschen für dieses Gefühl sich selber und teilweise auch ihre Familien in Unglück stürzten.

Das ist es nicht wert!

„Ich weiß, das es nicht sonderlich schlau ist“, gibt sie leise zu. „Aber ich kann gegen meine Gefühle schlecht etwas tun.“

„Aber natürlich. Ignoriere den ganzen Blödsinn einfach.“

Sie lachte leise, ohne jede Freude darin.

„Du kannst das vielleicht. Ich allerdings nicht.“

„Jocelyn, jeder kann das!“

Sie hatte mir ihren Namen nicht verraten, aber ihr Freund hatte ihn durch die Wohnung gebrüllt. Nur daher wusste ich ihn.

„Nenn mich nicht so“, flüsterte sie und fing an weiter die Scherben aufzusammeln. „Du willst ja auch nicht Dak...“

„Nicht den Namen!“, erinnere ich sie. „Sondern Deniz.“

Sie seufzt nur und steht auf um an mir vorbei in die Küche zu gehen. Mülleimerdeckel auf, Glasklirren und wieder zu.

Als sie wieder mein Blickfeld betritt hat sie ein Kehrblech dabei um die kleineren Scherben aufzufegen.

„Ich sage dir, lass ihn einfach nicht mehr rein und du wirst glücklicher.“

Wieder schaut sie zu mir hoch und schüttelt dann langsam den Kopf.

Ihre Wange wird wirklich blau aber inzwischen hatte sie sich wenigstens die Tränen weggewischt.

„Du willst ja nur, das ich dich nicht mehr brauche.“

Da ist etwas dran. Wäre das toll...

„Solange ich nicht in der kleinen Holzkiste ende, ist es mir auch so recht. Apropos, bekomme ich die endlich? Und ich hätte auch gerne die Information, woher du meinen richtigen Namen kennst.“

Ich hatte ihn doch niemandem gesagt. Wie hatte sie den heraus gefunden?

„Die Schatulle bekommst du nicht. Sie ist meine Versicherung. Für dann, wenn du nicht mitspielen willst.“

„Wenn du mich in die Holzkiste sperrst, werde ich ganz anders sein als jetzt. Dann werde ich mir mit Freude ausdenken, wie ich dir den Gar ausmache und dich möglichst lange und qualvoll sterben lasse. Da ist dein Freund dann nichts dagegen!“

Sie schaut mich an und fängt an zu zittern.

Da habe ich ihr wohl Angst gemacht. Nun, das war auch Absicht. Aber das sie jetzt wieder anfängt zu weinen, das... nicht.

Was er wohl schon alles mit ihr angestellt hat?

Ich kann das zum Glück ganz toll ignorieren. Darum gehe ich auch einfach wieder zurück in die Küche, klettere durch das Fenster auf die Feuerleiter zurück und mache es mir dort draußen gemütlich.

So kann ich den ganzen Tag verbringen, wenn es sein muss.

Früher oder später wird sie aber bestimmt zu mir kommen. Es gibt noch Dinge zu klären und sie ist es, die etwas von mir will.

Ich behalte recht.

Nachdem sie sich ausgeheult hat, kommt sie zu mir. Sie klettert zwar nicht hinaus, aber lehnt sich an den Fensterrahmen, so das sie mich sehen kann.

„Ich weiß nicht, was ich tun soll“, gestand sie.

„Tja... da kann ich dir auch nicht helfen“, brumme ich nur und rauche weiter.

„Kannst du mir keinen Rat geben? Ich dachte, wenn ich erst einmal einen Dschinn auf meiner Seite habe, würde mir der Rest leichtfallen, aber ... da hab ich mich wohl geirrt.“

Ich schweige.

Den einzigen Rat, den ich ihr geben kann, habe ich bereits genannt. Sie wollte ihn nicht. Dann kann ich ihr auch nicht helfen.

„Wieviele Wünsche hab ich eigentlich frei?“

Die Wahrheit werde ich wohl lieber nicht sagen. Ich habe freiwillig zugestimmt, da könnte ich ihr so viele Wünsche erfüllen, wie ich lustig bin. Allerdings werde ich dann wohl an Erschöpfung eingehen.

„Nun... da ich nicht an die Kiste gebunden bin, fünf!“

„Und wenn du es wärst?“

Überlegt sie etwa mich doch da rein zu stecken?

Mehr als sie warnen kann ich nicht. Wenn sie auf die dumme Idee kommt, wird sie es bitter bereuen! Mir ist es egal - Sie ist mir egal.

Während sie in einer Bar sogar mal interessant hätte sein können, ist sie durch ihre Taten für mich vollkommen uninteressant geworden. Sie könnte genausogut Fliegenschiss an der Decke sein oder Rost an diesem Geländer.

„Dann wären es nur drei.“

Ich schaue nicht zu ihr, daher weiß ich nicht genau, wie sie die Information aufnimmt. Ob sie nickt oder sich fragt warum es da den Unterschied gibt...

Soll sie fragen. Einfach so werde ich es nicht erklären. Erst einmal hätte ich auch gerne noch die ein oder andere Antwort.

„Warum sind es einmal drei und beim anderen Mal fünf?“, will sie nach einigen Minuten wirklich wissen.

„Woher kennst du meinen richtigen Namen?“, stelle ich als Gegenfrage.

Das hat sie mir noch nicht verraten. Dabei wäre es wirklich gut für mich zu wissen. Schon allein, um so etwas in Zukunft zu vermeiden.

„Der steht in einem Buch.“

„Was?“ Vor schreck falle ich beinahe vom Geländer. Das wäre aber dumm gelaufen. So einen Sturz würde ich auch nicht unbeschadet überstehen.

Wieso und vor allem wie war es möglich, das mein Name in einem Buch steht?

„In der Bibliothek gibt es eine Ecke nur für okkulte Künste. Da gibt es ein Buch, das man allerdings nicht ausleihen darf, in dem steht dein Name unter sehr vielen anderen. Ich habe also Nachforschungen angestellt und dich so irgendwann gefunden.“

Und dann auch noch in der gleichen Stadt – was für ein wundervoller Zufall.

So ein Humbug!

Allerdings kann ich keinerlei Lüge spüren. Also ist sie entweder sehr gut oder es entspricht der Wahrheit. Wäre dumm... Dann könnte ja jeder X-beliebige ankommen und da einen Namen rauspicken um an einen Dschinn zu kommen. Da habe ich ja wirklich Glück, das es noch nicht öfters passiert ist.

Jedenfalls ist ein Besuch in der Bibliothek soeben eingeplant worden.

Dieses Buch muss weg!

„Bekomme ich auch meine Antwort?“, fragt sie mich.

Ich muss diesen Schock noch ein wenig verdauen. Dennoch nicke ich.

„Wenn ich an ein Objekt gebunden bin, kann ich nicht meine volle Kraft benutzen. Die Magie, die mich bindet, kann es nur, weil es einiges von meiner eigenen unterdrückt.“

Nicht einmal gelogen. Hach, bin ich nicht nett?

„Aber wie geht das?“, will sie weiter wissen.

„Es ist Magie – das will nicht erklärt werden.“

Sie nickt und seufzt dabei schaut sie auf meine Zigarette.

„Auch eine?“

„Nein. Das ist ekelig, stinkt und ist ungesund.“

„Dein Freund raucht auch“, merke ich an. Selbst bei ihm hatte Jo es nicht geschafft ihn zum aufhören zu bewegen. Jo, so sollte ich sie nennen. Habe ich bis jetzt nicht getan.

„Er würde es nicht mehr tun, wenn er mir glauben würde.“

Muss ich das verstehen?

Nicht, oder?

Doch?

„Was meinst du?“

„Deniz, was ... nein – würdest du versuchen dich zu ändern, wenn deine Freundin dir sagen würde, das sie schwanger ist?“

Was ein grausamer Gedanke.

Wenn meine, eigentlich 'ehemalige', Freundin wirklich ein Kind erwarten würde und es tatsächlich von mir sein sollte...

Es würde sehr wahrscheinlich ein Dschinn werden. Das will ich nicht!

„Da fragst du den falschen“, antworte ich ihr darum.

„Wieso? Du und mein Freund, ihr habt viel gemeinsam.“

Mir läuft ein eisiger Schauer den Rücken runter.

Vielleicht weil mein Hirn das gesagte verbindet und die Tatsache, das meine Freundin mit mir reden wollte, macht das nicht besser. Eigentlich nur schlimmer.

Ich muss mit ihr reden. Mich vergewissern!

„Bist du etwa schwanger?“

Sag nein – sag nein! Sonst denke ich noch weiter über diesen Mist nach.

Nur sagt sie gar nichts.

Sie schaut mich nur an und ... schaut halt.

Dann schüttelt sie den Kopf und ich spüre ganz eindeutig eine Lüge.

Ich schnippe die Zigarette weg und drehe mich weiter zu ihr.

„Lüg mich nicht an!“, sage ich ihr dabei.“Bei deinem Freund kannst du das gerne tun aber ich soll dir helfen. Das geht nicht, wenn du lügst.“

Ich hingegen muss nicht ehrlich sein. Zum Glück.

„Aber...“

Ich lege einen Finger auf ihre Lippen.

„Ich brauche neue Zigaretten und du solltest darüber nachdenken, was du willst.“

Also klettere ich die Feuerleiter runter, springe den Rest und gehe die Gasse entlang zur Hauptstraße.

Zigaretten habe ich genug, aber ich will was klären.

Dazu muss ich zu meiner Freundin.



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