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Wühltisch

von

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Dschinn - Gratia

Es ist selbst für mich warm.

Wie heiß genau es ist, sagt mir die Anzeige, in dem Laden mir gegenüber. 52°C in der Sonne. Kein Wunder, das alle sich in klimatisierte Räume geflüchtet haben und nur ganz wenige hier draußen herum laufen. Der Verkehr ist jedoch derselbe wie sonst. Ich sitze mit dem Rücken zu ihm, im Schatten eines Gebäudes und schaue weiter den Wetterbericht durch die Fensterfront des Geschäftes. Kein Ton, aber die Wetterfrau macht lustige Bewegungen. Muss unglaublich dumm aussehen, für die Kameraleute.

Im Augenwinkel sehe ich die Spiegelung einer Person auf der anderen Straßenseite. Normalerweise wäre das nichts besonderes, aber zur Zeit ist der Bürgersteig doch recht leer. Zu heiß...

Ich drehe mich herum und beobachte sie. Sie torkelt, hält sich an allem fest, das sie stützen kann und lehnt sich schließlich an die Häuserwand.

Da sind Erschöpfung und sogar Angst in ihrem Gesicht abzulesen.

Aber es ist etwas anderes, das mich aufstehen lässt. Der Schimmer auf ihrer Haut. Den kenne ich. Ich weiß was es bedeutet. Darum stehe ich auf, was allein schon schweißtreibend ist, und beeile mich um auf die andere Seite und zu ihr zu kommen.

Ihre Lippen sind blass und trocken, während ihr Gesicht an sich rot von der Sonne ist.

Schrecklicher Anblick, wenn man weiß, wie strahlend diese Wesen doch eigentlich sind. Sie muss zurück in ihr Element.

Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.

„Hey meine Süße, wie kommt es, das du so weit von Zuhause weg bist?“

Während ich das frage halte ich sie fest und warte auf eine Reaktion. Sie blinzelt, bis sie endlich die Augen aufbekommt und mich ansieht.

Wunderschön, trotz ihres Zustandes.

„Hilfe...“, sagt sie leise und lehnt sich an mich.

Das heißt wohl das sie mir vertraut oder das sie einfach zu schwach ist, um sich zur Wehr zu setzen.

„Ich will dir ja helfen. Halte noch ein wenig durch.“

Sie ist so leicht, als ich sie hochhebe um sie in ein kleines Versteck zu bringen, das ich mir irgendwann mal angelegt habe. Dort ist es angenehmer und ich kann mich in Ruhe um sie kümmern.
 

Es ist allgemein dunkel hier, aber durch einige Ritzen dringt Licht was zumindest die wichtigsten Teile meiner 'Wohnung' beleuchtet. Kein Mensch würde hier freiwillig leben, aber ich bin hier ja auch nur, wenn ich ansonsten nichts finde und es draußen unerträglich ist.

Vorsichtig lege ich sie in die alte Badewanne und überlege, wo ich am besten Wasser herbekomme.

„Brauchst du unbedingt Salzwasser?“ Das wäre jetzt nämlich wirklich schwer. Ansonsten kann ich auch an einen Hydranten. Ja, das wäre wohl das einfachste.

Sie Antwortet mir nicht und als ich sanft über ihre Wange streichle, fühlt sie sich vollkommen vertrocknet an. Keine Zeit zu überlegen!
 

Ich hoffe, das es ihr reicht.

Die Wanne ist nur bis zur Hälfte gefüllt, aber mehr hat das städtische System nicht hergegeben. Entweder haben sie die Verbindung hier herunter gekappt oder aber es sieht wirklich schlecht aus, wenn es in nächster Zeit irgendwo brennen sollte. Aber was interessiert mich das?

Mir geht es erst einmal darum die Kleine hier zu retten. Es gibt nichts traurigeres, als eine tote Meerjungfrau. Darum will ich es verhindern.

Vielleicht liegt es daran, das ich auch im Meer aufgewachsen bin. Das verbindet...

Abgesehen davon sind sie unglaublich schön. Vielleicht starre ich sie deswegen unentwegt an, während ich hier auf dem Wannenrand sitze und auch den Rest ihres Körpers mit Wasser benetze. Ein wenig Bewegung ist auch wieder in ihren Gliedern.

In meinem auch, aber das ist eine andere Geschichte. Das kann ich bei ihr nicht machen. Sie ist etwas besonderes.

Ich muss aufpassen, das ich nicht anfange sie zu streicheln. Was soll sie sonst von mir denken, wenn sie aufwacht? Nein, das wäre ein schlechter Start.
 


 

~
 

Mein Retter...

Er bemerkt nicht einmal, wie ich die Augen aufschlage und ihm dabei zusehe, wie er sich darum kümmert, das ich überall vom Wasser benetzt bin. Dieser besorgte Blick. Es ist lange her, das sich jemand solche Sorgen um mich gemacht hat. Dabei weiß er doch gar nicht wer ich bin.

Nur warum kennt er meine Herkunft?

Wie kann er es wissen?

Ich schaue ihn an und halte seine Hand auf, als ich mich bemerkbar machen will.

„Danke“, sage ich dabei leise.

Er fühlt sich ertappt. Ja, ich weiß, was er gedacht hat. Was er gerne machen würde. Aber ich bin ihm auch dankbar dafür, das er es nicht tut. Das würde ich jetzt nicht durchstehen.

„Nichts zu danken.“

Er hat eine tolle Stimme und sein Lächeln erst...

Trotzdem sehe ich auch, wohin sein Blick wandert. Wie er mich mustert. Er ist so fasziniert von meiner Haut. Dem matten Schimmer der winzigen Schuppen. Den meisten fällt es nicht auf. Ihm offenbar schon. Er würde sie gerne anfassen.

„Woher, wusstest du wie du mir helfen kannst?“, möchte ich wissen. Dabei richte ich mich auf und sehe ihn weiter an. Gleichzeitig schöpfe ich etwas Wasser in meine Hände und hebe sie an meinen Mund, um etwas zu trinken. Soviel Durst...

„Ich weiß, was du bist. Eine Meerjungfrau sehe ich nicht das erste Mal.“

'Aber das erste Mal eine so schöne', sagt sein Blick.

Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, aber dennoch fühle ich mich geschmeichelt.

„So?“, frage ich dennoch weiter, als hätte ich nichts bemerkt. „Wie kommt das?“

„Ich komme aus dem Meer, wie du.“

Ehrlichkeit. Ich mag es wenn man ehrlich zu mir ist.

„Dann bist du...?“

„Ein Dschinn. Ein freier Dschinn!“

Darauf ist er stolz, das sagt das glitzern in seinen Augen, als er die Worte ausspricht. Aber das kann ich verstehen. Wer wäre nicht stolz darauf, wo das gesamte Volk dazu verdammt ist, seine Dienste bei vollkommen unbekannte Menschen zu verrichten? Eigennützige Wünsche erfüllen, wo man sich selber nicht einmal ein Dach über dem Kopf oder ein warmes Mahl auf diese Weise beschaffen konnte.

Das war ungerecht. Schon immer gewesen. Trotzdem...

„Wirken deine Kräfte auch bei mir?“

Ich frage ungerne, aber es geht nicht anders. Wenn es sein muss, werde ich ihn dafür auch entschädigen. Vielleicht spricht da die Verzweiflung aus mir, aber ich sehe seine Blicke und wenn es heißt, das ich die anderen dadurch retten kann, dann werde ich das tun.

„Nein, leider nicht“, erklärt er mir leise.

Schade...
 

~
 

„Was treibt dich so weit weg vom Meer?“, möchte ich wissen.

Ich weiß, das sie etwas belastet. Spätestens die Frage, ob meine Kräfte bei ihr wirken würden, hat sie verraten. Es muss einen Grund geben, weswegen sie hier ist. Soweit ich weiß, ist keine von ihnen gerne an Land. Auch wenn ihnen die Beine gut stehen.

Sie schaut mich an, mit ihren großen, blaugrünen Augen. Wenn sie wüsste, wie schwer sie es mir macht. Immer wieder muss ich mich davon abhalten sie auszuziehen. Mit Blicken und auch so.

Wenn ihre Haut sich so anfühlt, wie sie aussieht.

Das macht mich noch ganz irre.

„Wir wurden gefangen“, erklärt sie mir, nachdem sie ein wenig nachgedacht hat. Vermutlich, ob sie es mir sagt, oder nicht.

„Ihr?“

Sie nickt und trink noch etwas. Wie weit sie bei der Hitze gelaufen ist? Es muss unglaublich schwer für sie gewesen sein. Ich liebe sie für ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen.

„Wir sind zu dritt gewesen. Aber ich befürchte, nur ich habe es geschafft zu fliehen.“

Ich denke gar nicht lange nach über das, was mir als nächstes über die Lippen kommt.

„Kannst du mir sagen, wo du warst? Ich werde schon rausbekommen, was mit den anderen Beiden ist.“

Vielleicht leben sie noch und ich kann sie da heraus bekommen. Wenn die Chance besteht, muss ich es probieren. Aber ich komme nicht dazu nachzudenken, sie nimmt meine Hand wieder und sofort hab ich eine Gänsehaut.

„Das würdest du tun?“

„Aber natürlich!“

Ich küsse ihre Hand und würde gerne meine Lippen an noch mehr von ihr legen. Meine Gedanken schweifen ab und das auch noch so lebhaft. Da wird meine Hose gleich noch enger und die Beherrschung schwindet langsam.

Darum ist es gut, das sie mir ihre Hand entzieht und aufsteht.

„Ich zeige dir wo es ist“, erklärt sie mir.

Hinaus in die Hitze. Sie scheint wirklich sehr viel Mut zu besitzen.

Da lasse ich mir den Weg gerne zeigen. Zum Glück wird sie durch die nassen Sachen eine Weile nicht austrocknen.
 

Als wir vor dem Gebäude stehen, bekomme ich so meine Zweifel, ob ich der Richtige zum Helfen bin. Da hinein zu kommen ist vermutlich schon nicht so einfach. Aber wir haben auch keine große Möglichkeit uns noch abzusprechen. Da kommen bereits Wachleute auf uns zu.

„Ich glaube, sie erkennen dich wieder“, erkläre ich ihr.

Sie nimmt meine Hand und klammert sich daran fest.

„Egal was passiert, ich werde dich da rausholen. Dich und die anderen.“

Nur leider, dürfte das nicht so einfach werden. Was mir aber erst klar wird, als die Männer mich und meine Meerjungfrau ziemlich unsanft trennten. Wie können sie nur so grob zu ihr sein?

Mistkerle!

Aber ich muss mich erst einmal ruhig verhalten. Wir wollten da rein und das passiert jetzt offenbar auch. Praktisch, muss ich schon sagen.
 

Großer, dunkler Raum.

Die Luftfeuchtigkeit ist ziemlich hoch, aber die Temperatur recht kühl. Will ich wissen, wohin mich die Kerle gebracht haben?

„Wer sind sie?“, werde ich gefragt. Um mich herum stehen noch immer diese beiden Wachmänner. Als ob ich mich groß wehren würde, ohne erfahren zu haben, was ich wissen will.

„Wen interessiert das?“, erwidere ich.

Stimmt doch, geht niemanden was an. Nur wüsste ich gerne, wo die kleine Meerjungfrau hingebracht wurde. Das muss ich herausfinden, sie und ihre Freunde hier herausholen und zum Meer bringen. Klingt doch wirklich einfach. Mehr oder weniger.

„Sie kennen mich wirklich nicht?“

Naja, ich sehe den Kerl, der da mit mir spricht, nicht einmal richtig. Ist halt ziemlich dunkel hier drinnen. Aber darauf antworte ich auch nicht. Kann mir doch egal sein, wer er ist.

Wenn er sich das hier alles leisten kann, muss er zumindest steinreich sein.

„Nun, sie werden mich schon noch kennenlernen. Aber erst können sie es sich hier gemütlich machen. Sie kommen nämlich ziemlich ungelegen!“

Was auch immer das heißen soll. Aber ich werde ja direkt weiter aufgeklärt.

„Meine Männer werden auf sie aufpassen, während meiner Eröffnungsfeier. Ich bin so gnädig und lasse sie daran teilnehmen bevor wir uns meinen Fragen widmen.“

So ein netter Mensch.

Ich darf auf seine Party. Nein, wie super. Ein Traum wird wahr, ein lang gehegter Wunsch wird Wirklichkeit...

Ok, lasse ich das mal lieber.

Der Kerl hat nichts gutes vor, das kann ich spüren und wenn ich der Vorfreude in ihm glauben schenke, wird hier nichts passieren, was mir gefallen könnte.

Aber ich lasse das einfach mal auf mich zukommen.

Und dazu habe ich auch noch ein wenig Zeit.
 

Mir ist erst bewusst geworden, wie groß dieser Raum wirklich ist, als ein wenig Licht anging. Nach und nach füllte es sich hier mit Menschen. Vom Klientel her alles reiche Säcke. Die meisten sind alleine hier, wie es scheint. Kein Anhang, so wie es auf Feiern ist, die ich so besuche.

Immerhin bin ich nur dort wegen den weiblichen Besuchern. Darum achte ich da schon drauf.

Hier sind nur ganz wenige. Alle nichts, was ich freiwillig an mich heran lassen würde. Muss ich zum Glück im Moment auch nicht. Ich sitze weiter auf der Sitzreihe, auf die mich die Wachmänner abgesetzt hatten. Dabei gibt es dahinten etwas zu essen und da will ich jetzt auch hin. So lange sitzen ist gar nicht gut. Da langweile ich mich und komme auf komische Gedanken.

Keiner hält mich auf, als ich aufstehe und durch die Leute wandere. Ich passe hier so gar nicht rein. Alle tragen Anzüge und ich laufe hier in meinen zerschlissenen Shorts und einem alten Tanktop durch die Gegend. Ich habe nicht einmal Schuhe an. Die stehen noch dort, wo ich bis eben gesessen hatte. Die Blicke sind mir zum Glück egal. Ich bin halt kein Scheich und schmeiße mit Geld um mich als sei es Konfetti.

Überflüssiges Zeug.

„Meine lieben Freunde“, höre ich den Mann sagen, der mich zum bleiben verdonnert hat. Zu seinen Freunden gehöre ich wohl nicht, aber das er mich jetzt nicht gesondert ausspart hat wohl seine Gründe.

„Ich freue mich euch heute meine neueste Erungenschaft zeigen zu können.“

Was könnte das wohl sein?

Aber so weiß ich dann wenigstens, wo meine Süße hin ist.

Der Kerl labert noch etwas, bis dann hinter ihm der Vorhang fällt. Im gleichen Moment, wie das Aquarium zum Vorschein kommt, geht das Licht aus. Vermutlich damit man den Inhalt besser bestaunen kann.

Sie alle glotzen in das Becken und ich... ich auch.

Mit dem, was ich da sehe, habe ich nicht gerechnet. Das sind nicht einfach nur drei Meerjungfrauen, so wie das in meiner Vorstellung der Fall war. Nein...

Da ist meine Süße. Mit ihrer Flosse sieht sie gleich noch besser aus. Eine Kleine, die noch nicht lange aus ihrem Ei geschlüpft sein kann und, was mich am meisten erstaunt, ein Meermann.

Vater, Mutter und Kind, dringt es in meine Gedanken.

Sie sind eine Familie...

Das macht das Ganze noch viel schlimmer. Meermänner sind selten. Verdammt selten und so jung, wie sie alle aussehen, haben die Zwei eben erst angefangen eine neue Kolonie zu bilden. Vermutlich hatten sie sich einen sehr schlechten Ort ausgesucht, warum sonst, hätte man sie fangen sollen?

Ich muss etwas tun!

Darum gehe ich auch zum Aquarium. Hin zum stolzen Besitzer und schlage ihm meine Faust in das hässliche Gesicht. Das musste sein!

Zwar kommen sofort diese dämlichen Wachmänner, aber wenigstens habe ich meinem ersten Ärger raus gelassen.
 


 

~
 

Ich kann nicht genau sehen, was passiert.

Zwar vesuche ich durch das Glas hindurch etwas zu erkennen, aber mehr als einige Bewegungen sehe ich nicht. Ich wüsste gerne, was dort passiert.

Haben sie meinem Retter etwas getan?

Wird er noch kommen, oder haben sie ihn bereits getötet?

Ich wüsste gerne, ob ich ihnen Hoffnung machen kann oder nicht. Mein Gefährte ist verletzt und meine Kleine so verängstigt. Es tut mir weh sie so zu sehen. Das schrecklichste ist allerdings, das dieser Mensch zu denken scheint, das die bunten Farben irgendein Muster sind. Vielleicht für die Paarung oder sonst etwas. Aber daran sieht man nur, wie wenig Ahnung er hat. Wir sehen schön aus und sind selten. Das ist es wohl, was für ihn wichtig ist.

Und wenn er damit dafür sorgt, das wir noch seltener werden, dann gefällt ihm das nur noch besser.

Was mache ich nur?
 

~
 

„Es kann also nicht viele Gründe geben, warum sie ausgerechnet dich aufgesucht hat.“

Diese Gründe will ich hören!

Das es vollkommener Zufall war, will er ja nicht hören.

„Du bist einer von ihnen, richtig?“

Ok, der Typ ist echt irre. Sehe ich annähernd so aus, als könnte ich ein Meermann sein?

Nein, aber offenbar hat er keine Ahnung.

„Wenn ich es wäre, würde ich es wohl kaum zugeben. Also... wie willst du das Beweisen?“

„Werft ihn ins Becken... Wenn er keiner von ihnen ist, sind wir ihn los und haben die Fischchen ein wenig gefüttert. So oder so, sind wir das Problem los.“

Er lacht und seine Männer schleppen mich davon.

Ja, ich kann ein Problem sein. Ein richtig fieses und Anhängliches, wenn es sein muss.

Zum Glück sehen sie nicht, wie ich grinse, als sie mich wegbringen.

Ich komme aus dem Meer, es macht mir nichts aus Wasser zu atmen. Auch wenn es am Anfang wirklich unangenehm sein wird. Blöde Umstellung halt. Werd ich überstehen.

Und dann wird es eine Überraschung geben!
 

Das Wasser umgibt mich und ich sinke langsam auf den Grund. Schon das sollte eigentlich auffallen, oder? Tut es denen offenbar nicht, aber das ist besser für mich.

Meine Süße kommt zu mir. Ich kann nicht sagen, was überwiegt. Die Freude mich zu sehen oder die Sorge.

Sorge steht ihr nicht.

Noch halte ich die Luft an und schaue nach oben, um zu sehen, ob das Becken schon verschlossen ist. Kostbarkeiten müssen halt eingesperrt werden.

Ich habe keine Lust den ersten Atemzug zu machen, aber es muss sein. Darum atme ich tief ein.

Während sie ihre Arme um mich legt, meine ich ein Lachen zu hören. Das muss von draußen kommen. Sie denken ich sterbe.

Den gefallen tue ich ihnen nicht!

Die erste Zeit tut es weh. Wenn die Lunge eine so lang vernachlässigte Arbeit wieder aufnehmen soll. Kurz habe ich sogar wirklich die Befürchtung, das es nicht mehr geht. Das wäre schlecht, aber so wirkt es für die da draußen nur authentischer und es hilft mir bei dem, was ich vorhabe.

Nur meine Meerjungfrau macht sich darum noch mehr Sorgen.

Nicht gut.

Gerne würde ich ihr sagen, was los ist, nur leider kann ich nicht telepathisch mit ihr reden.

Egal...

Mir wird schon etwas einfallen, wie ich ihr klar machen, das sie sich irgendwo festhalten sollen. Das müssen sie.

Ich halte mich an ihr fest. Ihre Haut fühlt sich so seidig an, das ich sie umarme. Ja, ich kann nicht widerstehen, aber es ist nur eine Umarmung. Schnell schon löse ich mich von ihr und und gebe ihr die Zeichen, von denen ich glaube, das sie es verstehen kann.

Dann kommt das, was die Menschen dort drin nicht erwartet hätten.

Zuerst werde ich ihnen mich zeigen. Ganz so, wie ich wirklich bin. Dann zeige ich ihnen meine Macht.

Was geht, weil ich selber in Gefahr bin.

Vielen lieben Dank, du Gefühl des Ertrinkens.

Dumm nur, das ich dabei preis gebe, was ich bin. Was das noch wird, kann ich nicht abschätzen, aber das ist es wert.

Sie ist es wert.
 

Es ging alles viel zu schnell. Wirklich genießen kann ich das Erlebte wohl erst, wenn ich es verarbeite.

Die Schreie, als das Aquarium bricht und die Masse an Wasser einigen die Beine unterm Hintern wegzieht. Leider hab ich keinen getötet. Dazu hatte ich keine Zeit. Es gab nur genug Verwirrung, um die Drei hier heraus zu bekommen. Wobei meine Süße dabei eine große Hilfe war.

Ich hatte wirklich ein Problem damit meine Atmung ein weiteres Mal umzustellen.

Aber alles hat geklappt und jetzt sitzen wir hier in einem gestohlenen Wagen und sind auf dem Weg zum Meer.

Sie sitzt neben mir und trägt mein Tanktop. Es ist zu groß, aber so sieht nicht jeder, das sie eigentlich nichts trägt. Ihre Familie liegt auf dem Rücksitz, versteck unter einer Decke, die wir nass gemacht haben.

Die Beiden können ihre Flossen nicht tarnen. Die Kleine ist dafür noch zu jung und Meermänner können es allgemein nur selten. Die Gründe dafür kenne ich nicht.

„Gleich sind wir da“, erkläre ich ihr.

Sie nickt und schaut aus dem Fenster.
 

Nur sie und ich stehen noch hier am Strand.

Zeit sich zu verabschieden. Ich will nicht, aber es muss sein. Sie muss zurück und ich muss schauen, wie ich damit klar komme, das ein paar Sammler jetzt wissen, das ich kein Mensch bin.

Ich werde es dennoch nicht bereuen.

„Hier.“

Sie reicht mir mein Oberteil und steht wieder nackt vor mir.

Ich starre...

Ja, ich kann nicht anders!

Ich will alles an ihr in Erinnerung behalten.

„Du wirst nicht zufällig irgendwann noch einmal Landurlaub machen, oder?“, frage ich trotzdem.

„Nein. Das eine Mal hat mir vollkommen ausgereicht.“

Das hatte ich mir schon gedacht. Es ist schade, aber es war nicht anders zu erwarten.

„Wie kann ich dir dafür danken?“, fragt sie.

Oh, da hätte ich eine Idee. Etwas, das ich die ganze Zeit eigentlich schon wollte. Aber das wird nicht passieren. Trotzdem lasse ich mein Oberteil fallen, lege ich meine Hände auf ihre Schultern und ziehe sie sanft zu mir. Sie wehrt sich nicht dagegen. Ob ich es versuchen soll?

Nein!

Da brauche ich gar nicht groß zu fragen oder irgendwie anzudeuten, was ich will.

Vermutlich weiß sie es eh schon. Zumindest lächelt sie so vielsagend.

Ich gebe mich mit einem Kuss zufrieden, den sie mir auch gibt.

„Ich muss jetzt gehen“, sagt sie mir und drückt mich noch einmal an sich.

Meine Gedanken sind bei ganz anderen Dingen mit ihr und vermutlich, werde ich noch lange davon träumen. Mehr als das geht ja leider nicht.

Dabei hätte ich wirklich gerne...

Sie winkt mir noch einmal zu und verschwindet im Meer, während ich hier stehe und ...

Ich muss in die Stadt und ganz schnell auf andere Gedanken kommen.



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