Zum Inhalt der Seite

Supernova

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

5. Kapitel - (Schwarz- weiß (Tag) )

Kurogane benötigte nicht lange, um das Zelt des 'Ältesten' wiederzufinden. Zwar benötigte er länger als gewöhnlich, da sich sein Bein immer noch unangenehm taub und kalt anfühlte, aber er hatte keine Schmerzen.
 

Sich an den Blutgestank der gestrigen Nacht erinnernd, sah er sich unauffällig nach weiteren Verletzten um. Er fand keine, das Einzige, was er hier und dort auf dem immer noch mit dünnen Aschelinien verzierten Steinboden entdeckte, waren vereinzelte dunkle Flecken, die sich kaum von dem dunklen Untergrund anhoben. Wie am Abend zuvor herrscht auch jetzt ein reger Betrieb auf den Gängen und in der Halle, als wäre das Ereignis vor zwei Tagen schon längst vergessen. Und vielleicht war es das ja auch.
 

„Und du bist sicher, dass er uns nicht schaden will? Oder ein Spion der Industriellen ist?“, vernahm er die etwas kratzige Stimme des Alten aus dem bunten Zelt.
 

"Ja, bin ich.“
 

“Du weißt, dass die Kontrolle gestern erst kurzfristig geplant schien und er ein hohes Sicherheitsrisiko darstellt?“
 

„Weiß ich~“, kam summend die Erwiderung und er hatte dabei Fyes Gesichtsausdruck regelrecht vor Augen. „Und er ist da!“
 

Schon tauchte der Kopf des Blondschopfes zwischen den bunten Vorhängen des Zelteingangs auf, lächelte ihn freudig an und zog ihn dann in das Zeltinnere. Hier sah noch chaotischer aus als bei seinem ersten Besuch und wieder stand die Schüssel mit der grünen Flüssigkeit in nächster Nähe.
 

„Kurogane also“ lächelte ihn jetzt auch der Alte erfreut an. Kritisch musterte Kurogane die beiden. „Hmm..“
 

Fye lachte auf. „Gesprächig wie immer, nicht wahr?“ Ihm einen genervten Blick zuwerfend wand Kurogane sich dem Alten zu. „Was hatte das letztens zu bedeuten?! Und was ist das hier für ein Ort?“
 

Der Gesichtsausdruck des Alten wurde noch eine Spur sanfter. „Ich kann verstehen, dass du viele Fragen hast, mein Junge.“ Kurogane überhörte diese unpassende Anrede einfach geflissentlich, „aber erst mal möchte ich, dass du meine Fragen beantwortest, danach werde ich dir alles erklären, was du möchtest.“
 

Langsam beugte er sich über die Schüssel und nahm einen tiefen Atemzug. Wedelte sich dann mit der Hand selbst etwas Luft zu und wand sich mit einem großväterlichen Lächeln wieder an den Ninja. „Zunächst, woher kommst du?“
 

„Aus Japan“, antwortete er wahrheitsgemäß. Vielleicht konnte er mit Hilfe dieses Alten den Aufenthaltsort der anderen herausfinden und eventuell auch den der Feder selbst. Denn momentan wünschte er sich nichts mehr als aus dieser verrückten Welt zu verschwinden. Überhaupt hatte er langsam genug von diesem Spielchen, unzählige Welten zu durchqueren, immer auf der Suche nach den Federn, die ihn eigentlich nichts angingen, und wieder und immer wieder war es nicht seine Welt Japan. Wofür hatte er der Hexe der Dimensionen seinen wichtigsten Besitz, das Schwert seines Vaters, als Preis gezahlt, wenn sein Wunsch eh nicht erfüllt wurde? Manchmal verbrachte er Nächte mit dieser Frage und die Wut auf diese Halsabschneiderin und auch auf Prinzessin Tomoyo ließ ihn Tage lang gereizt reagieren. Insbesondere auf die lächerlichen Aktionen des scheinbar immer gut gelaunten Magiers, der ihn eher selten seine Ruhe ließ, war er mal in Gedanken versunken. Schon wieder leicht wütend werdend konzentrierte er sich lieber auf das Gespräch.
 

„Ah, Japan also! Solch ungewöhnlichen Besuch haben wir selten“, der Alte wirkte begeistert.
 

Ungläubig starrte ihn der Schwarzhaarige an. “Ihr kennt diesen Ort?“
 

“Nur aus Erzählungen. Früher hatten wir mal Handelsbeziehungen zu diesem Land, aber die sind schon lange abgebrochen.“
 

Nachdenklich beobachtete er den grünlichen Rauch, der von der dickflüssigen und etwas streng riechenden Flüssigkeit ausging. „Ist Euch noch etwas über dieses Land bekannt?“
 

Überlegend legte der Alte die Stirn in Falten.
 

„Es gibt dort eine hinreißend niedliche Prinzessin...wie war ihr Name noch gleich?“ Immer noch grübelnd, lehnte er sich abermals über die Schüssel und inhalierte einen tiefen Zug des Duftes. „Ah... nein..“
 

“Tomoyo-hime?“, schlug Kurogane hoffnungsvoll vor, auch wenn er nicht wusste, warum er sich solche Hoffnungen machte. Die Welten, in die sie reisten, konnten ähnlich sein und die Menschen das selbe Gesicht haben und nur, weil es hier ein Land namens Japan gab, mit möglicherweise einer Prinzessin Tomoyo, hieß das dennoch nicht automatisch, dass es auch seine Welt war. Vielleicht machte er sich auch nur solche Hoffnungen, weil er langsam genug hatte.
 

„Ich kann mich nicht erinnern.“ War das Resultat einer weiteren langen Phase des Nachdenkens und Kurogane wollte es schon aufgeben. Wenn sie Mokona fanden, würde es ihm sicher sagen können, ob dies seine Welt war. Obwohl er noch nie von einer Stadt wie dieser gehört hatte. Aber Welten waren groß und Japan auch nur eine Insel mit zwar weitreichenden Handelsbeziehungen, aber dennoch gab es noch unzählige unerforschte Gegenden und Länder, warum also auch nicht auch so eine hoch entwickelte Stadt? „Aber ich erinnere mich an etwas anderes! An einen jungen Lord, einen sehr sympathischen Mann!“
 

Aufmerksam sah Kurogane ihn an und bemerkte dabei, wie ihn der Magier musterte und dem Gespräch aufmerksam lauschte. „Sein Name war.. ich weiß, dass er der Lord eines Gebietes namens Suwa war!“ Alarmiert starte ihn der Ninja an, auf weitere Informationen hoffend. Suwa war tatsächlich das Gebiet, das sein Vater als Lord beschütz und verwaltet hatte. „Eine entzückende Familie kann ich nur sagen! Einen kleinen Jungen hatten sie, der zwar den Mund oft zu voll nahm, aber ich erinnere mich noch wie stürmisch und voller Kampfgeist er steckte! Hach, er hat mich damals so sehr an meinen eigenen, mittlerweile leider verstorbenen, Sohn erinnert!“ Unter wachen roten Augen fächerte sich der Alte abermals den grünen Rauch entgegen und seufzte erleichtert auf „Und die Tochter erst! Herzallerliebst!“
 

Was immer das grüne Zeug war, es musste irgendetwas Berauschendes sein, denn der Alte fing an begeistert zu kichern und von dem 'bezaubernden Mädchen' zu erzählen. Seufzend verwarf er den Gedanken, dass dies tatsächlich seine Welt sein könnte wieder. Er hatte nie eine Schwester gehabt.
 

„Und was war das vorgestern Abend?“
 

Der Alte hörte auf zu kichern, strich sich ein paar Strähnen des grau-schwarzen Haares aus dem Gesicht und wurde plötzlich wieder ernst.
 

“Wir nennen sie 'Phagen'. Sie sind eigentlich nur Kontrollsysteme, die nach für die Bewohner der Stadt schädlichen Lebensformen suchen. Leider fallen auch wir unter die Kategorie 'schädlich'. Sie sind in der Lage Proben zu nehmen und wenn diese einen ihnen bekannte Zusammensetzung besitzen, spritzen sie eine Substanz, die den Fremdkörper eliminiert. Eigentlich sind sie auch für uns sehr nützlich, da sie auch diese Gewölbe von Krankheitserregern und Pilzen reinigen. Wir haben die nötige Software, um nicht von ihren Sensoren erkannt zu werden und wissen meist, wann sie hier vorbeischneien.“
 

Der Alte warf einen leicht verstimmten Blick zu Fye. „Normalerweise. Ich weiß nicht, ob sie dich gespürt haben, schließlich warst du regelrecht ein Peilsender für sie, aber..“, der Alte hatte einen ernsten Ton angenommen und auch das Lächeln des Magiers war verschwunden.
 

„ - aber es ist ja noch mal alles gut gegangen!“, strahlte sein Gegenüber ihn auf einmal wieder an. Überrascht nickte Kurogane einfach nur und beobachtete, wie der Alte sich schon wieder ausführlich der grünen, immer schärfer riechenden Flüssigkeit widmete. „Noch Fragen?“
 

“Ja.“
 

“Dann wird sie dir Fye beantworten, jetzt raus hier.“
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Dass er selbst allmählich ein wenig benebelt war, stellte Kurogane erst fest als er das Zelt verlassen hatte, er die stickige Luft einatmete und es sich für einen Moment die Umgebung auf den Kopf stellte. Ein helles Lachen war neben ihm zu hören. „Warte hier, ich hol dir schnell Wasser, dann lässt die Wirkung nach.“
 

Nach ein paar Minuten kam der Blonde mit einer Tasse wieder und drückte sie ihm in die Hand. Das Wasser schmeckte etwas abgestanden, tat aber wirklich gut und einen Augenblick später fühlte sich wieder klar.
 

„Was zur Hölle war das für ein Zeug?“
 

„Keine Ahnung, ich werde davon auch immer benommen. Es hilft, wenn man nicht schlafen kann, aber sonst macht es mir nur Kopfschmerzen. Aber wir hatten Glück, normalerweise lässt er Fremde hier nicht einfach bleiben.“
 

Das Lager war leerer geworden und kaum jemand schlief noch auf den meist zusammen gerollten Deckenlagern. Hier und da brannte noch ein Feuer und wie immer wurden sie beobachtet. Der Kerl mit der Narbe war wirklich gut, hätte er nicht gewusst, dass er ihn beobachtete, hätte er seine Aura unter all den Menschen auch übersehen können. Hell erleuchtet war nun fast das ganze Lager und erst jetzt stellte Kurogane fest, wie verfallen viele Ecken aussahen und wie verloren man sich in dieser eigentlich nicht mehr als eine große unterirdische Höhle fühlen konnte. „Was die Leute wohl hier her gezogen hat?“
 

„Ich weiß es nicht“, antwortete ihm der Magier, während sie über Leitern ins zweite Stockwerk kletterten. Wieder entging es Kurogane nicht, wie sicher sich Fye bereits über die Provisorien bewegte und wenn er seine sonstige Tollpatschigkeit berücksichtigte, dann musste er schon sehr lange hier sein. Allerdings war der Magier auch nicht längst so ungeschickt, wie er vorgab zu sein. Warum gab es in seinen Gedanken eigentlich immer ein 'aber' wenn er über diesen Kerl nachdachte?
 

„Wie lange bist du hier schon?“
 

Der Blonde kam auf einem mit Seilen befestigten Gelände zum Stehen, welches ein Stück des weggebrochenen Bodens der zweiten Etage überbrückte, und schwieg einen Moment.
 

„Zwei Monate, warum fragst du?“
 

Kritisch starrte der Ninja auf den schmalen Rücken. Die Antwort war gepresst und irgendwie unsicher gekommen und Fyes Haltung verriet Anspannung. Wieder erinnerte er sich an Fyes seltsames Verhalten, als sie sich in dieser Welt wieder getroffen hatten und langsam ging er auf den Blonden zu.
 

„Fye,“, erwartungsgemäß zuckte der Andere beim Klang seines Namens zusammen. Er nannte ihn selten bei seinem richtigen Namen. Eigentlich hatte er ihn vor dieser Welt noch nie so genannt. Der Steg knarrte bedrohlich als auch Kurogane ihn betrat, dicht hinter dem Anderen stehen blieb und eine Hand auf seine Schuler legte, um zu verhindern, dass er ihm entwischte, einen Fall vortäuschte oder sonst etwas tat, um mal wieder seinen Fragen auszuweichen. „Was ist hier los? Warum hast du mich angegriffen und warum wusstest du nicht wer Shaolan und Sakura sind?“
 

Fye verspannte sich augenblicklich unter seiner Berührung und starrte den Gang hinunter, so dass er seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte. „Warum fragst du so etwas... Kuro- pii...“. Entnervt schnaubte der Dunkelhaarige.
 

„Warum? Weil ich gerne Antworten hätte, warum ich wegen dir fast ertrunken wäre und weil wir schleunigst die anderen finden müssen? Tu nicht so, als wüsstest du nicht wovon ich rede!“
 

Langsam fuhr eine schlanke Hand zu seinem Handgelenk und versuchte schwach seine Hand wegzudrücken, doch Kurogane hielt den Blonden unerbittlich fest. „Das ergibt keinen Sinn, Schwarzer.“ Er konnte immer noch nicht in sein Gesicht sehen, aber seine Stimme klang ungewöhnlich ernst, auch wenn sie diesen Unterton hatte, mit dem man normalerweise kleine Kinder belehrte. Doch den war er ja, leider, von Fye gewohnt. „Erst willst du Erklärungen, weil ich nicht weiß wer die anderen sind und dann schreist du mich an und sagst, dass ich es wissen müsste.. ich bin selber durcheinander. Seit meiner Ankunft hier ist sehr viel passiert, also hör auf mich anzuschreien...“
 

Überrascht ließ der Ninja los. Er konnte diesen resigniert und enttäuschten Unterton in der Stimme des Magiers einfach nicht einordnen. Sofort setzte dieser sich in Bewegung, doch Kurogane griff schnell nach seinem Handgelenk und zog ihn zurück. Er wollte jetzt wissen, was hier los war. Er würde sich auch um einen etwas sanfteren Ton bemühen, wenn sein Gegenüber wirklich so durcheinander war wie er behauptete. Doch bevor er auch nur ansetzen konnte etwas zu sagen, zerrte Fye heftig an seiner Hand.
 

„Hey“, versuchte er ihn zu beruhigen und erstarrte als er in zwei wütend blitzende, himmelblaue Augen sah.
 

„Lass mich los!“
 

„Jetzt hör doch mal zu!“
 

Bei diesem Blick lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Das war der gleiche bedrohliche Blick, den er bei ihrer Ankunft dem Kerl mit der Nabe zugeworfen hatte, aber Kurogane kannte den Blonden zu gut, um sich davon einschüchtern zu lassen und lockerte seinen Griff etwas, allerdings ohne loszulassen.
 

„Hör zu“, versuchte er es etwas sanfter. „Ich will dich nicht anschreien, sondern nur so schnell wie möglich die Kinder finden, um endlich hier weg zu kommen.“
 

Mit einem Seufzen senkte Fye den Blick und starrte nachdenklich auf Kuroganes Füße. „Ich will Shaolan, Sakura und Mokona doch auch finden.. aber..“
 

„Aber?“ Langsam ließ Kurogane sein Handgelenk los, was sich einen Augenblick später jedoch als Fehler herausstellte, denn der Magier strahlte ihn plötzlich wieder mit einem vergnügten Lächeln an und drehte sich in einer beschwingt tänzelnden Bewegung um. „Aber wir müssen jetzt erst einmal zum Doktor~!“
 

Innerlich verdrehte Kurogane die Augen und hatte ihn im nächsten Moment wieder geschnappt. Mit kleinen Kindern umzugehen stellte er sich leichter vor, nicht dass er jemals wirklich viel Umgang mit welchen gehabt hätte. „Hör auf damit das Thema zu wechseln, VERFLUCHT noch mal !!!“
 

Warum verlor er dank dem Blonden eigentlich immer wieder die Beherrschung?
 

Und warum wurde er in dieser Welt ständig von Deja-vu-Gefühlen geplagt?
 

Denn schon sah er Fye zu einem Tritt ansetzen, doch diesmal war er darauf vorbereitet und konne ihn abwehren.
 

„Was ist los mit dir?! Seit wann bist du so aggressiv?“
 

Sich merklich wieder beruhigend sah ihm Fye nach einer Weile in die Augen, die Wut war verklungen. „Es tut mir Leid.. ich fühle mich nur irgendwie... gehetzt“, kam nach einer kurzen Pause und Kurogane konnte an seinen Augen sehen, dass er ihn diesmal nicht anlog. „Seit ich hier bin habe ich so ein seltsames Gefühl und auf dem Marktplatz habe ich dich einfach im ersten Moment nicht erkannt, sondern für einen Wächter gehalten..“
 

Immer noch Fyes Handgelenk haltend blickte er auf den etwas kleineren Mann hinunter. „Und deswegen hast du mich angegriffen.“
 

Den Begriff 'Wächter' hatte er schon bei ChuNyan gehört und da sowohl sie bei ihm als auch der Magier bei diesem perversen, gepanzerten Typen so seltsam reagiert hatten, ging er davon aus, dass ihre damalige Bekanntschaft auch so ein Wächter gewesen sein musste. Fye antwortete nicht auf seine rhethorische Frage und sie mussten wohl schon einige Sekunden hier gestanden haben als Fye mit einem verlegenen Lächeln fragte, ob Kurogane jetzt vielleicht sein Handgelenk loslassen könnte.
 

Mit einem ergebenen Seufzen tat er es, auch wenn ihm noch viel zu viel unbeantwortete Fragen auf der Zunge brannten und sie gingen den restlichen Weg schweigend zur Krankenstation, wo Dr.Kyle in seiner charakteristischen geschwollenen Sprachweise vergeblich versuchte ein Gespräch mit dem nachdenklich schweigenden Ninja anzufangen.
 

_____________________________________________________________________
 

Eine Stunden später durfte er die Krankenstation wieder verlassen und überall brannten wieder Feuer und es wurde gekocht. Auch waren die meisten Lager wieder ausgebreitet und überall saßen Menschen beisammen, aßen und redeten. Manche, vor allem Kinder, schliefen auch unbeeindruckt von dem Lärm, der zusätzlich von den hohen Steinwänden wiederschallte.
 

Nachdenklich an ein Geländer gelehnt beobachtete er das Treiben. Hier schien die Zeit irgendwie still zu stehen und er hatte überhaupt kein Zeitgefühl. War es schon wieder Abend? Er hatte die letzten Tage zu unregelmäßigen Zeiten geschlafen und jeder Versuch die Tageszeit zu schätzen, scheiterte.
 

Und dieser Ort...
 

Einerseits war es unangenehm nicht unter freiem Himmel zu sein und die grauen Steinwände wirkten regelrecht erdrückend, die Luft war schwer, dank dem Atem hunderter Menschen und egal wo man sich befand, ein ewiger Lärm drang an seine Ohren. Andererseits bemerkte er auch, wie die Leute hier ihren ganz eigenen Regeln folgten und sich gegenseitig akzeptierten. Es erinnerte ihn an eine Großfamilie und auch er wurde mittlerweile nicht mehr als Fremdkörper betrachtet. Früher wäre ihm so etwas nie aufgefallen, aber man bekam einen Blick für so etwas, wenn man dauernd fremd in jeder Welt war.
 

Seufzend vergrub er das Gesicht in seiner Handfläche und bemerkte mal wieder, wie wenig Lust er auf diese Reise hatte. Am Anfang war es ein Abenteuer gewesen und er musste zugeben, trotz aller Scherereien, er mochte seine Reisekameraden und als Shaolans Lehrer hatte er sogar eine Aufgabe, mit der er sich ein wenig ablenken konnte... dennoch ging ihm Tomoyo-hime nicht aus dem Kopf. Warum schickte sie ihn auf eine Reise ohne mögliche Wiederkehr? Eigentlich wusste er die Antwort: Um ihm die Möglichkeit zu geben, stärker zu werden. Aber..
 

Diese trüben Gedanken bei Seite schiebend richtete er sich wieder auf und machte sich auf den Weg nach unten. Diese Reise hatte ja auch gute Seiten und so begegnete er wenigstens Gegnern, die mal eine Herausforderung darstellen und irgendwann würden sie schon in Japan landen. Aber jetzt musste er sich erst mal um andere Dinge kümmern. Nämlich seinen knurrenden Magen. Ob die hier auch Alkohol hatten? Er brauchte etwas, um die doch etwas unfachmännischen Methoden Dr. Kyles zu verarbeiten.
 

Es dauerte nicht lange bis er ihr Lager erreichte und überrascht stellte er fest, dass der Kerl mit der Narbe, den Fye ein paar Tage noch zuvor nicht gerade freundlich zurrecht gewiesen hatte, neben Fye am Lagerfeuer saß, sich leise mit ihm unterhielt und dabei kritisch sein Handgelenk betrachtete. Jedoch nicht die verwundete linke Hand, sondern die rechte, an der er ihn heute Mittag festgehalten hatte. Hatte er es etwa beobachtet oder hatte Fye es ihm erzählt?

In diesem Moment zog der Blonde die Hand weg, lächelte leicht und schüttelte den Kopf. Das Gespräch verstummte als Kurogane hinzukam und er wurde wütend von dem Kerl mit der Narbe angefunkelt.
 

„Kuro-chama!“, offensichtlich erfreut zog ihn Fye neben sich, „ich dachte schon Dr.Kyle hätte dich umgebracht.“
 

“Er hat’s versucht“, erwiderte der Ninja finster, sah aber dabei kritisch den Narbenmann an, der ihn nicht weniger freundlich musterte.
 

Einen Moment entstand angespanntes Schweigen zwischen den beiden, bis eine wedelnde Hand ihren Blickkontakt löste. „Hey~, bitte kein Mord und Totschlag am Essenstisch!“ und wieder strahlte Fye sie an und fast gleichzeitig drehten beide genervt den Kopf weg. Der Kerl mit der Narbe stand auf und murmelte: „Du änderst dich nie, kann das sein?“
 

„Wer war das?“, fragte Kurogane als der Kerl verschwunden war und er sich gerade etwas Reis mit undefinierbaren Gemüse zu Gemüte führte.
 

Amüsiert beobachtete der Magier die Essversuche des Ninjas. Denn in dieser Welt war es genau umgekehrt wie sonst immer. Hier gab es keine Essstäbchen, sondern nur Gabeln und diesmal war es Kurogane der seine Probleme hatte, den Reis in den Mund zu bekommen.
 

“Sein Name ist Storm.“
 

„Storm also?“, versuchte Kurogane davon abzulenken, dass es doch nicht so einfach zu sein schien mit dem Zeug umzugehen wie er gedacht hatte.
 

“Soll ich dich füttern?“, Fye beobachtete das Ganze leicht amüsiert, das Kinn auf die Hände gestützt.
 

„Wage es ja nicht!“
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Diese Nacht blieben die Feuer an. Fye hatte ihm erklärt, dass sie meist wussten, wann die Phagen kamen oder sonstige Kontrollen stattfanden und deswegen sich immer darauf einstellen konnten. Dennoch konnte er nicht schlafen, sondern starrte jetzt nur schon seit Stunden an die hohe Decke, während Fye ruhig neben ihm atmete.
 

“Willst du morgen nach den anderen suchen?“, durchbrach irgendwann Fyes weich

klingende Stimme die Stille.
 

“Du schläfst noch nicht?“
 

Müde blinzelnd kämpfte sich der ehemalige Magier unter seinen Decken hervor und wischte sich ein paar wirre Strähnen aus dem Gesicht. „Du bist zu unruhig als dass ich schlafen könnte.“ Nachdenklich sah er zu dem Zelt des Ältesten und plötzlich trat ein verschmitztes Grinsen auf seine Lippen. „Vielleicht sollten wir etwas von dem grünen Zeug inhalieren oder nach oben gehen und Alkohol kaufen.“
 

Mit einem Schaudern dachte er daran, wie Besäufnisse mit dem Magier grundsätzlich endeten. „Bitte nicht!“
 

“Warum?“, es klang fast enttäuscht.
 

„Weil du nach einer halben Flasche bereits anfängst dich wie ein Irrer zu benehmen! Dir Ohren aus Papiertaschentücher bastelst und rollige rollige Katze miemst!“
 

„Wenn dann schon rolliger Kater, Kuro-rin“, wurde Kurogane korrigiert, aber dennoch wurde Fye leicht rot. „Außerdem vertrage ich Alkohol eigentlich recht gut!“
 

Kritisch sah ihn Kurogane von der Seite an und schloss dann die Augen. „Na wenn du’s sagst. Gute Nacht.“
 

Über der Tatsache, dass Fye schon wieder seinen Namen verstümmelte, regte er sich mittlerweile gar nicht mehr wirklich auf. Allerdings über die Tatsache, dass der Magier nach einer halben Stunde schon wieder etwas näher rückte als er dachte er wäre eingeschlafen.
 

Leise knurrte er. „Wenn es kalt ist, ist das okay aber sonst nicht, verstanden?“
 

Er bekam nur ein Seufzen zur Antwort und der Magier drehte ihm den Rücken zu.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 


 

Anmerkung: Ich weiß, dass es in ADP auch einen Charakter namens ‚Storm’ gibt und es tut mir Leid, falls das Verwirrung stiftet. Aber dieses Charakter hatte ich schon entworfen und das Kapitel geschrieben, bevor ich angefangen habe ADP zu lesen~. Also sorry Flyinglamp, wenn du deinen Charakter entführt siehst, aber es ist wirklich nur der Name und der störrische Kerl will keinen anderen! Außer vielleicht Scar, wie der aus FMA, aber irgendwo finde ich es dann doch idiotisch einen Kerl mit einer Narbe „Scar“ zu nennen. Außerdem erinnert mich das an König der Löwen.. Ai mai, ich laber schon wieder Ewigkeiten. Hoffe dieses Kapitel hat gefallen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Klayr_de_Gall
2007-12-15T21:44:42+00:00 15.12.2007 22:44
*seufz*
was für ein übel.
Als die Fic plötzlich weg war habe ich echt nen schreck bekommen, ich lieb sie doch so! >.<
Aber schade um die ganzen Kommis, die du schon hattest.
TT__TT


Zurück