Zum Inhalt der Seite

New Family

Reita x Ruki [Cousin x Cousin]
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Realization

Sorry, für das lange warten >____<

Bald sind Semesterferien ;)
 


 

Kapitel 18
 

Realization
 

Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.
 


 

Ich hatte eindeutig nicht nur den coolsten Freund von ganz Tokyo, sondern auch eindeutig den niedlichsten.
 

Am nächsten Morgen war ausnahmsweise einmal ich vor meinem Cousin wach. Normaler Weise war er es, der mich minutenlang beim Schlafen beobachtete. Ihm muss das Warten am gestrigen Abend wohl mehr zugesetzt haben, als mich mein Trip durch Shinjuku. Aber jetzt konnte ich auch ein wenig verstehen, warum Reita nicht direkt aufstand, wenn er wach war, sondern noch etwas liegen blieb. Sein Mund stand einen Spaltbreit offen und wenn man sich anstrengte, konnte man sogar ein leichtes Schnarchen hören. Aber das Beste an dem Anblick waren seine feinen Gesichtszüge. Im wachen Zustand sah er irgendwie ernster aus. Vielleicht lag es aber auch nur an der Nase. Das komische Teil machte ihn eindeutig furchteinflößender. So, wie er jetzt aussah, wollte man ihn eigentlich nur umarmen. Ich seufzte leise, um ihn nicht allzu schnell zu wecken, und spielte abwesend mit einer der vielen abstehenden Haarsträhnen. Weil er seine Haare gestern nicht gestylt hatte, waren sie jetzt ein wenig weicher als sonst. Aber sie standen wirklich in alle Richtungen ab. Und als ihm eine Strähne an der Nase plötzlich kitzelte und er im Schlaf anfing zu Grummeln, konnte ich ein Lachen nicht mehr zurück halten, wodurch ich ihn anscheinend aufweckte.

„Du bist schon wach“, nuschelte er, als eine Art Feststellung.

„Aber noch nicht lange“, meinte ich und musste immer noch grinsen.

„Kommst du... kuscheln?“, fragte Reita plötzlich, was mich erst stutzen ließ. Mein Herz hämmerte wieder irgendwie zwischen meinem Kopf und meinem Brustkorb.

„Gern“, sagte ich leise und krabbelte näher an ihn heran.

Sein Körper war ganz warm, als er mich in den Arm nahm. Automatisch verharkten sich unsere Beine miteinander und seine Hand fand meinen Rücken. Seine Fingerkuppen waren vom vielen Bass spielen gestern wieder ganz rau, aber es störte mich kein bisschen. Als ich Reita plötzlich im Nacken kraulte, schüttelte sich sein Körper einmal kurz und ich konnte seine Gänsehaut spüren. Ich grinste kurz und kraulte ihn weiter. So langsam verstand ich den Körper meines Freundes. Und er meinen anscheinend auch, denn wenig später spürte ich seine Hand provokativ an meiner Hüfte und er grinste auch, als ich kurz erzitterte. Und während ich mit meiner Hand absichtlich etwas höher wanderte, ging er bewusst tiefer. Unser Grinsen wollte dabei natürlich keiner aufgeben.

Und gerade als Reita zu einem Kuss ansetzten wollte, sodass ich seinen warmem Atem auf meinen Lippen spürte und ich schon genüsslich die Augen schließen wollte, klopfte es so dermaßen laut an der Zimmertüre, dass ich zusammen zuckte.

„Reita!“, schrie Aoi schon fast, „Telefon für dich“.

„Ich bin nicht da“, grummelte mein Cousin laut und seufzte dann genervt.

„Deine Mutter ist dran“, kam es von draußen.

Augenblicklich erhob sich Reita, stapfte zur Tür und nahm das Telefon entgegen. Mein Herzschlag setzte für einen Moment aus, denn nach ihrem letzten Besuch, hatte ich nicht wirklich mehr was von ihr gehört.

„Hi Mum“, meinte er plötzlich hellwach. Die Stimmung war auf einmal wie elektrisiert und ich kaute abwesend etwas auf meiner Unterlippe herum.

Eine Weile sagte Reita nichts, sondern schien nur zu zuhören, ehe sein Blick plötzlich ruckartig zu mir ging. Ich schluckte.

„Glaubst du, das ist so eine gute Idee?“, fragte er nach und machte mittlerweile auch einen leicht nervösen Eindruck.

„Ja ist gut“, sagte er irgendwann wieder, nachdem er erneut eine Weile zugehört hatte, „wir werden da sein“. Danach legte er auf und schmiss das Telefon auf das Bett, ehe er einmal laut seufzte.

„Was ist los?“, fragte ich irgendwann, als ich die Stimmung nicht mehr aushielt.

„Meine Mutter hat uns Weihnachten zum Essen eingeladen“, murmelte er.

Fragend sah ich ihn weiterhin an. Bis jetzt hatte ich das Problem nicht gefunden.

„Sie hat deine Mutter ebenfalls eingeladen“, sagte er dann noch, „und wie meine Mutter so ist, ist alles schon perfekt geplant“. Den Nebensatz hatte ich schon gar nicht mehr wirklich mitbekommen. Natürlich hatte ich irgendwo damit gerechnet, dass ich meine Mutter zu Weihnachten besuchen fahren würde. Aber ich hatte absolut nicht damit gerechnet, dass wir alle vier zusammen Weihnachten feiern würden. Auf der einen Seite war ich froh darum, weil ich somit mit Reita zusammen feiern konnte. Aber auf der anderen Seite wusste ich einfach nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, wenn meine Mutter anwesend war, die von all dem nichts erfahren durfte. Denn ich war mir ziemlich sicher, dass sie nicht so tolerant sein würde, wie Reitas Mutter.

„Oh“, meinte ich leise. Was anderes fiel mir dazu gerade nicht ein.

Auch Reita schien einen Moment nachzudenken.

„Mach dir keinen Kopf“, meinte er irgendwann, „wir bekommen das schon hin. Sie wird nichts erfahren, wenn du das nicht willst.“

„Nein ich... möchte nicht, dass sie es weiß“, sagte ich und fühlte mich dabei schlecht. Einmal, weil ich meine Mutter quasi offen anlog und dann weil ich nicht zu Reita stand.

„Tut mir Leid“, murmelte ich am Ende noch.

„Mach dir keinen Kopf okay?“, war direkt Reitas Kommentar dazu, als er mich in den Arm zog, „Ich bin dir absolut nicht böse. Solange ich weiß, dass du mich liebst ist alles okay“.

„Das tue ich“, meinte ich sofort und sah ihn ernst an.

„Ich weiß doch“, grinste er und küsste mich kurz, „also mach dir keinen Kopf“.

Jedoch war das einfacher gesagt, als getan.
 

„Was wollte deine Mutter denn?“, fragte Aoi beim Frühstück nach und auch Kai sah Reita mit großen Augen an.

„Sie hat uns Heiligabend zu sich nach Hause eingeladen“, antwortete Reita und strich sich dick die Nugatcreme auf sein Toast.

„Ist doch nett von ihr“, meinte Kai direkt und strahlte schon wieder über das ganze Gesicht.

„Sie hat auch meine Mutter eingeladen“, sagte ich zur Auflösung der Situation, „und sie darf das zwischen uns ja nicht erfahren“.

Aoi schaute verstehend auf seinen Teller. Er tat mir immer noch unglaublich leid. Seit dem letzten Besuch bei seinen Eltern, war der Kontakt, soweit ich das wusste, komplett abgebrochen. Der Gedanke daran, dass meine Mutter mich so verstoßen könnte, raubte mir die Luft zum Atmen.

„Das wird schon“, meinte Kai zuversichtlich, „es ist immerhin Weihnachten. Da wird schon alles gut“.

„Wisst ihr schon was ihr Weihnachten machen werdet?“, fragte Reita. Und ich glaube er fragte es, um das Thema umzulenken.

„Uruhas Eltern haben uns auch eingeladen“, sagte Aoi, „Weil ich dieses Jahr wohl kaum Heiligabend zu meinen Eltern fahren werde, waren Urus Eltern so nett und haben uns für den Tag eingeladen, statt wie sonst immer zum ersten Weihnachtsfeiertag. Dafür wollen wir dann den ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag zusammen weg fahren“.

„Vielleicht melden sich deine Eltern ja noch“, murmelte ich leise.

„Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, ob ich das möchte“, gestand Aoi und sank etwas in sich zusammen. Für eine Weile herrschte eine angespannte Stimmung am Frühstückstisch. Erst als Uruha durch die Haustüre kam und uns aus dem Flur heraus einen guten Morgen wünschte, flaute die Stimmung wieder ab. Aoi bekam wie immer einen Begrüßungskuss auf den Mund gedrückt.

„Ruki, bevor ich es wieder vergesse“, meinte er plötzlich und ich sah ihn fragend an, „du suchst doch noch einen Nebenjob oder?“

Schnell schluckte ich meinen Bissen runter und nickte.

„Weil heute war ein Bekannter bei uns und der meinte, dass die für ihren Laden noch eine Aushilfe suchen“, erklärte er mir freudig.

„Was ist das denn für ein Laden?“, wollte ich wissen.

„Der heißt ‚Nudy Boy’. Als wir Shoppen waren, waren wir dort drinnen. Da hattest du dir die eine Hose gekauft. Weißt du welchen ich meine?“

Ich überlegte einen Moment, ehe ich wusste welchen Laden er genau meinte.

„Der war ungefähr in der Mitte von der Takeshita dori oder?“, fragte ich jedoch sicherheitshalber noch einmal nach.

„Ja genau. Der Bekannte hat mir die Telefonnummer von seinem Chef gegeben. Wenn du an dem Job interessiert bist, dann kannst du da gerne anrufen“, sagte Uruha und legte mir einen kleinen Zettel auf den Tisch, „Ich springe mal eben unter die Dusche“. Und mit einem weiteren Kuss an Aoi war er auch schon wieder verschwunden.

Etwas unschlüssig betrachtete ich das kleine, unschuldige Stück Papier. Oben im Kopf stand der Name von dem kleinen Gemüseladen in dem Uruha nebenbei arbeitete.

„Kannst du ja nach dem Frühstück in Ruhe anrufen“, meinte Reita und grinste mich aufmunternd an. Was so etwas betraf war ich ein kleinwenig kindisch. Aber ich mochte es einfach nicht mit fremden Leuten zu telefonieren. Trotzdem drang ich mich nach dem ausgiebigen Frühstück dazu durch, dort anzurufen. Und keine fünf Minuten später hatte ich einen Termin für einen Probearbeitstag.

„Und?“, fragte Reita mich und kaute abwesend auf seinem Bleistiftsende herum. Meine Hausaufgaben für die kommende Woche musste ich auch noch machen.

„Nächste Woche Samstag hab ich einen Probearbeitstag“, sagte ich und stellte das Telefon auf seine Ladestation.

„Hört sich doch ganz gut an“, meinte er freudig.

„Der Chef hat am Telefon auch einen ganz netten Eindruck gemacht“, erklärte ich ihm, „der Job wäre echt nicht schlecht. Die zahlen auch ganz gut. Und die Arbeitszeiten passen mit der Uni an sich auch“.

„Dann gib dir nächsten Samstag mal ordentlich Mühe, um die von dir zu überzeugen“, kam es neckend zurück. Grinsend beugte ich mich zu ihm herunter und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Dich konnte ich doch auch von mir überzeugen“, flüsterte ich danach. Augenblicklich färbten sich Reitas Wangen leicht rot, sodass ich fast gelacht hätte, wenn es in dem Moment nicht so unpassend gewesen wäre. Irgendwie fand ich langsam Gefallen daran ihn in Verlegenheit zu bringen. Vor allem weil ich langsam verstand wie das am besten ging.

„Die wären blöd, wenn sie dich nicht nehmen würden“, nuschelte Reita darauf und fixierte die falsche Seite in seinem Buch an.

„Ich hol auch eben meine Sachen“, meinte ich grinsend.

„Ist gut“, kam es nur von meinem Cousin zurück, welcher immer noch die falsche Buchseite fixierte.

Irgendwie liebte ich diese einfachen Sonntage, an welchen wir nur mit Jogginghose durch die Wohnung schlenderten und das machten, was gerade anstand. Meistens half mir Reita noch bei meinen Hausaufgaben, wenn er mit seinen fertig war.

Schweigend setzte ich mich ihm gegenüber und klappte mein Buch auf. Mittlerweile hatte mein Freund auch die richtige Buchseite gefunden und kaute wieder an seinem Bleistift herum, ohne es zu merken. Eigentlich mochte ich Interpretationen. Mir gefiel der Gedanke dass man über den Sinn und die Beweggründe von Autoren nachdachte. Denn das schöne von einem Roman, Gedicht oder Lied ist es ja irgendwo, dass es Menschen berührt und den Schaffer im besten Fall überlebt. Und meiner Meinung nach steckte in jedem Werk ein Stück der Seele des Autors. Und mit ihren Werken wurden sie letztendlich unsterblich. Der Gedanke an dieser Unsterblichkeit gefiel mir.

„Über was denkst du nach?“, fragte mich Reita plötzlich, was mich leicht zusammenzucken ließ.

„Was?“, fragte ich ihn verwirrt.

„Du wirktest so nachdenklich“, meinte er ruhig und ließ seinen Bleistift sinken, während er mich erst fixierte.

„Ach so“, meinte ich und schaute kurz auf das Gedicht vor mir, „ich hab darüber nachgedacht, dass Autoren mit ihren Werken unsterblich werden. Finde ich irgendwie toll“.

„Schreib doch auch was“, sagte mein Cousin, „dann wirst du vielleicht auch unsterblich“.

„Ich glaube für einen Roman oder so fehlt mir die Disziplin“, lachte ich.

„Früher hab ich mal Kurzgeschichten geschrieben“, kam es unerwartet von Reita.

„Du?“, fragte ich ihn verwundert, worauf er selbst lachen musste.

„Nicht sehr passend was?“, gab er selbst zu.

„Nicht wirklich“, bestätigte ich nun auch lachend.

„War auch nicht ernstzunehmendes. Aber ich mochte es einfach ein klein wenig Gott zu spielen“, gestand er verlegen.

„Gott?“, wollte ich wissen.

„Ja, wenn du eine Geschichte schreibst, dann bist du irgendwo Gott. Weil du die alleinige Kontrolle über deine Charaktere hast. Leben oder Tod, Freud oder Leid, gutes Ende oder trauriges Ende, du entscheidest ganz frei darüber“, erklärte er.

„Darf ich sie mal lesen?“, fragte ich vorsichtig. Und für einen Moment schien er zu überlegen.

„Wenn ich sie wieder finde, kann ich sie dir geben“, meinte er. In dem Moment wusste ich nicht, ob er das Verschwinden seiner Werke nur als Ausrede benutzte oder nicht. Aber es war in Ordnung für mich, da ich nicht wusste, über was genau er geschrieben hatte. Immerhin fließt in jede Story die man selbst schreibt, auch etwas von einem persönlich ein. Demnach war jede Geschichte indirekt der Eintritt in die Intimsphäre jedes Autors.

„Okay“, meinte ich deswegen nur und widmete mich wieder meinem Gedicht.
 

Der gesamte Sonntag verlief recht ruhig. Erst als Kai mit Miyavi nach Hause kam, kam etwas mehr Leben in die Bude. Am Esstisch erzählte uns Miyavi, dass er ein Interview mit irgendeiner Zeitschrift gehabt hatte, deren Name ihm schon wieder entfallen war.

„Wie kann man so was vergessen?“, hatte Reita darauf hin nur verständnislos gefragt.

„Hat mich nicht wirklich interessiert“, war seine Antwort gewesen, „wird schon irgendwo auftauchen. Außerdem gibt es Wichtigeres, was ich behalten muss“.

„An was arbeitest du eigentlich derzeit?“, fragte Aoi und nahm seine zweite Portion zu Essen. Miyavi begann zu grinsen.

„Das kann ich euch noch nicht verraten“, meinte er und schaute weiterhin grinsend auf seinen Teller. Reita zog nur eine Augenbraue verwundert hoch und selbst Kai zog nichts wissend die Schultern hoch, als Aoi ihn fragend musterte.

Am Abend saßen wir alle zusammen im Wohnzimmer und schauten irgendeine DVD die sich Uruha nach der Arbeit noch ausgeliehen hatte. Und die Atmosphäre war eine völlig andere, als noch beim letzten Mal, wo wir so einen Abend gemacht hatten. Denn da hatte Kai noch alleine auf dem Zweiersofa gesessen. Jetzt lehnte er glücklich an Miyavi, welcher ihm zwischenzeitig mit Weingummi fütterte. Grinsend kuschelte ich mich selbst näher an meinen Cousin, welcher automatisch seine Umarmung verstärkte und mir danach noch einen Kuss auf den Mund drückte. Genießerisch schloss ich die Augen und erwiderte ihn sofort. Ich konnte es mir selbst nicht erklären, aber irgendwie verlangte mein Körper in letzter Zeit nach solchen Aufmerksamkeiten, und wenn er sie dann bekam, wurde mir direkt heiß und alles kribbelte. Und ich war mir fast sicher, dass Reita wusste, was mit mir los war, denn er schaute mich dann immer auf eine ganze andere Art und Weise an, als er es sonst tat. Und das jagte mir dann immer einen Schauer über den Rücken.

Und gerade weil ich es selbst nicht wirklich verstand, ließ mir das die ganze Nacht keine Ruhe, sodass ich am nächsten Morgen total gerädert in der Uni saß.

„Was ist denn mit dir passiert?“, fragte mich Shou am frühen Morgen, an unserem Standarttreffpunkt.

„Hab schlecht geschlafen“, nuschelte ich und vergrub meine Hände tiefer in meiner Jacke. So langsam wurde es frisch, hatte ich das Gefühl.

Grinsend zog mein bester Freund eine Augenbraue nach oben, weswegen ich ihn direkt leicht gegen die Schulter boxte.

„Nicht das, was du schon wieder denkst“, meinte ich aus Spaß vorwurfsvoll, „zumindest nicht direkt“.

„Und indirekt?“, fragte er während wir Richtung Uni liefen.

„Ich weiß auch nicht so wirklich, was mit mir los ist“, gab ich zu, „aber in der letzten Zeit da... ja keine Ahnung. Er muss nur neben mir sitzen und schon wird mir so komisch. Und wenn er nachts neben mir liegt, dann bekomme ich kein Auge zu und kann einfach nicht einschlafen. Das war am Anfang nicht so. Erst seit ein paar Wochen“.

Shou schien einen Moment zu überlegen. Wir hatten schon fast das Unigelände erreicht, als er plötzlich meinte: „Ich glaube du wirst langsam geil auf ihn“. Vor lauter Schreck wäre ich beinahe über meine eigenen Füße gestolpert, als ich ihn mit großen Augen ansah und ein undeutliches „Bitte was?“, raus brachte.

„Das ist doch erst so, nachdem ihr das kleine Experiment hattet oder?“, fragte er ganz sachlich, während wir durch das Unitor gingen.

Plötzlich wurde mir wieder total warm, als ich daran zurück dachte. Mein Schweigen und meine wahrscheinlich mehr als rote Birne, nahm Shou wohl als Zustimmung auf, denn kurz darauf begann er mit seiner Theorie.

„Also, wenn du mich fragst, dann wirst du geil auf ihn“, wiederholte er seine Vermutung noch einmal, was mir direkt wieder die Röte ins Gesicht schießen ließ. Geil werden... wie sich das anhört.

„Aber keine Sorge, das ist völlig normal“, meinte er und klopfte mir dabei wieder freundschaftlich auf die Schulter, „also keine Panik“. Mehr als ein Seufzen konnte ich darauf nicht erwidern.

Aber spätestens als wir vor dem Aushang der Testergebnisse standen, waren alle Gespräche von zuvor aus einem Kopf verschwunden. Mein Blick raste über die vielen Namen, auf der Suche nach meinem. Und als ich ihn dann endlich zwischen den anderen ausfindig gemacht hatte, fiel mir ein Stein vom Herzen.

Bestanden mit guten 67 Prozent.

„Oh mein Gott“, murmelte ich und quetschte mich aus dem Ansturm wieder heraus, wo Shou mit Tora stand.

„Ich bin stolz auf euch“, meinte dieser direkt, „ich wusste, dass ihr das packt“.

„Gott ich bin so froh“, sagte ich immer noch erleichtert, „ich hatte fast nicht mit gerechnet. Obwohl 67 Prozent jetzt auch nicht das Gelbe vom Ei ist“.

„Ich hab es dir die ganze Zeit gesagt“, beschwerte sich Shou gespielt, „und jetzt beschwer dich nicht, wir haben bestanden und das zählt!“

„Hast ja eigentlich Recht“, meinte ich grinsend und kramte mein Handy raus, damit ich Reita eine Email schreiben konnte.

‚Ich hab bestanden! Ich liebe dich <3’

Wir saßen gerade ein paar Minuten in unserer Vorlesung, als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte und den Eingang einer neuen Email ankündigte.

‚Ich komme später bei dir vorbei’

Und schon wieder klopfte mein Herz so intensiv, dass ich kaum Schlucken konnte. Schnell steckte ich mein Handy wieder weg und versuchte mich erfolglos auf die Vorlesung zu konzentrieren.

„Am Wochenende bin ich bei Ayame...“, flüsterte Shou plötzlich, als wir schon fast bei der Hälfte der Vorlesung waren, „...alleine. Ihre Eltern sind auf einer Betriebsfahrt über das Wochenende“.

Ich ließ meinen Stift sinken und sah ihn fragend an.

„Glaubst du, dass... also. Du weißt schon. Meinst du, dass es passieren wird?“

In dem Moment wo ich ihn das fragte, biss er sich grinsend auf die Unterlippe, was eigentlich schon Antwort genug war.

„Ich bin mir fast sicher, dass es passieren wird“, meinte er und fing an mit seinem rechten Bein zu wippen.

„Bist du nervös?“, wollte ich wissen.

„Mehr als alles andere“, gab er zu.

Ich nickte verstehend. Wenn ich daran dachte, dass ich irgendwann in nächster Zeit wahrscheinlich mit Reita schlafen würde, bekam ich schon wahnsinniges Herzrasen. Und bei Shou musste das noch schlimmer sein, dachte ich mir. Immerhin würde er den aktiven Part übernehmen. Die Panik was falsch zu machen, war bestimmt enorm.

„Man bin ich froh, dass ich noch Kondome von Saga habe“, lachte mein bester Freund plötzlich, „als ich ihm damals sagte, dass ich nun eine Freundin habe, hat er mir direkt einen Packung in die Hand gedrückt. Gut, dass die Teile ewig halten“.

„Es wird sicherlich schön werden“, meinte ich ehrlich zu ihm.

„Dass hoffe ich“, flüsterte Shou jetzt wieder leise und kaute erneut auf seiner Unterlippe herum.

Die restliche Stunde sprachen wir hier und da über Belangloses. Shou wusste genauso wie ich, dass wir jederzeit zu dem jeweils anderen kommen konnten, wenn was war.

Als wir mit den anderen Studenten den Vorlesungsraum verließen, stand Reita schon an der Wand gegenüber gelehnt. Lässig wie immer stemmte er sich ab und kam auf mich zu. Mir rutschte das Herz schon wieder in die Hose.

Bevor ich etwas sagen konnte, hing ich in seinen Armen.

„Ich bin stolz auf dich“, meinte er, ließ mich wieder los und drückte mir noch einen Kuss auf den Mund. Automatisch sackte ich ein wenig in mich zusammen und mir fielen die Augen zu.

„Sind nur 67 Prozent“, nuschelte ich.

„Jetzt hör auf mit deinen 67 Prozent“, kam es plötzlich von Shou neben uns, „wir haben bestanden. Das reicht erst einmal. Außerdem war das nur eine kleine und unbedeutende Zwischenprüfung. Bei der Richtigen sind wir dann besser. Tora hat uns seine Hilfe schon angeboten. Uns kann gar nichts passieren“.

Als Toras Name fiel, guckte mein Cousin plötzlich kritisch, weswegen ich seine Hand nahm und leicht drückte. Augenblicklich spürte ich einen Gegendruck. Das Gespräch, welches wir wegen Hiroto hatten, hatte sich tief in meinen Kopf gefressen. Wenn ich ehrlich war, hatte ich gerade bei Reita solche Gedanken nicht vermutet. Er kam immer so selbstbewusst rüber. Deswegen wäre ich nie darauf gekommen, dass er Angst hatte, dass ich mich plötzlich für jemanden anderen interessieren könnte. Für mich war es immer noch ein so unbeschreibliches Glück, dass die Person, die ich wirklich unglaublich liebte, mich ebenfalls mit der gleichen Hingabe liebte. Ein größeres Glück konnte ich mir derzeit einfach nicht vorstellen. Und die Angst, ihn irgendwann doch einmal verlieren zu müssen, war ein so schreckliches Gefühl, welches mir abrupt die Luft zum Atmen raubte.
 

„Bin wieder zu Hause“, schrie ich mittlerweile schon aus Gewohnheit durch den Flur, als ich gerade meine Schuhe auszog.

„Willkommen zurück“, kam es aus verschiedenen Ecken der Wohnung.

Ich hatte gerade meine Jacke wieder aufgehangen, als Reita grinsend im Flur stand und an der Wand lehnte. Schnell schnappte ich mir noch meine Tasche, welche ich an die Wand gelehnt hatte.

„Hey“, meinte ich und küsste ihn kurz zur Begrüßung. Mittlerweile war das bei uns auch so normal, wie bei Uruha und Aoi. Und es war wirklich schön. Das war etwas worauf man sich freute, wenn man auf dem Weg nach Hause war.

„Wie war es?“, fragte Reita, nachdem er den Kuss erwidert hatte.

„War echt cool“, erzählte ich ihm, als wir ins Wohnzimmer liefen, wo ich mich aufs Sofa schmiss, „der Laden ist echt total klasse. Und die Mitarbeiter und der Chef sind total nett. Zwar auch irgendwo anstrengend, aber im Großen und Ganzen echt ein cooler Job“.

„Also hast du den Job angenommen?“, fragte er mit einem komischen Unterton in der Stimme.

„Ja ich habe direkt zugesagt“, meinte ich energisch, „wer weiß wann mir so eine Chance noch einmal über den Weg läuft“.

„Da hast du Recht“, gab er mir Recht und zog mich an sich heran. Seufzend legte ich mich mit meinem Kopf auf seine Oberschenkel.

„Ich bekomme sogar Prozente, jetzt wo ich da arbeite. Ist eigentlich ganz praktisch, weil die echt geile Sachen haben“, erzählte ich weiter, während Reita mir durch die schwarzen Haare strich, „was hast du denn heute gemacht, während ich nicht da war?“

„Nicht viel“, gestand mein Cousin, „hab ausgeschlafen und was für die Uni getan. Ansonsten ein wenig aufgeräumt und mir Gedanken um dein Weihnachtsgeschenk gemacht“. Erstaunt schaute ich in sein grinsendes Gesicht.

„Was bekomme ich denn?“, wollte ich interessiert wissen und beugte mich etwas nach oben. Jetzt wurde sein Grinsen noch breiter.

„Sag ich dir nicht“, meinte er und verschränkte seine Hände hinter seinem Kopf.

„Das ist gemein“, schmollte ich, „vor allem wenn du schon sagst, dass du dir Gedanken gemacht hast und dann nicht sagst was genau“.

„Tja so bin ich nun einmal“, grinste er weiter und zog mich prompt, als ich was darauf erwidern wollte, in einen Kuss. Mit einem Mal war Weihnachten und mögliche Geschenke wie weggeblasen. Seufzend drückte ich mich meinem Cousin entgegen. Mittlerweile musste seine Zunge schon gar nicht mehr um Einlass in meinen Mund bitten. Mir klappten die Augen zu und mein gesamter Körper begann wieder zu kribbeln. Irgendwo in meinem Hinterkopf erinnerte ich mich an das was Shou mir vor fast einer Woche erzählt hatte. Vielleicht hatte er ja wirklich Recht und ich wurde tatsächlich geil auf Reita. Egal wie primitiv sich das anhörte, aber mein Körper reagierte eindeutig auf die einfache Stimulation des Kusses. Mein Herz zersprang mir beinahe in der Brust und raubte mir die Luft zum Atmen. Zittrig zog ich Reita mir zu mir herunter. Sein Gewicht lastete nicht wirklich unangenehm auf mir. Aber wahrscheinlich nahm ich das einfach in dem Moment anders wahr, weil sich langsam aber sicher wieder dieser seltsame Nebel bildete. Selbst dass ich zusammenzuckte, als Reita mit seinen kalten Händen plötzlich meinen Bauch berührte, bekam ich nicht wirklich mit. Meine Hände hatte ich mittlerweile selbst in seinen blonden Haaren vergraben.

Als dann plötzlich mein Handy anfing zu klingeln, unterbrach ich verstört den Kuss und brauchte einen Moment um zu begreifen woher das Geräusch kam. Hektisch kramte ich nach meinem Handy in meiner Hosentasche, welches langsam immer lauter klingelte.

„Ja?“, meinte ich völlig durch den Wind. Niemand antwortete mir. Verwundert schaute ich auf das Display.

„Shou?“, fragte ich, „bist du dran?“

„Hey“, kam es endlich, jedoch merkwürdig, zurück.

„Was ist los?“, wollte ich wissen.

„Bist du zu Hause?“, war die Gegenfrage. Irrte ich mich, oder hörte sich mein bester Freund irgendwie verheult an?

„Ähm ja“, antwortete ich ihm, „wieso?“

„Ich steh vor deiner Tür“, meinte Shou leise.

„Vor meiner Haustür?“, fragte ich verwundert. Reita, welcher mittlerweile wieder normale neben mir saß, zog ebenfalls verwundert eine Augenbraue nach oben.

„Ja“, kam es langsam zurück, „ich wusste nicht ob du wirklich da bist, deswegen hab ich dich erst angerufen“.

Immer noch irritiert ging ich zur Tür und öffnete sie. Und tatsächlich stand dort Shou. Mit seinem Handy in der Hand und tränenverschmiert.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (27)
[1] [2] [3]
/ 3

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  klene-Nachtelfe
2011-07-30T19:06:32+00:00 30.07.2011 21:06
Ui Ruki ist/wird geil auf Reita....xD
Oh man hat die olle jetzt etwa Schluss mit Shou gemacht?
Oder was ist mit dem armen Kerl nur los???
Voll traurig!!!
Klasse Pitel!!!
LG -^.^-
Von: abgemeldet
2011-04-03T14:03:37+00:00 03.04.2011 16:03
ich hab das letzte kapitel jetzt schon sechs oder sieben mal gelesen und kann das nächste kaaaum erwarten~
deine FF ist eine der besten, die ich je gelesen habe..
wunderbar, mach weiter so ! *____*
liebste grüße (:
Von: abgemeldet
2011-03-01T20:00:46+00:00 01.03.2011 21:00
hay..... erstmal wollte ich nicht zu den Schwarzlesern gehören die du am anfang immer erwähnt hast (Family).... ich wollte mir mein kommentar bis zu schulss aufheben bis ich alles gelesen habe ....großes lob an dich... ich finde es sehr gut wie du schreibst und ich würde mich sehr freuen wenn du mich benachrichtigen würdest wenn du es fortsetzt denn ich bin sehr gespannt wie es mit Shou weitergeht....es ist die beste FF die ich bisher gelesen habe oder eher gesagt die Beste mir wirklich gut gefallen hat ....ich kann einfach nur sagen mach weiter so!!!!
Von:  Len_Kagamine_
2011-02-23T11:26:30+00:00 23.02.2011 12:26
einfach nur wunder bar geshriben wie immer XD
und ich frage mich was mit shou ist ich muss es unbedingt wiesen deswegen musst du unbeding schnel weiter schreiben
ich hoffe das meine befürschtung nicht war wirt *bette*

Dat Nessy
Von:  Haidogirl
2011-01-26T16:09:32+00:00 26.01.2011 17:09
OMG ich habe diese fanfic echt vernachlässigt! *zurück ist* Ö_Ö
Ich hab sie total vermisst! *lmao*

Tolles Kapi! *-*
Der Anfang war zum quietschen süß XD
Aber was ist denn mit Shou passiert? Der arme! V_V
Von:  e____xD
2011-01-22T19:04:11+00:00 22.01.2011 20:04
Tolles Kapitel :)
Bin schon gespannt was noch kommt ;)

Liebe Grüße
Von:  SuGlover
2011-01-22T15:11:30+00:00 22.01.2011 16:11
endliich neues kapiiii~
yeaaaah ruki wird geil auf reita höhö~ xD dauert bestimmt nicht mehr lange ;D
ich bin soo gespannt auf die wheinachtsfeier :S ich hoffe das läuft gut x.x andererseits...drama ist auch ab und zu gut xD
maaaan wieso musstest du jett aufhören? D: was ist mit shou los >.< war die schl'mpe böse Ò.Ó wir müssen sie killeeeen xD :P
tolles kapi *____*
LG SuGlover =)
Von:  Kaogummi
2011-01-21T20:59:00+00:00 21.01.2011 21:59
oh gott.
zu 100 % ist irgendwas mir shous freundin passiert D:
schluss gemacht oder so.
ich freu mich schon total auf die weihnachts sache & was da endlich zwischen den beiden passiert XD
wie immer extrem toll geschrieben ♥
Von:  Rei_
2011-01-19T13:19:28+00:00 19.01.2011 14:19
Hi,...also erstmal muss ich sagen ich hab gestern und heute Family und New Family bis hier hin gelesen und es is eindeutig mit das Beste was ich bis jetz gelesen hab!Ich mag es wie du schreibst und es wird einfach nie langweilig...gestern wär ich beinahe vorm Pc eingeschlafen aber ich wollte unbedingt noch weiterlesen...hab ich dann auch gemacht...bis ich wirklich beinahe mit dem Kopf auf der Tastertur gelegen bin XD
Ruki und Rei :D <3 Aoi und Uru :D <3 und auch noch Kai und Miyavi :DD <3 ich bin ja mal gespannt was jetz mit Shou is...aya und ich find es toll wie du die Kussszenen beschreibst und so...aaaahhhh ich könnte dabei jedes Mal quiecken vor Freude XD Also auf jeden Fall freu ich mich schon aufs nächste Kapi :DD
<3 maRii
Von: abgemeldet
2011-01-19T10:34:30+00:00 19.01.2011 11:34
es geht weiter~~ *______* okay..gut..tolle Feststellung..
ehhm~ jetzt hab ich tatsächlich jeglichen Ansatz vergessen...umfg..
key~ also ich finde Reita wird immer niedlicher :3 und Ruki immer ehhm~ jetzt fehlt mir das Wort...stärker? so ungefähr...es trifft nicht genau das, was ich meinte..aber so ungefähr ><" und es klingt so dumm ><" das Wort, was ich suche, klingt viel besser D: egal..whatever xX

und ich glaub wie alle anderen freue ich mich nun auch unheimlich auf Weihnachten..und bin unglaublich gespannt, was passieren wird und und und....xX

"gespannt, was passieren wird" hat nun jetzt eigentlich auch schon alles gesagt...weil es sind so viele Punkte, wo man nun ganz dringend (also wirklich ganz, ganz dringend) wissen will, wies weiter geht (also auch bitte ganz schnell weiterschreiben xX) und ja..das war auch schon mein kleiner unbedeutender Kommentar, der mehr unnötiges Zeug als alles andere enthalten hat ><"


Zurück