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Jumays Kinder

Part 5: Kinder des Wassers - Verloren im Sand
von

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Brüder

Chatgaia hatte allen Tee gemacht, ausgenommen Mayora, der sich ja in seinem Zimmer versteckte.

„Und dieser respektlose Idiot hat dir nicht die Türe geöffnet?“, erkundigte sich Imera an seine Tante gewandt, während er mit Choraly am Küchentisch saß und sich die Ältere gerade dazu gesellte.

„Nein, aber es hat nichts mit respektlos zu tun.“, erklärte sie ihm ruhig und er hob misstrauig eine Braue, „ Unsere werte Prinzessin hier hat ihm gerade das Herz gebrochen, das muss er erst verarbeiten. Nein, ich glaube sogar, er verhält sich vernünftig, würden wir ihn jetzt noch stressen, bekäme er sicher wieder Fieber.“

Und sein Fieber verabscheuten alle Anwesenden mehr oder minder stark. Niemand wusste, wie lange sein verhältnismäßig zierlicher Körper diese ständige Belastung noch aushielt...

„Wie dem auch sei.“, lenkte Imera die Aufmerksamkeit da wieder auf sich und räusperte sich, „Ich war noch nicht fertig mit Erzählen.“
 

„Das ist dein Bruder?“

Mayora klammerte dich schüchtern an die Hand seines selbstbewussten Zwillings und lächelte scheu. Er freute sich ja so, Imeras Freunde kennen lernen zu dürfen!

Ironischer Weise war das Mädchen, das am Vortag nach dem kleinen Himmelsblüter verlangt hatte, nicht da, angeblich war sie krank, aber jeder wusste, dass ihre Eltern es ihr untersagten, jemand anderen zu treffen als einen Menschen. Vermutlich hatte sie sich verplappert, sie redete sehr viel. Das hatte sie nun davon.

„Jahaa, das ist Mayora.“, stellte das zukünftige Dorfoberhaupt sein Brüderchen da vor und alle Blicke legten sich neugierig auf den Kleinsten, der verlegen mit einem Füßchen auf dem Boden herumzuscharren begann. War das aufregend...

Der Ältere seinerseits war gespannt, wie seine Freunde auf ihn reagierten. Er war nicht so gut im Blicke deuten, so musste er warten, bis sie sprachen. Und das taten sie.

„Er sieht seltsam aus.“, meinte ein Blonder und rückte demonstrativ seine Brille zurecht, „Seine Haare und seine Augen... wenn ich deine komische Schwester nicht schon gesehen hätte, würde ich nicht glauben, dass es echt ist.“

Und das vom Klassenbesten. Davon abgesehen, dass es unmöglich war, die eigene Haar- und Augenfarbe zu verändern, gab es so etwas bei Himmelsblütern doch oft. Wobei Imera das selbstverständlicher sah als die anderen, kam ihm, weil er im Gegensatz zu denen dank seiner Mutter sehr viele Magier kannte. Na, auch egal, er war ja auch viel toller.

„Kannst du auch zaubern?“, wollte ein anderer Junge da wissen und der kleine Grünhaarige schaute scheu auf.

„Ein... ganz klein bisschen...“

Sein Bruder schnaubte verächtlich und ließ seine Hand los. Er hasste es, wenn er zauberte, er ach so toller Magier!

Normalerweise setzten diese Fähigkeiten erst in der Pubertät ein und ihre dumme Tante hatte bei Mayora sogar angenommen, dass es bei ihm noch länger dauerte, weil er so klein und zerbrechlich war, aber er schien was das betraf hochbegabt zu sein, denn er brachte jetzt bereits kleinere Wasserzauber zu Stande.

Und Imera konnte nichts Vergleichbares. Das war es eigentlich, was er so hasste.
 

Zwischen den Händen seines kleinen Zwillings erschien während er sich ärgerte ein kleiner Wasserstrudel und alle schauten ihm gespannt dabei zu, wie er ihn wachsen und wieder schrumpfen ließ. Viel mehr konnte er als kleines Kind auch noch nicht, aber das war durchaus beachtlich für sein Alter und Tagami machte es stolz.

Der ältere Bruder schnaubte.

„Das ist auch das Einzige, was er kann!“, machte er, „Er kann noch nicht einmal zählen, jahaa!“

Was tatsächlich der Wahrheit entsprach, weiter als bis drei war der Kleine nie gekommen. So wie Imera in Sprache schlecht war, haperte es bei ihm vermutlich mit der Mathematik. Das würde sich zeigen, wenn auch er irgendwann zur Schule ging.

„Dafür bist du zu hohl, deinen Namen zu schreiben.“, stellte ein dritter Junge da richtig fest und der Brünette errötete über und über.

Niemand verstand ihn! Er gab sich Mühe dabei, es ging nicht!

Er erzitterte und Mayora, der das bemerkte, ließ den kleinen Zauber vorsichtshalber wieder verschwinden. Man wusste ja nie...

„Na und?!“, schrie er, „Aber mein toller Bruder hat noch nicht einmal ein Herz, er ist zu dumm zum fühlen, wisst ihr das?!“

Die anderen Kinder schauten verwirrt. Sie mochten den Sohn des Dorfoberhauptes nicht, aber um ihrer Familien Willen gaben sie sich trotzdem mit ihm ab und waren seine Gemütsschwankungen gewohnt. Der kleine Bruder senkte verlegen den Blick so tief er konnte.

„Also ich finde ihn ganz sympathisch.“, bemerkte der blonde Junge nach einer Weile sich am Kopf kratzend und die Anderen nickten. Der Grünhaarige fühlte sich sehr geehrt, wagte aber nicht, sich zu bedanken; Imera stupste ihn bestätigend zu Boden.

„Der tut nur so!“, kreischte er schrill, „Hättet ihr ihn verprügelt, würde er sich nicht anders verhalten! Er kann noch nicht einmal weinen!“

Alle starrten ihn skeptisch an und keiner glaubte ihm, er hätte am liebsten laut aufgeschrien. Alles war Mayora Schuld! Wegen ihm hatte er nichts zu essen und keinen Platz und keine Freunde und keinen Respekt und überhaupt, er atmete ihm die Luft zum Leben weg!

„Wie kann man denn so tun, als sei man sympathisch?“, wollte da einer der Jungs blöd wissen und der Brünette schnaubte.

„Ich beweise es euch, jaahaa...“

Sein Vater hatte die ganze Zeit Recht gehabt und er war so blind gewesen. Wie hatte ihm das nur passieren können, er war doch so schlau!

Das würde er der kleinen Missgeburt heimzahlen!
 

Er grinste dreckig, als er mit dem Fuß ausholte und seinem noch immer am Boden kauernden Zwilling in den Bauch trat. Die Anderen fuhren bei seiner heftigen Reaktion zurück und der Kleinste keuchte auf, gab aber ansonsten keinen Laut von sich, auch nicht, als sein Bruder den Vorgang mehrmals wiederholte.

Imera wusste genau, dass er nicht weinen würde. Er hatte keine Gefühle und Leute ohne Gefühle musste man nicht ernst nehmen, weil es dann keine Menschen waren. Und dann nützte es dem Blödmann auch nichts, toll zaubern zu können, das verdiente er!

„Seht ihr!“, lachte er triumphierend, als sein Opfer auch nach unzähligen Tritten keinerlei Reaktion zeigte und die Anderen ihn mit großen Augen anstarrten. Er entschloss sich in seiner Wut dazu, noch eins drauf zu setzen, indem er den Kleinen an den feinen dunkelgrünen Haaren auf die Knie zog und ihm dann mit ganzer Kraft ins Gesicht schlug.

Er keuchte erstickt und hustete, blieb abermals aber ansonsten still. Dabei musste er grauenhafte Schmerzen haben, das zeigte doch, was er für ein stumpfsinniges Monster war!

„Meinst du nicht, das reicht langsam?“

Der Klassenbeste blinzelte irritiert vom Verhalten beider Zwillinge. Die waren ihm gruselig, aber seine Eltern wollten nun einmal nicht gehäutet werden, genau so wenig wie er selbst. Also war er artig.

„Habt ihr es denn kapiert, hää?“, stellte Imera ihm als Gegenfrage und er nickte.

Worum ging es dem Spinner noch mal? Darum, dass sein Bruder genau so gestört war wie er? Ja, aber das hatten sie zuvor schon geahnt...

„Vielleicht hält er bloß viel aus?“, überlegte da einer laut.

Der Sohn des Dorfoberhauptes funkelte ihn bösartig an. Dann kam ihm eine Idee und er grinste wieder.

„Du kannst dich gern selbst überzeugen, jaahaa...“

Genau, das war genial! Man musste diese Missgeburt bestrafen, so heftig wie möglich!

Er wusste, dass er noch nicht besonders stark war, aber die Anderen waren es, die konnten ihm schön helfen...
 

Und das taten sie. Egal, wie wenig sie Imera mochten und wie sympathisch ihnen Mayora zuvor gewesen war, Morikas Jungs nutzen die Macht, die man ihnen gab.

Und der kleine Himmelsblüter hielt still und blieb stumm.
 

„Warum hat er sich nicht gewehrt?!“

Choraly starrte ihr Gegenüber aus großen Augen an und dieses fuhr sich nur durchs Haar und seufzte. Wie sollte er das erklären...? Es war doch schon schwer genug, an solchen Stellen weiter zu erzählen!

Chatgaia ihrerseits nahm ruhig einen Schluck Tee und entschloss sich, ihrem Neffen zu helfen. Heute war ihm das schließlich sehr peinlich und rückgängig machen konnte er nichts.

„Aus Liebe.“, machte sie, „Er wollte seinen Bruder nicht verlieren und dachte, er würde sich von ihm abwenden, wenn er nicht vollkommen unterwürfig war. Außerdem kam ihm das normal vor, man hat ihm von klein auf beigebracht, dass er minderwertiger ist als...“

„Aufhören!“

Sie verstummte artig und der junge Mann nahm hastig einen Schluck Tee. Das Stadtmädchen wunderte sich unterdessen, dass sie ihn für diese Frechheit nicht vierteilte – sie hätte es an ihrer Stelle getan. Oder auch nicht, dieser Aufenthalt veränderte sie von Tag zu Tag...

„Ich spreche weiter...“, murmelte Imera da und fuhr fort.
 

„Ich will wissen, wie das passieren konnte!“

Tagami fauchte ihren älteren Sohn erbost an, während Rahlina, inzwischen fast 11 Jahre alt, ihrem jüngsten Bruder einen kalten Lappen auf die Stirn legte. Er hatte mal wieder Fieber bekommen, aber das war bloß das geringste Übel neben zwei gebrochenen Rippen, zahlreichen Prellungen, Blutergüssen und Schürfwunden. Der Junge war schlimm zugerichtet und als er nach Hause gekommen war, etwa eine halbe Stunde nach seinem Zwilling, war er auf der Türschwelle zusammengebrochen.

„Es waren die anderen Kinder!“, erklärte Imera gelangweilt und verschränkte seine Arme trotzig vor seiner Mutter, „Mayora hat unbedingt mitgewollt, ich habe ihn ja gewarnt, jaahaa. Aber er hat halt nicht hören wollen, das hat er nun davon.“

Ihm war völlig egal, was die Frau dachte, er war sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Warum war er nicht schon früher darauf gekommen, seine Freunde zu bitten, ihm dabei zu helfen, den kleinen Idioten wegzuschaffen? So konnte er endlich auch seinen lieben Vater stolz machen...

„Du mieser, intriganter Arsch...“

Er hob beide Brauen und blinzelte seine Mutter an. Ihr war klar, dass man so normalerweise nicht mit seinen Kindern sprach, aber was war hier noch normal? Imera wurde von Tag zu Tag mehr zu einem Ebenbild seines hirnlosen Vaters, wie sollte sie da gut zu ihm sein?

Sie konnte sich ohnehin nicht mehr richtig um die Kinder kümmern, sie musste für wenig Geld schwer schuften und am Ende ging ihnen doch das Essen aus.

Sie hätte damals auf ihre Schwester hören müssen...

„Hör gefälligst auf, meinen Sohn zu beleidigen, du Flittchen.“

Der Meinung war Alhata auch irgendwie. Eine Himmelsblüterin, was hatten sich seine verblödeten Eltern damals nur gedacht?

Imera war sein einziges richtiges Kind. Und er hatte ihn heute sehr stolz gemacht.

„Mein künftiger Nachfolger spricht immer die Wahrheit.“
 

--
 

Auf diese gewagte Aussage hin gab es noch viel Lob für den braunhaarigen Jungen. Er wusste jetzt, was zu tun war, um endlich der inzwischen ziemlich alten Bitte des Vaters nachzukommen.

Aber zunächst einmal äußerte er am Abend selbst einen Wunsch vor seinen Eltern.

„Mayora ist viel zu fett, der nimmt mir allen Platz weg, ich will, dass er aus meinem Zimmer verschwindet!“

Er war der Meinung, das hatte er sich verdient.

Tagami verkniff sich in Anwesenheit ihres Gatten eine Antwort, schnaubte aber verächtlich über die Bezeichnung 'fett' bei dem spindeldürren Kind. Ihr älterer Sohn schien wirklich ein Rad ab zu haben...

„Natürlich, ich kann verstehen, wenn er dich in deinem Bett nervt, aber wo sollen wir ihn sonst hinmachen?“, fragte Alhata da auch zurück und sein Sohn hob überfragt beide Brauen.

War ihm doch egal, Hauptsache weg. Er konnte doch niemanden umbringen, der sich nachts an ihn kuschelte!

„Ich bitte darum, auch etwas sagen zu dürfen.“, mischte sich der Grünhaarige da auch passend ein und sein Vater nickte, „Ich sollte doch ursprünglich irgendwann die Kammer bekommen, nicht? Nun, sie ist nie fertig geworden, aber das macht mir nichts, ich kann auch so darin schlafen, bis wir wieder genügend Geld haben.“

Er lächelte seinen Bruder zärtlich an und der erwiderte seinen Blick doof. Gute Idee, war die wirklich von dem gekommen?

War er am Ende etwa noch schlauer als er?!

„Aber die Kammer ist eklig, da kann er doch nicht darin schlafen!“, mischte sich auch Rahlina ungefragt ein und warf dem Jüngsten einen besorgten Blick zu, „Du bist doch noch verletzt, warum bist du überhaupt aufgestanden?“

„Ich kam mir dumm vor, den ganzen Nachmittag im Bett zu liegen.“

„Still jetzt!“

Alhata unterbrach die Kinder, indem er mit der flachen Hand auf den Tisch schlug.

Er fragte sich, ob Mayora wirklich so gutherzig oder doch einfach nur strohdoof war. Wohl von beidem ein wenig...

„Dann sei es so, wir nehmen Rohamas altes Bett und seine Kleiderkiste, viel mehr brauchst du für den Anfang ja nicht. Tagami, mach die Kammer zurecht!“

Tagami mach dies, Tagami mach das. Und was bekam Tagami dafür? Noch nicht einmal etwas zu Essen!

Die Frau erhob sich murrend und tat wie ihr geheißen, ihre Tochter lief ihr artig nach.
 

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„Bist du immer noch nicht tot?“

Imera zerrte den Kopf seines Zwillings genervt aus dem Teich und der Jüngere hustete und schnappte panisch nach Luft.

Seit dem Tag, an dem er seinen kleinen Bruder zum ersten Mal ernsthaft verletzt hatte, waren bereits ein paar Monate vergangen und seitdem hatte er immer wieder versucht, artig zu sein und seinem Vater einen Gefallen zu tun.

Dabei hatte er ein paar nützliche Dinge gelernt, zum Beispiel, dass er im Ertränken reichlich unbegabt war und auch nicht den Dreh zum tot schlagen heraus bekam. Und dass Mayora wirklich beschränkt sein musste, aber das hatte er schon länger geahnt.

„L-leider nicht, t-tut mir Leid...“, keuchte der Kleine da und versuchte, sich sein Gesicht mit dem Ärmel trocken zu wischen. Er hielt immer brav still und weinte nie.

Der Brünette ließ ihn los und seufzte.

„Du nervst!“, meckerte er, „Wieso kommst du überhaupt noch mit mir, du weißt doch eh, was ich mit dir mache, jahaa...“

Er könnte ja auch einfach abhauen oder so, sein Vater war schließlich auch nicht gerade nett zu ihm. Seit zwei Tagen hatte er ihm noch nicht einmal mehr etwas zum Abendessen gegeben. War aber auch wirklich nicht viel zum Geben da gewesen...

War ja auch egal.

„Du bist doch mein lieber großer Bruder.“, antwortete Mayora da, als er wieder normal atmen konnte, „Ich habe dich sicher irgendwie verärgert, also musst du mich bestrafen. Ich warte einfach auf den Tag, an dem du nicht mehr böse auf mich bist. Dann können wir wieder miteinander spielen wie früher!“

Er lächelte verträumt und schaute in den Himmel. Ja, der Tag kam sicher. Als er den merkwürdigen Blick seines Zwillings bemerkte, blinzelte er.

„Was denn?“

„Äh...“, setzte dieser zur Antwort an, „Du... ich hab schon mehrmals versucht dich zu ertränken, letztens wollte ich dich erstechen und tot hauen hab ich auch schon versucht... also...“

Er unterbrach sich selbst, als ihm bei dem unschuldigen Blick seines Gegenübers ein schlimmer Gedanke kam.

Der nahm ihn nicht ernst. Der glaubte gar nicht, dass er wirklich versuchte, ihn weg zu schaffen, der meinte ernsthaft, es sei eine Strafe für irgendetwas. Wie konnte er es wagen?!

Er wollte ihn dafür anschreien und tat schon den Mund auf, da fiel ihm etwas ein, was sein Vater ihm vor nicht all zu langer Zeit beigebracht hatte. Ein wahrer Mann war kein Mann der Worte, sondern einer der Tat. Dass das auf etwas ganz anderes bezogen gewesen war, war ihm in dem Moment, in dem er falsch zu lächeln begann, vollkommen egal.

„Du hast ja so Recht, jahaa.“, machte er und tätschelte dem Jüngeren den noch nassen Kopf, „Morgen ist wieder gut, ja?“

Mayora strahlte.
 

--
 

Nichts war wieder gut. Der Kleine war so naiv und gutgläubig, er würde ihm endgültig zeigen, was los war. Er würde ihn das Fürchten lehren, wenn er es denn heute nicht schaffen sollte, es zu beenden. Er würde seinen Vater so stolz machen!

Sie würden wieder genügend zu essen haben. Eine Missgeburt weniger. Er tat der ganzen Welt einen Gefallen, jaahaa.

Diese Gedanken hatte der kleine Junge, als er im Garten, noch allein, nach irgendetwas weltbewegend Tollem suchte, was selbst seinem dämlichen Zwilling endlich klar machte, wie ernst es ihm war.

Er wollte ihn weinen sehen.

Das war auch so etwas, was ihn wurmte, Mayora weinte nie. Man konnte ihm weh tun und ihn beleidigen und demütigen, er lächelte immer zu. Dieses hirntote Kind.

Imera machte das nur noch wütender, er war nicht hirntot und hatte Gefühle, deshalb weinte er auch, wenn er traurig war. Und der kleine Grünhaarige war mehr Mann als er! Nein, das ließ er nicht auf sich sitzen, was sollten die Leute denn denken...?

Er stolperte über eine Metallstange. Aus welchen Gründen auch immer lag viel Schrott in ihrem verdorrten Garten. Das Kind hatte keine Ahnung, wie der dahin kam und wie lange er schon da lag, bloß Bekanntschaft mit der Stange hatte er schon einmal positiv gemacht, das hatte er sich eingeprägt. Er war erfreut darüber, sie wieder zu sehen.

Er hatte seinen Zwilling schon einmal damit verprügelt, fiel ihm ein, als er sie aufhob und eine Weile ansah. Er war damals wegen irgendetwas so wütend gewesen und es musste dem Kleinen auch unheimlich weh getan haben. Rahlina hatte ihn damals aufgehalten, aber es hatte ihm gut getan. Bei seinen sadistischen Gedanken kribbelten ihm die Finger. Ja, es gefiel ihm inzwischen richtig, seinen Bruder zu quälen. Er war in all dem Elend, in dem er lebte, das Einzige, worüber er Macht hatte.

Und er verstand es nicht. Diese Metallstange war gut, aber nicht gut genug, er musste noch eins draufsetzen. Scharf nachdenken.

Er war nicht besonders schlau, aber ihm fiel etwas auf. Er hatte schon sehr oft versucht, ihn zu ertränken und das hatte immer am schlechtesten geklappt.

Mayora war ein Kind des Wassers. Und was war das Gegenelement zu Wasser...?

Sein Vater hatte doch heute Dokumente verbrennen wollen! Wenn er Glück hatte, brannte das Feuer noch...
 

„Imerachen?“

Mayora rannte verwirrt durch den Garten. Sein Bruder hatte ihm gesagt, er solle ihm nach der Hausarbeit nach draußen folgen, aber irgendwie war er nirgends zu finden. Bisher.

„Hier, Mayorachen!“

Der Junge zuckte zusammen, als er den Brünetten mit der seltsam glühenden Stange sah. Sie war heiß, er hatte die Ärmel über seine Hände gezogen, obwohl er das kühlere Ende hielt. Warum...?

Er lächelte ihm scheu zu.

„Großer Bruder, ich habe dich bereits gesucht!“, meldete er lieb und neigte den Kopf ein wenig, „Wolltest du mit mir... spielen?“

Imera lachte und kam auf ihn zu.

„So ähnlich.“

Seine Hände brannten ihm, aber das war es ihm wert, als er ohne Vorwarnung ausnahm und den Kleineren von den Beinen schlug.

Der Grünhaarige konnte sich ausnahmsweise ein Quieken nicht verkneifen, es war so unangekündigt und so heiß an seinen nackten Beinen gewesen. Hatte er nicht gesagt, es sei wieder alles gut?!

„Warum haust du mich wieder?“, wagte er deshalb verzweifelt zu fragen und der Andere fauchte und begann wild auf ihn einzudräschen.

„Du widerliche Missgeburt!“, schrie er, „Du nutzloses, hässliches Etwas, du bist allen nur im Weg uns kostest nur Geld, merkst du das nicht?! Es war mir verdammt noch mal ernst, ich will der Welt einen Gefallen tun, jaaha!“

Er freute sich innerlich tierisch, dass sein Zwilling schrie. Zum ersten Mal hatte er zumindest das richtig geschafft. Schläge in Verbindung mit Hitze waren wohl doch eine gute Idee gewesen. Er war nun einmal schlau, da merkte man es.

„Schrei nur!“, lachte er, „Schrei, bis deine Mädchen-Stimme weg ist, jahaa!“

Und er hätte dank dem Schmerz an seinen Händen selbst gern geschrien, aber dafür war später genügend Zeit. Zuerst Mayora.

Er schlug ein paar Mal heftiger zu, hielt dann aber erschreckt inne, als auch die Reaktion des Kleinen größer wurde.

„Ich halte das nicht mehr aus!“, schrie er immer zu, „Lass das!“

Moment, was war das...?

„Hab ich mich da verhört, oder willst DU MIR etwas vorschreiben, du jämmerliche Missgeburt, hää?!“

Er nahm ein weiteres Mal aus und traf ihn mit voller Kraft an der Schulter, als er sich gerade etwas aufrichten hatte wollen. Der Kleine kippte wieder zur Seite und kreischte ein weitere Mal jämmerlich.

Imera erschauderte unwillkürlich bei dem Anblick der vielen leuchtend roten Stellen am Körper des Grünhaarigen. Das musste abartig schmerzen, aber er hatte es verdient.

„Hast du es jetzt kapiert?!“, fuhr er das keuchende Kind an und es nickte hastig, „Ich kann dich nicht hören, du minderwertige Missgeburt! Hast du es kapiert, hä?“

„Ich hab es kapiert!“, jammerte der Angesprochene gequält und wand sich vor Schmerz auf dem Boden wie ein Wurm, „Du hast Recht, großer Bruder, ich bin des Lebens nicht würdig und ich bin deiner Gnade dankbar... a-aber, bitte mach, dass es nicht mehr schmerzt! Bitte...!“

„Wie soll das denn gehen, du SOLLST ja jetzt leiden, jaaha!“

Törichtes Balg, dem ging es wohl noch immer zu gut! Wie konnte er es wagen, auch noch zu bitten?! Das bestrafte er mit einem weiteren Schlag, den seinen Bruder keuchend zusammenbrechen ließ.
 

Imera starrte blinzelnd auf ihn hinab, wie er leblos da lag.

Ihm war heiß und kalt zugleich, als ihm der Gedanke, es vielleicht endlich geschafft zu haben, mit einem Mal kam.

Dann wäre es vorbei. Dann hätte er seinen Vater stolz gemacht und alles wäre gut.

Und trotzdem wurde dem Kleinen speiübel.

Möglicherweise hatte er ja auch wieder versagt.

Er tippte Mayora mit dem noch immer heißen Stab leicht an und erschauderte, als er sich nicht regte.

Und mit einem Mal hatte er das Gefühl, in ihm würde etwas zerreißen, wenn er seinen Vater nicht verriet.

„Mamaaaaaaa!“
 

--
 

Imera kam sich schäbig vor, als er an dem heruntergekommenen Bett seines Bruders saß und ihm beim Schlafen zusah. Er hätte es fast getan.

Aber er war so feige!

Jahrelang schon war er so feige, sein Vater würde ausrasten! Und Mayora?

Er schnaubte. Jetzt hasste er ihn mehr denn je und das Schlimmste daran war, dass er genau wusste, dass es nicht die Schuld seines Zwillings war.

Unwillkürlich musste er sich Tränen weg blinzeln, als er den von Kopf bis Fuß verbundenen Jungen vor sich ansah und als dieser keuchend die Augen öffnete, wischte er sich hastig mit dem Ärmel über seine Eigenen.

Der Kleine lächelte, als er den Brünetten erkannte.

„Großer Bruder! Du hier?.... ich will dir keine Umstände machen... ohh...“

Er stöhnte bei dem Versuch, sich zu erheben gedämpft auf und entschied dann weise, doch lieber liegen zu bleiben, auch wenn es ihm unhöflich vorkam. Das tat ihm Leid...

„Ja, ich hier.... jaahaa.“

Imera errötete. Er wusste nicht genau, was er sagen sollte.

Sich zu entschuldigen war völlig unpassend, er bereute nichts. Aber trotzdem wachte er an der Seite seines Bruders, das war doch irgendwie gegensätzlich. Ach egal, er war ohnehin immer im Recht.

Er schreckte auf, als der Jüngere weitersprach.

„Hast du mich jetzt wieder lieb?“

Mayora starrte die verdreckte Decke an. Er hatte bereut, oder nicht? Mehr konnte er nicht mehr tun! Ihm fiel zumindest nichts mehr ein...

Imera zischte bei dieser in seinen Augen völlig unverschämten Frage.

„Ich hab dich nie lieb gehabt, du blöde Missgeburt! In meinem ganzen Leben nicht, du bist für mich bloß ein nerviges Anhängsel, das halt da ist, auf das ich aber genau so gut verzichten könnte, jaaha!“

Schweigen. Die Jungen rührten sich eine Weile nicht, weil jeder auf die Reaktion des Anderen wartete. Und die kam als erstes von Mayora, der etwas tat, womit der Ältere niemals im Leben gerechnet hätte.

Er begann zu weinen.
 

--
 

Alhata war wirklich etwas sauer auf seinen älteren Sohn gewesen, aber nicht so, dass er ernsthafte Konsequenzen zu erwarten gehabt hätte.

Stattdessen befreite er ihn von der unheilvollen Aufgabe, die der Kleine nun schon über Monate und Jahre hinweg zu erfüllen versuchte und versprach, es selbst irgendwie in die Hand zu nehmen.

Das war zwar nicht sehr ehrenhaft, aber Imera nahm es eine gewisse Last.

Was der etwas dümmliche Junge jedoch nicht verstand, wie wollte sein Papa das denn machen? Hatte er ihm vor Ewigkeiten nicht einmal erklärt, dass er als Erwachsener 'so etwas' nicht einfach übernehmen konnte...?
 

Die Erkenntnis kam ihm erst im Laufe der Zeit.

Sein Vater war ein genialer Mann, er brachte den Tod und damit sogleich den Erhalt des Lebens der Familie, wie das Kind dachte, schleichend und langsam.

Und irgendwann hatte das Ganze mit einem Wimpernschlag, so schien es, ganz seltsame Ausmaße angenommen.

Mayora bekam kaum noch etwas. Von Liebe und Aufmerksamkeit hin bis zu Kleidung und Nahrung. Getränke konnte dem kleinen Wassermagier natürlich niemand verwehren, aber so ziemlich alles andere auf der Welt.

So kam es, dass Imeras Schatten irgendwann bloß noch ein dürres kleines Gespenst war, das immer alles tapfer über sich ergehen ließ. Der Braunhaarige fragte sich bloß oft, wie sein kleiner Zwilling das so lange aushalten konnte, irgendwann musste doch selbst er einmal nachgeben.

Und auch das tat er im Laufe der Zeit, als er auf Knien seinen Vater um all das bat, was er nicht mehr bekam.

Doch das einzige Ergebnis dieser Erniedrigung war eine Tracht Prügel und auf unbestimmte Zeit in der kleinen Kammer eingesperrt werden. So gut wie ohne Nahrung, natürlich.
 

Und Tagami hatte auch keine Kraft mehr. Sie wollte ihrem, nebenbei erwähnt fast dauer-fieberkranken, Sohn helfen und ihren einst geliebten Mann in die Schranken weisen, doch er war stärker und bestrafte sie auf ähnliche Weise wie den kleinen Jungen. Und Rahlina, als er sie erwischte, wie sie Mayora etwas Brot bringen wollte, gleich mit.

Und ganz langsam breitete sich in dem kleinen Imera eine seltsame Furcht aus. Plötzlich war alles anders, sein Vater wollte die Familie beschützen, aber wo war die Familie hin?
 

Seine Schwester ging nicht mehr zur Schule, wenn sie artig war und nicht in ihr Zimmer gesperrt wurde, kümmerte sie sich um den Haushalt, weil sich ihre Mutter kaum noch blicken ließ. Ob sie auch festgehalten wurde oder sich einfach nur verkroch konnte niemand so genau sagen, das Einzige, was ihr braunhaariger Sohn wusste, war, dass er die Frau, vor der er nie Respekt gehabt hatte, plötzlich vermisste.

So lag er eines Abends im Bett und dachte sehnsüchtig an längst vergangene Zeiten, als sie in Thilia mit Taranii gespielt hatten und glücklich gewesen waren.

Taranii war schon lange nicht mehr... seine Mutter, die an andere Dinge glaubte als der Rest von Morika, hatte ihm und seinen Geschwistern vor einigen Jahren einmal von den Windgeistern erzählen, Seelen, die böse waren und deshalb das Himmelreich nicht erreichten. Falls sie Recht hatte, war sein Cousin sicher auch zu so einem geworden. Er und sein Bruder hatten ihn umgebracht, wenn das ihn nicht verärgerte...
 

Er zog scharf die Luft ein, als er hörte, wie sich seine Zimmertür einen Spalt öffnete und eine schmale Gestalt zu ihm ans Bett trat.

„Imera...“, machte sie und der Angesprochene erschauderte und brauchte erst einen Moment, um zu realisieren, dass es sich bei dem Kind um seinen Zwilling handelte. Vermutlich hatte Vater vergessen, abzusperren und das nutzt die kleine Nervensäge jetzt aus.

„Was willst du hier, hä?!“, erkundigte sich der Ältere so nur unfreundlich, während er bemerkte, dass sie schemenhafte Person leicht zitterte.

„Meine Götter erzählen mir vom Unheil.“

Die mysteriösen Götter, die der Ältere nicht ernst nahm?

Er schnappte empört nach Luft, als sich sein Bruder einfach neben ihm niederließ und vorsichtig an ihn kuschelte, wie er es auch früher oft gemacht hatte. Himmel, sie waren schon acht Jahre alt, so große Jungen kuschelten nicht mehr!

Er kam nicht dazu, sich zu beschweren, denn da sprach Mayora weiter.

„Ich fürchte mich, großer Bruder, morgen geschieht etwas! Ich weiß es und kann nichts tun, ich fürchte mich vor der Dunkelheit, bitte, lass mich bei dir bleiben und halt mich ganz fest!“

Der Größere erschreckte sich, als er auch noch zu wimmern begann wie ein Baby und atmete, als müsste er jeden Moment ersticken. Als er seine Hand auf die kleine Stirn legte, spürte er, dass sie glühte und einen Augenblick lang kam in ihm die Frage auf, ob sein kleiner Zwilling wohl den nächsten Sonnenaufgang noch erleben würde.

Aber tun wollte er nichts. Er tat ihm einzig den Gefallen, um den er ihn gebeten hatte und hielt den Jüngeren die ganze Nacht lang ganz fest.
 

--
 

Am Morgen wurde er von lauten Stimmen geweckt. Er blinzelte und sah seinen kleinen Bruder, augenscheinlich nicht tot, schüchtern durch den Türspalt lugen.

Er war so dürr und verwahrlost, es war beängstigend. Aber es war immer noch Mayora, kein Grund sich zu sorgen. Zumindest versuchte er sich das einzureden, als er aufstand und hinter den Kleinen trat.

Klein war er wirklich, fast einen Kopf kleiner als sein Bruder, aber das war bei Kindern wie ihm bekanntlich normal.

Außerdem hatte Imera kein Interesse daran, darüber nachzudenken, die lauten Stimmen, die ihn geweckt hatten, gehörten seinen Eltern und kamen aus der Küche.

„Streiten sie?“, fragte er blöd und der Grünhaarige nickte.

Irgendwie war es nostalgisch, gemeinsam hinter der Tür zu stehen zu lauschen.
 

„Wie kannst du es wagen, mich so hintergehen zu wollen, du dreckige Hure?!“, schrie Alhata und etwas schepperte.

„Und wie kannst du es wagen, mich anzuschreien?!“, kreischte Tagami darauf zurück und abermals schepperte etwas, „Du mieser Mistkerl, du abartige Ausgeburt der Wüste! Du willst ihn umbringen! Du willst dein eigenes Kind umbringen! Du willst MEIN Kind umbringen!“

Sie schluchzte herzerweichend und ihr Mann schnaubte.

„Bist du blind und taub?! Wir haben nichts mehr! Wir müssen auf die Überflüssigen zuerst verzichten! Es ist nur zu unserem Besten!“

Etwas rappelte erneut und die Frau weinte weiter.

„Mayora ist nicht überflüssig, er wird nicht dein Erbe und vielleicht kann er nicht viel, aber er ist lieb und wir sollten ihn auch lieb haben! Er ist doch kein Haustier, das nicht mehr gewollt wird!“

Damit hatte sie sich zu viel erlaubt und kassierte eine schallende Ohrfeige.

„Mayora ist viel WENIGER als ein Haustier, denn ein Haustier nimmt man aus welchen Gründen auch immer freiwillig bei sich auf und er kam einfach als Imeras lästige Nachgeburt, wir hätten ihn damals schon entsorgen sollen!“

Die Jüngere schrie auf.

„Er ist unser Kind!“, machte sie hysterisch, „Du musst ihn lieben! Und er kann verdammt nochmal nichts dafür, wenn du zu dumm bist, um mit unserem Geld umzugehen!“
 

Während die Eltern sich anschrien, erschreckten sich die Zwillinge gehörig, als die kreidebleiche Rahlina plötzlich durch die Tür zu ihnen schlüpfte.

Sie war inzwischen zwölf Jahre alt und bildschön. Wenn sie einmal das Haus verließ, was sehr selten vorkam, schauten ihr alle Jungen nach, obwohl sie eine verhasste Himmelsblüterin war. Ebenso wie ihre Mutter und ihre Tante ihrer Zeit war sie etwas frühreif veranlagt, fand das im Gegensatz zu ihnen damals jedoch nicht so toll und versuchte sich möglichst unauffällig zu kleiden, um diese gewissen Rundungen, die sich langsam begannen abzuzeichnen, zu verstecken. Gelang ihr nur leider meist nicht zufriedenstellend, aber den kleinen Brüdern war das ohnehin so hoch wie breit. Sie war ihre Schwester und für Mädchen waren die Beiden so wie so noch zu jung.

Außerdem gab es im Moment wichtigeres.

„Die streiten wegen mir!“, meldete Mayora schockiert und eigentlich völlig überflüssig und das Mädchen nickte.

„Ihr müsst mitkommen!“, bestimmte sie, „Das ist hart, ich fürchte, die kommen noch auf die Idee Dummheiten zu machen! Aber wenn wir alle zusehen schreckt das sie vielleicht ab!“

Die Kleinen nickten verständig und folgten der großen Schwester in die Küche.
 

Oder das, was davon noch übrig war. Das Ehepaar hatte wirklich ganz schön gewütet, die Jungen konnten Rahlinas Bedenken durchaus verstehen, soweit sie die Situation mit ihrer Niedrigen Intelligenz richtig erfassen konnten.

Tagami hockte vor dem Tisch auf dem Boden, den Kopf gesenkt. Ihre Haare fielen über ihr Gesicht, manche Strähnen waren von Blut verklebt.

Alhata lehnte sich leicht außer Atem an die Küchenzeile und starrte die Decke an.
 

Der Anfang vom Ende.
 

„Geht weg... das... müsst ihr nicht sehen...“, stammele die Frau mit leiser Stimme und ihr jüngster Sohn erschauderte und schnappte nach Luft.

„Mutter... Vater...“, begann er zitternd und die Angesprochenen wandten sich ihm langsam zu, „Ich... es tut mir so Leid, bitte verzeiht mir, ich tue alles, was ihr wollt!“

Der kleine Junge hatte niemals in seinem Leben etwas verbrochen, vom fahrlässigen Mord an seinem Cousin einmal abgesehen, aber das wussten die Eltern nicht.

Er war ein reiner kleiner Engel, das wurde ihnen klar, als er so dürr und zerbrechlich vor ihnen stand und sie wegen nichts und wieder nichts um Vergebung bat.

Aber es war bereits zu spät.

Alhata grummelte feindselig.

„Meine Entscheidung steht, Missgeburt. Du wirst den nächsten Neumond nicht mehr sehen.“

„Nein!“

Tagami senkte wieder wimmernd den Blick und Rahlina schlug sich die Hände vor den Mund. Das konnte er doch nicht machen! Ihre Mutter war so schwach, sie würde etwas tun!
 

Ein Schluchzen unterdrückend überwand sie die geringe Distanz zu dem Dorfoberhaupt und kuschelte sich an es, ihr hübsches Gesicht in seiner Brust vergrabend.

Der Mann stutzte nur.

„Papi!“, sprach das Mädchen da mutig und sah zu ihm auf, „Etwas ist mit dir geschehen, Papi, ich weiß es! Du bist nicht böse, du bist nett, als wir klein waren hattest du uns auch alle lieb!“

Der Rest der Familie beobachtete die Szene perplex.

Imera war etwas irritiert, er wusste nicht, was er denken sollte. Ja, früher war wirklich alles schöner gewesen. Aber vielleicht nicht besser, möglicherweise hatte sein Vater ja Recht und es war doch eine gute Idee, Mayora zu 'entsorgen'. Und wenn er das tatsächlich konnte, um so besser, der brünette Junge hatte es schließlich nie geschafft und das ärgerte ihn schon noch etwas.

Andererseits, vielleicht sprach auch seine Mutter die Wahrheit, ohne den Kleinen fehlte etwas. Ja, da war er sich sogar ganz sicher, vielleicht war es aber trotzdem besser, wenn er verschwand?

Ach, Imera war dumm, so viel denken am frühen Morgen war nicht gut für sein empfindliches Gehirn, er überließ das lieber den Großen.

Er konnte mit jeder Entscheidung leben.

„Früher war natürlich alles anders, jetzt ist es schwieriger, aber ich bin sicher, wir schaffen das auch!“, sprach Rahlina da plötzlich weiter und konnte nicht verhindern, dass sie schluchzen musste, „Als Familie, die füreinander da ist und sich lieb hat!“

„Du kannst deinen Sohn nicht einfach töten, er ist ein Teil von dir.“, bemerkte die Mutter da auch, vom Einsatz ihrer Tochter ermutigt und erhob sich.

In ihren hellroten Augen spiegelte sich ein Stolz wieder, den sonst einzig ihre Schwester auszustrahlen vermochte.

Und Alhata Timaro fürchtete Chatgaia Setari.

Aber für seine Frau galt das dennoch nicht, egal wie stark sie war und wie tapfer sie sich anstellte.

Er grinste bloß kalt.

„Zusammenhalten...? Ihr wisst nicht wovon ihr redet! Ich will diese Missgeburt nicht mehr sehen, ich hasse sie, ich verabscheue sie und ich bin sehr wohl in der Lage ein Kind von mir zu töten!“

Er befreite einen Arm aus dem Griff seiner Tochter und zog demonstrativ sein Kurzschwert.

„Wenn du es so machst, vergehst du ganz offiziell ein Verbrechen.“

Die Grünhaarige musterte ihn eisig und er lächelte grausam weiter. Dann senkte er amüsiert den Blick.

„Morika ist so gut wie tot. Gesetze scheren keinen mehr, alle beklauen und verprügeln sich gegenseitig. Es geht das Gerücht um, dass der alte Hühnerzüchter und seine Frau ein Nachbarskind gefangen und... gegessen haben, frag mich nicht, ob es stimmt, ich will es auch nicht wissen. Nenne mir also eine Person, die es auch nur im Ansatz scheren würde, wenn ich die kleine Missgeburt hier und jetzt weg schaffe?“

„Ich!“

Rahlina quiekte unangesprochen und klammerte sich fester an ihren Vater. War ihr doch egal, wer in diesem Kaff voller Wahnsinnigen wen verprügelte und wen auffraß, sie wollte bloß ihre Familie, sie liebte sie und wollte nicht, dass sie zerbrach, sie mussten zusammenhalten!

„Du kannst keines deiner Kinder töten, das geht nicht, so tief kannst du nicht sinken.“, stimmte auch Tagami wieder bebend ein und er blickte wieder auf. In seinen Augen stand ein so tiefer Hass, dass alle unverzüglich die Luft einzogen.

Er konnte.

„Es hat nichts mit Niveau zu tun, Tagami... ich beweise es dir.“
 

Rahlina suchte den Blick ihres Vaters und seine himmelblauen Augen sollten das letzte sein, was sie ihn ihrem jungen Leben zu sehen bekam.

Sie stand ihm am nächsten, weil sie ihn aus tiefer Liebe umarmte und keuchte vor Schreck gelähmt bloß schwach auf, als Alhatas Kurzschwert sich durch ihren Rücken und anschließend ihre komplette Brust bohrte und die Spitze, die auf ihrer Vorderseite schließlich wieder herausragte, den Mann fast selbst gepiekt hätte.
 

Einen Moment lang stand die Zeit still, Tagami und die Zwillinge starrten eingefroren auf die Szene vor sich, dann zog das Dorfoberhaupt die Klinge wieder aus dem Körper des zierlichen, hübschen Mädchens und mit dem Austreten eines Schwall Blutes sank es langsam in sich zusammen und an seinem Vater hinab.

„Papi...“, war alles, was sie leise von sich gab, ehe sie nach wenigen Sekunden der tödlichen Verletzung auf dem Küchenboden erlag.

Alles, was sie hinterließ war eine Blutlache und ihren niedlichen Körper. Mehr hatte sie nicht fertig gebracht.
 

Die Mutter schrie gellend auf, als sei der Bann damit gebrochen, sie schrie, bis sie keine Luft mehr bekam, atmete hastig ein und schrie dann weiter.

Imera stand weiterhin eingefroren da, Mayora torkelte ein paar Schritte rückwärts. Und das war alles wegen ihm passiert.

Nein, das konnte nicht passiert sein, warum seine liebe Schwester?!

Warum?!
 

„Was hast du getan?!“

Während die Jungen unfähig waren, sich zu rühren, stürzte Tagami hysterisch zu ihrer toten Tochter, rüttelte sie, umarmte sie und weinte aus tiefstem Herzen.

Wieso sie auf einmal? Mayora war schon schlimm genug, aber weshalb hatte er auch seine Tochter dem Tode geweiht?! Das ergab keinen Sinn!

Dieser Mann war einfach nur absolut krank...

„Das bisschen Profit, dass sie gebracht hätte, hätte uns wohl kaum geholfen.“, erklärte er ruhig, „War also nicht nur zur Demonstration, sondern auch für die Familie.“

Der Jüngste stolperte einige weitere Schritte rückwärts und die Grünhaarige sah zitternd auf.

Praktisch denken, logisch denken und so eine Dummheit!

„Und was geschieht mit der Familie, wenn du sie abschlachtest?!“

Natürlich, sie kosteten weniger Geld, wenn sie weniger waren, aber dann blieb doch zum Schluss bloß er übrig! So dumm konnte ein einzelner Mensch doch nicht sein!

Und er hatte dafür sein eigenes kleines Mädchen.... nein. Sie entschloss, die Tränen wegen dem Verlust ihrer Tochter für einen kurzen Moment herunterzuschlucken und sich dazu zu zwingen, klar zu denken. Sie hatte noch die Zwillinge, sie musste sie beschützen!
 

„Bloß die Wichtigen müssen überleben!“, antwortete er unverhofft und sie erhob sich, Rahlina schweren Herzens am Boden liegen lassend.

Sie hatte ihn so lieb gehabt...

„Wir sind alle gleich wichtig, wir haben alle das selbe Recht auf Leben, Alhata, du bist völlig paranoid!“, kreischte sie ihm ins Gesicht und stampfte wütend auf, dabei spritzte das Blut des Mädchens.

Mistkerl!

Er lachte widerwärtig auf und überwand die kurze Distanz zwischen ihnen um ihr bloß wenige Zentimeter voneinander entfernt in die roten Augen zu sehen.

Tagami wich bei der plötzlichen Nähe einen kleinen Schritt zurück; früher einmal war sie ihm gern nah gewesen...

„Unsinn.“, widersprach er und strich ihr seltsam verkrampft durchs Haar, „Du, Rahlina und Mayora, ihr seid absolut minderwertig, das weiß jeder. Wirst du jetzt artig sein?“

Artig sein? Sie war doch kein Hund!

Sie schlug grantig und bebend vor Hass seine Hand weg.

„Nichts werde ich, dich zur Hölle schicken, das werde ich!“

Als sie die Hände hob und einen beängstigenden Windwirbel entstehen ließ, weitete das Dorfoberhaupt alarmiert die Augen. Hexe!

Mayora, der inzwischen nicht mehr weiter zurückweichen konnte, presste sich panisch an den Türrahmen, Imera war noch immer versteinert.

„Ich bringe dich um, für all das, was du uns angetan hast, du Mistkerl!“, schrie sie hasserfüllt und er keuchte und packte sein Kurzschwert wieder etwas fester.

„Das kannst du nicht tun, ich bin dein Mann!“, bemerkte er blöd und sie richteten den Zauber auf ihn.

„Und wie ich das kann; du bist ein widerliches Ungeheuer!“

Auf diese Bemerkung hin grinste er überraschend und sie hob beide Brauen; noch mehr, als er einfach den von ihr eben zurückgewichenen Schritt wieder aufnahm, furchtlos vor der tödlichen Magie.

„Sieh dich an, und da nennst du mich ein Ungeheuer?!“, er lachte eisig auf, „Schwächliche, verzweifelte Hexe!“

So wie sie reagiert hatte, hatte ein Leben mit ihr keine Zukunft mehr.

Und ein weiteres Mal stach er zu, ehe sein Opfer Zeit hatte zu reagieren.
 

Der Zauber verschwand auf der Stelle und die Frau riss die Augen auf, während ihr Mann seine schloss.

Das... musste er jetzt nicht sehen.

Er hatte nahezu die selbe tödliche Stelle getroffen wie zuvor bei seiner Tochter Rahlina und das wussten beide.

„Bitte... tu den Jungen nichts...!“

Tagami sackte langsam in sich zusammen, keuchte leise und betrachtete sich den grünhaarigen Hinterkopf ihrer Tochter, während sie neben ihr am Boden lag und neben einem betäubenden Schmerz bloß noch das warme Blut an ihrem Oberkörper spüren konnte.
 

Sie hatte es versucht, einmal in ihrem Leben ihre Eltern stolz zu machen. Ob es ihr gelungen war, hatte sie nie erfahren. Und ob es sich gelohnt hatte, erst recht nicht.
 

Das waren ihre letzten Gedanken.
 

--
 

Alhata drehte sich langsam zu den Zwilligen, das blutige Schwert noch immer in der Hand. Er schaute an seinem versteinerten Sohn Imera vorbei zu seinem eigentlichen Ziel, Mayora, der sich mit weit aufgerissenen roten Augen panisch immer mehr an die Wand presste.

Im Blick seines Vaters lag der pure Wahnsinn, alle seine Götter warnten ihn, das Blut rauschte in seinem Kopf und das Schwindelgefühl und die Übelkeit, die wegen des abscheulichen Anblicks in ihm aufgekommen waren, ließen ihn fast ohnmächtig werden.

Bloß ein einziger, egoistischer, jedoch einzig richtiger Satz schwirrte ihm in den Gedanken: Weg von hier.

„Und jetzt zu dir, Missgeburt.“

Der Mann kam auf ihn zu, an dem unbeweglichen Imera vorbei, doch noch ehe er seinen Jüngsten erreichen konnte war der mit einem schrillen Schrei aus der Tür gerannt und gleich darauf auch aus dem Haus.
 

Der Vater unternahm überraschender Weise nichts weiteres.

„Ausgerechnet der kann jetzt laufen.“, bemerkte er nur glucksend, als er kurz aus der Küchentür lugte, „Na mir soll es Recht sein, Hauptsache, er ist weg und ich muss ihn nie wieder sehen, diese scheußliche Ausgeburt der Hölle, vermutlich würde er mich verfluchen, wenn ich versuchen würde, ihn zu entsorgen...“

Das übrig gebliebene Kind reagierte darauf nicht, erst, als sein Vater sich bester Laune lächelnd vor es kniete, begann es, seine Umwelt wieder wahr zu nehmen.

„Alles ist gut, Imerachen.“, versicherte ihm der wahnsinnige Mann, hinter ihm lagen die Leichen seiner Frau und seiner Tochter, „Jetzt haben wir es geschafft, der Familie wird es jetzt gut gehen. Hast du das verstanden?“

Er drang mit seinem irren Blick tief in die aus reinem Selbstschutz verschlossene Seele des Jungen und der nickte langsam, trat dann näher an sein Gegenüber und kuschelte sich vorsichtig an es.

Sein Papa hatte ihn lieb, sein Papa würde für ihn sorgen, er tat immer das Richtige.
 

Imera brach keuchend ab und hielt den Kopf tief gesenkt.

Choraly kam sich schäbig vor, sich so etwas von ihm erzählen gelassen zu haben und senkte ihr Haupt ebenfalls.

„Chatgaia...?“, fragte er da mit brüchiger Stimme nach seiner Tante und die schaute von ihrer Teetasse auf.

„Darüber... was ich dann erlebt habe, will ich nicht reden, bitte sei mir nicht böse....“

Die Frau nickte und das brünette Mädchen schaute blinzelnd wieder auf.

„Schon in Ordnung, du warst... sehr tapfer. Ich erzähle weiter, von dem, was ich so erlebt habe.“

Die Jüngeren nickten.

Das Stadtmädchen erschauderte etwas bei dem bloßen Gedanken daran, wie sich Imera gefühlt haben musste... sie erinnerte sich an den Absturz, das war ja schon schrecklich gewesen, aber immerhin bloß ein Unfall.

Das Dorfoberhaupt lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich.
 

„Hat es an der Tür geklopft?“

Harata Setari schaute überrascht von seinem Abendessen auf und zu seiner Frau, die mit den Schultern zuckte. Sie hatte auch etwas gehört.

„Schau lieber mal nach, vielleicht ist es wichtig.“

Er tat wie ihm geheißen und staunte nicht schlecht, als tatsächlich jemand da stand. Aber keiner, mit dem er ansatzweise gerechnet hätte.

„Herrje, Mayora... was...? Na, komm erst mal herein, du bist ja ganz außer Puste...“

Chatgaia hob interessiert den Kopf, als ihr Gatte zusammen mit ihrem zierlichen kleinen Neffen die Küche betrat und verschluckte sich beim Anblick des Kindes an ihrem Essen.

Himmel, er war so furchtbar dürr!

Und nicht nur das, er war völlig bleich und zitterte leicht.

Die Frau erhob sich alarmiert und eilte zu dem Kleinen, um ihm eine Hand auf die Stirn zu legen. Er hatte leicht erhöhte Temperatur, aber das hatte er meistens, daran schien es nicht zu hängen.

Er starrte seine Tante apathisch an.

„Was ist mit dir, mein Kleiner? Wo ist deine Mama?“

Er war ja wohl nicht allein gekommen. Oder doch?

Zur Überraschung des Paares begann der Junge zu schluchzen.

„Ich bin gekommen, um dich um eine Herberge zu bitten, geehrte Tante.“, begann er dennoch förmlich und presste die roten Augen krampfhaft zusammen. Er wollte nicht weinen und schwach sein!

Chatgaia strich ihm verwirrt durchs Haar.

„Warum um eine Herberge? Was ist passiert, Mayora?“

Die Götter hatten ihr und Harata in der vergangenen Nacht seltsame Dinge gesagt, das musste es jetzt wohl sein.

Das Kind erschauderte.

„Ich kann es... nicht sagen, Tante.... ich darf nicht mehr zu Hause sein... glaub mir das!“

Er schluchzte weiter und verlor den Kampf, als er ganz anfing zu weinen. Harata kratzte sich verunsichert am Kopf.

„Möchtest du später darüber reden?“, fragte er vorsichtig, „Willst du vielleicht vorher gern was essen? Mit vollem Bauch lässt es sich besser erzählen!“

Eigentlich war Mayora ja überhaupt nicht nach essen, aber er war so unsagbar hungrig...

So nickte er und verschlang darauf fast das komplette Abendessen allein.

Danach war ihm zwar etwas flau im Magen, aber er fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder richtig satt.

„Und was ist jetzt los?“, wollte seine Tante da wieder von ihm wissen und er senkte den Blick.

Dann fasste er sich ein Herz und wagte es auszusprechen.

„Mami und Rahlinachen sind tot... und ich soll auch sterben...“
 

--
 

„Ich hoffe, du weißt, was du tust.“

Chatgaia schaute ihren Gatten erst an, während er mit einer Gruppe von anderen Männern aus dem Dorf an der Straße nach Morika stand. Er nickte.

„Ich weiß es.“, antwortete er, „Wir werden nichts tun, so lange die auch nichts machen. Bloß reden. Was Mayora über den Stand der Himmelsblüter in Morika erzählt hat, ist es mir einfach zu gefährlich, allein dort hin zu gehen.“

Seine Frau seufzte.

„Ja. Pass gut auf dich auf, Liebster... ich kann dich nicht auch noch verlieren.“

Sie senkte ihr Haupt und er umarmte sie zärtlich.

Jetzt hatte sie auch noch ihre kleine Schwester verloren. Und ihre Nichte. Es war schlimmer für sie, als sie zugab und auch Harata war tief betroffen, aber er war froh, dass sie sich so gut im Griff hatte, Mayora brauchte jetzt jemand starkes. Das arme kleine Kind.

Er würde darum kämpfen, dass sein Vater eine gerechte Strafe bekam.
 

Und das tat er die ganze Nacht.

Es war eine schlaflose in Thilia, wie auch in Morika, alle waren auf der Straße, unterhielten sich gedämpft und warteten auf die Männer, die aber erst mit dem Morgengrauen wiederkehren sollten.

Chatgaia stand allein mit ihrem Neffen auf dem Arm.

„Werde ich jetzt bei dir bleiben können, liebe Tante?“, fragte er sie irgendwann, kurz bevor die Männer zurückkehrten und sie nickte.

„Selbstverständlich. Du wirst nie wieder um dein Leben fürchten müssen, das verspreche ich dir.“

Er kuschelte sich etwas an sie.

„Vielen Dank, liebe Tante.“

„Ehrenwertes Dorfoberhaupt?“

Die beiden sahen zu einem kleinen Mädchen, das zu ihnen gekommen war. Sie war etwa in Mayoras Alter und bildhübsch, aber der Junge fand ihre stechend violetten Augen und ihren monotonen Gesichtsausdruck beängstigend und wandte sich wieder ab.

„Ja, Shakki?“, sagte Chatgaia da und die Kleine strich sich eine lockige schwarze Haarsträhne hinters Ohr.

„Sie sind besorgt, aber es werden alle Männer zurückkehren und Thilia wird wachsen.“

Sie wartete keine Antwort ab und verschwand wieder. Der kleine Junge schaute verwirrt auf.

„Das war Shakki.“, erklärte im seine Tante, dem Kind nachsehend, „Sie ist eine Seherin, deshalb ist sie etwas seltsam.“

Sie hatte es auch nicht leicht, vielleicht konnte ihr Neffe ja etwas mit ihr anfangen, die anderen konnten es nicht. Aber daran zu denken, war jetzt keine Zeit.

In der Ferne konnte man die Gruppe Männer erkennen.
 

Sie waren müde und teilweise leicht verletzt, aber im Großen und Ganzen ging es allen gut. Es war an Harata, Bericht zu erstatten.

„Als wir ankamen, hielten die Männer Morikas in ihrem großen Versammlungssaal im ehemaligen Markt eine Besprechung. Und ratet mal worüber?“, er grinste, „Die bösen Leute in Thilia, die sie betrogen und die schlimmen Himmelsblüter, die ihr Dorf verflucht haben, die ganze Welt geht ja wegen uns unter.“

Allgemeine Empörung. Alhata hatte Morika zerstört, niemand anderes, warum hörten diese Idioten auf ihn?

„Als wir also genau im richtigen Augenblick ankamen, lagen viele böse Blicke auf uns. Und sie waren in der absoluten Überzahl. Ich habe versucht, mit Alhata Timaro zu reden, aber dieser Bastard ist völlig wahnsinnig er hat mich nicht angehört und hat Dinge gesagt, die ich hier in Anwesenheit von Kindern nicht wiederholen möchte im Bezug auf den Tod seiner Frau und seiner Tochter. Es hat dann damit geendet, dass er seine Armee aus Skelett-Rittern auf uns gehetzt hat.“

„Skelett-Ritter?“, machte Chatgaia erstaunt und er nickte.

„Wir waren in der absoluten Unterzahl, aber die Männer in Morika waren alle geschwächt. Die letzten Monate dort müssen wirklich... ganz, ganz furchtbar gewesen sein, und keiner weiß, wie es zu dieser Krise kam.“

Betretenes Schweigen. Ja, Morika war wahrhaftig nicht mehr so strahlend gewesen wie einst. Sehr schade, dass ein Jahrtausende alter Nomaden-Ort mit einem Schlag so zerfallen konnte.

„Die Männer haben tapfer für ihre Überzeugung gegen uns gekämpft, aber als wir die ersten paar Dutzend blutig niedergeschlagen haben, hielt ich es für besser, das Übel bei der Wurzel zu packen und damit für Frieden zu sorgen.“

Die Leute ahnten, worauf er hinaus wollte.

„Ich habe Alhata Timaro umgebracht. Wir alle haben in dieser Nacht entgegen unserer Natur viele Leben genommen und können nur hoffen, dass unsere Götter es uns verzeihen mögen, aber ich schwöre im Namen aller, wir haben es für den Frieden in unserer Oase getan. Als ihr Dorfoberhaupt tot war, wurden die Menschen drüben völlig friedlich, sie schienen fast schon erleichtert. In Morika ist ein Weiterleben nicht mehr möglich, ich habe ihnen angeboten, nach und nach alle nach Thilia zu kommen und sie haben mein Angebot angenommen.“

Kurzes Gemurmel, dann applaudierte man den Heimgekehrten.

Ihre Taten waren bitter, aber das einzig Richtige, sie konnten stolz sein.
 

Chatgaia merkte unterdessen, dass ihr Neffe auf ihrem Arm unruhig wurde. Vermutlich, weil ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters auch traf, obwohl der so schrecklich zu ihm gewesen war, dachte sie sich, aber dem war nicht so.

„Lass mich bitte herunter!“, bat er, „Ich möchte zu meinem Bruder!“

Sie folgte seinem Blick und fand Rohama Timaro, an dessen Hand der kreidebleiche Imera stand und sich nicht regte.

„Natürlich, lauf!“

Sie setzte ihn ab und der Kleine schwankte zu seinem Zwilling und warf sich ihm in die Arme.

Der größte Teil der Anwesenden verfolgten das Tun der Kleinen gerührt... oder geschockt, denn anstatt die Umarmung zu erwidern, stieß der Ältere den Grünhaarigen von sich und schlug ihm ins Gesicht.

Mayora schaute ihn geschockt an.

„Du bist Schuld an Vaters Tod!“, machte er bebend und in sein bleiches Gesicht schlich sich ein ganz grauenhafter Blick, „Du bist ein Monster, alle hier sind Monster!“

„Was spricht dieses Kind?“, fragte eine Frau im Hintergrund empört, doch die Jungen reagierten nicht.

Der Jüngere schnappte nach Luft.

„Monster?“, fragte er erstaunlich selbstbewusst zurück, „Vater war ein Monster, er hat Mami und Rahlinachen getötet, vor unseren Augen! Onkel hat Recht getan!“
 

„Sollten wir dazwischen gehen?“, erkundigte sich Harata unterdessen bei seiner überraschten Frau und die schüttelte den Kopf.

„Nein, lass mal. Die können das allein. Mayora hat seine Äuglein geöffnet.“

Damit hatte sie in ihrem Leben nicht mehr gerechnet. Erstaunlich.
 

Imera schlug abermals nach seinem Bruder, doch der wich aus, was den Älteren vor Wut aufschreien ließ.

„Die sind mir egal, Vater war ein guter Mann, ihr habt ihn mir weggenommen!“

„Es ist gut dass er tot ist!“, schrie der Jüngere zurück und ihm kamen die Tränen, „Als ich... als ich gestern nach Thilia zu meiner lieben geehrten Tante gerannt bin, ist mir klar geworden, dass er daran Schuld ist, dass du mich nicht mehr lieb hast. Und dafür hasse ich ihn auch, so sehr!“

Er stampfte wütend auf und die Dorfbewohner warfen sich betroffene Blicke zu. Diese Kinder hatten es nicht leicht.

„Unsinn!“, kreischte Imera darauf zurück und trat einen Schritt auf den Kleineren zu, „Ich hasse dich so oder so, Vater hat da nichts zu getan. Ich will auch, dass du stirbst, niemand braucht dich, jetzt bist du zwar unserer Familie keine Last mehr, aber dafür Chatgaia, ist das denn besser?! Stirb doch einfach!“

Die Jungen starrten sich keuchend an und die grünhaarige Frau seufzte und wagte es, sich kurz einzumischen.

„Kein Kind der Welt könnte mir eine Last sein.“

Die Zwillinge ignorierten sie wie erwartet, aber Harata konnte ihre Worte deuten und nahm sie zärtlich in den Arm, obwohl sie das in der Öffentlichkeit noch immer nicht so wahnsinnig toll fand.

Ihr Sohn Taranii war bereits 5 Jahre lang tot und seit etwa 3 Jahren versuchte sie, wieder schwanger zu werden, denn nachdem das Paar der Verlust ihres Kindes verkraftet hatte, kam in ihm wieder der Wunsch nach einem kleinen Baby auf. Aber bislang waren sie erfolglos gewesen und der Gedanke daran, Mayora bei sich im Haus zu haben, freute den Mann deswegen heimlich enorm.
 

Der kleine Grünhaarige schnappte in dem Moment empört nach Luft und zögerte kurz, ehe er seine Gedanken aussprach.

„Wenn du mich wirklich aus ehrlichem Hass gehauen hast... und gedemütigt und weh getan... dann... dann hasse ich dich jetzt auch!“

Der Brünette lachte verzerrt, während ihm de Tränen über die Wangen rannen. Es tat so unsagbar weh...

„Na schön, ist mir gleich, du rennst mir ja trotzdem hinterher weil du nicht allein sein willst!“

Die Leute tuschelten betroffen und Chatgaia seufzte.

Mayora ballte seine Hände zu Fäusten.

„Das werde ich nicht! Du wirst mir sicher hinterher rennen, weil du mich vermisst, aber ich hasse dich jetzt und ich will nie, nie, nie mehr etwas mit dir zu tun haben, klar?! Und das ist deine eigene Schuld! Ich hab dich so lieb gehabt!“

Er weinte auch. Es war so verletzend, diese ganze Abneigung. Hatte er jemals jemandem etwas getan? Er konnte sich nicht erinnern...

„Unsinn!“, schrie Imera darauf, „Wenn ich möchte, dass du mit mir kommst, dann wirst du das auch tun! Du musst auf mich hören!“

Harata dachte sich nebenbei dass dieser Streit als der bewegendster Geschwister-Streit in die Geschichte eingehen würde, es war so traurig zu sehen, wie die Zwillinge sich gegenseitig ihren gesamten Frust an den Kopf knallten, aber seine Frau wollte nicht, dass man sich einmischte und die kannte sich sicher aus. Er vertraute darauf.

„Gar nichts werde ich, du bist widerlich, großer Bruder, ich habe mein ganzes Leben lang versucht, dir zu gefallen, du warst immer undankbar und nie nett zu mir, mir reicht es! Ich werde nie wieder bei dir sein!“

Sie schauten sich eine Weile stumm weinend an, dann schluchzte der Größere laut auf.

„A-aber ich will, dass du bei mir bleibst, ich verzeihe dir, kleiner Bruder, ich liebe dich, lass mich nicht allein!“

Und jetzt kam er so. Chatgaia fuhr sich mit der Hand ermüdet durchs Gesicht und Mayora fauchte.

„Es gibt nichts zu verzeihen, lieb mich, bis du schwarz wirst, ich falle nicht mehr auf dich herein, ich hasse dich!“

Er wandte sich ab und schritt schnellen Schrittes zu seiner Tante.

„I-ich möchte bitte ganz schnell nach Hause gehen!“

Die Frau schaute verunsichert zu Imera, der sich hysterisch heulend auf den Boden geworfen hatte. Sein Onkel Rohama räusperte sich.

„Ich könnte ihn mit zu mir nehmen, ehrenwertes Dorfoberhaupt, das wäre vielleicht besser...“

Sie nickte, ihm für sein Angebot dankbar.

Vorerst war es sicher keine gute Idee, die beiden Jungen zusammen zu tun.
 

Über eine wie lange Zeit sich dieses 'vorerst' erstreckte, hatte die Frau damals nicht geahnt.
 

„Das... tut mir so Leid für euch... für euch alle.“

Choraly strich sich betrübt durchs Haar und Imera lächelte ihr müde zu.

„Es ist schon lange her...“, sagte er, „Man gewöhnt sich an jeden Zustand.“

Das war allerdings wahr, wie sie selbst hatte erleben dürfen und Chatgaia räusperte sich plötzlich seltsam, als jemand die Treppe herunter kam.

„Mayora.“, begrüßte sie ihren Neffen knapp, „Wir haben gerade über dich gesprochen.“

Er antwortete nicht und warf ihr bloß einen entnervten Blick zu, während er an der Mannschaft vorbei Schritt und sich an der Küchenzeile ein Glas Kaliri-Saft eingoss.

„Na, ich hoffe, ihr hattet Spaß dabei, Weibsbilder.“, kommentierte er dann doch, als er ausgetrunken hatte und wandte sich wieder zum hoch gehen.

Seine Tante schnaubte und grinste seinen Rücken bösartig an.

„Hatten wir, Alhatachen, hatten wir.“

Er zuckte zusammen und Choraly blinzelte erschrocken über den doch sehr offensichtlichen Angriff. Imera streichelte beschwichtigend über den grünen Schopf des Dorfoberhauptes, dass darauf seufzte und es für nötig hielt, seine Worte zu rechtfertigen.

„Nicht in diesem Tonfall, Mayora. Zeige mehr Respekt, auch wenn es dir schlecht geht.“

Kurz hielt er inne, dann nickte er und ging ohne sich noch einmal umzudrehen weiter.

„Verzeihung, liebe Tante, werde ich, verehrte Tante.“
 


 


 

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So, die Vergangenheit ist durch ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Harfe
2009-09-06T00:01:07+00:00 06.09.2009 02:01
T______T
So ein trauriges Kapitel, was soll das? Ich meine, trotzdem gut, aber voll unhappy...

Mayorachen ist so arm. Aber so lieb. Nur leider so dumm.
Und wo er dann zum ersten mal weint, als Imera sagt, dass er ihn nie lieb hatte - rührende Szene. : (
Imera kann einem aber auch Leid tun - damals, wie heute.
Wo er dann nicht weiter erzählen kann...

Argh, die sind einfach alle zusammen sooo psycho - das muss an dieser Wüste liegen. Allen voran der gestörten Vater, dann der Junge, der ihm nacheifern und Mayora... ähem. Ja.

Die Szene, wo er dann die Tochter tötet - ich dachte nur: OmG, das hat er jetzt nicht wirklich getan, oder?! Und dann auchnoch die Mutter - wie gestört kann man bitte sein. Es nimmt der Sache natürlich an Spannung, weil man weiß, dass Mayora überleben wird. ;)

Btw.: Imeras >Jaaha< muss ja ganz schön genervt haben, so häufig, wie er das benutzt. Klingt zumindest nervig - obwohl es andererseits eine ganz typische kind-nervige Angewohnheit ist, so normal.

Chatgaias Freund war auch sympatisch - sie damals auch noch mehr als heute. XD Voll fies, der Seitenhieb, mit der Anspielung auf seinen Vater - so schlimm war er ja wohl lange nicht! Ts, lässt da ihren Stress auch noch an ihm aus, oder was... seit wann ist der aber echt mal so unhöflich. oô

Cooles Kapi. Ich mach mich mal auf zumnächsten(nur mal schnell auf Urlaub und dann sowas...)
Von:  SezunaChan
2009-08-10T14:08:37+00:00 10.08.2009 16:08
Das war mal wieder ein echt klasse Kapitel.
Die beiden Kinder tun mir echt leid. Ja Imera auch.
Und die arme Tagami und Rhalia. (Ich hab Probleme mir die Namen zu merken)
Das ist alles so schrecklich. Jetzt weis ich ja endlich, warum Mayora so ist.
Aber Chatgaias Kommentar am Ende war nciht nett -.-
Von:  Linchan
2009-08-09T23:30:39+00:00 10.08.2009 01:30
letztes flashback-kapi ^o^

aaww, Mayora ist soooo süüüüß >////< wie er da mit bei Imeras 'Freunden' war, er war so scheu und niedlich und YAY, er kann zaubern ^/////^ aaww <3
Und Imerachen war gleich wieder fies zu ihm .___. ziemlich übel wie alle Mayora verhauen haben .___. Ich fand Imeras Ausraster aber ziemlich cool, also, ich meine, schlecht für Mayora, aber schön geschrieben, er... ist einfach so psycho geworden und... aaww óò

„Du mieser, intriganter Arsch...“
woooah, tagami geht ab... o.O aber... sie hat ja recht... aber... boah... das ist alles so übel und so fies q___q

Imera war sein einziges richtiges Kind. Und er hatte ihn heute sehr stolz gemacht.
ja, boah q___q wie fies .____.

und omg, die Teich-Szene xDD irgendwie ist die rulig xDDD
Bist du immer noch nicht tot? o_o
Leider nicht óò
omg >////< *Mayora knuddel* wie grausam o__o diese story ist so unterschwellig grausam, das ist so toll daran *___*

und die Szene mit der Metallstange ist so ziemlich das Grausamste ever... o__o ich meine... das war hardcore. .___. das war super makaber .___. ich mag die Szene... die ist es... boah... o__o *schauder*

„Ich hab dich nie lieb gehabt, du blöde Missgeburt! In meinem ganzen Leben nicht, du bist für mich bloß ein nerviges Anhängsel, das halt da ist, auf das ich aber genau so gut verzichten könnte, jaaha!“
Schweigen. Die Jungen rührten sich eine Weile nicht, weil jeder auf die Reaktion des Anderen wartete. Und die kam als erstes von Mayora, der etwas tat, womit der Ältere niemals im Leben gerechnet hätte.
Er begann zu weinen.
Ich wein auch gleich .____. das ist so furchtbar.... grauenhaft was mit ihm gemacht wird und... omg .___.

Und ganz langsam breitete sich in dem kleinen Imera eine seltsame Furcht aus. Plötzlich war alles anders, sein Vater wollte die Familie beschützen, aber wo war die Familie hin?
sag mal ey, wieso fällt mir erst jetzt auf wie grauenhaft makaber und schrecklich das Kapi ist? o__o also nicht schrecklich geschrieben, lol, die Story ist so verdammt grausam o___O

und omg. Die Drama-Szene schlechthin. Das ist so furchtbar, ich meine... q_____q
Rahlinaaa q_________q das war so traurig, sie sagt noch Papi, ich meine... omg, ist Alhata ein grausliches Monster Q___Q
Und Tagami, ich meine... Q_____________Q sie hatte nen tollen Poserauftritt <3 und... und... jetzt ist sie tot q____q

so, Endspurt .__. Mayorachen ist so süß .___. und Harata ist ein Poser *___* wenn auch offscreen, aber er hat Alhata getötet o.O Die kleine Shakki war süß *____* aaww <3
Und dann der Streit der kleinen Jungs, aaww q_____q das war traurig, ich meine... jetzt hat Imra mir leidgetan, der ist jetzt ganz alleine weil ihn alle hassen und... aaww q_____q

Eigentlich ist das Ende-Ende nach dem Flashback das makaberste ever, ich meine... wo Chatgaia zu Mayora Alhata sagt... das ist echt hart, das ist super, super bösartig o__o *schauder* das hat mich ja damals schon so schaudern lassen... sie kann extrem grausam sein óò

also, das Kapi war toll, super böse und toll <33 yay ^o^


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