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Kinder des Wassers - Specials

von

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Das letzte Puzzleteil (OS)

Es regnete. Es regnete oft in der großen Stadt. So war es schon seit Takoda denken konnte. Es interessierte ihn nicht. Wetter... früher hatte er gedacht, es sei bloß für Erwachsene interessant. Heute war er 25 Jahre alt und es langweilte ihn noch immer. Hätte er die Antwort nicht längst gekannt, dann hätte er sich an dieser Stelle gefragt, ob er vielleicht nicht ganz normal war.

Normal... war doch egal. War doch alles egal.

Die selben Gedanken seit vielen Jahren. Und die selbe Beschäftigung. Aber immerhin war sein Puzzle neu, wenn auch mit zweifelhaftem Motiv, wie ihm auffiel, als er den Blick vom Fenster abwandte und sich ihm wieder widmete.

Ein kleines Mädchen, das im Regen unter einem Baum Schutz suchte und dabei gar nicht merkte, dass die harmlose Schauer in Wirklichkeit ein Gewitter war. Moment, aber Blitze schlugen doch gern in Bäume ein...?

„Nein, ist ja grauenhaft!“, er rückte mit dem Stuhl ein Stück vom Tisch weg und schnaubte. Und das merkte er erst, als das Ding schon halb fertig war, er war doch wirklich dumm. Das würde er sicher nicht beenden, ging ja mal gar nicht. Das arme kleine Mädchen.
 

Kleines Mädchen war ein gutes Stichwort, als sich seine Zimmertür öffnete. Er musste nicht hinschauen, um zu wissen, wer es war, denn es gab nur eine Person, die sich das erlauben konnte, ohne seine grenzenlose Wut auf sich zu ziehen. Seine jüngste Cousine Dyami.

„Na Takodachen, hast du Spaß, hier, in deiner kleinen Welt?“

Sie trat hinter ihn schlang die Arme um den Älteren, um sich an ihn zu schmiegen. Sie war gerade erst 17 geworden...

„Dyami, du weißt, dass ich das nicht leiden kann...“

Sie kicherte leise und vergrub ihr Gesicht in seinem Nacken. Dieser Idiot...

„Oh, ich weiß genau, dass du es leiden kannst.“, er erschauderte, als er spürte, wie ihre weichen Lippen ihn liebkosten, „Und das magst du noch mehr, fast so sehr wie... das...“

Ihre Hände knöpften geschickt sein Hemd auf und er fragte sich, wie sie das schaffte, ohne hinzuschauen – er jedenfalls konnte das nicht. Wollte er auch nicht, verdammt...

„Du Luder.“, raunte er leise und erschauderte, „Hör auf damit, sonst werde ich sauer...“

Sie kicherte abermals. Sie kicherte ohnehin sehr oft, er mochte es sehr an ihr.

„So sagst du das jedes und jedes Mal, seit wie begonnen haben, uns zu lieben, wie wir es nicht sollten.“

Sie trat um ihn herum, streifte ihm sein nun offenes Hemd ab und setzte sich zu ihm auf den Schoß. Er keuchte bei ihrem hübschen Anblick.

Er hasste es. Und er liebte es zugleich.

Inzest war das. Es gab nichts verabscheuungswürdigeres, fand er. Es hatte sein gesamtes Leben zerstört, noch ehe es begonnen hatte. Und trotzdem hatte er irgendwann begonnen, dieses mehrere Jahre jüngere Mädchen, das er seit ihrer Geburt kannte, zu begehren. Wie eine Schwester war sie für ihn gewesen und es hatte ihn trotzdem gereizt. Was das betraf war er sehr glücklich, dass er nicht echt eine Schwester hatte und Dyami „nur“ seine Cousine war, denn so wie das nun aussah, wäre es mit einer echten genau so geendet. Er war wirklich krank.

Und keuchte, als sie sich gegen seinen Unterkörper zu drücken begann.

„Was soll das?“, schnappte er errötend, „Bist du nur deswegen hier?!“

Sie hielt inne und lächelte.

„Nein.“, machte sie, „Aber erst das Vergnügen, dann die Arbeit. Du wirst es nicht bereuen, Takoda.“

Er hasste sich dafür. So sehr. Aber er war doch eh nur ein dem Tode geweihter Irrer. So dachte er jedes Mal, wenn er sie zu sich zog und verlangend auf die Lippen küsste.
 


 

„Du hast doch noch etwas gewollt, nicht?“

Und wie jedes Mal war er unmittelbar danach ganz anders. Dyami kannte ihn lange genug, so schmiegte sie sich wohlig seufzend an seine Brust und atmete seinen angenehmen Duft ein. Er war ein sehr kleiner uns zierlicher Mann... aber ein sehr hübscher. Ja, sie war sehr verliebt in ihn, obwohl er es ihr nicht glaubte. Dabei war sie es bereits viele Jahre. Und sie wusste, worauf sie sich einließ. Einen depressiven todkranken Kerl, ja. Sie musste wirklich verrückt sein.

Aber wenn es etwas gab, was ihr Vater ihr beigebracht hatte, dann war es, auf ihr Herz zu hören. Das war sehr wichtig. Und deshalb tat sie es.

„Ja, ich muss dir etwas erzählen und es wird dir nicht gefallen, fürchte ich.“

Sie lächelte, als sie ihn leise lachen hörte. Er lachte inzwischen ausschließlich nur noch, wenn sie kurz zuvor miteinander geschlafen hatten, ansonsten war seine Laune nie gut genug dafür. So war der Klang seiner angenehmen, recht hohen Stimme wie Musik in ihren Ohren.

„Das klingt aber gar nicht gut, meine Schöne. Hast du mich verführt, um mich milder zu stimmen, hm?“

Das hatte er gut erkannt. Und dabei hatte sie ihren Plan so toll gefunden, na wunderbar.

Sie schmollte kurz, dann kuschelte sie sich dichter an ihn.

„Beginnen wir einmal so...“, sprach sie leise, „Wo siehst du dich... in zehn Jahren?“

„Unter der Erde.“

Nun gut, da konnte sie ihm kaum widersprechen. Es war wahrlich unwahrscheinlich, dass er noch ein ganzes Jahrzehnt erleben durfte. Viel zu hoch angesetzt.

„Und in fünf Jahren?“

Er musste abermals nicht lange nachdenken.

„An meinem Schreibtisch beim Puzzle machen.“

Das waren ja tolle Aussichten. Ihn schien es nicht im Geringsten zu stören, nach etlichen gescheiterten Versuchen, seinem Leben ein Ende zu bereiten, hatte er sich einfach damit abgefunden. Und wo diese Puzzles ihm so viel Freude bereiteten... irgendwie war das Mädchen etwas eifersüchtig auf die Dinger. Aber bloß etwas...

„Fändest du es nicht schöner, wenn du so ein Leben führen könntest wie dein Halbbruder?“

Er pfiff durch die Zähne.

„Dyami, wenn ich darüber nachdenke, hole ich wieder das böse Rasiermesser, ärgere mich doch nicht!“

Sie rollte sich halb auf ihn, so dass sie ihm ins Gesicht blicken konnte. Sie mochte sein Bett im übrigen, meistens liebten sie sich hier.

„Was ich damit sagen will, Takoda, es gibt da eine kleine Chance für dich... für uns beide.“

Seine Augenlieder zuckten einen Moment, ehe seine blauen Iriden sie ungläubig musterten. Wovon sprach dieses Mädchen?

„Dyami, worauf willst du hinaus?“

Sie lächelte ihn verlegen an. Sie war sich sicher. Mehrere Wochen hatte sie gewartet, nun hatte sie mit ihrer Mutter gesprochen.

„Takoda... ich bin schwanger. Du wirst Papa. Wie Serenka.“

Sie strahlte. Damit gerechnet hatte sie nicht, als sie es erfahren hatte, sie hatte eigentlich immer sehr gut aufgepasst, aber irgendwie war es dann doch geschehen. Und es freute sie... ein Baby, das war doch wundervoll... oder nicht?

Sie spürte, wie er zu zittern begann, ehe er etwas erwiderte, was man als stimmloses „Was?!“ verstehen konnte.

Sicherheitshalber setzte sie sich auf, lächelte ihn sanft an, als sein Atem schwerer zu gehen schien. Man musste sehr, sehr vorsichtig mit ihm sein, als wäre er tatsächlich aus dünnem Glas.

„Ich weiß, was du jetzt denkst.“, sprach sie daher ruhig weiter, „Ich habe mich auch schon mit Samili unterhalten. Erinnerst du dich? Meine Superärztin von großer Schwester mit dem gruseligen Ehemann. Sie wird mich genau im Auge behalten... viele Leiden kann sie bereits im Mutterleib behandeln, weißt du noch, bei Teneri! Sie hat gesunde Babies geboren, obwohl sie und Odohri auch Cousine und Cousin sind, so wird es bei uns vermutlich auch kommen! Schwester hat mich bereits untersucht und war beeindruckt, wie gut es sich entwickelt, alles ist wunderbar, es ist eine tolle Neuigkeit!“

Er lauschte ihr gar nicht richtig, als er sich aufsetzte und geistesabwesend nach seiner Stirn fasste.

Sie war schwanger. Von ihm. Er wurde Vater.

Wie hatte er das zulassen können?!

„Töte es!“, sie erstarrte unter dem eisigen Blick, den er ihr plötzlich schenkte, „Töte es, verdammt, ich möchte kein Kind!“

Sie keuchte und er stand auf und begann am ganzen Leibe zitternd, sich anzuziehen. Er als Vater, so weit kam es noch! Also eine ungeeignetere Person für so ein Amt fand man auf dieser Welt sicherlich nicht, tse...

„W-was? Warum sollte ich es töten? Ich meine... es ist unser Baby, freu dich doch!“

„Ich soll mich freuen?!“

Dyami sprang geschockt auf, als er sie anschrie. Moment, er schrie sie an?! Takoda schrie nie jemanden an!

Was war nur mit ihm los, sie hatte zwar geahnt, dass er empfindlich reagieren würde, aber so...?

„Zieh dich an, du Nutte, ich kann dich nicht mehr sehen!“, fauchte er da weiter und mit einem Mal empfand sie seine Stimme gar nicht mehr als angenehm, im Gegenteil, ihr Klang verängstigte sie beinahe noch mehr als der Inhalt und hektisch sammelte sie ihre Kleidung auf und zog sich wieder an.

„Was ist nur mit dir los, wie kannst du so respektlos mit mir sprechen?!“

Takoda war krank. Sie wusste es aber dennoch war sie der Meinung gewesen, dass er doch in der selben Welt leben musste wie sie. Scheinbar tat er das doch nicht. Oder er wehrte sich dagegen um seinen ewigen Depressionen standhalten zu können. Ja, in seiner kleinen, düsteren Welt war kein Platz für das Glück, das an sich zum Greifen nah für ihn war...

Es machte das Mädchen wütend.

„Wie soll ich sonst mit einer Schlampe wie dir reden?! Wie ein Flittchen bist du um mich herum getänzelt, hast mich so lange gereizt, bis ich mich nicht mehr beherrschen habe können und das obwohl du genau weißt, was ich erlebt habe, wer ich verdammt noch einmal bin! Und was gibt dir das Recht?! Vermutlich der Mädchenname deiner Mutter, du bist ja eine Magafi!“

Er schnappte nach Luft und war sich nicht sicher, wie lange seine Beine ihn noch halten konnten. Die brachte ihn noch um! Und sie grinste einfach, grinste und trat um sein Bett herum und stellte sich direkt vor ihn. Und sie stand stramm, in ehrenvoller Haltung und gab sich keine Mühe, zu verbergen, dass sie größer war als er.

„Ja!“, machte sie dann aufgesetzt amüsiert, doch der Zorn war in ihrer zitternden Stimme deutlich zu hören, „Ich bin eine Magafi, anders als du, Bastard.“

Dann ging sie.
 

Er gab dem Verlangen, ein weiteres Mal zu versuchen, das Grauen zu beenden, nicht nach. Nein, er tat etwas, das in seinen Augen wesentlich erwachsener war. Er würde dafür sorgen, dass sein Problem gelöst wurde.

Er wollte kein Kind! Er wollte nicht mit ansehen, wie es mehr und mehr wurde wie er selbst, ehe er dann in dem Moment, indem die Komplexe des Kleinen einen Höhepunkt erreichten, selbst verstarb und sich damit aus der Affäre zog. Dann würde das Kind ihn hassen und verabscheuen, viel mehr als er es bei seinem Vater tat... er wollte das nicht!

„Samili!“, er rannte schnellen Schrittes durch die langen Gänge der Villa und ignorierte das eklige Seitenstechen, das ihn dazu aufforderte, es langsamer angehen zu lassen. Nein, jetzt nicht. Hoffentlich war die dumme Ziege auch da...

Er stieß die Tür zu ihrem Büro auf und hatte Glück. Sie schreckte aus irgendwelchen Akten, als er unpassend zu seiner zierlichen Statur hereingestampft kam.

Er hasste sie. Er hasste sie!

Sie war genau so alt wie er und auf Grund ihres in atemberaubender Geschwindigkeit absolvierten Studiums bereits Ärztin, um Papa stolz zu machen. Und er war nichts. Er war überhaupt nichts. Und einen Dreck würde er für seinen Papa tun.

„Takoda, was...“

„Sorge dafür, dass Dyamis Kind stirbt!“, er verabscheute diese Frau, was sollte er lange um den heißen Brei herum reden? Sie erhob sich blinzelnd, als er mit aller Kraft, die er aufbringen konnte auf ihren Tisch schlug.

„Dyamis Kind? Dein Kind! Hat sie dir nicht erzählt, dass...“

„Ist mir völlig egal, wie toll dieses Baby eventuell vielleicht möglicherweise wenn wir Glück haben bei allen Göttern und wem oder was auch immer sein könnte, ich will nicht, dass es lebt! Töte es gefälligst, mach mal was für dein Geld!“

Darauf, dass er in seinem Leben noch nie einen Finger krumm gemacht hatte und dennoch theoretisch in Saus und Braus lebte ging sie an dieser Stelle nicht ein, angesichts seiner verhassten Zuckungen war er gerade ohnehin wütend genug. Am Ende musste sie ihn noch reanimieren...

„Du möchtest also, dass ich das wunderbar entwickelte, völlig gesunde Kind im Bauch meiner Schwester, auf das sie sich sehr freut, töte? Natürlich, immer doch. Ich sollte mal mit Großvater sprechen, ich finde, es war ein Fehler deinen Psychologen zu entlassen...“

Psychologen waren alles Spinner, hatte der Mann gelernt. Er zischte.

„Spotte nicht! Du wirst dir ja wohl denken können, weshalb ich dieses Kind nicht will!“

Sie seufzte.

„Bloß weil du so gestört bist, muss das Kleine es nicht auch sein, meine Güte, Junge, werde erwachsen oder tu zumindest so. Dein Problem ist ja wohl hauptsächlich, dass dein Vater nicht dein Vater ist... du fühlst dich fehl am Platz, stimmt doch?“

Psychologen.

„Du Schlampe... hast in diesen verfluchten Unterlagen gelesen! Hast du, nicht? Wie konntest du nur, das ging dich nichts an!“

Da hatte er allerdings Recht. Aber es hatte sie neugierig gemacht, sie kam da so einfach heran... eigentlich hatte sie sich bloß erhofft, herauszufinden, weshalb er sie mittlerweile so verabscheute, wo er sich als Kind doch gut mit ihr verstanden hatte. Als Kind war er ohnehin ganz anders gewesen... eine ganz andere Person. Es war schade um den netten, verglichen mit diesem Zombie normalen kleinen Jungen von damals.

„Habe ich nicht.“, log sie einfach, „Das ist ziemlich offensichtlich. Aber ich habe Recht? Wie schön! Und jetzt hau ab, sonst rufe ich meinen Mann. Meiner Schwester das Kind nehmen, so weit kommt es noch...“

Er keuchte. Gerade war ihm wieder eingefallen, warum es viel angenehmer war, den Problemen aus dem Weg zu gehen. Oh, er hasste es...

„Und... wenn es doch krank ist?“

Sie hob beide Brauen.

„Wenn das Kind so krank sein sollte, dass es keine nennbare Lebensqualität hätte, dann würde ich darüber nachdenken, es zu entfernen... aber das halte ich für unwahrscheinlich, also hoffe am besten gar nicht erst darauf.“
 

Hoffen war ein dummes Wort.
 

In den nächsten Wochen und Monaten versteckte er sich in seinem Zimmer. Dyami konnte ihm gestohlen bleiben, ebenso alle weiteren Dummköpfe da draußen.

Der einzige Dummkopf bist doch du, Schande!

Er war vermutlich der einzige Magier, dessen Götter ihm nur schlechte Sachen sagten und ihn herunter machten. Er fragte sich wirklich, wieso, was hatte er ihnen getan?

An diesem einen Abend, er hatte beiläufig mitbekommen müssen, dass der Bauch seiner Cousine bereits gerundet war, klangen sie besonders fies. Im übrigen war auch das Mädchen zu stolz gewesen, noch einmal zu ihm zurückzukehren, obgleich Takoda die Genugtuung genoss, dass sie ihn vermisste, wie sein älterer Halbbruder Serenka ihm einmal erzählt hatte. War halt ungebeten einmal vorbeigekommen...

Denke an Samilis Worte zurück!, zischte irgendein komisches Götterwesen da weiter, Denke doch daran, was sie dir gesagt hat! Es ist genau der richtige Augenblick und das weißt du! Steh auf, tue Recht!

In diesem Moment war es, dass es ihm einleuchtete. Natürlich! Verdammt, es war doch so einfach, was war er für ein törichter Dummkopf? Er setzte sich auf und begann ob der Erkenntnis plötzlich leise zu lachen, raufte sich kurz die Haare und stand auf. Es war noch nicht zu spät, besser erst jetzt als nie!
 

Die Stimmen begleiteten ihn, als er leise durch die düsteren Gänge schritt. Er konnte noch nicht einmal sauer darüber sein, dass er so dumm war, zu gut war seine Laune in der Nacht plötzlich. So einfach war es... so einfach...

Er öffnete beinahe lautlos die Tür zu Dyamis Zimmer. Lange war er nicht hier gewesen. Friedlich lag sie in ihrem Bett und schlief, schien von nichts bösem zu träumen. Schön war sie... er merkte schmerzhaft, dass er sie doch sehr vermisste. Er hasste es, aber er wusste einfach, dass sie zusammen gehörten. Warum eigentlich ausgerechnet er und seine Cousine?

Oh nein, da machte er dem Schicksal einen dicken Strich durch die Rechnung, er wehrte sich! Endlich hatte er einmal eine Chance, sich zu rächen, oh ja, und wie er das tun würde.

Mit gutem Gewissen zudem, er würde dieser armen Seele in Dyamis Bauch einen sehr großen Gefallen tun, und wie... keiner konnte das verstehen, aber er wusste es!

Lächelnd zog er sanft die Decke von dem schönen Körper seiner Freundin. Sie war sehr erotisch und absolut fit, er beneidete sie darum. Sie war Tänzerin.

Seine Traumtänzerin...

Sein Gesicht verfinsterte sich schlagartig, als er ihren Babybauch zum ersten Mal aus der Nähe sah. Das Kind entwickelte sich angeblich außergewöhnlich gut, so sah es auch aus.

Nicht mehr lange...

Er hob eine Hand. Ein Schlag, dann wäre sie wach und konnte flüchten, sie war flink. Also musste es ein guter Schlag sein...

Das schaffte er. Und noch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, hatte er ausgenommen und fuhr mit der Faust auf den Bauch des schlafenden Mädchens zu.

Das machst du nicht, Takoda.

Er stoppte kurz davor, legte eine Sekunde später seine flache Hand bloß sanft darauf ab. Mit der anderen fuhr er sich leise keuchend an den Kopf.

Diese Stimme! Er kannte verdammt noch einmal diese Stimme und sie tat ihm weh!

Sei vernünftig.

Im selben Moment bewegte sich unter seiner Hand etwas – nicht die werdende Mutter, sondern das Kind in ihrem Leibe. Er erschauderte, als sie die Augen öffnete.

„Ta... Takoda? Sag, bist du es?“

Sie blinzelte. Er konnte nichts erwidern. Er starrte ihr bloß leichenblass ins Gesicht.

Was war das?

„Was... tust du da?“, sie schielte zu ihrem Bauch, auf dem noch immer seine Hand lag... und verstand ihn falsch, als sie mit einem Mal zu grinsen begann.

„... hat es sich da vielleicht jemand anders überlegt?“
 

Dieser Satz verhalf ihm wieder in die Wirklichkeit zurück. Entsetzt machte er einen Satz zurück und schüttelte den Kopf.

„Nein!“, keuchte er bloß leise, „Aber... ich gebe mich geschlagen, Dyami, okay? Ich gebe mich geschlagen!“

Sie verstand ihn nicht.

„Geschlagen?“, sie setzte sich auf, „Wobei?“

Wobei, war das nicht logisch? Machte sie das gar mit Absicht?!

„Ich lasse dir dein Kind, Dyami, ich werde nicht mehr versuchen, es dir zu nehmen! Gebäre es und werde verdammt nochmal glücklich damit... aber wehe dir, es kommt mir einmal zu nahe!“

Er wollte sich abwenden und den Rückweg antreten... oder zum nächsten Balkon, von dem er sich stürzen konnte, was auch immer.

„Du wolltest es mir nehmen?!“, hielt ihn die entsetzte Stimme des Mädchens noch einmal zurück und als er sich ihr noch einmal zuwandte, war sie aufgestanden und stand in ihrem hübschen Nachthemd vor ihm, sich die Hände schützend vor den Bauch haltend.

„Ja!“, schnappte er ehrlich, „Bedanke dich bei deinem... verfluchten Vater, dass ich es nicht getan habe, wie auch immer...“

Sie fasste nach seinem Handgelenk.

„Bei... meinem Vater?“, sie verstand nicht, wovon er gesprochen hatte, so fuhr sie vorerst fort, „Takoda, verdammt! Hast du es noch immer nicht verstanden?! Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr, die Sehnsucht bringt mich um! Bitte, leg dich zu mir und umarme mich den Rest der Nacht! Umarme... uns...“

Einige stumme Momente vergingen, in denen sie sich einfach nur ansahen. Dann wandte er den Blick ab und sie umarmte ihn einfach, als sie sah, dass ihm Tränen in die Augen traten.

„Du verstehst mich einfach nicht! Ich will... das arme Kind doch nur schützen! Du weißt nicht, wie grausam mein Leben ist, ich will es ihm nicht auch zumuten! Ich meine... wir wissen doch nicht, wie es denken wird!“

Sie schluchzte ebenfalls leise.

„Genau, wir wissen es doch nicht! Es kann doch genau so gut sein, dass es ein wundervolles fröhliches und unbeschwertes Leben führen wird, lass ihm doch diese Chance!“

Er sagte nichts darauf. Das konnte er nicht. Er hatte Angst. Er hatte furchtbare Angst.

„... ich habe doch keine Wahl.“
 

Noch bevor das Kind geboren wurde, verstarb Chatgaia. Es kam überraschend, obgleich sie für eine Magierin bereits sehr alt gewesen war. Das war dann wiederum einer der Momente, in denen Takoda sehr froh war, so zu sein, wie er war. Es gab an sich keine Steigerung mehr von tiefer Trauer, so war das Loch, in das er fiel, lange nicht so tief wie das, in dem sein älterer Halbbruder Serenka verschwand. Aber gerade darum tat es ihm noch einmal doppelt Leid. Er hatte so sehr an seiner Mutter gehangen.

Amüsanter Weise war es dann ausgerechnet die Geburt von Dyamis Kind, die dem frisch gebackenen Halb-Onkel wieder etwas aufmunterte.

Takoda war sehr verhalten. Zwar hatte er sich seiner geliebten Cousine wieder etwas angenähert, aber Fakt war, er wollte kein Kind.

„Du bist wahrlich verrückt, mein Guter!“, wurde er so vollgequatscht, als Serenka an besagtem Abend aus dem Hospital kam, „Kanaya heißt die Kleine und sie ist wahrlich ein schönes Mädchen. Und kerngesund ist sie! Ach, ich freue mich, du solltest es auch, auf jeden Fall. Wie dem auch sei, du wirst deine Liebste aber doch zumindest einmal besuchen, nicht wahr? Ansonsten wäre ich mehr als enttäuscht von dir.“

Der Jüngere schnaubte und lehnte sich im Stuhl seufzend zurück.

„Jaaa...“, antwortete er gedehnt, „Ja, ich besuche sie morgen, okay? Aber die sollen mir das Kind vom Leibe halten, meine Güte...“

Der Andere erwiderte nichts darauf. So verrückt konnte ein einzelner Mann doch gar nicht sein...
 

Und so tapfer eine Frau, Dyami war unsagbar glücklich, dass der Ältere am nächsten Tag tatsächlich bei ihr erschien, verhalten mit ihr sprach, aber sich tatsächlich nicht um seinen Nachwuchs zu scheren schien.

Serenka war absolut aus dem Häuschen gewesen, als seine Drillinge zur Welt gekommen waren, warum packte dieses umwerfende Gefühl nicht auch seinen kleinen Bruder?

Das war nicht möglich, das war unmenschlich! Er machte zwischen Kalenao und echten Menschen keinen Unterschied, im übrigen.

Nein, das konnte nicht sein. Vielleicht brauchte er bloß einen kleinen Schubs in die richtige Richtung...?

„Kannst du bitte kurz mit mir kommen?“, wagte er so, das Paar zu unterbrechen und Takoda nickte bloß und trat brav an seine Seite. Er verschwand mit ihm, Dyami noch ein Lächeln schenkend, aus dem Raum.
 

„Wohin?“, wollte der Jüngere wissen und Serenka hielt ihn auf.

„Warte, okay?“

Zumindest einmal halten sollte er seine Tochter. Man hatte sie extra aus dem Zimmer gebracht, auf den mehr als großzügigen Wunsch der jungen Mutter hin. Sie wollte doch, dass er sie besuchte...

Und nun bat der Onkel im Schwesternzimmer, ihm das kleine Mädchen zurückzugeben, obgleich sich Takodas Miene verfinsterte, als er mit ihr im Arm zurück auf den Gang kehrte. Wären nicht so viele andere Kranke in der Nähe gewesen, deren Ruhe dann gestört worden wäre, dann hätte der frisch gebackene Vater seinen Bruder dafür angeschrien und ihm ins Gesicht geschlagen. Allerdings wusste er leider selbst genau, wie das war, wenn man nicht gestört werden wollte und so zischte er nur bösartig wie eine Schlange, als der Ältere bei ihm ankam.

„Was denkst du dir, du verdammter Verräter?!“, wollte er wissen und Serenka senkte den Blick auf das schlafende Gesicht des in viele Tücher gewickelten kleinen Mädchens.

„Halte sie bitte. Halte sie nur ein einziges Mal und sag mir dann, was du fühlst. Bitte. Tu es einfach.“

Sein Gegenüber hatte nicht die Kraft zu protestieren, das sah man ihm an. Und so nahm Chatgaias Erstgeborener den verhassten Blick, den man ihm darauf schenkte, gern in Kauf, als er ihm das Kind überreichte.

Takoda sagte nichts. Er konnte nicht vermeiden, in das hübsche Baby-Gesicht zu schauen, er konnte die liebenswerte Wärme, die es ausstrahlte, nicht von sich abschirmen. Und beiläufig bemerkte er das Grinsen seines Halbbruders.

„Du liebst sie.“, stellte er zufrieden fest und der Andere schnaubte.

„Nein, ich bemitleide sie. Ich liebe sie nicht. Es könnte genau so gut das Kind eines jeden anderen sein, das du mir gerade gegeben hast.“

Das war nicht wahr. Er spürte, dass es zu ihm gehörte. Ein Teil von ihm war...

„Takoda...“, sprach der Ältere da behutsam, „Sieh mir ins Gesicht und schwöre, dass du sie nicht liebst. Dann nehme ich sie wieder und belästige dich nie wieder damit. Na los, sprich.“

Er sprach nicht.

Kanaya bewegte sich etwas im Schlaf, lies sich jedoch von den beiden Männern nicht beirren.

Ihr Vater weinte.
 


 

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Ja, Takoda und Dyami sind ein Pairing. Zuerst wurden sie verpairt und irgendwann später fiel mir auf, dass sie verwandt sind und noch später kam mir erst in den Sinn, dass Takoda und Yivakavi auch herzen könnten. Also isses jetzt so. Herz.

Titelsinn? Na ja... ein Puzzleteil zu Takodas Glück <3



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Harfe
2010-05-11T18:09:20+00:00 11.05.2010 20:09
Naja, aber das letzte Puzzleteil zu seinem Glück... auch nicht wirklich. Ein weiteres vielleicht. :( Draaama.

Voll traurig alles und dass er ihr das Kind töten will. Mayora ist der tolleste Held aus dem jenseits, als er ihn davon abhält. :D

Oh, und Chatgaia ist tot. :O Ur random, aber ur schlimm irgendwie... im letzten OS den ich gelesen hab hat sie noch Mayorachen vermisst. D:

Takoda und Dyami sind aber eigentlich auch ein niedliches Pairingdings. :D Ich hab mir Anfangs schon gedacht, ob sie eh drauf achtet, dass sie nicht schwanger wird, aber neeein... :O

Ich will gar nicht viel mehr sagen, es war sehr sehr großartig, hast du gut gemacht, kriegst ein Keks. :D Nix auszusetzen du Geniechen.
Eindeutig mein LieblingsOs bisher. ^//^ Hat mich einfach sehr berührt. :) und Takoda ist ein toller depressiver, suisizidgefährdeter, geisteskranker (Anti-)Held. >///< *überzeugt*

vg Fe
Von:  Linchan
2010-05-10T14:12:51+00:00 10.05.2010 16:12
AAWWW! ./////////////, liebt diese Story so doll... ich finde sie ist eine der besten. Sie hat mich damals zum Weinen gerührt, sie hat mich so bewegt, es war so dramatisch und doch schön! liebt viel!

Ich fand den Anfang mit dme Puzzle toll... es war unheimlich, irgendwie passt die Symbolik einfach total gut zu der Geschichte... vllt sehe ich auch mehr als nötig, aber ich sehe imme rüberall Symbole, und hier... ist es echt unheimlich, das macht es so toll >//////<

Ich muss gerade mal anmerken... dass ich Takoda und Dyami als Pairing voll mag u/////////û ich meine, die... rulen o_O es ist so böse, ich meine, eew... und... es ist toll! uû Irgendwie muss Takoda ja nach seinen Eltern schlagen, dass er auf Verwandte steht, wobei, ey, das liegt eh in der familie xD *Odohri, Teneri, Korhota und Namini doof anguck* xD alle lieben ihre Cousinen ey, diese Säcke! xD

Dyami ist voll süß! Ich mag sie, sie ist cool <3 Ich mochte die Szene wo sie so anfangen sich liebzuhaben sehr gerne <33

> „Wo siehst du dich... in zehn Jahren?“
„Unter der Erde.“
xD lol, aawww q____q Takoda ist so emo... ich mag ihn. Er... ist so arm! omg, er... stirbt bald q___________q

Dann TEH DRAMA, omg, sie ist schwanger óo Takoda ist... nicht begeistert^^' aaww... da gehts voll ab, er wird richtig fies ey o__O aber sie gibt es ihm ja knallhart zurück:

> „Ja!“, machte sie dann aufgesetzt amüsiert, doch der Zorn war in ihrer zitternden Stimme deutlich zu hören, „Ich bin eine Magafi, anders als du, Bastard.“
Woah. Das... war hart o__O ich meine, wtf... da sist echt übel was sie sagt... aber recht... hat sie ja irgendwie ó__O omg >/////< ich mag, wie Baby schreibt, kann so toll Gefühle rüberbringen! .___.

Diese Story hat sehr viel von gefühlen, das macht sie auch so beeindruckend... ich finde sie echt unglaublich toll und gut gelungen. o.O Die Szene mit Samili ist auch Hammer, ich meine... sie rult oô sie ist Ärztin oô und voll die Checkerin... ich mag sie <3 die Begegnung zwischen ihr und Takoda ist auch echt evil, irgendwie, er geht so ab, der arme ó__o

dann wirds psycho, muahaha xDD wie die Stimmen ihn drängen es umzubringen alta q____q und er lacht, wtf... es jagt mir gerade voll den Schauer über den Rücken, Baby hat es toll geschrieben ó_O

Und dann... Mayora q__________________q Mayora! Er ist auch da, quasi, er sagt was! Er rettet das Baby, omg! .___. *weint* das war eine der rührendsten Stellen ever ._____. Und wie Dyami sich dann freut, aaww... .____.

Und Chatti ist tot, aahhh q______q das war aber auch gut, dass das nur so am Rande war, ich meine, es hat geschickt Zeit überbrückt und es ist ja hier nicht Hauptthema, daher, gut so <3 Der arme Serenka, omg ó__o Aber das Baby! ^o^ es kommt auch ^o^

Die letzte Szene, wie Serenka Takoda das Baby gibt, hat mir damals den Rest gegeben ey .____. Alta, ich hab echt geweint .____. es war Hammer, es war so traurig und gleichzeitig nicht traurig, weil er sie leib hat! Es war so wunderschön .____. Liebt!! Die letzten paar Sätze, echt... herzt an. Herzt so viel an, es ist wirklich so toll geworden! Es ist rührend! Liebt! q///////////q


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