Tagträume
"Du solltest jetzt besser gehen", meinte der Rothaarige und stützte sich mit seinen Ellenbogn auf den Knieen ab, während er auf der Bettkante saß. Er spürte den Blick im Nacken und atmete erleichtert aus, als er das Knarzen des Bettes hörte.
"Jetzt? Aber wir sind doch eben erst hier angekommen!", hörte er die Frau hinter sich empört sagen. Doch er reagierte nicht darauf und lauschte einfach nur dem Gefluche, bis er erleichtert hörte wie seine Apartmentüre zugeknallt wurde. Sofort seufzte er leise und ließ sich auf den Rücken fallen.
"Vielen herzlichen lieben Dank auch!", knurrte er gegen die Zimmerdecke und hob eine Hand, betrachtete sie von allen Seiten und sah doch durch sie hindurch. Kurz darauf erhob er sich aber auch schon wieder mit einem Ruck und fasste einen Entschluss. Rasch suchte er seine Sachen zusammen und zog sich um.
Schon seit Wochen ging das jetzt so! Immer wenn er eine Perle mitnahm und sie im Bett landete, konnte er plötzlich nicht mehr. Ständig sah er dann das Gesicht dieses verdammten Generals vor sich, welcher ihm mit einem Lächeln ansah und den Kopf schüttelte.
Wie gerne würde er dieses Lächeln einmal auch in Wirklichkeit genießen können, aber das würde wohl für immer ein Traum bleiben. Der General setzte stehts eine Maske aus purem Eis auf und ließ keine Emotionen zu. Nur wenn er anfing Loveless zu zitieren schenkte er ihm ein mitleidvolles Lächeln. Aber er würde diese Maske irgendwann schon noch zerbrechen!
Voller Tatendrang zog sich der Rotfuchs den roten Mantel an und verließ sein Apartment, nur um ein paar Räume weiter eine Tür ohne Anklopfen zu öffnen. Amüsiert sah er auch schon den General, wie er fast hinter seinen Papierstapeln verschwand und scheinbar einen Bericht las. Scheinbar aber auch nur deswegen, weil selbst der Silberling nicht so schnell lesen konnte, wie sich gerade seine Augen bewegten.
"Na, der Bericht scheint ja aber sehr spannend zu sein", grinste er und ließ sich auf einen Besucherstuhl fallen, schwang seine Beine hoch und legte sie auf einen kleineren Stapel Papiere ab.
"Wenn die Berichte dreckig werden, kannst du sie neu schreiben", gab der General kühl von sich, ohne das er auch nur ein einziges Mal dabei von seinem Bericht aufsah. Das war für Genesis aber nur ein Grund mehr, den Stapel mit einer kleinen Bewegung vom Tisch zu fegen.
Papiere segelten durch die Luft und zufrieden schloss der Major seine Augen, während er gespannt darauf wartete, was Sephiroth jetzt machen würde. Überlicherweise seufzte dieser, forderte ihn auf das Chaos zu beseitigen und verbannte ihn anschließend aus dem Büro. Als würde ihn das stören!
Womit er aber nicht rechnete war, dass er plötzlich am Kragen gepackt und in die Luft gehoben wurde. Erschrocken öffnete er die Augen und sah direkt in die katzengleichen Tiefen vor sich. Er griff nach den Händen an seinem Kragen und wollte sie lösen.
"Hey! Lass mich runter!", forderte Genesis als er den Griff nicht lösen konnte. Doch der Größere grinste ihn nur boshaft an und ehe er sich versah, wurde er auch schon herumgewirbelt und auf dem Schreibtisch abgesetzt. Er wusste ja um die Stärke seines Freundes aber das... Das überraschte auch ihn!
Er wollte wieder runterspringen, sah sich aber erneut mit dem General konfrontiert. Dieser hatte sich direkt zwischen seine Beine gestellt und fegte mit einer kleinen Bewegung noch mehr Papierstapel zu Boden. Noch mehr Papier segelte zu Boden und ließ einen grinsend General und einen irritierten Major zurück.
"Seph..."
"Halt einfach mal die Klappe, Genesis!", fuhr ihn der Größere an und legte bestimmend eine Hand unter das Kinn des Rotfuches. "Du denkst auch, dass ich mir alles von dir gefallen lasse, und dich immer einfach so davon kommen lasse, nicht wahr?"
"Das ist der Plan~", grinste Genesis frech wie eh und je. Er konnte es nunmal einfach nicht lassen und musste wieder frech werden. Er ließ sich nunmal nicht gerne etwas sagen und schon gar nicht von Sephiroth! Und das Verhalten des nicht mehr ganz so kühlen Soldiers hatte ihn nur noch mehr dazu veranlasst, dumme Kommentare von sich zu geben.
"Ich sagte, du sollst die Klappe halten, Genesis!", murrte Seph und bevor der Angesprochene wieder einen dummen Kommentar ablassen konnte, spürte er die erstaunlich warmen Lippen des Generals auf seinen. Gleichzeitig wurde er an den Schultern zurück auf den Rücken gedrückt, so dass er nun einen boshaft grinsenden General über sich hatte. "Na also! Warum nicht gleich so?"
"Bist du wahnsinnig geworden!? Geh sofort runter von mir!", verlangte Genesis und wollte dabei nichts mehr, als dass sein Freund weitermachte und nicht auf ihn hörte. Er legte seine Hände auf Sephs Brust und berührte mit Absicht die nackte Haut dort. Er wollte ihn eigentlich wegdrücken, doch stattdessen verharrte er so und sogleich wurde das boshafte Grinsen triumphierend. Doch wieder konnte er nichts sagen, da er fordernd geküsst wurde.
Kühles Leder strich nun über seine Bauchmuskeln und ließ ihn erschaudern, während er sich dem warmen Körper über ihm mit einem Seufzen entgegen drückte. Er wollte mehr von diesen Berührungen, jetzt. wo er sie endlich einmal bekam! Genießend schloss er die Augen und nahm einfach nur noch dieses neue Gefühl wahr.
"Genesis... Entweder hebst du das Papier jetzt auf oder ich schmeiße dich eigenhändig aus dem Büro!"
Irritiert öffnete der Rotfuchs die Augen und fand sich auf dem Stuhl wieder, die Stiefel noch auf dem Tisch und einen leicht gereizten General hinterm Schreibtisch mit einer Akte in der Hand. Verdammt! Es war also schon wieder passiert! Aber es hatte sich so verdammt echt angefühlt...
Sein Herz raste und seine Atmung war ganz flach, als er wortlos aufstand und das Büro verließ. Er rannte fast schon durch den Gang und wollte einfach nur noch zurück in sein Apartment. Dort angekommen ließ er sich an einer Wand herabsinken und erst einmal tief Luft holen. Er musste seine Träume in den Griff bekommen!
Innerlich fluchte er jedoch. Er wusste genau wie unmöglich das Erreichen seiner Träume war und trotzdem gab er sich diesen immer wieder hin, wenn er daran dachte. Doch es würde niemals in Erfüllung gehen... Sephiroth war das Aushängeschild ShinRas. Dieser würde sich niemals mit ihm einlassen... Selbst wenn er es wollte.
Seufzend zog sich der Rotfuchs wieder aus und tapste direkt ins Bad und unter die Dusche. Diese war in den letzten Wochen sein bester Freund geworden, so oft wie er diese schon hatte aufsuchen müssen...
