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Liebe wie Gurkensushi

YUAL mit BxB-Oneshots!
von

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Assoziationsverwirrung

Ich konnte Klischees nicht ausstehen, natürlich nicht. Wer konnte das schon? Besonders nicht in diesem Fall. Es war wie aus einer dieser ekelhaften, kitschigen Geschichten, in denen der Protagonist über soviele Jahre hinweg unglücklich verliebt war und nie die Klappe auf bekam, bis es, durch was auch immer, aufgedeckt wurde und alle waren glücklich, hatten Sex und Juchee!

Ficken, sag ich da nur! Nicht im Sinne von „Ich möchte ficken“, sondern mehr wie „So ein Scheiß!“ Anglizismen waren doch eh nur Bitches und ein Ficken hatte doch viel mehr Klang, als so ein knappes Fuck.

Egal, zurück zum Thema.

Das Klischee, das mich so ankotzt, das mit der Lovey-Dovey-Story. Warum zur Hölle konnte ich noch nicht bei dem Part sein, bei dem alle glücklich waren und Sex hatten?

Meine Geschichte ging schon ein paar Jahre, aber ich war trotzdem irgendwo noch ziemlich am Anfang. Im Grunde einfach nur verzweifelt, einseitig verliebt. Nicht in ein Mädchen, natürlich nicht, das würde es ja einfach machen. Einfach, simpel. Ich war ein Simpel, ein Idiot, deswegen war mein Leben auch so kompliziert.

Es war nicht mein bester Freund, zum Glück nicht, soviel hätte ich nicht ertragen. Aber es war trotzdem jemand, den ich ständig sah, irgendwie zu meinem Alltag dazu gehörte und da auf keinen Fall fehlen durfte. Wir waren zusammen im Judo, schon seit einigen Jahren.

Mittlerweile hatte er mich ja schon längst überflügelt, was aber kein Wunder war. Ich war primär fleißig, nicht talentiert. Er war beides.

Wir traten auch schon seit langem nicht mehr in Trainingskämpfen gegeneinander an. Was für mich sogar besser war, so wenig Körperkontakt wie möglich, aber mit maximal verbalen Austausch. Ich redete wirklich gerne mit ihm, mit Ben. Unsere Gespräche waren nicht weiter geistreich, es ging meistens um Judo oder irgendwas belangloses. Aber ich stand auf seine Stimme und sein Lächeln und hatte ich schon erwähnt, dass ich einfach ein Idiot war? Bestimmt, aber ich wollte es nur noch einmal betonen.

Manchmal ertappte ich mich dabei, wie ich mir vorstellte, es mit ihm auf den Judomatten zu treiben, während er mit mir redete. Sein erhitztes Gesicht vor mir, Lust verschleierte Augen und ein raues Keuchen, direkt an meinem Ohr. Gott, ich hatte euch doch gesagt, alles ein dummes, blödes Klischee. Die ganze Sache, vor allem ich.

„Du hast mir überhaupt nicht zu gehört, oder?“ Tut mir leid, ich war im Geiste damit beschäftigt gewesen, mir einen Blowjob von dir geben zu lassen. Ben grinste mich amüsiert an, zum Glück wusste er nicht, was mich so abgelenkt hatte. Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Halle mittlerweile so gut wie leer war und wir uns wirklich mal auf den Weg zu den Umkleiden machen sollten. Anscheinend dachte Ben zur Abwechslung mal was ähnliches wie ich, jedenfalls verließ er gerade die Halle. Ich holte zu ihm auf.

„Nicht so richtig, sorry“, antwortete ich etwas verspätet und lächelte entschuldigend. Normalerweise war ich niemand, der sich einfach ausklinkte, wenn er mit jemand redete. Bei Ben passierte mir das aber ständig. Er hielt mich deswegen für ein bisschen neben der Spur, so allgemein, nicht nur jetzt im Moment. Aber meine Hormone hatten es mir nie leicht gemacht mit ihm.

„Du und ich ...“ Er mir auch nicht. Du und ich, wie in „Du und ich allein bei dir zuhause, in deinem Bett oder unter der Dusche, innig mit einander verschlungen, in einen heißen Kuss vertieft!

„..., oder?“

„Hm?“ Mir fiel es gerade gar nicht leicht, mich auf das Gespräch zu konzentrieren. Das war leicht beschissen. Reiß dich zusammen, Jonas.

„Ey, ich bin ein geduldiger Mann, das wissen wir beide. Aber nochmal wiederhol ich mich nicht für dich, Alter!“ Er hatte die Augenbrauen leicht zusammen gezogen, die erste Vorstufe von slightly annoyed.

„Sorry, ich bin im Moment einfach ...“ Völlig untervögelt und ich konnte an nichts anderes denken, als an dich und deinen nackten Körper an mich geschmiegt. Das er gerade die Uwagi auszog machte gar nichts besser.

„Schon okay, komm einfach zu meiner Geburtstagsparty am Samstag, kriegste das hin?“

„Mit Geschenk?“ Ich war wirklich schlecht darin, Geschenke zu machen. Zumindest behauptete das meine Schwester. Aber woher sollte ich wissen, dass sie sich über einen Ratgeber für fettarme Ernährung nicht freute? Immerhin redete sie ständig davon, dass sie unbedingt abnehmen wollte! Frauen …

Anstatt mir eine Antwort zu geben, schüttelte Ben nur lachend den Kopf. Ja, ich war ein ganz amüsantes Kerlchen! Leider war das kein Punkt, der dafür sprach, mit mir zu schlafen. Allgemein sprach dafür nicht viel. Um es mal mit den Worten eines sehr klugen Mannes zu sagen: My sexuael performances are average! Ey, ich war einfach kein besonderer Kerl, selbst mein Liebesleben liest sich wie ein Klischee-Schwulen-Schmalzstory und ja, damit hatte ich mich schon befasst. Mit einem furchtbar befremdlichen Gefühl. Ich wollte nicht schwanger werden, weil mein Lover mir aus Rache einen Zaubertrank einflößte, der alle Männer im Umkreis von zehn Kilometer schwängert. Zum Glück war ich kein Halbelb-Halbvampire-Hybrid. Ehrlich, dieser ganze fiktive Schwulenliebesdings hatten mich stellenweise ziemlich verstört.

Naja, wenigstens war ich keine unbedarfte Jungfrau, mit der festen Überzeugung Analsex würde kein Stück weh tun und Sperma würde schmecken wie süße Schlagsahne. Am Arsch, aber sowas von. Aber so ein bisschen ein Beziehungskrüppel war ich schon. In Ben war ich verknallt, seit ich ihn das erste Mal gesehen habe. Da waren wir dreizehn gewesen und mir war nicht klar, dass es darauf hinaus laufen würde, dass ich irgendwann mal eine Schwuchtel sein würde. Ben war sowieso nichts klar und da ich gar keine Lust hatte, mich deswegen zu blamieren, hatte ich mein erstes Mal mit einem anderen Kerl, und mein zweites mal, mein drittes und viertes Mal auch und prinzipiell ging es mir gerade um den Punkt, dass ich einfach noch nie Sex mit Ben hatte und ich das gerade als einen wahnsinnigen Missstand empfand.

Aber nicht den falschen Eindruck von mir bekommen. Ich war nicht nur auf seinen Körper scharf, nein, ich stand sogar auf seinen Charakter. Er war cool, lässig, ein bisschen deppisch mit Mädchen, vor allem, wenn sie ihm die Fresse polierten und sah einfach nur rattenscharf aus, wenn man ihn auf die Matte beförderte.

Ja, okay, ich war schon total auf seinen Körper eingeschossen. Aber ey, er machte Kampfsport, der hatte genau an den richtigen Stellen die Muskeln, die man haben möchte und sein Gesicht war auch ganz okay. Sympathisches Lächeln und er hatte einfach eine super angenehme Art.

„Du weißt noch, wo ich wohne?“ Mittlerweile hatten wir uns fertig umgezogen und unsere Klamotten in den Taschen verstaut. Für mich war es nach wie vor seltsam Ben in seinen Straßenklamotten zu sehen. Mir kam das total unpassend vor. Ein T-Shirt und eine Jeans, nein, dafür war er nicht gemacht. Allerdings, was wusste ich schon? Meiner Meinung nach, war Ben dafür gemacht, nackt unter mir zu liegen. Oh ja …

„Heute ist es echt schlimm mit dir! Hast du irgendwas geraucht? Du weißt doch, nur von dem Dealer deines Vertrauens kaufen!“

„Nein, nein … es ist nur, dass ich ...“ Denk nach, Jonas! Wörter, die nicht als Antwort in Frage kamen, waren doch nur: Sex mit dir. Alles andere war besser als die drei Wörter. „... untervögelt. Ich bin untervögelt. Total.“

„Äh ...“ Ben räuspert sich. Okay, das gerade eben war selbst für mich etwas schräg. Aber immerhin habe ich nicht gesagt, dass ich ihn vögeln wollte. Sieg für Jonas! Wie auch immer...

„Hat dein Freund mit dir Schluss gemacht?“ Er hatte die Stimme gesenkt, als wäre er ernsthaft besorgt um mein Liebesleben. Mein schwules Liebesleben. Halt mal, woher wusste er eigentlich davon?! Argh, das wurmte mich gerade irgendwie.

„Nein... ja, nicht direkt. Es ist schon länger Schluss“, stammelte ich etwas vor mich hin. Warum wusste er überhaupt davon, dass ich was mit einem Kerl hatte? Überhaupt etwas mit Kerlen. Mit Alex war Schluss gewesen, weil es ihn irgendwie genervt hatte, wie ich ständig von Ben geschwärmt hatte. Eifersüchtige Mistbratze …

„Das äh... tut mir leid.“ Er versuchte wirklich mitfühlend auszusehen, aber ich wusste, dass er es seltsam fand, dass ich es mit Typen trieb. Wahrscheinlich dachte er an all die Momente, bei denen ich ihm beim Umziehen bespannt hatte oder er mich geschlagen auf die Matte drückte, oder keine Ahnung. Es gab genug schwul angehauchte Momente. Ehrlich, ich achtete immer sehr darauf. Jede Menge davon, ein ganzer Haufen, gab es davon.

„Muss es nicht, war eh blöd, der Typ.“ Ich zuckte mit den Schultern. Ex-Lover waren doch immer Scheiße, vor allem dann, wenn sie einen verließen. Tz...

„Also bist du wirklich so richtig … mit Kerlen und so?“ Ben schaute sich kurz um, ob uns irgendwer bei diesem peinlichen Gespräch belauschte. Aber wir gingen immer eine ruhige Nebenstraße zur Bushaltestelle, weil man völlig durchgeschwitzt einfach nicht gerne vielen Leuten begegnete. Jedenfalls war niemand in der Nähe.

„Ja, Problem damit?“ Ich mein, ich hatte nicht so den Stress mit meiner Sexualität. Mehr mit meinem Männergeschmack, weil Hetero ist so der völlig falsche Geschmack für einen Homo. Hetero war zwar nicht ganz so schlimm wie ein Drogenjunkie oder Stricher, aber glücklich machte es auch nicht.

„Nein, nein, alles cool. Is nur komisch irgendwie ...“ Ben schaute kurz zu mir, grinste schief und richtete seinen Blick wieder auf den Boden. Ich würde ja jetzt gerne sowas sagen wie: „Keine Sorge, ich fall schon nicht über dich her!“ Allerdings sollte man schon laut Bibel nicht lügen und Ben würde definitiv merken, dass es bei mir nicht sonderlich ehrlich gemeint war.

„Falls es beruhigt, ich weiß, dass ich die Finger von dir lassen muss!“ Naja, das war eine Art Kompromislösung. Etwas zu wissen bedeutete ja nicht gleichzeitig, dass man sich wirklich daran halten wollte.

„Oh, okay. Hm...“ Verdammt, was sollte dieses Hm? Das gefiel mir nicht. Es schien mir wie ein böser Vorbote für irgendwas. Vielleicht angehende Paranoia?!

„Was?“, hakte ich nach.

„Naja, du würdest also gar nicht mit mir … und so? Also ich hätte schwören können, du … stehst auf mich.“ Ben fuhr sich kurz die Haare. Ich konnte sehen, wie er rot wurde. Irgendwie hatte ich gerade etwas verpasst. Was hieß hier gerade? Ich hatte verdammt mal die ganzen letzten Jahre definitiv was verpasst.

„Äh...“ Sollte ich was intelligentes sagen? Warte, nein, dazu war ich definitiv nicht in der Lage. Ich wusste, dass das „Hm“ ein schlechtes Zeichen gewesen war.

„Oder nicht?“ Kurz schaute er in meine Richtung, wirkte irgendwie seltsam unsicher.

„Doch schon … Nur äh, uhm … ist das nicht irgendwie schlecht? So für uns, mein ich.“ Ich kratzte mich am Kopf. Ich hätte von diesem Tag viel erwartet. Nein, warte, ich hatte von diesem Tag gar nichts erwartet. Es hatte nichts darauf hingewiesen, dass heute irgendwas besonderes passierte. Es war alles wie immer gewesen, warum jetzt nicht auch das Judotraining?

„Naja, kommt ein bisschen darauf an. Wie ist Schwulensex so?“

„Bitte was?“ Ich japste nach Luft. Wir führten dieses Gespräch nicht gerade ernsthaft, oder?

„Naja, du hast doch schon, oder nicht? Es würde mich nur mal irgendwie … interessieren.“

„Äh, uhm … man wird nicht schwanger, wenn man kein Zauberer ist.“ Ich war gerade völlig verwirrt, mir fiel nichts ein. Wie war Schwulensex? Naja, sexy, deswegen hatte man ihn. Er war okay. War Sex nicht immer irgendwie gleich? Argh.

„Naja, ich bin kein Zauberer, also nicht das ich wüsste.“ Ben wirkte auch etwas perplex von meiner Antwort. Völlig zurecht.

Wir gingen schweigend weiter. Gleich würde die Nebengasse wieder auf die Hauptstraße treffen und dann würde da die Bushaltestelle sein und ich in meinen Bus einsteigen und er in seinen und das ganze Gespräch hatte dann nie statt gefunden. War ein guter Plan, oder?

„Kann … naja, können wir uns mal … weiß nich … Küssen?“ Er blieb stehen, ich auch. Okay, mein Plan war zunichte. Warum denn? Der wäre so schön gewesen. Warte, halt mal, Jonas! Da, Ben, der Ben deiner Sexfantasien, der Traum deiner mastrubierenden Nächte, wollte prinzipiell mit dir rumknutschen. Und was dann? Dann war ich scharf und er merkte, dass er lieber doch keine Kerle küssen wollte and so on.

„Nicht hier.“ Ich brachte es nicht über mich, Nein zu sagen. Ich hatte nie behauptet charakterstark zu sein. Am Ende war ich vielleicht verletzt und enttäuscht und so was. Anderseits gab es hier auch noch andere Judo-Dojos und jeder Liebeskummer ging einmal vorbei. Die Chance mit Ben rumzumachen würde sich in meinem Leben aber nur einmal ergeben.

„Okay, dann kann ich mit zu dir?“ Er schaute mich mit einem Blick an, der mich stark verunsicherte. Irgendwie, also irgendwie, da war doch was ...

„Wenn du willst.“ Nur fürs Protokoll. Nicht, das mir am Ende vorgeworfen wurde, ich hätte irgendwen zu irgendwas gezwungen. Ben lächelte mich an. Ich konnte nicht anders, als es zu erwidern. Als der Bus kam stiegen wir beide in den selben ein. Ich war ein bisschen nervös und verwirrt, aber irgendwie verdammt glücklich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MissPaperJoker
2010-06-23T15:09:29+00:00 23.06.2010 17:09
Oh mann er redet wirres Zeug und er ist ein Spätzünder :D Aber der Verlauf der Story ist außergewöhnlich und seltsam mitreißend, auch wenn sie nur vom Judotraining nach Hause gehen. Die Emotionen kommen gut rüber, man merkt den Charakter beider stark und dadurch, dass er Klischees so hasst, kommt er gut in eine Klischeesparte, die man mögen muss!XD
Ich find es gut, dass er hier zwar flucht und Jugendlich redet, aber dass du trotzdem in einer Sprache bleibst, die man getrost als angenehm zu lesen empfinden kann und auch Lektüretauglich ist.
Diese Kurzgeschichte bringt mich wieder zum lächeln und schmunzeln über Jungs und Menschen ansich und gibt mir irgendwie wieder ein bisschen Mut. Ich kann nicht das beeinflussen, was andere denken oder fühlen, aber vielleicht wird es ja doch dann auf einmal nach langem Träumen
davon unverhofft wahr.
Gut gemacht, ich habs genossen das zu lesen!


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