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Mit meinen Augen

noch konnte ich nicht wissen, wie die Geschichte ausgehen würde
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Noch nicht gebetat, sind aber hoffentlich nicht so viele Fehler drin :) Komplett anzeigen

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Severus Snape

Eigentlich habe ich Snape nie gemocht.
 

Die Streiche, die die Gryffindors ihm häufig spielen, finde ich selten gut, aber er gehört zu denen, von denen ich denke, wenn es überhaupt jemand verdient hat, dann er.

Seine Aura ist dunkel, vielleicht auch etwas traurig, aber in erster Linie dunkel. Jeder weiß, dass er dunkle Magie praktiziert, etwas was ich nie gut heißen werde. Etwas was mich mit James verbindet und die beiden – also James und Snape - hassen sich auf eine Art und Weise, dass man sich auf eine Seite stellen muss.
 

Doch jetzt tut er mir irgendwie leid, wie er so da steht, verloren.
 

Die Freundschaft mit Lily hat ihm so viel bedeutet, das konnte ich sehen, doch nun möchte sie nichts mehr mit ihm zu tun haben, Zurecht. Und doch tut er mir jetzt Leid, wie er da steht.
 

„Bell.“
 

Seine Stimme klingt seltsam, irgendwie kratzig. Kurz bin ich erstaunt, dass er meinen Namen weiß, wir haben nichts mit einander zu tun, sind nicht im gleichen Jahrgang oder im gleichen Haus. Aber vielleicht schaut sich auch jemand wie Serverus Snape die Quidditchspiele an, Gruppenzwang oder so.
 

Ich gehe auf ihn zu und bemerke, wie er immer wieder seine Lippen mit der Zunge befeuchtet – er muss sehr nervös sein.
 

„Was ist?“
 

„Könntest du.“ Er stockte. „Könntest du Lily bitte fragen, ob sie rauskommen würde?“
 

Erst will ich ihn fragen: Meinst du das Schlammblut? Doch irgendwas hält mich vor dieser spöttischen Äußerung ab. Vielleicht das er noch schlechter aussieht als sonst, noch trauriger. Denn nur wenn man ihn mit Lily zusammen sah, war der Schatten aus seinem Gesicht verschwunden.
 

„Du weißt, dass sie dich nicht sehen will.“ Ich erkenne an seine Mimik, dass ich sicher nicht die Erste bin, die ihm das sagt und doch steht er immer noch hier und wartet. Sie ist ihm wichtig, trotz allem was er gesagt hat. Doch er hat es nun mal gesagt, sie auf eine Art vor dem Kopf gestoßen, die nicht zu verzeihen ist, selbst wenn es zum ersten Mal passiert wäre.
 

„Bitte.“
 

Widerstrebend nickte ich. „Ich werde es ihr sagen, aber mach dir nicht zu viele Hoffnungen.“
 

„Danke.“
 

Ich bin mir sicher, dass es ihn Mühe kostet, die Worte auszusprechen, bin ich doch in den Augen seiner Freunde, ein Blutverräter, eine, der ihr reines Blut egal ist.
 

Aber Lily ist ihm wichtig.
 

„Mach dir nicht zu viele Hoffnungen.“, wiederhole ich und klettere durch das Portraitloch.
 

Obwohl Anton auch so für unsere Freundschaft kämpfen würde? Eigentlich ist die Frage überflüssig, denn auch wenn wir uns streiten, fallen niemals solche Worte, solche Beleidigungen. Die Freundschaft zwischen Lily und Snape war schon immer anders gewesen.
 

Ich werde es ihr erzählen, denn Lily hat ein Recht darauf zu erfahren, dass Snape um ihre Freundschaft kämpfen will.
 

Auch wenn ich glaube, dass dieser Kampf aussichtslos ist.

James Potter

„Diese Woche ist es so weit, dass spüre ich ganz genau.“
 

Es ist Montagabend und James hat auf mich gewartet, denn bevor ich nach dem Quidditchtraining zum Schloss zurückgehen kann, muss ich das Stadion kontrollieren, das bringt der Job als Quidditchkapitän so mit sich.
 

Gegen meinen Willen muss ich lachen. „James, dass sagst du jede Woche.“ Natürlich muss ich nicht nachfragen, was er meint: Diese Woche wird Lily sein Dateangebot annehmen.

Dabei hat sie es noch nie getan.
 

„Optimismus, Anni, Optimismus.“ Brüderlich legt er mir den Arm um die Schulter und strahlt mich an.
 

Ich glaube, wenn Lily etwas mehr von diesem James kennen würde, wäre sie längst mit ihm ausgegangen. Dieser James, für den es selbstverständlich ist auf mich zu warten, weil ein Mädchen nicht allein durch die Dunkelheit laufen sollte, dessen Haare in diesem Moment wirklich windzerzaust sind und nicht von ihm mit Absicht durcheinander gebracht, da bin ich sicher, denn meine Haar sehen trotz Zopf ähnlich aus.

Ein James der mich zum Lachen bringt, der über sich selbst lachen kann und der sich wirklich rührend um unsere neue kleine Sucherin kümmert.
 

Doch diesen James kennt Lily nicht, sie kennt nur den arroganten Streichespieler, der die Schulregeln dehnt wie es ihm gefällt. Den gern zu haben ist schwer, das verstehe ich, denn den mag ich auch nicht besonders. Doch den anderen habe ich so gern, dass ich dem arroganten James vergebe.
 

„Was denkst du?“ James zieht mir leicht an den Haaren um meine Aufmerksamkeit wieder zu erlangen.
 

„Dass du gar kein so übler Kerl bist.“
 

Erst sieht er mich kritisch an, dann fängt er an zu lachen. „Könntest du das bitte Evans sagen?“
 

Tu ich längst, aber sie glaubt mir nicht, weil du manchmal so ein Dumpfbeutel bist. Doch das sage ich ihm nicht, denn das würde seine Gefühle unnötig verletzten.
 

„Du kannst sie natürlich auch auf mein unglaublich gutes Aussehen hinweisen, aber sie hat ja selber Augen im Kopf.“ Er fährt sich mit der Hand durch die Haare, unbewusst, das weiß ich, trotzdem nervt mich die Geste.
 

„James.“
 

„Ann-Kathrin.“, ahmt er den Klang meiner Stimme nach. „Du weißt doch, wie ich das meine.“
 

Klar weiß ich das, kenne ich doch seinen Humor. „Es geht auch mehr um die Machobewegung.“
 

„Welche?“ Ich sehe Erkenntnis in seinem Blick. „Ich habe es schon wieder gemacht?“
 

Sein leicht zerknirschter Blick lässt mich lachen. „Ja.“ Ich habe ihm gesagt, dass Lily das besonders stört, weil sie nicht glaubt, dass er es unbewusst tut.

Ich glaube, die Beiden wären ein schönes Paar, darum helfe ich James viel mehr, als ich Lily jemals erzählen würde. Sogar höchstwahrscheinlich mehr als es James selbst bewusst ist.
 

„Aber ich habe mich doch schon gebessert? Also wenn sie in der Nähe ist.“
 

„Du bist ein Schwiegermuttertraum.“
 

Er ignoriert den Spott einfach, dass kann es gut, wenn er möchte. „Wenn du nicht so wahnsinnig in deinen Freund verliebt wärst, könnten wir doch mal ausgehen.“
 

Ich lache. „Ich bin aber wahnsinnig in meinen Freund verliebt.“ Die Liebe meines Lebens.
 

„Warum eigentlich?“
 

„James.“ Er weiß, dass er sich auf dünnes Eis begibt, denn das Letzte was ich jetzt hören will, ist ein Hufflepuffwitz.
 

Er schwenkt um. „Aber du würdest schon eher mit mir ausgehen als mit Tatze oder?“
 

Ehrlich gesagt muss ich nicht lange überlegen. „Klar, jeder Mann der länger im Bad braucht als ich, wäre mir als Partner suspekt.“
 

Das bringt jetzt ihn zum Lachen. „Weißt du Anni“, sagt er, während er mir wieder den Arm um die Schulter legt. „Du bist wirklich seine tolle Freundin.“
 

Diesen James habe ich gern und darum werde ich etwas nachhelfen. Mal sehen, ob ich Remus morgen oder heute noch allein erwische, denn ich habe einen Plan, der hoffentlich zum gewünschten Ziel führt: Ein Date mit Lily Evans für James Potter.

Frank Longbottom

„Hallo Kleines.“ Mit einer freundlichen Geste fährt mir Frank über die Haare und bringt es durcheinander.
 

Sofort verzieht sich mein Gesicht. „Lass das.“ Ich ducke mich, um ihm zu entkommen.

Eigentlich mag ich Frank, doch ich kann es nicht leiden, wenn er das tut.
 

„Hat die kleine Prinzessin Angst ich könnte ihre Frisur durcheinander bringen?“ Dabei lacht er mich an, wohl um mir zu zeigen, dass er mich mehr aufzieht als es wirklich ernst zu meinen. Immerhin bin ich jetzt seit fünf Woche Treiberin in der Hausmannschaft der Gryffindors, nicht besonders mädchenhaft und zweitens besteht meine Frisur aus einem einfachen Pferdeschwanz, der dafür da ist, dass mich die Haare beim Training nicht stören.
 

Statt einer Antwort strecke ich ihm die Zunge raus, was er als Aufforderung versteht, mir noch mal über die Haare fahren zu wollen.

Doch dieses Mal bin ich vorgewarnt und kann ausweichen.
 

„Frankie hör auf Ann zu ärgern.“ Manchmal finde ich es gruselig, dass mein Bruder wohl auch Augen am Hinterkopf zu besitzen scheint (Wie Mom), doch gerade ist es für mich sehr praktisch.
 

Frank lacht. „Komm schon Alex, ich mache doch gar nichts.“
 

Alex dreht sich um und hebt eine Augenbraue (das tut Mom auch häufig). „Nur weil du Probleme mit Frauen hast, brauchst du nicht an meiner zwölfjährigen Schwester üben.“
 

Franks Unterkiefer klappt nach unten, was ziemlich dämlich aussieht. „Das war jetzt nicht nur gemein, sondern ist auch gar nicht wahr, Bell. Ich kann gut mit Frauen, hey Mary.“ Er wackelt übertrieben mit den Augenbrauen, was nicht nur Mary zum Lachen bringt.
 

Mein Bruder grinst breit. „Schon klar, du könntest doch jede haben.“
 

„War das Ironie?“ Frank hebt die Fäuste. „Willst du dich prügeln?“ Er fängt leicht an zu tänzeln und schlägt Alex auf die Brust, natürlich nicht fest.
 

Doch Alex geht nicht darauf ein. „Lass das. Wir wollen anfangen.“
 

„Langweiler.“
 

Jetzt hebt mein Bruder beide Augenbraun. „Solange wir auf diesem Rasen stehen, Longbottom, habe ich das Sagen. Hör auf oder ich überlege mir etwas Fieses.“ Und wenn er will, kann er wirklich sehr fies sein.
 

Sofort enden die Bewegungen und Frank lässt sie Fäuste sinken. „Du bist ein Tyrann.“
 

Alex lachte und deutet auf seine Brust. „Ja, aber ein Tyrann mit Kapitänswappen.“
 

„Du bist kein Tryann.“ Mische ich mich jetzt ein, denn das ist er wirklich nicht.
 

„Ich mache doch nur Spaß.“ Frank zwinkert mir zu. „Dein Bruder und ich sind doch Bettnachbarn, aber es muss ihm einfach jemand sagen. Und wer wäre da besser geeignet als ich?“
 

Ich drehte mich zu Alex und sehe ihn abwartend an. Als sich unsere Blicke treffen, wird sein Lächeln irgendwie weicher. „So schlimm kann es gar nicht sein, immerhin war ich schon letztes Jahr Quidditchkapitän und trotzdem hat er dieses Jahr wieder vorgespielt.“
 

„Vielleicht spiele ich einfach gerne Quidditch?“
 

„Vielleicht denkst du, dass die Frau dann mehr auf dich steht,“ Tönt jetzt James, als hätte der mit seinen dreizehn Jahren davon so viel Ahnung.
 

Frank schaut sehr empört, Alex lacht aus vollem Hals und auch die anderen – mich eingeschlossen – müssen mindestens grinsen.
 

„Schau was du angerichtet hast.“
 

„Was kann ich denn für deinen Ruf?“ Man sieht Alex deutlich an, dass er sich keiner Schuld bewusst ist.
 

„Alex.“ Frank verschränkt die Arme.
 

„Kindermund tut Wahrheit kund oder so ähnlich.“
 

„Ich bin kein Kind,“ ruf James dazwischen.
 

„Bell.“
 

Wenn jedes Quidditchtraining so läuft, dann werden das zwei sehr lustige Jahre.

Lily Evans

„Ann können wir reden?“
 

Ich blicke von meinen Verwandlungshausaufgaben auf und Lily ins Gesicht, sie scheint irgendwie etwas nervös und aufgeregte zu sein. Dann wandert mein Blick weiter zu meinem Gegenüber, meinem Freund, meiner großen Liebe. Mein Blick wird bittend und er versteht.
 

„Klar.“ Er zuckt leicht mit den Schultern und beugt sich vor um mich zu küssen. „Wir sehen uns dann später, Ok?“
 

„Danke.“ Lily lächelt ihn an als er aufsteht und sie sich auf seinen freien Platz setzt.
 

„Was ist?“ Unsere Freundschaft fing an als sich die von Lily und Snape auflöste. Damals ging ich zu ihr, um ihr zu sagen, dass er vor dem Porträt auf sie wartete. Als sie über Snape anfing zu schimpfen, habe ich wohl in ihren Augen genau das Richtige gesagt, denn ich wurde ihre Vertraute, wenn es um ihre sehr widersprüchlichen Gefühle gegenüber Snape ging. Ihre anderen Freundinnen verstehen nicht warum sie überhaupt jemals befreundet gewesen sind, ich auch nicht immer, doch ich kann akzeptieren, dass man einen Kindheitsfreund (dem, der einem alles über Magie beigebracht hat) nicht einfach aufgeben möchte.
 

„Es geht um Potter.“
 

Das ist neu, zumindest von ihrer Seite, denn ich versuche sie schon seit Monaten subtil auf die Vorzüge von James Potter aufmerksam zu machen, denn davon hat er genauso viele wie von seinen Macken.
 

„Ich glaube, ich möchte mit ihm ausgehen.“
 

Halleluja, auch wenn ich nicht gläubig bin. „Und was hindert dich daran, auf eine seiner vielen Einladungen einfach mal mit Ja zu antworten?“
 

„Zwei Dinge: Erstens weiß ich nicht, wie Severus es aufnehmen würde.“ Sie zögert und spricht nicht weiter.
 

Ich seufzte leise, ich will versuchen ihr eine Freundin zu sein und nicht eine von James. „Ihr hab über ein Jahr nicht mehr miteinander gesprochen, du weißt doch gar nicht mehr, was ihn treffen wird und was nicht. Und James lässt ihn doch in letzter Zeit echt in Ruhe.“
 

Lily lächelt leicht, aber nicht fröhlich. „Ich bin doch nicht blind, ich sehe doch die Blicke die sie sich zuwerfen, sie hassen sich immer noch, werden sich wohl immer hassen, auch wenn nicht mehr so öffentlich.“
 

Ich nicke, suche ihren Blick. „Ja, aber du bist nicht mehr Snapes beste Freundin, versteht du? Du solltest dein Glück nicht von ihm abhängig machen. Wenn du gerne mit James ausgehen möchtest, dann tu es.“
 

Sie zögert einen Moment und dann nickt sie auch. „Aber da wäre aber noch der zweite Punkt: Was, wenn er mich all die Zeit nur noch gefragt hat, weil ich Nein gesagt habe? Wenn es ihm gar nicht um mich geht, sondern darum nicht abgewiesen zu werden?“
 

Ich hebe meine Augenbraun soweit es mir möglich ist. „Das ist ein Witz, oder?“ James ist unglaublich verknallt in sie.
 

„Sehe ich so aus als würde ich Witze machen?“
 

Nein. Aber als hättest du einen Schlag auf den Kopf gekommen.
 

Lily beugt sich über den Tisch und sieht mich eindringlich an. „Ich bin keine Trophäe.“
 

Wie bitte? „Wenn James Trophäen sammeln würde, wäre er aber ziemlich schlecht.“ Und James möchte gerne überall der Beste sein. „Mit siebzehn Dates mit drei? Vier?“ ich versuche mich zu erinnern. „Mädchen zu haben, ist jetzt nicht besonders Rekordverdächtig.“
 

Daraufhin schweigt Lily kurz. „Du meinst, ich sollte einfach ja sagen?“
 

„Du kannst auch sagen Von mir aus oder na gut, aber nur weil die Riesenkrake nächstes Mal keine Zeit hat.
 

Lily lacht. „Das mit dem Riesenkraken ist gut.“
 

„Manchmal haben wir beide eben unsere lichten Momente.“

Remus Lupin

Noch drei Tage bis Vollmond.
 

Dafür brauche ich keine Mondtabelle und muss auch nicht in den dunkeln Himmel schauen, mir reicht sein Gesicht.

Die Schmerzen sind so deutlich, dass ich nicht verstehen kann, wie die anderen sie nicht sehen können.
 

Goldbraue Augen sehen mich an und erst jetzt bemerkte ich, dass Remus mich wohl angesprochen hat, denn sein Blick ist erwartungsvoll.
 

„Was?“

„Ich habe dich gefragt, ob etwas ist.“

Stumm schüttle ich den Kopf.
 

„Anni?“ Sein Blick immer noch fragend, etwas skeptisch und sehr sehr müde.

„Du siehst müde aus.“ Ich will nicht sagen, dass er mir Leid tut, dass ich mit ihm leide, denn er hasst Mitleid.

Natürlich weiß er trotzdem, was ich gedacht habe. „Ich habe doch alles was ich mir immer gewünscht habe.“
 

Einen Schulplatz, Freunde und ein Leben, wo nicht alle Angst vor ihm haben. Selbstverständliche Dinge eigentlich, doch nicht für Remus.
 

„Du verdienst mehr.“
 

Früher hat mich der Vollmond schlecht schlafen lassen, jetzt macht er mich melancholisch.
 

Er seufzt. „Warum habe ich das Gefühl, dieses Gespräch schon sehr oft mit dir geführt zu haben?“

„Weil ich diese Meinung nicht erst seit gestern habe.“ Ich hatte sie schon bevor ich alles wusste, nur habe ich es damals nicht verstanden.
 

„Ann, ich bin nicht Beziehungsfähig.“
 

Ich spüre die Tränen, verdammt, dabei hasse ich es doch zu weinen. „Das ist doch Quatsch.“ Lieber wütend werden, meist vertreibt das die Tränen.
 

„Du weißt ganz genau was los wäre, wenn die anderen mitbekommen würden, was...“ Er stockt. „Du weißt schon und du weißt auch, dass ich ehrlich sein müsste.“

Weil er nicht anders kann, er kann Menschen, die ihm nahe stehen nicht belügen. Wie sehr muss er sich die ersten Jahre gequält haben.
 

„Du verdienst es geliebt zu werden.“ Niemand mehr auf der Welt als Remus.

Jetzt seufzt Remus. „So wie du das gerne möchtest wird es nicht geschehen.“

Ich verschränke die Arme und weiß selbst, dass mein Gesichtsausdruck dem eines trotzigen Kindes gleicht. „Das ist nicht fair.“

Ich sehe ihm an, dass er Widerwillens lachen muss. „Seit wann ist das Leben fair?“
 

„Irgendwann wird eine Frau kommen und dich knacken, dich und deine ganzen auch so selbstlosen Gründe.“

„Ann-Kathrin.“

„Und ich werde sie in die Arme schließen und sie für ihren Mut, ihre Hartnäckigkeit und ihre Starrsinnigkeit beglückwünschen. Denn wenn man es mit dir aufnehmen will, muss man Starrsinnig sein, dickköpfig reicht da nicht.“
 

„Ann.“ Remus hebt belustig die Augenbraun und ich bin stolz auf mich, dass seine Augen etwas weniger müde und traurig aussehen.

„Mmh?“

„Und was wenn ich von der anderen Seite wäre? Du weißt schon?“
 

Ist das ein Grinsen?
 

„Dann würde ich ihn die die Arme schließen.“ Auch wenn ich das nicht glaube und ehrlich gesagt auch nicht hoffe, ich will doch irgendwann kleine Remuse im Arm halten. „Hauptsache du bist glücklich.“
 

„Ann?“

„Da bist du baff was?“ Ich lächele zurück.

„Du bist echt einzigartig.“
 

Ich bin so frei und Werte das jetzt einfach mal als Kompliment.

Sirius Black

„Hey Schnucki.“
 

Ich regiere nicht.
 

„Komm schon Prinzessin, du weißt ganz genau, dass ich dich meine.“
 

Und er weiß ganz genau, dass ich solche Spitznamen hasse.
 

Er seufzte, scheinbar ist es ihm wichtig, dass er es mir erzählt. „Ann?“
 

Ich hebe den Kopf, ich weiß, dass ich besser nicht triumphierend lächeln sollte, aber ich kann nicht anders. „Ja?“
 

Wie erwartet verzieht Sirius das Gesicht. „Schau nicht so.“ fordert er, er kann es gar nicht leiden, wenn es nicht nach seinem Kopf geht.
 

„Du wolltest mir doch was erzählen.“ Ich stehe auf und setzte mich auf dem Sessel neben seinem.
 

„Es ist mehr eine Frage. Von einer Skala von eins bis zehn: Wie verrückt ist Kelly?“
 

Ich seufzte. „Ich hatte dich gewarnt.“ Kelly ist eigentlich ganz nett, kann sich aber schnell in etwas einsteigender.
 

Sirius fährt sich durch die Haare, anders als bei James fallen sie aber wieder glatt zurück. Ich kenne Mädchen, die würden für solche Haaren töten. „Ich weiß, aber sie ist echt niedlich, nur jetzt irgendwie nicht mehr.“
 

„Müsstest du nicht langsam alle Mädchen in Hogwarts durchhaben?“ Vielleicht ist das etwas gemein, aber ganz von der Hand zu weisen ist es nicht.
 

Doch er verzieht das Gesicht, als hätte ich ihn tödlich beleidigt. „Für wen hältst du mich?“
 

„Ist die Frage jetzt erst gemeint?“ Für einen verdammt heißen Typen, der so tut es würde es ihm nichts ausmachen, dass seine Familie ihn geächtet hat, dass sein kleiner Bruder nicht mehr mit ihm spricht. Der darum jede wirklich emotionale Beziehung abblockt, der nur drei Leute wirklich an sich ranlässt: James, Remus und Peter.
 

„Du glaubst wirklich, ich würde mit diesen ganzen Mädchen schlafen?“
 

„Was tut ihr denn sonst? Schachspielen?“
 

Er lacht. „Du bist putzig Bell. Wo denn? Gerade du müsstest wissen, dass Schäferstündchen mit Mitgliedern aus anderen Häusern sich wirklich schwierig gestalten.“
 

Ich weiß genau worauf er anspielt, aber ich habe keine Ahnung. Doch das letzte was ich Sirius Black erzählen werde, ist, dass ich noch Jungfrau bin.
 

Doch für alles was damit zu tun hat, hat er einen sechsten Sinn. „Oder habt ihr noch nicht?“ er grinste süffisant.
 

„Es gibt Menschen mit mehr Selbstkontrolle als du.“
 

Sirius lacht wieder. „Das hat wenig mit Selbstkontrolle zu tun, zumindest von Seiten des Mannes, das kann ich dir versprechen.“
 

„Du und deinen Machogetue.“ Ich verdrehe übertrieben die Augen.
 

„Aber ich verrate dir ein Geheimnis.“ Sirius beugt sich vor und grinst mich – leicht verschlagen - an. „Da ich weiß, dass du ein braves Mädchen bist und es für dich behältst: Meine drei werten Freunde haben auch noch nie...“ Er beendet den Satz nicht, braucht er aber auch nicht.
 

„Was?“ Ich bin mehr als überrascht, bei Remus – der genau wie Sirius eine Beziehungsphobie hat, wenn auch aus anderen Gründen – und Peter – ich meine es ist Peter – nicht, aber bei James. „James auch? Ich dachte, der hätte es vor zwei Jahren mit Sophia Moore getan.“
 

„Haben die immer behauptet, aber ich habe die Wahrheit rausgefunden.“ Auch wenn Sirius immer so tut, als wäre es ihm egal, was andere Leute erzählten, liebte er Tratsch.
 

„Ist es hoffentlich nicht das was ich denke.“
 

„Was?“ Er scheint bemerkt zu haben, was ich meine. „Ich teile mir doch keine Schnalle mit meinem Bruder. Auch ich habe Moral und Anstand. James hat es mir vor zwei Wochen im Suff erzählt.“
 

„Warum erzählt er mir nie so spannende Dinge?“ Aber auch im betrunkenen Zustand vertraut er sich wohl am liebsten seinem besten Freund an.
 

„Ich erzähle es dir ja.“ Sirius tätschelt meinen Arm.
 

„So wie immer.“ Ich erwidere sein Lächeln.
 

Und meine Mutter meint immer wieder, ich sollte mir mehr weibliche Freundinnen suchen, um eine richtige Frau – sie spricht immer von Dame - zu werden und kein halber Junge.
 

Aber ich brauche keine Freundinnen. Für Liebes- und Schönheitssachen habe ich Elizabeth, meine Schwägerin, für tiefgründliche Gespräche Remus und für Tratsch Sirius – auch wenn der das nicht wirklich gerne hört.
 

„Hilfst du mir mit Kelly?“
 

„Klar.“ So wie jedes Mal, wenn er mich drum bittet, auch ich kann mich nicht vollkommen dem Charme des Sirius Blacks entziehen. Ich kenne kein weibliches Wesen, das das kann.

Peter Pettigrew

Als sich unsere Blicke treffen, verziehen sich meine Lippen zu einem Lächeln, was noch etwas großer wird als mein Gegenüber schnell wieder auf seinen Teller blickt und man deutlich erkennen kann, dass ihm die Röte den Hals Richtung Ohren hochkriecht.

Peter hatte sich schon immer schwer getan mit anderen Menschen zu kommunizieren, besonders bei Mädchen, auch mit mir, die die wenigstens Klischees eines Mädchens erfüllt.
 

„Starrt er dich an?“, will Anton wissen und reißt mich aus meinen Gedanken.

„Anton.“

„Ich mag ihn nicht.“ Ich kann mir gut vorstellen warum, denn Peter hatte die Fähigkeit unbemerkt einen Raum zu betreten und so hatte er sicher schon das eine oder andere Gespräch mit angehört, was nicht für seine Ohren bestimmt war. Es war, würde er sich unsichtbar machen können.
 

„Er ist nur unsicher.“

Sein Schnauben soll mir verdeutlichen, dass Anton nicht meiner Meinung ist. „Er ist seltsam.“
 

In diesem Moment beugte sich Sirius vor und sagte etwas, worauf Peter und James in schallendes Gelächter ausbrechen, während Remus breit grinst.

Viele – besonders Mädchen – können nicht verstehen, warum zwei so beliebte Jungs wie James und Sirius sich gerne in der Gesellschaft von jemand wie Peter aufhalten. Dass sie ihn überall mit hin schleifen, ihm alle ihre Geheimnisse gezählten und ihn so sicher vor dem einen oder anderem Spott beschützen, denn Peter ist nicht jemand, der gerne in Gruppen aufgenommen wird. Die gedruckte Gestalt, die abgehackte Sprechweise und das Gelächter, das wie das Quietschen einer Maus klingt.
 

„Er ist nicht seltsam.“ Ich weiß nicht genau warum ich Peter mag, vielleicht habe ich einfach nur Remus‘ Sympathie für ihn übernommen und darum das Gefühl, ihn verteidigen zu müssen.
 

„Hat er dir jemals in die Augen geschaut?“ Für Anton ist das wichtig, wenn man jemand nicht in die Augen schauen kann, lügt man.

„Ja.“ Aber nie für lange, immer nur kurze Blicke, dann senkt er sofort den Blick, auch wenn er ganz sicher nicht lügt. „Vielleicht machst du ihm Angst.“
 

„Er ist älter.“

„Und du größer und sicher ist er nicht der einzige, der wenigstens ein bisschen Angst vor dir hat.“

Seine Hünenhafte Gestalt gepaart mit seiner Geschicklichkeit machen ihn immerhin zu dem guten Hüter der er ist, aber auch zu dem gefährlichen Gegner, dessen harte Rechte gefürchtet ist.
 

Anton schweigt einen kurzen Augenblick. „Ich kann ihn trotzdem nicht leiden.“
 

Da ist er sicher nicht der Einzige.

Was die anderen nicht verstehen können, ist, dass Sirius und James Peter brauchen, besonders der von seiner Familie verstoßene Sirius braucht die Bestätigung, die Peter ihm gibt. Die Art und Weise wie Peter sie anhimmelt tut beiden gut, ihrem Selbstbewusstsein vielleicht sogar etwas zu gut.
 

Doch ich widerspreche Anton nicht mehr, denn wenn dieser sich eine Meinung gebildet hat, ist es schwierig ihn von etwas anderem zu überzeugen.
 

Mein Blick wandert wieder zu diesen vier so unterschiedlichen Jungen – Sirius würde auf die Bezeichnung Männer bestehen, aber zum Glück kann er ja nicht meine Gedanken lesen. Alle vier so unterschiedlich in Charakter und Geschichte, manchmal ist es wirklich erstaunlich, dass sie so gute Freunde sind.
 

Wieder trifft sich mein Blick mit einem der vier, doch statt wie Peter errötend zu Boden zu schauen grinst James mich an und zwinkert mir zu.
 

„Vielleicht ist es gerade die Unterschiedlichkeit die sie zusammen klebt.“
 

„Häh?“

Ich habe wohl laut gedacht.
 

Ich drehe mich wieder zu Anton zu.

„Sind wir Freunde wegen unser Gemeinsamkeiten oder unser Gegensätze?“
 

Erst runzelte Anton die Stirn, manchmal kann er meinen Gedankensprüngen nur schwer folgen – manchmal kann niemand meinen Gedankensprüngen folgen – und er fragt sich sicher, wie ich von Peter Pettigrew auf unsere Freundschaft komme.
 

„Ich denke, es waren unsere Gemeinsamkeiten die uns zu Freunden gemacht haben und unsere Unterschied zu besten Freunden.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Was ist die Mehrzahl von Remus? :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Friedi
2014-10-23T22:33:46+00:00 24.10.2014 00:33
Hallo, ich bin gerade auf deine FF gestoßen und dachte mir, ich lass mal einen Kommentar da. Als erstes mag ich grundsätzlich die Ich-Perspektive. Ich habe auch mal festgestellt, dass man in ihr sehr viel Persönlichkeit unterbringen kann. Hat natürlich etwas den Nachteil, dass man nur einen Charakter näher beleuchtet, aber egal... Grundsätzlich schreibst du gut in dieser Perspektive, aber deine Protagonistin hätte sich eingehender selbst vorstellen können. Du hast sie ja in deinem Autoren-Kommentar vorgestellt und in den Charakteren genannt, aber man wird ein wenig zu abrupt in die Situation geworfen, dafür, dass man deine Protagonistin noch nicht kennt. Ansonsten fand ich es sehr schön. Du hast gut beschrieben, dass sie ihn ja eigentlich nicht leiden kann, er ihr aber trotzdem aus irgendeinem Grund Leid tut. Auch wenn sich dieses Gefühl auf der anderen Seite auch irgendwie in Grenzen hält :)
Ich bin gespannt wie's weiter geht :)
lg
Haily

PS.: Das Genre One-Shot passt irgendwie nicht, finde ich.
Antwort von:  Lily_Toyama
24.10.2014 08:49
Vielen Dank für deinen Kommentar.
Das mit der Protagonistin ist mir gar nicht so aufgefallen, vielen Dank für die Anmerkung, vieler meiner oC gehören für mich schon so sehr dazu, dass ich bei Schreiben nicht daran denke, dass es wichtig sein könnte, sie genauer zu beschreiben. Ich werde versuchen bei den anderen OS immer etwas mehr von ihr zu beschreiben, dass man später ein besseres Bild von ihr hat.
Aber eigentlich sollte es auch um Snape gehen, wie er von Menschen war genommen wird, die nicht gerade James, Lily oder Sirius sind.
Das mit dem Genre verstehe ich nicht, ich finde es passt gerade gut, weil wirklich nur ein Moment beschrieben wird und nicht viele verschiede in einem Kapitel. Für jeden Buchcharakter einen OS, die nicht zusammenhängen.
Lg Lily
Antwort von:  Friedi
24.10.2014 11:23
Achso... OK, als One-Shot Sammlung ist es wieder verständlich. Es hatte mich nur verwirrt, dass du OS gewählt hast, aber die FF nur zu 14% abgeschlossen ist. Dann nehme ich das PS zurück :)


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