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Time passes...

Wenn die Vergangenheit dich einholt
von

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Zur Entstehung:

Ein lieber Freund ist vor einiger Zeit gestorben. Die Gefühle die man dabei empfindet kamen dem Chara in einer Situation sehr nahe. Ich hoffe dass es euch gefällt, auch wenn etwas nicht nach ihm klingt. Ich wusste keine andere Möglichkeit es auszudrücken...

...für mich und für ihn.

Und jetzt viel Spaß beim Lesen.
 

_________________________________________
 

Es war eine laue Vollmondnacht.

Alle Welt schien zu schlafen.

Die Glocken schlugen 12 Uhr Mitternacht, die Töne waren tief und durchbrachen die nächtliche Stille. Es war die sicherste Zeit für die Geschöpfe der Nacht - jene die keinen Schlaf finden konnten, zumindest nicht, wenn es dunkel war.

In einem Zimmer, direkt am Fenster saß ein junger, gut aussehender Mann. Er hatte silberblonde Haare und Augen die leicht violett schimmerten. Doch sie waren ohne Leben, kalt wie Eis.

Sie strahlten kein Gefühl von Geborgenheit oder Ähnlichem aus, sondern pure Zerrissenheit und tiefe Trauer.

Ungeachtet dessen wirkte der Mann dennoch nachdenklich, als ob er in seiner eigenen Welt leben würde.

Irgendwann, die Glocken schlugen zwei leichte Klänge, brach das Licht des Vollmondes durch die Wolkendecke, gaben ihn komplett frei und offenbarten seine ganze Pracht.

Er stand auf und ging von dem Fenster weg, suchte nach etwas in seinem sonst so dunklen Zimmer, welches nur vom Mondlicht erhellt wurde. Er brauchte auch nicht lange und kehrte anschließend zu seinem Platz zurück, jenen am Fenster. Vorsichtig setzte er sich auf die Ablage davor und wurde erneut in schimmerndes Licht getaucht.

Es machte ihn mysteriöser, lies seine Haare silbern strahlen und gab seiner ganzen Aura etwas übernatürlich Schönes.

Seine Augen aber waren voller Trauer, gar voller Verzweiflung.

Dann schlug er das Buch auf, welches er sich geholt hatte, dachte eine Weile nach, ehe er zögerlich begann in jenes zu schreiben:
 

>„Nein“, hauchte ich einfach nur. Das konnte er nicht von mir verlangen. Ich hatte doch sonst bereits alles verloren, ich wollte nicht auch noch ihn verlieren. Das würde ich nicht verkraften.

„Bitte, zwing mich nicht dazu! Ich habe doch außer dir niemanden mehr. Mutter und Vater sind…“ fing ich an, doch ich kam nicht weit. Meine Stimme brach und ich musste erneut ansetzten.

„Bitte, sag dass du nur Scherze machst. Ich kann das nicht.“ Ich flehte ihn noch einmal an. Alles, wirklich alles würde ich aushalten, aber nicht das! Ich konnte nicht auch noch ihn verlieren, vor allem nicht durch so einen…furchtbar absurden Wunsch.

„Tu es…du musst leben. Du hast noch Gründe dazu. Denk doch nur einmal an sie. Ich weiß genau was du für sie empfindest, also kämpfe auch! Schließlich dachtest du bis vor wenigen Wochen auch noch, dass ich nicht mehr lebe.“

Seine Worte waren einleuchtend, dennoch widerstrebte sich in mir alles dagegen. Noch einmal sah ich in sein Gesicht, versuchte dort irgendeinen Zweifel zu finden, doch ich fand ihn nicht. Und es wurde mir bewusst, langsam, als ich das Blut endlich wahrnahm, wurde mir bewusst, was passierte, warum er genau das von mir wollte. Er starb. Während ich hier mit ihm redete starb er. Vor meinen Augen. Er wollte mich retten, vor dem grausigen Schicksal. Er war nicht so unbarmherzig, wie er sich dargestellt hatte. Die Dunkelheit hatte sein Herz nicht vollkommen eingenommen. Er war nicht böse, er bildete sich das nur ein. Vielleicht lag es daran, dass er dachte ich würde ihn hassen, doch nie habe ich etwas dergleichen getan. Ich habe ihn nie gehasst. Wie hätte ich ihn schließlich hassen können, bei dem Band das uns verband?

Eine Träne wollte aus meinem Auge fliehen, doch ich hielt sie zurück. ‚Nicht jetzt’, dachte ich nur und biss mir verzweifelt auf die Lippen.

Ich durfte nicht vor ihm weinen.

Nicht in diesem Moment.

Es würde alles nur noch schwerer machen.

Ich durfte keine Schwäche zeigen, ich verbat es mir regelrecht. Aber konnte ich das wirklich? Konnte ich wirklich das tun, was er von mir verlangte, um was er mich bat? Sollte ich ihm wirklich diesen, seinen letzten Wunsch erfüllen? Es war sein letzter, dessen war ich mir bewusst und es schmerzte diese Gewissheit so deutlich vor Augen zu sehen.
 

„Okay ich...ich werde es tun aber was wird dann aus dir? Was wird passieren, wenn ich dir wirklich diesen Wunsch abnehme?“ fragte ich heiser. Waren diese Worte wirklich das einzige was mir in dieser Situation einfiel? Ich ärgerte mich über mich selbst. Ich war anscheinend wirklich emotionslos. Er starb in meinen Armen und ich konnte nur so einen Blödsinn reden?

‚Wie erbärmlich du doch bist’ dachte ich bei mir selbst. Ich wusste, dass es gerade kein erbärmlicheres Wesen als mich gab. Ich war tief gefallen, sehr tief sogar…

Es fing an...an jenem Tag als es ausbrach und ich es nicht mehr verhindern konnte. Diese Schwäche, die nur wenige kannten, aber sie kannte sie. Sie die mich immer wieder zwang, mich dieser Schwäche zu stellen und ihr etwas Kostbares zu rauben. Es zerriss mich jedes Mal aufs Neue sie zu verletzten. Aber ich konnte nicht anders...dieser Drang war zu stark und ich war zu schwach...bin zu schwach.

„Ich werde nicht mehr hier sein. Es wird so sein, wie es von Anfang an hätte sein sollen“ flüsterte er und riss mich aus meinen Gedanken. Diese Worte waren so ehrlich und dennoch so schmerzlich zu begreifen. Er hatte nur durch mich leben können und wir beide hatten dennoch die Konsequenzen tragen müssen.

„Tu es endlich, dann bin ich wenigstens zu etwas gut gewesen. Dann hatte mein Leben einen Sinn...“ flüsterte er weiter.

„Nein, sag das nicht. Bitte sag so was nicht. Du bist zu gut und dein Leben war auf keinen Fall sinnlos. Also sag das nicht, das stimmt nicht verdammt noch mal!“

Er wusste es doch. Ich konnte ihm nur widersprechen. Er hatte in diesem Punkt Unrecht. Sein Leben, überhaupt jedes Leben hatte einen Sinn, nur muss man meist zu lange danach suchen um ihn zu verstehen.

„Mach schon, dir bleibt nicht mehr viel Zeit!“

Dennoch, ich zögerte. Wieder überkam mich meine Schwäche. Ich wusste ich musste es tun, konnte nicht mehr lange diesem Drang widerstehen, und dennoch wollte ich es nicht. Mein Verstand wehrte sich dagegen.

Doch ich würde ihm seinen Wunsch nicht abschlagen können. Schließlich, wollte ich nicht dass er mich für feige hielt, obwohl es nicht feige wäre. Für mich wäre es das Richtige gewesen, aber ich konnte ihm diesen letzten Wunsch nicht ausschlagen und mein Innerstes freute sich über diese Entscheidung, über die Schwäche, der ich nachgeben musste.

Langsam näherte ich mich dem Ziel meiner inneren Begierde und musterte ihn ein letztes Mal, bevor ich in diesen Rausch verfiel.

Ich wollte noch ein letztes Mal sein Gesicht sehen, auch wenn ich es in jeden Tag in Gedanken vor mir sah.

„Los. Ich verspreche dir ich werde nicht weg sein. Das weißt du doch selbst am besten. Schließlich kennst du ihn. Du weißt was passieren wird. Also sei nicht traurig. Ich bleibe doch...in gewisser Hinsicht.“ Ein schwaches Lächeln ruhte auf seinen Lippen.

Er kämpfte noch etwas für mich. Ich versuchte sein Lächeln zu erwidern, aber so recht wollte es mir einfach nicht gelingen.

„Verzeih. Bruder“ wisperte ich nur ehe ich endlich das Tier in mir befriedigte. Ich konnte nicht mehr anders. Dieser Duft und seine Bitte trieben mich dazu und es tat weh. Es war so grausam. Ich konnte nicht mehr anders und ließ die Anzeichen von Trauer aus meinen Augen fließen, ohne dass ich es hätte verhindern wollen. Diese, meine ganzen Gefühle übermannten mich und ich verlor den letzten Bezug zu meiner Familie. Es war einfach nur grausam. Ich war grausam. Ein abscheuliches Monster....
 

Sein Körper wurde schlaff und dennoch lächelte er. Aus seinen Augen trat die selbe Flüssigkeit wie aus den meinen. Als ich geendet hatte sah ich ihn und unterdrückte weitere Gefühlsregungen.

Diese Erkenntnis war schrecklich.

Er war nun wirklich tot. Ich verabscheute mich immer mehr.

‚Er wollte es so. Er ist jetzt ein Teil von dir, denk daran’, sagte meine innere Stimme und sie hatte recht.

„Ich hole dich bald. Ich muss nur noch kurz etwas erledigen.“ Damit legte ich seinen leblosen Körper sanft auf den Boden ab. Ein tiefer Stich durchdrang meine Brust und ein kleiner Ton durchbrach die Stille. Ich sah auf und bemerkte die Glöckchen, die aus seiner Hand gefallen waren. Ich wusste wie viel ihm diese Frau bedeutet hatte und konnte nur ahnen, dass es seine letzte Erinnerung an sie war. Er sollte sie behalten, das war ich ihm schuldig. Vorsichtig nahm ich die Glöckchen und legte sie zurück in seine Hand, drückte sie leicht, damit sie nicht wieder herausfallen konnten. Damit er das Letzte von ihr bei sich tragen konnte.

„Nun bist du bei ihr. Ich hoffe sie hat gewartet“ meinte ich einfach nur noch.

Damit verließ ich diesen dunklen Ort und konnte schon spüren wie sich mein Körper veränderte. Es war sein Verdienst das ich nicht mehr dieses Schicksal haben musste, aber für welchen Preis? Er war eigentlich viel zu hoch aber ich merkte dennoch wie er bei mir war und mir zur Seite stand. Er gab mir Kraft.<
 

Es entstand eine Pause. Der junge Mann blickte ins Mondlicht welches direkt in sein Zimmer schien und offenbarte etwas Kleines in seinem Gesicht. Ein kleines verräterisches Glitzern in seinen Augen, was aber nie den Weg an seiner Wange hinunter fand. Er las sich diesen Teil seiner Vergangenheit immer wieder durch und er merkte dass es ihn erleichterte, seine Geschichte aufzuschreiben. Es erleichterte seine Seele, da er mit niemanden darüber hatte reden wollen.

Das Kommende wollte er nur kurz fassen. Den Kampf mit ihm und den Abschied von ihr, obwohl er auch diese Erlebnisse verarbeiten musste, schließlich fraß er es schon ein Jahr in sich hinein.
 

>Der Kampf, der mir nun mit ihrem Großvater oder was auch immer er war bevorstand, war hart und doch recht schnell zu Ende. Ich hatte kaum Verletzungen und auch meine neuen Fähigkeiten wunderten mich. Diese Ranken waren schon teilweise etwas komisch, dennoch eine gute Waffe, besonders mit der Bloody Rose zusammen. Ich erinnere mich kaum daran. Doch nun stand sie vor mir. Mit ihrer Artemis, die sich zu einer Sense umgewandelt hatte. Wir standen uns gegenüber und sahen uns lange in die Augen. Ich realisierte wahrscheinlich in dem Moment immer noch nicht das sie ein reinblütiger Vampir war. Mein Herz wollte es einfach nicht akzeptieren, obwohl mein Verstand es schon lange verarbeitet hatte....

Irgendwann nahm ich sie einfach so in meine Arme und zeigte ihr wie ich fühlte, was sie für mich bedeutete. Dieser eine und wahrscheinlich auch letzte Kuss, hatte so viel Wehmut in sich und wenn ich daran denke spüre ich immer noch ihre sanften Lippen auf den meinen.<
 

Unbewusst fuhr er seine Lippen entlang und ließ als er es merkte seinen Kopf an die Wand fallen. Er durfte sich nicht diesen Gefühlen hingeben. Sie war tabu für ihn und er hatte schon lange akzeptiert, dass sie nicht für ihn bestimmt war.
 

>In dem Kuss bemerkte ich dennoch, für wen ihr Herz eigentlich schlug. Mein eigenes zerbrach fast daran und wollte am liebsten stehen bleiben, doch riss ich mich zusammen. Ich erklärte ihr mit kalter und schneidender Stimme, dass sie tot sein würde, falls ich ihr noch einmal begegnete und diese Drohung meinte ich in dem Augenblick mehr als nur ernst.

Ich ließ sie einfach stehen, denn ich musste zurück.

Zurück zu ihm.

Ich wollte ihn nicht länger in dieser Dunkelheit verweilen lassen.

Mein Bruder lag noch immer so dort wie ich ihn zurückgelassen hatte und ich hob seinen leblosen Körper auf, brachte ihn hinaus.

Raus aus der Dunkelheit und weg von diesem Ort.

Als wir draußen waren spürte ich die Blicke von ihnen.

Yagari – mein Meister ich fragte mich wirklich was er über mich dachte.

Würde er mich für einen Mörder halten? Ich wusste es einfach nicht.

Und dann wäre da auch noch der Rektor - Kaien Cross, dieser Verrückte. Ich wusste was er alles für mich getan hatte und ich war ihm dafür auch wirklich dankbar.

Letztendlich spürte ich auch ihren Blick in meinem Rücken. Aber ihre Blicke waren mir egal. Sie selbst war mir egal, musste mir egal werden und ich würde es auf jeden Fall schaffen, das hatte ich mir selber geschworen.
 

Ich brachte Ichiru an einen besseren Ort. Einen Ort den ich immer aufsuchte um Ruhe zu finden. Er war mein kleines Geheimversteck, wenn man es so nennen wollte. Es hätte ihm dort bestimmt auch gefallen, dessen war ich mich ziemlich sicher.

Dieser Ort lag am See nahe dem Gelände der Akademie, unter einer großen alten Weide. Ein idyllisches kleines Plätzchen, das mich wieder klar denken ließ und mich schon fast von negativen Gefühlen und Gedanken befreien konnte. Er war halt meine Rückzugsmöglichkeit gewesen.
 

Noch immer hielt ich ihn im Arm und schaute auf diese fast schon paradiesische Landschaft ehe ich seinen Körper sanft auf dem Gras ablegte und begann, ihm seine letzte Ruhe zu geben.

Mit jedem Stück Erde fiel es mir immer schwerer, doch irgendwie schaffte ich es doch und ließ ihn hinab.

Dann sah ich meinen Bruder noch ein letztes Mal an, musterte ihn, denn es würde mit Sicherheit die letzte Gelegenheit dazu sein.

Das Grab war schlicht Und ich kniete noch einmal davor nieder, als ich fertig war.

Es war Brauch in meiner Familie gewesen, eine Familie, die man ausgerottet hatte und wo nur noch ich übrig war.

Bevor ich ging sah ich noch einmal zurück, ehe ich mich umdrehte und einfach los rannte.

Rannte, bis ich mein Zimmer im Hause „Sonne“ erreichte.

Rasch suchte ich meine Sachen zusammen und schmiss sie in irgendeine Tasche.

Es war mir egal was alles anderen dachten, ich musste weg.

Weg von diesem Ort der so viel Schmerz für mich beherbergte.

Ich hielt es einfach nicht mehr aus.

Doch ganz im Unwissenden wollte ich Cross nicht lassen, dafür hatte er zu viel für mich getan, als das ich einfach so ohne Nachricht verschwinden konnte.

Also schrieb ich eine kurze Nachricht.

Er sollte sich um Ichirus Grab kümmern und verstehen, dass ich nach alldem einfach nicht bleiben konnte. Ich hoffte, dass er es eines Tages akzeptieren konnte.

Als ich aus meinem Zimmer ging, begegnete ich niemanden und auch als ich über das Gelände lief, traf ich keinen an. Leichte Wehmut machte sich in mir breit doch ich wusste, das ich diesen Neuanfang brauchen würde, besonders um seinen Tod und auch all die anderen Geschehnisse zu verarbeiten. Es würde seine Zeit dauern, wahrscheinlich sogar sehr viel Zeit.
 

Nun, ein Jahr später habe ich mein Leben wieder relativ gut in den Griff bekommen. Kurz nach Ichirus Tod, vielleicht waren es einige Wochen, ich hatte in diesen Momenten mein Zeitgefühl verloren, ging ich wieder auf die Akademie. Dort hatte sich einiges verändert. Das Gelände an sich war wieder aufgebaut und auch die Night Class existierte noch, doch waren er und sie verschwunden. Ich war sogar froh darüber, sie nicht sehen zu müssen. Es tat meiner Seele wirklich gut. Jeden Abend bevor ich wieder in mein Appartement ging (ich wohne nicht mehr bei Cross) besuchte ich ihn und erzählte von den belanglosen Schultagen.

Es war erlösend und schmerzvoll zugleich, doch ich wusste dass er mir zuhörte und es tat mir gut.

Doch dies war nicht das einzige was sich verändert hatte. Mein Leben wurde anders, da ich zum einen endlich diese Tabletten nehmen konnte –zwar mehr als andere, damit es funktionierte – und zum anderen mein Tagesablauf.

Vormittags ging ich in die Schule, dann besuchte ich ihn und abends wenn es dunkel wurde fing ich an auf die Jagd zu gehen. Ich suchte Vampire von der Liste, tue es heute auch noch und es ist gut so.

Ich kann mein Leben gut regeln und sowohl den Drang als auch andere aufgestaute Emotionen, wie Hass oder Aggression, unterdrücken.

Einen anderen Ausgleich könnte es für mich einfach nicht geben.
 

Die Organisation war und ist dessen nicht traurig. Ich meine fast, sie freuen sich sogar darüber, vielleicht aber fürchten sie auch meine Kraft und meine Gleichgültigkeit bei der Vollstreckung eines Jobs.

Ich töte schnell und ohne Emotionen. Mein Herz war und ist noch immer verschlossen, somit fällt es mir auch erstaunlich leicht all diese Level E ins Jenseits zu schicken.

Ich habe bis zum heutigen Tage keine einzige Emotion mehr heraufbeschworen, war auf eine gewisse Art und Weise leer, aber dennoch konnte ich fühlen. Hass, Wut, Trauer…vieles davon ist mir wohl bekannt und doch lasse ich mir nichts anmerken, bin kalt. Es ist besser so.
 

Doch mit dem heutigen Tag änderte sich alles auf einen Schlag und das nur durch einen einzigen Besuch, den ich am Anfang für unbedeutend empfand. Cross war hier, erzählte mir vieles.

Ich sollte der neue Präsident werden hatte er gemeint.

Der Schock über diese Nachricht ließ mich an meinem eigenen Gehör zweifeln. Er meinte auch noch, dass jener das neue Oberhaupt der Vampire wäre und unbedingt einen neuen Vertrag zwischen Huntern und Vampiren wollte.

Es sollte alles auf einer Sitzung entschieden werden und diese sei schon morgen. Ich musste anwesend sein und das…ich bin mir nicht sicher ob ich dazu schon in der Lage bin, ob ich ihn sehen kann ohne ihn umzubringen. Doch was mir mit am meisten Sorgen macht, ist was aus ihr geworden ist ob ich sie morgen wieder sehen muss. Ich hoffe nicht und dennoch will ein kleiner Teil von mir dies unbedingt.

Ich hasste mich schon wieder für diese kleine Schwäche. Sie hatte sich doch entschieden, wann konnte das endlich mal mein gesamter Körper, mein gesamter Geist und meine verdammte Seele begreifen?

Ich würde sie nie…ach lassen wir das.

Ich weiß noch nicht wie ich reagieren soll, wenn ich einem oder sogar beiden morgen gegenüber stehe.

Aber ich denke er wird sie nicht alleine lassen.

Sie, die mich verlassen hat um mit ihm mitzugehen, zu dem ihr Herz sie geführt hat und den ich von Anfang an gehasst habe.

Wie würde ich also reagieren, wenn ich ihr gegenüberstehe? Würde ich wirklich meine Drohung wahr machen oder sie einfach nur versuche in den Arm nehmen zu wollen? Auf alle meine Prinzipien und Regel pfeifen und sie über Bord werfen? Ich wünschte ich würde die Antwort schon wissen…<
 

Ein Stift fiel in der Stille zu Boden, man hörte ihn, wenn auch nur kaum. Es war durch die Auslegware nur ein abgedämpfter und dumpfer Ton, dennoch durchschnitt er die Stille, welche sich in dem Zimmer ausgebreitet hatte. Der junge Mann mit den silberblonden Haaren konnte nicht mehr weiter schreiben, zu viel hatte er von seiner Seele preisgegeben. Viele Lasten waren abgefallen und er fühlte sich ein wenig freier, aber nicht fröhlicher. Er wirkte fast noch trauriger als zuvor. Er war sich noch nicht sicher was er tun würde, doch eines war er sich im Klaren: Auf die morgige Versammlung würde er gehen. Es war schließlich seine Pflicht und er wollte wissen was ihn in Zukunft erwarten würde. Er würde sich seiner Vergangenheit stellen, indem er ihn und vor allem sie wieder sehen würde. Gerade malte er sich aus, wie jener Bastard und sie nach einem Jahr ankommen würden. Wahrscheinlich hing sie ihm am Arm und lächelte ihn strahlend an, so, wie sie es auch für ihn früher einmal getan hatte.

‚Ja das würde zu ihr passen’, dachte er sich. Er war sich sogar ziemlich sicher, dass dieses Bild in seinem Kopf der Realität entsprach, schließlich kannte er ihre Gefühle. Sie würde es sicherlich gut gehabt haben bei ihm. Er hätte bestimmt für sie gesorgt, denn nur diese eine Sache hatten die beiden verfeindeten Männer gemeinsam: die Sorge um die Frau in ihren Herzen.

Seine Gedanken schweiften wieder kurz ab. Er malte sich auch noch andere Bilder aus und fragte sich wie sie nun aussehen würde.

Er würde sie wahrscheinlich morgen treffen, spürte beinahe schon die seine und auch ihre Präsenz.

Würde das Mädchen, das ihm selbst immer so geholfen, dann verlassen hatte und das er, selbst wenn er es sich wünschte nie vergessen würde, wieder sehen.

Doch wusste er auch, dass der Tag kommen würde, an dem alle seine Schmerzen ein Ende hätten. An dem all das Leid, das er fühlte nichtig sei und er endlich seinen inneren Frieden finden könnte.

Es war nur noch eine Frage der Zeit, dessen war er sich sicher.
 

***
 

Aber man weiß nie was das Schicksal wirklich für einen bereithält. Manchmal passieren Dinge, die man selbst in seinen kühnsten Träumen nicht erwarten würde.

Die Zukunft steht noch in den Sternen. Niemand kann sagen was sie offenbaren wird. Es bleibt auf ewig ein Geheimnis und noch ist der Weg frei, um entscheiden zu können oder begangene Fehler zu verzeihen. Noch ist der Kampf um ein Herz nicht vorbei. Es kommt schließlich oft anders als man eigentlich denkt.

Wer kämpft, der kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.

Noch ist kein Schicksal endgültig entschieden…
 

The End
 

_________________________________________

Vielen lieben Dank fürs lesen.

Würde mich sehr über Kritik freuen.

Besonderer Dank an meine Beta co-neko (ich hab dich lieb ^^)
 

Fortsetzung in Arbeit!

Wird aber noch etwas dauern *drop*



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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von: abgemeldet
2012-01-03T17:43:24+00:00 03.01.2012 18:43
Wirklich schön geschrieben, berührend, tiefsinnig.
Leider musste ich zwischendrin immer mal wieder stoppen, da ich mich nicht kozentrieren kann, jedoch hat mich die Beschreibung der Emotionen in dieser Story, die ja von den Handlungen im Grunde nicht neu ist, sehr berührt. Ich wage sogar zu behaupten, dass das wirklich Zeros Gedankengänge hätten sein können, sowas finde ich immer bewundernswert, weil es schwer ist, einen Charakter richtig zu treffen, deswegen hier ein großes Lob :)

Einen klitzekleinen Kritikpunkt habe ich allerdings, allerdings nur vom Stilistischen her^^
Du benutzt ja vor allem gen Ende recht oft den Konjunktiv (schlagmichtot, ich glaub, es ist der 2. XD), aber mit "würde".
Z.b. 'Kommen würde', aber das könntest du auch als 'käme' schreiben. Nur als Beispiel. Ich persönlich finde es so teils schöner, aber das ist wohl auch Geschmackssache^^

so, ich les jetzt mal die Fortsetzung, bäm! :3 (schrecklich, mit dem Handy Kommis zu machen, fühl dich gefälligst geehr!!!! XDDD scherz :>)
Von: abgemeldet
2010-09-21T18:31:54+00:00 21.09.2010 20:31
Ich habe es jetzt fertig gelesen
Hier auf Animexx habe ich noch nie eine Geschichte gelesen, die mich zum Heulen gebracht hat
Bis auf diese hier

Ich finde, das Realität und Fiktion perfekt ineinander verschmelzen
Grausam, kalt....und doch...auch perfekt
Von:  Tsuki14
2010-08-28T18:37:11+00:00 28.08.2010 20:37
Wunderschön geschrieben. Einfach nur wunderschön.
Man versinkt in den Gefühlen und in der Traurigkeit.
Ich hatte dir ja bereits in der ENS gesagt, was ich noch dazu denke^^

Zero´s Gefühle sind grausam und doch leider realität, wenn man seine Familie verliert sowie den Bruder und dann noch die große Liebe...

Sehr schön geschrieben!

VLG, Tsuki14♥
Von:  Kaguhana
2010-03-12T22:15:58+00:00 12.03.2010 23:15
Hallo. (:

Ich bin stolz auf mich, ich habe es geschafft meine Tränen zu unterdrücken. Zufällig liegt der englische Vampire Knight Band 9 neben mir, in dem genau die Stelle mit Ichiru ist.
Es war sehr schön, eine detaillierte Version zu lesen. Zero's Gefühle waren nachvollziehbar, ich hätte es wahrscheinlich nicht anders geschrieben.
Insgesamt hat mir auch seine Zerstreutheit gefallen, zum einen Teil war er glücklich, dass er endlich diese Last, die er nunmehr ein Jahr in seinem Herzen trug, aufzuschreiben, zum anderen machte es ihn noch unglücklicher. Man denkt ja an die Geschehnisse, wenn man sie schreibt.

Und zu der Kussszene muss ich ja nichts sagen. ♥

Die Gefühle, die er für Yûki hat, die er aber verdrängt, obwohl genau das ihn so schmerzt, hast du sehr gut beschreiben können. Ich konnte auch einen enormen Verbesserungsfaktor sehen, wenn ich jetzt an die andere Geschichte denke - und das ist für einen Schreiber natürlich wichtig!

Ich muss sagen, ich lese gerne von dir. Du beherrschst Zero's Part sehr gut.

Liebe Grüße, Momo
Von: abgemeldet
2010-02-21T10:38:01+00:00 21.02.2010 11:38
Awww omg ich bin einfach hin und weg >//<
Dein Schreibstil gefällt mir wirklich gut!!
Du hast es wirklich toll rüber gebracht .____.v
Ja die Tränen waren schon nahe ^^'
Man konnte einfach genau mitfühlen....
Was er denkt,wie er sich fühlt ect
Wirklich wunderschön gemacht...

Ich bin auf die Fortsetzung gespannt ^^~
lg Yuu <3
Von: abgemeldet
2010-01-03T23:51:44+00:00 04.01.2010 00:51
Ich bin bei Vampire Knight schon eine Weile raus und nicht mehr auf den Laufenden (es geht aber sowieso so lahm voran, dass man es schnell aufholen kann ;)), aber mittlerweile verlege ich mich sowieso mehr darauf, auf den Schreibstil zu kommentieren.

ALLE ACHTUNG, du hast dich enorm gesteigert! :D
Das Geschriebene empfand ich als so einfühlsam und berührend, dass ich während dem Lesen fast vergessen habe, dass es eine Fanfiction ist, wenn du es nicht vorher angekündigt hättest.
Das muss wohl daran liegen, dass es auf einer Erfahrung aus deinem wahren Leben begründet ist. Solche Geschichten berühren mich immer ganz besonders. ^^

Du hast Zeros Gefühle und Gedanken wirklich sehr anschaulich dargestellt. Es erscheint mir etwas verwirrend, aber wenn man es genau bedenkt, dann passt es zum Gegenstand der Erzählung.

Insgesamt ein sehr schöner Text. ^^
LG, schwerty
Von:  Jem-
2009-12-08T21:51:36+00:00 08.12.2009 22:51
bevor ich die fortsetzung lese muss ich erst mal den teil lesen, hab ich vor paar minuten bemerkt^^''

also...
der anfang war sehr poetisch und philosophisch auf unklassische art. das gefiel mir. wunderbare wortwahl^^
dann die idee mit dem tagebuch. richtig gut^^ mal was anderes.
und du hast dich so in seine gedanken versetzt, das war beeindruckend!
ich könnte das niemals...zu anstrengend.
der abschluss war genau wie der anfang. sehr poetisch und philosohpisch.
und sogar mit einem spruch!

du bist toll^^
und deine geschichte auch!
so, jetzt kommt teil 2...
Von:  IgelCheen
2009-07-12T07:19:17+00:00 12.07.2009 09:19
ich find es wie das andere wudnerbar geschrieben und ich hoffe mal inständig das du weiterschreibst ? ... wirklich ... deine schreibweise ist... wunderbar.. geht runter wie butter ;P ^..

lg,
HaruChan =)
Von:  co-neko
2009-07-07T19:45:20+00:00 07.07.2009 21:45
So...etwas verspätet das kommi aber besser als nie XD

Nun was soll ich als dein Beta sagen?
Ich fands toll hab ich dir ja auch schon geschrieben und man ist passagenweise echt in die story abgedriftet d^^
Die Gefühle waren toll beschreiben und auch die Parataxe (wenn du weißt was das is :P)haben voll die spannung aufrecht erhalten!
Vom Typ her kenn ich deinenn Zero zwar nicht aber im Ganzen wars ganz toll. *dich patt*
Also fleißig weiter schreiben.
*knuff*

lg neko

Von: enni
2009-06-21T10:55:11+00:00 21.06.2009 12:55
Wow, lenia das ist wirklich gut geworden!

Wie Maidlin glaube zwar ich auch nicht, daß Zero der Typ fürs aufschreiben ist, aber das tut jetzt mal nichts zur sache. XD

Alles im allen ist deine Geschichte etwas was sehr gefühlvoll aufgeschrieben ist und emotionen überträgt. Ich war von seinen gedanken, berührt und das lesen viel mir leicht, weil es sich wirklich angenehm lesen lies! Danke das du mir deinen link gegeben hast, es wäre schade gewesen, wenn ich diese Geschichte verpasst hätte ♥

hdl enni


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