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Unverhofft kommt oft

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Einzelverhör und ein bitteres Dessert

Kapitel 6 – Einzelverhör und ein bitteres Dessert
 

Was für ein Gefühl, endlich mal wieder zu essen, bis man satt war! Und auch noch Essen, das wirklich gut schmeckte und nicht nach Vitaminen, Spurenelementen und sonst nichts. Sanji war normalerweise der Erste, der das Essen eines anderen Kochs kritisierte, aber heute war er viel zu dankbar, als dass ihm der Sinn nach Kritik gestanden hätte. Viel zu schnell war der Teller leer gewesen, und so böse, wie Zorro ihn die ganze Zeit ansah, war es wohl für die nächsten 3 Wochen die letzte feste Mahlzeit gewesen. Ab Morgen hieß es wieder Grapefruit und Vollkorn… aber das war es irgendwie wert gewesen.
 

Nur auf die miese Gesellschaft hätte er verzichten können. Diese finstere Miene, die Zorro die ganze Zeit gezogen hatte, bei jedem Bissen, der Sanjis Gaumen erreicht hatte, hätte ihm fast den Appetit verdorben – wenn auch nur fast. Umso erleichterter war der Blonde, als der andere sich kurz nach dem Essen erhob und brummte: „Bin mal auf’s Klo. Der Sake läuft gerade durch…“ –
 

„Geht’s vielleicht noch unappetitlicher?!“ gab Sanji etwas träge zurück. Er war eigentlich viel zu satt und zufrieden, um sich zu streiten, aber solche schlechten Manieren konnte er einfach nicht stehen lassen. Zorro hatte wirklich nicht den blassesten Dunst, wie man sich in Anwesenheit einer Dame benahm.
 

„Reg dich ab.“ Die Hände in den Hosentaschen versenkt und die Brauen genervt zusammengezogen, stapfte der Grünhaarige zu den Toilettenräumen. Sanji würde sein ewiges Gezicke schon noch vergehen, wenn sie erst im Studio angekommen waren.
 

„Ich bin so tot…“ seufzte der Koch, als er Zorro nachsah. „Das Essen wird er mir ewig vorhalten.“ –
 

„Er scheint sehr streng zu sein. Aber er tut dir gut, Sanji! Wenn man euch beide so sieht, meint man, ihr kennt euch schon euer ganzes Leben lang.“ –
 

„Gott bewahre… dann wäre ich längst ausgewandert!“
 

Robin lachte und bestellte für sich eine Crème Brûlée zum Dessert. Auch wenn Sanji wirklich auf Zuckerentzug war, verneinte er die Frage, ob er noch etwas wollte. Überreizen wollte er Zorros Geduld nun auch wieder nicht, und er war ja wirklich bis obenhin satt geworden.
 

„Ich weiß es geht mich nichts an…“ fuhr die Schwarzhaarige fort, sobald der Kellner gegangen und außer Hörweite war. „Ganz davon abgesehen, dass man Gefühle nicht beeinflussen kann. Ich wünsche dir nun mal von Herzen jemanden, der dich gut behandelt und den du aufrichtig lieben kannst, weil du es verdient hast. Und wenn du denkst, dieser Ace ist der richtige, dann drücke ich dir die Daumen. Aber verschließe deine Augen bitte nicht komplett für dein Umfeld. Du könntest etwas verpassen, Sanji-kun.“ –
 

„Ich kann dir nicht ganz folgen…“ meinte Sanji leicht verwirrt, und Robins Augen funkelten schelmisch.
 

„Du und Zorro – ihr wärt ein schönes Paar.“
 

Sanji verschluckte sich heftig an seinem Wein und hustete. Dabei stieg ihm die Röte nicht nur deswegen in den Kopf. „Bitte WAS?! Das kann nicht dein Ernst sein!“ keuchte er und schlug sich mit der Faust auf die Brust.
 

„Das ist mein voller Ernst. Ich hab euch jetzt fast eineinhalb Stunden beobachtet. Dafür, dass ihr euch erst seit 10 Tagen kennt, habt ihr schon ein Vertrauen zueinander, das beispiellos ist. Ihr wisst ganz genau, wie der andere tickt und was er denkt. Ich habe dich ewig nicht so lebhaft gesehen, Sanji-kun, und das liegt an ihm. Vielleicht kannst du es nicht nachvollziehen, aber ich zwinge dich ja auch zu nichts, ich sage dir nur, was ich denke. Zwischen euch… da sprühen Funken.“ –
 

„Wie wenn zwei Metallstäbe aufeinander krachen. – Robin-san, ich bitte dich...“ –

„Und ich sag dir noch was.“ Das Leuchten in Robins Augen wurde noch eine Spur amüsierter. „Auch wenn du es nicht hören und erst recht nicht glauben willst. Zorro mag dich.“
 

Lächerlich! Absolut lächerlich! Sanji schüttelte den Kopf und schenkte sich Wasser ein, um seine brennende Kehle zu beruhigen. Er und Zorro! Dieser Gorilla, dieser… dieser Vollhorst! Nein! Beim besten Willen nicht! Robin schätzte die ganze Situation grottenfalsch ein. Sie stritten permanent, sie hatten komplett andere Weltanschauungen, andere Prioritäten – er war ein 5-Sterne-Koch mit einem Sinn für Ästhetik, Genuss und Stil, und Zorro…
 

Und was hieß hier, er würde ihn mögen! Zorro mochte in allererster Linie mal sich selbst, so körperbezogen und selbstverliebt er war. Dann kam lange nichts, und dann… wer wusste das schon. Aber dass er für ihn Sympathie übrig haben sollte, glaubte Sanji nicht. Dafür war er zu temperamentvoll, zu nervig und zu fett. Da würde er ja eher noch bei Ace landen, bevor jemand wie Zorro ihn in Erwägung zog.
 

„Schau nicht so böse, das steht dir nicht.“ –
 

„Ach ja? Falls es dir nicht aufgefallen ist, so hab ich geschaut, seit dieser Muskelkopf hier hereinspaziert ist!“ murrte der Blonde zwischen zwei Schlucken Wasser.
 

„Oh nein. Du warst gereizt, aber deine Augen haben nicht mal ansatzweise so düster geschaut wie gerade. – Danke sehr.“ Robin nahm ihr Dessert entgegen und versenkte den silbernen Löffeln in der Caramelcrème. Es knackte leise, als sie die flambierte obere Schicht durchstieß. „Ich wollte dich auch nicht ärgern, Sanji-kun. Hier, probier mal, wenn du schon nicht selber darfst.“ Sanft lächelnd hielt die Frau ihm den Löffel vor die Nase, und Sanji nahm das Angebot gerne, wenn auch noch etwas beleidigt an.
 

„Hmmmm~ …“ seufzte er sehnsüchtig, als die kleine Portion auf seiner Zunge zerging. „Ich möchte auch endlich wieder essen dürfen, was ich will und so viel ich will.“ –
 

„Wenn der Monat um ist, mache ich eine Schüssel Tiramisu für dich. Was sagst du dazu? Ist das ein Anreiz, durchzuhalten?“
 

Und ob es das war! Robins hausgemachtes Tiramisu nach einem Geheimrezept ihrer Mutter war nicht zu schlagen! Nicht einmal in Italien hatte Sanji ein besseres Tiramisu gefunden, und er selber wagte sich kaum, es zuzubereiten, weil es niemals so köstlich werden würde wie das seiner Freundin.
 

Gerade wollte der Koch um einen zweiten Löffel bitten, als Zorro zurück an den Tisch kam und knurrte: „Ihr seht aus wie ein Ehepaar, wisst ihr das eigentlich? Und wo ist dein Dessert?“ –
 

„Das hast du mir verdorben!“ gab Sanji zurück, woraufhin sein Gegenüber wieder eine Spur besser gelaunt schaute.
 

„Recht so. Aber bringen wird es dir auch nichts mehr, du wirst trainieren bis der Arzt kommt. Und der braucht lang vom Krankenhaus ins Studio.“ –
 

„Ich kann‘s kaum erwarten…“ Nun erhob auch Sanji sich, um die Toilette aufzusuchen. In seinem Bauch grummelte er unangenehm, und er befürchtete fast, sein Verdauungstrakt war nach der Radikaldiät der letzten Tage feste Nahrung nicht mehr gewöhnt. Hoffentlich bekam er keinen Durchfall, das würde den nicht vorhandenen Spaß beim Training sicherlich verdoppeln. „Entschuldigt mich kurz.“ Nuschelte er und ging mit zusammengekniffenen Pobacken dorthin, wo Zorro gerade her kam.
 

Damit saßen Robin und der Trainer alleine am Tisch. Das Schweigen war unangenehm, zumindest empfand Zorro es so, was nicht zuletzt an dieser unergründlich freundlichen Miene und den durchdringenden Augen der Frau ihm gegenüber lag. Da fühlte man sich irgendwie… beobachtet. Und alles was sie sagte, klang so tiefgründig, als müsste man davon ausgehen, dass da noch ein weiterer Sinn dahinter steckte.
 

„Sie brauchen Geduld, Zorro-san. Sanji ist nicht leicht zu handhaben, aber auch er hat seine weichen Seiten.“ –
 

„Die hat er zweifellos…“
 

Robin kicherte über diese Zweideutigkeit. „Ich meine es ernst. Also seien sie nicht ganz so streng mit ihm, dann kommt er ihnen sicherlich ein bisschen entgegen. “ –
 

„Wie darf ich das jetzt verstehen?“ Zorro drehte sein Sakeschälchen zwischen den Händen einmal links herum, einmal rechts herum. Das Gespräch hatte plötzlich eine komische Stimmung bekommen, die ihm ganz und gar nicht behagte. Robins Mimik konnte er nichts entnehmen, was seine Theorie bestätigt hätte, und trotzdem kribbelte es ihm unangenehm im Nacken. Als würde gleich etwas folgen, dass er nicht hören wollte.
 

„So wie ich es gesagt habe. Wenn sie Sanji mögen, behandeln sie ihn gut. Ich denke nicht, dass es vergebens ist… er braucht nur ein bisschen, bis er es versteht. Seine Vorstellung von Liebe ist noch sehr kindlich und romantisch.“
 

Zorro zuckte zusammen, und das irritierende Gefühl wuchs von Sekunde zu Sekunde. Moment… was sollte das denn jetzt?! Das war doch total aus dem Kontext gerissen!
 

„Bitte? Wie kommen sie jetzt auf… wieso Liebe? Ich hab keine Ahnung wovon sie sprechen!“ stieß er atemlos hervor und hätte fast seine Schale umgeworfen.
 

Wollte diese Frau ihm etwa gerade unterstellen, er würde… er und Sanji?! Das konnte Robin nie und nimmer ernst meinen. Die machte sich doch gerade einen Spaß daraus, ihn vorzuführen wie einen dummen kleinen Schuljungen!

Sanji und er waren wie Feuer und Wasser – einfach nicht kompatibel! Und mal ganz davon abgesehen, dass Sanji nicht sein Typ war, so hätte er bei dieser kratzbürstigen Blondine niemals eine Chance gehabt, auch wenn er es gewollt hätte…. WAS NICHT DER FALL WAR!
 

„Wirklich, keine Ahnung.“ wiederholte Zorro, von seinen eigenen Gedanken erschlagen.
 

„Keine Sorge, das kommt noch. Aber nehmen sie sich meinen Ratschlag zu Herzen, wenn sie bei Sanji weiterkommen möchten. In jederlei Hinsicht. “ Robin erhob sich und legte einen großen Geldschein unter ihren Tellerrand – damit ging das Essen wohl wirklich auf ihre Rechnung. „Es hat mich gefreut, sie kennen zu lernen. Ich hoffe, man sieht sich irgendwann wieder. Bitte richten sie Sanji meine Grüße aus, ich werde mich bald bei ihm melden, aber ich habe es jetzt sehr eilig.“ Flüchtig beugte sie sich vor und hauchte Zorro einen Kuss auf die Wange, ehe sie sich in ihren Mantel hüllte und sich Richtung Ausgang bewegte.
 

Regungslos blieb der Grünhaarige am Tisch sitzen. Nicht nur, dass diese Frau sich erdreistete, ihm zu erzählen, was er fühlte oder auch nicht fühlte, nein – sie ließ ihn auch einfach stehen, ohne dass er die Möglichkeit hatte, sich gegen diese an den Haaren herbeigezogenen Trugschlüsse zu wehren!
 

„So ein hirnverbrannter Quatsch…“ nuschelte er und trank den letzten Rest Sake einfach aus der Flasche, weil es zu viel für ein Schälchen und zu wenig für zwei gewesen wäre. Sanji stand auf Ace. Auf diesen metrosexuellen sommergesprossten Fernsehstar. Also auf das komplette Gegenteil von ihm. Zorro wusste, er hatte kein Geld, keine tollen Klamotten, keine Jetset-Freund, keine Manieren. Er war eben, wie er war, und in Sanjis Augen war er ein Muskelproll mit einem Algenschädel. Soviel dazu!
 

„Ist Robin-san schon weg?“
 

Zorro blickte auf und direkt in Sanjis enttäuschtes Gesicht. „Jip. Ist eben gegangen, sie hatte wohl noch nen Termin. Aber sie hat bezahlt… und liebe Grüße.“ setzte er etwas leiser hinzu.
 

„Oh... tja, dann… wollen wir gehen?“
 

Na sowas – Sanji klang ja ganz und gar nicht unwillig! Zorro musterte den Blonden skeptisch und versuchte, den Hauch des schlechten Gewissens aufzufangen, als sie zur Tür gingen, wo der Kellner schon erleichtert wartete. Man konnte sehen, wie froh er war, die Störenfriede verabschieden zu können. „Hey hey, was ist los? So gar keine Widerworte?“ –
 

„Ich… denke du hattest recht. Wir sollten das wieder abtrainieren.“ Sanji blickte stur geradeaus, als sie auf die Straße liefen, wich Zorros grünen Augen so gut aus wie er konnte, doch die feine Röte über seinen Wangen spürte er deutlich. Er konnte nur hoffen, dass Zorro nicht weiter bohrte, wie es sonst seine Art war.
 

„Ist dir auf dem Klo etwa der Hosenknopf abgesprungen?“ –
 

„… ACH HALT DOCH EINFACH DEN MUND!!!“ fauchte Sanji ihn an, nun hochrot bis über beide Ohren, und Zorro wusste sofort, dass er mitten ins Schwarze getroffen hatte. Mit einem schadenfrohen Grinsen legte er den Arm um die Schultern des Blonden, der sich nicht mal wirklich dagegen wehrte. Vielleicht hatte Robin ja doch recht – irgendwie verstanden sie sich ja schon ohne Worte. Die Chemie stimmte offensichtlich wirklich zwischen ihnen, selbst wenn sie sich streiten konnten, dass die Fetzen flogen.
 

Auch Sanjis musste über die Worte seiner Freundin nachdenken, als sie quasi Arm in Arm an den Geschäften entlang liefen. Zorro war entweder einfach gut im raten, oder er konnte Gedanken lesen. Es war ein bisschen beängstigend, wie schnell er ihn durchschaut hatte. Aber dass er ihm keinen weiteren dummen Spruch gedrückt hatte, rechnete Sanji dem Älteren gedanklich hoch an. Vielleicht war er ja doch kein so übler Kerl…
 

„Autsch!“
 

Ruckartig sahen beide auf. Ganz in Gedanken versunken hatten sie nicht auf den Weg geachtet und waren direkt in einen Teenager hineingelaufen, dessen Einkaufstüte nun entleert auf dem Boden lag, mitsamt den Lebensmitteln.
 

„Entschuldigung! Ich habe nicht aufgepasst…“ Schnell bemühte sich Sanji, dem Jungen beim Einsammeln seiner Sachen zu helfen, und bückte sich nach ein paar der Dosen, die zwar eingedellt waren, aber ansonsten nicht beschädigt schienen.
 

„Macht ja nichts, ich hab doch auch nicht aufgepasst.“ Der Teen schien nicht böse zu sein, so verlegen wie er grinste und sich den Hinterkopf rieb. Irgendwoher kannte Sanji ihn – diese wirren schwarzen Haare und das breite Lächeln…
 

„Hey, du bist doch der Koch aus dem Grand Blue!“
 

Sanji hätte fast wieder alles fallen lassen, was er aufgehoben hatte. Vor ihm stand kein geringerer als Ace‘ Bruder. Der mit am Tisch gesessen hatte, als er um ein Date gebeten hatte, und alles aus nächster Nähe hatte mithören dürfen.
 

„Ich… ja… hier, bitte. Schönen Tag noch.“ Eilig drückte der Blonde dem Jungen seine Sachen in die Hand. Er wollte so schnell wie möglich weg, bevor noch der Abend angesprochen wurde, an dem er sich so schrecklich blamiert hatte. Das konnte er jetzt ganz und gar nicht gebrauchen. „Zorro, jetzt komm endlich!“ -
 

„Uhm, warte mal… Sanji! Du heißt doch Sanji, oder?“ Ace‘ Bruder stellte sich ihm rasch in den Weg. Aus großen dunklen Augen sah er ihn an, und in seinem Blick lag etwas sanftes, fast bittendes, was Sanji innehalten ließ. „Ich heiße Ruffy. Hör mal… es tut mir leid, dass Ace so blöd zu dir war. Er kann manchmal ein totaler Arsch sein. Aber weißt du, er hatte nen harten Tag gehabt, und… wie gesagt, es tut mir leid. Er hat es sicherlich nicht so gemeint.“
 

Zorro, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, sah abwartend von Ruffy zu Sanji und zurück. Jetzt hätte er wirklich gerne Gedanken lesen gekonnt, um zu wissen, was hinter den blauen Augen vorging. Wenn es nach ihm ging, so war die Entschuldigung eines anderen nichts wert. So nett der Zug von Seiten des kleinen Bruders auch war, zeugte es doch von Charakterschwäche, wenn man nicht mal für den eigenen Mist, den man verzapfte, geradestehen konnte.
 

„Ok… also… danke. Ich habs schon fast vergessen gehabt.“ Sanji lächelte, und Zorro glaubte, im falschen Film zu sein. Was für eine dicke Lüge war das denn?! Und was für eine Schauspielerei – hätte er nicht gewusst, dass es Sanji immer noch unglaublich mitnahm, was Ace zu ihm gesagt hatte, er hätte ihm die Gelassenheit hundertprozentig abgekauft! Genauso wie Ruffy, der ehrlich erleichtert zu sein schien.
 

„Cool… ein Glück. Normalerweise tritt mein Bruder den Leuten nicht einfach so auf den Senkel, obwohl sie ihm nichts getan haben. Und er war ja immer begeistert von deinem Essen. Ich meine… also… dürfen wir denn wiederkommen? Oder haben wir jetzt Hausverbot?“ Der Schwarzhaarige machte so große hungrige Augen, dass Sanji nicht mal hätte „nein“ sagen können, wenn sein Leben davon abgehangen hätte.
 

„Natürlich nicht… wie gesagt, ich… ich hab‘s schon vergessen. War ja auch echt ne blöde Situation.“ -
 

„Super! Da wird Ace sich freuen! Ich werde ihm sagen, dass er sich nächstes Mal entschuldigen soll. Dann… dann macht‘s mal gut!“ Die Hände voller Tüten, die er gut gelaunt schwenkte, lief Ruffy in die andere Richtung davon und ließ Zorro und Sanji hinter sich zurück, die beide mehr oder minder mitgenommen von diesem Aufeinandertreffen waren.
 

Sanji schlug das Herz bis zum Hals hoch. Er würde Ace also wieder sehen. Und… und vielleicht zu hören bekommen, dass es ihm leid tat. Ace war also gar nicht so kalt, wie er ihn erlebt hatte. Klar, jeder hatte mal einen schlechten Tag, und Sanji wusste, dass an seinen schlechten Tagen jeder vor ihm floh, solange er konnte. Vielleicht hatte er Ace ja einfach auf falschem Fuß erwischt, und wenn sie sich wiedersahen… wenn er ihn wieder sah, wie er fitter war, schlanker, trainiert und mit neuem Selbstbewusstsein, dann… vielleicht…
 

Er war ein solcher Idiot gewesen, sich so gegen das Training zu sträuben! Das war doch seine Chance! „Na los, Zorro! Wir wollten doch ins Studio! Du wolltest mich doch quälen bis der Arzt kommt, oder?“ Fast schon strahlend marschierte Sanji los, den Kopf voller rosaroter Wolken und Träume, die in Erfüllung gehen konnten, wenn er es nur wollte und hart genug arbeitete. Und er würde hart arbeiten, so hart, dass Zorro Augen machen würde!
 

Und Zorro machte Augen. Da war sie, die Motivation, die Sanji die ganze Zeit gefehlt hatte. Ein paar nette Worte, ein kleiner Wink mit dem Hoffnungszaunpfahl, und der frustrierte Blondschopf war nicht mehr zu bremsen vor Elan. Liebe musste etwas Schönes sein, wenn sie einem solche Flügel verlieh. Zorro stieß einen schwer definierbaren Laut aus und folgte seinem Schützling lustlos. Komisch – im selben Moment, in dem bei Sanji scheinbar der Motor angeworfen worden war, versiegte bei ihm die Energiequelle. Er fühlte sich müde und lustlos. Und der Grund dafür drängte sich ihm auf, ob er wollte oder nicht.

Robin hatte verdammt noch mal Recht gehabt, und er mochte diesen Idioten, der vor ihm die Straße entlang schwebte.
 

‚Er ist nur ein Auftrag, Zorro. Und er ist nicht dein Typ. Vergiss das schnell wieder.‘
 

>>> >>> <<< <<<
 

Obwohl der Spanier wusste, dass er die Frage gleich bereuen würde, nachdem er sie gestellt hatte, sprach er seinen jüngeren Kollegen an: „Wollt ihr heute übernachten oder warum seid ihr noch hier?“
 

Zorros Brauen verengten sich. „Wir machen ne Pyjamaparty, oder wonach sieht‘s denn aus?!“ –
 

„Was ist dir eigentlich heute über die Leber gelaufen? Du bist ja noch mieser drauf als sonst! Und dein Blondie strahlt über beide Pausbacken!“ –
 

„Du nervst! Wenn du Konversation haben willst, geh doch hin zu ihm, er ist überaus redselig heute! Muss wohl an dem Kalorienflash liegen, den er seit dem Mittagessen hat!“
 

Auch wenn er übertrieb – etwas Wahres war an Zorros Worten dran. Zumindest wusste er eins: Wenn er heute noch ein paarmal mehr den Namen „Ace“ hören musste, würde er irgendetwas kleinschlagen müssen. Oder jemandem das Maul stopfen. Er wusste auch schon, wem.
 

Der Ältere seufzte resignierend. „Schön, dann schmoll mal weiter. Aber wir machen in ner halben Stunde zu. Heute ist Großreinigung, da ist nicht auf bis zehn Uhr. Um halb acht rückt die Putzkolonne an. Und der Kleine hat genug gestrampelt für heute. Ich weiß sowieso nicht, woher er jetzt noch die Energie nimmt… was fütterst du ihm denn?“ –
 

„Blutiges Steak und Kartoffeln mit Sauerrahm!“ Mies gelaunt schnappte Zorro sich sein Handtuch und die Trinkflasche und ging zu Sanji hinüber, der seit über einer Stunde auf dem Crosstrainer stand und geradeaus aus dem Fenster starrte, als hätte man ein Hologramm seines Schwarmes über den Abendhimmel Tokyos projiziert. Zum Kotzen, wie viel Energie der Blödmann auf einmal hatte. Da machte das Training ja überhaupt keinen Spaß mehr. „Na los, Schluss für heute.“ –

„Ehrlich?“ Sanji kletterte von dem Gerät runter und griff dankbar nach der Flasche, die Zorro ihm wortlos hinhielt. In großen Zügen trank er sie leer und unterdrückte tapfer ein Aufstoßen, auch wenn es außer Zorro keiner gehört hätte. Und dem wäre es wohl egal gewesen. „Heute könnte ich glatt noch weiter machen…“
 

Mit einem Mal, Gott allein wusste woher, hatte Zorro eine riesengroße Wut im Bauch. Er wusste nicht genau, auf wen bzw. auf wen am meisten, weil Sanji, Robin, Ace und der Spanier zur Auswahl standen. Er wusste auch nicht genau warum gerade jetzt, aber es war im Prinzip auch egal. Die Wut war da, und sie brodelte durch seinen Körper wie heiße Lava. Er brauchte ein Ventil, sonst würde er platzen oder etwas noch dümmeres machen. Sein lodernder Blick fiel auf Sanjis erhitztes Gesicht, das immer noch verliebt zu glühen schien, und er wusste, was er zu tun hatte. Als hätte etwas in seinem Kopf ausgesetzt, das seinen Sadismus im Zaum hielt, meinte er ganz ruhig: „Gib mir mal deinen Schlüsselbund.“
 

Sanji machte zwar große Augen, holte aber seine Schüssel heraus und hielt sie Zorro hin. Der Grünhaarige nahm sie an sich. „Schön, und jetzt dein Handy und den Geldbeutel.“ –
 

„Wofür?“ Mittlerweile war Sanjis gesundes Misstrauen geweckt, und er schielte zu dem bunten Schlüsselbund in der kräftigen Hand der Älteren. „Was hast du vor?“ –
 

„Du wolltest doch noch trainieren, oder?“ Zorro entschied, dass sowohl Portmonee als auch Mobiltelefon mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Sporttasche des Koches lagen. Langsam hob er die abgewetzte Tasche auf und warf sie sich über die Schulter. „Genau das werden wir jetzt machen.“
 

„Zorro… was hast du vor?“ Argwöhnisch und auch eine Spur paranoid folgte Sanji seinem Trainer durch die Eingangstür nach draußen. Es war kühl geworden, und er hätte gerne seine Jacke angezogen, die allerdings in seiner Tasche lag. „Hör mal, mir ist kalt und ich…“ –
 

„Dir wird gleich warm.“ Unbeirrbar lief Zorro auf sein Motorrad zu, dass er vor dem Studio geparkt hatte. Eine Suzuki Hayabusa, in dunklem Moosgrün mit hellgrünen Ralleystreifen in Form eines Zs. Noch egozentrischer ging es eigentlich kaum, und Sanji hatte mehr als einen süffisanten Spruch von sich gegeben, als er die Rennmaschine zum ersten Mal gesehen hatte. Als er seinen Schatz erreicht hatte, verstaute Zorro Sanjis Tasche so gut er konnte und schwang sich dann elegant auf sein Gefährt.
 

„Was wird das? Zorro!“ Schön langsam dämmerte es Sanji, was der Grünhaarige plante, aber noch schien es ihm zu abwegig. Das würde er nicht wagen. Zorro war dreist und ein Folterknecht – aber das brachte nicht mal er.
 

Der Motor röhrte laut, als die Suzuki zum Leben erwachte. Zorro schob das Visier seines Helmes hoch. „Hol mich ein, wenn du deine Sachen wieder haben willst. Du hast ja angeblich noch soooo viel Puste.“ Zack! war das Visier wieder unten, und der Mann trat aufs Gaspedal. Als er Sanjis fassungsloses Gesicht im Rückspiegel sah, spürte er einen Anflug von Genugtuung in sich aufsteigen. Ja, der Blonde war nur ein Job, genau wie jeder andere, und er würde ihn zu vollster Zufriedenheit erledigen.
 

„Das darf doch wohl nicht… MARIMO!! BLEIB STEHEN!!!“ So ein Arschloch! Sanji hatte keine Wahl außer zu rennen, was das Zeug hielt, auch wenn er sich selbst dafür hasste. Es war offensichtlich, dass Zorro ihn ärgern wollte, so wie er immer ein paar wenige hundert Meter Gas gab und dann wieder langsam tuckerte, um ihn aufholen zu lassen. Wie lange dieses Spiel allerdings gehen sollte, konnte er nicht abschätzen. Sanjis Stolz, jetzt bloß keine Schwäche zu zeigen, rang mit der Sehnsucht nach seiner kuscheligen Wohnung und einer wohlverdienten heißen Dusche. Und so fit, wie er sich gefühlt hatte, als das Training offiziell als beendet gegolten hatte, war er wohl doch nicht mehr. Die letzten vier Stunden non-stop Abrackern hatten ihn mehr ausgelaugt, als er gemerkt hatte. Jeder weitere Schritt erschöpfte ihn zusehends. „Elender Mistkerl…“ fluchte Sanji atemlos und schnappte nach Luft. Es war unangenehm, auf dem harten und unebenen Straßenpflaster zu laufen, wo er nur den weichen federnden Waldboden hinter seiner Siedlung gewohnt war. Und bei all den Hindernissen, die auf dem Bürgersteig im Weg standen, musste er höllisch aufpassen um nicht zu…
 

Zorro blickte über die Schulter zurück. Eben hatte er Sanji doch noch im Rückspiegel bewundern können, wie er ihm geradezu wutschnaubend hinter hechelte. Doch von einer Sekunde zur anderen war der Koch verschwunden. Schnell parkte er das Motorrad am Straßenrand und riss sich den Helm ab, ehe er ein paar hundert Meter zurück lief. Ein kleine Menschenmenge hatte sich auf dem Gehsteig gebildet, und Zorros Befürchtung, was passiert war, bestätigte sich, als er sie erreicht hatte.
 

„Können sie aufstehen?“ –
 

„Ist alles in Ordnung?“ –
 

„Dass die jungen Leute sich auch immer übernehmen müssen…“ –
 

„Macht mal Platz!“ Genervt, weil er nichts sehen konnte, drängte Zorro sich durch die Menschenreihe hindurch, und sah Sanji vor sich auf dem Pflaster kauern. Es war die pure Erleichterung, zu sehen, dass er nicht ohnmächtig geworden war und sich den Kopf angeschlagen hatte, wie er schon irgendwie befürchtet hatte. Nein, Sanji saß aufrecht und war scheinbar bei vollem Bewusstsein.
 

„Ist… ist alles ok? Bist du gestolpert?“ brummte der Grünhaarige und hockte sich neben ihn. Beim Anblick von Sanjis Gesicht wäre er fast zusammen gezuckt. Leichenblass war es, und die Augen waren nicht nur gerötet, sondern auch feucht. Dass der Grund dafür nicht einfache Wut über Zorros miese Trainingsmethode war, wurde dem Größeren der beiden Männer klar, als er seinen Blick weiter nach unten wandern ließ. Es waren auch nicht die aufgeschrammten Knie, die rot, aber nicht allzu blutig unter den Sporthosen hervor lugten.
 

„Ich… ich kann nicht auftreten…“ Mit beiden Händen, die leicht bebten, umklammerte Sanji sein rechtes Fußgelenk. Seine Stimme klang mühsam beherrscht, aber Zorro hörte deutlich heraus, dass es wohl verdammt weh tun musste.
 

Vorsichtig löste er die Finger des Koches, was dieser nicht wirklich tolerieren wollte, und konnte einen kurzen Blick auf den Knöchel erhaschen. Zumindest gebrochen war auf den ersten Blick wohl nichts.
 

„Kannst du aufstehen? Auf einem Bein?“ Zorro wartete die Antwort gar nicht ab, sondern legte Sanji eine Hand um die Taille, um ihn in eine aufrechte Position zu ziehen. „Ich… wir fahren ins Krankenhaus, ok?“ –
 

„Ich will nach Hause.“ –
 

„Sanji, jetzt sei kein Idiot, ich bring dich…“ –
 

„ICH soll kein Idiot sein?! ICH GLAUB ICH HÖR SCHLECHT!! WESSEN BESCHISSENE IDEE WAR ES DENN, MICH DURCH HALB TOKYO RENNEN ZU LASSEN?!“ Sanjis Stimme überschlug sich fast, und außer seinem Zorn schwang auch eine gehörige Portion Schmerz mit. „ICH HAB KEINE AHNUNG, WAS DU DIR IN DEINEM ALGENHIRN DABEI GEDACHT HAST, UND ICH WILL ES AUCH GAR NICHT WISSEN! ABER ICH SAG DIR EINS: WENN DU MICH NICHT SOFORT ZU HAUSE ABSETZT, DANN VERKLAGE ICH DICH AUF KÖRPERVERLETZUNG UND DIEBSTAHL, DASS DICH KEIN NOCH SO HERUNTERGEKOMMENES FITNESSSTUDIO IN GANZ JAPAN JEMALS WIEDER EINSTELLEN WIRD!!“
 

„… ist gut, ich bring dich heim.“
 

Und dieses Mal war es Zorro, der keine Wahl hatte. Er traute es Sanji zu, seine Drohung wahr zu machen, und entgegen besseren Wissens fuhr er den Koch auch auf direktem Weg nach Hause, nachdem er ihn irgendwie auf sein Motorrad verfrachtet hatte. Die ganze Strecke über fühlte er sich unglaublich ätzend, so schlecht wie schon lange nicht mehr, und das Gefühl ließ auch auf seinem eigenen Heimweg nicht nach.
 

Sanji hatte recht. Er war der größte Idiot auf diesem Planeten. Kindisch eifersüchtig, wo es absolut keinen Anlass gab, und als ob das noch nicht reichte, ließ er es ausgerechnet an dem Menschen aus, wegen dem er überhaupt so eifersüchtig geworden war. Was konnte denn der Blondschopf dafür, dass er es nicht schaffte, Berufliches und Privates voneinander zu trennen? Er hätte sich freuen sollen, dass Sanji endlich die Nötige Begeisterung und den so lange gefehlten Willen gebracht hatte, um das Fitnessprogramm durchzuziehen. Stattdessen sorgte er höchstpersönlich dafür, dass sämtlicher Ausdauersport wohl fürs Erste flachfiel. Wenn Sanji überhaupt noch mit ihm trainieren würde. Er hätte es ihm nicht verübeln können, wenn der Koch ihn niemals wieder mit seinem flachen Arsch angucken würde.
 

Wunderbar, wie er es mal wieder verbockt hatte.
 

~ Ende Kapitel 6 ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sanji
2010-05-28T19:55:50+00:00 28.05.2010 21:55
Ohje armer Sanji, da hat Zoro jetzt aber wirklich übertrieben. Und das nur weil er eifersüchtig war.
Tja Zoro, Ace ist nun mal ein Filmstar und sehr begehrt XDDD
Aber es ist auch schon süß das ihm das so viel ausmacht, da kann man immerhin dran sehen das Sanji mehr ist als nur ein Job ^.~
Freu mich schon aufs nächste Kapitel
LG Sanji
Von:  Monkey-D-Setsuna
2010-05-26T17:15:08+00:00 26.05.2010 19:15
Oi oi oi. -.-
Da hat es wohl jemand ganz schön verbockt.=)
Naja,da kann man nix machen,aber was solls.=)
Das kapitel war echt klasse und ich freu mich schon aufs nächste.=)

LG
Monkey-D-Setsuna =) ^^
Von:  LittleTreeflower
2010-05-26T11:14:07+00:00 26.05.2010 13:14
Tja, wo Robin recht hat XDD
Zorro ist wie ein kleines Hündchen. Man muss ihn erst mit der Nase draufstupsen bevor der was rafft XD
Von: abgemeldet
2010-05-25T15:04:40+00:00 25.05.2010 17:04
I love it! XD hab ich das schon gesagt?

Bei:
„Bin mal auf’s Klo. Der Sake läuft gerade durch…“ –
„Geht’s vielleicht noch unappetitlicher?!“
Hab ich sicherlich 10 minuten durchgelacht *lol*

weiter so ;)
Von:  nami_chan22
2010-05-25T14:09:02+00:00 25.05.2010 16:09
robin ist so klasse, redet nie um den heißen brei und ist immer allwissend ^^
sanji ist nach dem zusammentreffen mit ruffy ja die energie pur, der schluss ist dir gut gelungen. bin jatzt mal gespannt wie es mit den beiden weitergeht.
Von:  Shanti
2010-05-25T13:25:15+00:00 25.05.2010 15:25
hahahahahahah

ja ein neues kappi. ich lieben die beiden einfach. sie passen perfekt zusammen xD. büdde lass zorro und sanji zusammen kommen. büdde schreib ganz ganz schnell weiter.^^


lg

shanti
Von:  AKIHIRO
2010-05-25T12:07:49+00:00 25.05.2010 14:07
Uuuh... Erster *-*
Das Kapitel ist toll, das heißt, du sollst ganz schnell weiterschreiben >__>

Nur eine klitzekleine Anmerkung:
"DANN VERKLAGE ICH DICH AUF..."
Vielleicht ersetzt du "auf" durch "wegen"... klang in meinem Kopf irgendwie besser :D

Aber sonst hab ich nichts zu meckern *-*

Du schreibst super ~<3


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