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Zeitlos -♠-

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Stadium: Fortgeschritten

Diagnose: Gehirntumor

Stadium: Fortgeschritten

Aussicht auf Heilung: Keine
 

Der Arzt hatte sie nur mitleidig angesehen und gesagt, dass es keine Möglichkeit gab, den bösartigen Tumor zu entfernen. Und sie hatte nur dagesessen und ins Leere gestarrt, fernab von der Realität. Sie hatte ihm nicht einmal weiter zugehört, als er ihr die Maßnahmen nannte, um ihren Tod hinauszuzögern. Es hatte keine Bedeutung mehr für sie. Es war ihr egal gewesen, was er erzählte. Es würde ja doch nichts ändern.

Und jetzt stand sie hier an der Straßenkreuzung. Ihr quietsch gelbes Kleid wehte fröhlich in der sommerlichen Brise, doch es wirkte falsch an ihr. Es war zu fröhlich und zu gelb! Ganz im Gegenteil zu ihrer schwarzen Leere im Innern ihrer Seele.

»Wie lange habe ich noch? «

»Vielleicht eine Woche, vielleicht aber auch nur noch einen Tag. «

Sie stand einfach nur da, in der Pracht des Sommers. Ihre langen, schwarzen Haare lagen ihr sanft um die Schulter. Um sie herum lachten Kinder, die gerade Fangen spielten und wild umher liefen. Nur sie konnte nicht lachen.

Stadium: Fortgeschritten.

Das 18-jährige Mädchen stand einfach nur da. Zwei Jugendliche gingen kichernd und freudestrahlend an ihr vorbei. Sie waren kaum jünger als sie selbst, doch im Gegensatz zu ihr, hatten die Jugendlichen ihr ganzes Leben noch vor sich. Die beiden konnten noch leben und sich einige schöne Tage machen. Nur sie konnte das nicht.

»Kann man es irgendwie heilen? «

»Ein Eingriff hätte eine Erfolgschance von 9%. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber es gibt keine Möglichkeit. «

Die Straßenkreuzung war kaum befahren. Auf den Bürgersteigen tummelten sich fröhliche Menschen, die mit ihren Hunden spazieren gingen oder sich mit anderen unterhielten. Sie fühlte sich so fehl am Platz, zwischen all diesen glücklichen Leuten. Alle waren guter Laune und voll Hoffnung, nur sie nicht. Alle, nur sie nicht.

Diagnose: Gehirntumor

Stadium: Fortgeschritten

Aussicht auf Heilung: Keine

Sie stand einfach nur da, hier, mitten auf der Straßenkreuzung, in ihrem quietsch gelben Kleid. Ihr war etwas genommen worden, was andere noch hatten: Ein Hoffnungsschimmer. Für sie gab es so etwas nicht. Sie war bereits tot gewesen, als sie die Arztpraxis betreten hatte. Keine Chance.

Sie sah sich um und betrachtete die vier Richtungen, die sie wählen konnte, doch sie wusste nicht, wohin es sich noch zu gehen lohnte.

Ausweglos!

Es war, als gäbe es keinen Weg mehr für sie, auch wenn vier zur Auswahl standen. Vielleicht gab es auch nur noch einen. Vielleicht aber auch, führten alle Wege zum selben Ziel. Sie wusste es nicht. Ihrer Meinung nach, spielte es ohnehin keine Rolle mehr. Es würde aufs selbe hinaus kommen, ob sie nun hier stehen blieb und auf ein zu schnelles Auto wartete, oder auf ihren schmerzhaften und unvermeidlichen Tot. Sie hatte den Kampf ums Überleben bereits aufgegeben, weil der Gegner viel zu stark war. Er hatte sie in die Knie gezwungen und holte nur noch zum endgültigen Schlag aus.

Diagnose: Gehirntumor

Stadium: Fortgeschritten

Aussicht auf Heilung: Keine

Aus und vorbei…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  _-THE_JOKER-_
2011-05-08T12:47:23+00:00 08.05.2011 14:47
Also ich fand diese Story eigentlich, im Gegensatz zu dir selbst, recht gut. Sie ist nciht ganz neu vom Thema, aber es bringt mich immer wieder sehr zum Nachdenken. Ich stimme hier übrigens voll mit Grilu überein, es ist eine traurige, bewegende und doch behutsam beschriebene Geschichte. Du hast es gut gemacht, das ist meine Meinung, vor allem das mit de Kleid gefällt mir sehr gut, es ist wie Grilu ja sagte ein sehr scharfer Kontrast.
Mach weiter.

jöker
Von: abgemeldet
2011-04-27T20:12:02+00:00 27.04.2011 22:12
Sehr bewegend, besonders weil es eine sehr reale Situation ist.
9% sind 9%, ggf. wert alles auf die eine Karte zu setzen.
Andererseits kann ich jeden verstehen, der lieber eine schmerzfreiere Lösung anstrebt, oder einfach nur versucht die letzten Tage so angenehm wie möglich zu verbringen.

Sehr schön, wie du das gelbe, leuchtende Sommerkleid beschreibst. So leicht und lebensfroh.
Ein sehr scharfer Kontrast, zur Angst, Verzweiflung und auch Hoffnungslosigkeit die das Mädchen empfinden muss.

Man kommt nicht umhin, sie einfach in die arme nehmen zu wollen.
Ihr einen unvergesslichen und wunderschönen Tag erleben zulassen.

Sehr traurig, und für viele krebspatienten eine so grausame Realität.
Deshalb finde ich gut, wie behutsam du diese Geschichte geschrieben hast. Klar, ohne großen Schnickschnak. Gefühlvoll, aber nicht indiskret.


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