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Das Flapteryxkind

Aus den Augen eines Flapteryx
von

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Kryptozoologie

Bisher ist die taxonische Verwandtschaft zwischen Urzeitvögeln und Iunasinos Xerla nicht beschrieben.
 

„Da willst du aber echt viel los werden.“, meinte Alex und sah den kleinen Jungen neben sich an. „So viel bekommst du doch nie auf eine ganze Postkarte! Da musst du schon einen ganzen Brief schreiben.“ Vor allem bei Ianus Schrift, doch das erwähnte Alex nicht. Tatsächlich schrieb Ianus schon einige Wörter selbstständig und für all die anderen Buchstaben hatte er immer Hilfe. Dabei konnte man natürlich nicht erwarten, dass sich Ianus an eine konstante Buchstabengröße hielt. Besonders Buchstaben die Ianus noch nicht gut beherrschte wurden sehr groß. Doch Sebastians Mutter konnte man als eine Koryphäe auf dem Gebiet der Dechiffrierung ansehen, eine Fähigkeit die ihrem Beruf nur zu gute kam, und so konnte bisher jedes Schriftbild von Ianus richtig gelesen werden.
 

Gerade wollte Ianus seinem großen Bruder antworten, da kam bereits die Kellnerin mit den Speisekarten. Zum Glück bemerkte Mathilda die Ankunft der Frau früh genug und konnte schnell Ianus‘ Holzschwert, sowie seinen Schild hinter ihren Stuhl räumen. Ihr Sohn hatte das Spielzeug einfach an seinen Stuhl gelehnt, dadurch ragten diese in den Gang zwischen den Tischen und erschwerten das Vorrankommen. Mathilda wollte vermeiden, dass die Kellnerin über die Geräte fallen würde und sich dabei noch verletzte. Ianus protestierte dabei nicht, er konzentrierte sich viel mehr auf die Karten.
 

„DANKE!“, rief er vergnügt, als auch er eine Karte auf den Tisch gelegt bekam, natürlich als Letzter. Die Bedienung verstand kein Deutsch, erkannte aber an dem breiten Lächeln und dem begeisterten kleinen Hüpfen, dass sich der kleine Kerl bedankte. So lächelte sie ihm freundlich zurück und nickte auf die ‚Thanks‘ der restlichen Familienmitglieder.

Obwohl die Familie Folkuris erst in diesem Moment die Speisekarten bekam, erkundigte sich die Restaurantangestellte trotzdem nach ihren Getränkewünschen. Für die kleine Familie stellte dieser Umstand jedoch keine Problematik dar, weil sie ihren Getränken in Restaurants immer treu blieben. So bestellte Hagen für sich und Mathilda eine Flasche Mineralwasser und für Ianus einen großen Apfelsaft. Er war sich dabei sehr sicher, dass Ianus einen Apfelsaft wollte, weil dieser dies deutlich zum Ausdruck brachte.

„Ich mag Apfpfpflsaftftftft haben!“, zischte Ianus vergnügt und schmatzte bei den ‚Ps‘ deutlich.

„Den habe ich bestellt Ianus! Apple juice heißt das auf Englisch.“

„Äbbel Schuuuuhs?“, fragte Ianus mit einem ungläubigen Blick und fing an zu kichern. Englisch war eine wirklich witzige Sprache! Vergnügt hob der Blauschopf Wiesi von seinem Schoß und drückte ihn fest an sich. Sein Vater hatte das Pokémon wieder an seinen Sohn abgetreten, als sie sich für diesen Tisch entschieden hatten.

„Englisch ist voll witzig.“, berichtete Ianus Wiesi und knuddelte diesen noch ein klein wenig mehr.

„I want a…! “ Mit Alex‘ Bestellung im Kopf verlies die Bedienung wieder den Tisch und lief über die Fußgängerzone zurück zum Restaurant. Das Zelt, unter dem die Gäste des Italieners speisen konnten, stand gegenüber vor dem Eckhaus und wurde durch eine kleine Straße von diesem begrenzt. Unter dem Zelt standen sehr viele Tische, weshalb die Gänge nur für einen Menschen ausreichten und man den Bauch einziehen musste, wenn man seinen Sitzplatz beziehen wollte. Dafür bot das weiße Stoffzelt mit den offenen Wänden aber frische Luft und einen guten Schutz vor der Sonne. Abgesehen von Ianus war es den Anderen mittlerweile zu heiß geworden. Doch dem Jungen, mit seinem Kostüm, konnte es ruhig noch wärmer sein.
 

Kaum war die Kuscheltour mit Wiesi beendet, fiel Ianus‘ Blick auf seine Karte.

„Yammi! Yammi! Essi!“ Vergnügt schwang Ianus seine Beine vor und zurück, während er die Karte etwas ungeschickt griff. Der Kleine lies die Karte auf dem Tisch liegen und öffnete diese dann einfach, wie seine Bilderbücher. Auch wenn er noch nicht aus der Speisekarte lesen konnte, trieb ihn die Neugier dazu einen Blick in das große Buch zu werfen.

„Uhhhh“ Doch seine Neugier wurde kaum gestillt. Etwas ungeduldig blätterte Ianus durch die Speisekarte, doch leider beinhaltete diese nur Text und keine Bilder. Das war für den kleinen Mann enttäuschend. Zum Glück hatte Alex schnell eine passende Pizza für sich gefunden und konnte sich so seiner kleinen Leseratte zuwenden.
 

„Na kleiner Piepmatz? Kommst du nicht voran?“

„Ne~ein…“, gab Ianus leicht bedrückt von sich und wandte sich mit seinen Kulleraugen zu seinen großen Bruder.
 

„Na dann lass mal sehen!“, grinste dieser nur und beugte sich nah zu Ianus rüber, um einen Blick in die Karte zu werfen.

„Alkoholische Getränke? Mh! Das ist Nichts für kleine Vögelchen.“

„Nein? Warum nicht?“

„Nun… Alkohol ist für Urzeitvögel…“

„Sehr gefährlich.“, mischte sich Hagen nun mit ein. Ihm war klar, dass eine simple Antwort wie: ‚Das ist Nichts für Kinder‘, Ianus nicht ruhig stellen würde, sondern ihn dazu verleiten würde es auszuprobieren. Also musste eine Begründung her und in Hagens Sinne natürlich eine nicht unwahre.

„Weißt du… bei Urzeitvögeln ist Alkohol sehr, sehr giftig! Davon werden sie sehr krank und können auch…“ Hagen war zu zimperlich um Ianus klar zu erklären, dass Alkohol auch tödlich enden konnte. Doch das musste er zum Glück auch nicht.

„Boah das ist doof! Alkohol ist für Doofis!“

„Genau!“, lobte Hagen, welcher gerne ein Bierchen trank, seinen Sohn und gab das Kommando zurück an Alex.
 

„Also Ia… Ne! Aken! Möchtest du eine Pizza?“ Bisher hatte sich Alex nicht sonderlich an die Ianus-Aken-Regel gehalten. Kein Wunder! Ianus trug zwar sein Kostüm, doch befand er sich gerade nicht in seiner Fantasiewelt. Leider änderte Alex das nun. Obwohl er eigentlich nur Ianus‘ Aufmerksamkeit gewinnen wollte, sah er schon wie sich Ianus wieder eine Fantasiewelt aufbaute. Langsam wurden die Metallstangen des Zeltes zu dicken, braunen Wurzeln, welche sich eng ineinander verflochten und so das Dach aus Palmenblättern sicher hielten. Als nächstes transportierte Ianus das Naturgebäude hoch in die Luft, doch dort schwebte es nicht, er platzierte das Gebilde direkt auf einem Vulkan. Wie durch Zauberhand schwebten die Tische und Bänke, welche nun komplett aus Holz waren, über der Öffnung, ohne in diese zu fallen. Ianus nahm natürlich sofort die Gestalt von Aken an und saß gemütlich auf der schwebenden Bank. Neben ihm saß Bako, welcher sehr verängstigt wirkte und sich am Tisch festhielt. Vor ihm saß Mami Flap…

„Ianus du darfst uns gleich in deine Fantasie entführen, doch vorher musst du dir eine Pizza aussuchen. Sonst dauert es ewig bis wir etwas zu Essen bekommen und du hast doch großen Hunger, oder?“

„Jaaaa!“ In Ianus‘ Stimme hallte eine leichtes Maß an Trauer, aber ein großes an Verständnis mit. „Dann such ich jetzt Pizza!“, verkündete Ianus dann sofort motiviert.
 

„Dann such mal.“

„Was ist das da?“ Sofort tippte Ianus, vollkommend spontan, auf eine Pizza in der Karte.

„Öh…“ Alex war über diese Spontanität etwas überrascht, er hatte eigentlich gehofft, dass sich Ianus seine Pizza ernsthaft aussuchen würde und nicht über den Zufall. Aber sie hatten Zeit und waren im Urlaub, also äußerte sich Alex nicht zu Ianus‘ Verfahren zur Pizzawahl. Das war sicherlich besser so, weil Ianus sein Auswahlverfahren sehr ernst nahm. Er konnte nur wenige Wörter lesen und englische sowie so nicht. Also musste er irgendwie eine Wahl treffen und Alex würde ihm diese übersetzen. Alex wäre es aber lieber gewesen, wenn er die ganze Karte vorgelesen hätte.
 

„Das ist mit Thunfisch und Zwiebeln!“

„Boah! Das essen doch die Delphine!“

„Tun sie? Delpfihne essen bestimmt viel Fisch!“

„Und das?“

„Öh… Das weiß ich jetzt gar nicht… Anchovy? Ich glaube das ist so ne Frucht…“

„Boah echt?“

„Ne…“, fing Mathilda vergnügt anzulachen. Ihr Ältester tapste in die falsche Richtung, aber in sehr Kreative. „Alex meint bestimmt Avocado! Anchovis ist die Bezeichnung für Sardellen! Das ist ein kleiner Fisch, der ist total salzig und sticht manchmal.“
 

„Boah! Blöd! Ich bin doch kein Delpfihn!“, rief Ianus empört. Er hatte keine Abneigung gegenüber Fischen, doch auf der Pizza wollte er sie nicht haben. Umso schlimmer war es natürlich, dass er gleich zweimal eine Fischpizza auswählte.

„Bist du auch nicht! Du bist ein kuschliger, kleiner Papagei aus der Urzeit.“, neckte Hagen seinen empörten Sohn, dem er so sofort wieder ein Lächeln auf sein Gesicht zaubern konnte.
 

„Vielleicht ist es besser wenn du einfach sagst was du auf deine Pizza möchtest.“, schlug Mathilda vor. Der Vorschlag fand auch sofort bei Ianus gefallen.

„AUJA!“, rief er vergnügt und zog Wiesi zu sich hoch. „Also…Also! Ich ich mag...PILZE haben und und… Schinken! Und…ZALAMI! Uuuuuuuuuuuuund…“

„Thunfisch?“, fragte Hagen mit einem frechen Grinsen auf seinem Gesicht.

„NEEEEEIN! Ich bin kein Delpfihn!“, rief Ianus ärgerlich und erfüllte damit das Vorhaben von Hagen, welcher seinen Kleinen einfach nochmal ärgern wollte. Der Familienvater fand es niedlich wie sich sein Jüngster aufregte, dass er kein Delphin wäre.

„Vielleicht Peperoni-Wurst?“, schlug Alex vor und wandte seinen Blick von der Karte zu Ianus. Ob er diese Wurst kannte? Alex bezweifelte es und sollte damit recht haben.
 

„Peparoni-Wurst?“, fragte Ianus neugierig und blickte zu seinem Bruder hoch, ehe er schon etwas näher zu ihm rückte, als würde er dadurch schneller eine Erklärung bekommen.

„Das ist sowas wie Salami nur… anders!“

„Boah! Anders?“

„Ja… Schmeckt halt anders… wie normaler Käse und der Schleimi-Käsi.“ Der Schleimi-Käsi war eine Erfindung von Ianus. Er dachte sich den Begriff aus, um Mathildas Weichkäse einen treffenden Namen zu geben. Die Wortwahl war gut nachvollziehbar, weil aus den Stücken der Käse hochquoll, wenn man ihn zusammendrückte. Ianus schmeckte der Weichkäse gut, aber es gefiel ihm besser den Käse erst zu quetschen um den ‚Schleim‘ zu essen, ehe er sich an den restlichen Käse machte.

Alex‘ gut gewollter Vergleich führte bei Ianus leider zu einer falschen Vorstellung. Dieser stellte sich nun die Peperoni-Wurst als eine lange, runde Wurst vor, welche in ihrem Inneren genauso weich war wie der ‚Schleimi-Käsi‘. Die weiche Füllung der Peperoni-Wurst sah dabei wie eine normale Salami aus, welche von derselben Schicht bedeckt war wie der Weichkäse.

„BOAH! DIE MAG ICH HABEN!“
 

Gerade wollte Ianus seine Fantasie wieder aufgreifen, da kam bereits die Kellnerin zurück und fragte nach den Bestellungen. Praktischerweise hatte sie auch direkt die Getränke dabei. Mathilda bestellte zuerst, gefolgt von Hagen und Alex. Zuletzt war Ianus an der Reihe, welcher unbedingt alleine bestellen wollte. Die Kellnerin verstand das Vorhaben des kleinen Mannes, aber auch, dass sein Vater ihm helfen würde.

„And you, little one? “

“Uhhh…Ich möchte eine…“

„Ianus, du musst doch Englisch reden!“

„Boah stimmt! Uh…“

„I want a Pizza!“

„Ei…wond äh PIZZA!“ Stockend, doch gegen Ende sehr selbstbewusst, brachte Ianus seinen englischen Satz über die Lippen. Doch Zeit zum Ausruhen blieb dem Sprachkünstler nicht! Hagen setzte seinen Unterricht bereits fort.

„Sehr gut Ianus! Und nun: With mushrooms, ham, salami and pepperoni-sausage.“ Hagen war sich nicht sicher, ob im Englischen ‚pepperoni‘ für die Peperoni-Wurst stand, oder sich auf das Nachtschattengewächs bezog. Um ganz sicher zu gehen packte er zu der pepperoni einfach noch die ‚sausage‘ dazu, damit es keine Missverständnisse geben würde.

„Wid! Maschruums, HÄM, zalami ähnd pepaproni-sosatsch!“ Ianus war total begeistert von seinen englischen Sätzen und fing vor lauter Freude unweigerlich an zu kichern. Er war so stolz auf seine Sätze, dass er sogar leicht im Sitzen hüpfte. Dabei wanderte sein Blick zu seinen Eltern, welche ebenfalls sehr stolz wirkten. Alex wirkte eher etwas belustigt, weil er sich bildlich vorstellte, wie Ianus seine englischen Sätze wohl schreiben würde, mit vielen Äs und Hs.

Die Kellnerin hatte die Bestellung bereits entgegen genommen, als Hagen Ianus den Satz vorsagte. Sie wollte sicher gehen, dass sie auch alles richtig notiert hätte, selbst wenn Ianus sich versprochen hätte. Wie Mathilda lächelte auch sie stolz, um den kleinen Kerl zu ermutigen, war aber dennoch ein kleinwenig beeindruckt von seinem Erfolg. Sie fand es niedlich, wie er sich engagierte. Nachdem sie Ianus noch zugenickt hatte, packte sie die Karten zusammen und verließ den Tisch.

Mit einem geschickten Blick signalisierte Mathilda Ianus, dass er nun alle wieder in seine Fantasiewelt reißen dürfte.

„Magst du uns wieder in die Urzeit bringen, Aken?“, fragte Mathilda rethroisch, um Ianus ungeteilte Aufmerksamkeit zubekommen. Sonst würde Ianus auch Hagen und Alex mit in sein Spiel einbinden, aber sie wollte den beiden Männern auch einmal die Möglichkeit gönnen sich zu unterhalten.

„Auja!“, rief Ianus vergnügt und stieg von seinem Sitzplatz.

„Was hast du vor?“

„Ich mag zu dich!“, kicherte Ianus vergnügt. Kaum hatten Ianus Füße Bodenkontakt, fiel Wiesi schon zu Boden. Immer noch kichernd stelle sich Ianus auf alle Viere und krabbelte unter dem Tisch zu seiner Mami. Dabei nahm er, wie ein Hund, Wiesi in den Mund und trug ihn so.

Über dieses Verhalten musste Mathilda einfach belustigt den Kopf schütteln. Der Boden war zwar sehr dreckig und Ianus Knie hatten vollen Kontakt mit diesem, doch sie wollte Ianus wegen dieser Kleinigkeit nicht belehren. Klamotten und Stofftiere kann man immerhin waschen und schmutzige Knie werden spätestens im Meer wieder sauber. Also gönnte sie ihrem Sohn den Spaß und beugte sich zur Seite, um unter den Tisch zu blicken.

„Na? Was kommt denn da?“

„Ein Flapteryx!“, kicherte Ianus vergnügt und stieg behutsam über die Querverstrebungen des Tisches.

„Sieht für mich aus wie ein Flapteryx-Express!“

„AUJA! Ich bin ein Zug“, rief Ianus, welcher Wiesi schon bei seinem ersten Satz aus seinem Mund verloren hatte.

„Na komm du Zug! Ich helf dir mal mit deiner Fracht. “, belustigt griff Mathilda unter den Tisch und hob Wiesi auf, um ihn auf die Bank zu legen. Stofftiere konnte man waschen, doch Ianus kuschelte immer so sehr mit Wiesi, dass er vielleicht nicht zu dreckig werden sollte.

Mathilda wusste, aus Erfahrung, was Ianus jetzt wieder anstellen würde.
 

„Ich bin ein Flapteryx-Zug!“, kicherte Ianus vergnügt und fing sofort mit dem Fantasieren an.

„Ein Flapteryx-Zug? Wie mag der wohl aussehen?“

„Der Der! Der sieht aus wie eine Dampflok! Und hat vorne so ein… Uhh Gitter!“

„Du meinst einen Kuhfänger! Damit haben die Dampfloks immer die Schienen frei gehalten.“

„BOAH JA! Und und ders rot! Wie Flapteryx! Und und… auf der Lok ist ein Flapteryx drauf!“

„Meinst du den Kessel? Das runde Gebilde über den Rädern?“

„GENAU! Und und… da ist Flapteryx drauf und der ist blau! Und das Häuschen ist uh… Voller Federn! Und die sind oranksch!“

„Boah die sieht echt schön aus! Und der Schornstein? Sind da auch Federn dran?“

„Jaaa! Und die sind gelb!“
 

Begeistert von seiner Lokomotive verwandelte Ianus langsam den Bereich unter dem Tisch in eine großartige Berglandschaft, mit einem großen und ausgeklügeltem Schienensystem. Wie in den Alpen waren die Berge grau und die Hänge sehr steil und spitz. Auf einigen, sehr hohen Bergspitzen lag sogar Schnee, doch dort führten keine Schienen hin. An den Füßen der Berge wuchs sehr viel Gras und färbte die Berge in ein friedliches grün, welches nur von den bunten Blumen durchbrochen wurde. Durch die Berge liefen viele Tunnel, aber auch Brücken gab es zur Genüge.

Natürlich lies Ianus Mathilda an seiner Fantasie teilhaben und erklärte sehr detailiert, wie das Massiv aussah.

„Und unten an Bergen wächst GANZ viel Gras! Und und Blumen!“ „Die Berge sind alle grau! Und haben viele Schienen! Die die gehen um die Berge rum! Und durch! Mit Tunnels! Und VIIIIELE Brücken.“ Waren nur zwei seiner Beschreibungen.
 

„Ohh! Deine Berglandschaft sieht echt schön aus! Aber warum kann man den nicht zu den Gipfeln mit Schnee fahren?“

„Schnee ist kalt! Und das ist doof! Da mag die Dampflok nicht hin!“

„Oh ich verstehe! Gibt es da auch viele Ziegen und Steinböcke?“

„JA! Und einen Zoo!“

„Nanu? Warum denn?“

„Da kann man die sich anguggen!“

„Oh! Ein Wildtierzoo? Das finde ich schön! Aber hoffentlich haben die ganz riesige Käfige und viel Auslauf, damit es ihnen auch gut geht.“

„Jaaa haben sie! Der ist gaaanz oben! Und da ist grün! Dann können sie ganz viel essen!“

„Da möchte ich aber unbedingt hin!“ Langsam tat Mathildas Haltung ihr nicht gut. Je länger sie unter den Tisch zu Ianus blickte, desto schwerer wurde es für sie ihren Körper zu halten, weil ihr Arm langsam einschlief. Doch da musste sie nun durch!
 

„Einmal Ianus-Gipfel-Zoo bitte.“ Mami Flap trat vor an den Verkaufsschalter, welcher direkt neben dem Drehkreuz zum Bahnsteig stand. Dadurch konnte das Aeropteryx sehen, dass der Flapteryx-Express bereits am Bahnsteig stand und ordentlich dampfte.

„Pfffff! Tschuuuuuuuuuuuuuuuuut!“, paffte der kleine Junge unter dem Tisch mit einem breiten Grinsen.

„Der Zug fährt doch nicht etwa ohne mich ab?“, klagte Mami Flap leicht in Panik versetzt, als der Zug kräftig Dampf abließ. Der Flapteryx-Express war nämlich die einzige Möglichkeit zum Ianus-Gipfel-Zoo zu kommen und sie wollte es unbedingt noch rechtzeitig schaffen, ansonsten müsste sie lange warten bis der Zug wieder zurückkommen würde. Doch der freundliche Schaffner im Kartenhäuschen gab Entwarnung.

„Keine Sorge! Auf Sie wartet der Zug noch.“

„Oh da bin ich beruhigt! Ich habe wirklich nur großartiges über den Zug gehört! Angeblich fährt den ja ein kleines Flapteryx!“

„Ja das stimmt! Aber er ist der Beste Zugführer den es gibt! Er hat die Lokomotive sogar selbst gebaut und angemalt.“

Bei so viel Lob konnte sich Ianus nicht zurückhalten und kicherte begeistert. Eines Tages würde er sich, da war sich Mathilda sicher, zerkichern und zu einem Schwimmflügel werden.
 

„Oh wow! Das ist beeindruckend.“ Mami Flap nahm das Ticket entgegen und drückte sich durch das Drehkreuz, als der Schaffner dieses frei gab.

„Wiedersehen!“

„Schöne Fahrt wünsche ich!“

Auch wenn das Aeropteryx unter Zeitdruck stand, nutze sie die Gelegenheit um sich die Lokomotive noch einmal ganz genau anzusehen. Der Zugwagen gefiel ihr sehr gut, vor allem durch die ganzen Federn an dem Schornstein und an dem Führerhäuschen. Obwohl Dampflokomotiven immer sehr dreckig und rußig waren, war diese auf Hochglanz poliert. Der Flapteryxkopf, welcher auf dem Kessel gemalt wurde, glänzte dabei besonders.

„Wow!“ Ohne wirklich den Blick von der Lokomotive zu nehmen lief Mami Flap zu einem der Wagons. Wie die Dampflokomotive, so waren auch die Wagons im Flapteryx-Motiv gehalten. Die Holzwagen waren gelb, wie das Gefieder eines Flapteryx, angemalt. Auf halber Höhe der Außenwände zog sich ein kleiner Streifen um den Wagen, auf dem verschiedene Flapteryxe in verschiedenen Positionen abgebildet waren. Einige Ausschnitte des Streifens zeigten Flapteryxe bei Flugversuchen, beim Schlafen, beim Spielen und beim Schwimmen, natürlich mit Schwimmflügeln. Besonders auffällig an den Personenwagen waren dabei nicht die Flapteryxfedern, welche die Ecken des Wagens bedeckten, sondern die großen Holzflügel, welche über der Tür begonnen und in einem schrägen Winkel immer größer wurden. Sie reichten sogar über das Dach. Pro Wagen gab es jeweils zwei Flügel, die sich gegenüber standen. Dem Flapteryx-Express entsprechend waren diese Flügel natürlich Flapteryxflügel.

Dieses Design sprach Mami Flap natürlich sehr an und so konnte sie es nicht erwarten in den gemütlichen kleinen Wagon zusteigen. Die Personenwagen waren sehr kurz geraten und so fanden meist nur 4 Personen in diesen Platz, dafür zog der Express aber einige Wagen den Berg hinauf.
 

„Was für Personen transportierst du den eigentlich?“, fragte Mathilda Ianus, welcher gerade nochmal den Zug tuten lies.

„Ganz viele Pokémons UND DINOS!“, rief Ianus vergnügt.

„Dann mag ich in einem Wagen mit einem netten, kleinen Dino sitzen.“

„Dann darfst du bei Velopi sitzen!“

„Oh Ja! Den kenne ich! Neben dem will ich sehr gerne sitzen.“
 

So setzte sich Mami Flap auf die roten Sitzbänke, direkt neben Velopi. Der Dinosaurier, welchen Mathilda heimlich mitgenommen hatte, war natürlich viel größer in Ianus Fantasie. Deswegen saß seine Mutter nicht neben einem kleinen Dino, in Spielzeuggröße, sondern neben einem Dinosaurier in Aeropteryxgröße.
 

„Tschuuuu-UUUuuut!“, rief Ianus erneut, ehe die Dampflokomotive schon los fuhr. Dafür lief Ianus unter dem Tisch auch los, erst langsam und dann schneller, weil die Lokomotive erst Fahrt aufnehmen musste. Mathilda hatte gehofft, dass sich ihr Sohn auf den Bereich unter dem Tisch beschränken würde, doch dann sah sie wie er Anstalten machte unter dem Tisch hervorzukommen.

„Nein Ianus! Du kannst doch jetzt nicht durch das ganze Zelt kriechen! Bitte bleibt wenigstens unter dem Tisch, sonst stören wir anderen Gäste.“

„Och…Nagut!“, gab sich Ianus geschlagen und drehte, dann wieder munter zischend, seine Runden unter dem Tisch zu drehen.
 


 

Mittlerweile ließen die Pizzen auf sich warten. Mami Flap hatte derweil schon viel erlebt auf ihrer langen Fahrt zum Ianus-Gipfel-Zoo. Es gab unterwegs ein kräftiges Erdbeben, welches die Stabilität einer Brücke stark beeinträchtigt hatte. Der Flapteryx-Express drohte abzustürzen, doch seine langjährige Erfahrung lies Aken nicht im Stich und so konnte er seinen Zug mit allen seinen Passagieren vor dem Abstürzen bewahren. Kaum hielt der Zug im Bahnhof des Ianus-Gipfel-Zoos, da unterbrach Mathilda das kleine Spiel.
 

„Die Pizzen brauchen jetzt schon lange. Wahrscheinlich kommen sie gleich! Deswegen müssen wir dir die Hände waschen.“

„Was? Wieso?“, quengelte Ianus und krabbelte zu seiner Mutter. Er wollte noch nicht aufhören zu spielen.

„Weißt du, der Boden ist total dreckig, deine Hände sind ja schon leicht grau und wenn du damit deine Pizza anfasst, dann ist der Dreck auf deiner Pizza! Und das ist nicht nur ungesund, sondern schmeckt total blöd!“

„MANNO!“, quengelte Ianus noch einmal. Er wollte jetzt endlich Zoo spielen!

„Wir können doch nachher spielen! Ich habe nämlich eine kleine Überraschung für dich! Wir haben nämlich einen Gast!“ Um Ianus zu verdeutlichen, dass sie es ernst meinte, stand Mathilda vorsichtig auf und stellte sich neben den Tisch. Ianus hatte sie perfekt geködert, dieser krabbelte sofort unter dem Tisch hervor und stand auf.

„Boah ein Gast?“, fragte er neugierig und bekam seine typischen, großen Kulleraugen. Natürlich wollte er jetzt wissen, wer der ominöse Gast war.

„Ja du kennst ihn sehr gut und er mag dich total!“, erklärte Mathilda und lief vor. Ianus schloss sofort auf und lief neben ihr.

„Uhh…Wiesi?“

„Na! Der ist doch da!“

„Boah…Uhm…IST ES PLANSCHI?!“

Sofort fing Mathilda an zulachen. Diese Antwort überraschte sie nicht, immerhin liebte Ianus Planschi fast abgöttisch und wollte dieses eigentlich auch mit in den Urlaub nehmen. Doch aus logistischen Gründen wurde aus seinem Vorhaben nichts.

„Nein! Der ist es auch nicht.“
 

Zusammen mit Ianus ging Mathilda in das düstere Restaurant und sah sich um.

„Mh! Siehst du die Toiletten Ianus?“

„BESTIMMT DA!“, rief Ianus und deutete auf eine Treppe, die in den Keller führte, ehe er schon auf diese zu rannte.

„Warte Ianus!“, rief Mathilda überrascht und eilte ihrem Jüngsten nach. Ianus hatte zwar recht mit der Treppe, dennoch sollte er nicht einfach so los rennen. Doch schnell hatte sie den Dreckspatz wieder eingeholt und lief mit ihm zusammen die Treppe runter. Unten angekommen tapste Ianus direkt auf das Männerklo zu. Das war kein Wunder, immerhin bestand die Familie zu Dreivierteln aus Männern, da war es natürlich logisch, dass Ianus meist mit einem Mann aufs Klo ging. Aber heute wollten sie nur Händewaschen und so schob Mathilda Ianus zur Tür des Damenklos.

„Heute darfst du mal bei den Mädchen deine Hände waschen.“

„BOAH COOL!“ Ianus war begeistert, obwohl Mädchen blöd waren, war es für ihn etwas Besonderes auf ein Mädchenklo zu gehen.

„Aber nur Hände waschen, du Casanova!“, alberte Mathilda vergnügt und verwirrte damit Ianus.

„Was ist ein Kassanofa?“, fragte er neugierig, wie unsicher und tapste durch die offen stehende Tür. Die Waschbecken der Toilette waren viel zu hoch für den kurz geratenen Jungen, weshalb Mathilda Ianus an seinen Rippen auf die richtige Höhe hob.

„Du weißt doch wie man sich gründlich die Hände wäscht, nicht?“

„JA!“ Sofort fühlte sich Ianus von seiner heiß geliebten Mami herausgefordert und wollte ihr natürlich sofort beweisen, wie gründlich er sich seine Pfoten waschen konnte.

„Also ein Casanova ist…das ist ein Mann, der gerne mit Frauen flirtet… Mh… Weißt du wie wenn Alex eine Freundin mit nach Hause bringt. Ein Casanova bringt ganz viele Freundinnen mit nach Hause, weil er so nett ist.“ Mathildas Erklärung war sicherlich nicht die Beste und Verständlichste, doch es war ihrer Meinung nach die beste Erklärung ohne zu sehr ins Detail zu gehen.

Ianus rieb sich bereits die Hände unter dem Wasserstrahl und griff nun zu der Seife. Er lies seinen Blick zwar auf seiner Tätigkeit, dachte aber dennoch über Mathildas Worte nach.

„Boah! Dann hat der ja ganz viele Freunde!“

„Weißt du… diese Freundinnen sind nicht wirklich seine Freunde. Er bringt sie mit nach Hause und dann spielen sie ein bisschen mit einander, ein paar Tage und dann geht die Freundin wieder. Das ist sehr kompliziert!“ Mathilda war sich sicher, dass Ianus jetzt noch verwirrter wäre als zuvor und das obwohl sie ihn eigentlich davon befreien wollte.

„Das klingt blöd!“, meinte Ianus und wusch sich die Seife von den Händen ab, welche er zuvor sehr ausgiebig auf seinen Händen verteilt hatte. Das Wasser, das von seinen Händen lief war sehr schmutzig, was Ianus wieder zum Kichern brachte.

„FERTIG!“

„Wow! Das hast du gut gemacht!“, lobte Mathilda Ianus und trug ihren Sohn zudem Handtuchspender. Sie war wirklich stolz auf Ianus, weil er sich dieses Mal nicht so leicht hat ablenken lassen, sondern – für seine Verhältnisse – sehr bei der Sache war. „Bei den Tüchern musst du kräftig ziehen!“

„Okay!“ Mit beiden Händen packte Ianus das Stofftuch des Spenders an und zog daran. Leider war der Plastikkasten stärker als Ianus.

„Manno!“, grummelte er ärgerlich.

„Nicht ärgern! Probier’s nochmal! KRÄFTIG! Komm wir probieren es zusammen! HAURUCK!“

Auch wenn Mathilda nur leicht in die Hocke ging, sie wollte Ianus mit ihrem Satz ermutigen, gelang es dem Blauhaarigen tatsächlich das Stofftuch nach unten zuziehen. Durch diesen Minikampf waren seine Hände eigentlich schon zur genüge trocken, aber dennoch rieb er seine Hände in den sauberen Stoff.

„Eins Plus mit Sternchen!“, lobte Mathilda, „Das hast du wirklich gut gemacht!“ Langsam setzte sie Ianus ab und ging vor ihm in die Hocke. Dann gab sie ihrem Vierjährigen einen Kuss auf die Backe und grinste liebevoll.

„Damit habe ich dich zum Ritter vom Händewaschen ernannt!“

„Boah! COOL!“, rief Ianus begeistert von seinem neuen Title und hüpfte vergnügt auf der Stelle.

„Und als Ritter von Händewaschen darfst du natürlich auf einem Aeropteryx fliegen!“

„TOOOOOOOOOLL!“ Ianus‘ Begeisterung fand kein Ende und ehe er sich versah, saß er bereits auf den Schultern seiner Mutter und wurde komfortabel zu seinem Sitzplatz zurückgetragen.

Als Mathilda nah genug am Tisch war stoppte sie und sagte:

„Wertes Volk! Begrüßt euren neuen Ritter! Sir Ianus von Händewaschen!“
 

Viel Zeit um mit Sir Ianus von Händewaschen zu spielen blieb leider nicht. Gerade wollte sich Hagen mit den Hintergründen zu Ianus‘ neuen Titel befassen, da kam bereits die Kellnerin mit den ersten Pizzen. Zu Erst wurde Hagen seine Pizza serviert, zum Ärger von Ianus, welcher unbedingt essen wollte. Sein Ärger sank auch nicht, als auch schon Alex seine Pizza bekam und frech sagte:

„Guten Appetit Ianus! ACH! Du hast ja noch Garnichts!“

„DU BIST DER OBERBLÖDI-BOSS VON OBERBLÖDI!“, grummelte Ianus böse und verschränkte sauer seine Arme. Alex war der fieseste große Bruder auf der Welt! Mathilda musste angesichts der Situation unweigerlich Grinsen. Ihr war es, wie Alex, klar, dass Ianus Alex immer noch über alles liebte, was man selbst bei seinen wütenden Beleidigungen merkte. Egal wie sehr sich Ianus ansträngte, wer genau aufpasste merkte immer sofort wie Ianus eigentlich dachte. Der kleine Junge war einfach viel zu aufgedreht um überzeugend zu täuschen. Umso niedlicher fand es Mathilda, wenn Ianus dennoch leicht stinkig war, aber man noch deutlich Ianus‘ Liebe hörte, wenn gleich er nun etwas sauer auf Alex war. Wut und Trauer, diese negativen Gefühle hielten bei Ianus nie lange. Manchmal fragte sich Mathilda, ob diese Eigenschaft wirklich gut ist. Könnte er mit Trauer richtig umgehen? Oft verdrängt Ianus durch seine Art die negativen Gefühle und setzt sich mit diesen nicht auseinander. Dafür brauchte Ianus eine Bezugsperson, eine Person der er voll und ganz vertraut. Doch würde es solch eine Person immer geben? Bei diesem Gedanken wurde Mathilda traurig.
 

„Ich? Och! Du oller Papagei!“, lachte Alex vergnügt und schnitt von seiner Pizza ein Stück ab. Es war eine klassische Pizza mit Thunfisch und Zwiebeln. Behutsam pustete Alex auf sein Stück Pizza um diesem ein wenig die Temperatur zu rauben. Dann führte er es, unter böser Beobachtung von Ianus, zu seinem Mund. Gerade als die Spitze seiner Pizza seinen Mund erreichen würde, stoppte er und reichte das Stück zu Ianus.

„Da iss! Du kleiner Delphin! Und wenn deine Pizza kommt bekomme ich ein Stück von dir!“, lächelte Alex fürsorglich. In diesem Moment erkannte Mathilda sehr deutlich, dass ihre Angst unbegründet war. Irgendwann würden sie vielleicht nicht mehr sein, doch dann gäbe es immer noch Alex. Sie war stolz auf ihren Großen. Nicht jeder Jugendliche, gerade in seinem Alter, würde sich so liebevoll um den kleinen, nervigen Bruder kümmern.

„BOAH! DANKE!“, rief Ianus begeistert und biss von dem Pizzastück ab.
 

Bald folgte auch Ianus‘ und Mathildas Pizza. Wie versprochen gab Ianus nun auch ein Stück von seiner Pizza ab, ehe er sich freudig an sein Essen machte. Stilecht aß Ianus mit seinen Fingern, hingegen sich Mathilda und Hagen ihrer Bestecke bedienten.

Obwohl Pizzen in Italien am Besten schmeckten, war Ianus von der kroatischen Pizza begeistert! Wie ein Mähdrescher schob er sich Stück um Stück in den Mund. Seine Art des Essens wirkte vielleicht so, als würde Ianus dabei nicht genießen, doch er kaute auf jedem Bissen ausgiebig herum. Wenngleich der Blauhaarige sehr schnell aß, so war er doch der Letzte.

Die Essenspause hatte der Familie Folkuris sehr gut getan, weshalb Hagen schnell die Rechnung orderte. Immerhin wollten sie heute noch zum Strand und er hatte von seinen Arbeitskollegen einen Tipp bekommen, für einen schönen und wenig besuchten Strand. Ob Hagen diesen auch finden würde war eine andere Sache, doch er war sehr motiviert! Für seine großartigen Erfolge im Englischsprechen überreichte die Kellnerin Ianus noch einen Lutscher mit Cola-Geschmack, welcher nach einem begeistertem Danke einen schnellen Weg in Ianus‘ Mund fand. Nachdem der kleine Ritter wieder sein Schwert und seinen Schild zur Hand nahm, machte sich die Familie, unter Führung von Hagen Folkuris, auf den Weg zu Ianus‘ Überraschung.
 

Während des Weges erkundigte sich Ianus immer und immer wieder bei seiner Mami, wer den nun der heimliche Gast war! Doch Mathilda lies Ianus ein wenig zappeln, ehe sie aus ihrem Rucksack Velopi zog und ihn Ianus vor die Nase hielt. Wie so oft war Ianus begeistert seinen kleinen Raptoren zu sehen, konnte ihn aber wegen seiner Montur nicht gebührend begrüßen. Das machte den Jungen etwas traurig, doch Mathilda übernahm kurzer Hand für Velopi das Reden und versicherte ihrem Sohnemann, dass er ihn auch nachher noch entsprechend begrüßen könnte. Von dieser Idee aufgeheitert lies es sich Ianus nicht nehmen wieder nach vorne zu preschen, um einige Kämpfe gegen imaginäre Feinde auszutragen.
 

Trotz mangelnder Ortskenntnisse fand Hagen den etwas abliegenden Weg zum Strand. Diesen Erfolg lies er sich auch nicht von dem unnötigen, hohen Zeitaufwand nehmen. Typischerweise war auch dieser kroatische Strand ein Kiesstrand, doch die Steine waren sehr fein und rund, weshalb man problemlos barfuß laufen konnte, ohne sich die Füße aufzuschneiden. Nicht weit von dem Weg entfernt, dafür mit etwas größerem Abstand zu dem kleinen ‚Waldgebiet‘ breitete Mathilda aus ihrem Rucksack vier große Strandtücher aus.

„BOAH!“, staunte Ianus begeistert über das Meer und starrte gebannt auf dieses. Es dauerte nicht lange und die Klamotten des Vierjährigen flogen im hohen Bogen auf den Boden und Ianus präsentierte sich, einmal mehr, in dem Gewand, welches er von Geburt an trug. Der Rest der Familie trug die Badesachen bereits unter den Klamotten und hatten sich zeitgleich mit Ianus ausgezogen. Sofort schnappte sich Mathilda ihren Schützling und dessen Klamotten und führte ihn zu den Handtüchern zurück.

„Erst mal Sonnencreme!“

Viel Diskussion gab es nicht und Ianus lies sich widerstandlos eincremen, dabei teilte er sich den Sonnenschutz mit Hagen und Alex, welche sich ebenfalls eincremten.
 

Als Ianus‘ Rücken an der Reihe zum Eincremen war, legte sich der Junge, munter kichernd, auf seinen bereits eingecremten Bauch. Weil einfach nur rum liegen langweilig war, griffen die kleinen Patschehändchen nach Velopi.

„VELOPI! VELOPI!“, rief Ianus vergnügt und lies den Dinosaurier über das einfarbig grüne Strandhandtuch laufen. Von seiner Position aus hatte Ianus einen wunderbaren Blick auf den Strand und das Meer, doch er achtete lieber auf sein Spielzeug.

Während Mathilda und Ianus abgelenkt waren schlich sich Alex zu dem Rucksack seiner Mutter und stibitzte schnell aus diesem Ianus‘ Schwimmflügel. Alex musste nicht suchen um diese zu finden, immerhin lagen sie bereits ganz oben. Er wollte Ianus nicht ärgern, ganz im Gegenteil! Er wollte Ianus heute mal seine Flügel anziehen. Mit den luftleeren Manschetten in den Händen gesellte sich Alex zurück zu Hagen, welcher auf seinem Strandtuch lag und aufs Meer sah.

„Hier sind wirklich viel weniger Leute als an den anderen Stränden.“

„Ja! Sind schon weniger.“, stimmte Alex zu und setzte sich neben seinen Vater.

„Nanu? Kannst du nicht schwimmen?“

„Mäh! Ich will Ianus heute mal schwimmflügeln!“

„Schwimmflügeln?“

„Das neueste Verb auf dem Markt um zu erklären, dass man seinem kleinen Bruder die Schwimmflügel anzieht.“

„Ahh! Schwimmflügeln! Ja DAS habe ich schon mal gehört!“
 

„So fertig!“, verkündete Mathilda leicht trällernd und zog ihre Hände von Ianus‘ Rücken. Zum Glück tat sie es schnell genug, denn kurz darauf stand Ianus bereits wieder und heilt Velopi gegen den Himmel.

„JETZT BEKOMME ICH SCHWIIIIIIIIIIIIMFLÜGEL!“ Immerhin wurde es Zeit fürs Meer. Doch Mathilda wirkte nicht begeistert! Eher entgeistert. Die Schwimmflügel, welche sie beim Suchen der Sonnencreme extra oben auf die Sachen im Rucksack gelegt hatte, waren weg! Hatte sie die Schwimmhilfen etwa vergessen? Aber das konnte nicht sein! Sie hatte die Schwimmflügel doch gesehen! Mit leichter Panik fing Ianus‘ Mutter an den Rucksack zu durchsuchen. Glücklicherweise bekam ihr Nackedei davon nichts mit, dieser hüpfte fröhlich über sein Strandtuch und sprach mit Velopi.

„Du bist viel zu~u dick zum Fliegen!“, kicherte er, ehe er die Hartgummifigur an sich drückte. Wiesi war im Vergleich zu dem Dinosaurier natürlich viel kuschliger, doch Ianus liebte auch Velopi, also musste er diesen auch einmal drücken, selbst wenn er so hart war.

„Aber das ist nicht schli~imm!“, kicherte er vergnügt und wollte den Dromaeosauridae so wieder aufmuntern. „Weil-Weil du mit mir schwimmen darfst! Und und das ist wie Fliegen!“
 

„Ianus… es sieht schlecht aus…“ Mathilda tat es im Herzen weh ihrem Sohn eröffnen zu müssen, dass seine allerliebsten Schwimmflügel verschwunden waren! Nicht nur, weil er jetzt keine für das Meer hätte, sondern auch weil es gerade seine heißgeliebten Dino-Schwimmflügel waren. Doch plötzlich erschien ein strahlender, junger Mann vor Ianus.

„Na du Dinoflüsterer? Magst du vielleicht deine Schwimmflügel anziehen?“

„AUJA!“, rief Ianus begeistert und rannte, zusammen mit Velopi auf seinen Bruder zu.

„Uff! Alex!“, seufzte Mathilda schwer vor Erleichterung und lies sich auf das Handtuch sinken. Vielleicht würde diese kleine Intrige noch ein Nachspiel haben! Für den Moment genoss Mathilda aber lieber die Erleichterung.
 

„Okay… wie machen wir das jetzt am Besten?“ Unsicher legte Alex einen Schwimmflügel zu Boden und sah sich seinen Bruder genau an. Er kannte die Regel: Dino nach vorne, Text nach hinten. Doch zog er den Schwimmflügel erst über und blies dann die Kammern auf?

Ianus kannte seine Aufgabe und streckte vergnügt kichernd seine Arme aus, dabei sah er neugierig zu Alex.

„Kannst du das ni~icht?“

„Was? Klar! Warte!“ Alex war sich sicher, dass das Anziehen von Schwimmflügeln kein großes Kunststück wäre und blies deswegen die Kammer mit den Warnhinweisen auf. Dabei blieb er aber vorsichtig und achtete darauf die Kammer nicht zu sehr zu füllen. Als er dann jedoch den Stöpsel verschließen wollte, sprang dieser aber einfach wieder auf.

„Was?!“ Alex fühlte sich ‚verarscht‘ und drückte sofort wieder den Stopfen in den Stöpsel, nur, dass dieser wieder heraussprang.

„Tjah~!“, zischte Mathilda voller Schadenfreude und grinste ihren Ältesten an. „Hast du Probleme, Meister des Klauens?“ So bekam Mathilda ihre Rache früher als erwartet, doch sie wollte den Moment noch auskosten und gab Alex nicht den entscheidenden Hinweis. Mittlerweile fing auch Ianus an zu kichern.

„Alex kann das nicht!“, erzählte er seinem Spielzeug vergnügt.
 

„Man! Maaaaaaaam! Warum geht der nicht zu?“

„Mhh! Ich schlafe…Aber wenn du lieb bitte-bitte sagst, wache ich vielleicht auf und gebe dir einen Tipp!“

„MAH! Okay! Bitte-Bitte liebe Mama sag mir was ich falsch mache!“

„Mhhhhhh…“

„MAAAAAAAAM!“

„Du hast zu viel gesabbert! Wenn der Stöpsel nass ist flutscht der raus, wisch ihn ab und sabber nächstes Mal nicht so viel.“, grinste Mathilda vergnügt und richtete sich etwas mehr auf.

Nachdem Alex den Stöpsel an seiner Brust trocken gewischt hatte hielt dieser tatsächlich und er konnte mit dem ‚Ankleiden‘ fortfahren. Mit diesem Tipp im Hinterkopf füllten sich die restlichen Kammern fast wie von selbst. Am Ende drückte Alex noch einmal die Schwimmflügel zusammen, um sich zu vergewissern, dass sie genug Luft hätten.

„Und wie fühlst du dich?“

„TOOOOOOOOOOOOOLL!“, rief Ianus vergnügt und schüttelte seine Arme durch.

„Gut dann halt nochmal still.“ Zuletzt drückte Alex noch die Stöpsel in die Vertiefung und trat zur Seite. Bei Ianus mussten immer alle Stöpsel in der Vertiefung verschwinden, sonst riss er sich diese beim Toben wieder auf.

„So jetzt bist du fertig.“

„DAAAAAAANKE!“

„Klar bitte! Uh? Ianus?“ Kaum hatte sich Ianus auf seine überschwängliche Art bedankt, war dieser plötzlich nachdenklich.
 

„Uhhhh.“, brummelte er vor sich hin und starrte das grüne Strandtuch unter sich an. Behutsam setzte er dann noch seinen Velociraptoren ab, ehe er zu Alex sah.

„Duuu! Ich glaube ich weiß was!“, erklärte der Junge, als hätte er etwas dermaßen Faszinierendes gesehen, dass es ihn schon wieder die Sprache verschlug. Bei Ianus lauter und wilder Art musste er wohl etwas ganz Besonderes wissen. Alex war sofort neugierig, genauso wie Hagen und Mathilda.

„Was weißt du denn?“

„DAS DA!“, rief Ianus urplötzlich mit lauter Stimme und riss seine Arme in die Höhe, eher er diese nach unten riss und seinen Körper, sowie die Füße in die Höhe. Alles ging sehr schnell und urplötzlich stand der kleine, nackte Junge auf seinen Händen und drückte seine Füße in die Luft.

„IANUS!“, rief Hagen panisch auf, doch Mathilda beruhigte ihn mit einem Blick. Hagen sollte Ianus jetzt bloß nicht verunsichern! Dann würde er sicherlich schneller umfallen, als ihnen Allen lieb war. Denn diese Leistung war für den Kleinen nicht leicht, dass sah Mathilda deutlich an seinen wackelnden, mit Schwimmflügeln bedeckten, Armen. Würde er fallen wäre sie sofort zur Stelle und Alex auch.

„Klasse Ianus!“, klatschte Mathilda und stand auf, sie wollte in Bereitschaft sein. Alex erging es wie Hagen, sofort streckte er seine Arme aus, um Ianus festzuhalten, zog diese dann jedoch zögernd zurück.

„Wow!“
 

Lange konnte sich Ianus nicht halten und fiel deswegen zurück. Doch dieses Mal war seine Technik nicht durchdacht genug gewesen. Alex realisierte sofort, dass Ianus nicht auf seinen Füßen landen könnte, sondern auf seinem Bauch. Trotz Strandhandtuch wäre eine Bauchlandung auf dem Kiesstrand nicht sehr angenehm und so versuchte er schnell Ianus‘ Körper zugreifen. Doch es war zu spät! Er stand zu weit weg, um Ianus noch rechtzeitig aufzufangen.

„Wuuuh!“, rief Hagen, als er noch in der letzten möglichen Sekunde seine Hände unter Ianus‘ Bauch platzieren konnte, um diesen aufzufangen. Kaum hatte er seinen Sohn in sicheren Händen drehte sich sein ein paar Mal um sich selbst und brachte so Ianus zum Kichern.

„Thihihihi!“

„Dein Handstand war echt einsame spitze!“ Trotz Mathildas Blick war Hagen während des Handstandes zu Ianus geeilt und konnte ihn so doch noch fangen. „Und weißt du was wir jetzt machen?“

„Ne~ein?“

„Wir gehen schwimmen!“

„AUJA! Aber Velopi muss mit!“

„Warum denn?“, fragte Hagen und griff behutsam um, damit er seine Hände nun unter Ianus‘ Rücken hatte.

„Weil weil! Ich ich versprochen hab! Das er mit darf!“

„Und Versprechen muss man ja halten! Da hast du recht!“

„Hier!“ Mathilda hatte den Dinosaurier hochgehoben und stellte ihn nun auf Ianus‘ kleines Bäuchlein. Dort konnte dieser natürlich nicht stehen und fiel um, was Ianus sofort zum Kichern brachte.

„Dein Trick war wirklich beeindruckend! Ich bin stolz auf dich.“, lobte Mathilda die riskante Aktion ihres Sohnes und gab ihm einen dicken Kuss auf die Stirn. „Und jetzt hab Spaß im Wasser! Aber lass Papa ganz, ohne ihn wäre es doch langweilig.“, lachte Mathilda und hängte sich leicht an die Schulter ihres Mannes.

„Ich geb mein Bestes durchzuhalten.“, versicherte er seiner Frau und gab ihr einen Kuss. Alex hatte die ganze Situation noch nicht verkraftet. Er hatte Angst. Was wäre gewesen, wenn Hagen nicht zur Stelle gewesen wäre? Mathilda merkte deutlich die Unsicherheit des Jugendlichen und wandte sich sofort zu diesem. Ihre beiden anderen Männer machten sich derweil auf den Weg zum Meer.
 

„Gleich bin ich beim Wasser und dann werfe ich dich da rein Ianus! Bis dahin musst du dich unbedingt verwandelt haben.“, erklärte Hagen seinem Sohn, den er immer noch trug und bahnte sich langsam seinen Weg zum Meer. Viele Leute waren nicht an diesem etwas abgelegenem Strand, das gefiel Hagen.

„Ich mag uhm…ein Mosasaurier sein!“

„Ah! Mosasaurus also!“

„Nein! Lieber Tyyyyyyyyyyyyylosaurus!“, kicherte Ianus vergnügt, welcher gerade eine Entscheidung getroffen hatte.

„Also doch kein Mosasaurier!“

„Doch!“, kicherte Ianus vergnügt, der wusste, dass Tylosaurus zu den Mosasauriern gehörte. Immerhin waren diese über die Natania mit einander verwandt und diese gehörten nun mal zu den Mosasauriern. Doch so genau wusste Ianus das nicht, doch er wusste es genauer als Hagen.

„Achso? Uff! Ich kenne mich mit Dinos nicht so aus!“

„Und du bi~ist…ELASMOSAURUS!“, rief Ianus vergnügt. Hagen kannte diesen Dinosaurier aus einem von Ianus‘ Dinosaurierbüchern. Obwohl er oft mit Ianus in diesen las, konnte er sich das Alles nicht so gut behalten wie sein Sohn, doch Elasmosaurus blieb ihm in Erinnerung.

„Keine Pokémons heute?“

„Nööö!“

„Nagut Tylosaurus! FLIEG!“ Während des kurzen Gespräches hatte Hagen schon das Meer erreicht. Glücklicherweise zog sich der Kiesstrand mit in das Meer. Dadurch gab es keine großen, scharfen Steine an denen man sich die Füße hätte aufschneiden können und konnte dennoch problemlos stehen. Es fühlte sich aber etwas komisch an.

Schnell war Hagen soweit in das Wasser gegangen, dass ihm die kleinen Wellen bis zur Brust reichten. Er konnte noch problemlos stehen, doch für Ianus war das Wasser tief genug und so warf er den Jungen hoch und zog schnell die Hände zurück, damit er direkt ins Meer fallen würde.
 

Ianus kicherte vergnügt, als ihn sein Vater in die Luft warf. Angst hatte er keine, er vertraute seinen Schwimmflügeln sehr und seinem Vater auch. Doch ohne Schwimmflügel hatte er kein Vertrauen zum Wasser, ein Umstand, welcher das Baden von Ianus immer wieder zu einem Abenteuer machte.

Als Ianus den höchsten Punkt seines Fluges erreichte, legte er seine Hände und Beine an seinen Körper an, wie ein Brett.

„TYLO-LYLO!“, rief Ianus laut, ehe er seine Glieder wieder von seinem Körper streckte. Seine magischen Worte, gekoppelt an seine magischen Bewegungen entfesselten einen unglaublichen Zauber. In Windeseile wurden aus Ianus‘ Armen und Beine blau-graue Flossen und ihm wusch ein langer Schwanz, an dem ebenfalls eine kleinere Flosse in helleren Grautönen hochstand. Auf seinem Rücken bildete sich auch eine kleine Flosse, welche jedoch über den ganzen Rücken reichte. Ianus‘ Gesicht wurde immer länger und spitzer ehe dieses komplett zu einem Tylosaurus Maul wurde. Der Tylosaurus blieb kurz bei seiner blaugrauen Farbe, doch plötzlich, bevor er ins Wasser fiel, leuchtete er hell auf. Schlagartig wurde das Blaugrau zu einem schönen, dunklen Grün und die Bauchseite schneeweiß. Die Flossen von Ianus färbten sich dabei hellblau. Damit war Ianus‘ Verwandlung abgeschlossen und der Tylosaurus Ianus fiel ins Wasser. Auch Hagen hatte sich derweil verändert. Sein Hals war viel länger geworden und auch ihm war ein kleiner, im Verhältnis, sehr kurzer Schwanz gewachsen. Seine schuppige Haut war in einem dunklen gelb gehalten, welches durch ein Giraffenmuster verziert wurde.

Sofort tauchte der Tylosaurus unter und schwamm schnell von Elasmosaurus weg. Natürlich war er diesem großen Plesiosaurier überlegen, doch dieser konnte auch gefährlich zu beißen und Ianus wollte erst sicher gehen, dass er freie Bahn für einen Angriff hätte.

„Ianus! Schwimm nicht zu weit raus!“, rief Hagen besorgt, als Ianus anfing von ihm weg zu schwimmen. Er schwamm zwar sehr langsam und Hagen könnte ihn schnell einholen, doch der Familienvater wollte es nicht darauf ankommen lassen.

„Uff...“, nachdenklich seufzte Hagen. Er war also ein Elasmosaurus. Doch was sollte er jetzt tun? Würde er Ianus fressen, oder umgekehrt? Unsicher beobachtete er das Verhalten von dem kleinen Jungen mit den Schwimmflügeln. Vielleicht konnte er daraus Rückschlüsse ziehen?
 

Als die Entfernung zwischen Ianus und dem Elasmosaurus groß genug war stoppte er und drehte sich zu seinem Opfer um.

„Grrr…“, knurrte die Meeresechse bedrohlich und beobachtete den langhalsigen Dino. Weil Tylosaurus Unterwasser blieb und Hagen seinen langen Hals aus dem Wasser streckte, sah Ianus nur den gelben Körper. Doch das reichte ihm. Blitzschnell preschte der Dinosaurier durch das Wasser.

„Graaah!“

Jetzt verstand Hagen auch, dass er gefressen werden sollte. Doch er würde nicht kampflos aufgeben! Ganz im Gegenteil! Wieso sollte er nicht auch einen Happen von Tylosaurus Ianus probieren? Hagen breitete seine Hände aus und wartete darauf, dass Ianus genau in diese Schwimmen würde. Er wusste zwar, dass Ianus eigentlich tauchte – mit Schwimmflügeln war das aber unmöglich -, wollte seine Idee aber dennoch umsetzen. Endlich war Ianus nah genug für sein Vorhaben. Sofort führte er seine Hände zusammen und hob den Jungen aus dem Meer.

„Wah! Elasmosaurus hat dich mit seinem Hals aus dem Meer gehoben! Wah!“, verkündete Hagen und schwang Ianus zur einen und zur anderen Seite.
 

Wie eine Kletterrebe hatte Elasmosaurus seinen langen Hals um den Körper von Ianus gewunden und ihn so aus dem Wasser gehoben. Der Dinosaurier saß in der Klemme! Eifrig schlug er mit seiner langen Schwanzflosse gegen den Hals, doch Hagen lies nicht locker.

„Wah! Wah!“, rief Hagen weiterhin und schwang Ianus immer mehr zu Seite, je mehr dieser gegen seine Hände trommelte.

„Grah! Grah!“, brüllte Ianus laut, doch Hagen lies nicht locker.
 

Plötzlich beugte sich auch noch der Kopf von Elasmosaurus zu Ianus herunter und brummte bedrohlich.

„Ah! Ein Tylosaurus Ianus! Die schmecken mir am Liebsten!“ Immer näher kam das offene Maul von dem Plesiosaurier, immer näher an seinen Bauch. Außerhalb von Ianus‘ Fantasie sah die Situation ähnlich aus. Hagen hatte Ianus so hochgehoben, dass sein Bauch nun vor seinem Gesicht hing. Wie Elasmosaurus, so hatte auch er seinen Mund weit geöffnet. Hagen war klar, dass es langweilig wäre, wenn er Ianus jetzt bereits auffressen würde. Er fand es schon witzig genug, dass er nun zum Jäger wurde, obwohl er eigentlich die Beute war.

Mit einem letzten, kräftigen Schwanzhieb schlug Tylosaurus gegen den Hals von Elasmosaurus. Dieser Schlag hatte gesessen! Vor Schmerz wütend schreiend, löste der Dinosaurier seine Halsschlinge und lies Tylosaurus zurück ins Meer fallen. Eigentlich wäre für Ianus nun ein taktischer Rückzug ratsam gewesen, doch er fühlte sich stark genug um Elasmosaurus, trotz seines Rückschlages, zu besiegen! Sofort nahm der Mosasaurier Anlauf und schwamm mit voller Wucht auf den verwirrten Dinosaurier zu.

„Ohhh~!“, rief Hagen und stieß sich mit einer Beinbewegung von Ianus und dem Strand weg. Er wurde immerhin von seinem Frontalangriff vollgetroffen und musste deswegen zurückrutschen.

„Grah!“, brüllte der Tylosaurus freudig und schwamm schnell dem Elasmosaurus hinterher, welches sich von dem heftigen Treffer noch nicht erholt hatte. Deswegen war es nicht verwunderlich, als es vor Schreck panisch aufschrie. Immer näher und näher kam der gefährliche Dinosaurier und Hagen merkte deutlich, dass es jetzt mit ihm zu Ende gehen würde. Solch einen Angriff konnte er einfach nicht überstehen, nicht bei dieser unglaublichen Geschwindigkeit! Doch urplötzlich kam dem Elasmosaurus die zündende Idee, eine Idee so einfach wie genial! Schnell senkte Hagen seinen kurzen Kopf ab und hielt ihn nahe der Wasseroberfläche. Seine Flossen legte er starr in seinen Körper und fixierte jede einzelne Bewegung von Ianus. Gleich! Tylosaurus‘ Maul war bereits weitgeöffnet und nur noch weniger Zentimeter von Hagens Kopf entfernt, als dieser plötzlich untertauchte, ohne dabei mit seinem Hinterteil aus dem Wasser zu kommen. Tylosaurus hatte so viel Schwung übrig, dass er noch ein großes Stück weiter schwamm, bevor er zum Stehen kam. In Wahrheit war Ianus noch weiter geschwommen, weil Kinder in seinem Alter noch nicht so schnell reagierten. Er hatte zwar gesehen, dass sein Papi abgetaucht war, aber dennoch dauerte es noch, bevor er bremste. Vorsichtig sah sich Ianus um, doch Hagen blieb unter der Meeresoberfläche verschwunden.

„Manno!“, brummelte er und steckte sein Gesicht kurz ins Wasser, um so Hagen zu erspähen. Doch seine Suche blieb erfolglos. Lange hielt Ianus sein Gesicht nicht unter Wasser, dieses Gefühl behagte ihm überhaupt nicht. „Uhh…“ Langsam bekam Ianus Angst. Sein Vater war so lange unter Wasser! Wo war er bloß? Erneut drehte sich der Schwimmunfähige um, als plötzlich Hagen unter ihm aus dem Wasser schoss. Hagen hatte seine Aktion genau so geplant, dass Ianus automatisch auf seinen Schultern saß.

„Wah! Wah!“, brüllte der Elasmosaurus laut, als er Tylosaurus genau auf seinen langen Hals balancierte. Obwohl diese Aktion sehr schwer sein musste, weil Hagens Hals so klein war und Ianus so lang und dick, stellte sie für den Euplesiosaurier offensichtlich kein Problem dar.

„Hab ich dich!“, knurrte Hagen genüsslich und schwang seinen langen Hals hin und her. „Wie willst du jetzt aus dieser Misere kommen? Ich habe dich gefangen, kleiner Tylosaurus!“

„Uhhm! Ich Ich! Uh…“ Hastig dachte Ianus über eine Lösung nach, während sich der Elasmosaurus plötzlich in Bewegung setzte.

„Ich bringe dich in meine Höhle und knabber dich eine Runde an! Jam! Jam! Das wird RICHTIG gut schmecken!“

„NEIN!“, rief Tylosaurus laut und fing an mit seinen Flossen auf den Hals von Hagen einzuschlagen. Er musste doch etwas tun! Er war der König der Meere, wie könnte er da gefressen werden? Doch seine kräftigen Hiebe schienen den Plesiosaurier nicht zu beeindrucken. Immer weiter und weiter schwamm er vorwärts.
 

Hagen hatte noch eine weitere tolle Idee und trug Ianus deswegen noch ein Stückchen weiter weg von dem Strand, welchem sie sich wieder genähert hatten. Für seine Aktion wollte er sicher gehen, dass sich Ianus nicht verletzen würde.

Mittlerweile hatte der Wellengang stark zugenommen und versetzte Elasmosaurus in eine schwierige Situation. Die Wellen schlugen immer höher, das machte es schwerer Ianus auf seinem Hals zu balancieren. Immer stärker wich Hagen den Wellen aus, ehe es geschah. Eine Welle schlug so hoch, dass sie Elasmosaurus direkt ins Gesicht schlug. Dadurch aufgeschreckt warf der Meeressaurier seinen Kopf zurück und schleuderte damit den Tylosaurus ins Wasser.

Wie Elasmosaurus beugte sich Hagen stark zurück, so stark, dass sich Ianus nicht mehr halten konnte und leicht schreiend – vor Überraschung – von seinen Schultern fiel.
 

Im flachen Wasser konnte sich Ianus leicht verletzen, wenn er hinterrücks ins Wasser fiel, deshalb schwamm Hagen von den flachen Gewässern weg.

„Aua!“, schrie ein Kind dennoch plötzlich auf. Hagen wusste nicht, dass hinter seinem Rücken bereits ein weiteres Kind auf der Bildfläche erschienen war. Dieses lag gemütlich auf einem aufblasbaren Gummitier, welches exakt wie ein Jurob aussah. Entspannt hatte sich der kleine Junge auf den Buckel und den Schwanz des Tieres gelegt, als urplötzlich Ianus auf ihn plumpste. Ernsthaft weh tat es nicht, weil Ianus ihn nur streifte, dennoch fiel er von seinem Schwimmtier, direkt in das kühle Nass.

Ianus tauchte aus dem Wasser auf und bemerkte direkt das Jurob.

„Boah cool!“ und hinter diesem einen Jungen in seinem Alter, doch bevor Ianus ihn mustern konnte, schwamm dieser eifrig auf den Strand zu.

„BOAH! WARTE!“ Ianus wollte den Jungen unbedingt kennenlernen und ihm sein Jurob geben. Deswegen kletterte er auf dieses und fing an zu paddeln. Doch so recht kam Ianus nicht aus dem Wasser und hing deswegen nur etwas auf den waagrechten Flossen, paddelte dafür aber eifrig mit seinen Füßen.

„Eh Ianus?“, fragte Hagen unsicher, doch sein Sohn hörte nicht zu. Viel zu sehr konzentrierte er sich auf das fremde Kind. Durch das Jurob war er deutlich langsamer und der Flüchtende hatte schon fast den Strand erreicht. Ianus wollte die Fährte nicht verlieren!
 

Immerhin bot sich nicht jeden Tag die Möglichkeit eine vollkommend neue Spezies zu entdecken und zu fangen!



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