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Lost in Time

ShinichixRan
von

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Time

Ein Hallo an alle Leserinnen und Leser,
 

ich freue mich dass ihr den weg zu meiner neuen FF gefunden habt.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen, Spekulieren und vielleicht auch Kommentieren ;D
 

Alles Liebe, eure Shelling__Ford
 


 

Time
 

„Shinichi…“
 

Sie drückte seine Hand, drückte seine Finger ein letztes Mal fest an sich. Er sah das Zögern in ihren Augen, nicht nur das dünne Lächeln, das ihre blutroten Lippen zierte.
 

„…D- Danke, für alles.“
 

Er war taub für ihre Worte, wusste, was sie bedeuteten, was grade passierte - und war doch taub für alles um ihn herum. Seine Gedanken schotteten sich gegen alles ab, sein Körper war bestimmt von seinem Zittern, dem Gefühl, keine Luft zu bekommen und dem unerfüllbaren Wunsch, dass dies alles nur ein böser Traum war.

Seine heisere Stimme erreichte ihr Ohr und blieb doch ungehört.
 

„Nein! NEIN! Mach jetzt keinen Mist... das darfst du nicht. Hörst du…?“ Verzweifelt strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, er sah nicht, wollte nicht sehen, dass ihren Augen bereits jeglicher Glanz fehlte.
 

„Warum hast du das getan!?“

Seine blutverschmierten Hände zitterten, der metallische Geruch stieg ihm in die Nase und vernebelte ihm die Sinne.

Blut. Überall.

Verzweiflung, Wut und Trauer brachten seine brüchige Stimme zum Beben.

„Wieso hast du das getan!?“
 

„WARUM?!“
 

Keuchend richtete er sich auf, brauchte kurz, um sich daran zu erinnern, wo er war und wieder ins Hier und Jetzt zurückzufinden. Seine Finger rannten durch seine Haare während er versuchte, den unliebsamen Traum einfach weg zu atmen. Nächtliche Dunkelheit umgab ihn, die wenigen Lichtstrahlen, die frech zwischen dem Rollladen hervorlugten, reichten nicht aus, um das Zimmer zu erhellen.
 

Langsam ließ er seine Hand sinken, schloss die Augen und lauschte seinem pochenden Herzen.

<Nicht schon wieder!>

Leise fluchend versuchte er, seinen rauschenden Puls zu bändigen und schaute genervt auf die grüne LED-Anzeige seines Weckers.

Erst 05:43 - doch an Schlaf war nicht mehr zu denken.
 

Nervös fuhr er sich übers Gesicht, besah sich die von Angstschweiß feucht glänzende Hand. Angewidert verzog er das Gesicht, schlug die warme Bettdecke von sich und ging mit stillem Kopfschütteln ins Bad.
 

Das kalte Wasser war eine Erlösung.

Nass und kühl brachte es ihn langsam wieder zu Verstand.

Hastig spritze er sich die Flüssigkeit ins Gesicht, wusch die ohnehin sauberen Finger, die wohl nie wieder sauber sein würden.

Er stemmte die Hände auf das kühle Porzellan, beugte sich leicht über das Waschbecken, drehte den Hahn zu und beobachte die letzten Tropfen, die von seinem Kinn als winzige Nachzügler in das kalte Becken fielen. Seine Augen klebten an dem nassen Porzellan als würde es mit ihm sprechen, eine Antwort für ihn bereithalten, die er einfach nicht verstand.

Er blinzelte endlich, wandte seinen Blick ab und fuhr sich fahrig mit der Hand über die Stirn, ohne die Kälte seiner Finger genießen zu können, denn die Spuren dieses Alptraums konnte auch das kühle Wasser nicht aus seinem Gedächtnis waschen.
 

< Immer das Gleiche …>
 

Ohne sich zu trocknen oder einen Blick in den Spiegel zu werfen wandte er sich zum Gehen, verfluchte sich innerlich für dieses fast schon tägliche Ritual.
 

Langsam hatte er genug davon.

Er hatte es satt.

Immer wieder durchlebte er diese Szene, wachte nachts auf und war nicht mehr fähig, ein Auge zuzumachen, wie ein kleines Kind das wachblieb, weil es sich vor dem Monster fürchtete, das in seinem Schrank oder unter dem Bett lauerte und nur darauf wartete, es des Nachts zu überfallen.

Sein Monster aber schlief auch tagsüber nicht.

Es folgte ihm auf Schritt und Tritt und auch nach all den Jahren war er nicht in der Lage, es abzuschütteln, um zu verhindern, dass so etwas noch einmal passierte.

Wieso also musste er das immer wieder durchleben?

Er war doch extra gegangen, damit sich genau das nicht mehr wiederholte.

Er war gegangen und hatte alles zurück gelassen, hatte sie zurück gelassen.
 

Und doch ließ ihn die Zeit nicht vergessen, sondern verdammte ihn dazu, des Nachts durch die stickigen Nebel seiner Vergangenheit zu waten, um zu sehen, was er getan hatte… und was er nicht getan hatte.
 

Seufzend verließ er das Bad und trat mit ruhigen Schritten ins Wohnzimmer. Die Teetasse des vergangenen Abends stand einsam auf dem Tisch zwischen Sofa und Sessel. Die kleine Sitzgruppe dominierte die Mitte des Raumes … für ihn hätte wohl der Sessel allein gereicht, aber es sollte doch auch irgendwie ein wenig wohnlich aussehen.
 

<Wenigstens den Schein kann man ja wahren.>
 

Er verzog abschätzig das Gesicht, ging langsam zu dem großen Panoramafenster des Apartments, ein Luxus, den er sich einfach gegönnt hatte.

Letzte Nachzügler kalten Schweißes rannen noch immer über seine Stirn, versickerten auf ihrem Weg in dem grauen Morgenmantel, den er sich übergeworfen hatte. Die dunklen Ränder unter seinen Augen waren Zeugen seines viel zu unruhigen Schlafes.
 

Er zitterte kurz, während ein leichter Schauer ihn durchfuhr, als die Müdigkeit durch die kurze Nacht wie Regen von ihm abperlte.

Lange hatte er nicht geschlafen.

Und auch wenn er sich heute Nachmittag vermutlich dafür verfluchte, wenn ihm die Augen über den Fallakten zufielen, so konnte er nicht leugnen, dass er das zu Recht durchmachte. Er hatte es damals nicht verhindern können und war nun nicht fähig, das Geschehene wieder rückgängig zu machen… wie gerne hätte er die Zeit zurückgedreht.

Aber die Zeit schien sich ohnehin einen Spaß mit ihm zu erlauben.
 

Er wusste, dass sie niemand aufhalten konnte.

Man konnte sie nicht anfassen, nicht festhalten.

Ab und an lässt sie uns lediglich spüren, dass sie da ist, entweder sie plätschert langsam vor sich hin, oder rauscht geradezu an uns vorbei.

Die Menschen können ihrem Fluss nur zusehen und hoffen, dass er nicht allzu früh über die Ufer tritt und einen von ihnen erbarmungslos mit sich reißt.
 

Ein schwerer Seufzer entrang sich seiner jungen Kehle.
 

Er allein hatte die Zeit betrogen… oder sie ihn.
 

Müde schüttelte er den Kopf, fuhr sich verschlafen durch das dunkle Haar - eigentlich war er es, der betrogen wurde.

Schließlich schaute er nun wieder in dieselben Augen, die ihm auch schon vor zehn Jahren im Spiegel entgegen geblickt hatten.

Das kräftige Blau war ungetrübt.

Ihre Umgebung war frei von jeglichen Falten, nicht die kleinsten Täler hatten sich um seine Mundwinkel gelegt, es sei denn natürlich, er verzog die Lippen einmal mehr zu einem Lächeln, das schon lange keins mehr war.
 

Er hatte den Grundschüler endlich eingeholt und war ihn doch nie gänzlich losgeworden.
 

Übelkeit stieg langsam in ihm hoch.

Er hatte es satt!

So verdammt satt.

Er war dieses Bild so leid, dieses Bild, das nie die Wahrheit sprach … das ständig log und diese Unwahrheit auch seinem Leben aufzwang.

Er bemühte sich, dem Bild in der spiegelnden Fensterscheibe nicht auszuweichen … zu sehen, was er war … wer er war.

Ein bitteres Lächeln zeigte sich in seinen Mundwinkeln.

Noch vor zehn Jahren hatte er sich dieses Bild gewünscht, sich nichts mehr gewünscht als wieder in diese Augen sehen zu können… sie damit ansehen zu können.
 

<Jetzt fang nicht schon wieder damit an.>
 

Er spürte, wie ein leichter Schauer seinen Körper schüttelte, der kurze Gedanke an sie war schon zu viel gewesen.

Es war ganz einfach … er konnte es sich nicht leisten, an sie zu denken, er konnte es sich nicht leisten, Träumen nachzuhängen, die schon seit zehn Jahren unerfüllt waren.

Er durfte nicht…
 

Still schloss er die Augen, genoss den Moment der Ruhe, der Dunkelheit, ehe er sie wieder öffnete. Seine Spieglung im Fensterglas war verschwunden, nur der langsam hereinbrechende Tag war geblieben.

Der Frühjahrsnebel hatte die Sonne verschluckt, von ihr war nichts weiter zu sehen als ein großer tiefroter Kreis auf der gleichmäßig weißen Nebelfläche.
 

Er blickte hinunter auf die große Stadt, der Frühling war so weit vorangeschritten, dass die morgendliche Beleuchtung der Zimmer ausblieb und es so aussah, als ob New York nicht vorhatte, noch an diesem Tag aus seinem Frühjahrsschlaf zu erwachen.

Um diese Uhrzeit war selbst auf den Hauptstraßen noch nicht viel los, erst in ein paar Minuten würde sich die halbe Stadt wieder auf ihr zusammenfinden, fluchend und tobend in dem allmorgendlichen Stau stehen.
 

Leise lächelnd schüttelte er den Kopf, bemerkte dann eine Bewegung am Rande des Parks. Er konnte die beiden Personen nur schemenhaft erkennen, die Tatsache, dass sie sich Seite an Seite hastig aus dem Central Park schlichen, erlaubte ihm die Schlussfolgerung, dass es sich um ein junges Pärchen handeln musste, das den Morgen, oder vielleicht auch die Nacht, in besonderer Weise genossen hatte.
 

Er schluckte, wandte den Blick von den beiden ab und sah direkt auf die grüne Lunge der Stadt, die ihrem Namen nach der Langen Winterruhe nun langsam wieder gerecht wurde. Ein zarter Grünschleier hatte sich über die Äste der Bäume gelegt, kündigte somit die Jahreszeit der Verliebten an.
 

Genervt verdrehte er die Augen, vergrub die Hände in den Taschen seines Morgenmantels und schlurfte durch das Wohnzimmer, ging jedoch nicht wieder ins Bad, sondern blieb bei einer kleinen Kommode stehen, die den Durchgang zu Bad und Schlafzimmer von einer benachbarten Tür trennte.

Routiniert schob er die dritte Schublade des kleinen Schränkchens auf, das schon seit er eingezogen war unverändert an seinem Platz stand.

Briefbögen und alte sowie auch neue Notizbücher stapelten sich auf dem dunklen Boden der Schublade. Er griff nach einem leicht abgewetzten Büchlein, dessen Seiten bereits gelblich schimmerten.

Als er jedoch den Gummibund beiseite zog, der das Notizbuch sicherte, fiel ihm ein kleiner bronzefarbener Schlüssel in die Hand, den er jeden Morgen wieder sorgsam zwischen den ausgeschnittenen Seiten des Büchleins versteckte.
 

Er schloss das Buch und legte es zurück in die Schublade.

Zwischen all den anderen Weggefährten seines Geistes konnte niemand ahnen, dass ausgerechnet dieses kleine Heft den Schlüssel zu einem ganz anderen Geheimnis verbarg, als seine einfachen Gedanken zu irgendeinem Fall.
 

Geräuschvoll schloss er die Schublade, betrachtete für einen kurzen Moment den kleinen Schlüssel in seiner Handfläche ehe er sich zu der geschlossenen Tür wandte.

Der Schlüssel passte.

Schnell schloss er auf und trat in den Raum, hinter der zufallenden Tür hörte man ein leises Klicken…
 


 

Erst eine Stunde später saß er endlich in der Küche, genoss seinen schwarzen Kaffee während die plötzlich gealterten blauen Augen über die Brille spähten und die ersten Seiten der Zeitung studierten.
 

Er gähnte, führte erneut seinen Kaffee an die Lippen.

Die Hand, die das warme Porzellan umschloss, schien sich der gesamten Verwandlung in ihrer Farbe angepasst zu haben. Seine Pupillen glitten über die von Druckerschwärze geformten Buchstaben und Zeilen, doch nicht ein einziges Wort erreichte seinen Verstand.

Seufzend schlug er die Seiten zu und beförderte die Zeitung in seine Tasche; er würde in der Mittagspause weiter lesen.

An diesem Morgen ahnte er noch nicht, dass nur drei Seiten weiter ein Artikel prangte, der sein Leben wieder einmal aus der Bahn werfen sollte.

Aber er war heute Morgen einfach zu müde zum Lesen, nicht nur das er schlecht geschlafen hatte, er hatte ohnehin die ganze Nacht am Schreibtisch verbracht. Nachdem er gestern Abend die Akte eines Falls mit einem genüsslichen Lächeln aus der Hand gelegt hatte, hatte er sich dem Schreiben gewidmet. Sein ungewolltes Schriftstellerdasein hatte ihm die Tür zu seinem Beruf geöffnet, Über einen Fall grübeln, Schreiben, Arbeiten … all das lenke ihn von seinen eigenen Gedanken ab.
 

Er hätte mit dem Schreiben schon längst aufhören können…

Er hatte sich einen guten Namen als Autor gemacht, es gab viele die ihn kannten und wegen dem was er zu Papier brachte, vergötterten.

Aber es waren ganz bestimmt nicht seine Leser oder die Arbeit selbst, die ihn an die Tastatur brachten. Aber wenigstens während dieses musischen Prozesses war er der stille Beobachter seiner Geschichten, konnte jedoch immer einschreiten, wenn die Protagonisten etwas taten, das er nicht bewilligte.
 

Ein Privileg, dass ihm im wahren Leben leider nicht zuteil geworden war…
 

Sein Hauptaugenmerk lag jedoch mittlerweile auf seinem eigentlichen Job als Professor für Kriminalistik an der New Yorker Universität.

Er machte diesen Job gerne. Zum einen ermöglichte es ihm, immer noch das zu sein was er war, ein Detektiv, dennoch konnte er nicht leugnen, dass es auch gut war, dem einen oder anderen Studenten zu zeigen, was dieser Beruf wirklich mit sich brachte.
 

Bis auf seine Arbeit und seinen heißen, schwarzen Kaffee hatte er keinerlei Laster… so schien es zumindest. Für jeden Außenstehenden musste es so aussehen, als führte Prof. William Bell ein perfektes Leben.
 

Nur wenige, sehr wenige Menschen kannten den Mann hinter dieser Fassade.

Nur wenige wussten, dass das Leben, das er führte, in Wahrheit die Hölle auf Erden für ihn war.

Das sein größter Wünsch bis jetzt unerfüllt geblieben war.

Und die meisten dachten wohl auch, es würde auf ewig so bleiben, denn zwischen ihm und ihr stand weitaus mehr als die Entfernung auf dem Erdball.
 

Er konnte nicht mit ihr zusammen sein, nicht ohne gegen jegliche Naturgesetze zu verstoßen… aber schlimmer noch, nicht ohne gegen die Gesetze zu verstoßen, die er sich selbst gesetzt hatte und nach denen er nun schon seit so vielen Jahren lebte.
 

Er schluckte; die Wahrheit war doch, dass sie alle schon längst nicht mehr an ihn glaubten, auch wenn es niemand von ihnen übers Herz brachte, ihm das ins Gesicht zu sagen - er konnte es sehen, der Blick in ihren Augen sagte alles.

Und es gab Zeiten, da glaubte auch er nicht mehr daran, dass es ihm je gelingen würde, wieder in sein eigentliches Alter zurückzufinden.

Er war ein Gefangener der Zeit…
 

Wie also könnte sie glauben, dass er es schaffen würde.
 

Traurig blickte er in seine Kaffeetasse.

Ein Gesicht, das ihm bekannt und doch fremd war, sah ihm entgegen.
 

Shinichi blickte die zweite Gestalt entgegen, die er neben Conan Edogawa aus seiner Not heraus erschaffen hatte und fragte sich, wie lange er diese Scharade wohl noch spielen musste. Er blinzelte, schluckte den Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, mühevoll herunter.

<Oder besser, wie lange ich sie noch spielen kann?>

Ein langes tiefes Atmen unterbrach die Stille seiner Küche, angestrengt schob er die Gedanken beiseite, schluckte den Rest des mittlerweile kalten Kaffees hinunter und sah auf die Uhr.
 

Die einzige Uhr neben seinem Wecker, die er in seinem Apartment duldete.

Diese aber zeigte ihm gleich mehrere Zeiten an: sie sagte ihm, wie spät es in den großen Hauptstädten der verschiedensten Länder war.

Und von allen Uhren die er so sehr hasse, hasste er diese hier am meisten.
 

Als er auf die Zifferblätter sah, die die Überschrift New York hatte, fluchte er innerlich, stand hastig auf und eilte in den Flur.

7:30… er musste gehen.
 

Mit einem letzten Blick auf die Uhr verschwand er aus der Tür.
 

In Japan war es grade halb neun am Abend.
 


 

Die nächtlichen Straßen Tokios waren bedrohlich leer, nichts zeugte mehr von dem beginnenden Frühling, denn erst vor einer Woche hatten die zarten Sonnenstrahlen ihr Licht auf das erste Opfer geworfen, welches sein Leben lassen musste… der erste Mensch, als einer von vielen.
 


 

Die warme Frühlingssonne beschien das braune Laub zu seinen Füßen. Der Herbst des vergangenen Jahres zeigte seine Spuren in diesem Teil des Parks noch deutlich, die herabgefallenen Blätter, an deren Stelle an den Bäumen bereits neue Knospen sprossen, war jegliche Farbe entzogen, manche bestanden nur noch aus ihrem spröden und zerbrechlichen Skelett, dessen Farbe altem Pergament gleichkam.
 

Die Geschichte des vergangenen Jahres bildete wie jeden Morgen den braunen Pfad, auf dem er mit gemütlichen Schritten wanderte. Die graue Aktentasche in seiner Hand schien bei diesem morgendlichen Spaziergang mit einem Mal leicht. Er genoss die frühe Einsamkeit des Parks, den er auf dem Weg zu seiner Arbeit durchquerte.
 

Die milde Frühlingsluft erwärmte die Erde, mischte so den Duft des seichten Taus auf den Knospen mit den verwelkten Blättern auf der dunklen Erde. Leben und Tod trafen so auf einander, sorgten so für ein ungeahntes harmonisches Aroma, das er jeden Morgen aufs Neue genoss.

Die Jahre der Entbehrung und der Dunkelheit hatten ihn gelehrt, jedes Detail seiner Welt zu genießen und in sich aufzusaugen.

Er blieb stehen, nahm gierig erneut einen Zug der frischen Luft.

Mit einem Mal wusste er es.
 

Morgen würde er sie fragen.
 

Er würde sie morgen früh in diesen Park entführen, ganz sicher würden sie ihn an einem Sonntag in den frühen Morgenstunden für sich haben.

Und inmitten der von Leben und Tod geschwängerten Luft, unter dem von Sonne beschienenen netzartigen Dach der jungen Blätter würde er sie fragen.
 

Sie würde in dem Spiel aus Licht und Schatten wunderschön aussehen, schöner noch als sonst. Den Ring hatte er schon lange besorgt… und morgen, morgen würde sie ihn endlich an ihrem Finger tragen.
 

Es würde perfekt sein.
 

Er spürte, wie sein Herz allein schon bei dem Gedanken begann, schneller zu schlagen, wie es vor Freude hin und her hüpfte und so jegliche anderen Emotionen in ihm verdrängte.

Sogar die Angst.
 

Er sah den Schatten in seinem Rücken nicht, vielleicht, weil er in den vergangenen Wochen bereits wie ein stiller Gefährte gewesen war, der ihn aus der Dunkelheit heraus beobachtete.
 

Erst als sich die scharfe Klinge mit einem Stoß durch seine Rückenmuskulatur in seine Lunge bohrte und dabei zwei Rippen durchschnitt, beherrschte die Panik seinen Körper, doch der Schmerz zwang ihn zu Boden.
 

Er hörte wie Schritte sich entfernten, langsam und ohne Hast.

Für einen Moment glaubte er, sein Angreifer, sein Mörder würde sich noch einmal nach ihm umdrehen und mit einem genüsslichen Lächeln sein Werk begutachten, doch er konnte ihn nicht erkennen.
 

Er wollte schreien, doch seine Lunge versagte ihm den Dienst.

<Nein!>

Blut.
 

Er schmeckte es, die eisenhaltige Flüssigkeit färbte seinen Rachen und Mundraum dunkel. Ein leises Röcheln kündigte an, wie sich seine Lunge mit todbringendem Lebenselixier füllte und ihn erstickte, längst hatte sich ein bordeauxroter Teppich über das alte Herbstlaub ausgebreitet.
 

Panisch schnappte er nach Luft, fast automatisch glitt seine Hand in die Tasche umfasste die kleine, von weichem Samt überzogene Schatulle, die er schon seit dem Tag im Juwelierladen mit sich herum trug.
 

Noch während seine Augen trüb und glasig wurden, wusste er, dass er ihr den Ring niemals geben konnte.

Dabei wusste er nicht einmal wieso…



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  fahnm
2013-10-13T20:34:45+00:00 13.10.2013 22:34
Sorry das ich erst jetzt schreibe.

Ansonsten ist der Anfang sehr gut.^^
Von:  Diracdet
2013-10-09T15:03:43+00:00 09.10.2013 17:03
Hallo Shelling__Ford,

und willkommen zurück unter den Schreiberlingen. :]
Wie schon angesprochen, mein zentraler Eindruck vom Prolog deiner Geschichte ist der von Verwirrung. Und so was mag ich in diesem Fall! Es regt mich halt zum Nachdenken an.

Ich versuche mal, meine Gedanken und Vermutungen vom lesen zu reflektieren.

Zuerst mal, etwas ist passiert, jemand ist gestorben, dachte ich. Und natürlich zuerst der Gedanke “Sie” bedeutet Ran. Aber den Namen hast du nie genannt und nach nochmaligem lesen vermute ich jemand anderes.
Dann war es ein Traum... aber doch ein Traum, der eine Erinnerung darstellte und etwas, was sich nicht wiederholen sollte. Lso doch ein reales Ereignis.
Ich schätze der Tod Rans wäre schon das schlimmste, so dass er diese Formulierung vom 'wiederholen' nicht wählen würde. Hinzu kommt, später fragt er ja, wie gerade “Sie” ihm noch vertrauen könne, was doch sehr nach Ran klingt.

Und mit dem was im folgenden kommt, ist dann meine momentane Vermutung, dass Ai getötet wurde, vor zehn Jahren.
Denn dann gab es ja kein Gegengift und er musste halt 'neu erwachsen' werden. Zumindest das scheint klar herauszustechen, dass er nie ein Gegengift fand. Und demnach hat er wohl dann nach ihrem Tod Japan verlassen um nicht noch jemandem, der ihm nahe steht, den Tod zu bringen, bis er die Organisation dann doch noch zur Strecke bringt.
Woran aber keiner mehr so richtig glaubt, weil nun mal schon 10 Jahre ins Land gezogen sind.
OK, so weit ungefähr meine Vermutungen über die Hintergründe.

So weit, so klar, jetzt wirds kompliziert.

Er lebt in New York und schrieb bisher Geschichten, wie sein Vater vor ihm. Das kann ich noch ein wenig verstehen. Das Problem mit dem Geld wird er über seine Bücher, anfangs wohl noch durch Unterstützung der Eltern überwunden haben, und als Schriftsteller kann er sich isolieren. Ich muss immer dran denken, er ist dann ja äußerlich nun mal ein Kind, welches ein Apartement in New York mietet. Und er möchte wohl geheim bleiben, Mr. William Bell. Apropos, der Name ist doch keine Willkür, oder? ;]

Aber die Professur, die macht mir so ein bisschen Bauchschmerzen. Zum einen steckt dahinter ja eine enorme Ausbildung (gerade zeitlich), auch wenn es in den USA wesentlich einfacher ist als in Deutschland. Nur, wie beim Schriftsteller, muss ich fragen, wie er sich da einigermaßen aus der Presse raushält, wenn ein äußerlich, von mir aus dann Teenager schon, als Überflieger im notwendigen medizinischen Studium auftritt und dann als gefühlt 18 jähriger dort vor die 20-jährigen Studenten tritt. Da kann ich noch nicht so richtig mit warm werden.

So und dann noch zwei Geheimnisse, wo ich auch nach reiflicher Überlegung noch gar nichts richtiges habe.
Shinichis Geheimnis in einem anderen, verschlossenen Zimmer. Ein Geheimnis “ganz anderer Art”... und er blieb da ne Stunde ungefähr drin... ich hab keine Ahnung. Bin aber neugierig, was du daraus noch machst, falls das noch ein wichtiger Punkt ist. Wovon ich momentan ausgehe.
Tja und wer da am Ende stirbt... meine ersten beiden Vermutungen hatte ich dir ja genannt, aber nach der oberen Theorie fällt einer weg und der andere schien mir einfach noch zu zeitlich unrealistisch. Und die meisten anderen auch. Wer, von den bekannten Figuren, wartet 10 Jahre mit so etwas??? Da steh ich definitiv noch auf dem Schlauch.

Und das ist der Punkt - ich verstehe noch nicht alles, will aber verstehen – und das macht mich neugierig, was du alles planst.

In diesem Sinne freue ich mich auf die baldige Fortsetzung!
LG, Diracdet
Von: abgemeldet
2013-10-08T07:58:11+00:00 08.10.2013 09:58
Hey,

ich hab ja schon ewig keine DC Story mehr gelesen, aber dank deiner Ankündigung hab ich mir die Story mal angeschaut und bin jetzt schon begeistert.

Freu mich also schon wenn es weiter geht.

Lg nami
Von:  Lina_Kudo
2013-10-06T10:19:36+00:00 06.10.2013 12:19
Hallöchen Shelling__Ford :-)

Wow, ich muss schon sagen: Du hast meinen allergrößten Respekt! *_*
Ich beginne mal von Anfang:
Ich habe ja schon länger ein Auge auf deine ganzen Fanfics geworfen; nur komme ich momentan leider nicht dazu, sie mir alle durchzulesen (ich fange nämlich gerne Geschichten erst an, wenn ich weiß, dass ich gaaaanz viel Zeit habe; denn ich bin mir sicher, dass bei deinen Fanfics der Suchtfaktor auch ziemlich hoch ist und ich wenn ich dann angefangen habe, wohl gar nicht mehr aufhören kann, und das kann ich mir zurzeit leider nicht leisten >.< xD), sonst hättest du natürlich schon längst von mir gehört ;-) Aber sie stehen alle definitiv ganz oben auf meiner „To-Read“-Liste :-)
Da ich vor Kurzem ja dein neuestes Werk hier entdeckt habe und du ja nur alle zwei Wochen vorhast, ein neues Kapitel hochzuladen, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und musste einfach lesen (alle zwei Wochen ein Kapitel - das kann ich wagen :-D xD) und ich habe es nicht bereut *___*

Schon der Prolog beginnt so dermaßen vielversprechend; du baust solche eine Spannung auf, der Leser (also ich zumindest xD) war sooo gefesselt, obwohl ja gar nicht so viel passiert ist. Und es bleibt dem Leser ja gar nichts Anderes übrig, als sehnsüchtig auf das neue Kapitel zu warten; denn jeder will ja wohl wissen, wie es weitergeht und hofft, dass seine Fragen, die während des Prologs entstanden sind, beantwortet werden im Laufe der Fanfic :-) Also du hast wirklich alles richtig gemacht! :-)
Was mir aber am meisten positiv auffiel: Dein Schreibstil. Ganz ehrlich? Ich liebe ihn *_* (und das kann ich wirklich ganz selten behaupten; es gibt leider viel zu wenige FF-Autoren, die so einen schönen, angenehmen und tollen Schreibstil haben und bei denen ich das Gefühl habe, wirklich aus einem echten Buch von einem professionellen Buchautoren zu lesen - bei dir ist das absolut der Fall *_* Ich freue mich immer, wenn ich solche Fanfics wie deine entdecke :-)) Und ich bewundere dich, wie du nur auf solche Formulierungen kommen kannst (und vor allem: Es sind nie dagewesene Formulierungen; also du verwendest nicht so 0815, sondern wirklich perfekte und passende Formulierungen, die ich so noch nie gelesen habe) und mit solch einem Auge für das Detail, und die Details auch noch so gekonnt ausschmückst - du hast meinen allergrößten Respekt :-)

Nun zum Inhalt:
Der Albtraum, dann wie er aufwacht und du nach und nach kleine Details hast durchscheinen lassen, was nicht ZU viel verrätst, ist dir wirklich sehr gut gelungen :-)
Wie gesagt, ich finde den Anfang schon total interessant; und das Shinichi nun in New York arbeitet und als Dozent tätig ist (William Bell - hast du dich da eventuell von Joseph Bell inspirieren lassen? :-D Bin ja zurzeit dabei, die Sherlock Holmes-Romane zu lesen (ja, eigentlich kann ich es mir nicht leisten >.> xD Aber ich halte mich da eh sehr zurück^^‘), deswegen ist mir das gleich aufgefallen :-))
Die Parallele mit dem Schreiben, dass er in seinen eigenen Geschichten die volle Kontrolle hat im Gegensatz zu seinem wahren Leben - das konnte ich sehr gut verstehen; solche Gedanken habe ich auch, weil ich ja selbst auch schreibe^^‘ Es ist einfach toll, wenn man die Macht hat über die eigenen Geschichten ^___^

Ach ja, zwei Tippfehler hab ich entdeckt: >>Das sein größter Wünsch bis jetzt unerfüllt geblieben war.<< -> „Das“ mit zwei s und statt „Wünsch“ „Wunsch“ :-)

„Gefangener der Zeit“ -> welch passende Formulierung ...
Er ist also nun offensichtlich der siebzehnjährige Conan ... Oh man ist das spannend :-D
Aber auch unglaublich traurig, dass er alle zurückgelassen hat, auch Ran (ihren Namen hast du zwar während des ganzen Prologs wohl absichtlich nicht genannt, aber ich gehe jetzt mal davon aus, dass du sie gemeint hast^^) ... Oh man, das ist echt dramatisch :-/ Hoffentlich nimmt alles ein gutes Ende ...

Ach, und ich hätte da nur der Interesse halber eine Frage: Bist du schon fertig mit der Fanfic beziehungsweise wie lange wird die Fanfic werden? :-)

„von Leben und Tod geschwängerten Luft“; „todbringendem Lebenselixier“, „bordeauxroter Teppich“ -> typische Beispiele für: Wie kommst du nur auf solche Formulierungen? *___*

Das Ende war natürlich sehr verwirrend, aber im positiven Sinn: Wer ist gemeint? Wer ist nun tot? Am Anfang dachte ich ja, es sei Shinichi, aber das wäre unlogisch gewesen - vor allem, weil er ja immer noch „Conan“ ist, und da würde er ihr schlecht einen Antrag machen denke ich ...
Und natürlich gibt es noch tausend andere Fragen: Wie ist es dazu gekommen, dass „Shinichi“ nun ausgewandert ist? Wie war der Abschied? Was ist in den ganzen letzten zehn Jahren passiert?
Fragen über Fragen ...
Oh man, oh man, ich freue mich schon total auf das nächste Kapitel :-D

Also ich würde mal glatt sagen, dass du in mir eine neue Stammleserin dazugewonnen hast ;-)

Ganz liebe Grüße und bis zum nächsten Mal :-)
Deine Lina
Von:  Vertschl
2013-09-30T17:52:42+00:00 30.09.2013 19:52
Hey hey hey! Sie an wer sich zurück meldet :)
Danke für die ENS!
Ich muss sagen der Prolog hat mich in den Bann gezogen. Ich freu mich schon darauf die nächsten Kapitel zu lesen, vor allem da dein Schreibstil flüssig und leicht zu lesen ist ;)
Frage zum Mord.. Nachdem ich von Medizin absolut keine Ahnung habe - ausgenommen die (teil fragwürdigen) Krimiserien. Ist es überhaupt möglich mit einem Messer die Rippen zu durchschneiden?
lg
Von:  Kimikou
2013-09-29T22:18:35+00:00 30.09.2013 00:18
Sie ist wieder da :)
und nur für dich lese ich wieder eine DC geschichte nach seeehr langer zeit :D

Also das is nur der Prolog? O.O
Wie goil x)
ich freu mich auf dein weiteres werk. Sowie Damals schon :3
Ach mensch weis grad gar net was i schreiben soll..
naya ich wart jetz brav auf das nächste Kapitek und werds dann lesen :3

lG
Kimi
Von:  Apple_tree
2013-09-28T18:03:09+00:00 28.09.2013 20:03
Na?

Also, ich muss abgemeldet rechtgeben.
Klingt echt Geil. Dein Schreibstil ist es so ... ich find echt kein Wort dafür! xDD
Ich will auch deine Hände haben! *riesige Augen mach* :3
Ich freu mich echt schon auf das nächste Kapitel! :DD
Und das Cover haste echt super hinbekommen *--------*

Also hau rein
Apple_tree
Von: abgemeldet
2013-09-28T17:38:50+00:00 28.09.2013 19:38
Hey~
Danke für die ENS mit der Ankündigung für die FF!

Dieses Kapitel ist schon sehr vielversprechend. So viele Appetithäppchen, die Lust auf mehr machen :3
Ich bin schon sehr gespannt darauf!

LG Puffie


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