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Dead Silence

von

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Dead Silence

Narcissa trommelte mit ihren Finger auf dem Tisch herum.

Nervös blickte sie sich um und holte ihren Spiegel aus ihrer Handtasche.

Sie klappte ihn auf und blickte hinein.

Müde und angespannt sah sie aus. Ihre Hautfarbe war ganz ungesund.

Man sah die dunklen Schatten unter ihren Augen.

Wieder und wieder puderte sie sich, um die Ringe zu verstecken.

Vollkommen sinnlos. Trotzdem war es wie ein innerer Zwang.

Sie musste etwas tun, sonst drehte sie völlig durch.

Jeder wusste es. Jeder sah es ihr an der Nasenspitze an. Jeder wusste, wohin sie unterwegs war.

Das machte ihr Angst und sie fühlte sich unsicher.

Bella im Gefängnis. Rodolphus im Gefängnis. Rabastan im Gefängnis.

Lucius war dem knapp entkommen, aber trotz allem sah sie überall die Blicke der Leute, hörte das Getuschel hinter ihrem Rücken und sah die Finger, die auf sie zeigten.

Der dunkle Lord war fort und die ganze Zauberwelt atmete auf, während Narcissa verzweifelt nach Luft schnappte, da die Luft plötzlich zu dünn geworden war.

„Möchten Sie etwas Warmes trinken? Wir haben eine Kanne Roibusch-Vanille-Tee.“

Der Kapitän des kleinen Schiffes kam auf sie zu und lächelte sie an, doch sie erkannte das falsche Lächeln, das sie selbst schon so oft zur Schau getragen hatte.

Ihr war schlecht vom Wellengang und dieses gespielte, freundliche Verhalten machte es nur schlimmer. Es war kaum auszuhalten.

„Haben Sie auch etwas Stärkeres?“

„Einen Gläschen Rumpunsch, wenn Sie möchten.“

Narcissa nickte. Lieber betrunken nach Askaban, als völlig nüchtern.

Dankbar trank sie das Glas in einem Zug aus und spürte wie sich die Wärme in ihrem Körper ausbreitete.

Draußen war nichts zu erkennen aufgrund einer Nebelwand.

Irgendwo dort lag Askaban. Ein Ort, den sie sich in ihren schlimmsten Alpträumen vorgestellt hatte. Als Kind hatte sie immer geglaubt, dass das Gefängnis von feuerspeienden Drachen bewacht wurde.

Heute wusste sie, dass es viel schlimmere Kreaturen gab.

Die Dementoren waren für sie viel furchterregender als es Drachen je sein konnten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit wurden dunkle Umrissen sichtbar und viel zu schnell türmte sich Askaban vor ihren Augen auf.

Fröstelnd zog sie ihren Mantel enger um sich und stieg aus. Der Kapitän erinnerte sie daran, dass er in einer Stunde wieder ablegen würde und sie sich mit ihrem Besuch beeilen sollte.

Etwas anderes hatte Narcissa auch gar nicht vor. Sie war nur hier, weil ihre Erziehung ihr gebot, ihrer Schwester beizustehen. Zur Bella hatte sie schon längst kein so enges Band mehr wie es früher einmal gewesen war. Sie liebte ihre Schwester, aber sie hatten sich auseinander gelebt.

„Ich würde gern Bellatrix Lestrange besuchen.“

„Name?“, murmelte der heruntergekommene Wärter am Eingang.

„Narcissa Malfoy“, sagte sie mit gebieterischer Stimme, um ihre eigene Angst zu überspielen.

„Dann folgen Sie mir Mrs. Malfoy. Hier entlang bitte.“

Der Wärter schlurfte voraus und Narcissa folgte ihm.
 

„Lass das!“, quiekte Narcissa auf. „Rabastan, hör auf!“

Rabastan hielt sie aber weiter am Boden fest und beugte sich über sie.

Sein Atem kitzelte auf ihrer nassen Haut und seine nassen Haare berührten ihr Gesicht.

„Wenn Bella das sieht“, murmelte sie noch bevor seine Lippen ihre streiften.

Ihr Herz schlug schneller, wusste sie doch wie verboten das hier war.

„Zier dich nicht so. Keiner wird etwas erfahren“, entgegnete Rabastan.

Sie mochte seine dunkle Stimme und fühlte sich wie flüssige Seife in seinen Händen.

„Ich bin verlobt. Ich werde bald heiraten“, versuchte sie sich herauszureden, aber sie war längst hin und weg von seinen faszinierenden Augen.

Ihre Abwehr ließ nach und sie ließ zu, dass er sie lang küsste.

Eine Jugendsünde musste man ihr doch zugestehen können.

Es wäre nur dieses eine Mal, dass sie vom Weg abkommen würde.

Narcissa hatte Rabastans Absichten schon durchschaut, als er sie fragte, ob sie mit ihm schwimmen gehen wollte. Er war dafür bekannt die Frauen zu verführen.

Trotz dieses Wissens war sie mitgegangen. Sie hatte Rabastan schon immer gemocht, der viel Zeit mit Bellatrix verbracht hatte.

Vielleicht war es nur die Verzweiflung so unerfahren verheiratet zu werden.

Sie wollte die Liebe spüren, wollte Leidenschaft erleben.

Jetzt hatte Narcissa ihre Chance ergriffen und war einmal nicht das brave Mädchen.

Einmal tat sie nicht, was von ihr erwartet wurde. Nur dieses eine Mal kostete sie die verbotenen Früchte. Und sie schmeckten bittersüß.

Nie würde sie diesen Nachmittag im Sommer vergessen, doch es blieb nicht bei diesem einen Mal.

Sie hatte sich in seinem Netz verheddert und blieb gefangen.

Aber sie genoss diese Form von Gefangenheit. Sie war anders als ihr goldener Käfig, anders als die Vorschriften und Regeln und manchmal glaubte sie, dass es Liebe war, die sie gefangen hielt.

Doch der Tag ihrer Hochzeit mit Lucius Malfoy rückte näher und sie hatte nicht den Mut von Andromeda, um sich da gegen zu stellen.

Und Narcissa kannte Rabastans Gefühle nicht, doch fürchtete sie, dass es keine gab.

Er war nicht der Typ für Beziehungen. Er hatte bei all ihren geheimen Treffen nie auch nur eine Andeutung in die Richtung gemacht. Er war freundlich gewesen und hatte mit ihr über alles geredet, aber ihr war immer das Gefühl geblieben, dass es ihm nur um ihren Körper und seine Lust ging.

Es war schwer aufzuhören, weil es sich trotz allem so gut anfühlte, aber Narcissa wusste, dass sie wieder zurück in die Rolle der braven Tochter musste und den Mann heiraten musste, dem sie versprochen war, um den Wünschen ihrer Eltern zu entsprechen.

Also entschied Narcissa von nun Rabastan zu meiden, um ihm nie wieder zu verfallen, auch wenn es ihr schwer fiel, da ihr junges Herz ihr etwas anderes sagte.
 

Narcissa stand wieder auf dem Gang vor der Gefängniszelle.

Bellatrix hatte ihren Besuch nur verhöhnt und über ihre Angst gespottet.

Sie erkannte ihre Schwester kaum wieder, so sehr hatte sie sich in den letzten Jahren verändert.

Der Wahnsinn in ihren Augen machte Narcissa Angst und sie war froh diesen Besuch hinter sich gebracht zu haben. Sie wollte nur noch raus hier.

Aber etwas ließ sie innehalten. Diese Erinnerung, die der Gefängnisbesuch hervorrief, weckte ein Bedürfnis in ihr mit dem sie gar nicht gerechnet hätte.

Als der Wärter auf sie zuschlürfte, gab Narcissa dem Gedanken nach.

„Könnte ich bitte noch mit Rabastan Lestrange sprechen?“

Der Wärter nickte grunzend, ihm war wohl sowieso alles egal.

„Sie müssen aber draußen bleiben. Er neigt zur Gewalt.“

Bei der Zelle angekommen, konnte sie nichts hinter den Gitterstäben erkennen.

Der Wärter holte einen kaputten Stuhl mit drei Beinen und ließ sie alleine.

Eigentlich wusste Narcissa gar nicht so recht, was sie hier wollte.

„Rabastan?“, fragte sie in die Dunkelheit hinein. „Hier ist Narcissa.“

Das klang lächerlich und sie kam sich dumm vor.

Es kam keine Antwort, was sie wütend machte.

„Was hast du dir dabei gedacht?“, fragte sie lauter. „Musstest du den Cruciatius-Fluch anwenden? Der dunkle Lord ist tot und du hättest dir ein neues Leben aufbauen können!“

Die Vorwürfe, die sie ihrer Schwester nichts ins Gesicht sagen konnte, kamen ihr jetzt nur so über die Zunge gerast und sie redete sich in Rage.

„Geht es um Ruhm? Unsterblichkeit durch eure Taten? Durch Mord und Folter wird man doch nicht unsterblich. Das ist doch lächerlich. Es ist doch Wahnsinn, als ob der dunkle Lord euch je an seiner Seite gelassen hätte. Ihr seid so blind und ihr zerstört mein Leben!“

Ein Brummen auf der anderen Seite der Zelle, aber keine Antwort.

Plötzlich kamen Narcissa die Tränen. Sie fühlte sich so verletzlich. Sie war immer noch der kleine Vogel in seinem goldenen Käfig, die außerstande war irgendetwas zu tun.

Sie hatte immer sich nur ein wenig Freiheit gewünscht und Rabastan war der einzige Mensch gewesen, der ihr je welche gewährt hatte.

„Ich hab dich geliebt“, flüsterte sie. „Aber du hast nie etwas gesagt und ich hatte zuviel Angst dich zu fragen, weil ich nicht weggestoßen werden wollte. Nicht von dir!“

Das Schweigen auf der anderen Seite hielt an. Rabastan hatte ihr immer noch nichts zu sagen.

Was hatte sie auch erwartet? Es war sowieso zu spät dafür.

„Es fühlte sich an wie zu ertrinken und zeitgleich zu verbrennen, als ich versuchte dich aus meinem Leben zu bannen. Vorher hab ich nicht an die Liebe geglaubt, aber dann hab ich ihren Schmerz erfahren und seitdem wünsch ich mir Liebe in meinem Leben.“

Nie zuvor hatte Narcissa sich diesen Wunsch eingestanden, aber jetzt fühlte sie sich erleichtert, als würde ihr mit diesen Worten eine Last von der Schulter fallen.

Hinter den Gitterstäben in der Dunkelheit herrschte immer noch Totenstille.

Doch Narcissa störte sich nicht mehr daran. Sie hatte gesagt, was sie zu sagen hatte und war einfach froh. Es war ihr gleichgültig, ob Rabastan sie gehört hatte. Es reichte, dass sie es sich selbst eingestanden hatte.

Als sie nach draußen kam fing es an zu schneien. Der Schnee bedeckte all diese Dunkelheit an diesem Ort und ließ sie vergessen, was sie so sehr bedrückt hatte.

Narcissa fühlte sich so befreit wie nie zuvor in ihrem Leben.

Vielleicht war das ein Hauch der Freiheit, die sie sich solange gewünscht hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2012-08-24T10:28:23+00:00 24.08.2012 12:28
ch kann mir gut vorstellen, dass Cissa in iwem anders verliebt war, aber dieser einfach nicht der beziehungstyp ist - männer wissen ja manchmal selber nicht ob sie eine frau lieben oder nicht, aber die frau ist immer da egal wie schlecht es ihr geht - der einzigste ausweg ist dann der komplette kontaktentzug,...ich denke ab da hat rabastan an sie erst wirklich gedacht... aber das gespräch hatten wir ja erst per ens ;) Männer halt :) schade dass er nichts gesagt hat, aber ich denke das auch wieder typsich mann...nach so lange zeit ist er vllt auch mit ihren worten überfodert. aber er wird über sie nachdenken...

toller kleine OS <3

ps: ich glaube aber rabastan war erst ab 1953 geboren, da sein bruder ja 1951 geboren ist und mindestens brauch man doch 1 1/2 jahre abstand... wegen der schwangerschaft :D die black sisters sind ja auch 2 jahre je auseinander ^^
Von: abgemeldet
2012-05-21T00:19:07+00:00 21.05.2012 02:19
Hallo ChiaraAyumi!

Da diese - ähm - "Todesser-Geschichten" eigentlich nicht mein Ding sind, war ich mir erst nicht so sicher, ob ich mich daran wagen sollte, doch nun bin ich wirklich froh, dass ich es getan habe! :D

Die Art und Weise, wie du Narzissa darstellst, gefällt mir unheimlich gut; Unsicherheit, die Sehnsucht nach Liebe und die Vergangenheit, die sie nie ganz hat loslassen können, machen sie mir sehr sympathisch. Es ist schön, dass sie mit all dem irgendwie abschließen konnte, auch wenn ich mir eine winzige Reaktion von Rabastan gewünscht hätte.

Was mich jedoch gewundert hat, war, dass du sowohl Rabastan als auch Bellatrix und Lucius erwähnt hast, aber mit keinem Wort Bellatrix' Mann Rudolphus. Immerhin gehörte er doch ebenfalls du dieser "Bande", oder habe ich da etwas falsches im Kopf? xD Ist er zu der Zeit schon tot?

Dass sich sogar Narzissa vor ihrer Schwester und deren Wahnsinn fürchtet, finde ich sehr authentisch - denn auch, wenn sie Bellatrix einmal geliebt hat, wird sie wohl nicht umhin gekommen sein, diesen Wandel wahrzunehmen. Eigentlich ist es schon schade, dass es so gekommen ist - bei vielen black'schen Familienmitgliedern frage ich mich, was aus ihnen geworden wäre, wenn ihre Erziehung und ihr externer Einfluss anders gewesen wäre. Vor allem bei Bellatrix und dem jungen Regulus stelle ich mir diese Frage in letzter Zeit unheimlich oft...

Eine kleine Anmerkung zum Schluss; an sich habe ich echt so gut wie keine (Tipp-, Grammatik-, Rechtschreib-)Fehler "gefunden", doch eine Sache fand ich ein wenig seltsam: Wie kann Narzissa Seife in Rabastans Armen sein? oO War das nur ein Fehler - automatische Korrektur von Word zB - oder ist das eine Redensart, die ich nicht kenne? xD

Ansonsten finde ich, dass du dieses Paar - und die dazu gehörigen Angaben - sehr gut umgesetzt hast und freue mich schon auf weitere Werke von dir. Ich hoffe, du freust dich über diesen Kommentar!

Allerliebste Grüße, deine abgemeldet~.
Von:  karlach
2012-03-08T17:11:37+00:00 08.03.2012 18:11
Liebe Chiara,
Vielen Dank für dein wunderschönes Geschenk - ich freue mich so sehr, hast du Rabastan&Narcissa gewählt! ♥
Ich fand den OS auf eine sehr traurige Weise unglaublich schön, insbesondere 'Die Vorwürfe, die sie ihrer Schwester nichts ins Gesicht sagen konnte, kamen ihr jetzt nur so über die Zunge gerast und sie redete sich in Rage.' - gefiel mir sehr.
Einen weiteren Kommentar werde ich dir leider später schreiben müssen - für mehr reicht momentan die Zeit nicht.
Aber ich bedanke mich nochmals für dein Geschenk - es ist toll ♥


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