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Say what!??

Blau trifft Rot
von

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Gezielt daneben geschossen!

Kapitel 11/ Gezielt daneben geschossen!
 

„Ich kann euch nicht erklären, wieso ich plötzlich verschwunden bin, aber ich kann euch versichern, dass es mir dort gut geht“.

Mein Vater seufzte. „Ich hatte schon so einiges befürchtet. Mischa hat Zettel ausgehangen und jeden Tag hat die Küstenwache nach dir gesucht, bis sie in der zweiten Woche diese eingestellt haben, weil es nach deren Ansicht keine Überlebenschance für dich und Ben mehr gab“!

Ich lächelte ihn an. „Ihm geht es auch gut“.

Mein Vater berichtete von plötzlichen Übergriffen auf die Stadt. Sie hatten sämtliche Häuser durchsucht und da wir ziemlich weit am Wasser wohnten, waren wir wohl die letzten Häuser, die die Gegner durchkämmt hatten.

„Wieso seit ihr dann hier? Sie werden euch doch nichts tun“!

Jedenfalls hatte Tai es mir so beschrieben.

Woher wusste mein Vater überhaupt, dass es sich vielleicht doch zu einer Gefahr entpuppte?

„Ich hatte so ein Gefühl, dass der Tag bald kommen würde Blue“!

Mein Vater druckste schon wieder um den heißen Brei herum, das nervte mich gewaltig!

„Daaad“!

„Du bist beim Militär. Du bist das, was sie deiner Mutter auch auferlegt haben“

Halt stopp!! Was hatte das mit meiner Mutter zutun???

„Was..was weißt du über das Militär und was ist meine Mutter“?

Er schnaufte und schließlich fing er an zu erzählen.

„Ich hatte deine Mutter damals bei meinem Dienst als Soldat im Irak kennen gelernt. Sie war eine stolze und anmutige Frau, jeder schaute auf sie, jeder bewunderte sie.

Deine Mutter war etwas Besonderes. In den Ingenieurskreisen nannte man sie nur Medium. Sie diente den Ingenieuren als mentaler Treibstoff ihrer neu entwickelten Kampfmaschinen. Wir begegneten uns, verliebten uns schließlich wurde sie schwanger und wir beide wurden aus dem Dienst entlassen, lebten hier friedlich, bis schließlich ein erneuter Krieg ausbrach, uns sie fortgehen musste.

Ich selbst hatte euch in dem Glauben gelassen, dass sie einfach von euch gegangen wäre, damit ihr nicht Fragen stellen und wohlmöglich mit in diese Geschichte hineingezogen werden würdet.

Aber wie es mir scheint, ist mir das bei dir nicht gelungen Blue“.

Ich war für einen Moment lang sprachlos.

„Ich habe diese mentalen Fähigkeiten von ihr geerbt? Also stimmte es doch“.

„Was bist du, ein Power Ranger“? platzte mein Bruder dazwischen.

„Es ist zu kompliziert…. Und für dich noch zu hoch Kleiner“, grunzte ich und schließlich rangelten wir etwas herum, wie damals, zu guten alten Kinderzeiten.

Mein Dad wollte mich und Ned nur vor diesen Irren schützen. Ich an seiner Stelle, hätte es wohl genauso gemacht, schließlich habe ich am eigenen Leib erfahren müssen, wie Lebens raubend dieser Verein war.

Vater erzählte noch mehr Geschichten, die bei meiner Abwesenheit so passiert waren. Neddy hatte auch schon wieder eine neue Freundin, die Sara hieß. Und eine Seekuh war in der Bucht aufgetaucht. Sie musste Flussabwärts ins Meer getrieben sein.

Dad und ein paar anderen Leute hatten sie schließlich wieder zurück in den Fluss transportiert. Ich hätte sie auch gern kennen gelernt.

Die Beiden lebten schon etwa 3 Tag hier unten, hatten kaum noch Wasser und Nahrung und ich hatte es mir zum Ziel gemacht, sie hier rauszuholen.

„Hast du gewusst, dass die Gardiens wegen mir nach euch suchen würden, und seit ihr deshalb hier unten gelandet“? Frage ich meinen Vater, als er, Ned und ich mich langsam auf deine modrige Wolldecke postiert hatten, um etwas die Augen zu schließen.

„Es war so ein alt bekanntes Gefühlt. Auch als du plötzlich verschwunden warst, war es da. Ein Überbleibsel aus alten Militär Tagen. Ich hatte einige Einsetze selbst miterlebt. In Dörfern, die wie ausgestorben schienen, im Nachhinein jedoch schon ausradiert wurden, von den Gardiens, heimlich, unscheinbar. Dieses Gefühl des Gegenangriffs hatte ich damals schon in den Knochen. Und in letzter Zeit ist es mir immer wieder die Beine hinauf gekrochen“.

„Wieso warst du bei der Force“?

„Pflichtwehrdienst“. Dad lächelte bitterlich. „Was man auch immer als Pflicht bezeichnen konnte. Jedenfalls hatten sie uns nicht das Gedächtnis genommen, als wir aus dem Dienst der Force entlassen wurden. Dank deiner Mutter, sie war zu wertvoll als Medium, und ihre Bedingung war auch mein Gedächtnis zu bewahren“. Er schnaufte kurz und lächelte.

„Ich hatte Kameraden, die in meiner Einheit waren, wieder getroffen. Konnten sich an nichts erinnern, noch nicht einmal an mein Gesicht“.

Ich blickte meinen Vater von der Seite an. Er schien traurig zu wirken, und er war es mit Sicherheit auch.

Gleich morgen!

Ich würde beide retten und in Sicherheit bringen, das schwor ich mir.

„Ich hole euch hier raus und dann kehren wir zurück auf die Insel. Ich bin schließlich ein Medium und da bekommt man bekanntlich ja ständig ne Extrawurst“. Dad lächelte müde.

„Ich hoffe sie haben dich nett behandelt“. Er strich über mein Haar. Ich nickte nur verlegen.

„Ja, jemand besonderes hat auf mich Acht gegeben, keine Sorge“.

Ich hatte geplant, meine Familie aus dem Sumpf der Brutalität und Nachkampfaktionen herauszuholen. Tai würde sicherlich schon genug sauer sein, wenn er mich heut Abend nicht im Body vorfand.

Vielleicht hatte er sich auch ein fremdes Nachtlager gesucht.

Ich schlief also bedenkenlos neben meinem Bruder ein, und schmiedete Pläne.

Fatal.
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fand ich mich in einer recht fremden Umgebung wieder.

Diese….

Sie mussten uns hinterfotzig im Schlaf betäubt haben.

Aber wie hatten sie uns gefunden?

Ich blickte mich in dem dämmrigen Raum schwerlich erwachend um. Er war recht spartanisch eingerichtet, ein Tisch, ein Stuhl, ich lag auf einer Matte, neben mir Ned und vor mir mein Vater. Sie schienen nur zu schlafen. Neds Atem ging gleichmäßig und das entlockte mir ein erleichterndes Seufzen. Die Beiden, da sie einen ausgiebigen und tiefen Schlaf hatten, würden auch noch eine Weile brauchen, ehe sie wieder zu sich kamen. Ich spürte das Betäubungsmittel in meinem Kopf und rappelte mich auf.

Ich war wohl erneut gekittnappt worden. Typisch für diesen dummen Millitärmist. Ob West oder Ost, beide Seiten hatten einen ausgesprochen rabiaten Stil einfache Bürger gemein zu entführen.

Meine Zellengenossen regestieren nach 30 Minuten ebenfalls die Sachlage. Ned war verwirrt und nach ein paar Minuten tierisch aufgekratzt. Mein Dad mal wieder fassungslos ruhig und besonnen.

„Sie müssen uns gefolgt sein Ned!“ Schlussfolgerte ich und mir wurde klar, dass ich wohl noch eine ganze Weile brauchte, um ein Terrorspezi zu werden, denn Tai wäre so etwas sicher nicht passiert.

Ich brauchte erstmal eine Minute, um vor mich hin zu vegetieren und Tai und seine mahnenden Worte nachzuheulen. Er hatte, ja das musste ich zugeben, manchmal auch Recht gehabt.

Nach etwa 2 Stunden regte sich etwas in der monotonen Zelle der Familie Bright und eine Art von Soldat blickte durch das schmale Fenster der Tür, unserer Gefängniszelle.

„Du da, mit den blauen Haaren. Aufstehen und mitkommen“!!

Der Befehlston war barsch und er ließ mich innerlich erzittern. Ich bekam Angst. Panisch blickte ich zu meinem Vater hinüber. Seine Augen verrieten mir nichts anderes, als das, was ich gerade selbst empfand.

„Lasst sie hier! Nehmt mich dafür! Bitte Sirr“! Er sprang auf und versperrte mir den Weg.

„Vergiss es. Sie wollen die Kleine“. Der Mann öffnete die Tür des Kerkers und zog mich an der Hand hinaus. Meinen letzten Blick legte ich auf Neds Gesicht, der schockiert, mit Tränen in den Augen zu mir starrte, hilflos.

Ich ahnte Schlimmes, um meinen Dad und meinen Bruder nicht zu gefährden, befolgte ich die Anweisungen es Feindes und ließ mich, gefesselt und ohne Gegenwehr die langen schmalen Gänge entlang transportieren.

Es war eine Art Zeltlager, die die Gardiens in der Stadt aufgeschlagen haben mussten. Die Umgebung kam mir bekannt vor, aber so recht konnte ich mein Umfeld, als es in ein nächstes Zelt ging und ich frische Luft atmen konnte, nicht zuordnen.

Ich ließ mich schließlich vor 3 Menschen abstellen und blickte mich verunsichert in dem recht großzügigen Zelt um. Es standen allerlei Apparaturen herum und an einem Tisch saß ein alter Mann, neben ihm ein etwas jüngerer, und an einem Computer eine Frau mit blonden kurzen Haaren.

„Ist sie es“? Der Soldat an meiner Seite nickte.

„Du bist das Medium des Bodys, der gestern in Kampfhandlungen verwickelt war“?

Ich wusste aus Actionfilmen, dass es besser war, jetzt nichts zuzugeben.

„Ich versteh sie nicht! Was reden sie da“? Klug Blue! Hätte ich mir meine Haare nicht blau gefärbt, hätten sie mir die Blondinennummer so oder so abgekauft.

„Tu nicht so, du hast die Uniform der westlichen Sphäre an“! Der alte Mann deute mit dem Stift auf mich.

„Das ist Blue Bright, keine Frage“, jetzt meldete sich die blonde Frau zu Wort. Woher war sie sich so sicher? Sie blickte mich kalt an.

Irgendwie komisch. Sie hatte furchtbar kalte, bösartige Augen, doch zugleich erinnerten sie mich ans Meer. Na ja… ans Tote Meer… als Schwarze unendlich gruslige Meer mit Meeresmonstern und Killerhaien.

Der alte Mann murmelte, dann schrieb er ein Blatt Papier voll.

„Was machen wir jetzt mit dir“?

„Umlegen“! Der junge Mann, neben dem Alten, erinnerte mich etwas an Tai.

„Sie ist eine potentielle Gefahr und sie ist der Schlüssel zu den Kampfmaschinen unseres Gegners. Sie nur gefangen zu nehmen würde die Folge haben, dass ihr Partner sie sicherlich irgendwann mit allen Mitteln wieder zurück haben wollen würde“, stimmte schließlich auch die Blonde dem Jungen zu und der alte Mann nickte.

Das gefiel mir nicht.

„Wie… sie können doch nicht einfach… bekomm ich nicht so etwas wie eine Gerichtsverhandlung? Nen Anwalt? Freiheitsentzug …oder so? Das ist ein Verbrechen“!

Der Mann vor mir sitzend stützte sich auf und nickte. „Wir handeln nur zum Wohle unseres Volkes“!

„WAS IST DAS FÜR EIN HANDELN? SIE SCHADEN DOCH DURCH KRIEG DEN MENSCHEN. SIND SIE WIRKLICH SO BLÖD“??

Ich keifte nun wild drauf los. Das alte Menschen sich auch immer anmaßen durften einfach so Kriege in die Welt zu setzten!!

„Tai..Tai wird mich retten und dann werde ich ihnen den Arsch wegbomben“!!

Brüllte ich verzweifelte und im Nacken spürte ich den Soldaten, der mich zu bremsen versuchte.

„Sie verstehen nichts. Sie sehen nur die eine Seite, die negative Seite, des Krieges. Wir versuchen das Leben der Erdbevölkerung dauerhaft zu sichern, nicht nur für ein paar Tage oder Wochen. Ihr jungen Dinger seit es, die ignorant sind. Und manchmal muss man dafür auch etwas opfern.

Er verzog dabei keine Miene, als er davon insgeheim sprach, Leute zu töten, MICH ZU TÖTEN!

Ich wurde schließlich zurück in die Zelle gebracht, wo meine Familie schon auf mich wartet.

Ich konnte ihnen nicht sagen, dass ich höchst wahrscheinlich gerade zum Tode verurteilt wurde.
 

Am nächsten Tag spielte sich ein ähnliches Szenario erneut ab. Mein Vater und Ned blickten mich bedröppelt, verängstig und hilflos an, als der Soldat die Tür erneut öffnete und ich ohne Worte mir Handschellen umlegen lies.

„Habt keine Angst. Ich komme gleich wieder“, lächelte ich ihnen entgegen, ehe sich die Tür hinter mir schloss und ich den Pfad meiner letzten Minuten anfing langsam hinaufzutrotten.

Die Tür zu einem seltsamen, verglasten Raum wurde geöffnet. Diesmal ging es nicht in das Zelt mit den vielen Apparaturen, dieses Mal ging es in eine Art Sicherheitsraum

Ich sah einen Stuhl und einen Tisch, vor mir einen riesigen Spiegel.

Zwei Männer geleiteten mich ins Innere des Raumes und drückten mich auf den Stuhl. Danach legten sie mir eine Augenbinde an und mir wurde klar, dass dies wohl ein Teil der Vollstreckung war.

Sie wollten mir sicherlich in den Kopf schießen.

***Pennngg..****so das die Hälfte meines Gehirns dann an der Wand klebte. Die Wände waren gefliest, da ließen sich die Spuren meines Mordes ganz einfach mit Meister Propper von Wand und Boden wischen

Ich hatte noch immer meinen weißen, engen Overall an und keine Chance, meine Hände in irgendetwas Stoffartiges zu krallen. Er war ja, wie bekannt, so furchtbar eng.

Ich fühlte mich schrecklich. Leer, ratlos, hilflos, traurig, allein und deprimiert, dass mein Leben zwar sehr ungewöhnlich, aber auch sehr früh beendet wurde.

Obwohl ich eine Augenbinde aufgesetzt bekommen hatte, kniff ich meine Lieder zusammen und wartete auf das Ende. Ich hörte nichts, kein Atmen, keine Schritte, es war beängstigend still.

Nach einigen, schier endlosen Sekunden, ertönte ein Türknarren und ein Schuss fegte durch den Raum.

Jetzt war es endlich passiert und es fühlte sich schmerzlos an als ich befürchtet hatte.

Irgendwann würde ich doch sicher umfallen, oder nichts mehr mitbekommen, aber es folgte noch ein klar und deutlicher Schuss.

Aber er galt wohl nicht mir, jedenfalls spürte ich in mir nicht die Bohne von Tod und Überlebenskampf.

Meine Augenbilde wurde mir ruppig von meinem Gesicht gerissen und ich hastete mit meinem Kopf hinter mich.

Da stand er, hielt eine Knarre dem Spiegel entgegen und drückte ab.

denn im selben Moment folgen uns die Splitter um die Ohren.

Als er fertig war, riss er die Fesseln von meinen Händen, in dem er etwas recht seltsames in das Schloss der Handschellen stecke und diese sogleich von meinen Händen vielen.

„Raus hier“!

Es war wie ein weißer Traum.

Diese Szene mit dem Prinzen und dem weißen Pferd, was widerte, wenn der Prinz mit seinem Haar in der Luft herumwedelte.

Es war dieser Moment, in dem mir klar wurde: Er war es. Er war mein lang gesuchter Held.

Seine Hand griff nach meiner, und wir eilten durch die Tür hinaus in den langen schmalen Gang.

Sirenen ertönten und anscheinend war seine Rettungsaktion für gerade mal 1 Minute unentdeckt geblieben.

Hinter uns polterten schon die ersten Schritt. Er bemerkte, dass auch der Weg nach vorn langsam gefährlich wurde, so blickte er sich um und schließlich verschwanden wir in einer Seitentür.

Die Tür wurde von ihm ruppig geschlossen, dann hörten wir Männerstimmen.

Es muss eine Art Kammer gewesen sein, in der wir uns verkrochen hatten. Ich spürte etwas Seltsames an meiner Ferse, und an meinem Rücken drückte sich eine Art Stiel heran.

„Tai“? Ich traute mich kaum zu flüstern, doch ich musste es jetzt tun.

„Bist in Ordnung“? Erwiderte er mir.

Ich verjate ihm und stellte fest, dass er seine Arme um mich gelegt hatte.

„Blue… du bist so dumm“, raunte er leise, fast schon erleichtert. Sein Atem war noch unregelmäßig, sein Herz pochte laut, und ich, ich fing an zu weinen, weil ich dem Tod gerade entrunnen war und das Adrenalin nicht nur Herz, sondernd auch Tränendrüsen pulsieren ließ.

„Ich hab dir doch gesagt, du sollst beim Body bleiben… du ..du hast es mir versprochen“!

Ich schluchzte noch mehr und nickte. „Es tut mir Leid“.

Seine Hände griffen um meine Taille. Ich spürte nur, wie eng er mich an sich drückte, so als ob er befürchtete, ich würde erneut weglaufen.

Hatte er wirklich so große Angst um mich gehabt?

„Tu das nie wieder Blue“, hörte ich ihn leise in meinen Overall wispern, als er seinen Kopf auf meine Schulter gelegt hatte.

„Mach mir nie wieder solche Angst!!

Sei nie wieder so unvernünftig!!

Bleib bei mir….

…. Bleib bitte bei mir“.

Ja genau, dass war Tai. Genau diesen Wortlaut hatte mir Tai, the Kid in einer dunklen Kammer ins Ohr gehaucht.

In diesem Moment konnte ich nur leise seinen Namen jaulen und ins dunkle Nicken.

Seine Wange war rau, weil er sich wohl die Tage nicht rasieren konnte. Ich spürte sie an meiner, als ich ihm um den Hals viel, als eine Art Entschuldigung.

Ich konnte ihn nicht sehen, ich konnte Tai nur erahnen, ertasten und es viel mir schwer, meine Gefühle jetzt im Zaum zu halten, weil es sicherlich jetzt wichtigeres gab, als in Gefühlseuphorie zu verfallen.

Aber wie es mir schien, hatte selbst Tai nicht das Bedürfnis, sich um unser Leben zu sorgen.

Er wirkte auf mich plötzlich wie mein Vater, kurz nachdem ich fast wegen Tai im Meer ertrunken war.

Ich lag in seinen Armen und plötzlich kam wieder dieser Moment. (den Tai auch gerne mal versaute)

Seine Nase stubbste etwas an meiner Wange herum und ich hob meinen Kopf ein Stück zu ihm, spüre seine Wange langsam an meiner entlang streichen, seine Nase, und schließlich seine Lippen, die mein Kinn suchend entlangfuhren.

Ja dieser Moment, er war so perfekt, er war kaum auszuhalten.

Ein Atem schlug heftig in mein Gesicht, ich spürte seine Finger, die mehr und mehr Druck auf meinen Körper ausübten. Ich wollte seine Nähe, ich wollte ihn spüren und all das vergessen, was mir die letzten Stunden widerfahren war. Bei ihm, da war alles andere egal. Jeglicher Krieg, Schmerzen und Leid.

Es gab nur ihn.

Sein Duft strömte mir die die Nase und in der Dunkelheit suchten wir einander fast schon als ob es Gewohnheit war. Seine Lippen glitten langsam hinauf und ich suchte mit meinen Händen sein Gesicht.

Plötzlich hatte er seinen Atem angehalten, ein Zeichen dafür das er wohl ebenso angespannt war wie ich.

Ich war im Begriff Tai zu küssen.

Ich war im Begriff ihm meine Gefühle zu gestehen

Ich war im Begriff für diesen Moment mein komplettes Leben in seine Hände zu legen.

Ich war im Begriff mein Leben für ihn zu ändern.

Ja, ab diesem Moment voll und ganz.

Seine Lippen, seine Haare, sein Geruch, sein Atem, die Welt schien stehen zu bleiben.

Meine Adern weiteten sich, mein Herz pochte fast süßlich und schmerzend schnell, ich stand unter Spannung, unter Erregung, weil ich nicht wusste, was auf mich zukam, wenn er mich endlich küsste.

Endlich!

Meine Lippen spürten seine. Leicht, zart, wie eine scheue Begrüßung.

„WO SIND SIE“??

Eine Hand pochte gegen die Tür.
 

Schwubb, da war dieser Augenblick auch schon wieder weg.

Wieso auch nicht???!!

Ich würde wütend.

Erst meine Bucht, meine Freunde, dann meine Familie und jetzt AUCH NOCH MEIN ERSTER KUSS MIT TAI!!

DIE HATTEN NERVEN!!!

Hätte ich jetzt den Body zur Hand, ich würde ihm befehlen, die ganze Anlage kurz und klein zu trampeln.

Tai hielt meine Hand und horchte in die wieder entstandene Stille.

Gut, wenn sie vorbeigezogen waren, konnten wir doch weitermachen!

Die Stille trügte aber nicht lange, dann vernahmen wir seltsame Explosionen und eine leichte Bodenerschütterung.

„Sie…sie werden angegriffen? Aber von wem“?

Keuchte Tai und schon hatte er die Tür aufgetrampelt und zog mich weiter.

Uns kam eine riesen Staubwolke entgegen und als die Sicht etwas klarer wurde, und der Gang sich langsam seinem Ende zuneigte, blickten wir einem klaffendem rrriiiesen Loch entgegen.

In den Außenanlagen, mitten in einem Beet sahen wir schließlich den Body herumstehen.

„Jjuhu… das is mein Junge“, grölte Tai und ich ließ ich zu einem ebenfalls übermütigen Gebrüll verleiten.

„Er hat dich gehört! Er will dich retten“! Japste Tai und krabbelte auch schon auf das Metallgefährt herauf.

Ich nickte und wollte ihm folgen, doch durch die übermütige Ankommensfreude zischte ein seltsamer knallender Laut.

Ich zuckte erschrocken zusammen.

Es war wie ein kleiner, kurzer Stich.

Plötzlich spürte ich nichts mehr.

Tai blickte mir entgegen. Ich sah, wie er vom Body wieder hinunter kletterte.

Er hatte sich über mich gebeugt.

„Blue… Blue“!!!

Seine Hände wischten mir über das Gesicht.

Er hatte plötzlich wieder diese furchtbar traurigen Augen.

„Tai..ich…“.

Ich spürte, dass er mich zu tragen anfing. Nach einigen Sekunden blickte ich der Luke entgegen, die sich schloss.

In meinem Rücken drückte sich langsam ein pochender Schmerz empor. Es schien fast so, als ob ich von Sekunde zu Sekunde immer tauber wurde. Meine Fingerspitzen, die an Tai‘s Wange lagen, versuchten vergebens seine kleinen rauen Stoppeln, die ich plötzlich so lieb gewonnen hatte zu ertasten, doch ich spürte nichts mehr.

„Tai, was ist mit mir passiert“? Fragte ich ihn, während er mich auf den Schoß nahm und ich auf ihm sitzen meinen Kopf auf seine Schulter legte.

„Du wurdest angeschossen. Es ist wichtig, dass du jetzt nicht einschläfst! Bleib wach… erzähl mir etwas.. Blue“!

Ich beobachtet seine Haare, die sich in seinem Nacken etwas lockig kräuselten. Er war verschwitzt, ab und zu spürte ich leicht seine Hand an meinem Rücken.

„Ich..ich hab Neddy und meinen Vater wieder gesehen. Neddy hat eine Freundin. Sie heißt Sara. Mein Vater hat mir gesagt, dass meine Mutter ebenfalls ein Medium war, oder noch ist. Glaubst du das… ich bin also die nächste Generation…“, säuselte ich. Weiter kam ich nicht mehr. Ich fühlte mich schlapp und müde, ich wollte einfach nur schlafen.

Gut und lange und ausgiebig schlafen.

Von dunklen, engen Kammern träumen.

Davon träumen, wie ich am Strand liege, und neben mir der rothaarige, mit einer Sonnenbrille auf der Nase.

……

……..

……………………
 

Wirklich!

Ich wäre fast draufgegangen habe sie mir gesagt!

Als ich schließlich meine Augen wieder öffnete, blickte ich einer grellen Deckenbeleuchtung entgegen. Das monotone Piepen erinnerte mich an einer Krankenhausserie, und sonderlich schien ich davon ja auch nicht alt zu weit entfernt zu sein.

Ich lag auf der Krankenstation der Force.

O.k… was war passiert.

Schuss

Aua

Tai schniefend über mir

Schlaf

„Sie ist aufgewacht“!

Die Stimme, die gedämpft an mein Ohr klang, kannte ich doch!

„Lydia“?

Ja genau das Busenwunder, wie es leibt und lebte.

Immer noch so monströs und niedlich. Ich konnte mein Glück kaum fassen, sie zu sehen.

Hinter einer Glaswand stürmte sie nun in mein Krankenzimmer.

„Blue, wie schön. Du bist wieder bei Bewusstsein. Alle haben sich solche Sorgen gemacht“. Und schon hatte sie sich um mich umschlungen und drückte Tränen heraus.

Sehr authentisch keine Frage.

„Ich hatte solche Angst. Die Ärzte haben zwar gesagt, dass die Kugel nichts Lebenswichtiges getroffen hat, aber ich hatte befürchtete, dass du aus deinem Schlaf nie wieder erwachen würdest“. Sie schniefte und schniefte mir das ganze Laken voll.

Ich musste ihr über die Haare streichen. „Na so weit ist es Gott sei dank nicht gekommen“.

Sie nickte und berichtete mir davon, dass der Body an Biomasse abgenommen hatte, und nun zur Reparatur war.

Danach kam mich der Arzt besuchen und riet mir dringend, etwa 3 Wochen zu pausieren. Im Regelfall würde lediglich eine kleine Narbe übrig bleiben. Lediglich der Blutverlust war besorgniserregend gewesen. Er konnte mich auch schon entlassen, nachdem der Tropf durchgelaufen war.

Ich zog mir mein schwarzes Kleid, welches Lydia mir dagelassen hatte, über und verabschiedete mich von dem weißen Sarg, wollte so eben den Raum verlassen, als mir Tai eilig vor den Kopf stieß.

Wieder einige Gehirnzellen wenigere.

Was soll‘s.

Er schien erschrocken und auch ziemlich eilig unterwegs gewesen zu sein.

„Ich hab‘s erst gerade erfahren. Du wirst entlassen“?

Na ja, zwischen aufwachen und auschecken waren ja lediglich 2 Stunden vergangen. Komisch war das schon, sonst mussten die Patienten doch noch zur Beobachtung dableiben?

„Ich weiß auch nicht. Der Arzt hat das so gesagt“, erwiderte ich ihm. Er nickte und begleitete mich hinaus.

Ob er das mit der Kammer schon vergessen hatte?

Ich jedenfalls nicht, und mir wurde immer mulmiger, je länger er neben mir herlief.

„Ich hab ein Riesenpflaster auf dem Rücken“, murmelte ich in die Stille, weil ich es langsam nicht mehr aushielt, so wortlos, fast verklemmt neben ihm herzulaufen.

„Wenn es dir besser geht, hoffentlich erholt sich der Body jetzt auch. Seitdem du angeschossen wurdest, baut er Biomasse ab. Es scheint fast so, als ob er auch krank ist, eine Art Virus hat“.

Wie kam er darauf, jetzt über die Krankheiten einer Maschine mit mir zu reden zu müssen??? Ich wurde hier angeschossen!! Nicht diese dämliche Büchse!!!

Schnaufend folgte ich ihm in den Trakt.

Dort standen wir eine Weile vor dem riesigen Müllberg herum. Mir entging nicht, dass der Body eine rostige Färbung angenommen hatte. Als ich ihn berührte, spürte ich eine unangenehme Kälte durch meinen Körper fahren.

„Du hast Recht. Irgendetwas ist anders“.

Ich war ratlos. Was hatte meine Krankheit mit dem des Bodys zutun?

„Ihr beide seit miteinander verbunden. Was meinst du, warum du so schnell relativ gut genesen bist Blue“!

Hinter uns kam der Chef angewalzt, mit ein Paar Schränken im Schlepptau.

Er hatte sich vor uns positioniert.

„Diese Mission ist gründlich fehlgeschlagen Kid. Wie kann man als Sohn des Obersten nur so versagen?? Stümperhaft“!

Ich traute meinen Augen kaum. Der Vater hatte dem Sohn einen rechten Hieb verpasst, so dass Tai kurz keuchend zusammensackte.

„Es tut mir Leid Sirr, die Umstände haben sich geändert. Ich habe versucht die Mission noch zu erfüllen, doch mir ist es durch den Zwischenfall mit meinem Medium nicht gelungen“.

Tais Vater nickte und wurde noch aggressiver.

„Wozu hast du eine Kampfausbildung? Was ist mit Personenschutz? Dir sollte klar sein, dass der Schutz deines Mediums oberste Priorität hat. Ohne sie bist du NICHTS“!

Er wollte erneut zu einem Schlag ausholen, doch ich stellte mich ihm entgegen. Wie konnte er so herzlos sein? Und überhaupt, es war meine Schuld, nicht Tais.

„Ich war es, die sich den Befehlen von Tai widersetzt hat. Wenn jemand Schuld an Misslingen der Mission hat, dann ich Sirr“!

Er hob die Augenbrauen.

„Du bist zu naiv. Dein Freund müsste in jeglicher Lebenslage sicherstellen, dass die Mission und Personen geschützt sind. Er hat versagt“!

Er schob mich beiseite doch ich hielt seinen Arm fest. Tai sah seinem Vater furchtlos in die Augen. Er hatte sich bestimmt damit abgefunden, für jeden kleinen Fehler so bestraft zu werden. Er zuckte ja noch nicht einmal zusammen.

„Lasst ihn“!

„Blue, dass geht dich nichts an“, erwiderte schließlich Tai und lächelte mir müde entgegen.

„Es….es geht mich etwas an! Du Idiot“!

Der Vater ließ von ihm. „Ich verstehe“, murmelte er und nickte mir zu, so dass ich nun auch seinen Arm loslassen konnte.

Was er verstand, war mir zwar nicht klar, aber wenigstens hatte er verstanden, so hoffte ich, dass diese Art von Strafe nichts brachte.

„Es ist bewundernswert und fast naiv, wie sehr sie ihren Partner nach all dem noch schätzen Blue. Bedenken sie, in welche Lebenslage er sie gebracht hat“, murmelte der Oberste Befehlshaber und zog mit seinen Schränken schließlich von dannen.
 

Ich lag die nächsten zwei Tage stur in meinem Bett herum, starrte die Decke an und versuchte vergebens mir vorzustellen, wie es wäre, wenn jemand durch meinen Tür kam, und mich besuchte.

Lydia war mit dem Body und dessen Pflege beschäftigt und Tai bekam Extratraining, ging früh, und kam spät nach Haus.

Lydia meinte, dass ich unbedingt Bettruhe halten müsse. Nicht nur meiner Gesundheit halber, sondert auch wegen dem Body.

Es war an diesem Tag schon sehr spät und ich stand im Bad, und versuchte das Pflaster auf meinem Rücken zu lösen.

Bemerkt man, dass ich im Stehen kaum den Boden erreichte, war ich in dieser Hinsicht auch nicht sehr gelenkig und zupfte verzweifelt an dem rechten unteren Zipfel des Pflasters herum.

Die Tür knarrte etwas und plötzlich stand er hinter mir und machte große Augen.

„Sollte das nicht ein Arzt machen“? Murmelte Tai.

Er ging zum Waschbecken und steckte seinen Kopf darunter.

„Ich mag die Krankenstation nicht. Es ist doch nur ein Pflaster und es juckt so schrecklich“.

Er tauchte unter dem Handtuch wieder auf und legte es sich um die Schultern.

„Soll ich dir helfen“?

Ich nickte grinsend und drehte mich zur Wand. Er löste das Pflaster langsam und starrte schließlich einige Sekunden auf meinen Rücken.

„Und“?

„Na ja, es ist wahnsinnig blau..“! Erwiderte er. Danach tupfte Tai etwas Desinfektionsmittel auf die Wunde und klebte ein neues Pflaster drauf. Während er seine Tat vollendete wurde mir klar, dass wir jetzt vielleicht eine ungestörte Minute hatten. In dieser Minute könnte so einiges passieren.

Also fing ich mutig an.

„Sag mal, das, was du mir damals in der Kammer gesagt hast, war das ernst gemeint“?

Sein Glattstreichen des Pflasters, sanft über meinen Rücken, überbrückte seine kurze Überlegungsphase.

„Ja, wieso nicht“.

Klar, wieso nicht. Was Tai sagte, meine Tai auch so, nicht wie bei Blue.

„ O.k“, ich pustete leise. Wie sollte ich es am besten anstellen? Wie sollte ich anfangen? Sollte ich mir im Haar herumspielen? Das waren doch so eindeutige Signale!

„Ich.. Weißt du…“. Jetzt kam wieder dieses rumgestotterte.

Tai war fertig und ich drehte mich hastig um. Irgendwann musste es raus. Ich hatte keine Zeit mehr, ich lebte doch mit der Gefahr jeden Tag hinterrücks ermordet zu werden.

Jetzt war die Zeit kommen es ihm endlich zu sagen.

Mit großen Augen, mit sanfter Stimme und in keiner Panty und im BH.

Genau jetzt.

Ich setzte gerade zu einem Wort an, da schoben sich seine Arme um mich und sachte drückte er mich gegen sich.

Die Worten waren schockiert wortlos aus meinen Mund gepustet worden.

„Schön… das es dir besser geht“, flüsterte er wieder zart hinter mein Ohr.

„Tai“! Energisch riss ich mich von ihm los und wollte nun endlich Mut zur Tat etwas Wichtiges loswerden. Doch…

…wenn er nicht so einen furchtbar roten Kopf gehabt hätte, hätte ich‘s sicherlich auch geschafft. Aber vorher musste ich ihm noch ins Gesicht lachen, und das fand er gar nicht gut.

„Was… hast du?!“ Er atmete einmal tief aus doch ich bekam mich nun gar nicht mehr ein.

„Das is mir zu blöd…“! Und schon lief er mir davon. Lieder hatte Tai nicht mit meinem sozialen Arrangement gerechnet.

Er warf sein Handtuch nach mir, mit dem Ton, ich solle ihm nicht in seine Gemach folgen, als ich ihm pustend hinterher kroch.

„Wieso bist du rot geworden“?

Er ignorierte meine Frage und warf sich auf sein Bett. Im nächsten Moment ignorierte er mich, in dem er ein Buch zur Hand nahm, und so tat, als ob er es las.

„Ich bitte dich. Du warst noch nie authentisch, wenn es ums Bücherlesen ging. Erinnerst du dich? Damals in der Bibliothek“?

Ich hörte ein Raunen. Langsam kroch ich zu ihm hinauf, auf das Bett und zog das Buch aus seinem Gesicht.

„Ich… ich bin sehr glücklich. Auch wenn du mich erst zu meinem Glück zwingen musstest“, sagte ich ihm ins Gesicht.

Ja, so war es auch.

Ich war glücklich. Glücklich mit ihm.

„Das… das ist schön“.

Er hätte mir ruhig etwas ausführlicher Antworten können. Immer kam mir Tai mit solch neutralen Antworten.

Also… o.k. Wie jetzt anfangen, einen Jungen zum ersten Mal zu küssen?

Da war kein Moment zwischen uns, den ich jetzt auskosten konnte, da war nur gähnende Leere und ein Kissen.

Ich ließ mich schließlich neben ihm nieder.

„Willst du nicht allein schlafen“? Frage er mich, während er wieder ins Buch schaute.

„Ich lieg schon den ganzen Tag allein im Bett herum. Ich brauch auch mal Abwechslung im Bett“.

*knick*knack*

„Macht man das einfach so. Mann und Frau meine ich“?

„Wieso nicht“?

„Na weil sie doch dann… im Bett…zur Sache gehen, weißt du! Frauen schlafen doch immer zusammen im Bett und veranstalten Schlummerpartys oder so“!

„Ich weiß nicht. Wieso sollten Mann und Frau nicht auch einfach so nebeneinander schlafen können? Du hast es schließlich auch in na grünen Blase mich überlebt“, erwiderte ich ihm und mir kam gerade wieder der Gedanke, meine Brüste zu kontrollieren.

Durch die Unterwäsche, die ich anhatte, konnte kein Nippel hindurch dringen, ganz sicher.

Aber… mit Unterwäsche im Bett eines Mannes zu liegen, ist auch sehr verquer, wenn man nicht auf Sex hinaus ist.

Was..in meinem Fall, ja auch gar nicht sooo verkehrt war. Oder derjenige ist schwul.

Das musste Tai ja auch nicht so genau wissen.

Ich wurde langsam verzweifelt. Es konnte doch nicht so schwer sein, endlich mal offen zu sprechen. Über das, was man über den andern dachte.

„Kennst du denn nun den Unterscheid zwischen Freundschaft und Liebe Tai?“.

Er sah mich an, fast schon erschrocken. Ich wusste, dass meine Wangen rot angelaufen waren, weil ich es ihm endlich insgeheim gesteckt hatte. Ob Tai es auch so verstanden hatte, ob er wusste, dass er damit gemeint war, wusste ich nicht.

„Ich kenne den Unterschied Blue“.

Ich ließ mich ins Kissen fallen und seufzte lang. „Da bin ich froh, dass meine Lehrstunden nicht ganz aussichtslos waren“.

In Gedanken starrte ich die Wand an.

Was er jetzt wohl über mich dachte?

Wie es Vater und Ned wohl ging? Ich wusste, dass sie nicht in Gefahr waren, die Gardiens hatten gar kein Interesse ihnen etwas anzutun und mein Vater wusste nicht mehr, als ich am Anfang der Geschichte.

Ich musste sie befreien und dann… wenn der Krieg endlich zu Ende war, was würde dann mit mir geschehen?

Ich legte meinen Kopf etwas beiseite und blickte Tai an, der wirklich ins Buch schaute und mit tiefen Augenbrauen wohl nicht den Sinn dessen begriff.

Würde ich wirklich bei ihm bleiben? War das meine Welt hier? Ich hatte zuvor nie im Traum daran gedacht, eine Soldatin zu werden und dem Staat zu dienen. Und jetzt?

War es das, was ich wirklich wollte?

Nein, ich wollte nur bei Tai sein, nur wegen ihm, nicht wegen meinem Land, wegen meiner Stadt, wegen meiner Bucht, hatte ich ihm versprochen zu bleiben.

„Wegen dir…“, murmelte ich leise.

Tai musste es gehört haben, weil er kurz aufblickte.

Ich rollte meinen Körper auf die Seite und blickte ihn weiter an. In seinen Augen sah ich, dass er nicht so recht wusste, wieso ich ihm so deutlich meine Aufmerksamkeit schenkte.

Tai hatte wie gesagt rote Haare. Am Ansatz waren sie schon leicht hell, aber der Übergang war sehr fließend.

„Was hast du denn eigentlich für eine Haarfarbe“?

„Na rot“!

„Nein, als du noch klein warst und noch nicht so eitel und krank im Kopf“!

Er murrte. „Ich bin doch nich krank im Kopf. Meine Haarfarbe drückt nur meinen eignen Stil aus. Und außerdem, schau dir doch selbst mal ins Hirn, deine Haarfarbe ist ja wohl viel kranker“!

Oh.. Ich glaube, mit dieser Bemerkung hatte ich seinen wunden Egopunkt getroffen.

„Ja, du bist mir gleich aufgefallen“, grinste ich ihn an.

Wieder murrte er. „Braun, helles braun“.

Fast wie Ben.

Er hatte wohl wieder nicht die Möglichkeit gehabt, zum Frisör zu gehen. Im seichten Licht sah mein einige helle Stoppeln aufblitzen. Sie waren deutlicher als noch die letzten Tage, als damals, in der Kammer, wo ich sie an meiner Wange hab entlang kratzen gespürt.

Ich hatte Lust mit den Finger sein Kinn entlangzufahren, hinab, über seine Brust… und das Licht der dämmernden Leuchte neben dem Bett hätte ihn leicht angeschienen.

Ich seufzte. Das war doch schon wieder pervers. Tai lag neben mir, und ich dachte daran ihn zu verführen.

Ob er wohl je von einer Frau verführt wurde?

Tai rutschte an der Bettlehne hinunter und klappte sich das Buch auf seine nackte Brust. Wir lagen nun tatsächlich auf Augenhöhe und er blickte mir langsam, scheu in die Augen.

Dieser Moment zwischen uns, plötzlich schoss er hinauf in den messbaren Bereich.

„Willst du nicht schlafen? Du wurdest gestern schließlich operiert, und heute entlassen“, sagte er sanft, fast schon besorgt.

Ich schüttelte den Kopf. Es war fast beängstigen, wie gut es mir ging.

„Hab ich einen Tag durchgeschlafen“?

„Ja, vorgestern bist du angeschossen worden, und ich hab dich mit dem Body wieder zurück auf die Insel gebracht. Sie hatten dich in der Nacht noch operiert“.

Sein Arm legte sich hinüber zu mir und er strich mir durch mein Haar. Ich spürte am Haaransatz ein angenehm stimulierende Gefühl. Ich mochte es, wenn man mein Haar berührte, aber das wusste Tai natürlich nicht.

„Ich mag dein Haar trotzdem“, meinte er leise.

Ich mochte seins auch. Ich mochte seine grauen, traurigen Augen, ich mochte seine Hände, obwohl sie manchmal grober als gemocht mit mir umgangen. Aber, genau das war es, was mich bei Tai so… man konnte es, anmacht, sagen.

Wieso, weil er nicht der Typ von Mann war, der Frauen wie eine Pfirsichschale anfasste.

Man nannte sie auch Weichei. So wie Phill, wie Ben und wie alle anderen Männer, die ich bis dato kennen gelernt hatte.

Tai konnte man nicht in die Karten schauen, er war interessant, er wurde nicht langweilig.

Genau das war es, was mich an Tai doch reizte. Aber hielt dieser Reiz auch auf Dauer an?

Würde ich wirklich länger bei ihm bleiben können?

In Gedanken bemerkte ich, dass Tai sich etwas aufgestützt hatte, so dass er nun fast über mir war.

Seine Hand fuhr hinauf zu meiner Schulter. Im ersten Moment war ich völlig perplex, weil ich nicht wusste, was er vorhatte. Seine Augen sahen ruhig aus, sein Atmung regelmäßig, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass er etwas vorhatte.

„Leg dich…leg dich hin“.

Er murmelte nur leise, und seine Stimme klang verunsichert, fast schüchtern. Ich tat, worum er mich bat und ließ mich zurück auf den Rücken wenden.

Ich spürte seine Finger an meiner Haut und ich spürte auch, dass er den Druck, den er noch bis vor kurzem auf sie ausgeübt hatte, in eine leichte Berührung, übergegangen war.

Er strich meinen Arm entlang und sein Körper rutschte noch etwas zu mir hinüber. Sein anderer Arm stützte sich dicht neben meinem Kopf auf das Kopfkissen auf und er beugte sich nun über mich, so dass ich ihn und sein Gesicht, mit den traurigen grauen Augen, anblicken konnte.

Ganz nahe, fast zu nahe, weil ich plötzlich nervös wurde, mein Kopf pulsierte, mein Atem plötzlich ausblieb und ich fürchterlich verkrampfte.
 

Kapitel 11/ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  capricious
2008-07-22T16:55:12+00:00 22.07.2008 18:55
Spannend!!! und hier machst du auch noch Schluss.... wann kommt das nächste Kapitel??? Muss unbedingt weiterlesen!!! Finde die Entwicklung der Story sehr gut, obwohl ich sagen muss, dass du die Rahmenhandlung schonmal liebevoller erzählt hast ;) Trotzdem verdammt fesselnd, mag einfach jede deiner Geschichten!!! Sie treffen immer vollkommen meinen Geschmack! So und nun freue ich mich auf die nächsten Kapitel, wirds denn adult? würde mich ja mal wieder freuen ;)
Ganz liebe Grüße Susi
Von: abgemeldet
2008-07-15T18:07:15+00:00 15.07.2008 20:07
Tolles kapi!!
Tai soll sich verdammt noch mal endlich anstrengen^^
du hast echt an ner blöden stelle aufgehört, wenn man das mal so sagen darf.. das ist echt fies ;)

schnell weiter^^

lg,
sarah


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