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Endormis

von

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Ungeplant

Protagonist: Sirius Black
 

***
 

Die Tage vergingen und Jana wurde nur sehr langsam wieder gesund. Immerhin aß sie mit jeder Mahlzeit etwas mehr und sie hatte innerhalb von ein paar Tagen auch schon wieder ein bisschen was an Gewicht zugelegt. Aber ich war mir nicht ganz sicher, ob das nicht auch nur Wunschdenken sein konnte.
 

Abgesehen davon war sie sehr anhänglich. Das war sie natürlich immer schon gewesen. Früher, als sie und James noch Kinder gewesen waren, war sie öfters zu ihm ins Bett geklettert, wenn sie sich nachts aufgewacht war und sich nicht gut gefühlt hatte. Auch später hatte sie sich allgemein immer etwas besser erholt, wenn jemand einfach nur bei ihr war und sie in den Arm nehmen konnte. Offensichtlich war diese Angewohnheit auch nach Jahren nicht verschwunden, in denen sie vollkommen auf sich allein gestellt gewesen war.
 

Das war jedenfalls mehr oder weniger gut für mich – wahrscheinlich aber eher weniger. Ich mochte Jana und mir war schon seit Jahren irgendwie bewusst gewesen, dass ich sie vielleicht auch etwas zu sehr mochte. So lange schon hatte ich versucht, das nicht blicken zu lassen, denn ich war mir sicher, dass James das nicht gefallen würde.
 

Früher, in Hogwarts, hatten wir öfters Meinungsverschiedenheiten gehabt, wenn es um ernsthafte Beziehungen ging. Damals hatte mir Jana noch nicht das gleiche bedeutet, wie sie mir jetzt und genau genommen, war ich ein ziemlicher Idiot gewesen, der nicht verstehen wollte, wie James sich nur so auf Lily versteifen konnte, während doch noch so viele andere Mädels nach Hogwarts gingen und ein offensichtliches Interesse an ihm hatten. Die Diskussionen darüber hatten wir irgendwann aufgegeben und uns nur noch im Stillen unseren Teil gedacht.
 

Aber nachdem James schließlich doch mit Lily zusammengekommen war, hatte sein Glück irgendwie dazu beigetragen, dass sich meine Meinung wohl nach und nach geändert hatte. Darüber hatte ich nie mit ihm gesprochen. Ich hielt es für nicht wichtig. Also hatte er auch nie erfahren, dass ich irgendwann angefangen hatte, mich mehr um Jana zu sorgen, als vorher.
 

Wenn er nun aufwachte und erfahren würde, dass ich mit seiner kleinen Schwester zusammen war, wie würde er wohl darauf reagieren? Unsere Beziehung zueinander war bisher zwar noch unausgesprochen und doch gab es für mich bereits kein Zurück mehr, denn ich hatte das größte Tabu gebrochen, das ich nur hatte brechen können. Das war im Grunde noch schlimmer, als die bloße Tatsache, dass ich mit Jana zusammen war. Aber vielleicht, wenn ich aufpasste, dass es nicht noch einmal vorkam, würde James es nie erfahren. Ich musste es ihm schließlich nicht direkt unter die Nase reiben.
 

Jana jedenfalls schien sich keine Gedanken darüber zu machen und ich wollte sie auch nicht so direkt darauf ansprechen.
 

Ich konzentrierte mich vor allem darauf, sie gesund zu pflegen. Es war wirklich mühselig, aber wenigstens kehrte nach ein paar Tagen ein gesunder Appetit zurück.
 

Corbie und Kirbie tauchten abwechselnd alle zwei Tage auf, um aufzuräumen, die Vorräte zu überprüfen und aufzustocken und um die Wäsche zu waschen. Sie hatten mir außerdem neue Umhänge vorbeigebracht, sodass ich meinen alten jetzt entsorgen konnte.
 

Mittlerweile war es auch Mitte August und ich begann mir Gedanken zu machen, was ich Jana zum Geburtstag schenken könnte. Die letzten Jahre hatte sie gar nicht gefeiert und wahrscheinlich würde sie noch nicht einmal selber daran denken, aber mir gefiel der Gedanke.
 

Ich wusste noch von früher, dass Jana recht begabt war, wenn es darum ging magische Gegenstände selber herzustellen. In ihrem fünften Schuljahr hatte sie einmal ein Kissen so verzaubert, dass es die Träume des Besitzers speicherte und morgens noch einmal abspielen konnte. Allgemein war Zauberkunst immer ihr bestes Fach gewesen, dicht gefolgt von Verwandlungen.
 

Ich bat also Corbie und Kirbie darum, nach etwas Ausschau zu halten, was man Jana in dieser Richtung schenken konnte. Das Gold dafür sollten sie sich einfach selbstständig aus meinem Verlies Nummer 711 besorgen.
 

In der Zwischenzeit überlegte ich mir weiter, wie ich es wohl anstellen würde, nach Hogwarts zu gehen, um Peter zu erwischen und dabei gleichzeitig auch für Jana da sein zu können.
 

Die Heulende Hütte fiel mir ein. Jedenfalls, würde ich mich dort sicher verstecken können und auch Jana könnte bei mir sein. Aber natürlich müsste ich sie dort erst einmal rein schmuggeln. Schließlich gelangte man nur vom Schulgelände aus in die Hütte und wenn das Schloss bewacht würde, dann könnte das schwierig werden.
 

Und die Hütte war natürlich völlig demoliert. Immerhin hatte Remus früher einmal im Monat darin gehaust und er hatte nicht ein Möbelstück heile gelassen. Es kam mir schon etwas schäbig vor, Jana in ein Versteck mitzunehmen, dass derart verfallen war. Und wie sollte ich sie versorgen, wenn es ihr nicht gut gehen sollte?
 

Nein, sie konnte nicht mit mir mitkommen. Mir fiel kein Versteck ein, wo sie sicher genug wäre und wo sie sich gleichzeitig auch gut erholen konnte. Sie musste also hierbleiben und ich brauchte einen Plan, wie ich zwischen ihrem Haus und Hogwarts pendeln könnte.
 

Ich konnte nicht einfach auf das Schulgelände apparieren. Diverse Schutzzauber sorgten dafür, dass es völlig unmöglich war, auf dem Gelände zu apparieren oder zu disapparieren. Also müsste ich wohl nach einem sicheren Ort in Hogsmeade Ausschau halten, um zu apparieren. Von dort aus, könnte ich dann nach Hogwarts gelangen. Diese Methode war zwar etwas umständlicher, aber offenbar die einzige Möglichkeit, die mir blieb.
 

Ich teilte Jana meinen Plan mit und sie schien nicht ganz glücklich zu sein, damit.
 

„Du musst nicht meinetwegen immer hin und her pendeln“, sagte sie. „Wenn sie dich erwischen, dann schicken sie dich nur wieder zurück nach Askaban!“

„Und wenn ich dich hier zurücklasse, dann siehst du in zwei Wochen noch schrecklicher aus, als letztens“, widersprach ich ihr. „Ich kann dich hier nicht nochmal alleine lassen. Du bist ja jetzt noch nicht mal wieder richtig fit.“

„Aber, wenn du ständig hin und her apparierst, dann riskierst du doch, dass sie dich dabei sehen könnten.“

„Hör zu, ich verspreche dir, dass ich auf mich aufpassen werde. Ich werde nicht riskieren entdeckt zu werden, OK? Aber ich werde dich hier nicht einfach so zurücklassen.“
 

Sie nickte etwas zögerlich, doch sie schien immer noch besorgt zu sein.
 

„Ich werd‘ mir ein sicheres Versteck suchen, wo ich apparieren kann, OK?“, fügte ich hinzu. „Wo sie mich nicht beobachten und fassen können. Bist du damit einverstanden?“

„OK“, antwortete sie.
 

Damit ließen wir das Thema vorerst auf sich beruhen. Jetzt waren die Ferien sowieso noch nicht zu Ende und im Moment hatte ich auch noch genug damit zu tun, mich voll und ganz um ihre Gesundheit zu kümmern.
 

Auch in den nächsten Tagen besserte sich ihr Zustand nur schleichend. Zwar aß sie mittlerweile genügend, aber ich hatte das Gefühl, dass sie manchmal auch etwas zu viel auf einmal aß. Jedenfalls war ihr gelegentlich etwas übel und manchmal musste sie sich auch tatsächlich übergeben. Das machte mir Sorgen, aber ich hoffte, es würde sich zeitnah legen.
 

Am Abend vor ihrem Geburtstag, kamen Corbie und Kirbie wieder vorbei. Sie hatten eine Buchreihe auftreiben können: „1001 praktische Zaubereien im Alltag“.
 

Ich blätterte ein paar Bände durch. Die Zauber waren wirklich gut beschrieben. Die Zauberstab-Bewegungen waren anschaulich anhand von Skizzen dargestellt. Es waren einige wirklich komplizierte aber nützliche Zauber dabei und ich wusste, Jana würde Spaß daran haben, die Zauber auszuprobieren.
 

Kirbie stellte unterdessen den Kuchen in der Küche ab. Ich hatte nicht erwartet, dass sie einen Kuchen backen würde. Ich hatte sie sie nicht darum gebeten gehabt, aber ich war begeistert von ihrer Idee. Es war ein Himbeer-Kuchen und Jana liebte Kuchen mit Früchten.
 

„Danke, Kirbie“, sagte ich. „Der ist großartig!“

„Kirbie hofft, dass er Miss Jana schmecken wird“, erwiderte sie mit einer Verbeugung.

„Das denke ich doch“, versicherte ich ihr, während sie ihre weiteren Einkäufe auspackte und im Vorratsschrank verstaute.
 

Die beiden Hauselfen blieben wie immer nicht sehr lange. Nachdem sie ihre Dinge erledigt hatten, verbeugten sie sich vor mir und verschwanden wieder. Ich ging wieder nach oben zu Jana, die gerade schlief und von alledem nichts mitbekommen hatte.
 

Am nächsten Morgen schien es ihr tatsächlich etwas besser zu gehen. Jedenfalls hatte sie genügend Kraft, um alleine ins Badezimmer zu gehen. Ich wartete der Weile unten in der Küche auf sie, wo ich das Frühstück schon auf dem Tisch stehen hatte.
 

Sie brauchte ziemlich lange und ich begann mir Sorgen zu machen, ob es ihr noch gut genug ging. Gerade wollte ich nach ihr sehen, als ich vorsichtige Schritte auf der Treppe hörte. Ich ging ihr entgegen.
 

„Ist alles OK?“, wollte ich wissen.
 

Sie nickte bloß und konzentrierte sich dann wieder darauf, nicht die Treppen hinunter zu stürzen. Ich hielt es nicht lange aus, ihr dabei zuzusehen und trug sie schließlich lieber die letzten Stufen hinunter und den Weg zur Küche. Hier setzte ich sie auf einem Stuhl ab.
 

Sie war blass. Blasser als noch vor einer Dreiviertelstunde, als sie aufgewacht war.
 

„Du hast dich übergeben müssen, oder?“, fragte ich, aber leugnen wäre zwecklos. Es war ihr auch die letzten Male immer anzusehen gewesen.
 

Wieder nickte sie.
 

„Und dabei hast du noch nicht mal etwas gegessen, heute!“, stellte ich grummelnd fest. Was sollte ich nur mit ihr anstellen? Das konnte doch nicht mehr normal sein!

„Aber ich hab‘ Appetit!“, versicherte sie mir. Dann wanderte ihr Blick zu dem Kuchen, den Kirbie gestern vorbeigebracht hatte und sie errötete leicht. „Aber es wäre nicht nötig gewesen, dass… … Ich meine … Danke.“
 

Ein flüchtiges Grinsen huschte über mein Gesicht. Es sah etwas komisch aus, wenn sie errötete, so blass wie sie war.
 

„Alles Gute zum Geburtstag jedenfalls“, antwortete ich. „Ich hoffe wirklich, dass du dich bald wieder erholst.“

„Danke“, erwiderte sie etwas verlegen.

„Vielleicht ist das Geschenk nicht sonderlich kreativ, aber ich hoffe es gefällt dir trotzdem.“
 

Sie errötete noch mehr.
 

„Du musst mir wirklich nichts schenken“, währte sie ab, als ich ihr die Buchreihe reichte.

„Ich weiß“, sagte ich und grinste. „Aber ich tu’s trotzdem!“
 

Ihre Blässe ergab zusammen mit ihrer Verlegenheit wirklich eine eigenartige Mischung, als sie ihr Geschenk entgegennahm, aber sie schien sich dennoch wirklich darüber zu freuen.
 

„Danke, die ist toll!“, freute sie sich. „Aber es wäre wirklich nicht nötig gewesen.“

„Ich hoffe jedenfalls, dass du sie vielleicht nützlich finden wirst.“
 

Sie lächelte und nickte. Dann legte sie die Bücher umständlich zur Seite und ich reichte ihr ein Stück von dem Kuchen.
 

„Oder möchtest du lieber erst was Anständiges essen?“, wollte ich wissen. „In der Hoffnung, dass du es nicht im Rückwärtsgang wieder hervorbringst.“

„Ist mir eigentlich egal“, antwortete sie. „Ich hab‘ auf alles Appetit.“

„Du bist schon komisch!“

„Vielleicht. … Ich bin schwanger.“



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