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Blatt im Regen

oder: Versteck mich!
von

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Eins

Titel: Blatt im Regen

Autor: Keema-chan

Disclaimer: Die gehören alle mir *_________*

Teil: Eins

Email: kyubimon1@gmx.de

Warnung: Evt. lemon/lime, auf jeden Fall sap

Kommentar:

Tjoa, hier also das erste Kapitel. Ich habe mir diesmal Mühe gegeben, Personen und Umgebung zu beschreiben, und ich weiß, dass ich darin nicht perfekt bin... Nyo ^.~ Hoffe, es gefällt euch trotzdem einigermaßen TT
 

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Der Regen prasselte nur so gegen das Fenster und ich seufzte auf. Seit Tagen saß ich nun schon hier fest, ohne Auto oder Freundin, ohne Job, mit einem Stück Nichts in der Hand. Den Kopf hatte ich in die Arme auf die Fensterbank gestützt und beobachtete das Geschehen auf der Straße. Mach dir keinen Kopf drüber, Adrian...

Klar, jeder steht irgendwann einmal am Anfang seines neuen Lebens, aber dass es so schwer sein würde, hätte ich niemals gedacht.

Mein Name ist Adrian, ich bin fünfundzwanzig Jahre alt und bin gerade mit meinem Kunststudium fertig geworden. Ich lebe in dem Haus, das ich von meiner Großmutter geerbt habe, und das – im wahrsten Sinne des Wortes – am Arsch der Welt steht. Hier läuft absolut nichts. Keine Disko, kein Kino, nicht einmal eine Bar oder etwas Ähnliches gab es hier. Und das Wort ‚Spaß‘ schien hier sowieso niemand zu kennen. Und doch hatte ich keine andere Möglichkeit gesehen, mich einigermaßen von meinen Eltern abzuseilen, als in mein Erbstück zu ziehen, wenn es hier auch noch recht leer wirkte. Richtig wohnen tat ich nur in Räumen: meiner Küche, dem Schlafzimmer mit dem kleinen Fernseher(Antennenempfang), dem Bad und – meinem Atelier.

Es war kein riesiges Atelier für richtig professionelle Künstler, das war ich ja schließlich noch nicht, aber schon ganz gut ausgestattet, wie ich mir eingestehen musste. Sämtliche Farbtöne hatte ich sowohl in Aquarell als auch in Acryl, sowie einen kleinen Vorrat an Leinwänden und speziellem Zeichenpapier. Die Tische waren verschmutzt, die Wände kahl bis auf ein einziges Bild, für das ich mich durchgerungen hatte, einen Rahmen zu kaufen. Doch alles in allem fühlte ich mich hier am wohlsten.

Wenn ich mich vor den Spiegel stellte, erkannte man einen relativ dünnen, aber sportlichen Mann mit stets zerzaustem, schulterlangem schwarzen Haar, dessen leuchtend grüne Augen geradezu hervorstachen. Eigentlich war ich mit meinem Aussehen zufrieden, wäre da nicht die Narbe, die von der rechten Schulter bis zum Gesäß über den Rücken ging; die hatte ich von einem Unfall, als ich mit vierzehn jungen Jahren noch wie ein Wilder mit dem Motorrad durch die Gegend gerast war – klein und dumm. Auf den freundlichen Hinweis meiner im Sterben liegenden Großmutter hatte ich schließlich, statt mich weiterhin meiner Rockerkarriere zu widmen, das Kunststudium begonnen, da ich schon immer etwas begabt in diesem Gebiet gewesen war, und ich liebte es. Bereuen tat ich nichts. Außer vielleicht die schlechten Erinnerungen an meine Jugend.

Seufzend hockte ich mich auf einen Stuhl in der Küche und rätselte vor mich hin. Was sollte man schon bei diesem bescheuerten Mistwetter anfangen? Mein klappriges Rad würde ich ganz bestimmt nicht aus dem baufälligen Verschlag, das sich Scheune nannte, holen.

Ein klägliches Winseln klang aus dem Schlafzimmer nebenan. Ich seufzte. Hatte ich doch tatsächlich vergessen, mit Umbrella raus zu gehen. Ich erhob mich von dem Stuhl und griff nach Leine, Regenschirm und zog mir die Schuhe an, ehe ich die schwarze Setterdame aus dem abgeschlossenen Schlafzimmer holte, nicht ohne vorher die Tür zum Atelier geschlossen zu haben. Ich musste die Hündin zu meinem größten Bedauern immer einsperren, damit sie mir nicht die Leinwände zerrupfte.

Umbrella gehörte zu meinem Erbe, und ich muss gestehen, dass sie mir ein bisschen lästig war. Aber was tat man nicht alles, um den verstorbenen Geistern seiner Verwandten Frieden zu bereiten? Im Grunde mochte ich Hunde ja, schon, nun, aber... Lassen wir das.

Also stand ich zwei Minuten später vor der Tür und sah mich kurz um. Niemand zu sehen. War ja klar, bei diesem Sauwetter traute sich niemand aus dem Haus. Alles Naturfeinde. Warum lebten sie dann hier?

Umbrella zog ungeduldig an der Leine und schleifte mich die nächste Viertelstunde geradezu hinter sich her. Was für ein Zufall, dass ich ausgerechnet an einem verregneten Tag mit Regenschirm und einem schwarzen Hund namens Umbrella spazieren ging. Am Ende war ich dann doch froh, niemandem zu begegnen, denn keiner meiner Nachbarn konnte mich richtig gut leiden. Alles Schein. Sie hatten mir nie verziehen, seit ich mit dem Motorrad ihre kostbare Statue des Bürgermeisters demoliert hatte – frag mich einer, warum die so etwas überhaupt hatten, bei diesem Dorf mit nicht mehr als zweihundert Einwohnern. Überhaupt mochte ich diese Gegend nicht. Aber eine andere Möglichkeit gab es einfach nicht, selbstständig zu leben.

Umbrella hob ihr Bein und markierte das Revier, wie jeden Tag. Und wie jeden Tag blickte ich die Straße hinab.

Wir befanden uns hier fast am Ende der Hauptstraße, der so ziemlich einzigen, die man hier so bezeichnen durfte, alles andere waren nichts mehr als Kieswege und vor Jahrzehnten einmal gepflasterte Gassen. Halb verdorrte Bäume sollten die Straße zieren und dem Durchfahrer einen netten Eindruck hinterlassen, aber irgendjemand hatte vergessen, den Einwohnern zu sagen, dass sie die Pflanzen auch pflegen mussten.

Ich redete immer von denen. Mich selbst zählte ich niemals dazu, weil ich wusste, irgendwann, wenn ich einmal genügend Geld zusammen hatte, wieder in die Großstadt ziehen würde, um meinen Namen ein wenig bekannter zu machen. Dieses Dorf war nur ein Aufenthaltsort auf kurze Zeit, bis ich mir etwas Besseres leisten konnte.

Jedenfalls konnte man von diesem Ende der Straße den nahen Wald sehen, in dem sich schon oft Wanderer verirrt hatten wie in einem Labyrinth. Schon von hier aus sah er unheimlich aus, und wie jeden Tag auch lief mir ein Schauer über den Rücken.

Umbrella zwang mich, weiterzugehen, und ohne auf den Weg zu achten, suchte sie sich ihre Ziele. Irgendwie schaffte sie es, mich so weit zu verwirren, dass ich völlig orientierungslos an einer Kreuzung stand, mit einem hechelndem Hund an der Leine, mittlerweile klatschnass vom vielen Regen. Dass mir so etwas passieren konnte, war mir ein Rätsel. Immerhin hatte dieses Dorf doch nur eine richtige Straße, wie konnte ich da an eine Kreuzung geraten?!

Ich seufzte zum zweiten Mal an diesem Tag und blickte mich suchend um. Kein einziger Anhaltspunkt. Kein Straßenschild, kein Mensch, keine wandelnde Karte. Wahrscheinlich gab es diesen Ort amtlich gar nicht.

Wütend knurrte ich und verfluchte dieses Tier innerlich. Aber irgendwie hatte ich ja auch selbst Schuld daran. Warum, zum Teufel, konnte ich nicht auf den Weg aufpassen?! Litt ich schon jetzt an mangelndem Orientierungssinn?

Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen und ich klappte den Regenschirm zusammen. Meine Sneaker waren durchweicht. Sauer riss ich an der Leine und holte damit Umbrella zu mir, die gerade dabei gewesen war, ausgiebig an einem Mülleimer zu schnüffeln. Man sollte meinen, sie mutierte zu einem Drogenhund. Obwohl man so etwas in diesem Kaff wahrscheinlich gar nicht brauchte.

Hinten, am Garten eines Einfamilienhauses, das auf der anderen Straßenseite lag, regte sich etwas. Umbrella hob den Kopf und blickte mit neugierig aufgestellten Ohren hinüber. Ein Rascheln durchfuhr die Hecke, die den Zaun bildete. Und gleich darauf stürzte ein Junge daraus hervor.

Erschrocken zog ich noch einmal an der Leine, worauf der Setter ebenfalls verschreckt zur Seite sprang. Ich rührte mich nicht, starrte den Jungen auf der anderen Seite an, der die Hände auf die Oberschenkel gestützt hatte und keuchte. Er musste gerannt sein. Aber warum?

Er hatte hellbraunes, kurzes Haar und eine zierliche, geradezu knochige Gestalt. Die Kleidung hing ihm schlabberig vom Körper; diese bestand nicht mehr und nicht weniger aus einer viel zu großen, schwarzen Jeans, einer sichtlich schnell übergeworfenen Regenjacke und einem Paar verwaschener Turnschuhe, von denen sich die Sohle abzulösen begann.

Diese ganzen Details prägten sich mir ein, vom ersten Augenblick an, als ich ihn sah, und ich hätte sie niemals vergessen, auch wenn ich ihn nie wieder gesehen hätte. Keine Ahnung, warum. Irgendwie faszinierte mich dieser Junge, vielleicht acht Jahre jünger als ich.

Unwillkürlich begann er wieder loszulaufen, und – wie es kommen musste – wollte Umbrella hinterher. Und ich verlor natürlich die Leine.

Zwei, drei Sekunden starrte ich auf die leere Hand, die sie eben noch festgehalten hatte, dann dem Hund hinterher. Sie hatte noch nie einer Verfolgung widerstehen können.

Leise fluchte ich und rannte ihr dann hinterher.

Ich sah gerade noch die beiden Hundebeine, die in einer Seitengasse verschwanden, bevor ein lauter Aufprall und ein unterdrückter Schrei erklangen. Erschrocken blieb ich vor der engen Gasse zwischen zwei Wohnhäusern stehen.

Umbrella hockte auf dem zu Boden gestürzten Jungen und wusch ihm das Gesicht mit ihrer langen Zunge. Nur mit Mühe konnte er sie weg drücken, griff dann an die große Mülltonne, die an der roten Ziegelmauer des einen Hauses stand und geradezu überfüllt war, und stand, noch immer keuchend, auf. Umbrella stand vor ihm und wedelte hechelnd und fröhlich mit dem Schwanz. Erst dann fiel sein Blick auf mich.

Sofort verengten sich seine Augen – sie waren rehbraun, genau wie sein Haar. Er versuchte, an mir vorbei zu stürzen, aber erstens war da immer noch die Hündin, die jetzt eng an ihn gepresst blieb, und zweitens griff ich wie aus einem Reflex heraus nach seinem Arm.

„Was–“, stieß er aus, weiter kam er nicht, denn ich drängte ihn zurück in die schummrige Gasse.

Mein Körper hatte mal wieder schneller geschaltet als mein Hirn, nur kurze Zeit später liefen drei Gestalten auf der Straße an uns vorbei, natürlich blieben wir unbemerkt.

„Fuck“, fluchte einer von ihnen, „Wir haben ihn verloren!“

„Der Chef macht uns fertig!“, sagte ein anderer, und nach und nach entfernten die sich streitenden Stimmen wieder. Die hatten ja wirklich schnell mit ihrem Opfer abgeschlossen. Wäre ich einer von ihnen gewesen, hätte ich das halbe Dorf auf den Kopf gestellt, wenn nicht sogar das ganze, war ja nicht gerade groß. Was dachte ich da eigentlich wieder für einen Mist?

„Lass mich los“, knurrte eine Jungenstimme, und irgendwie erschrocken ließ ich ihn los.

Seine Augen blitzten wütend und sollten wohl einen einschüchternden Eindruck machen, aber ich lachte nur kurz.

„Was hast du denn? Angst vor mir?“

Ich blieb weiterhin freundlich, wollte ich es mir doch nicht gleich schon am Anfang mit ihm versauen. Das Einzige, was ich wusste war der Gedanke, dass ich ihm helfen wollte. Warum? Das blieb mir selbst ungewiss.

„Was willst du von mir?“, fauchte er zurück. Mein Lächeln blieb standhaft.

„Die Frage ist ja wohl eher, was du hier willst, oder?“

Er wandte sein Gesicht ab; er wollte definitiv nicht darüber reden.

„Na gut, Schluss der Gegenfragen. Wo wohnst du?“

Als Antwort erhielt ich nur ein unverständliches Brummen.

„Gut, dann nehme ich dich mit zu mir. Du hast sicher Hunger nach so einer kleinen Verfolgung. Und etwas Neues zum Anziehen brauchst du auch“, fügte ich mit einem Blick auf seine Kleidung hinzu.

Nur widerwillig ließ er sich von mir mitschleifen. Mein Verstand hatte wohl endgültig ausgesetzt, was, zum Teufel, bildete ich mir überhaupt ein, einen wildfremden Jungen mit nach Hause zu nehmen?! Vielleicht interessierte mich ja einfach nur, warum er vor diesen Leuten geflohen war. Ein bisschen Ablenkung eben vom langweiligen Dorfleben.

Umbrella schnupperte an der Jacke des Braunhaarigen. Dieser zuckte zurück und wich ihr aus.

„Du hast doch nicht etwa Angst vor Hunden?“, fragte ich, amüsiert grinsend.

Mein Gegenüber erwiderte nichts darauf und ließ es bei einem gleichgültigen Blick bleiben.

Ich zog Umbrella von ihm weg und nahm wieder die Leine in die Hand, diesmal fester. Man konnte ja nie wissen, was noch so auf einen zukam. Womöglich entdeckte sie das nächste Mal ein entflohenes Kaninchen. Die Folgen wollte ich mir gar nicht vorstellen.

„Kommst du nun oder nicht?“, fragte ich in die dunkle Gasse hinein, als ich auf der Straße stand.

Nur zögerlich kam der Andere heraus und sah sich um, als würde er etwas suchen.

„Keine Angst, die Typen sind über alle Berge. Und wenn sie wiederkommen, hetze ich ihnen Umbrella auf den Hals.“

Das war das erste Mal, dass ich etwas anderes als Ignoranz oder Wut in seinen Augen sah, und der Blick gefiel mir irgendwie.
 

Fortsetzung folgt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Alathaia_Idhren
2007-10-13T16:11:04+00:00 13.10.2007 18:11
Gefällt mir auch sehr gut. ^^ Schöner Stil.
Allerdings solltest du bedenken,dass eine Hündin nicht ihr Bein hebt,wenn sie sich erleichtern will. XD
Ich finds toll,wie Adrian sein eigenes Verhalten und auch sonst alles auf diese teilweise ironische Weise hinterfragt.
Werd gleich ma Kap.2 lesen.Vielleicht bekommste da gleich nochn Kommi. XD

LG Ala
Von: abgemeldet
2007-08-17T13:56:26+00:00 17.08.2007 15:56
Wow hast du wirklich einen umwerfend fesselnden Schreibstil!! O_______O
Also ich bin begeistert, das war ich schon lang nicht mehr so von einer ff!! ^___________^
Ich wollte eigentlich auf klo, als ich in der mitte angelangt war mit lesen und doch konnte ich nicht damit aufhören O___o"
Es war so spannend!! XD
*lol*
Ich glaub ich les auch gleich kappi 2 xDD *knuddel*
Von: abgemeldet
2007-07-18T12:53:57+00:00 18.07.2007 14:53
▪_▪
ШΙΣ gέίι ίЅ╤ Đ▲Ѕ ĖįģĖŃ╥∟ίζΉ!!! ШĖR ŃįммҐ ĖįŃĖŃ Шί∟ĐFRĘмĐĘŋ ŽŬ sįch NĄČH HĄŲŞĘ мíŤ??
<kopf schüttel>
<lach>

Du weißt, dass ich deine Geschichte Toll finde...also...



SCHREIB WEITEEEEEEER!!!!
>__<

<quängel>

(Der Grund für diese Vielzahl an Kommentaren liegt vllt. darin, dass die Story nichts Außergewöhnliches ist...Ich bin z. B. auch nur zufällig drüber gestolpert. Ich habe nur nach einer Eigenen Serie/Shounen-Ai gesucht....)


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