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Blatt im Regen

oder: Versteck mich!
von

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Zwölf

Teil: Zwölf

Email: kyubimon1@gmx.de

Warnung: Evt. lemon/lime, auf jeden Fall sap

Kommentar:

Ä... hehe... Joa... ^^;;;

Ich bin unwürdig ú____ù Ich wollte das Kapitel schon vorletztes Wochenende hochgeladen haben, aber irgendwie hab ich's verpeilt oÔ *versteck*

Viel Spaß beim Lesen ;D
 

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Es war ein schwieriges Problem, das meine kleine Schwester belastete...

Vor Monaten hatte sie sich von ihrem Freund getrennt. Dieser hatte lange gebraucht, um das Ende zu verarbeiten, war immer wieder vor ihrer Wohnung aufgekreuzt und hatte sie dort regelrecht belagert. Einmal hatte sogar die Polizei kommen müssen, weil er sich partout nicht vom Fleck hatte rühren wollen.

Danach fand er relativ schnell wieder den Anschluss in die Realität, hatte eine neue Freundin, mit der er sehr glücklich war. Durch Zufall begegneten sie Selaine bei einer Tour durch die Einkaufsmeile; eigentlich hätte sie erleichtert sein müssen, dass ihr Ex ihr nicht mehr wie ein Wolf hinterher heulte. Doch stattdessen wurden die Begegnungen immer häufiger, vor allem abends in sämtlichen Clubs der Stadt, in der sie wohnte.

Selaine hatte sich in die Freundin ihres Ex verliebt.
 

„Hey, Selaine.“ Immer und immer wieder strich ich ihr über den Rücken, und beinahe schien es mir so, als täte ich das nur, um nicht nur sie, sondern auch mich zu beruhigen. Ich dürfte der Letzte sein, der mit gleichgeschlechtlicher Liebe klarkam, und darum ging es auch nicht. Es war vielmehr die Tatsache, dass sie so sehr darunter litt.

Sie erzählte mir, dass dies nun schon seit einigen Wochen so ging. Niemals war sie so verliebt gewesen – und auch noch nie so hoffnungslos. Ich wusste selbst, wie schwer es war, sich selbst erst einmal eingestehen zu müssen, dass man kein Interesse am anderen Geschlecht hatte. Jedoch hatte ich mich zu meinem Glück noch nie in ein Mädchen oder eine Frau verliebt, was die Sache erheblich vereinfachte; Selaine hingegen wurde mit einer doppelt so großen Last konfrontiert.

Und ich konnte nichts anderes tun, als sie in meinen Armen zu trösten.

Was hätte man auch anderes tun können? Ich kam mir so hilflos vor, so... unnütz. Dabei war doch Weihnachten...!

Eine drückende Stille herrschte im Flur, als ich die Tür zu ihrem Zimmer hinter mir schloss. Ohne dass sie es selbst bemerkt zu haben schien, war sie erschöpft und noch immer hicksend eingeschlafen. Als ich einen Blick auf meine Armbanduhr warf, musste ich überrascht feststellen, dass es bereits nach neun war. Hatte ich etwa so lange bei ihr gesessen...?

Das Abendessen war sicher schon vollbracht, und jetzt bekam ich auch noch ein schlechtes Gewissen, weil ich Cain mit meinen Eltern hatte allein essen lassen.

Aber es stellte sich heraus, dass er besonders mit meiner Mutter sehr gut auskam.

War er zu Anfang noch schüchtern und in sich gekehrt gewesen, so unterhielt er sich jetzt mit ihr, als wäre sie seine eigene. So flüssig und für seine Verhältnisse fröhlich sprach er noch nicht einmal mit mir!

Ich spürte, wie Eifersucht in mir hoch brodelte, und ich hasste mich dafür. Es war doch nur meine Mutter...!

Den Kopf über diese Naivität schüttelnd, setzte ich mich zu den beiden an den Küchentisch; mein Vater saß in seinem Lieblingssessel vor dem noch immer brennenden Kaminfeuer und las die Tageszeitung.

Meine Mutter sprang sofort auf, als sie mich hereinkommen sah.

„Möchtest du jetzt etwas essen, Schatz?“

Ich nickte und erhaschte einen Blick auf Cain, der mich neugierig musterte. Als ich ihn jedoch ansah, schaute er weg.

„Tut mir Leid, dass ich dich hier allein gelassen habe“, sagte ich möglichst schuldbewusst.

Doch er winkte ab und zeigte mir ein angedeutetes Lächeln. „Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen. War sicher wichtig...“

Und damit betrachtete er mich wieder eingehend und fragend, nach dem Motto: Womit wir schon mal beim Thema wären...

Mir wurde ein Teller mit Kartoffeln, Rotkohl und ein großzügiges Stück Lammfleisch vor die Nase gestellt, den ich munter zu futtern begann.

„Wie geht es Selaine?“, fragte sie leise und ließ sich wieder neben mir nieder.

Zuerst blickte ich sie etwas verwirrt an – hatte sie vor ein paar Stunden noch nicht so getan, als sollte diese Sache vor Cain geheim bleiben?

„Nicht sehr gut“, antwortete ich zögerlich und blinzelte zu dem anderen hinüber, der jetzt so tat, als wäre er vollkommen desinteressiert an unserem Gespräch. „Sie hat... sich verliebt.“ Ich setzte dazu an, weiter zu erzählen, aber dann schnaubte ich. „Ach, Mama. Wenn sie möchte, dass du es erfährst, wird sie es dir schon selbst sagen. Ich kann dich aber beruhigen, es ist niemand gestorben oder so.“

Sie runzelte die Stirn, trank aber wie zum Abschluss aus ihrer Tasse Tee. Dann stand sie auf und band sich die Schürze ab, die sie immer beim Kochen trug.

„Du siehst irgendwie todmüde aus“, kommentierte ich sie und erntete dafür einen kurzen, leicht sarkastischen Blick.

„Was glaubst du denn, wie man sich nach den ganzen Vorbereitungen fühlt? Und wir haben es noch nicht einmal hinter uns gebracht.“

Oh ja. Mir klang es immer noch so in den Ohren, als ob ich es erst gestern zuletzt gehört hätte. Weihnachten ist die schrecklichste Zeit des Jahres... Abgesehen von den paar familienreichen Stunden.

Dennoch erhob meine Mutter kein weiteres Wort mehr und verschwand aus der Küche, und man hörte leise Stimmen aus dem Wohnzimmer.

„Hast du es absichtlich nicht gesagt, oder wollte deine Schwester wirklich nicht, dass deine Mutter es erfährt?“, kam es überraschend von Cain. Ich hätte nicht gedacht, dass er es direkt ansprach.

Ich nickte zögerlich. Was sollte ich ihm sagen? „Hm... Vielleicht beides?“

Er runzelte die Stirn bei dieser zweideutigen Antwort. „Adrian...“

Zum Glück erlöste mich meine Mutter im letzten Zeitpunkt vor weiteren unangenehmen Löcherungen.

„Adrian, wir gehen noch etwas spazieren, und danach ins Bett. Gute Nacht.“

Tolle Erlösung.

Beinahe hätte ich den Kopf auf die Tischplatte fallen gelassen. Um das zu verhindern, stand ich ruckartig aus, nickte und holte mir noch etwas zu trinken. Die Haustür fiel ins Schloss, und plötzlich waren wir allein. Unangenehmes Schweigen breitete sich aus.

„Hast du Lust auf einen DVD-Abend?“, schlug ich schließlich vor. DVD-Abend war gut. Mit Fernseher war das Schweigen ganz normal.

Zögernd nickte er. „Ich... habe schon lange kein Fernsehen mehr geschaut“, sagte er mit dem Anflug eines Lächelns, sichtlich erfreut über die Idee. Mein Herz machte einen Sprung.

Vielleicht ist das doch keine so gute Idee...

Ich schluckte.

Entgegen meiner Erwartungen war er schon vom Stuhl aufgesprungen und hatte sich auf das Sofa fallen lassen, zog sich jetzt, als ich ebenfalls ins Zimmer kam, ein flauschiges Kissen auf den Schoß und umschlang es mit beiden Armen. Er seufzte glücklich.

Ich schmunzelte unmerklich. Irgendwie war es eine gute Entscheidung gewesen, ihn hierhin mitzunehmen – vor allem, da meine Eltern keine Fragen zu stellen schienen. Sie nahmen ihn einfach mit auf, als gehörte er mit zur Familie. Vielleicht aber kamen die Fragen ja auch später. Wer wusste das schon.

Ich hockte jetzt vor dem Regal mit den DVDs – es waren nicht viele, aber trotzdem eine gute Auswahl – und grübelte, was geeignet war. Eine Liebesschnulze? Sicher nicht. Ein Horror? Wuah, da konnte ich mir ja gleich an die Stirn schreiben: Junge zum Kuscheln gesucht. Action? Ich hasste Actionfilme... Abgesehen von ein paar Ausnahmen wie Spiderman.

Dann blieb wohl nur noch Komödie übrig... Denn ein trauriger Film kam gar nicht erst in Frage. Aus verständlichen Gründen, möchte ich meinen.

Also zog ich irgendeinen, mir seltsamerweise unbekannten Film heraus, der irgendetwas mit Verwechslung zu tun hatte. Aha, meine Eltern schauten also doch DVDs. Ich hätte wetten können, dass der Fernseher nur zur Nachrichtenzeit lief, wenn keiner außer ihnen im Haus war.

Ich schob die DVD in den Player und machte es mir neben ihm auf dem Sofa gemütlich – wobei ich die gegenüberliegende Lehne vorzog, um nicht zu aufdringlich zu erscheinen. Nur noch die Stehlampe in der Ecke erhellte den Raum.

Die Chips standen wohl noch vom letzten Abend auf dem Tisch, so musste ich nicht noch einmal aufstehen. Die Komödie war ganz lustig, aber vorhersehbar. Natürlich, lachen tat man für gewöhnlich immer an den Stellen, an denen es vorgesehen war, aber bei einigen Szenen musste ich mich zusammenreißen, nicht laut Ich wusste es! zu rufen und mir auf den Schenkel zu hauen.

Cain hing wie gebannt vor der Mattscheibe. Es war mir ein Rätsel, wie man so gefesselt davor hocken konnte, mit senkrecht aufgerichtetem Rücken, die Hände in das Kissen gekrallt, jeder Bewegung auf dem Bildschirm mit den Augen folgend. In der zweiten Hälfte des Films spürte ich, wie ich immer weniger davon und immer mehr von dem Jungen neben mir mitbekam.

Ich schluckte. Ich darf es nicht... Ich muss mich zusammenreißen... Hoffentlich schöpft er keinen Verdacht, wenn ich mir jetzt einen Chip nehme.

Unauffällig griff ich in die Tüte und steckte mir das Ding in den Mund. Meine Güte, es war wirklich harte Arbeit, auf meiner Seite des Sofas sitzen zu bleiben. Es war, als hätte jemand eine unsichtbare Grenze gezogen, jeder blieb auf seiner eigenen Seite, wobei ich nicht noch ein zweites Mal erwähnen muss, dass mir das nun recht schwer fiel...

Ich überlegte mir eine andere Taktik und sah ihn von der Seite direkt an. Wenn ich ihn die ganze Zeit ansah und betrachtete, würde das Bedürfnis vielleicht verschwinden. Ich könnte meinem Körper vorlügen, mich allein mit Blicken satt sehen zu können...

Dennoch musste ich vier Sekunden später feststellen, dass ich mich in seine Richtung gebeugt hatte.

Verdammt...! Warum musste dieses Sofa so verdammt eng sein?!

Ich verwette meine gesamten Aquarellfarben, dass mir mein Körper extrem schlecht gehorcht!

Schließlich jedoch wurde ich endlich von all meinen Bemühungen erlöst, denn ich hatte vor ein paar Minuten einfach die Augen zugemacht und starrte nun stur auf einen Punkt in der Schwärze.

Auf einmal spürte ich warmen Atem an meinem Hals.
 

Er wusste nicht, was in ihn gefahren war.

Der Film war längst zu Ende, aber irgendwer musste die Repeat-Einstellung betätigt haben; Adrian schien es nicht bemerkt zu haben. Überhaupt sah er ziemlich weggetreten aus, als Cain zu ihm rüber sah.

Fasziniert und mit einem Gefühl der Wehmut beobachtete er jeden einzelnen seiner ruhigen Atemzüge.

Der Film war vergessen.

Cain konnte den Blick gar nicht mehr abwenden, erst jetzt richtete er seine Augen vollends auf den Kunststudenten. Bis jetzt hatte er ihn immer nur aus den Augenwinkeln betrachten können, für mehr hatte ihm ganz einfach der Mut gefehlt.

Doch jetzt konnte er ihn ansehen – so, wie er es wollte.

Cains Blick war merkwürdig verschleiert. Ihn übermannte ein Gefühl, das er bis jetzt erst einmal in seinem gesamten Leben gehabt hatte; und von dem er bis zu diesem Zeitpunkt geglaubt hatte, es würde nie wiederkehren.

Eine Welle von Erregung.

Es war der Drang, Verbotenes zu tun, das ihn leicht schwindeln und ins Sofa zurücksinken ließ, wobei er Adrian nicht ein einziges Mal aus den Augen ließ.

Unentwegt glitt er über ihn.

Konnte beinahe schon seinen eigenen Herzschlag spüren.

Das machte ihm Angst.

Wie lange war es her, seit er Gefühle verspürt hatte? Wie viele Jahre?

Er schluckte. Bei dem Gedanken, wieder etwas zu verspüren, nach so langer Zeit, wurde ihm ganz übel. Doch es war ein angenehmes Unwohlsein, wie wenn jemand, der lange nicht mehr auf dem Pferd gesessen hat, wieder in den Sattel steigt und versuchen muss, sich dort zurechtzufinden...

Ja, das traf es wohl. Genauso fühlte er sich.

Er war froh, dass Adrian ihn so nicht sehen konnte. Cain nahm an, dass er schlief, oder zumindest döste.

So konnte er dem Drang nicht mehr widerstehen, und es war ihm egal, wie viel Angst ihm bereitet wurde.

Den Fernseher weiterhin im Hintergrund hörend, aber nicht mehr richtig wahrnehmend, spürte er, wie sein Körper sich nach vorn beugte, in Adrians Richtung. Ebenso wie das Flackern des noch immer währenden Kaminfeuers schlug sein Herz. Es galoppierte ihm beinahe davon, und längst hatte sich sein Verstand ausgeschaltet.

Cain wusste selbst nicht mehr, wann er die Augen schloss, wie er dem anderen plötzlich so nahe war, und warum er seine Umgebung nicht mehr erkannte. Alles war verschwommen – wie in einer verzerrten Spiegelwelt.

Und dann war da dieser Eindruck; ein Widerstand auf seinen Lippen, fest, doch angenehm warm und weich.

Unwiderstehlich schmiegten sich diese Lippen an die seinen, und alles, was er fühlen konnte, war diese unbeschreibliche Wärme. Er öffnete die Augen um eine Winzigkeit, um ihn mit seinen Blicken verschlingen zu können. Adrian war ähnlich gebaut wie Scar, sein verstorbener bester Freund, und genauso anziehend wie dieser – sogar noch mehr. Es war nicht so, dass Cain seinen Freund jemals so begehrt hatte wie jetzt Adrian, dennoch hatte er zu ihm immer so aufgeschaut, wie zu seinem eigenen Bruder.

Als ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, weiteten sich seine Augen entsetzt zu Tellergröße; erst jetzt wurde ihm wieder richtig bewusst, was er da gerade tat.

Erschrocken machte er einen ungeschickten Satz vom Sofa und schlug sich sogleich das Hinterteil an dem warmen, aber harten Teppichboden an.
 

Fortsetzung folgt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  lour
2007-12-23T11:32:55+00:00 23.12.2007 12:32
woah, geilo *__*
Ich find deine FF echt super! Du hast einen ausgezeichneten Schreibstil und man versinkt regelrecht in der Story...
Ich hab die Story durch Zufall bei ner Empfehlung entdeckt und bis eben gelesen, als ich erschreckender Weise feststellen musste - ENDE oO
Da dacht ich mir, guck ich doch mal, ob du schon fleißig warst und weitergeschrieben hast und siehe da - 2 weitere Kapitel *freu*
Naja, ich werd mich mal wieder ans Lesen machen und hoffe, dass du ganz ganz fleißig bist und schnell weiterschreibst ;)

lG
lour
Von: abgemeldet
2007-10-15T19:40:19+00:00 15.10.2007 21:40
waaaha! du quälst mich! >.<
aber das kappi war toll <3 ich finds toll das cain endlich mal voran kommt ^^
Von:  Alathaia_Idhren
2007-10-15T17:29:54+00:00 15.10.2007 19:29
Tolles kap! :3
Endlich agiert Cain ma von ganz alleine XD
Wie wird Adrian wohl reagieren,wo er sich doch so mühevoll zurückgehalten hat?
Zum Glück musste ich nicht lange warten ^^ gestern erst die letzten kaps gelesen XD Aber das wird sich jetzt wahrscheinlich wirklich ändern Q.Q
Lass dir nicht zu viel zeit ja?! *gespannt bin*
Von:  AtaSerufu
2007-10-15T13:49:05+00:00 15.10.2007 15:49
aaah toll *____*
wuhuu <33 cain is sooo sau schnuffig~
hihi
*kicher*
und ich mag adrians mutter :D dies toll~
mijam....

lass es bald weiter gehn :D is echt toll das kappitel~!

grüße
ShiSumi


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