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Four Seasons - Four Problems

Ein Geschenk für Kchan. Wenn sie die gezeichnete Variante schon nicht bekommt...
von

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Winter - Kapitel 12 - Wiedersehen

“Ich bin wirklich... beeindruckt...”
 

Das war das Einzige, das ich sagen konnte. Yuki war nun mit ihrer ‘Umwandlung’ fertig und schob mich vor den großen Spiegel in ihrem Zimmer. Sie wollte ihr Schminkzeug nicht zu mir schleppen, also schleppte sie mich zu ihrem Schminkzeug.
 

Das, was ich nun im Spiegel betrachtete, war nicht ‘ich’, es war ‘Yuki’. Eine perfekte Kopie. Sie hatte mich in der kurzen Zeit geschminkt, meine Haare frisiert, soweit das möglich war und mich dazu gebracht ein Kleid anzuziehen. Ein Kleid, mit dem auch ich mich abfinden konnte. Teilweise. Es war schwarz und an der Brust hatte es irgendwelche Fransen, jedenfalls sah es aus, als wäre da wirklich was. Es war unten flatterig, sodass es dort auch keine Probleme gab. Das Einzige, das mich störte, war mein Rücken. Hinten war das Kleid so weit ausgeschnitten, dass er fast komplett frei lag...
 

“Das ist mir wirklich prima gelungen! Nicht mal unsere Eltern könnten uns jetzt noch auseinanderhalten!” Ich berührte mit meiner Hand unbewusst den Spiegel. Vielleicht um sicher zu gehen, dass es wirklich mein Spiegelbild war. “Ob Kaoro uns auseinander halten kann..?” Yuki lächelte mich aus dem Spiegel heraus an: “Sicher! Das konnte er früher doch auch.” Richtig das Spiel mit dem Rollentausch hat er immer sofort durchschaut. Nur ein einziges Mal nicht, als sein Vater bei uns war...
 

“Sag mal, musst du nicht langsam los? Also wirklich! Stehst hier rum und träumst, während dich dein Prinz auf dem Ball bestimmt schon überall sucht!”, “Du hast Recht. Hatte gar nicht gemerkt, wie spät es schon ist.” Ihre Spitze ignorierend, machte ich mich auf den Weg.
 

Die gute Fee hatte mich in etwas verwandelt, das ich nicht war, um meinen Prinzen zu treffen...
 

Wie passend...
 

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich wie einen Abend zuvor, vor dem großen Tor des Anwesens stand. Doch dieses Mal blieb es nicht verschlossen. Wie in Zeitlupe schob es sich automatisch auf. Der Weg zur Eingangstür erschien mir endlos. Ich wusste immer noch nicht, wie ich mich genau verhalten sollte. Ich war froh, dass mir Yuki keine Absatzschuhe angedreht hatte, so fiel mir das Laufen nicht noch schwerer, als durch das Kleid sowieso schon. In der Eingangshalle wurde mir sofort mein Mantel entrissen. Mir fiel sofort mein freier Rücken ein. ‘Das hatte ich befürchtet... Irgendwie zieht’s hier...’
 

Direkt vor mir ging es an beiden Seiten des Saales, Raum konnte man das wirklich nicht mehr nennen, in den ersten Stock. Zwischen diesen beiden Treppen, befand sich eine große Tür. Alles war zwar geschmackvoll, aber für mein Verständnis zu klassisch eingerichtet. Nicht nur von Außen, auch von Innen machte dieses Haus einen zu imposanten Eindruck.
 

“Junge Dame. Entschuldigen sie bitte... Junge Dame?”, “Oh! Ja, Entschuldigung!” Erst beim zweiten Mal, fühlte ich mich angesprochen. Ich wirbelte herum und stand nun direkt vor dem groß gewachsenen Mann im Smoking, der mich schon meines Mantels beraubt hatte. Ich machte einen kleinen Schritt rückwärts. “Die Herrschaften sind zur Zeit mit den übrigen Gästen beschäftigt. Sie werden sich in ein paar Minuten um Sie kümmern. Es wäre nett wenn Sie solange hier warten würden.”, “Oh, ja natürlich!” Ich senkte den Blick.
 

‘Moment...’
 

“Andere Gäste?! Was für andere Gäste?!”, “Hat ihnen denn niemand Bescheid gesagt? Die Herrschaften veranstalten dieses Fest jedes Jahr. Es ist jede Menge Prominenz anwesend.”
 

Meine Knie fingen an zu zittern. Davon hatte Yuki mir nichts gesagt! Es mochte ja noch gehen, Kaoros Eltern etwas vor zu machen, aber das hier war etwas anderes! ‘Sie werden jeden meiner Schritte beobachten! Was wenn ich einen Fehler mache?! Wenn ich auffliege?!’
 

Dann kam eine Frauenstimme aus der ersten Etage, die mich aus meiner Gedankenwelt zurückholte:
 

“Junger Herr! So warten sie doch! Ich bin doch noch nicht fertig!” Ich erkannte diese Stimme sofort. Das konnte nur Kaoros Nanny sein. ‘Junger Herr’... War er damit etwa gemeint? Ich drehte mich wieder um. Und tatsächlich: die Treppen hinunter und auf mich zu, kam nun Kaoro gestürmt! Sein Hemd war noch halb offen und eine dunkelblaue Krawatte hing ungebunden um seinem Hals.
 

Ohne ein Wort zu verlieren, warf er sich mir um den Hals. “K... Kaoro!” Ich war so überrascht, dass ich nicht wusste, was ich tun sollte. Er hielt mich so fest im Arm... Ich konnte seinen Herzschlag hören. Warum sagte er denn nichts?! Warum küsste er mich nicht?! Ich konnte nicht einmal sein Gesicht sehen. “Kaoro..? Weinst du?” Er schüttelte den Kopf und umarmte mich noch fester. Seine Hände strichen dabei über meinen freien Rücken und verursachten eine Gänsehaut. Ich krallte mich an sein Hemd.
 

‘Uha! An so was sollte ich jetzt nicht denken!’ Wie konnte ich nur?! Ich sollte daran denken, ihn zurück zu bekommen und nicht an so etwas! Ich bin nicht hier um mit ihm...
 

“Junger Herr! Oh! Unser Ehrengast ist ja schon da! Schön, dass du...” Sie brach mitten im Satz ab, ihr Lächeln verschwand. Sie starrte mich nur verwirrt an, sodass ich wusste was los war...
 

‘Sie weiß es!!’
 

Sie hatte genug Zeit mit uns verbracht, um uns auseinander halten zu können! Mein Gesicht lief rot an, während ich versuchte mich aus Kaoros Griff zu befreien. “Kaoro lass los!” Was sollte ich nur tun?! Das war eine mittelschwere Katastrophe! ‘Wenn sie mich verrät, was dann?!’ Kaoro schüttelte nur erneut den Kopf, löste sich jedoch ein wenig von mir, um mich zu küssen. ‘Auch das noch!’ Ich konnte mich wie sooft nicht wehren. Ich hatte das so vermisst.
 

“Junger Herr, hören sie auf das arme Kind so zu bedrängen!” Mit diesen Worten zog sie uns auseinander. Er hielt mich jedoch immer noch an der linken Hand fest. “Sehen sie nur, was sie angerichtet haben! Der Lippenstift ist ganz verschmiert! Komm mit, wir bringen das wieder in Ordnung!” Sie schob mich nun, teilweise gegen meinen Willen, die Treppe hinauf. Kaoro, der immer noch an meiner Hand hing, folgte.
 

Ich wusste wirklich nicht, was ich davon halten sollte... Wollte sie uns etwa helfen? Obwohl sie wusste wer ich war?! Oder hatte ich mich geirrt? Wusste sie es doch nicht..?
 

Als wir in Kaoros Zimmer angekommen waren, verließ sie uns mit den Worten: “Ich hole schnell einen Lippenstift. Bin gleich wieder da!” Ich saß nun auf seinem Bett, Kaoro zu meiner Linken. Er schwieg immer noch. Dann hob er meine Hand, küsste sie und den Ring daran. Ich nutzte die Gelegenheit und legte meine Stirn an seine. Ich küsste ihn vorsichtig, als er seine Hand wieder herunter genommen hatte. “Warum sagst du denn nichts..? Ich bin extra hier her gekommen, um dich zu sehen aber du scheinst dich nicht wirklich darüber zu freuen...”, “Tut mir Leid... Ich weiß nicht was ich sagen soll...” Er umarmte mich nun wieder und drückte mich mit seinem Gewicht aufs Bett.
 

Ich strich ihm durch sein weiches schwarzes Haar. Wie lange hatte ich das nicht mehr getan? “Keine Sorge. Ich werde mit deinem Vater reden, du kommst wieder zurück auf unsere Schule und alles wird wieder gut. Da bin ich mir sicher.” Es erstaunte mich, wie viel Ruhe ich in meine Worte legen konnte. Er erhob sich zur hälfte und sah mich ernst an, dann legte er seine Hand auf meine Brust.
 

“Wenn du dir so sicher bist, warum zitterst du dann so..?”
 

Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, mein Herz bliebe stehen. Dann zwang ich mich jedoch zu einem Lächeln. “Ich weiß es einfach.” Mir liefen Tränen über die Wangen. “Es muss einfach klappen...” Als nun die Tür geöffnet wurde, löste er sich von mir. Ich setzte mich wieder aufrecht hin und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
 

“Ach herrje! Jetzt ist die Wimperntusche auch noch verlaufen! Hier.” Kaoros Nanny kniete sich vor mir auf den Boden und hielt mir einen Lippenstift vor die Nase. “Weißt du wie man damit umgeht?” Ich schüttelte leicht den Kopf und sah dann zu Boden. Sie lächelte nur freundlich. “Ich helfe dir. Du willst doch sicher einen guten Eindruck bei den Herrschaften hinterlassen, nicht wahr?” Ich nickte kurz. Sie wusste also tatsächlich bescheid.
 

Als wir wieder in die Eingangshalle gingen, ich fertig geschminkt und Kaoro fertig angezogen, fragte ich sie warum sie das so locker sah. Sie lächelte nur und sagte:
 

“Es freut mich Kaoro so zu sehen.”
 

Ich sah ihn daraufhin an, aber konnte nichts außergewöhnliches feststellen. Für mich, benahm er sich wie immer und ich wollte auch nicht weiter nachhaken.
 

Als wir den großen Saal betraten, in dem Unmengen von Menschen zu sein schienen, ergriff Kaoro wieder meine linke Hand. Es waren viele Leute anwesend, die mich freudestrahlend als Yuki begrüßten. Ich kannte nur ein paar davon. Im Gegensatz zu Yuki, war ich nicht sonderlich an dieser Gesellschaftsschicht interessiert. Es war alles wie auf jeder anderen Veranstaltungen auch, es gab kleine Häppchen, Kellner verteilten Champagner Gläser und alle unterhielten sich lautstark über Dinge wie Politik, ihre Geschäfte oder den neusten Klatsch.
 

“Möchtest du was trinken?”, “Was..?” Kaoro hielt mir ein Glas vor die Nase. Ich war mir nicht sicher ob Alkohol jetzt das Richtige war. Es gab Momente in denen es mich zwar beruhigte, in anderen wiederum kratzte es mich auf. Zögernd nahm ich ihm das Glas aus der Hand. Jetzt hatte ich zumindest was zum festhalten.
 

“Yuki-chan! Da bist du ja! Ich hab dich schon überall gesucht!” Ich zuckte zusammen. Mit Yuki angesprochen zu werden, empfand ich als äußerst unangenehm. Ich drehte mich um und betrachtete die mondäne Dame die mich angesprochen hatte. Sie trug ein dunkelblaues samtenes Abendkleid, ihr schneeweißes Haar hatte sie zu einer art Dutt, nach oben gesteckt und in ihrem, von der Zeit scheinbar unberührtem Gesicht zeichnete sich ein ehrliches Lächeln ab. Sie machte auf mich einen unglaublichen Eindruck. Das konnte nur Yukis Patentante sein. “Daidoji-sensei..!” Das war das erste Mal, dass wir uns so direkt begegneten, alles was Yuki ausmachte, hatte diese Dame ihr beigebracht.
 

Trotzdem war ich ein wenig enttäuscht. Sie hatte mich nicht gleich durchschaut? Ich dachte, die Beiden hätten sich näher gestanden.
 

“Dem Anschein nach, stimmen die Gerüchte also.”, “W.. was für Gerüchte?”, “Na dass ihr zwei jetzt ein Paar seid!” Es kursierten also schon Gerüchte... “Ich meine eure Eltern haben ja alles getan, um euch zusammen zu bringen, aber vor ein paar Jahren, sah es nun wirklich überhaupt nicht danach aus.” Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, ihre Bewegungen ihre Art zu Reden, es erinnerte mich wirklich alles an Yuki. “Ich weiß noch, als wäre es gestern gewesen, dass der kleine Kaoro zu euren Eltern und mir kam und dich unbedingt heiraten wollte. Du hattest daraufhin einen richtigen Wutanfall, ‘Das werde ich ganz bestimmt nicht!’ hast du geschrieen.” Sie lachte. “So schnell kann das gehen! Jetzt steht ihr hier vor mir und wie gut ihr zueinander passt! Wie hast du sie nur überzeugen können Kaoro?!”
 

Wie gut wir zueinander passen...
 

Ein flaues Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. “Tja, es hat mich wirklich einiges an Mühe gekostet, meinen Schatz von mir zu überzeugen!”, erwiderte er mit einem charmanten Lächeln, wobei er mich an der Hüfte ein Stückchen näher zu sich zog. Ich umklammerte das Glas nun mit beiden Händen. “Kaoro, mir geht es nicht besonders gut, können wir kurz raus gehen?” Sein Lächeln verschwand, er nickte und entschuldigte sich höflich bei Daidoji-sensei.
 

“Alles ok..?”, fragte er als wir den stickigen Raum verlassen und ich mich an die Brüstung des Balkons gelehnt hatte. “Ja, ich nehme an, ich vertrage Zigarrenqualm nicht besonders.”, gab ich ihm mit einem etwas gequältem Lächeln zur Antwort. Was natürlich nur eine Ausrede war. In Wirklichkeit hatte Sensei mir etwas in Erinnerung gerufen, das ich viele Jahre über vergessen hatte...
 

Ich denke, ich war ungefähr zehn gewesen, als Kaoros Eltern bei uns zu Besuch kamen. Ich hatte Yuki davon erzählt, dass ich Angst vor seinem Vater hatte, weil er mich immer so seltsam ansah. Sie wollte sich davon überzeugen, also tauschten wir die Rollen. Es war perfekt, niemandem schien es aufzufallen. Nicht einmal Kaoro. Jedenfalls machte er nicht den Anschein. Normalerweise prahlte er immer damit, es vor unseren Eltern herausgefunden zu haben. Als wir spielten, hatte ich jedoch trotzdem das Gefühl von seinem Vater angestarrt zu werden. Obwohl ich eigentlich gar nicht ‘ich’ war.
 

Irgendwann zog Kaoro mich dann am Arm zu unseren Eltern. “Das ist meine Braut! Wir werden heiraten, Kinder kriegen, uns ein Haus bauen und immer zusammen bleiben!”, sagte er freudestrahlend. Ich war jedoch schockiert, immerhin sagte er das zu ‘Yuki’. Ich riss mich los und brüllte ihn an... Ich wollte nicht, dass er Yuki heiratet.
 

Ich hatte Angst. Angst dass das bedeutet ihn zu verlieren. Er war mein bester Freund, ich wollte nicht dass Yuki ihn mir wegnahm. Nach allem, was ich jetzt über ihn wusste, denke ich, dass er uns damals vielleicht doch unterscheiden konnte. Auch denke ich, dass meine Gefühle damals, den Jetzigen für ihn ziemlich nahe kamen.
 

Als wenn er meine Gedanken gelesen hätte, sagte er: “Das sie diese alte Geschichte wieder ausgraben musste.” Er sah mich nicht an. Ich wusste nicht, ob er das zu mir oder eher zu sich selbst gesagt hatte. “Weißt du eigentlich, dass du mir damit einen ziemlichen Dämpfer verpasst hast?!” Er lehnte sich neben mir gegen das Geländer. “Also wusstest du, dass ich es war..?” Er grinste mich nur an. Dann beugte er sich zu mir hinüber, so dass sich unsere Lippen kurz berühren konnten. Er nahm meine Hand, in der ich immer noch mein Glas hielt. “Wenn ich das jetzt noch einmal tun würde, wäre die Reaktion die Selbe..?”
 

Mir schlug mein Herz bis zum Hals. “Dummkopf... Mich kannst du nicht heiraten und Kinder kriegen...”, “Ich weiß.” Als ich gerade etwas erwidern wollte, wurde die Balkontür von dem Mann, dem ich schon am Eingang begegnet war, geöffnet. “Der Herr erwartet sie in seinem Arbeitszimmer.” Ich zuckte zusammen. Also war es nun soweit. Ich gab Kaoro mein Glas und wollte dem Mann im Anzug gerade folgen, als Kaoro mich aufhielt. Er zog mich wieder zu sich heran und küsste mich. “Pass bitte auf dich auf, ok?” Ich nickte nur knapp und löste mich von ihm.
 


 

Ich wusste zwar, dass ein Treffen mit ihm unvermeidbar war, trotzdem hatte ich noch nicht so schnell damit gerechnet. Hatte Yuki nicht etwas von nach dem Essen gesagt?! Gut, ein Abendessen im eigentlichen Sinne gab es nicht. Trotzdem wäre ich am liebsten noch ein wenig bei Kaoro geblieben.
 

Meine Knie begannen zu zittern, als ich vorsichtig die Tür aufschob und mir sofort diese laute, eindringliche Stimme entgegen schallte, die mir an diesem Mann am meisten Angst einjagte. “Du hast wirklich Courage bewiesen, hierher zu kommen. Was ist, steh nicht so sinnlos in der Tür, setz dich.”, “J.. ja! Entschuldigung!”, ‘Oh Gott, das überlebe ich nicht!’ Ich setzte mich in einen der beiden großen Ledersessel, die vor seinem Schreibtisch standen. Er selbst stand vor einem der Fenster. Im gesamten Raum, schienen ausschließlich Möbel aus dem vergangenen Jahrhundert zu stehen. Ein massiver Holztisch, grüne Samtvorhänge, sogar eine alte Globusbar fand hier ihren Platz.
 

“Ich hatte versprochen zu erklären, warum ich Kaoro von der Schule genommen habe.” Er drehte sich um, unsere Blicke trafen sich. Ich war nicht in der Lage zu sagen, was genau in seinem Blick lag. Er schien nicht wütend zu sein, dennoch machte er mir Angst. Außerdem wusste ich nicht was er mir erklären wollte. Er hat ihn doch von der Schule genommen, weil ich...
 

“Dazu muss ich ein wenig weiter ausholen. Du weißt sicher, was für einen Ruf er sich in letzter Zeit eingehandelt hatte. Seine ganzen Weibergeschichten machten allerdings nicht nur an eurer Schule die Runde. Als wir erfuhren, was dort vor sich ging, wollte ich ihn schon von der Schule nehmen.” Er setzte sich nun, mir gegenüber, an seinen Schreibtisch. “Es ist nicht gerade von Vorteil für unsere Familie, jemanden mit so einem Ruf unsere Firma zu überlassen. Es musste etwas geschehen. Doch dann, vor ein paar Monaten, hörte es plötzlich auf. Er schien sich von Heute auf Morgen geändert zu haben.”
 

“Mir war klar, dass das nur einen Grund haben konnte.” Ich drehte mich ruckartig um. Hinter mir stand nun Kaoros Mutter mit einem Tablett, auf dem eine Kanne Tee und drei Tassen standen. Ich sprang auf und machte eine leichte Verbeugung. “Guten Abend.” Sie lächelte freundlich und stellte das Tablett auf den Tisch. Während sie die Tassen verteilte, redete sie weiter: “Ich wusste, dass das nur bedeuten konnte, dass er jemanden hatte den er mehr als alles liebte. Ach! Da kommt wieder meine romantische Ader durch!” Sie machte eine theatralische Geste und zwinkerte mir zu. Ich wurde rot. Ihre Anwesenheit beruhigte mich sehr, sie ließ mich kurz vergessen, wem ich nun wieder gegenüber saß.
 

“Nach dem mir meine werte Gattin das erzählte, wollte ich mich selbst davon überzeugen. Also kam ich vor ein paar Tagen an eure Schule.” Mir war klar, worauf er hinauswollte. Da hatte er etwas viel Schlimmeres erfahren müssen. So gesehen musste für ihn die Erkenntnis, dass sein Sohn ein Casanova war, weitaus weniger bedrohlich erscheinen. Ich senkte meinen Blick.
 

“Das was ich da im Krankenzimmer sah, schien nicht die romantischen Vorstellungen meiner Frau zu unterstützen. Das was Kaoro da tat, erschien mir eher als genauso ein Spielchen, wie mit den Anderen auch.” Was sollte das denn jetzt bedeuten?! “Nur dass er nun nicht einmal davor zurückschreckte, sich an seinen Geschlechtsgenossen zu vergreifen.”
 

Mein Herz schien einen Schlag auszusetzen. Das was er da sagte, klang alles so seltsam. Ich wusste nicht, wie ich es einordnen sollte. “Ist es das?!” Er stand auf und stützte sich auf seinen Schreibtisch. Jetzt schwebte sein Gesicht ein wenig über mir, was seine Erscheinung, aus meiner Sicht, noch bedrohlicher wirken ließ. “Ist es nur irgendein Spielchen?!” Ich senkte meinen Blick wieder.
 

“Um ehrlich zu sein, dachte ich anfangs genauso. ‘Kaoro und treu, das passt nicht!’ Ich war mir nicht sicher, ob ich für ihn nur ein Spielzeug war, oder...” Es kostete mich einiges an Mut und Kraft das Wort zu erheben. “Ich kann nicht für ihn sprechen. Ich weiß nur, dass ich mit ihm zusammen sein will. Das wollte ich schon immer und irgendwie hat er mich dazu gebracht, ihm zu glauben.”
 

Kaoros Mutter strich mir über den Kopf. “Du bist wirklich unglaublich süß! Kein Wunder, dass deine Schwester dich so unterstützt, sie muss dich wirklich sehr gern haben.”, “W.. was..?” Hatte ich das eben richtig verstanden?! ’Schwester’?! Ich sah von ihr wieder zu ihm hinüber. Er hatte sich wieder gesetzt und nahm nun einen Schluck von seinem Tee. “Aber woher wissen sie, ich...” War ich denn so schlecht gewesen? War es so offensichtlich?!
 

Sie hatten mich durchschaut! Nun hatte ich keine Chance mehr ihn zurück zu bekommen. Das würden sie, das würde er doch nie zulassen! Ich legte mir eine Hand vor den Mund. Erst jetzt merkte ich, wie sehr ich zitterte und wie nah ich den Tränen war.
 

“Weißt du, es war nicht viel dazu nötig, den Unterschied zwischen dir und der jungen Dame heute morgen zu sehen. Du gleichst ihr zwar bis aufs Haar, anfangs hast du uns auch getäuscht, aber Kaoros Reaktionen waren eindeutig. Während er für deine Schwester heute morgen, nicht viel mehr als ein Lächeln übrig hatte, war er heute Abend kaum zu bremsen. Es war eindeutig, dass uns heute morgen ein Mädchen gegenüber saß und genauso eindeutig ist es, dass uns nun die Person gegenüber sitzt, die er liebt.”, “Schön gesagt, Schatz. Und stimmt das soweit?”, erwiderte nun wieder Herr Tatsumi.
 

Ich nickte nur schwach, nicht in der Lage, noch etwas dazu zu sagen. “Nach allem, was er bisher getan hatte, hätte ich nicht gedacht ihn irgendwann mal so zu sehen.” Ich sah wieder auf. Seine Worte erinnerten stark an das, was seine Nanny mir vorhin gesagt hatte. “Das freut mich irgendwie. Dich nicht auch, Schatz?”, begann seine Frau. “Und, willst du ihm nicht endlich sagen, was du vor hast?” Kaoros Vater stand auf, räusperte sich und sah mich dann ernst an.
 

“Ich lasse ihn zurück auf eure Schule. Auch wenn ich mich noch nicht wirklich damit abfinden kann, dass Kaoro...” Ich sprang von meinem Stuhl auf. Meinte er das Ernst?! “Egal. Ich erwarte von euch, dass ihr das nicht an die Öffentlichkeit kommen lasst, es muss ja nicht jeder erfahren.” Er machte eine Pause. Als er bemerkte, dass ich immer noch wie angewurzelt dastand, fuhr er fort:
 

“Was ist?! Geh und lass dir von ihm was anderes zum anziehen geben, oder ist das ein Hobby von dir, in Kleidern rumzulaufen?!”, “N.. nein! Natürlich nicht! Danke!” Ich drehte mich um und eilte zur Tür. Seine Mutter folgte. Als sie mir die Tür öffnete, sagte sie noch: “Das war das erste Mal, dass er sich gegen seinen Vater aufgelehnt hat. Stell dir vor, Kaoro wollte hier ausziehen und gegen seinen Willen wieder an eure Schule. Das hat ihn sehr beeindruckt.”
 

Auch wenn Kaoros Vater auf die meisten Leute beängstigend wirkte, so schien er doch nicht so schlecht zu sein, wie ich anfangs dachte. Ich schloss die Tür hinter mir. Ich stand immer noch unter Schock, wodurch ich nicht in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen. Kaoro hatte scheinbar die ganze Zeit auf dem Flur gewartet, jedenfalls kam er jetzt auf mich zugestürmt. “Was ist passiert? Ist alles in Ordnung?” Die Tränen die ich die ganze Zeit unterdrückt hatte, liefen nun meine Wangen hinunter.
 

‘Alles in Ordnung’? Das war es, oder? Es war alles anders gelaufen, als ich gedacht hatte, aber... Kaoro konnte wieder auf unsere Schule, seine Eltern wussten das er mit MIR zusammen war und sie erlaubten es. Das war besser als gedacht. Warum konnte ich nur nicht aufhören zu weinen..? Kaoro nahm mich in den Arm, bis ich wieder aufhörte und ihm alles erzählen konnte.
 


 

Kaoros Zimmer hatte ein eigenes kleines Bad. Ich wusch mir die Schminke aus dem Gesicht, während er nach einer Hose suchte, die mir passen könnte. Yukis Kleid hatte ich mittlerweile ausgezogen und stand nun in meiner Unterhose und einem viel zu großem Hemd vor dem Spiegel. Von unten drang ab und zu noch die Musik der Veranstaltung.
 

Als ich das Bad verließ, durchsuchte Kaoro gerade den kleinen Schrank neben seinem Bett. Ich stellte mich neben ihn. Seid wir den Raum betreten hatten, hatte er nichts mehr gesagt. “Ich werde dem Fahrer bescheid sagen. Er wird dich nach hause bringen. Hier. Die müsste passen. Hatte ich schon ne Weile nicht mehr an.” Er hielt mir eine schwarze Hose hin, die ich schweigend annahm. Er setzte sich aufs Bett und sah mich an: “Was ist?” Ich hatte irgendwie mehr erwartet. Mehr Begeisterung, egal was, auf jeden Fall mehr.
 

“Ich will nicht.”
 

“Wie du willst nicht? Du willst keine Hose anziehen? Das wird die Leute auf der Straße wohl ein wenig schockieren.”, erwiderte er, mit einem Lächeln. Ich ließ mich von seinem Kommentar nicht beirren, legte die Hose auf den neben mir stehenden Schrank und ergänzte:
 

“Ich will nicht gehen.”
 

Sein Lächeln verschwand, er nahm meine Hand und küsste sie. “Sicher..?” Ich nickte. Er zog mich zu sich heran und warf mich aufs Bett. Dann stand er auf. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte, als er jedoch kurz darauf zu Tür ging, wurde es mir klar. Er schloss die Tür ab und drehte sich um: “Yuki hat doch gesagt, dass wir das nächste Mal abschließen sollen, damit uns niemand stört.”, “Ja.”, erwiderte ich mit einem Lächeln.
 


 

Was soll ich sagen, ich denke, was dann passierte ist klar. Wer jetzt jedoch hofft, so etwas zu hören wie: “Sie zogen nach San Fransisco, heirateten, bauten ein Haus, adoptierten Zwillinge und lebten glücklich bis ans Ende.”, den muss ich enttäuschen. Was noch kommt weiß ich nicht, ich weiß nur dass ich jetzt neben ihm liege, es weit nach Mitternacht ist und von unten immer noch Musik kommt. Eigentlich ist es auch ziemlich egal, solange wir zusammen sind werden wir das schon irgendwie schaffen.
 

Das haben wir bis jetzt ja auch.
 


 

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Ente, Del-fin oder irgendein anderes Tier, das man an den Schluss setzt! ^n^
 

Was soll ich sagen... Geschafft! Ich glaube, das ist mit das Schmalzigste, was ich je geschrieben habe! Also wo bleibt mein Applaus, den hab ich mir ja wohl verdient!
 

An Kchan: Ich dachte mir: Im Buch sind sooo viele tolle andere Sachen, dass ich dieses Kap doch eher veröffentliche! Also keine Panik, du kommst noch auf deine Kosten!
 

So, gibt’s noch was zu sagen?! Ich denke das war’s erst mal!
 

Bye bye!!
 

MfG Cindy-chan



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CatAngel
2009-11-01T19:28:27+00:00 01.11.2009 20:28
Wow O_O
das war echt ne super süße Geschichte
es gab so viele Momente in denen ich richtig Herzklopfen hatte
du kannst echt gut schreiben

Von:  erdbeerschen
2009-08-28T09:43:14+00:00 28.08.2009 11:43
es gibt eine gebundene fassung O___O *schock* die will ich haben...

xD zum kapitel: xD haha, ich wusste es! sie wissen es! tooootaaaal niedlich!! einfach.. wah, wie soll ich sagen! OO mir ist richtig warm geworden beim lesen xDD wah! noch ein bisschen mehr und ich hätt angefangen zu sabbern!!
*haha*
kaoro ist so niedlich! wie er auf kira zugerannt kommt und ihn nicht mehr loslässt @@ und wie lange er dann schon in kira verknallt war und umgekehrt xD im kindlichen sinne! und dieses ende!
dieses ende òo *böse anguck*
dieses ende is ganz schön knapp geworden, fräulein!! XD ich hätts gern ausführlicher gehabt!
egal.. gänsehautfeeling kann ich da nur sagen! *rumrobb*

langes kommi T_T' nja.. *verkrümel*
Von:  Lonely_Diclonius
2009-05-02T22:10:19+00:00 03.05.2009 00:10
Ich hab mir Ärger mit meiner Mom eingehandelt,
weil ich bis viertel Eins gelesen hab...
ich konnte einfach nicht aufhören O___o
Also auch von mir nochmal ein riiiiiiiiiesiges DAKNESCHÖN!!!!
*klatschklatsch*
Von:  SessyFuchs
2009-04-21T17:55:51+00:00 21.04.2009 19:55
Ich liebe das Ende <3 echt^^ ich habe schon viel anderes gelesen war aber meistens mit dem ende einfach ein bisschen unzufrieden, aber das hier ist dir echt gelungen <3
Natürlich finde ich auch die story an sich einfach super^^
Von: abgemeldet
2009-02-27T21:34:54+00:00 27.02.2009 22:34
Wow des ist echt süß und voll hamma ich mag deine geschichten voll ;) auch die chars sind ich tig süßß ;) also ich muss sagen des mit der zwillingsgeschichte da haste dich selbst übertroffen auch mit den beiden süßen war hamma

lg vany
Von: abgemeldet
2007-08-14T09:13:10+00:00 14.08.2007 11:13
Hihi... da kann man wohl echt nicht mehr viel zu sagen, außer: Zucker *__*
Echt süß die beiden! Ein niedliche Story, hat mir gut gefallen ^^

LG,
Ju-chan
Von: abgemeldet
2007-08-08T15:39:11+00:00 08.08.2007 17:39
Ich bin nicht die erste, die kommentiert !?? O.O - Gemeinheit...
Also gut, auch von mir einen riieeeeeesen Applaus!!! *Klatsch klatsch* Ich muss sagen, diese Kapitel entschädigt wirklich die beiden letzten zu kurz geratenen!! ^^ Nun zum Kapitel selbst - fassen wirs mal so zusammen:
Geeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiilllll!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
hi hi ^.^
Freu mich schon auf die gebundene Fassung!!
***
Kathi ist stolz auf klein Cindy!!

Von:  PJoe
2007-08-07T10:57:33+00:00 07.08.2007 12:57
*applaudier*
Spannend bis zur letzten Zeile und so süüüüüüß ^^
*denhutzieh*


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