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Vera Lamia

von

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Veränderung (inkl. Prolog)

Prolog
 

Zu Beginn meiner Geschichte sollte ich den Lesern vermutlich ein paar Dinge erklären. Denn das was nun folgt ist keine einfache Vampir-Geschichte. Es handelt sich hierbei eher um ein Tagebuch, dass ich selbst verfasst habe. Wer ich bin und… nun ja… was ich bin, werdet ihr im Folgenden erfahren…
 

Jeder hat sicher schon von Vampiren gehört oder von ihnen gelesen. Es gibt viele Varianten von Vampirmythen. Auch wenn einige dieser Geschichten ein Körnchen Wahrheit enthalten, ist das meiste reine Fantasie. Zusammengereimte Halbwahrheiten, die aus der Angst der Menschen vor diesen Wesen entstanden. Welche ich nun zu berichtigen versuche.
 

Es gibt zwei Arten von “Vampiren” in dieser Welt. Zum einen die echten Vampire, sie sind und waren nie Menschen. Echte Vampire werden geboren, nicht erschaffen. Durch ihre Adern fließt kein einziger Tropfen menschlichen Blutes.
 

Menschen neigen dazu Dingen vor denen sie sich fürchten, Schwächen anzudichten. Vermutlich glauben sie ihre Angst dadurch abschwächen zu können. Kreuze, Weihwasser, Sonnenlicht, all diese Dinge sollen Vampiren schaden… doch das tun sie nicht, nicht den echten Vampiren… Auch verliehen die Autoren ihnen in jeder Geschichte ewiges Leben. Was nun wirklich nicht der Wahrheit entspricht. Echte Vampire leben gewiss um einiges länger als Menschen, aber sicher nicht ewig. Nun… eine Sache gibt es jedoch, die ihnen schadet.
 

Und das ist Silber.
 

Wenn ein Vampir verletzt wird, heilt diese Wunde sehr schnell, wodurch es schwierig wird sie zu töten. Aber… wenn man sie mit silbernen Waffen verletzt, heilen ihre Wunden genauso langsam wie die der Menschen und sie hinterlassen Narben. Woran das liegt kann selbst ich euch nicht sagen…
 

Blut. Nun ja, Blut ist etwas das Vampire tatsächlich benötigen. Echte Vampire benötigen jedoch nicht sonderlich viel. Nur etwa einen Liter im Monat und auch wenn sie diese Menge nicht erhalten, zufallen sie nicht gleich zu Staub, sie büßen nur ein paar… wie soll ich es nennen… “Sonderfähigkeiten“ ein. Menschliche Nahrung zu essen, ist für sie kein Problem, es kann sogar eine Zeit lang als Blutersatz dienen.
 

Nun zum letzten und vielleicht entscheidenden Punkt für meine Geschichte. Echte Vampire sind Einzelgänger, es geschieht selten dass sie sich mit Ihresgleichen umgeben, Blutsbande ausgeschlossen.
 

Die Weltaufteilung wie ihr sie kennt, gibt es für sie nicht. Jeder Vampir hat sein eigenes Revier das er in der Not auch bis zum Tod verteidigt. Die Größe dieser Gebiete hängt von der Stärke des jeweiligen Vampirs ab. Wenn zwei echte Vampire aufeinander treffen, gibt es nur zwei Möglichkeiten wie eine solche Begegnung enden kann.
 

Zum einen ein Kampf. Derjenige der überlebt erhält das umkämpfte Gebiet. Nun, ich persönlich halte von dieser Art Machtdemonstration nicht viel. Kämpfe sind meiner Meinung nach, in unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr angebracht… Aber alte Gewohnheiten wird man wohl nur schwer los.
 

Die zweite Möglichkeit… nun ja… irgendwie muss die nachfolgende Generation ja entstehen. Auch habe ich schon von Verbindungen gehört die eher freundschaftlicher oder geschwisterlicher Natur waren, aber erst seit kurzem… Wohl auch bedingt durch die moderne Zeit.
 

Sicherlich habt ihr euch bereits gewundert warum immer nur von “echten Vampiren” die Rede ist. Damit komme ich nun zum wohl dunkelsten Kapitel der Vampirgeschichte. Vor sehr langer Zeit stellten die geborenen Vampire fest das ihr Blut aus gewöhnlichen Menschen blutsaugende Bestien machte… Anstatt dafür zu sorgen das dies verhindert wurde, erschufen sie mehr von ihnen und machten sie zu ihren Sklaven. Erst seit kurzen scheinen sie ihren eigenen Willen zu entwickeln. “Vermehren” sich sogar selbst…
 

Diese Monster, die sich Vampire nennen, leben zwar auch um einiges länger als Menschen, aber der Preis dafür ist sehr hoch. Da ihre Körper tot sind, benötigen sie erheblich mehr Blut um ihn erhalten zu können und ihre Gier danach ist wesendlich gefährlicher. Essen und Sonne treiben den Zerfall ihres Körpers voran, daher meiden sie es, auch wenn es sie nicht sofort töten würde. Durch die Geschichten über Vampire geblendet, streben einige Menschen heutzutage sogar freiwillig nach so einem Leben. Ich bin mir sicher, dass das anders wäre wenn sie begreifen würden, was dann aus ihnen wird.
 

Das menschliche Gehirn ist nicht dafür gemacht über jahrhunderte Daten zu sammeln. Mit der Zeit versagt es zunehmend. Sie vergessen ihr Leben als Mensch, diejenigen die sie kannten und liebten… Bis sie schließlich auch vergessen was sie nun sind und was sie zum überleben brauchen. Sie gehen elendig zu Grunde, ihr Körper zerfällt langsam bevor sie letztendlich “verhungern“.
 

Diese widerlichen Wesen mit uns zu vergleichen!
 

Nun, anhand meiner Ausführungen dürfte klar sein was ich bin… Also werde euch nun meine Geschichte erzählen.
 

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Kapitel 1: Veränderung
 

Ich möchte mit meiner Geschichte an dem Tag beginnen, an dem ich beschloss mein Leben zu ändern. Bis zu diesem Tag, im Sommer 1896 lebte ich, mit meiner Schwester zusammen, im Schloss meines Vaters. Es war ein prächtiges Anwesen im Süden Frankreichs. Lediglich ein paar Weinberge trennten uns vom Mittelmeer. Trotzdem unser Vater sehr streng und unsere Mutter schon geraume Zeit nicht mehr am Leben war, verlebten wir dort friedliche Kindertage.
 

Den Namen und den genauen Standort des Schlosses zu verraten, würde euch nicht viel nutzen, da es heute nicht mehr existiert…
 

An diesem Morgen war ich bereits früh wach, um meinem Vater in seinem Arbeitszimmer einen Besuch abzustatten. Wie nicht anders zu erwarten, war er längst dort. Manchmal bezweifelte ich dass er überhaupt schlief. Ich stand vor dem riesigen Gemälde, das die Komplette Westwand des Raumes einnahm. Die Morgensonne warf ein warmes Licht durch die Fensterfront gegenüber.
 

Ich liebte dieses Gemälde… Ich verbrachte teilweise Stunden damit, in den vielen Details immer wieder Neues zu entdecken. Ich würde sagen das Interesse, mein bisheriges Leben zu ändern, kam bei der Betrachtung dieses Bildes.
 

Denn es war bei weitem nicht gewöhnlich… Es hatte den Maler viele Jahre seines Lebens gekostet… Es zeigte die Welt, mit all ihren Kontinenten, Meeren, Flüssen, Seen und Inseln. Und es zeigte die Aufteilung der Vampir Welt. Länder der Menschen spielten keine Rolle. Der Künstler aktualisierte es gelegentlich. Soweit es mir bekannt ist, war dies die einzige Karte dieser Art.
 

Verzeiht das ich mich so lange damit aufgehalten habe, aber zu wissen das heute nicht einmal mehr Asche davon übrig ist, stimmt mich traurig. Etwas Vergleichbares ist mir bis heute nie wieder begegnet.
 

“Was willst du so früh schon bei mir, William?” Die Stimme meines Vaters war tief und voller Ruhe. Ich drehte mich um, in der Hoffnung ihm ins Gesicht sehen zu können aber ein großer Stapel Bücher, der sich auf dem Schreibtisch befand, versperrte mit die Sicht. Ich beschloss näher an seinen Schreibtisch heran zu gehen. Und tatsächlich, da saß er, auf seinem grünen Thron. Ohne zu mir aufzusehen hatte er seine Frage hervorgebracht.
 

“Was hast du? Du wolltest dir doch sicher nicht nur das Gemälde ansehen?” Ich schüttelte leicht den Kopf. Da er mich immer noch nicht ansah, ergänzte ich ein “Nein, …natürlich nicht.” Er nahm begleitet von einem tiefen Seufzer seine Brille ab. “Nun sprich schon. Ich habe noch zu tun.”
 

Ich wandte mich wieder dem Bild zu. “Ich will die Welt sehen, alle Kulturen der Menschen erforschen, überall hin reisen.”, “Die ganze Welt? Dir ist hoffentlich klar, dass es gefährlich werden kann anderen Vampiren zu begegnen. Dank unserem Bündnis mit den Vampirfürsten Europas ist es möglich gefahrlos durch Europa zu reisen. Wie wäre es damit?”, er setzte seine Brille wieder auf und richtete seinen Blick wieder auf die vor ihm liegenden Papiere. “Ich bin mir sicher das Reisen wird dir mit der Zeit ohnehin langweilig. So bist du wenigstens schneller wieder zu hause.”
 

“Das glaube ich zwar nicht. Aber bitte wenn du es wünschst, bereise ich vorerst nur Europa…”, “Gut. Sag mir bescheid wohin du fährst. Ich werde mich darum kümmern, dass du standesgemäß empfangen und behandelt wirst.”
 

Nun gut… Es war eigentlich eher meine Absicht ihm Bescheid zu sagen, als ihn um Erlaubnis zu fragen. Aber auch wenn er es wünscht, werde ich mich nicht allzu lange in Europa aufhalten. Man könnte sagen dass ich fühlte, dass da draußen etwas auf mich wartet… Etwas das ausschließlich von mir gefunden werden wollte… Etwas…
 

“Werde bloß nicht wie deine Tante.”, bekam ich noch zu hören bevor ich die Tür hinter mir schloss. Wieso eigentlich nicht? Soweit ich mich erinnerte war meine Tante schon seit Jahrzehnten auf Weltreise. Ich bin ihr höchstens ein paar mal im Leben begegnet… Aber sie schien so glücklich zu sein… Und sie erzählte uns jedes mal abenteuerliche Geschichten, von den Dingen die sie erlebt hatte.
 

Ich hätte nichts dagegen so zu sein.
 

Die genauen Ereignisse auf meiner Europareise spielen keine große Rolle, daher “überfliege” ich diesen Teil im folgenden nur kurz. Das wirklich Entscheidende geschah erst als ich Europa verließ…
 

Ich wollte unbedingt nach Griechenland. Die Geschichte und Kultur der Menschen dort zog mich einfach magisch an. Ich habe einmal gehört, dass man am meisten über die Menschen lernt, wenn man sich unter sie mischt. Nun, das war dort nicht sonderlich leicht, weil meine Haut sehr hell, meine Haare blond und meine Augen blau sind. In Frankreich ist das nicht unüblich… Aber das sind nicht gerade Tarnfarben in südlicheren Ländern.
 

Bis zu diesem Zeitpunkt war ich noch der Meinung, echte Vampire hätten von Natur aus eine helle Haut. Aber der dort herrschende Vampirfürst war von menschlichen Griechen nicht zu unterscheiden. Also waren auch wir in der Lage uns an äußere Begebenheiten anzupassen.
 

Meine Unterkunft hatte einen wunderbaren Blick auf das Wasser des Mittelmeeres. Irgendwo dahinter war Afrika. Afrika an sich faszinierte mich weniger. Mein einziges Ziel dort war Ägypten… Ich hatte in ein paar Büchern meines Vaters gelesen, dass einige Pharaonen Vampire gewesen waren… Sie ließen unglaubliche Bauten von Menschen erschaffen. Grabmähler dessen Gänge unzählige Fallen aufwiesen und angeblich falsche Sarkophage. Was meiner Meinung nach daran lag, dass sie nicht wirklich starben und niemand erfahren durfte, dass ihre Gräber leer waren. Dennoch stand Ägypten nicht sonderlich weit oben auf meiner “Zu besuchen”-Liste.
 

Wo mich in Griechenland noch die Vergangenheit in ihren Bann zog, war es in Italien die Gegenwart. Ich liebte die Feste der Italiener und ihr Essen. Besonders Venedig hatte es mir angetan mit seinem Karneval. Die Menschen hier waren so ausgelassen. Alle Schichten feierten gemeinsam, sie verbargen ihre Herkunft einfach hinter Masken. Aller Stress und alles Schlechte schien für diese Zeit wie ausgelöscht… So etwas kannte ich bis dahin nicht.
 

Von der Stiefelspitze Italiens aus nahm ich dann ein Schiff, das mich bis nach Spanien brachte. Auch hier fand ich vor Lebensfreude scheinbar übersprudelnde Feste… Ob nun ein Stierkampf oder andere Anlässe, jede Veranstaltung zog mich magisch an. Trotzdem der dortige Fürst das nun schon Jahrhunderte lang erlebte, wurde er es nicht leid. Und mir ging es genauso.
 

Vermutlich wundert ihr euch schon, dass es keinerlei Verständigungsschwierigkeiten gibt. Dass liegt daran, dass Vampire neben ihrer Landessprache auch noch so eine Art “Muttersprache” untereinander verwenden, die auf der ganzen Welt gleich ist. Auch wenn das Verständnis durch örtliche Akzente erschwert wird, reicht es aus um zu kommunizieren.
 

Der eigentliche Grund für mich nach Spanien zu gehen, war die Möglichkeit von dort aus mit Hilfe eines Schiffes nach Amerika zu gelangen. Ich verabschiedete mich also von dem dortigen Fürsten und reiste anstatt nach Frankreich über den Pazifik. In dem Moment als ich den ersten Schritt auf die Planken des Schiffes setzte, wusste ich, dass ich frei war. Vater hatte nicht den Mut mir zu folgen, er würde warten bis ich zurückkehrte.
 

Trotzdem ich nun scheinbar frei war, schien immer noch etwas zu fehlen… Dieses Gefühl auf der Suche nach etwas zu sein, wurde mit jedem Schritt den ich tat größer.
 

Und ich schien dem Ziel immer näher zu kommen…
 

Meine Reise führte mich nördlich durch das heutige Kanada. Zurück auf den Eurasischen Kontinent. Denn ein weiteres meiner Hauptziele war Japan…
 

Ich muss gestehen, dass das Versteckspiel anstrengend war… Ein zusammentreffen mit den hiesigen Vampiren hätte höchstwahrscheinlich meinen Tod zur Folge gehabt. Denn ihr solltet wissen, dass ich zwar für eure Begriffe sehr alt aber mein Körper biologisch gesehen, der eines Anfang 20-Jährigen war. Kräfte mäßig war ich den alten Vampiren unterlegen. Und ich weiß nicht ob ich mit ein bisschen Magie meinen Kopf aus der Schlinge hätte ziehen können.
 

Nun gut. Mein Ziel war also Japan, im besonderen Tokyo. Japan befand sich zu dieser Zeit im Wandel, Tokyo wurde zum Regierungssitz des amtierenden Monarchen, der Japan in ein neues Zeitalter führen wollte. Meiji folgte dabei dem Vorbild der USA und den Europäischen Ländern. Trotz dieser doch sehr stark von ihren Ursprüngen abweichenden Einflüsse, schaffte es Japan seine Kultur und Vergangenheit zu pflegen und zu bewahren. Was nur wenigen Ländern im Laufe der Zeit gelang. Diese absoluten Gegensätze faszinierten mich. Aber das war für mich nicht der einzige Grund, hierher zu reisen.
 

Denn von keiner anderen Stadt hatte meine Tante mehr geschwärmt, als von Tokyo. Es waren nun schon 7 Jahre vergangen seit meinem Aufbruch. Wie ich es auch in Europa getan hatte schickte ich immer wieder Briefe nach hause, um meiner Schwester alles zu berichten und meinen Vater zu beruhigen. Im Postamt begegnete ich einem Mädchen, zweifelsohne ein Mensch, dass genau wie ich nicht von hier war. Es kam ursprünglich aus England und da meine Mutter von dort stammte, beherrschte ich auch diese Sprache sehr gut. Ihr Name war Sophie.
 

Sie zeigte mir die Stadt mit all ihren kleinen Wundern, denn sie war glücklich jemanden zu haben der wie sie hier noch fremd war. Eines Abends lud sie mich zu einer Art Bankett ein. Da meine Faszination für Feste immer noch nicht verebbt war, willigte ich mit Freuden ein.
 

Nicht ahnend was dort auf mich zu kommen würde…
 

Ich hoffte auf ein Japanisches Fest, immerhin war ich wegen der Japanischen Kultur hier. Stattdessen fand ich mich auf einem typisch westlichen Bankett wieder… Weder Kleidung, Essen noch Dekoration war japanisch.
 

Ich überlegte kurz, ob es nicht vielleicht doch besser war, auf dem Absatz kehrt zu machen. Als hätte Sophie meine Gedanken gelesen, hakte sie sich bei mir ein und zog mich in den großen Saal. Es wäre wohl auch unhöflich gewesen, sie hier allein zu lassen. Anscheinend sehnte sie sich ein wenig nach ihrer Heimat und ging deshalb gelegentlich auf solche Feste.
 

Ich bot mich an, an der Bar etwas zu trinken zu holen. Als ich mich durch die Menge der Menschen drängte, hatte ich kurz das Gefühl beobachtet zu werden. Ich konnte allerdings nicht sagen von wo und von wem. Als ich auf meine Bestellung wartete, zog etwas am Zipfel meines Jacketts. Neben mir stand ein kleines Mädchen mit langen, blondgelockten Haaren.
 

“Ma.. Majestät… Schnell! Ihr dürft nicht hier sein!”, sie nahm nun meine Hand und zog daran, “Beeilt euch bevor er euch sieht!”
 

Für einen kurzen Moment war ich wie versteinert. Als ich mich wieder gefasst hatte, entzog ich ihr meine Hand schnellstmöglich.
 

“A..aber Majestät…” Ein Vampir! Ein Verwandelter! Was für ein Monster hatte es fertig gebracht ein Kind zu verwandeln?! Es musste aus Frankreich stammen, denn es hatte Französisch gesprochen und hätte mich andernfalls nicht erkannt. Bevor ich das kleine Vampirmädchen fragen konnte, wer mich nicht sehen durfte, tauchte aus der Masse hinter ihr eine Frau auf und zog sie davon. Vermutlich dessen Mutter, auch sie war ein Verwandelter Vampir.
 

Also hatte mich eben tatsächlich jemand beobachtet. Während ich mich umsah, stellte der Barkeaper laut krachend zwei Gläser auf den Tresen, sodass ich zusammenzuckte…
 

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Am anderen Ende des Saals, eilte ein schlaksig wirkender Mann, in leicht geduckter Haltung, durch die Menschenmengen. Als er fand wen er suchte, rief er aufgeregt: “Meister, Meister! Er ist hier!” Der so betitelte Mann drehte sich zu seinem Diener um. “Das war nicht anders zu erwarten. Aber dass wir uns nun schon so schnell begegnen…”, ein Lächeln umspielte nun seine Mundwinkel.
 

“Wie gedenkt ihr vorzugehen?”, fragte sein Diener aufgeregt. “Ist er in Begleitung?” Ein kurzes Nicken folgte als Antwort, “Ein Menschenmädchen ist bei ihm, mein Herr.”, “Gut. Sie wird nächste Woche unser ‘Ehrengast‘. Ich denke du weißt was das heißt. Um ihn kümmere ich mich persönlich…”, “Sehr wohl, mein Herr.”, antwortete der Diener mit einer leichten Verbeugung und verschwand darauf hin wieder in der Menge.
 

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Ich für meinen Teil hatte genug von dieser Veranstaltung. Ohne Getränke kehrte ich zu Sophie zurück. “Lass uns gehen. Ich fühle mich hier nicht besonders wohl…”, “Jetzt schon? Aber wir haben doch noch nicht einmal getanzt! Einen Tanz werdet ihr mir doch wenigstens zugestehen?” Sie lächelte und nahm wieder meinen Arm. Meinetwegen. Sollte sie ihren Willen bekommen. “Nur ein Lied. Dann gehen wir.” Sie lächelte wieder.
 

Ich führte sie zur Tanzfläche. Da geschah es. Stärker als zuvor hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden. Es fühlte sich an als würde mein Herz einen Schlag aussetzen. Als ich die Tanzfläche betrat und mein Blick nach links fiel, sah ich ihm direkt in die Augen.
 

Es kam mir plötzlich eiskalt im Raum vor. Als sich unsere Blicke trafen, veränderte sich die Farbe seiner Augen. Sie strahlten für den Bruchteil einer Sekunde wie reines Gold. Das Zeichen eines Geborenen… Er musste sehr wütend sein, mir auf diese Weise seine Identität preiszugeben… Natürlich, ich war schließlich in sein Revier eingedrungen.
 

Ich blieb stehen, nicht in der Lage meinen Blick abzuwenden. So fühlte es sich also an.
 

Angst.
 

“William? Was hast du?”, fragte Sophie besorgt, aber ich konnte nicht reagieren. Er kam nun auf mich zu. “Guten Abend. Was verschafft mir die Ehre eines so hohen Besuches?” Er brachte seine Frage ganz ruhig, in ausgezeichnetem Englisch und mit einem eiskalten Lächeln hervor. “Und dann noch in Begleitung einer so schönen Dame!” Er nahm Sophies Hand und gab ihr einen Kuss, ohne dabei den Blick von mir abzuwenden. Sie war sichtlich geschmeichelt.
 

“Mein schönes Kind, dürfte ich mir euren Begleiter einen Moment ausleihen? Mein Freund Kazuki wird sich derweilen um euch kümmern.” Ein Mann schräg hinter ihm verbeugte sich leicht und reichte Sophie die Hand. Sie löste sich von mir und ging mit ihm auf die Tanzfläche.
 

Der Vampir mit dem eiskalten Lächeln, wies mir nun den Weg. “Wir sollten nach Draußen gehen.” Ohne mich weiter zu wehren folgte ich ihm. Er war gut einen halben Kopf größer als ich, vermutlich auch älter. Vom Aussehen her, schien er nur halb Japaner zu sein. Ich starrte auf seinen Rücken. Er schien zwar schlank, aber dennoch stark zu sein.
 

Hatte ich gegen ihn eine Chance? Wie war es eigentlich dazu gekommen? Es war mir bis jetzt doch auch gelungen allem Ärger aus dem Weg zu gehen. Wieso musste das ausgerechnet jetzt passieren?! Ich wollte doch triumphierend zu meinem Vater zurückkehren…
 

Vom Balkon aus gelangte man über eine Treppe in den Garten des Anwesens. Ich folgte ihm noch ein Stück, bis zu einem Pavillon. Dort blieb er stehen. Ohne sich umzudrehen fing er an zu sprechen:
 

“Und, was hast du jetzt vor?”, “Ich…”, ich versuchte meine Stimme wieder in den Griff zu bekommen. “Es tut mir Leid. Ich wollte mir lediglich Japan ansehen. Ich hatte nicht die Absicht zu stören. Wenn sie es wünschen reise ich sofort wieder ab.” Er drehte seinen Kopf leicht, sah mich allerdings immer noch nicht an. “Du willst also nicht kämpfen..?” Also wollte er das tatsächlich! Ich versuchte ruhig zu bleiben. Aber mein Herz schien immer heftiger zu schlagen. Ich musste einen Kampf um jeden Preis vermeiden.
 

“Nein. Ich halte nichts von diesen Machtkämpfen. Das habe ich noch nie.”, “So..?”
 

Ohne sichtliche Anstrengung, wirbelte er herum und stieß mich mit dem Rücken gegen einen der Pavillonbalken. Es kam so plötzlich, dass ich die Wucht des Aufpralls nicht mehr richtig abfangen konnte. Ein stechender Schmerz kroch meine Wirbelsäule hoch bis zu meiner Schädeldecke. Der Balken ächzte und der Rosenstrauch, der am Pavillon wuchs verlor ein paar Blätter.
 

“Das freut mich.”, “W..wie..?”, “Dann muss ich dich nicht töten.” Wenn er das gar nicht vor hatte, könnte er mich doch loslassen! Stattdessen hielt er mich mit seiner linken Hand weiterhin fest. Seine andere Hand ergriff meine Linke und brachte sie über meinen Kopf mit dem Handrücken an den Balken. Seine goldenen Augen funkelten mich an.
 

“Dennoch sollte ich dir eine kleine Lektion erteilen. Mein kleiner Prinz.” Noch während er sprach schien die Luft um uns herum regelrecht vor Elektrizität zu knistern. Ich sah nach oben. Um unsere aufeinandergelegten Handflächen, zuckten kleine blaue Blitze. Meine Handfläche fing an zu glühen, zu brennen. Es war als würde man etwas mit einem Messer ganz langsam in die Haut schneiden.
 

Ich konnte einen Schrei nicht unterdrücken. Der Schmerz breitete sich nun in meinem ganzen Körper aus. Weißer Nebel machte sich in meinen Gedanken breit.
 

Das lächelnde Gesicht des Vampirs verschwamm vor meinen Augen…
 

Ich wurde Ohnmächtig.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  HikaruHoshi
2010-03-21T19:50:43+00:00 21.03.2010 20:50
Ö___Ö Nein, nicht weh tun!!!!

WOW, ich bin mal wieder gefangen von deiner Geschichte. Bei "Four Seasons - Four Problems" hab ich dir leider kein Kommi da gelassen weil ich es einfach durch lesen musste. ABer hier habe ich mich jetzt gezwungen was zu schreiben!
Wieder sehr schön und spannend geschrieben! Ich liebe deine Geschichten! Sie sind einfach immer wundervoll und packend!

Und ich würde mich über einen Doji sehr freuen!!!! *__* Zu dieser Story und auch zu "Four Seasons - Four Problems"
*____*

Liebste Grüße von Hikaru Hoshi ^________^
Von: abgemeldet
2009-04-06T14:54:16+00:00 06.04.2009 16:54
Die Geschichte ist schön!Und sehr interessant!^^
Der Prolog ist toll,weil man da vorher alles erklärt bekommt.
Und das Kapitel gefällt mir sehr gut!Die Beschreibungen und seine Gedanken sind klasse^^
lg
Von: abgemeldet
2009-02-03T18:52:05+00:00 03.02.2009 19:52
Den Prolog und das erste Kpitel kannte ich ja schon *nyaaah* - du weißt ja, das ich die Geschichte bis jetzt liebe, binn sehr gespannt wies weitergeht (ich hoffe es wird schön blutig ^___^) und freue mich auch schon auf den Dojinshi dazu!!!! *_____*
Ps: Lass dich nicht von den Tanten von Animexx unterkriegen!!! ^n^
Von:  Toastviech
2009-02-02T20:38:09+00:00 02.02.2009 21:38
Hi^^
Schreib bitte schnell weiter, die Story klingt sehr interessant.
Du hast einen packenden Schreibstil, ich könnte ewig so weiter lesen.

lg Toasty


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