Zum Inhalt der Seite

Kaizoku no Baroque

I. Träume
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kokoroshima – Der Gipfel

An diesem Morgen murrte die gesamte Crew. In fremden Körpern war es noch viel schwerere wach zu werden, als in ihren eigenen. Außerdem hatte eigentlich so gut wie jeder von ihnen schlecht geschlafen. Robin, Crocodile und Iroko waren die einzigen, deren Träume vollkommen leer geblieben waren, allerdings hieß das nicht, dass sie deswegen nun ausgeschlafen wären. Die Piraten machten sich müde auf den Weg zum Gipfel und torkelten voran, während sich die beiden Amazonen ausgeschlafen wie zwei Bären nach dem Winterschlaf munter miteinander unterhielten. Der Rest war in starres Schweigen verfallen. Sie alle versuchten zu verarbeiten, was sie geträumt und erlebt hatten. Niemand von ihnen konnte das auf die leichte Schulter nehmen, sie alle hatten Dinge erfahren, die sie eigentlich gar nicht hatten wissen wollen. Gal lief die ganze Zeit über mit hochroten Kopf durch die Gegend und vermied vor allem Paulas und Jazz' Blick. Sein Traum war in etwa wie Bons gewesen, viel Sex, aber auch sehr viele Liebe. Er war äußerst peinlich berührt davon und hatte die gesamte Zeit über das Gefühl die beiden würden wissen, was er erfahren hatte.

Bon hingegen hatte seinen Spaß und warf Jazz in Umas Körper immer wieder ein dämliches Grinsen zu. Mehr ging nicht, er konnte ihn nicht weiter aufziehen, das ließ sein Körper gar nicht zu. Aber wenn er wieder in seinem eigenen Körper war, dann wusste er bereits genau was er zu ihm sagen würde. Allein bei dem Gedanken musste er schon wieder grinsen. Uma und Miki schwiegen vollkommen und versuchten an nichts zu denken, genau wie Paula, die sich noch unwohler fühlte als am vorherigen Tag. Zwischen jedem von ihnen war ein kleiner, aber feiner Abstand. Niemand wollte die Nähe des anderen ertragen. Sie alle wollten nichts anderes mehr als endlich in ihre eigenen Körper zurück und diese schreckliche Insel vergessen. Hoffentlich klappte der Rücktausch überhaupt. Bei einigen bezweifelten sie es sehr stark.
 

Mao und Kei führten sie den ganzen Morgen über immer weiter nach oben, dass sie dem Gipfel langsam näher kamen. Die Luft hier wurde wirklich dünner und auch recht kalt, aber noch immer erträglich. In diesen Höhen gab es viel weniger Bäume, aber noch immer erstreckte sich vor ihnen ein halber Dschungel. Es blieb weiterhin ruhig und idyllisch. Der Wind war manchmal das einzige Geräusch, das die eisige Stille brach. Der Anstieg blieb grob und beschwerlich, aber gegen Mittag tauchte das erste wirkliche Hindernis vor ihnen auf. Erneut eine Schlucht, ähnlich der ersten am Tag zuvor. Vielleicht hatte es einmal ein schweres Erdbeben gegeben, aber niemand verspürte wirklich Lust intensiv darüber nachzudenken. Dieses Mal rauschte am Fuß der Klippe kein Fluss, sondern erstreckten sich nur spitze, harte Steine und Flechten. Allerdings gab es einen Weg auf die andere Seite, eine Hängebrücke. Die beiden Frauen überlegten gar nicht lange und überquerten den vielleicht zehn Meter breiten Spalt. Die Piraten zögerten jedoch. Die Brücke sah nicht sonderlich stabil aus.

»Kommt endlich!« riefen die beiden Amazonen von der anderen Seite und winkten ihnen.

Stumm blickte sich die Crew an, dann machte Uma den ersten Schritt. Es geschah nichts, die Brücke schwankte und knarrte nur genauso wie zuvor. Heftig nickte sie in ihrem Leihkörper und schlenderte die Holzdielen entlang. Vorsichtig und in etwas größeren Abständen folgten die anderen. Sie hielt tatsächlich alle neun von ihnen aus, bog sich nur etwas mehr als vielleicht gut für sie war. Doch dann, als Uma fast schon das Ende erreicht hatte, hielt sie plötzlich inne und machte den Mund auf. Miki hatte sie eigentlich fragen wollen, was los war, aber da hörten sie es bereits. Das Reißen von Stricken. Im nächsten Moment verloren sie bereits den Halt unter den Füßen. Die Brücke sackte unter ihnen ab und riss sie nach unten. Gal, Uma, Bon und Miki schrien in ihren Leihkörpern und der Rest riss die Augen auf. Nur Crocodile schien klar denken zu können. Er spürte, wie sich in seinem Innersten etwas tat, wie ein Drang, ein unbarmherziges Gefühl seine Arme auszufahren. Er fluchte und reagierte so schnell, dass sein Geist kaum mehr mitkam. Noch während des Falls ließ er aus den Enden der Schlucht ein riesiges Gebilde aus Händen wachsen, wie ein Spinnennetz, in das sie schließlich fielen. Schmerzvoll stöhnte er auf und hielt sich panisch seine Arme. Es fühlte sich so an, als würden sie ihm gleich abgerissen werden.

»Au! Seid ihr schwer!«

»Eine Treppe!« rief Robin ihm sofort zu. »Bilde an der Seite der Schlucht eine Treppe!«

»Du spinnst ja wohl, ich hab genug damit zu tun das blöde Netz hier zu halten!«

»Konzentrier dich, Crocodile! Ich kann das!«

»Aber ICH nicht!«

Sie lief auf ihren Händen näher an ihn heran und wies die anderen an, es ihr nachzumachen. Auf diese Weise würde sich die Last verringern. »Du kannst dich in Sand auflösen und Schwerter und sogar ganze Sandstürme erzeugen und erzählst mir jetzt du kannst keine Treppe bilden?«

Er knurrte böse und spürte wie einer der Arme bereits schwankte. »Das letzte Mal als ich was mit deinem Körper machen wollte, hat er mir die Kontrolle verwehrt und ist zusammengesackt. Tut mir ja leid, dass das dieses Mal tödlich für uns sein wird!«

»Vertrau mir einfach... nur einmal, nur ein einziges Mal, verdammt...«
 

»...« In ihm regte sich etwas, ihr Körper wollte sich bewegen, handeln, doch er sah sie nur sehr ernst an, während Iroko sich in Sand verwandelte, um das Gewicht zu verringern. Er hatte wirklich sehr damit zu tun dieses riesige Netz aufrecht zu halten, vor allem mit so vielen Personen darin. Noch mehr wollte er sich wirklich nicht zutrauen. Es zog schon jetzt grässlich an seinen Armen.

Gal kam der Wand nahe genug um sich mittels Paulas Fähigkeiten am Gestein hochzuangeln. Immer wieder stach er durch den Fels, klettere langsam nach oben. Es war nicht viel aber zumndest ein Gewicht weniger .

Robin erwiderte den Blick ihres Partners ernst. »Ich weiß, dass du denkst, dass ich schwach bin, aber ich bin nicht machtlos. Deine Arme werden dir nicht abfallen, ich hab schon ganz andere Dinge erlebt.«

»Grr...« Er knurrte nun so leise, das nur sie es hören konnte. »Was erzählst du nun schon wieder für einen Mist... Ich bin diese Fähigkeit nicht gewohnt! Ich bin nun mal ein anderer Teufelsfruchtbenutzer... und wenn ich die Kontrolle verliere sind wir alle tot!«

»Wenn du nichts tust, trifft das für die Hälfte von uns auch zu. Können wir das später diskutieren?«

Uma erreichte zur gleichen Zeit die Wand und konzentrierte sich auf Gals Fähigkeiten. Vielleicht konnte sie ja eine Leiter oder so etwas bilden, aber sie war so nervös, dass ihr der Schweiß ausgebrochen war. Es ging nicht, sie konnte sich nicht konzentrieren. Erneut fluchte sie und ärgerte sich über ihn. Wieso musste er denn immer gleich denken, dass er es nicht schaffen würde?

Knurrend wandte sich ihr Boss an Irokos Körper. »Ich diskutiere nicht mit dir und nun halt die Klappe und mach dich an den Rand des Netzes und geh mir nicht auf die Nerven!«

Oh, er machte sie manchmal so schrecklich wütend. Dennoch tat sie, was er sagte. »Es würde dich nicht umbringen einfach mal meinem Körper die Kontrolle zu überlassen...«

»Halt die Klappe, ich muss mich konzentrieren...« Er kniete sich auf das Netz und es war ein so seltsames Gefühl. Überall seine Hände, überall Druck, er spürte alles ganz genau, jede Textur und es tat weh, verdammt. Vor allem Miki und Jazz waren zu schwer für ihn, ohne sie wäre er vielleicht stärker und müsste nicht so eine Angst haben gleich zu fallen. Einmal atmete er tief durch, dann schloss er die Augen und konzentrierte sich, versuchte nicht zu grob zu ihrem Körper zu sein. Ganz sanft heranzugehen, was ihm wirklich schwer fiel. Bei seiner Fähigkeit konnte man seine ganze Wut bündeln... hier war sie eher hinderlich. Sein Gedanken fokussierten sich genau auf das Szenario in seinem Kopf. Zwei Arme... der Abstand... vielleicht Vier Meter Fünfzig, zwölf Hände. Es war wirklich schwer für ihn, mit der Willenskraft das Netz zu halten und nebenbei so eine Feinarbeit durchzuführen. Robins Körper war zwar daran gewöhnt, aber es bedurfte trotzdem sehr viel Kraft. Schließlich entschied er sich. Er griff nach Robin, ihre Hände unter ihre Achseln, die sie nun einfach weiter nach oben gaben, Stück für Stück. Sie war so leicht, dass es ihm fast nichts ausmachte. Verblieben nur noch drei. Uma hatte es nun geschafft zumindest eine Art Anker in den Fels zu wachsen, der sie halten konnte. Sie hangelte sich nach oben, mehr schlecht als recht, aber sie hoffte es würde halten. Crocodile blinzelte, dann wuchs eine Hand aus dem oberen Ende der Klippe und streckte sich ihr entgegen. Frauen und Kinder zuerst, hieß es nicht so?

Ohne zu Zögern packte Uma sie und zog sich hinauf, Gals Körper war ebenfalls sehr leicht. Für einen Moment überlegte ihr Captain wer als nächstes kommen sollte. Die Schweren? Die Frauen? Und wenn die Frauen, wonach sollte er sich dann richten? Die Seelen oder die Körper? Als hätte sie es gespürt, rief Robin ihm von oben her zu.

»Fang mit den schweren Personen an, sonst hast du keine Kraft mehr!«

»Tss...« grummelte er zu sich selbst. »Als würde ich mir von dir was sagen lassen.« Dann wandte er sich an Miki »Du als nächstes und dann hilfst du mir mit Iroko von oben die anderen raufzuziehen.«

Nur ein Nicken aus Bons Körper. Daraufhin wuchsen überall Hände und die Klippe sah nun aus wie ein riesiger Kletterfelsen. »Los.«

Sofort machte er sich an den Aufstieg. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis er bei den anderen oben stand. Umas Körper folgte nur wenige Augenblicke später. Crocodile war bereits ziemlich erschöpft. Nur noch Mikis Körper, der Schwerste, aber dafür war das Netz leichter geworden. Er nickte Paula zu und sie krabbelte wortlos an den Rand. Sie, beziehungsweise er, war so rund, dass er für einen Moment wirklich überlegte wie er ihn überhaupt nach oben bekommen sollte. Er hievte ihn schließlich doch noch hoch und war wirklich froh, als sein und Jazz' Körper ihm die Arbeit abnahmen. Erleichtert atmete er aus und ließ sich auf den Rücken fallen. Ihm war schwindlig und er fühlte sich so ausgezehrt. Lange hätte er das hier wirklich nicht mehr ausgehalten. Diese Parameciafrüchte waren wirklich anstrengend. Er fragte sich wie Robin das aushielt... so viel Präzision, das war echt ungeheuer auslaugend. Seine Arme begannen zu zittern und für einen Moment fürchtete er vollkommen die Kontrolle zu verlieren. Er lag noch immer in seinem Netz aus Händen und rang nach Luft. Gott er fühlte sich wie plattgewalzt und seine Arme... oh seine Arme taten ihm so was von weh.

»Bossu?« hörte er seine eigene Stimme.
 

Keuchend fingerte er nach seinem Kopf, der noch mehr schmerzte als sonst. »Uhh... ja...« Schließlich richtete er sich langsam wieder auf und stöhnte. Er kam gerade ins Wanken, als er plötzlich spürte wie hinter ihm einer seiner Hände nachließ... beziehungsweise... alle. Scheiße, fluchte er. Er war nicht mehr in der Lage sich zu konzentrieren. Das hier war zu viel für ihn gewesen. Sein Kopf riss sich um und erkannte, dass auch vor ihm alle Hände plötzlich ausfielen und sich in Luft auflösten. Alles, was Robin übrig blieb war die Augen aufzureißen und ihn voller Horror entgegenzublicken. Ihre natürliche Reaktion wäre es gewesen ihre Hand nach ihm auszustrecken, aber das konnte sie nicht mehr. Er fiel bereits.

In diesem Moment setzte sein Verstand vollkommen aus. Er spürte noch die Angst zu fallen und dann... Die gesamte Crew hockte über der Kante und starrte nach unten, wollte helfen, aber er weit bereits außer Reichweite. Sie sahen nur noch seine Silhouette. Und dann sahen sie wie aus der Wand plötzlich Hände wuchsen und nach ihm griffen, als würde er an einer Liane hängen. Sofort atmeten alle kollektiv auf, bis jedoch ein dumpfer Aufprall sie zusammenzucken ließ. Erneut starrten alle hinab. Alles was sie sahen war... dass Crocodile, beziehungsweise Robins Körper mit voller Wucht gegen die Klippe geknallt war und nun an ihr festklebte. Er fluchte, allerdings hörte es sich sehr zerknüllt an.

»Au...«

Crocodile hing noch immer in der Luft und fluchte. Verdammt nochmal, das tat scheiße weh. Sein Gesicht sah bestimmt aus wie ein Kratzbaum. Knurrend sah er nach oben. Tolle Distanz. In ihrem Körper spürte er noch Reserven, zumindest so viel um diesen Körper hinaufzubringen. Also begann er zu klettern, ganz langsam, aber nach einer Weile erreichte er endlich den Rand der Klippe. Paula, Iroko und Bon griffen gleichzeitig nach seinen Händen und zogen ihn nach oben. Nur flüchtig bedankte er sich dafür und atmete dann aus. Man, war das anstrengend. Er wollte wirklich in seinen Körper zurück. Die beiden Amazonen kicherten im Hintergrund, scheinbar fanden sie das wirklich unheimlich witzig.

»Wenn ihr dann mit eurem Spiel fertig seid, können wir ja weitergehen.«

Die meisten der Crew sahen die Frauen einfach nur wütend an, doch niemand sagte etwas. Als sich die Amazonen in Bewegung setzten, folgten auch die Piraten, wenn auch etwas mürrisch. Sie wussten, wenn noch mehr von diesem Kram kam, würden sie einer nach dem anderen ausrasten.
 

Noch ein paar Stunden vergingen und die Crew kämpfte sich weiter durch das stetige und harte Klima der Insel. Sie kamen ihrem Ziel sichtbar näher, mussten immer steilere Anstiege bewältigen, doch der Gipfel kam in Sicht. Immer wieder hatten sie kurze Pausen gemacht, doch niemand verspürte den Wunsch sich lieber auszuruhen als endlich wieder mit sich selbst vereint zu sein. Der Nachmittag brach an, es wurde ein wenig wärmer und die Sonne traf in einem so eigenartigen Winkel auf die roten Blätter der Bäume, dass es wirklich so aussah, als stünden sie in Flammen. Der Wind wurde so weit oben rauer, doch die verbliebenen Bäume schützten sie so gut es ging. Dann, plötzlich, an keiner bestimmten Stelle, zu keiner bestimmten Zeit, blieben ihre beiden Führerinnen stehen. Sie drehten sich zu ihnen um und nickten ihnen zu.

»Weiter werden wir euch nicht begleiten.«

»Wie bitte?« Miki hatte wirklich die Schnauze voll. Neben Iroko hatte er die meiste Geduld, aber irgendwann war die auch bei ihm am Ende. Er fragte sich kurz, ob Bon da nicht vielleicht auch mit hinein spielte. »Soll das ein Witz sein? Ihr schickt uns durch die Pampa und dann lasst ihr uns kurz vorm Ziel einfach stehen?!«

Die blonde Amazone lächelte nur. »Ihr seid fast am Ziel.« Ihr Finger deutete geradeaus. »Durch den Tunnel dort hinten und dann klettert ihr den Berg am Abhang hinauf. Es ist wie eine Treppe, das solltet ihr also schaffen. Weiter ist es uns nicht erlaubt zu gehen. Der Nebel steigt manchmal bis hierher auf.«

Noch ein Nicken, dann wandten sie sich ab und winkten ihnen nochmals zu. »Vergesst nicht, immer nur zwei in den Berg zu schicken, um die Seelen zurückzutauschen!« Dieses Mal lachte Mao. »Sonst gibt es nur wieder Seelensalat.« Das fand Kei scheinbar so witzig, dass sie ebenfalls losprustete und die beiden feixend von dannen zogen.

Widerwillig und ohne sich noch einmal umzusehen, wanderte die Crew weiter. Der natürlich geschaffene Tunnel lag direkt vor ihnen. Er war sehr breit und hoch, vollkommen schwarz, nur am Eingang wuchsen noch ein paar Pflanzen und Pilze hinein. Das Ende konnte man kaum erkennen. Hier war es eigenartig leise, beruhigend fast, obwohl genau dieser Fakt sie unruhig machte. Sie schenkten sich einen stummen Blick, entschlossen aber dennoch weiterzugehen. Als sie im Dunkel des Tunnels versanken, erklang nur noch das Schaben ihrer Schritte und ein fernes Tropfen, wie Wasser. Vor ihnen lag ein weicher Schimmer, bläulich, kein direkter Ausgang, eher eine Art Lichtung. Als sie näher kamen, erkannten sie, woher das Licht kam. Über der Lichtung, die sich vor ihnen erstreckte, war ein Riss in der Decke, durch den das Tageslicht die kargen Steinwände anstrahlte. Wurzeln hingen lose aus diesem Spalt und brachen den fahlen Sonnenschein in einer gespenstischen Art und Weise. Der Rest traf Wasser, welches an den Wänden hinabrann und erschuf mit einem seltsam bläulich scheinenden Pilz am Gestein, den Schimmer, in den sie hier getaucht waren. Es war eine unheimliche Atmosphäre und ihnen lief unwillkürlich ein Schauer den Rücken hinab.
 

Doch es geschah nichts, nur das Tropfen des Wassers war zu hören und der Wind in weiter Ferne. Die Piraten setzten sich wieder in Bewegung und folgten dem steinigen Pfad weiter nach oben. Eine Weile lang liefen sie in fast vollkommener Finsternis, ehe vor ihnen endlich echtes Licht entgegen floss. Tageslicht. Doch als sie ihm näher kamen, erkannten sie etwas enttäuscht, dass sie noch immer unter der Erde waren. Dieses Mal jedoch war der Riss über ihnen viel größer, viel breiter, dass man beinahe an den herabhängenden Wurzeln nach oben hätte klettern können. Über ihnen konnten sie den Himmel erkennen, der immer wieder von weißen Wolken durchbrochen wurde. Vogelstimmen drangen an ihre Ohren und erneut der sanfte Wind, der sich in der Erdspalte verfing. Im gedämpften Sonnenlicht zeigte sich nun, dass der Weg nicht mehr weiter ging. Ein riesiger Geröll- und Steinhaufen versperrte den Tunnel vor ihnen und es gab keinen Weg an ihm vorbei. Das hatten ihnen die Amazonen wohl ebenfalls verschwiegen, was?

Die Crew sah sich einen Moment lang ratlos an. Bons Körper hatte unter Umständen wohl nützlich sein können, aber Miki kam einfach nicht so gut mit ihm zurecht. Er war es gewohnt mit seinen Armen zu arbeiten und bei der Begegnung mit den überdimensionalen Bienen hatte er bereits gesehen, dass er die Stärke seiner Beine nicht ausreichend ausschöpfen konnte. Wachs würde ihnen nichts bringen und sie bezweifelten, dass die Steine sich so gut zerschneiden oder zerstechen lassen würden beziehungsweise, dass ihnen das Zeit ersparen würde. Sie konnten das Geröll natürlich per Hand entfernen und selbst wenn Robins Fähigkeit in diesem Fall hilfreich gewesen wäre, hatte niemand besonders Lust darauf. Uma klopfte in Gals Körper auf das Gestein unter ihnen und schüttelte den Kopf. Dadurch würden ihre Krallen nicht kommen und zudem wollte sie Jazz die Schmerzen ersparen, die sie dadurch erlitten hätte. Auf Baseball war trotz seiner Präzision ebenfalls nicht sonderlich viel verlassen.
 

Etwas genervt sah Crocodile aus Robins Augen die Steine an und wippte mit dem Fuß. Hand drauf und fertig war der Lack. Gott, wie er seinen Körper vermisste. »...Iroko... wärst du so nett?«

»Was? Aber...« Ihre Augen, seine Augen, fixierten ihn unsicher.

»Du kennst die Prozedur doch... trockne sie einfach aus.«

»Ich kenne die Prozedur? Aber Bossu...«

»Du kannst gerne auch so anpacken und sie aus dem Wegräumen, aber so ginge es schneller.«

Noch immer wirkte sie irritiert. Bon, in seinem fremden Körper, stellte sich Partei ergreifend neben sie. »Man, Zero-chan, wie soll sie das denn einfach Mal so aus der Hand schütteln?«

Ein Seufzen erklang, dann blickte er sich selbst tief in die Augen. »Hand drauf und dir vorstellen wie du ihnen das Wasser entziehst. Du kannst dir auch vorstellen wie du jemanden grausam umbringst. Oder aus nem Strohhalm trinkst. Oder... sonst irgendwas... is doch egal. Hauptsache du denkst daran.«

Nickend drehte sie sich um, stellte sich zu den Steinen und schloss die Augen, sprach in der kühlsten Tonlage die ihr Leihkörper überhaupt kannte. »Wie ich jemanden umbringe...«

Diejenigen, die ihr nahe standen, konnten nun etwas sehen, das wirklich unheimlich wirkte. Mordlust. Sie hatten ihren Boss bereits einmal so gesehen, es „passte zu ihm“, es gehörte zu seine Aura, zu seiner Skrupellosigkeit. Aber war das seine Mordlust, oder war es die des Kindes in seinem Körper? Die Steine begannen zu bröckeln, zu Sand zu zerfließen und rieselten hinab zu ihren Schuhen. Bon, Paula und Miki wichen ein Stück zurück und selbst Crocodile musste zusammenzucken, als er das sah. Was war das? Waren das... seine eigenen Gefühle? Oder waren es die des kleinen Mädchens in ihm? Er schluckte und was ihn noch mehr irritierte war, dass es ihm tatsächlich Angst machte. Dass er sich tatsächlich Angst machte.

Unter seiner Hand dezimierte sich der Stein zu Sand und gab einen schmalen Eingang frei, aus dem nun sanfter, glitternder Nebel drang. Aber er kam nicht auf sie zu, sondern wurde direkt durch den Luftzug des Erdrutsches über ihnen nach oben, an die Oberfläche gesogen. Schweigend wichen die Piraten einen Schritt zurück und starrten auf die Höhle, die sich nun vor ihnen erstreckte. Das war es, der Eingang, der Gipfel, ihr Ziel. Jeder von ihnen hatte ein ziemlich flaues Gefühl in der Magengegend. Waren sie bereit? Würden sie zurücktauschen können? Und... was würden sie tun, wenn sie es nicht konnten? Ein eisiges Schweigen lag auf ihren Köpfen und ließ sie frösteln.
 

Bon war es, der als erstes diese Stille brach. Seine Stimme ruhig, genau wie Jazz'. »Toll, und wer geht zuerst?«

Niemand antwortete.

Dann wandte er sich an Jazz in Umas Körper. »Na, willste wieder hier rein?« Provokant grinsend schlug er sich gegen die Brust.

»Grrr... Schnauze, du Tunte! Du Tunte, du!«

»Awww, also nicht?«

»Grrr....«

Er zog ihn zu sich und es war nicht so, als würde er sich in dem kleinen Frauenkörper besonders dagegen wehren können. »Nun hab dich nicht so!« Hastig beugte er sich zu ihm hinab und flüsterte in sein Ohr. »Ich sag auch keinem, dass du unter die Haube willst.«

Wider seinem Willen wurde Jazz rot. »Wie bitte? Wie, was, wie?«

Bon lächelte und sein Körper wehrte sich mit allem, was er hatte gegen die Regung. Seine langen, schlanken Finger griffen nach dem eigentümlichen Besitzer und knufften ihn etwas. »Na komm schon, es ist nichts schlimmes daran glücklich zu sein.<

»Sobald ich in meinem Körper bin, kannst du was erleben!« zischte dieser ihn an.

Seinen Kommentar ignorierend schleifte er ihn in die Höhle und winkte den anderen noch zu. »Bis gleich, ihr Süßen!« ertönte Jazz' tiefe Stimme. Und das tat er mit voller Absicht. Dieses Bild sollte den anderen tief im Gedächtnis bleiben. Zum krönenden Abschluss warf er Paula noch einen Handkuss zu und zwinkerte »Gleich hast du dein darling wieder, baby.«

Dann verschlang sie der Nebel. Stumme Sekunden vergingen, Augenblicke, Momente, Minuten, eine ganze Weile. Die anderen wurden langsam nervös, weil nichts geschah. Gerade debattierten Crocodile, Miki und Uma darüber, ob sie ebenfalls hineingehen sollten, als die beiden wieder nach draußen kamen. Jazz verzog keine Miene, Umas Körper hingegen grinste über beide Ohren.

»Darf ich bitten, Miki?« sagte sie mit ihrer aufgeregten Stimme.

»Ihr seid wieder ihr selbst? Jazz, du bist in deinem eigenen Körper?« kam es von Miki.

Kaum merklich nickte der Angesprochene, innerlich jedoch war er überglücklich. Noch immer konnte er Umas Ungeduld in sich spüren, aber da war auch noch etwas anderes. Ein eigenartiges Glücksgefühl, eine innere Zufriedenheit, Ausgeglichenheit. Vielleicht... ein Überbleibsel Bons?
 

Leicht lächelnd kam Miki näher und verschwand mit dem eigentlichen Besitzer seines Leihkörpers im Nebel. Weitere Minuten vergingen. Erneut herrschte Schweigen, dieses Mal erwartungsvolleres. Überraschung hatte sich ebenfalls breit gemacht, vor allem Uma war ein wenig irritiert gewesen. Seit wann akzeptierte Mister One sie? Hatte er... etwa auch geträumt? Von ihrer Vergangenheit? Wusste er jetzt etwa Bescheid? Über alles, über ihre Schuld am Tod ihrer Kinder? Sie hoffte wirklich nicht.

Nach nur einer kurzen Weile kamen die beiden wieder heraus und man erkannte sofort, dass der Tausch geglückt war. Bon sprang ihnen förmlich entgegen und drehte voller Glück und mit Tränen in den Augen seine Pirouetten. »Ahhhh, geliebte Welt! Du hast deinen wundersamen Bon Clay wieder!«

Miki in Umas Körper lächelte ebenfalls, wenn auch dezenter. Sie spürten noch die Gefühle ihrer Vorgänger. Die Ruhe Jazz', Mikis Gelassenheit, Bons Lebenslust. Es war nicht störend, wie zuvor, als sich die Gefühle der Körper mit aller Macht auf die Seelen gedrängt hatten. Dieses Mal war es angenehm. Wirklich, wirklich angenehm.

Während Bon noch durch die Höhle tanzte, hatten sich Paula und Miki in Umas Körper nur kurz nickend verständigt und waren in den mit Nebel gefüllten Tunnel gegangen. Auch bei ihnen dauerte es einige Augenblicke, doch sie kam noch schneller zusammen heraus als die anderen. Beide lächelten, sogar Miki. Er fühlte sich großartig wieder seine eigenen Muskeln bewegen zu können. Natürlich, er war immer noch langsam, aber irgendwie fühlte er sich auch erfrischt. Vielleicht durch Paulas Anwesenheit? Oh und da war auch noch etwas anderes. Als er zurückkam, machte er eine langsame Drehung, auf die Bon mit fröhlichem, schallenden Lachen reagierte. Die beiden Männer begannen miteinander zu quatschen, das heiß Bon redete auf ihn ein und Miki nickte immer wieder fröhlich, während Uma und Paula nun den Nebel vor sich teilten. Dieses Mal ging es wirklich schnell, es dauerte nur einen Moment, bis sie lachend wieder heraustraten, sich überschwänglich unterhielten, das hieß vor allem Uma. Die beiden Frauen hatten sich bereits zuvor schon gut verstanden und zudem war Paula eine der wenigen, die die Vergangenheit der kleinen Rothaarigen kannte.

Fröhlich hopsend kam Uma wieder aus der Höhle und umschlang gleich Miki und küsste ihn. Noch immer war sie relativ ruhig für ihre Verhältnisse, aber man erkannte sie trotzdem wieder. Nun standen sich Gal und Paula gegenüber, in den jeweils falschen Körper. Sie sahen einander lange zögernd an, dann verschwanden auch sie weiter hinten. Ihre Transaktion dauerte von allen am bisher längsten. Sie alle wussten warum. Paula hatte Gal nie sonderlich leiden können und ob er sie in ihrem Körper besser verstehen konnte, wussten die anderen nicht. Es verging eine halbe Ewigkeit und Schweigen kehrte ein. Alle starrten gespannt auf den Nebel. Nichts regte sich. Dann jedoch kamen sie unter Freudentränen in ihrer eigener Haut wieder heraus. Paula stürmte sofort auf Jazz zu und fiel ihm in die Arme. Sie küssten sich innig und man konnte sie beide überglücklich lächeln sehen. Jazz, ohne es zu bemerken. Bon musste so sehr kichern, dass man glaubte er würde gleich ersticken.

Gal fühlte sich merkwürdig. Er spürte keine Nervosität wie sonst, keine Komplexe und keine Angst. Weder Paula noch Uma und hatten das zugelassen. Noch immer durchschäumte ihn etwas von Paulas Selbstbewusstsein, von ihrer Stärke und er fühlte sich seit langer Zeit wirklich glücklich. Irgendwie zugehörig, als... als wäre er ein Teil des Teams. Als wäre es ein Teil der Gruppe, als bräuchte er keine Angst vor nichts zu haben. Es war ein wirklich wunderbares Gefühl und er ging richtig darin auf. Diese beiden Frauen waren wirklich erstaunlich.
 

Zurück blieben nur noch drei von ihnen. Fragend blickte das kleine Mädchen in ihrem viel zu großen Körper zu ihren beiden Bossen. Crocodile sah sie nicht an, starrte in den Nebel, wirkte irgendwie gedankenversunken und auch etwas schlecht gelaunt. Wie immer eben. Ihr Blick glitt weiter zu Robin und sie sah ihr direkt in die Augen, vermied jedoch Crocodiles Blick. Es würde ewig dauern für sie beide, das ahnte sie schon. Aber sie war bereit mit Iroko zu tauschen und bei Gott, das Mädchen verdiente es. Hastig griff sie mit ihren kleinen Fingern nach Crocodiles Pranke und zog ihn in die Höhle hinein. Die beiden Frauen traten durch den dichten Nebel. Erneut fühlte es sich so an, als würden sie durch Sand laufen. Als sie weiter ins Innere kamen, lichtete sich die glitzernde Luft etwas, wie im Auge eines Sturmes. Hier schwebte nur noch ein sanfter Schimmer in der Luft, der Rest wurde von vorbei ziehenden Schwaden verdeckt. Langsam drehte sich Robin um und fand Crocodiles Augen, die Augen des Mädchens, das dahinter steckte. Sobald sich ihre Blicke trafen, schien die Zeit stehen zu bleiben. Robin konnte sehen, wie es um ihre Iris dunkel wurde, wie sich vollkommene Schwärze auf sie legte. Dann rüttelte sie ein heftiger Stoß und zwang sie zu Boden. Sie wusste nicht mehr, wo sie war.

Nur ein paar Sekunden später kam die kleine Iroko wieder heraus gelaufen und wandte sich direkt an ihren Boss. Sie wirkte verängstigt.

»Was ist los? Hat es nicht geklappt?« kam es von Uma.

Nur Kopfschütteln. »Doch, ich bin wieder ich, aber...« Sie zitterte beinahe. Da war Robins Ruhe und Crocodile Wut, sein Verlangen. Es war beinahe so, als würden diese unterschiedlichen Gefühle auf sie eindreschen und sie zu Boden bringen. Stur schluckte sie es herunter. »Sie... wacht nicht mehr auf, Bossu.«
 

„Crocodile~“.

Sie öffnete die Augen, jemand hatte ihren Namen gesagt. Sie war... Crocodile? Also war der Tausch geglückt? Aber wo war sie hier? Sie kannte diese Stimme nicht, auch wenn sie in seinem Körper ein wundersam schönes Gefühl auslöste. Ein sehr bekanntes Gefühl.

„Crocodile... du Schlafmütze, wach auf!“

Robin sah durch seine Augen und erkannte eine hübsche Blondine. Dunkle, sonnengebräunte Haut, braune Augen, wirres bizarres, lockiges Haar. Sie lag auf ihm, nackt, genau wie er selbst. Allerdings war Crocodile nicht ganz so kräftig wie sie ihn kannte und... er hatte beide Hände?

Die Blondine küsste ihn und schmiegte sich an ihn. „Na endlich, ich dachte schon ich müsste mit einem Hammer auf dich einschlagen.“

Sie spürte wie er lächelte und ihn so eine unheimliche Wärme durchströmte, dass es ihr Angst machte. Er nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie zärtlich. „Brauchst du nicht, Elisabelle.“

Unheimliches Glück durchströmte sie und sie wusste gar nicht wohin mit ihren eigenen Gefühlen. Ein Schmerz peinigte sie, Eifersucht. Aber das war doch lächerlich. Das war nur ein Traum. eine Erinnerung. Er hatte beide Hände... das war sicher ewig her. Aber dieser Name, Elisabelle. Warum löste der Name in ihr solch Unbehagen aus? Es waren ihre eigene Empfindungen, denn Crocodile war so schrecklich glücklich, das kein anderes Gefühl in ihm mehr Platz hatte. Irgendwie verletzte sie diese Tatsache am meisten. ...Sie konnte ihn nicht so glücklich machen.

Erneut lachte die Blondine und setzte sich auf ihn, sodass er einen perfekten Blick auf ihren Körper hatte und das gefiel ihm, oh ja. Ihr Lachen war spitz und ziemlich kühl, aber Crocodile bemerkte das nicht. „Na wie wärs, mein Hengst? Darf ich dich noch einmal reiten?“

Oh Gott, das wollte sie wirklich nicht sehen. Ihr wurde übel, aber sie konnte nichts tun. Sie war in seinem Körper gefangen und musste sich fügen. Musste dem zusehen.

Wieder lächelte er und er war so sanft dabei. So unheimlich sanft, als würde die Frau vor ihm aus Porzellan gefertigt sein. Er liebte sie, er liebte sie wirklich abgöttisch. Seine Augen ruhten auf ihr und und strichen ihren Körper entlang, genauso vorsichtig wie seine Fingerkuppen. Nur dieses wunderbare Gefühl war ihn ihm, keine Erregung sondern nur Verliebtheit. „Wenn du möchtest.“

Robin begann innerlich zu schreien, versuchte an ihm zu rütteln, doch es war sinnlos.

Elisa grinste und beugte sich zu ihm hinab, schmiegte sich an ihn und nahm seine Haare in ihre Hände, küsste seinen Hals und flüsterte etwas in sein Ohr, dass sowohl ihm als auch Robin einen kalten Schauer über den Rücken jagte. „...Mein kleines Krokodil... Ich liebe dich so sehr...“

Anders als Crocodile, der mit einem erneuten Schwall von Glück reagierte, fühlte Robin, dass etwas falsch war. Sehr falsch sogar. Meinte diese Frau das ernst? Sie kaufte es ihr nicht ab. Nicht im geringsten. Aber... war das einfach nur ihre Eifersucht? Ihr eigener Schmerz? Doch sie streckte ihre Arme aus, nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie leidenschaftlich. Sie konnte nicht glauben, was er ihr antwortete.

„Ich liebe dich auch.“

Sie schrie noch lauter, voller Schmerz, riss an seinen Muskeln, an ihren Muskeln, warf sich gegen die Wände seines Körpers. Sie wollte aufwachen, sie wollte hier weg. Wollte das nicht sehen, nicht hören und vor allem nicht spüren. Es tat so schrecklich weh, es riss sie fast entzwei wie er dieser Frau so bereitwillig sein Herz öffnete. Die Erinnerung reagierte, so schien es. Die Szene verdunkelte sich langsam und nur noch seine Worten klangen nach, wie ein Satz den er selbst so oft in seinem Kopf wiederholt hatte. „Ich...liebe dich.“
 

Ein neues Bild erschien, nun nicht mehr aus Crocodiles Perspektive. Wieder diese Frau und er. Und er... war so jung, gerade Mal Anfang Zwanzig würde sie ihn schätzen, mit beiden Händen und sogar mit hinauf gekrempelten Ärmeln. Die Narben allerdings hatte er schon damals, einige zumindest. Sein Haar war ungefähr genauso lang wie er es heute trug und hing ihm wild ins Gesicht. Auch die Narbe dort fehlte. Diese... Elisabelle war gekleidet wie eine Zigeunerin, mit Kettchen an jeder erdenklichen Stelle, den Armen, dem Hals, den Knöcheln, dem Haar, und einem riesigen Ausschnitt. Sie beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn. „Pass auf dich auf, Liebling.“

Überglücklich lächelnd erwiderte er ihren Kuss zärtlich. „Werde ich...“

Himmel, sie wollte hier so etwas von weg. Lieber wäre sie wieder in Irokos Körper geschlüpft, hatte mitangesehen wie Crocodiles es sich in ihrem Körper vor versammelter Mannschaft besorgte, als das noch weiter zu ertragen.

Plötzlich jedoch war sie wieder in seiner Position und sah ihr Gesicht vor sich, Elisabelles Gesicht. Es veränderte sich. Kurz wurde alles etwas neblig vor ihrem Augen, aber dann sah sie die hübsche Blondine wieder. Die Augen dieses Mal starrer und sehr viel kälter. Sie spürte einen Tritt in ihrem Gesicht und dann einen Fuß fast ihren Kopf zerquetschten. Es tat nicht besonders weh, aber sie fühlte sich wie bei einem Deja-vú. ...Und das erste Mal, als so etwas passiert war, tat es unheimlich weh, das wusste sie. Sie bekam nicht viel mit, hörte nicht viel, sah nur überall Blut um sich herum, fühlte sich als entstände ein Vakuum in ihrer Brust, das ihn aufsaugen zu drohte. Dann spürte sie ein Messer, das sich in seine linke Hand stach und ihn am Boden festnagelte. Es tat höllisch weh, das wusste sie, aber... der wirklich betäubende Schmerz blieb aus, wie er bei Iroko gekommen war.

„Du bist erbärmlich, Crocodile... Ich hasse dich... War das schon alles?“

Ein Filmriss, zu viele Erinnerungen kamen auf einmal und sie rutschte wieder aus seiner Perspektive heraus. Elisabelle über ihm, die Augen voller Hass, voller Ekel und Zorn. Sie schnitt ihm die Narbe ins Gesicht. „Ich werde dir alles zurückzahlen!“

Sein Körper verkrampfte sich und Robin spürte, dass etwas nicht stimmte an dem, was sie sagte. Aus irgendeinem Grund wusste sie, dass das nicht die Wahrheit war. Auf was auch immer sich das bezog. Ein Brennen stach ihr ins Gesicht, an ihre Wangen, ihre Nase.

„Crocodile!“

Eine unvernünftige Wut kam in ihr auf, zerfraß sie beinahe, doch dann änderte sich das Szenario wieder.
 

Um sie herum war alles schwarz. Sie fühlte sich allein, verbittert und... kein bisschen traurig. Sie fühlte sich verfolgt, aber auf eine andere Weise als sie es von sich kannte. Eher wie ein Schatten, der immer hinter einem lief und sie töten wollte, ein Teil von ihr war. Etwas das man nicht losbekam, niemals losbekam. Etwas, das man einfach nicht loslassen konnte. Der Schatten hatte sich in sie verlagert, hinter ihr Herz und sie wusste, dass er sein Herz steuerte. Wut war in ihr, Hass, sehr viel Hass und das Gefühl niemanden vertrauen zu können außer sich selbst. Ein unheimlicher Überlebenswille und das Ziel stärker als jeder andere zu sein. Dann öffneten sich ihre Augenlider wie von selbst und sie sah...

...sich selbst. Mit 24 Jahren, wie sie vor ihm stand. Ihre erste Begegnung. Sein Körper reagierte nicht auf sie, sah sie nur an und empfand rein gar nichts. Er spürte rein gar nichts, außer Gier, als er sie musterte. Sie erkannte sich selbst. Stark und doch verängstigt, gehorchend, seine Befehle ausführend. Und dann sah sie sich ein letztes Mal. Älter, ein paar Jahre vielleicht. Sie lag neben ihm in seinem Bett, nackt. Es war beinahe wie die erste Szene. Sie war wieder Crocodile und spürte was er spürte. Ihre eigene Gestalt lag ganz ruhig neben ihm, sah müde aus. Wahrscheinlich hatten sie sehr viel getrunken. Er schwieg, nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Gedankenleer. Etwas pochte in ihrer Brust, es war leise und sehr dumpf. Sein Herz... und mit jedem Schlag wurde es noch dumpfer und gespenstischer. Es drückte etwas zurück, etwas drückte gegen seine Knochen, wollte hinauf zu seinem Kopf, aber er ließ es nicht zu. Sie fühlte sich seltsam, als würde sie etwas sehr wichtiges wissen und doch nicht wissen, nicht verstehen. Hinter ihr spürte sie den Schatten, wie er sich an sie schmiegte, wie eine Frau, kalt und berechnend, lachend, schmerzend. Erneut hörte sie Elisas Worte.

„Ich liebe dich.... ich liebe dich so sehr, Crocodile.“ Abermals entfachte sich die Wut in ihm, als er sich von ihr selbst, von Robin, zurückzog und ihr den Rücken zudrehte. Vor ihm lag nur noch der Schatten und schmiegte sich in seine Arme, küsste ihn und hauchte in sein Ohr. „Ich werde dir bis zum Ende der Welt folgen“. Es wurde kalt, sehr sehr kalt und im nächsten Moment verdunkelte sich die Szene.
 

Sofort schlug sie die Augen auf und schwang sich in eine aufrechte Position. Sie nahm gar nicht wahr, dass Crocodile neben ihr kniete und sie geweckt hatte. Sie starrte mit seinen Augen nur weiter nach unten, starrte auf ihre Hände Nein, auf seine Hand und den Haken. Beide Hände, Elisabelle. „Ich liebe dich“ Allein der Gedanke an diese drei Worte lösten in seinem Körper und auch in ihrer Seele furchtbaren Zorn aus. Aber sie spürte nun auch den Schmerz, den er zurück drängte. Den Schmerz, der ihn sonst zerreißen würde. Sie wusste nicht, was sie fühlen sollte. Am liebsten wollte sie weinen, sich zu einer Kugel zusammenrollen, einfach weinen. Allein sein und niemanden sehen. Aber der Körper ließ das nicht zu. Unter keinen Umständen. Er wehrte sich gegen sie, mehr als er sich gegen Iroko gewehrt hatte. Er wollte sie hier nicht haben, wollte sich vor ihrem Einblick schützen.

»Scheißdreck!« platzte es aus ihr heraus. Sie griff sich an die Stirn. Der Schmerz war einfach unglaublich. Hatte er Migräne oder lag es an ihr? Ein Knurren ertönte, ihr eigenes, seines. Wie eine wilde Katze kämpfte er gegen diese Gefühle an. Es kam ihr sogar so vor, als würde er lieber sterben wollen, als sie so nahe bei sich zu haben.

»Scheinbar hast du Probleme mit meinem Körper...«

Als sie ihre eigene Stimme hörte und den Kopf hob, um ihn anzusehen, brach der Himmel über ihr zusammen.

»Tja das trifft sich wohl gut, denn ich hatte vor in meinen Körper zurückzugehen.« meinte er trocken.

Alles was ihr übrig blieb, war ihn anzustarren. Wut, oh diese unberechenbare Wut. Aber da war noch etwas anders. Etwas vollkommen anderes. ...Sehnsucht? Ihre eigene... oder etwa... seine? Das einzige, das sie nicht wahrnahm war Hass.

Er runzelte die Stirn. »...Robin?«

Ihre beziehungsweise seine Augen waren riesig. Sie konnte sich nur weiter selbst anstarren. Sah sich selbst mit seinen Augen und es war, gelinde gesagt verwirrend. Sie hatte noch nicht einmal ansatzweise verstanden, was sie eben gesehen hatte und jetzt das hier. Da war etwas seltsames dabei, wenn sie sich so ansah. Das Gefühl einer eigenartigen Wärme und noch eine andere Empfindung, ein noch sehr viel verwirrenderes Gefühl. Es... fühlte sich so an... Wenn sie sich ansah, dann... empfand sie sich als die hübscheste Frau, die dieser Planeten je gesehen hatte. Hartes Schlucken peinigte sie. So sah er sie? Wirklich? Oh... oh Gott.

»Robin.« Seine Stimme wurde dunkler und er hatte das ungute Gefühl, das sie da viel zu viel erfuhr.

»Ich... ich bin hier.« log sie. Sie war kaum bei Verstand.

»Ja das seh ich...«

Da war dieser Drang in ihr. Das unheimlich starke Verlangen sich selbst zu berühren, sich selbst in den Arm zu nehmen, Robin in den Arm zu nehmen. Sie zu... sie zu...

»...Ich würde jetzt gern meinen Körper wieder haben...«

»Das... kann ich gut nachvollziehen...« Gott, sie liebte ihre eigene Stimme, wenn auch mit weniger Druck dahinter. Schließlich erkannte sie endlich, was diese Empfindung bedeutete. Und... Gott, sie musste hier wirklich raus, sofort! Doch der Wechsel lief nicht ab. Nicht wie beim letzten Mal. War sie noch nicht bereit? War er noch nicht bereit? Warum? Wenn sie sich mit seinen eigenen Augen ansah, dann war sie zu einhundert Prozent sicher, dass er sie akzeptierte. Mehr als nur respektierte. Also... lag es an ihr? War sie selbst zu festgefahren?

Er sah sie noch immer abwartend an. Sie konnte die Ungeduld in ihrem zuckenden Auge erkennen. Er würde es nicht mögen, aber es war ihr so etwas von egal. sie griff nach ihrem eigenen Kopf. Es fühlte sich so gut, so richtig an. Sie sah sich selbst schon längst nicht mehr. Sie sah nur noch ihn... Crocodile, den Mann... den Mann, den sie...

Mit einem heftigen Ruck presste sie ihn an sich und küsste ihn, küsste ihn mit allem was sie hatte. Er war zu perplex um sich zu rühren. Doch es dauerte nur einen Moment und die Wut packte ihn wieder. »Was zum... Robin?! Hast du den Verstand verloren?!«

»Halt die Klappe, du Miststück und küss mich endlich zurück!« fuhr sie ihn innerlich zitternd an, wie in einem Reflex. Ihre Lippen vereinigten sich wieder und dann... beide spürten wie seltsam es im ersten Moment war. Es war wirklich abstrus. Aber auch Crocodile verlor langsam den Blick dafür in welchem Körper er eigentlich steckte. Alles was beide spürten, war der jeweils andere und den Kuss. Er wurde von Robin geküsst und sie von ihm. Mehr zählte in diesem Moment nicht. Ihre Augenlider senkten sich von ganz allein und ehe sie es sich versahen versanken sie in dem Gefühl tiefster Ruhe, Geborgenheit.
 

Nur langsam lösten sie sich wieder voneinander, schlugen die Augen auf. Robin fiel sofort auf, dass sie nicht mehr ihn festhielt, sondern er sie. Ihr Kopf drückte sich auf, sah in die Augen, die sie lieben gelernt hatte. Crocodiles Augen. Auch er spürte, dass er wieder er selbst war und Gott... machte ihn das zufrieden und ausgeglichen. Er brauchte gar nicht seine Augen zu öffnen dafür. Er spürte es auch so. Und er spürte Robin unter sich. Dieses elende Miststück, das ihm so viele Sorgen bereitete, die ihm so viel Angst machte. Sie lag endlich wieder unter ihm. Er zögerte gar nicht erst, sondern küsste sie weiter und hielt sie am Boden, bestimmter, heftiger.

Robin konnte gar nicht richtig reagieren. Sie wurde einfach überflutet und ihr blieb nichts übrig, als auf seine Reaktion zu antworten. Ihn zu küssen, sich an ihn zu pressen, die Finger in seinen Haaren zu verschränken, um ihn nie wieder loszulassen. Es fühlte sich, als wäre sie Zuhause angekommen. Als wäre die Welt wieder vollkommen im Einklang, als würde sie schweben, als würde sie fliegen. Und seine stürmische Art machte es nicht besser. Crocodile küsste sie noch fester, presste sie an sich, hatte nicht vor sie wieder loszulassen. In diesem Moment war ihm alles egal. Sein Körper hatte sie so vermisst. Sie in ihrem Körper. Er reagierte einfach von allein. Sein Körper reagierte einfach und er schob sich so nah an sie heran, wie er konnte. Und sie spürte, dass scheinbar nicht nur er sich auf sie gefreut hatte.

Ein bisschen errötete sie, aber gleichzeitig machte es sie auch an. Sie sehnte sich nach seiner Nähe. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sie ihn vermisst hatte. Ihn, in seinem eigenen Körper. Nach einem Moment, in dem sie sich am liebsten um niemanden sonst mehr geschert hatte, hielt sie ihn jedoch auf, drückte ihn etwas nach oben. Das... das konnten sie doch hier nicht so weiter treiben. Wer wusste schon, wozu das noch führen würde? Doch er wollte sie nicht gehen lassen und ließ sich nicht wegschieben. Er wollte sie.

»Crocodile...« Ihre Stimme war ganz leise und verriet ihre Erregung, ihr Verlangen, aber das war Robin gar nicht richtig bewusst. Es fühlte sich so gut an wieder in ihrem Körper zu stecken und von ihm berührt zu werden. Es war, es war beinahe... wie eine Sucht.

Stürmisch packte er ihre Beine und schob sie nach oben, zu ihrem Körper hin, begann ihren Hals zu küssen. Gott, er wusste das das hier nicht der richtige Ort dafür war, aber... er wollte sie so...

»Warte...« Sie konnte ihre Atmung kaum kontrollieren, so sehr keuchte sie schon jetzt. Oh, sie wollte ihn doch auch. Sie wollte ihn sogar viel zu sehr. Aber so ging das jetzt hier nicht weiter. Das... das konnten sie nicht tun. Erneut wehrte sie sich, auch wenn ihre Stimme vor Erregung zittere. »Crocodile...« Ihre Finger legten sich an seine Lippen, um sie zu stoppen und sie starrte in seine sich draufhin öffnenden Augen. Allerdings war das ein großer Fehler gewesen. Was... warum reichte nur ein Blick von ihm und alles in ihr war still? Wieso löste er so viele Gefühle in ihr aus? War das normal? Wie konnte ein einziger Mensch sie nur so bewegen? So viele unterschiedliche Gefühlsregungen in ihr entfachen? Gefühle, die sie jahrelang unterdrückt hatte. Doch sie konnte nicht weiter denken. Sie sah nur noch nach oben, in seine Augen und es gab niemand mehr als diese beiden. Alles andere war ihr plötzlich egal. Sie erwiderte den Kuss mit allem was sie hatte und schlang ihre Beine um seine Hüfte, riss ihn an seinen Haaren zu sich hinab.

Sofort reagierte er und schob ihr Top nach oben. Seine rauen Hände auf ihrer nackten Haut. Hatte sie etwa schon vergessen, wie das war? Oh, aber es war so gut. Viel zu gut. Sie konnte kaum noch denken. Nur irgendein exilierter Teil ihrer Selbst schob sich unnachgiebig nach vorn. Ihre Finger tasteten nach den seinen, schoben sie zuerst weiter nach oben, schlugen sie dann jedoch hastig weg. Sie konnte kaum noch normale sprechen.

»Nicht... nicht hier!«

»Scheiß ich drauf, Robin...«

»Bitte... das....« Herr Gott nochmal. Gleich würde sie sich wegen irrationaler Erregung einweisen lassen. »Die anderen... können uns hören...«

»Sollen sie doch.« Die Lippen sogen sich an ihrem Hals fest. »Mir scheißegal.«

Ihr Kopf stieß zurück auf den harten Boden und für einen Moment sah sie Sterne. Es machte den Kopfschmerz, der sie schüttelte, nicht besser. Sie keuchte so laut, dass sie fürchtete die anderen könnten es wirklich hören. »Warte... noch... bis wir wieder auf dem Schiff sind...«

Knurren ertönte, dann ein lautes Rufen.
 

»ZEEEEEEROOOO-CHAAAAAAN!!! ROBIN-CHAAAAAN?!« Es brauchte nicht erwähnt werden, wer sich nun die Seele nach ihnen rausschrie. »Ohh, meine Herzen! Bitte sagt mir, dass es euch gut geht!« jammerte es.

Schluckend und mit von Erregung getränkten Augen sah sie ihren Partner an. »Sag nicht... bei dem Lärm... kannst du das...«

»Grrr... ich kann immer!«

Sanft strich sie ihm über die Wange und lächelte. Oh Gott, das war knapp gewesen. »Das kannst du mir dann immer noch beweisen.«

Sein Blick war undefinierbar.

Robin seufzte, um ihre Unsicherheit zu überspielen. Sie sah ihn lieber nicht an, zu lange und sie würde sich wohl doch noch umentscheiden. Und... sie wusste wirklich nicht, wie sie jetzt auf ihn reagieren sollte. Die Dinge waren anders als zuvor. Sie hatte Sachen gesehen, die das einfach nicht mehr möglich machten. Gedankenversunken sah sie an die Decke und stockte, riss die Augen auf.

»...« Zögernd folgte er ihrem Blick.

Er erkannte, was sie sah und es ließ ihn für einen Moment vollkommen verstummen. Dort an der Decke waren überall Zeichen eingraviert worden, Hieroglyphen. Eine Sprache, die er nicht lesen konnte. Aber es war noch genug von Robin in ihm, dass er so eine seltsame Affektion zu diesen Zeichen hatte. Er wusste um welche Sprache es sich handelte. Es war diejenige der Leute, denen sie nachjagten.

Robins sanfte Stimme flüsterte ihm entgegen. »Sie... sie waren hier.«

Darauf musste er seufzen. »Na dann hatten sie sicher ne erfreuliche Zeit.«

»BOOOOOSSUUUUUU!!!« Dieses Mal war es Paula. »Miss Allsunday!«

»Soll... soll ich es lesen?« kam es wieder ganz leise.

»Wär doch was, oder?« sein Blick war undefinierbar.

»Geht es euch gut?!«

Er wandte sich in die Richtung, aus der ihre Stimme kam und fluchte. »Ja, man! Wartet doch Mal!«

»Ahhh, Bossu ist wieder er selbst~« kam etwas dumpfer.

Auch wenn sie es nicht sahen, wussten sie doch genau wie Bon nun umher tanzte. »Zero-chaaaaan und Robin-chaaan sind wieder normal! Woooooohhaaaaa!«
 

»Ehm...« Leise räusperte sie sich. »Wärst du so freundlich?« Eigentlich sträubte sich alles in ihr dagegen aufzustehen und diese Wandzeichen zu entziffern. Sie wünschte sich sie wäre blind, denn sie wusste von ihnen kam nie etwas Gutes. Sie wollte nicht daran erinnert werden wie fragil ihr Glück mit ihm war.

Einen Moment lang sah er sie an, dann ging er brummend von ihr herunter. »...«

Etwas widerwillig richtete sie sich auf und trat dann näher an die Wand heran. Ihre Augen schlossen sich reflexartig. Wirklich, sie wollte überall sein, Hauptsache nicht hier. Wo war die Marine nur, wenn man sie brauchte? Das ungute Gefühl wurde immer stärker und als sie endlich wieder ihre Augen öffnete und las, was sich vor ihr erstreckte, wurden ihre Augen immer größer. Das, was in ihrem Kopf noch immer verdeckt auf seine Freilassung wartete, hämmerte nun mehr denn je gegen ihren Schädel. Die Erinnerung krachte mit einem Mal über ihr zusammen und sie fühlte sich, als triebe sie im Meer, sank, sank immer tiefer bis zum Grund. Sie zitterte. Plötzlich erschienen Bilder vor ihrem geistigen Auge. Wie sie vor dem Ponepglyphen in Arabasta stand und Crocodile vorlas, was auf ihm geschrieben war. Sie erinnerte sich bis zur letzten Zeile, dann hatte sie aufgehört. Warum? Was stand dort? Was hatte sie ausgelassen? Was verdammt noch mal verschwieg sie ihm und sich selbst? Robin musste sich mit einer Hand abstützen. Ihre Atmung regelte sich nur schwer wieder ein.

Er beobachtete sie schon die ganze Zeit über, aber nun wurde es ihm doch zu viel. Er stand auf und stellte sich neben sie, sah sie an, besorgt und auch ein bisschen missmutig. »Was ist los?«

Bei seiner Stimme zuckte sie zusammen. Für einen Moment hatte sie glatt vergessen, das er überhaupt da war. Ihre Stimme überschlug sich beinahe, als sie endlich genug Sicherheit hatte zu sprechen. »Sie waren hier. ...Sie haben etwas ähnliches erlebt wie wir, aber...« Sie holte tief Luft und lehnte nun auch ihre andere Hand gegen die Schriftzeichen. Der ganze Stress der Reise schmerzte auf ihren Schultern. »Es gab zwei Parteien unter ihnen. Die einen, die Pluton verstecken wollten und die anderen, die es zerstören wollten. Eben diese haben damals ihre Seelen getauscht. Sie berichten von den Schmerzen des jeweils anderen und... von ihrer Entschlossenheit nun endlich das richtige zu tun. Als sie diese Insel verließen hatten sie mehr Entschlusskraft als jemals zuvor.«

»Und... was haben sie getan?«

»Das....« Sie konnte ihn nicht ansehen. Ihr Finger deutete auf ein Zeichen. Es wirkte unfertig, der Satz abgebrochen. »...Das steht hier nicht mehr...«

»Hm...« Auch er sah sie nicht mehr an. »Na dann sind wir ja zumindest auf der richtigen Spur.«

Ihr Herz schlug so verdammt schnell, es hämmerte so sehr, dass es weh tat. Ihr Kopf drehte sich vollkommen von ihm. Sie wollte hier weg, wirklich einfach nur weg. Die Erinnerungen wurden immer klarer, aber sie fürchtete sich vor dem, was in der letzten Zeile gestanden hatte. Sie fürchtete sich ganz schrecklich davor. Tief in ihrem Inneren konnte sie es sich beinahe denken, aber ihr Herz verweigerte ihr den letzten Schluss zu ziehen.

»Können wir... jetzt gehen?« Sie lobte sich selbst für diese Frage. Das Atmen fiel ihr bereits schwer.

»...Ja.«
 

Ohne ihn noch einmal anzusehen oder zu zögern, nahm sie all ihre verbliebene Kraft zusammen und trat aus der Höhle. Sie nahm die frische Luft dankbar entgegen und sog sie tief in ihre Lunge auf. Gerade wollte sie seufzen, als die so teuer ersehnte Luft wieder aus ihr herausgequetscht wurde. Bon umarmte sie so fest, dass es beinahe weh tat.

»ROBIN-CHAAAAN!!!« Er weinte bitterlich, man hätte meinen können, er hatte um ihr Leben gebangt. »Endlich bist du wieder du. ...Noch länger hätte ich Zero-chan in deinem Körper nicht ertragen. Mit dir kehrt die Eleganz deiner anmutigen Bewegungen zurück...« Noch immer weinte er, kuschelte sich an sie, legte seinen Kopf auf ihren.

Paula trat nun auch an sie heran, zwischen sie und Crocodile, der nun ebenfalls herauskam, sah beide kichernd an. »Was hat das denn so lange gedauert? Haben Sie etwa wieder irgendwelche unanständigen Sachen getrieben, Bossu~?«

Nur mühselig konnte sich Robin von Bon befreien. Sie nutze die Gelegenheit gleich um von Paulas Kommentar rot anzulaufen.

Er verschränkte die Arme und sah sie an. »Geht dich nichts an.«

Kichernd schwang sie ihren Hintern hin und her. »Ahhhh ich wusste es!«

Während Crocodile etwas genervt ihr Gerede ignorierte, hatte sich Robin zu der kleinen Miss Goldenweek hinab gekniet. Die beiden umarmten sich kurz und man konnte leichte Tränen in den Augen des Mädchens sehen. Sie war ja so froh, dass das alles glatt gegangen war.

»Also, sind wir alle wieder vollständig?« kam es von ihrem Captain.

»Hai, Bossu!« erschallte es enthusiastisch. Iroko nickte nur heftig.

»Na dann is ja gut, dann können wir ja endlich hier abhauen.«

»YOOOOSH!«
 

Ohne noch weiter ihre Zeit zu verschwenden, machten sich die Piraten an den Abstieg. Es fiel ihnen erstaunlich leicht, natürlich waren sie aufgrund ihrer eigenen Körper und der Tatsache, dass es nun bergab ging, sehr viel schneller aus zuvor. Es wurde bereits in einigen Stunden dunkel, aber niemand verspürte das Bedürfnis stehen zu bleiben. Sie alle wollten nur noch zurück zu ihrem Schiff. Als die Nacht anbrach, kamen sie zu der Klippe, an der zuvor die klapprige Hängebrücke gehangen hatte. Gal fackelte gar nicht lange, sondern zauberte sogleich die echte Brücke aus dem Märchen über die zehn Meter lange Schlucht. Sie war wirklich imposant, jedes Detail war zu sehen, zu spüren, man sah genau die gesamte Liebe, die in ihr steckte. Uma begann gleich wild zu klatschen und zu applaudieren und wurde von Bon kreischend ergänzt. Mister 3 versuchte daraufhin angestrengt den Rotschimmer zu verbergen, der ihn daraufhin heimsuchte. Die Stimmung war sehr viel lockerer als je zuvor und obwohl sie die meiste Zeit schwiegen, um die Ereignisse zu verarbeiten, war die Stille nicht unangenehm. Nein, sie war viel eher vertraut und beruhigend. Eine wirklich freundliche Stille. Sie brauchten keine Worte mehr, denn sie wussten bereits, was sie wissen mussten. Jazz war es noch immer unangenehm so viel über die anderen herausbekommen zu haben, aber auch er konnte nicht leugnen, dass sie das als Crew mehr zusammengeschweißt hatte. Irgendwie fühlte es sich anders an. Als... wären sie zum ersten Mal ein wirkliches Team.

Sie wanderten noch die gesamte Nacht hindurch. Es schien als hätten sie unendliche Energie, sie waren nicht einmal müde. Stunden später, noch immer tief in der Nacht, erreichten sie das kleine Dorf nahe der Küste. Die verbliebenen wachen Amazonen begrüßten sie nun freundlicher und beglückwünschten sie, dass der Tausch geglückt war. Ihre beiden Führerinnen Mao und Kei schälten sich ebenfalls aus ihren Zelten um sie zu verabschieden. Sie informierten sie noch einmal kurz darüber, dass der Log Post weitere zwölf Stunden brauchen würde, ehe sie weiterreisen können würden, und welche Route sie nehmen mussten, um nicht wieder in den Nebel zu steuern und das Ganze von vorn zu erleben. Während ihr Captain ruhig mit den beiden Frauen redete, hielt sich Iroko ganz weit im Abseits. Sie sah wirklich überall hin, außer zu ihnen. Die Erinnerungen sprudelten wieder hervor. Was sie nicht alles gemacht hatte, oh Gott. Sie hatte die blonde Frau angebaggert, sie hatte ihrem Boss die Stirn geküsst und sie... sie... sie... Ah, nicht daran denken!

Es dauerte nicht lange, bis sich Crocodile freundlich verabschiedete und seine Crew zum Schiff los schickte. Es wurde bereits langsam Morgen, im Osten zeichnete sich ein leichter, heller Schimmer ab und die Sterne über ihnen begannen zu verblassen. Erst als die Sonne schließlich über den Horizont lugte, kam sie endlich am Schiff an. Lasso begrüßte sie fröhlich kläffend, aber er schien Probleme zu haben sein Herrchen zu finden. Etwas unsicher tapste er zu Miki herüber, dem er über das Gesicht leckte, dann kam er auf Paula zu und sah sie aufgeregt hechelnd an, schnupperte an ihr. Zunächst sah diese den Hund einfach nur an, dann aber hockte sie sich zu ihm herunter und begann ihn zu streicheln. Er wackelte glücklich mit dem Schwanz und einem Bein und schlabberte dann über ihre Hand, um anschließend auf Bon zuzuwackeln. Der war natürlich mehr als nur bereit und schwang sich gleich dem Tier entgegen, um es wild durchzukuscheln und mit Küssen zu bedecken. Die Luft war von Lachen erfüllt, und von Mikis viel zu langsamen, aber überglücklichen Klatschen. »Hoooooohooooooohooooo~«

Es war so eine wundervolle und fröhliche Atmosphäre, dass Bon vor lauter Liebe fast in Ohnmacht gefallen wäre. Jeder Einzelne von ihnen war glücklich, dass alles wieder so war, wie es sein solle. Selbst Jazz, auch wenn dieser es nicht zeigte. Allerdings kam nun auch die Müdigkeit. Die meisten verschwanden in ihren Betten, allen voran Iroko, die wirklich nichts lieber tun wollte als zu schlafen. Ihr Captain hingegen war zwar müde, aber er war... nun ja... auch immer noch ziemlich scharf. Den ganzen Weg über hatte er vermieden Robin anzusehen, weil er wusste, dass das den Drang nur noch schlimmer gemacht hätte. Es fühlte sich so an, als hätten sie eine halbe Ewigkeit schon keinen Sex mehr gehabt. Die gesamte Zeit hatte er es zurückgedrängt, aber Herr Gott, jetzt waren sie endlich auf dem Schiff. Er wollte nicht mehr länger warten.

Seine Stimme war ruhiger, leiser als sonst, erschöpft. »Wir haben alle nicht geschlafen... wir fahren weiter wenn wir alle ausgeruht sind. Nehmt euch Zeit.« Dann drehte er sich zu Robin um und musterte sie, sah ihr tief in die Augen. So tief, dass sie das Gefühl hatte er würde direkt in ihr Innerstes schauen. »...«

Oh man. Sie schluckte sehr hart. Sie wusste wirklich genau, was er wollte. Der einzige Ausweg war über Bord zu springen und wieder in ihrem echten Körper würde das tödlich sein. Ihre Muskeln begannen zu zittern, ganz leicht, zart, voller Erwartung. Nur ein Nicken und sie verstand. Mit klopfendem Herzen drehte sie sich auf dem Absatz um und ging ins Innere des Schiffs. Es begann in ihrem Kopf zu rauschen und ein unangenehmes, heißes, quälendes Verlangen nistete in ihrem Bauch. Sie hielt es kaum aus.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -NicoRobin-
2010-10-27T18:19:32+00:00 27.10.2010 20:19
Das Kapitel ist wieder sehr schön geschrieben. Die *zurückverwandlungen* waren echt super beschrieben. Mach weiter so. :)
Von: abgemeldet
2010-04-28T13:47:08+00:00 28.04.2010 15:47
anfangs war ichs ehr verwirrt
aber hey echt toll geworden
ich gebe zu ich war manchmal peinlich berührt
auf jedenfall bin ich froh das alles wieder normal ist

lg brot22
Von:  Jefferson
2010-04-28T13:40:13+00:00 28.04.2010 15:40
DAS Kapitel hat mich eindeutig für das Letzte entschädigt. ^__~
Klasse war es, wirklich klasse! Noch etwas mehr von Crocodiles Vergangenheit... aber noch immer nicht genug. >_<
Er hat also eine Frau geliebt... die ihn scheinbar fürchterlich betrogen hat. Zumindest wirkt es so. Na, ich bin ja mal gespannt auf die ganze Wahrheit.
Aber das macht natürlich alles sehr viel klarer, warum er niemandem mehr außer sich selbst vertraut. Wenn man solche fürchterlichen Verluste hat hinnehmen müssen... denn wie es aussieht hat er daher auch die Narbe im Gesicht und dadurch auch die Hand verloren.
Ich bin wirklich, wirklich gespannt auf mehr.

Aber hey - da war auch diese extreme Gefühl der Erleichterung, dass alle wieder in ihren Körpern waren! Wow - besonders Robins und Crocodiles Tausch war toll! ^__~


Zurück