Zum Inhalt der Seite

Kaizoku no Baroque

I. Träume
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wunden

Robin wand sich im Schlaf, murmelte fieberhaft etwas vor sich hin, griff immer wieder neben sich, aber fand den Platz jedes einzelne Mal leer. Mit der Zeit wurden ihre Bewegungen schneller, heftiger. Schweiß perlte ihre Stirn hinab und klebte sich beißend an ihre Haut. Erst als sie sich keuchend aufschwang, um in eine sitzende Position zu kommen, wusste sie, was los war. Ein Albtraum. Gott sei Dank. Nur ein Traum. Nein, sie stutzte. Nicht direkt. Eher eine Erinnerung.

Sie konnte noch immer Elisabelles Hände auf sich spüren. Ihr gehässiges, bösartiges Gelächter und ihre falschen Worte. „Ich liebe dich, mein kleines Krokodil“ ...Sie hasste sie. Sie hasste sie wirklich. Eigentlich gab es keinen Grund, sie kannte sie nicht einmal. Und dennoch hasste sie sie. Weil sie Crocodile weh getan hatte, so sehr. Sie wusste, dass es nichts direkt mit ihm zu tun haben konnte. Sie hatte diese Liebe gespürt. Er hätte ihr niemals wehgetan. Selbst nicht, nachdem sie ihn so verraten hatte, nicht wahr? Zumindest hatte sie das in seinem Körper gespürt. Die Angst davor, ihr weh zu tun. Hastig wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Sie atmete noch immer schwer. Robin wusste, würde sie ihr jemals begegnen, wäre sie nicht so nett zu ihr. Er hatte so viel verloren und das nur wegen dieser einen Person. Gott, sie konnte sich gar nicht erinnern, irgendwen jemals so sehr gehasst zu haben. Es machte ihr beinahe selbst ein wenig Angst.

Sie hatte sofort bemerkt, dass Crocodile nicht in ihrer Nähe war. Als sie aus dem Bullauge ihrer Kajüte sah, erkannte sie, dass die Sonne im Zenit stand. Mittag? Dann hatte sie aber nicht sonderlich lange geschlafen. Stumm setzte sie sich an die Bettkante und starrte zu Boden. Ihre Atmung kam nur langsam wieder herunter. Die letzten Stunden waren ihr noch so sehr im Gedächtnis, dass sie immer wieder hart schlucken musste. Nur ein paar Stunden zuvor hatten sie miteinander geschlafen. Und wie. Erst wild und zügellos und dann... dann war etwas Merkwürdiges passiert. Er war so sanft gewesen, so unglaublich sanft. Sie konnte das gar nicht wirklich verarbeiten. War das wirklich passiert? Und warum hatte er das getan? Sie erinnerte sich an ihre Gefühle, die sie in seinem Körper bei ihrem eigenen Anblick gehabt hatte. Er wollte sie. Er wollte sie sogar sehr. Das hatte auch Iroko peinlichst genau erfahren müssen.
 

Wackelig stand sie auf und musste sich gleich den Kopf halten. Nein, nicht direkt Kopfschmerzen. Eher ein beunruhigendes Pochen hinter ihren Schläfen. Er wollte sie wirklich, das war eindeutig. Sie hatte aber mehr gespürt. Eine unglaubliche Wut auf sich. Warum machte sie ihn manchmal so wütend? Was machte sie falsch? Und dann noch etwas. Etwas weiches, etwas in seinem Inneren, das sich hinter diesem widerwärtigen Schatten versteckte. Ein Herz. Oh ja, Crocodile wusste besser als jeder andere, wie man sein Herz verbarg. Sie schüttelte den Kopf. Sie hätte niemals, niemals erfahren dürfen, wie er empfand. Er war genauso zerrissen, wie sie selbst, nur ein wenig anders. Er hatte ihren Schmerz gespürt, sie den seinen. Trennte oder verband sie das?

Da war noch etwas. Etwas nach ihrem Tausch, diese Erinnerung. Sie verheimlichte ihm etwas. Etwas, dass ihr so zusetzte, das selbst Crocodile es in ihr gespürt hatte. Etwas mit Pluton. Sollte sie ihm sagen, dass da noch etwas war? Das sie nicht wusste, was es war? Würde er ihr das glauben? Vermutlich, immerhin hatte er es selbst gespürt. Und wenn sie sich erinnerte... sollte sie es ihm dann sagen?

»Scheiß Gefühle...« fluchte sie gegen ihren Willen, als sie ins Badezimmer stolperte. Nur ganz kurz duschte sie sich und zog sich etwas frisches an – dieses Mal mit BH. Am schlimmsten war, das sie nicht wusste, wie sie nun auf ihn reagieren sollte. Mit Lust war es einfach, aber was nun? Sie konnte sich ja nicht jedes Mal einfach auf ihn stürzen, wenn sie ihn sah. Also was tun? Einfach ganz normal reagieren? Aber was war schon normal, wenn es um Crocodile ging? Sie torkelte in die Küche, sie brauchte Koffein. Nachdem sie ihn aufgebrüht und sorgfältig in ihre Lieblingstasse gefüllt hatte, traute sie sich mit ihm an Deck. Wo war er nur? Wollte er sie überhaupt sehen? Verdammt nochmal. Aber sie brauchte trotzdem frische Luft. Ihr Kopf war noch immer irgendwie so vernebelt.
 

Crocodile saß am Heck de Schiffes und rauchte seine wohl... er wusste es nicht... tausendste Zigarre heute. Die Schachtel war schon alle und er hatte sich zwischendurch eine neue holen müssen. Bald hatte er keine mehr, dabei hatte er sich doch geschworen sparsam zu sein. Außerdem hatte er Kaffee getrunken. So weit war es gekommen. Kaffee. Er hasste dieses Gesöff, aber er konnte sich nicht anders wach halten. Und er hatte keine Lust zurück zu Robin zu gehen. Überall hin, nur dort nicht. Alles, bloß das nicht. Seine Augenlider senkten sich wieder und er zog zischend den Rauch seiner Zigarre ein, ehe ihm der Kopf zu schwirren begann.

Langsam kam Robin näher, als sie ihn so sah. Rauchen, hm? Wohl nicht die Erste. Uh, sie hatte ein ungutes Gefühl. Dennoch traute sie sich heran. Er bemerkte sie sehr bald, schenkte ihr jedoch nur einen kurzen Blick, ehe er wieder auf das Meer starrte, das sich in sanften Wogen gegen das Schiff drückte. Stumm stellte sie sich direkt neben ihn. Wenn sie ehrlich war, wusste sie wirklich nicht, was sie zu ihm sagen sollte. Seit wann war das eigentlich so extrem kompliziert geworden die richtigen Worte zu finden?

»Na... gut geschlafen?« kam es etwas rau von ihm, während er noch einmal einen kräftigen Zug nahm und sie nicht eines Blickes würdigte.

Nein, denn ich musste Mal wieder mit ansehen, wie du eine andere flachlegst, ihr Liebesschwüre ins Ohr hauchst und sie dich dann eiskalt fertig macht. Bei diesen Gedanken ballte sie eine Faust. Nach außen gab sie sich so ruhig, wie sie nur konnte »Geht so.« Dann atmete sie tief durch, um ihre Ruhe wiederzufinden »Und... du? ...Hast noch gar nicht geschlafen, oder?«

»Und?«

»Du siehst müde aus.«

»Ich schlaf nicht gern tagsüber.«

Daraufhin schwieg sie und fluchte innerlich. Würde sie jetzt nie wieder normal mit ihm reden können? Nun ja, so normal wie es zumindest vorher möglich gewesen war.

»...Schlafen die anderen alle noch?«

»Ich denke schon...«

»Hm... Sag Mal, Robin...« Er wusste gar nicht, was er zuerst fragen sollte.

Oh Gott, was kam denn jetzt? Er hatte sich noch ein oder zwei Hühnchen mit ihr zu rupfen.

Er zögerte, nahm noch einen Zug, blies den Rauch dann aus und zerdrückte den Stummel in dem Aschenbecher neben sich. Er starrte auf das Meer, die ganze Zeit über. »...Hast du mich jemals belogen?«

Nur kurz hielt sie es aus ihn anzusehen. »Ja...«

»...Und wobei?«

»Ich kann mich nicht an alles erinnern, Crocodile. ...Ich meine, in der Vergangenheit, als ich Mitglied von Baroque Works wurde, da hab ich sicherlich öfter gelogen und dann...« Sie stockte. Das war zu peinlich.

»...und dann?«

»So kleine... Notlügen eben...«

»Das meine ich nicht.«

Sie schaffte es ihn wieder anzusehen. »Spielst du auf etwas Bestimmtes an?«

Sein Blick war undefinierbar, als er ihr zum ersten Mal in die Augen starrte. »Du verheimlichst was vor mir, nicht wahr?«

Nur ein Nicken, der Blick zur Seite gedrückt.

»...Und jetzt willst du mir sagen, dass du es aufgrund der Amnesie, nicht mehr weißt?«

»Es... wäre lächerlich das zu behaupten, wenn es nicht so wäre...« Sie sah ihn noch immer nicht an. »Mir ist bewusst, dass du mir wahrscheinlich nicht glaubst.«

»...« Schweigend schwang sein Blick erneut zur See. Er kramte nach seiner Zigarrenbox und zündete sich eine Neue an.

»Aber ich werde... sobald ich mich erinnere... ich werde es dir sagen... Egal, was du dann mit mir machst.«

Er schwieg.

Und sie ebenso.

»Weißt du...« kam es trocken von ihm. »...ich will es gar nicht so genau wissen... solange es nur Krimskrams ist.«

»Glaubst du das denn? Du.. hast es gespürt, nicht wahr?«

»...Ich würde nur gern wissen, womit es zu tun hat.«

Schweigen.

Seufzend schloss er die Augen »...Es hat mit mir zu tun, aber...« stockte er, ehe er sie sehr ernst anstarrte. »...Weißt du was... ich hab genug von dieser Scheiße.«

Sie schluckte hart, starrte ihn nur an.

Er wusste nicht warum, aber als er sie in diesen Moment ansah, konnte er nur Elisa sehen. Nicht mehr. »...Machs einfach. Aber wenn du es nicht schaffst, bring ich dich um.«
 

»Wa... was schaffe?«

Sein Blick giftete ihr entgegen. »Nun tu nicht so bescheuert. Schwer wirds wohl nicht sein, ich sitz hier ja genau auf der Reling. Aber wenn du zu schwach dafür bist, dann ist das dein Ende. Komm schon, ne bessere Chance wirst du nie bekommen.«

»Ich weiß nicht, was du meinst.« meinte sie irritiert.

Mit vor Wut zitternder Stimme schlug er den Aschenbecher um. »Du brauchst hier nicht das Unschuldslamm zu spielen, MACHS einfach!«

Sie reagierte noch immer nicht. »Aber... was denn...?«

»Robin!«

Wirklich, sie hatte nicht den blassesten Schimmer wovon er da sprach.

»Soll ich dir erst n Messer in die Hand geben, oder was?«

»M... Messer?« Ihre Augen wurde riesig. Ach du Scheiße. »Aber... was? Spinnst du?«

»Ich würd diese Chance besser nutzen, ne besser bekommst du nie im Leben.« knurrte er, dass beinahe das Schiff erbebte.

Ihre Augen wurden immer größer. »Liegt das am Schlafentzug?«

»Ich lasse dir nur diesen einen Versuch. Niemand ist hier... und wenn du nicht gleich triffst, hast du ein ziemlich beschissenes Leben gehabt. Du solltest also besser gut zielen...«

Hastig kam sie auf ihn zu, starrte ihn an, dann auf das Wasser, holte aus und warf ihre Tasse dann so weit sie konnte, bis das Klatschen des Wassers ertönte und der Ton mitsamt des Kaffees unterging. Erregt wandte sie sich an ihren Partner. »Wenn ich dich ins Wasser stoße, könnte ich danach genauso gut selbst hinterher springen!«

»Dann solltest du mir wohl lieber die Kehle aufschlitzen...« meinte er trocken, die Augen ruhelos an ihren Körper geklebt.

»Was soll der Mist?« Sie spürte die Tränen in ihren Augen kratzen. Verdammt nochmal, nicht schon wieder. »Warum sagst du sowas?«

»Brings hinter dich Robin.« knurrte er.

Sofort griff sie nach seinem Hemd und ballte die Fäuste, erhob die Stimme. »Ich... liebe sterbe ich selbst, bevor ich dich töte!«

Nun wurde er erst richtig laut. »Was soll der Scheiß?!«

»Das hab ich dich auch gerade gefragt!« zornte sie zurück.

»Musst du dich erst daran erinnern, dass du mich umbringen willst, oder was?«

Sie löste sich von ihm. »Bist du auf den Kopf gefallen? Warum zur Hölle denkst du, dass ich dich töten will?«

»Was soll ich sonst denken?! « gab er zornig von sich. »Du verheimlichst mir was und immer wenn du mich ansiehst, reißt dir etwas fast die Seele aus dem Leib!«

»Du denkst, das ist so, weil ich dich umbringen möchte? Mal davon abgesehen, dass ich es schon längst hätte tun können...« Jetzt konnte sie ihre Tränen nicht mehr beherrschen. Wie konnte er nur so etwas denken? Sie hätte ja alles erwartet, nur das nicht. »Das... das...« Sie konnte es gar nicht nachvollziehen, weil es so schwachsinnig war. »So ein Scheiß...« Ihr trüber Blick stierte auf ihre Hände, die zittrig in der Luft vor ihr hingen. »Das ist eines der Dinge, die ich niemals könnte.« Nur mit Mühe sah sie ihm wieder in die Augen. »Jedes einzelne Körperteil kann ich vervielfältigen. Jede, außer mein Herz.« Heftig schüttelte sie den Kopf. »Du wunderst dich über den Schmerz?« Nun weinte sie wirklich. »Soll ich dir sagen, was ich empfinden würde, wenn du tot wärst? Willst du das wissen?«

Er biss die Zähne zusammen und sah sie an, war absolut verwirrt. Doch genau das ließ schließlich seine Wut wieder siegen. »Und was verschweigst du dann bitte vor mir?«

»Ich weiß es nicht!« schrie sie kraftlos hervor.
 

Sein Mund klappte wieder zu und er stierte sie einfach nur an. Er wusste überhaupt nichts mehr, konnte nicht mehr denken, nicht einmal mehr Schlussfolgerungen aus dem Gesagten ziehen.

»Alles, was ich weiß ist...« Ihre Arme, ihre Stimme zitterten. Aus Wut, Verzweiflung. Ihr Blick krachte wieder zu Boden. »...ist, dass ich dich nicht verlieren will!«

»Und mit dem, was du mir verschweigst, verlierst du mich dann, oder was?«

»Keine Ahnung... aber offenbar habe ich diese Angst.«

»...Und du würdest dich lieber umbringen als mir zu sagen, was es ist, oder was?«

»Das steht gar nicht zur Debatte.« meinte sie wütend. »Denn ich weiß es nicht.«

Zischend wandte er sich ab. »Tss..«

Am liebsten wäre sie weggerannt, so wie immer. Das war einfach zu viel für sie. Er dachte wirklich, er dachte wirklich sie... wollte ihn umbringen? Die Tränen und den Atem anhaltend drehte sie sich wenig weg. Ihr war so schlecht.

»Mir reichts...« Mit einem Mal sprang er von der Reling und ging ohne sie zu beachten über das Deck. »Warte hier.«

Einen Moment lang starrte sie ihm noch nach, dann erst hockte sie sich hin. Ihre Beine gaben einfach nach. Jetzt wünschte sie sich wirklich sie hätte komplette Amnesie. Doch sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Nach nur wenigen Sekunden kam er wieder auf sie zu. Sie musste sich regelrecht dazu zwingen ihn anzusehen. Hastig kniete er sich zu ihr und sah sie wütend an, griff nach ihrer Hand und drückte ihr etwas hinein. Einen harten Stahl.

»Ich habe keine Lust mehr... also gibs endlich zu.«

Atemlos betrachtete sie das Messer, dann starrte sie in seine Augen, zitterte noch schlimmer, die Stimme tonlos. »Warum tust du das?«

Fast schon liebevoll griff er nach ihrer Hand und führte sie zu seiner Brust, die Spitze des Messers lag bereits auf seinem Fleisch. »Du solltest lieber zustechen... und wenn ich das überleben sollte, bist du dran...«

Mit stummen Tränen im Gesicht zog sie die Hand weg. »Du willst, dass ich mit dem Messer in was rein steche? Du willst es so sehr, ja?« Hastig legte sie ihre linke Hand auf das Deck und stach mit voller Wucht zu, durchbohrte sie mit dem scharfen Messer. Sie schrie im Schmerz und keuchte schluchzend auf. »Bist du... zufrieden?« Das Messer lag noch in ihrer Hand, als sie es rauszog und zitternd in der Luft hielt. »Was ist? Willst du... noch mehr?«

»Bist du jetzt total bescheuert?!« Vor Wut und Verzweiflung ächzend schlug er ihr das Messer aus der Hand und brüllte sie an. »Was soll das?!«

»Ganz genau! Was soll das eigentlich?!« Schrie sie zurück, dass es über das ganze Deck hallte. Es war ihr egal. Es war ihr vollkommen egal, sie konnte einfach nicht mehr.

»Du bist ja echt vollkommen verrückt geworden!« Scheiße! Scheiße, wie sollte er das bloß nähen?!

»Du... du denkst wirklich, dass ich dich umbringen will? ….« Sie musste sich nach vorne lehnen, um sich nicht zu übergeben. »Du bist... der, der total bescheuert ist...«

»Schmeißt du dich als nächstes gleich vom Schiff, ja?« brüllte er zurück.

Schwer atmend tropften die Tränen neben ihre Hand, auf die Dielen, auf das blutende Fleisch, vermischten sich mit der roten, dicken Flüssigkeit. »Was für einen Unterschied... macht das denn noch.? Wenn du wirklich denkst, dass ich dich töten will...«

»Was soll ich sonst denken?« Er brach in Panik aus. Sie verlor bereits sehr viel Blut.

»Frag dich doch mal... warum... wenn ich dich töten wollte... warum würde es mir dann das Herz zusammenziehen? Warum würde ich so leiden? Ergibt doch gar keinen Sinn...« Ihre gesunde, aber dennoch bebende Hand streckte sich etwas nach ihm aus. Sie sah nur noch verschwommen. »Hast du denn in meinem Körper nur den Schmerz gespürt? Mehr nicht?«

Er begann zu zittern, vor Wut und Verzweiflung. Schließlich konnte er es nicht mehr mit ansehen, er drückte ihren Kopf zu Boden und rannte los, ins untere Deck. »PAULA, BON! Macht euch sofort hier rauf!«

Ihr war alles egal. Sollte er doch machen, was er wollte. Ihn umbringe? Da sprang sie lieber wirklich von Bord.
 

Bon war sofort bereit, mit zwei akkuraten, aber dennoch aufgebrachten Sätzen war er bereits an Deck gelandet. Doch Crocodile raste nur an ihm vorbei. »Pass auf, dass sie sich nicht als nächstes wirklich vom Deck stürzt!«

»Wa...« Zuerst starrte er seinem Boss hinterher, dann zu Robin. Wie sie zusammengekauert und blutend neben der Reling kniete. In ihm brach ein Schwall von Angst aus. »Robin-chan...?« Keine Sekunde später stand er neben ihr und befühlte ihre Stirn. Panisch riss er sich ein langes Stück von seinem geliebten Mantel ab und wickelte eines um ihr Handgelenk und eines um die verletzte Handfläche.

Kurz darauf folgte sein Boss mit Paula. Letztere starrte ebenfalls geschockt zu dem Szenario, das sich ihr bot. Sie hatten sie ja streiten hören, aber was zur Hölle war denn bitte gerade passiert?

Erbarmungslos starrte Crocodile zu Bon, fauchte ihn an. »Festhalten!«

Das ließ er sich bei dem Tonfall sicher nicht zwei Mal sagen.

»Paula, mach alles fertig!«

Sie gehorchte, während Robin auf keinen von ihnen reagierte. Ihr Boss kippte derweil die halbe Flasche Betäubungsmittel auf ihre Hand. Sie würde sie die nächsten Tage ganz sicher nicht bewegen können, aber das war ihm sowas von egal. Nicht, dass sie in diesem Moment überhaupt etwas gespürt hätte. Ihr war ihre Hand völlig egal. Das Adrenalin, das sie noch immer auspeitschte, ließ sie keinen Schmerz spüren. Keinen körperlichen zumindest. Crocodile wartete jedoch nicht lange ab, sondern begann zu nähen, sobald Paula die Nadel und die Wunde fertig gemacht hatte. Robin zuckte nicht einmal zusammen. Sie starrte einfach nur ins Leere. Ihn umbringen? Hatte er wirklich nur den Schmerz gespürt? Dabei fühlte sie sich doch auch immer so warm bei ihm, so wohl, willkommen beinahe. Hatte er das gar nicht gemerkt?

Crocodile war ungewöhnlich schnell im Nähen und innerhalb weniger Momente waren die beiden sauberen Schnitte an ihrer linken Hand fertig versorgt. Nur ein Nicken erreichte seine beiden Assistenten. Paula reagierte sofort und legte Robin den Leinenverband um Hand und Handgelenk, um sie zu stützen und noch weiter austretendes Blut abzufangen. Bon jedoch wich nur zurück, weil sein Boss sich über Robin beugte und ihr einen vernichtenden Blick zuwarf.

»Du bist echt total übergeschnappt!«

Nur ein Grinsen ins Nichts. Sie spürte rein gar nichts mehr. Weder das Paula oder Bon da waren, noch den stechenden Schmerz ihrer angerissenen Muskeln. Alles, was sie noch vernahm, war seine Stimme. »Das hat Liebe wohl so an sich...«

Sofort japste Bon aufgebracht auf und warf sich die Hände vor den Mund, um ja nichts zu sagen.

Crocodile hingegen brüllte sie an. »Tolle Liebe, wenn einer davon ganz geil drauf is zu sterben!«

Einen Moment lang bewegte sie sich wie in Zeitlupe. Senkten sich ihre Augenlider, drehte sich ihr Kopf zu ihm, öffneten sich ihre Augen wieder. Dann schrie sie zurück. »Ich will gar nicht sterben, du Hornochse!«

Hastig zog Bon Paula zur Seite, wisperte nur. »Wir sollten sie besser allein lassen...«

Geschockt nickte sie nur.

»Und was war das eben bitte?!«
 

»Du kannst so langsam sein!« Noch immer schrie sie ihm entgegen. »Was bringt mir das Leben, wenn du von mir glaubst dass ich dich umbringen will? Wenn du denkst, dass ich nur Schmerz empfinde, wenn ich dich ansehe?« Kraftlos senkten sich ihre Lider wieder. »So ein Schwachsinn...« Sie hielt sich den Kopf. Man, ihr war schlecht und irgendwie schwindelig und sie hatte entschieden zu viel gesagt. Ihr ganzer Körper tat weh. Erst diese Monster auf der einen Insel, die Amnesie, dann der Körpertausch und nun das hier. Obwohl das hier wohl noch mit das schlimmste war.

»Und wie soll ich dir bitte vertrauen, wenn du mir was verheimlichst?!«

»Heißt denn ein Geheimnis gleichzeitig, dass ich dich hasse?« Nur schwach kam es dieses Mal. Sie konnte wirklich nicht mehr. Beinahe war es so, wie vor einem Tag auf der Klippe, als er sich in ihrem Körper in den Tod stürzten wollte. »...Dass.. dass ich dich umbringen will?«

»...Steh auf...«

»Vielleicht hatte ich ja einen guten Grund dir irgendwas nicht zu sagen, weil du mir nicht geglaubt hättest...« Mit der gesunden Hand zog sie sich nach oben, ließ die andere einfach baumeln und stützte sich etwas ungeschickt an der Reling ab.

Doch das interessierte ihn nicht, nicht im geringsten. Ruppig griff er nach ihrer gesunden Hand und zerrte sie über das Deck nach unten. Sie schwankte gefährlich, weigerte sich aber nicht. Schlimmer ging es bald eh nicht mehr. Als sie den Gang erreichten, ließ er sie los, schlug die Tür des „Gästezimmers“ auf und stieß sie dann hinein. Danach sagte er gar nichts mehr, sondern knallte einfach nur noch die Tür zu. Sie hörte ihn mit Paula und Bon reden, dass sie auf sie aufpassen sollten, vor allem darauf, dass sie nicht wieder solche Dummheiten machte. Erneut knallte eine Tür, wohl diejenige zu seiner eigenen Kajüte. Robin starrte zu Boden, schwankte halbherzig zum Bett und setzte sich, legte sich auf den Rücken, hatte die Welt um sich herum einfach ausgesperrt. Sie versuchte an nichts zu denken. Sie war so müde, so erschöpft. Erschöpft von allem. Da war diese Last auf ihr, seit sie die Reise angetreten waren. Unerträglich schwer. So schwer, dass sie sie einfach nieder drückte, bis ihre Tränen sie in den Schlaf summten.
 

Eine ganze Weile verging, sie konnte nicht sagen wie lange. Sie hörte Bons Gequängel vor der Tür und Paulas ruhige, aber dennoch aufgeregte Stimme. Die beiden tuschelten schon eine ganze Weile lang, doch nun klopfte es plötzlich. Gerade einmal so leise, dass nur sie es hören konnte. Eigentlich wollte Robin gar nicht reagieren, aber im Endeffekt war es doch auch egal. Alles war egal.

»Was...?«

»...Robin... darf ich reinkommen?« es war Paula.

»Von mir aus.« kam es kühl.

Ein Zögern, dann trat sie einen Moment später ein, schloss leise die Tür wieder hinter sich und kam auf sie zu. »...Darf ich deine Hand nochmal sehen?«

Sie sah sie nicht an, hob einfach nur den Arm an. »Mach nur, schau solange du willst.«

»...« Stumm kam sie auf sie zu und kniete sich neben sie, betrachtete ihre Hand. »Tut es weh?«

»Ich spüre gar nichts.«

»Zumindest ein was gutes, was? « lächelte sie verzweifelt.

»Ja...« kam es in einem schmerzhaften Grinsen. »Ein wunderbares Gefühl.«

»...Es geht mich nichts an, aber... warum hast du dir in die Hand gestochen?«

Zuerst schwieg sie, dann sah sie die Blauhaarige an. Der Schmerz in ihren Augen stach ihr entgegen, leuchtete fast wie ein Stern in der Nacht. Schließlich schluchzte sie doch wieder. »Weil... er denkt, dass... ich ihn umbringen will!«

Sie sah ihre Vorgesetzte verwirrt an, mitgenommen beinahe. »Wie bitte?«

Vorsichtig legte sie ihren Kopf zurück auf das Kissen. »Lange... Geschichte.«

»...Ich habe Zeit.«

Im Reflex schlossen sich ihre blauen Augen. Wenn sie Paula das erzählte, dann wusste die Frau sehr viel über sie. Zu viel. Konnte sie das wirklich verantworten? »Fragst du aus Neugier?«

»...Ich frage, weil meine zwei Bosse, die ich sehr mag, sich gerade oben auf dem Deck angebrüllt haben und einer davon jetzt aussieht als würde er jeden umbringen, der ihn schief anlacht und der andere jetzt ein Loch in der Hand hat.« meinte sie ernst.

»Du... magst mich?«

Sie rollte die Augen. »Natürlich, Schätzchen.«

»Natürlich...« murmelte die Schwarzhaarige. Langsam richtete sie sich auf, lehnte sich mit dem Rücken gegen das Kissen. »Alles fängt damit an, dass ich diesen blöden Sturkopf liebe...«

Paula sah sie etwas überrascht an, aber dann malte sich ein wunderschönes, ruhiges Lächeln auf ihre Lippen. »Klingt ja schon einmal gut.«

»Meinst du? Bisher frage ich mich wirklich, was das alles hier bringt... Aber gut, du willst es von Anfang an hören. Ich langweile dich jetzt mal nicht, mit Einzelheiten über die Zeit, in der ich und Crocodile... .nun ja, zusammengearbeitet haben. Am Besten fange ich mit meiner Amnesie an. Ich habe mich eigentlich wieder an das meiste erinnert.« warf sie hastig ein, dann blickte sie ins Leere, ließ einfach alles aus sich heraus sprudeln. »Da ist aber noch etwas tief in meinem Inneren, dass sich weigert in mein Bewusstsein zurückzukehren. Alles was ich darüber weiß ist, dass es etwas ist, dass ich Crocodile vorenthalten habe. Und bevor du fragst, ich hab keine Ahnung was es ist. ...Ich weiß nur, dass mir der Gedanke daran schreckliche Angst macht.« Ihr Blick krachte in ihren Schoß. »Immer wenn ich Crocodile ansehe kommt dieses Gefühl der Angst ihn zu verlieren hoch und lähmt mich beinahe. Es zerreißt mir das Herz...«

Unbewusst griff sich mit der verletzten Hand an die Brust »Es tut schrecklich weh und ich weiß nicht warum.« Einen Moment verfiel sie in Schweigen, einerseits um sich zu sammeln und andererseits um Paula einen Moment zu geben das zu verarbeiten. Es war leicht ihr das zu erzählen. Paula war irgendwie...

Plötzlich hörten sie ein Krachen, es kam aus einer der anderen Kajüten.
 

Abermals grinste sie schmerzhaft. »Er hat es auch gespürt. Als er in meinem Körper war. Er hat... versucht sich umzubringen... das heißt mein Körper hat ihn wohl unterdrückt und es versucht.«

»...«

»Ich bin nicht lebensmüde, auch wenn Crocodile was anderes denkt. Er wurde von meinen Erinnerungen heimgesucht. Früher... ich...« Sie sah Paula an. »In der Vergangenheit habe ich Dinge erlebt, die mich so mitgenommen haben, dass ich nicht mehr leben wollte.« Dann wieder auf ihren Schoß. Sie schluckte. »Das nur nebenbei. ...Er hat den Schmerz gespürt, den ich spüre, wenn ich ihn ansehe und diese verdammte Erinnerung, die gegen mein Herz drückt.« Ihre verletzte Hand ballte sich zur Faust. »Er interpretiert es aber falsch, weil er keine Ahnung hat. Er kann sich nicht vorstellen, dass der Schmerz etwas anderes sein könnte als Hass oder dergleichen. Ich... ich hasse ihn nicht...« Erneut wallten die verhassten Tränen in ihr auf. »Ich... ich...« Hastig blickte sie zu der Blauhaarigen neben sich. »Du liebst Jazz-kun, nicht wahr?«

» Ja..« entgegnete sie ruhig und standhaft.

»Hast du es ihm gesagt?«

»Ja.«

Robin nickte. »Wie von dir zu erwarten. …Wie hat er denn reagiert?«

Sie lächelte leicht. »Was glaubst du denn?«

»Oh, ich kann mir zwei Versionen vorstellen.«

»Mal sehen ob du richtig liegst.«

»Entweder ist er hochrot angelaufen und blieb stumm oder er hat erst gestockt und dann sowas gesagt wie: „du spinnst doch!“«

Leises, helles Lachen kam aus ihrer Kehle. »Ein Zwischending.«

Nun musste auch Robin leicht grinsen.

»Er war wohl ziemlich geschockt, er hat es ignoriert. Allerdings...« Wieder das Lächeln. »Hat es nicht lange gedauert, bis er mir gezeigt hat, das er das selbe für mich fühlt.«

»Was meinst du, wie Crocodile reagiert, wenn ich ihm das sage?«

Sie senkte die Lider. »Ich weiß es nicht, ich kenn ihn nicht so gut wie du. Aber...« Ihr Kopf schüttelte sich leicht. »Ich weiß es nicht. Hast du es ihm denn schon einmal gesagt?«

»Nein...«

»Gezeigt?«

»Ich... ich denke schon.«

»Und wie?«

Sie hielt ihre Hand hoch. »Das ist das jüngste. Aber ich glaube, er hat es nicht verstanden. Ich habe ihn vorhin auf dem Deck getroffen und er hat mich gefragt ob ich ihn schon einmal belogen hätte.«

»...Und was hast du geantwortet?«

»“Ja“.« Ihr Blick wurde etwas strenger. »Du solltest eines wissen. Ich bin nur hier, weil ich ihn liebe. Ich habe kein Interesse an Pluton und noch viel weniger an dessen Macht. Ich habe das Poneglyph und das Logbuch gelesen und alles was ich dort gefunden habe ist Zerstörung und Schmerz. Ich habe aus privaten Gründen angefangen für Baroque Works zu arbeiten. Damals habe ich Crocodile nichts abgewinnen können. Er nahm von mir was er brauchte, und ich von ihm.« Sie musste heftig Luft holen. Sich daran zu erinnern war wirklich merkwürdig, fremd. »Aber... mit der Zeit hat sich das geändert. Ich... hasse die antiken Waffen, Pluton. Aber...« Erneut senkte sich ihr Blick wieder, die Stimme wurde leiser. »...aber ich liebe Crocodile.«

»...Und weiß er, dass du so denkst? Über Pluton meine ich.«

Sie runzelte die Stirn. »Er weiß, dass ich dem nichts abgewinnen kann.«

»Das ist aber ein Unterschied...« grübelte sie.

»Es macht keinen Unterschied. Er würde in jedem Fall denken, dass ich nur hier bin, weil ich noch immer Schutz bei ihm suche. Nicht etwa weil ich ihn liebe.«

»Hm...«

»Er denkt, dass ich ihn umbringen will, weil er sich anders den Schmerz, den er in meiner Brust gespürt hat, nicht verstehen kann. Er hat mir gesagt, ich solle es tun und nicht mehr länger warten...«

Ein hartes Schlucken ging durch ihre Kehle. Ok, das war wirklich ein harter Brocken.

Doch Robin sah sie gar nicht an, lächelte nur, dass sich ihr Gesicht ganz grässlich verzerrte. »Ich wusste erst gar nicht, was er damit sagen wollte. Aber er hat es immer weiter für mich ausgebaut und am Ende ist er gegangen und hat das Messer geholt, es mir in die Hand gedrückt und es über seine Brust gesetzt. ...Ich sollte zustechen oder bei dem Versuch drauf gehen.« Daraufhin ballte sie die Faust so stark, dass es wieder zu bluten begann. »Ich bin ausgetickt. Ich habe ihn angeschrieen, wenn er unbedingt wollte, dass ich was durchsteche, dann könne er das haben und so...« Sie hielt ihr wieder die Hand hin. »...ist das passiert.« Ihr Blick wandte sich träge an Paulas grüne Augen, war beinahe flehend. »Ich... würde lieber sterben als ihm weh zu tun...«

Sie konnte sehen wie zerfressen Paula war, als sie nickte.
 

»Alles was ich will, verdammt noch mal, ist bei ihm zu sein. Aber er glaubt mir nicht, weil....weil da etwa ist, was ich ihm nicht sage. Weil es Schmerzen verursacht. Er merkt nicht, dass... Er hat selbst in meinem Körper offenbar nicht gespürt, dass ich nicht nur leide, wenn ich ihn ansehe... Er merkt nicht, dass ich.. dass ich bei ihm zu hause bin.« Sie schloss die Augen und Wasser rann über ihre Wangen. Leise, stumm, einsam.

Schweigend blickte Paula zu Boden. Dann erst, nach einer Weile, fand sie wieder die Kraft zum Reden. »Ich frage mich, warum er glaubt du würdest ihn umbringen wollen...«

Unwillkürlich zuckte Robin zusammen. Oh, sie konnte sich sehr gut vorstellen warum. »Erfahrung.«

»Bitte?«

Ihr Ausdruck war gequält. »Erfahrung.« wiederholte sie. »Nicht wegen mir, aber... in seiner Vergangenheit.«

Sie schluckte. »Du meinst so etwas ist ihm schon einmal passiert?«

»Er hat es mir nicht erzählt, wenn du das denkst. Aber in der Höhle... für ein paar Minuten war ich in seinem Körper. Und ja... ich denke ja. So etwas ist ihm bereits schon einmal passiert.«

»Aber...« Die Blauhaarige wirkte wirklich angefressen. »Warum würde jemand das tun?«

Robin ballte beide Hände zu Fäusten, als sie wieder diese Wut in sich aufsteigen spürte. »Ich weiß es nicht.« presste sie hervor.

»Ich...« Sie sah auf, aber nicht zu Robin, nicht dieses Mal. »...Ich werde versuchen mit ihm reden.«

»...Und was willst du ihm sagen?« kam es schwach. »Bringt doch nichts...«

»Ich... weiß noch nicht was ich ihm sagen werde. Aber ich hasse solche Missverständnisse.«

»Welche Missverständnisse? Meinst du das ist das Problem? Nein, Paula! Ich verheimliche etwas und er vertraut mir nicht. Ich vermute ja, dass sein fehlendes Vertrauen überhaupt der Auslöser für das Geheimnis war, aber das ist jetzt egal. Misch dich lieber nicht ein, sonst gerätst du nur ins Schussfeuer.«

»Versuchen werde ich es aber.« Und damit ging sie Richtung Tür.

»Mach dich nicht unglücklich...«

Doch sie war bereits an der Schwelle, drehte sich noch einmal zu ihr um. »Und ich bin nicht jetzt schon unglücklich?«

»Ach Crocodile...« zwang sie sich zu lächeln. »...Der regt sich schon wieder ab.«

»...Geh lieber ins Bad und kühl deine Hand, sie blutet wieder.«

»Na und?« brachte sie leise hervor. Himmel, sie hätte ihr das nicht erzählen dürfen.

»Kühl sie, Schätzchen.« Damit trat sie aus der Kajüte.
 

Paula gab Bon nur kurz ein Zeichnen, dann schlenderte sie festen Schrittes auf die Kajüte ihres Captains zu. Sanft klopfte sie an. »...Bossu...«

»Was ist?« kam es forsch zurück.

»Darf ich reinkommen?«

»Was ist los?!«

Sie atmete ganz tief durch und entschloss sich dann einfach die Tür aufzumachen. Als sie hinein ging, schloss sie sie ganz behutsam hinter sich. »Bossu....«

»...« Er saß auf seinem Bett, hatte ihr den Rücken zugedreht, schwieg. Sie erkannte, dass das große Regal mit den Büchern umgekippt war. Beziehungswiese umgestoßen worden war. Sie schluckte und sah ihn an. »...Ich möchte mit Ihnen reden.«

»Solltest du nicht drauf achten, dass Robin sich nicht in der nächsten Sekunde die Kehle aufschlitzt?«

»Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das nicht tun wird. Sie wirkt nicht gerade suizidgefährdet...« Sie allerdings schon, Bossu, dachte sie sich.

»Und woher willst du das beurteilen können, Paula? Würdest du jetzt gefälligst deinen Arsch hier raus schwingen?«

»Ich muss Ihnen was sagen, Bossu.«

» Was den noch?!« brummte er.

Sie stockte. Wo sollte sie anfangen, was sollte sie sagen? »Ich glaube...Sie sollten wissen, dass Miss Allsunday... dass Robin... dass Sie ihr sehr wichtig sind.«

»...« Sie sah ihn zusammenzucken, dann hörte sie ein Knacken und seine bedrohliche Stimme. »...Raus hier.«

Erneut schluckte sie hart, blieb aber standhaft. Jetzt war der richtige Zeitpunkt. So viel wie nur ging. »Sie liebt Sie Bossu! Sie sitzt da drüben und weint sich die Seele aus dem Leib, weil Sie von ihr verlangt haben, dass sie Sie umbringen sollte!«

Zu mehr kam sie nicht, denn in der nächsten Minute spürte sie seine Hand an ihrer Kehle und die Tür in ihrem Rücken. Der Blick war erbarmungslos. Er knurrte leise, gefährlich. »...Misch dich nicht in andere Leute Probleme ein!«

»Bossu...« keuchte sie, nach Luft ringend.

»Raus hier...« fauchte er.

Sie nickte und fühlte sich in der nächsten Sekunde aus seiner Kajüte geworfen, die Tür schlug hinter ihr zu. Ihre Finger rieben vorsichtig die Kehle. Ok, das war in der Tat gruselig gewesen. Aber sie hoffte, dass es wenigstens etwas gebracht hatte. Selbst wenn es nur ein kleiner Fortschritt war.
 

Er ließ sich mit dem Rücken an die Tür fallen und vergrub sein Gesicht in seine Hand. Gott verdammt. Frauen... sie mussten sich ständig in Beziehungen einmischen. Er ballte die Hand zur Faust und sah sich in der Kajüte um, auf das Chaos, das er hier vor lauter Wut angerichtet hatte. Seine schönen Bücher... Aber scheiß drauf, das war ihm jetzt egal. Wieder sah er zu Boden und spürte abermals diesen schrecklichen Kopfschmerz. Sein Kopf weigerte sich das alles zu verarbeiten. Sie verschwieg ihm was, aber sie liebte ihn trotzdem? Wie sollte das denn zusammenpassen? Das passte einfach nicht zusammen, nie und nimmer zusammen. Sie war genau wie sie. Wie Elisa. Wahrscheinlich genau mit dem gleichen Motiv. Aber...

Zischend trat er gegen seinen Stuhl und feuerte ihn durch den Raum. Aber warum hatte sie dann nicht zugestochen? Wieso hatte sie sich selbst verletzt? Sobald er wieder daran dachte, wurde er wütend. Wollte sie ihn herauslocken? Indem sie sich selbst verletzte? Herausfinden wie viel sie ihm bedeutete? Ihn einfach nur an der Nase herumführen? Gott, warum hatte sie nicht einfach zugestochen? Nicht dass er sich jemals von ihr umbringen lassen würde, er hätte sich einfach in Sand verwandelt. Aber er wollte endlich Gewissheit. Sie verschweig ihm etwas, was konnte das anderes sein? Was konnte sie ihm schon verschweigen? Er hielt inne und dachte wieder an ihre Worte, an Paulas Worte. Liebte sie ihn wirklich? Wenn ja... wie konnte man jemand etwas so Großes verschweigen? Immerhin hatte es mit ihm zu tun. Er spürte einen unheimlichen Drang zu Robin zu gehen, doch etwas hielt ihn davon ab. Er durfte nicht gehen, bis er sich nicht beruhigt hatte. Allerdings war ihm das gerade auch egal. Mit einem Blick, der die Hölle zugefroren hätte, schnappte er sich den Brieföffner von seinem Schreibtisch und warf seine Tür mit einem Krachen auf.

Lärmend stampfte er durch den Flur, in ihre Kajüte. Doch sie war leer. Seine Hände begannen zu zittern und nur mit größter Beherrschung drehte er den Kopf ganz ruhig zu Bon, der einige wenige Meter von ihm entfernt stand. Seine Stimme war eisig. »Wo-ist-sie...?«

Gerade wollte er seinem Boss antworten, als Robin aus dem kleinen anschließenden Bad heraustrat und ein kaltes Tuch auf ihre Hand legte. »Ich bin hier.«
 

Sein Kopf zuckte zu ihr um.

Einen Augenblick sah er sie einfach nur an, dann trat er ein und schmiss die Tür hinter sich mit einem ohrenbetäubenden Lärm zu, dass Robin unwillkürlich zusammenzuckte. Zögerlich kam er auf sie zu, drängte sie zum Bett und sah sie an, einfach nur an. Und seine Augen sprühten ihr konzentriertes Gift entgegen. Es war nicht so, als würde sie sich gegen ihn wehren. Sie erwiderte den leeren Blick einfach nur, fühlte sich innerlich vollkommen leblos und kalt, als würde sie bereits auseinander bröckeln. Mit einer ruppigen Bewegung drückte er sie gegen die Wand und holte aus. Als sie sah, was er in der Hand hatte, brach ein kleiner Sturm in ihr los. Ihr Atem stockte und ihr Herz begann zu rasen. So wollte er es also beenden? Na gut, sagte sie sich und schloss die Augen, versuchte logisch heran zu gehen. Wenn das seine Entscheidung war, dann bitte. Sie würde ihn nicht aufhalten. Selbst wenn sie so sehr zitterte, dass sie glaubte er würde es mitbekommen.

Dann spürte sie, wie sie auftraf, die Stumpfe Schneide des Brieföffners. Direkt neben ihr im Holz, nur wenige Zentimeter von ihrem Hals entfernt. Atemlos wartete sie nur eine Sekunde ab, ehe sich ihre Augenlider panisch öffneten und ihn ansahen. Sie beachtete das Ding neben sich gar nicht, es war ihr völlig egal. Sie konnte nur in seine Augen starren. In die braunen, dunklen Augen, die so viel in ihr auslösten und nun unendlich tief und dennoch zugleich distanziert in die ihren blickten.

»Damit schaffst du zumindest mir ein Loch in die Luftröhre zu stechen.«
 

Ihr Blick senkte sich wieder. Was war das? Ein Test? Eine Aufforderung? Zögerlich griff sie nach dem Messer, zog es aus dem Holz, hielt es vor ihr Gesicht und fixierte es.

»...Wenn du dich selbst angreifst, halt ich mich nicht nochmal zurück...«

Das Stück Metall traf den Boden und rollte noch einige Zentimeter vor ihren Schuhen davon.

»...Was soll das?«

»Ich kann nicht mehr...« wisperte sie.

»...«

»Was muss ich denn tun, damit du mir glaubst, dass ich dir niemals... nie...« Sie schluchzte. Gott, sie war so eine erbärmliche, schwache Frau. »...etwas tun würde?« Ihr Kopf war gesenkt, die Hände neben ihrer Taille zu Fäusten geballt. »Ich will das nicht.«

»...Hasst du mich?«

Sie zwang sich aufzusehen. Ihre Stimme war fest. »Nein.«

Es war ganz offensichtlich, dass er kein Wort glaubte. Man konnte es in dem Stechen seines Blickes sehen. »...Was hab ich getan? Hab ich deine Familie umgebracht? Deinen Geliebten,... Freunde... oder was? Oder hat mein Vater dir irgendwas angetan?«

Ihre Mimik verriet etwas von ihrer Irritation. Es war als würden sich ein paar Lücken füllen. War einer dieser Gründe Elias Grund gewesen? »Du kennst meine ganze Geschichte. Die einzigen Menschen, die mir jemals etwas getan haben, ist die Regierung. Und welchen Geliebten meinst du denn?« Mutlos senkte sich ihr Kopf. »Den Jungen, den ich mit Achtzehn kennen gelernt habe und der mich nur zum Sex brauchte? Das ist zumindest neben dir der einzige, den es gab.«

»...Warum bist du mit auf diese Reise gekommen?«

Sie musste tief Luft holen. »...Nur wegen dir...«

»...Wegen dem Schutz.« verbesserte er sie, als wüsste er es besser.

»Erinnerst du dich noch an den Abend vor der Abreise?«

Er sagte nichts, aber sie sah in seinen Augen, das er es tat.

»Ich habe dir die Wahl gelassen. Du warst richtig wütend, weil du nicht wolltest, dass unsere Wege sich trennen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte...« Sie schluckte. »...bei dir sein, aber... ich wollte es nicht, weil wir eine Vereinbarung hatten. Ich wollte, dass... dass du mich meinetwegen haben wolltest...« Das war zu viel, sie konnte ihn einfach nicht mehr ansehen.

»...Du bist also nur wegen mir mitgekommen?«

Vorsichtig nickte sie.

»Und du verschweigst etwas, das mit mir zu tun hat.«

Erneut nickte sie.

»...« Seine Augen schlossen sich, er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Dann, nach einigen stummen Momenten, verengte er die Augen. »Sag mir nicht du bist schwanger.«

Sofort musste sie heftig husten, weil sie sich verschluckt hatte. Noch mehr Tränen drückten sich auf ihre Augen. »Das... das wüsste ich wohl...«

»Tja dann ist es entweder dein verschütteter Wunsch mich umzubringen...« Kurz zögerte er, als überlege er. »...Was nur? Ein Seitensprung, Betrug... es gibt nicht viel, was man jemanden verschweigen kann und einem solche Gefühle beschert...«

»Wenn es etwas derartiges wäre, meinst du ich wäre mitgekommen? Ich bin kein Idiot. ...Ich weiß genau, dass ich dich nicht umbringen kann und nicht nur weil ich dazu gar nicht die Kraft habe, sondern weil ich es niemals über mich bringen könnte. Und warum sollte ich dich betrügen? Du bist der einzige Mensch, den ich habe... Ich... ich bin hier... zuhause und wenn du mich nicht willst, dann ist mir eh alles egal...« kam es in einem Schwall heraus. Sie musste erst einmal durchatmen und verfluchte sich im Anschluss. Sie sagte so viele unnötige, dumme Sachen. Aber ihr Körper weigerte sich dagegen, warf ihm einfach alles entgegen, was so lange in ihrer Brust genistet hatte. Es floss einfach über ihre Lippen, weil sie dem Druck nicht mehr stand halten konnte. Und vor allem der lähmenden Angst ihn zu verlieren.

»...«

»Würde es mich... meinst du es würde mir wehtun, würde ich dich wirklich umbringen wollen? Hättest du dann nicht Hass in mir gespürt oder den Wunsch selbst?«

»...«

»Ich... kann einfach nicht... nicht verstehen...« brachte sie mit zitternder, leiser und heiserer Stimme hervor. »...Ausgerechnet das Abwegigste. Ausgerechnet das. Aber... egal..« Sie schüttelte den Kopf. »...Wenn du das glaubst, dann ist es wirklich egal...«

»Robin...«

Sie sah wieder auf, zaghafter, erwartete stumm sein Urteil.

Er erwiderte ihren Blick und sie sah, dass er noch immer zerfressen war. Crocodile war zerfressen, in der Tat. Aber sein Körper, irgendwas in ihm, schien ihr zu glauben. Es stimmte. Er hatte keinen Hass in ihrem Körper gespürt. Doch was, WAS zum Teufel verschwieg sie dann vor ihm? »Ich möchte nur eins noch wissen.«

»...«

»Du hast Amnesie, aber... du wirst dich sicher erinnern können... nur grob zumindest.« Er schien zu überlegen, nach den richtigen Worten zu suchen. Nein, so ging das nicht. Hastig brach er die Gedanken ab und sah ihr tief in die Augen. »...Du willst bei mir bleiben, ja?«

Nicken.

»...Um jeden Preis?«

»...Ja.«

»...« Er beschloss das ihm das reichte, zumindest vorerst. Er war ausgelaugt, er war kaputt, völlig fertig. Aber er wusste nun, dass sie ihn... ja was tat sie? Ihn lieben? ...Was auch immer... zumindest nicht hassen und das reichte ihm. Weiterhin musterte er sie, schweigend, ausdruckslos. Doch als sie seinen Blick nur scheinbar ruhig erwiderte, drückte er noch mehr Worte hervor.

»Ich werde dir glauben... aber dafür musst du mir etwas versprechen...«

Stumm wartete sie darauf, dass er den Satz beendete.

»...«

»...«

Sein Blick war sehr ernst. »Du wirst dir weder selbst mit Absicht wehtun, noch dich umbringen... Denn wenn du das tust, weiß ich, dass all deine Worte vorhin und auch jetzt gelogen waren.«

»Ich verspreche es.«

Seufzend schloss er die Augen.
 

Robin wollte ihn so gerne berühren, aber irgendwie fürchtete sie sich vor seiner Reaktion. Ihr Puls raste und überall kitzelte noch das Adrenalin schmerzhaft ihre Muskeln. Sie musste sich ernsthaft dazu zwingen zu atmen.

»Und außerdem...« fuhr er fort, merkwürdig ernst. »Wenn du wirklich so verknallt in mich bist, wie du es vorgibst, warum habe ich dann bisher noch keinen einzigen Blowjob bekommen?«
 

Im ersten Moment starrte sie ihn einfach nur dümmlich an, als hätte er gerade in einer ihr unbekannten Sprache gesprochen. Die ganze Wucht ihres schwächelnden Körpers brach auf einmal über ihr zusammen und für einen Augenblick hatte sie gespürt, wie ihr fast die Kraft aus den Knien wich. Dann jedoch holte sie tief Luft und schloss für ein paar Sekunden die Augen, ehe sie sie wieder anhob und ihm ebenso ernst entgegenblickte. »Ich warte auf den richtigen Moment.«

»Und der wäre?« meinte er weiterhin todernst.

»Das weiß ich, wenn er gekommen ist.«

»Klingt scheiße. ...Ich hab gehört „Obstkorb“ soll auch toll sein.“«

»Wie bitte?«

»Komm schon, die Metapher ist nicht besonders schwer...«

Irgendwie kam sie nicht ganz hinterher. Hatte sich jetzt wieder alles verändert? Wieso hatte sie nicht bemerkt, warum die Stimmung von einer Sekunde zur anderen vom einen ins nächste Extrem umschlug? Was sollte sie davon halten? Was sollte sie jetzt tun? War das Anlass aufzuatmen? Oder sollte sie lieber auf der Hut sein? Sie war vollkommen hilflos, zitterte noch ein bisschen. Nur ihre Stimme blieb scheinbar stark. »Ich hab keine Ahnung, was das bedeuten soll.«

»Es ist ne Sexstellung, die haben nie besonders viel Phantasie... Banane und Mandarinen von mir aus.«

»...«

»So schwer ist das doch nicht...«

Sie sah ihn völlig ratlos an.

Doch sie konnte erkennen, wie er langsam aufbrach. Obwohl er immer noch so oberlehrermäßig ernst drauf war. »Die Banane verstehst du aber?«

Verwirrt wartete sie darauf, dass der Boden unter ihr zusammen brach.

»Und das...« Seine Hände griffen vorsichtig nach ihren Brüsten. »...wären dann wohl die Mandarinen.«

Vor Schreck zuckte sie zusammen. Damit hatte sie überhaupt nicht gerechnet. »Oh... ich verstehe...«

»...In Verbindung mit nem Blowjob ist diese Variante immer sehr attraktiv. Kann man gut verbinden.«

»Aha.«

»Kann man aber auch alleine machen.«

»Verstehe...« Oh Gott, oh Gott, oh Gott...

»...« Er sah sie weiter an, bröckelte immer mehr, wirkte nun fast schon wieder so wie früher, wenn er sie aufzog. »Sag mal hab ich das vorhin richtig verstanden, ich bin dein zweiter Kerl in deinem ganzen Leben?«

Nun wurde sie wirklich rot. Oh scheiße. Sie hatte gehofft, er hätte das vorhin in seinem Zorn überhört. »Nun ja...« Wirklich, sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Und wenn schon...«

»In welchen Stellungen habt ihrs denn getrieben?«

»Ehm...« GOTT, das war so endlos peinlich!

Doch er dachte gar nicht daran etwas zu sagen. Er wartete brav darauf, dass sie endlich antwortete.

Und sie tat es. Sie konnte nicht anders. Es war, als würde sie durch die angespannte Stimmung und seinen bohrenden Blick dazu gezwungen werden ihm zumindest halbwegs ernsthaft darauf zu antworten. Dennoch, sie blickte ganz weit weg. So weit weg, wie sie nur konnte. »Ganz... ganz normal eben...«

»Was heißt das denn? Treiben wir es dann unnormal?«

»Ich meine...« Uh, wie hieß das nochmal? Gott, sowas konnte sie sich überhaupt nicht merken. »Uh... beide Male... ehm... ich glaube es heißt Missionar. ...Oder so ähnlich...«

»“Beide Male“?«

Scheiße, scheiße, scheiße!
 

»Also soweit ich die deutsche Grammatik noch drauf hab, bedeutet "beide" so etwas wie... zwei Mal.«

»Uhm...« Sie kam aus dem Stottern gar nicht mehr heraus. »...Ja und?«

»War wohl nicht son super Typ im Bett, oder wie?«

Ihre Augen schlossen sich, das Gesicht hochrot. »Das erste Mal tat einfach nur schrecklich weh.... und danach...« Einfach weiter reden Robin, irgendwann ging auch das hier vorbei. »...Das zweite Mal gleich danach wollte er beweisen, dass er es besser konnte... Ich dachte er mag mich, aber er wollte nur Sex und daher... war die Sache dann auch erledigt.« Sie war schon ein bisschen stolz, dass sie das so fast ruhig heraus gebracht hatte.

»Klingt nach nem ziemlichen Looser. ...Sah er wenigstens gut aus?«

»Fand ich zumindest damals...« Aushalten, Robin! Irgendwann wurde er müde!

Nun ja, hoffen war ja erlaubt. »Klingt ja wirklich nach nem grandiosen ersten Mal. Ich hoffe du hast den Typen dann in die Wüste geschickt.«

»Ins... ins Wasser.«

»Steht mir das auch noch bevor?«

»Sex ist nicht alles...«

»Warte Mal... Wie alt warst du damals?«

»Achtzehn...« erwiderte sie skeptisch.

» ...Ich erinnere mich an die Zeit. Da war doch die Unterwäsche mit den Tiergesichter so in Mode, nicht wahr? Mit den Aufdrucken.« Nun schmunzelte er schon fast. »Und? Welche Tiere hast du am liebsten gemocht?«

Wo war ein Loch, wenn man es brauchte? Sie murmelte so leise, dass er es nicht verstand und hielt den Kopf bedeckt, immer noch krebsrot.

»Wie bitte?«

»Grr... Rotkehlchen.«

»Hmmm das ist ziemlich einfallslos irgendwie. Stammen aus dieser Zeit auch deine hässlichen Pyjamas?«

»Nein...«

»Oh, dann war dein Geschmack also schon immer konstant schlecht?«

Wollte er sie auf die Palme bringen oder was wollte er damit bezwecken? »Wenn du meinst...«

»Na dann hast du ja wirklich unheimliches Glück mich getroffen zu haben, was?«

Darauf sagte sie nichts.

»...Warte kurz... heißt das... Du hattest bei mir deinen ersten Orgasmus?«

Erneut verschluckte sie sich so sehr, dass sie heftig zu husten begann. So eine beschissene Oberscheiße!

»...?«

»Ver...« Sie atmete aus und ein, aus und ein, sah ihn nicht an. Bloß nicht. Alles nur das nicht. Verdammt, in dieser Situation konnte sie einfach nichts tun als die Wahrheit zu sagen. »Vermutlich...«

Er hielt inne und spürte dann ein unheimliches Glücksgefühl durch seinen Körper dringen. Er schmunzelte. »Ach deswegen also...«

»Deswegen was?« zischte sie ein bisschen, versuchte es aber zu unterdrücken.

»...Deswegen wolltest du es dann so oft. Erinnerst du dich an die erste Woche, nach dem ersten Mal?«

Gott, das würde nie aufhören, was? »Nur vage...«

»Liegt wohl daran, dass du es sogar im Schlaf mit mir treiben wolltest.«

Ihre Faust ballte sich.

»...Wenn ich mich jetzt daran erinnere passt eigentlich alles ganz gut zusammen. Du bist damals fast in Ohnmacht gefallen, als wirs zum ersten Mal gemacht haben.«

»Uhu...« presste sie hervor.

»Man...« Er sah weg. »Irgendwie kann man die Zeit ja schon vermissen. Du hast echt jede Stellung mitgemacht... jede... und heute ist es dir peinlich...«

»Aber machen tu ich es trotzdem, oder?« blubberte es aus ihr heraus.

»Wenn du GANZ gut gelaunt bist, vielleicht.«

»Außerdem...« redete sie weiter, um ihre Würde zu verteidigen. »War damals auch immer viel Alkohol im Spiel gewesen.«

»...Da hast du vollkommen Recht, wir sollten mal wieder was zusammen trinken.«

»Uh, lieber nicht.« Zu gut erinnerte sie sich an das letzte Mal. Diese blöde Insel und der Sex... und der Kater.

»Also... um nochmal auf das eigentliche Thema zurückzukommen...«

Sie sah auf seine Schuhe. Und die sahen gut aus. Natürlich.
 

»Wann bekomm ich endlich meinen Blowjob?«

»Uh....« ihre Finger griffen nach ihrer Stirn.

»...Mit nem Obstkorb wäre ich zumindest für die nächsten Wochen hingehalten.«

»Aha... sonst was?«

»Du kannst mir auch so einen runter holen. Oder...« er seufzte.

Sie hob eine Augenbraue.

»Weil ich dich ja kenne und du eine elende Memme bist... reicht mir auch ne sexy Rückenmassage. Allerdings müsstest du dafür komplett nackt sein.«

»Was verstehst du bitte unter einer sexy Rückenmassage?«

Nun änderte sein Blick sich wieder. Er war noch immer tief, und intensiv, aber nicht mehr so ernst und auch nicht belustigt. »Na du nackt auf mir. Da kannst deine Brüste dann auch super nutzen.«

»Gut... gut zu wissen...«

Er schmunzelte. »Du kannst aber auch alles andere benutzen.«

»Dann weiß ich ja bestens Bescheid...« Er hatte wirklich schöne Schuhe, das war ihr vorher noch nie aufgefallen.

»Also?«

»Hm?« Einfach auf die Schuhe glotzen, Robin.

»Eines der vier Dinge aussuchen, Robin. ...Du bist heute echt ein bisschen schwer von Begriff, oder? Also wenn du meine Geduld noch weiter anspannen willst, dann kannst dus auch in einem Monat machen...«

Sie verstand wirklich nur Bahnhof. Was wollte er denn nur von ihr?

»...Also?«

»Dann... ehm... nehm ich... Hab ich ein paar Minuten Bedenkzeit?«

»Wenn du unbedingt willst.«

»Und was waren noch mal die Auswahlmöglichkeiten...?«

»...«

Sie atmete tief ein. »Blowjob... „Obstkorb“...« würgte sie es heraus. »Massage... und?«

»Handjob.«

»Ah ja...« Es schien, als würde sie ernsthaft darüber nachdenken. »Früher oder später...« Sie bemühte sich ganz cool zu klingen. »...bekommst du eh alles, also warum soll ich dann jetzt eins auswählen?«

»Früher oder später also...«

»Festlegen kann ich das wohl schwer, ich weiß ja nicht, was in der Zukunft passieren wird...«

»Tja dann...« seufzte er und entfernte sich von ihr. »Schließ ich mal das Zimmer zu, was? Ich hoffe du hast nichts dagegen heute kein Essen zu bekommen.«

Hastig griff sie nach seinem Arm und hielt ihn fest. »Dann die Massage... nachher? Also heute?« keuchte sie heraus.

Mit einem leicht unterkühlten Lächeln sah er sie an. »Hört sich gut an. ...Eine Bedingung gibt es aber noch.«

Sie hatte es schon fast geahnt. »Die wäre?«

»Ich hab kein Massageöl.«

. »Und was soll ich stattdessen benutzten?«

»Stattdessen?« Zunächst sah er sie etwas verwundert an, dann lachte er leise. »Man bist du versaut.«

»Wie?« Ein paar Sekunden vergingen und dann wurde sie so rot wie noch nie in ihrem Leben. Es stiegen ja beinahe schon Dampfwolken aus ihrem Kopf auf. »So... so meinte... meinte ich das... das nicht...«

Sein Blick war äußerst amüsiert. »Also eigentlich meine ich nur, dass du Paula fragen sollst, ob wir ihres bekommen, aber du kannst gerne auch den Kühlschrank durchstöbern, wenn du willst.«

Sie nickte einfach nur belämmert.

»Also dann.« Er gab ihr einen Kaps auf den Hintern. »Mach dich mal auf die Suche.«
 

Torkelnd setzte sie sich in Bewegung. Das war wie Sciene-Fiction hier. Was das alles grade wirklich passiert? Oder träumte sie? Lag sie noch immer auf dem Bett und weigerte sich die Realität zu akzeptieren und träumte von einer anderen Dimension? Vorsichtig stupste sie sich gegen die verletzte Hand. Zum ersten Mal spürte sie den Schmerz. Autsch...

»Ich hau mich aufs Ohr.« erneut schubste er sie ein wenig an und ging dann an ihr vorbei aus der Kajüte. »Kannst mich ja besuchen, wenn du das Massageöl gefunden hast... oder was auch immer du benutzen willst.«

Ein letztes Nicken. Wo war ihre Sprache geblieben, verdammt nochmal?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Jefferson
2010-06-14T13:56:47+00:00 14.06.2010 15:56
Wiedermal absolut klasse - was ich ja schon vorher erwähnt hatte. ^__~

Es ging wieder mal drunter und drüber. Ich musste einmal den Absatz zweimal lesen - den, als Robin sich selbst in die Hand gestochen hat. Denn für einen Moment war ich mir nicht ganz sicher, wer sich nun in die Hand gestochen hatte und warum.
Aber klar... ja, Crocodile denkt natürlich das naheligendste, wenn Robin ihm etwas vorenthält. Das sie ihn nur töten will. Dass er nach all seinen Erfahrungen nicht so recht glauben kann, dass sie ihn wirklich lieben sollte, ist wirklich, wirklich nachvollziehbar. Ich bin wirklich gespannt was er tun sollte, wenn er rausbekommt, was Robin ihm wirklich verschweigt...

Erstmal hoff ich aber ganz schnell auf das nächste Kapitel. >_<
Und auch auf die danach~!
Von:  fahnm
2010-06-13T22:57:24+00:00 14.06.2010 00:57
Klasse kapi^^


Zurück