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Kaizoku no Baroque

I. Träume
von

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Verebbender Wind

Robin schrak unwillkürlich auf, als sie hinter sich mehrere Stimmen hörte. Ihre Freunde! Hastig drehte sie sich um und stockte gleich darauf wieder. Paula und Gal schienen gerade aufzuwachen, sie kratzten sich die Köpfe und sahen aus, als wollen sie sich gleich übergeben. Ganz in der Nähe von den beiden lag ein grauer Wolf, dessen Kopf blutete. Er bewegte sich nicht mehr. Und gleich daneben war eine bunte Decke ausgebreitet, auf der die kleine Iroko mit Senbeikeksen und Tee saß und dem fremden Mädchen in Rosa, Akama und seiner Schwester Kaki, die mit wütenden Gesichtern vor ihr saßen, etwas anbat. Nur wenige Meter weiter jedoch erblickte sie plötzlich Uma, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Ihr Gesicht war blutüberströmt, scheinbar hatte sie eine schlimme Wunde am Kopf abbekommen. Miki hielt sie fest und sein Gesicht war ganz anders als sonst. Er sah aus wie ein Berserker, der gleich den nächsten, der ihm in den Weg kam, umlegen würde. Jazz war inzwischen wieder bei Paula und redete mit ihr, er schien nicht verletzt zu sein. Den einzigen, den sie noch nicht hatte erkennen können war Bon.
 

In diesem Moment ertönte ein schmerzhaftes Schreien. Robin kämpfte sich auf die Beine, schärfte ihre Sinne und versuchte auszumachen woher es gekommen war. Dann erkannte sie ihn. Er lag genau neben Gal, welcher gerade erst richtig wach wurde. Das Pink seiner Kleidung war vollkommen verschmutzt und besudelt von Blut. Er musste wirklich ziemlich etwas abbekommen haben. Ohne zu Zögern rannte Robin los. Noch einmal schrie er auf, wand sich unter seinen Schmerzen und hustete heftig. Er hatte gleich mehrere Wunden, eine lange auf seiner Brust, eine Bisswunde an seinem Arm, eine weitere an seinem Bein.

Gal kam durch das Schreien nun ebenfalls endlich wieder zu Verstand und beugte sich panisch über Bon, als er bemerkte, was los war. »Clay!«

Er griff nach der Hand seines Zimmerpartners und begann zu jammern und zu stöhnen. »Wir sehen uns wieder, Darling! Ich kann ihn schon sehen, den Tunnel und das Licht!« Theatralisch schluchzend streckte er seine Hand gen Himmel. »Ohh es ist sooo wunder~wunder~schön! Weine nicht um mich, Gal-chan! Die Liebe ist überall!«

»BON! Jetzt lass den Quatsch!« Panisch wandte Mister 3 sich um. »Wir brauchen einen Arzt!«

»Der kann mir jetzt auch nicht mehr helfen!« Er warf einen Arm vor die Stirn, keuchte und hustete noch einmal, ehe er sich räusperte. »Es ist vorbei! Lebt wohl meine Schätze!«

»Bon.« Robin kniete sich nun neben ihn und starrte ihn so ruhig sie konnte an. »Du bist hier einer mit den meisten medizinischen Kenntnissen. Wenn du jetzt stirbst...« Ihr Blick ging über die Schulter, zu Uma und Crocodile. »...sieht es schlecht aus für unsere verletzten Mitglieder.«

Sein Ohr wackelte und er sprang sofort wieder auf, musste sich dann aber doch wieder hinsetzten. Er grinste unter seinem Schmerz. »Ohahaha, Robin-chan, keine Sorge! Ich peppel sie alle wieder auf! Überlass das alles Doktor Bon!«

Sie nickte nur und wandte sich um. »Paula! Jazz-kun!«

Sofort blickten die beiden alarmbereit auf.

»Wir haben ein paar Verwundete zu behandeln!« Unweigerlich drehte sich ihr Kopf besorgt zu Crocodile. »Gal, du auch! Hol das Nötigste vom Schiff! Du kümmerst dich um Bon, Jazz du siehst dir Umas Verletzungen an, Miki kann dir helfen! Paula, du hilfst mir mit Crocodile!« Wieder drehte sich ihr Kopf. »Iroko! Alles klar bei dir?«

Sie winkte ihr nur mit einem ausdruckslosen Gesicht zu.

»Los jetzt!«

Ihre Crew nickte und stürmte los, um ihren Befehlen sofort Taten folgen zu lassen. Crocodile hingegen lag noch immer im Sand und konnte sich kein Stück mehr bewegen. Er hatte schreckliche Kopfschmerzen und seine Hand brannte so fürchterlich, dass er es kaum unterdrücken konnte leise zu stöhnen. Seine Schulter vergaß er einfach mal, sie wurde von seiner Hand auch fast überschattet. Robin blieb nur einen Augenblick lang noch unbewegt, dann wackelte sie unstetig auf ihn zu, ließ sich wieder neben ihm fallen und legte eine Hand auf, um zu testen, ob er bereits Fieber hatte.
 

Kein Fieber, aber seine Hand sah schlimm aus. Die tiefe Wunde war voller Sand, es sah aus als würde sie sich bald entzünden. Er hatte sie ihretwegen in den Sand stecken müssen... Sie lehnte die Stirn gegen die seine und atmete tief ein und aus. Nein, Robin... bitte nicht durchdrehen...

»...Wie geht’s den anderen?« kam es schwach. Er musste blinzeln, um sie sehen zu können.

Es kostete sie viel Kraft den Blick zu erwidern und zurück in seine müden, braunen Augen zu sehen. »Uma und Bon hats erwischt, aber ich denke wir bekommen sie wieder in Ordnung. Den anderen geht es gut.«

Nickend senkte er die Lider wieder.

In diesem Moment kam Paula atemlos angestolpert. »Wo ist er verletzt?!«

»Schulter und Hand.« kam es ruhig.

»Was zum...« Als sie sah, wie er aussah, erstarrte sie für einen Moment und weitete die Augen.

»Die Hand zuerst. Ich will nicht, dass sie sich entzündet.«

Hastig nickend holte die Blauhaarige zwei kleine Flaschen aus dem Medikit, nahm die Hand hoch und schüttete das Wasser drüber. Es lief genau durch den breiten Spalt, den das Messer hinterlassen hatte, und vermischte sich mit seinem Blut. Sie zitterte ein bisschen. »...Du kannst nicht nähen, oder?«

Ihre Augen richteten sich ernst an sie. Sie hatte die Nadel bereits desinfiziert und den Faden eingefädelt. »Es wird reichen.« Der Kopf drehte sich der Hand zu, auf die die Blauhaarige das Betäubungs- und das Desinfektionsmittel geschüttet hatte. Viel bringen würde es ihm wohl nicht. Trotzdem begann sie mit ihrer Arbeit. Sie arbeitete so schnell sie konnte, versuchte ihr Angst herunterzuschlucken und nicht zu zittern. Crocodile regte sich kaum, hatte nur die Augen ein wenig aufeinander gepresst. Kein Stöhnen, kein Keuchen, nicht einmal ein Zucken. Sie wusste nicht inwiefern das ein gutes Zeichen war. Hoffentlich passierte nichts schlimmeres. Es dauerte wenige Minuten, ehe sie die Wunde vollständig geschlossen hatte und noch ein letztes Mal liebevoll darüber strich, um die Restes des Blutes wegzuwischen. Paula hatte währenddessen die anderen Wunden an seiner Schulter vollständig gereinigt und versorgt, überließ es aber Robin sie zu nähen. Sie traute es sich nicht zu, zu sehr zitterten ihre Finger dafür.

Die beiden Frauen tauschten stumm die Plätze. Paula begann sofort die Hand ihres Bosses zu verbinden, ging dabei ganz vorsichtig vor und schielte immer wieder zu ihm, nur um immer wieder besorgt zurück zum Verband zu schauen. Er sah wirklich schlecht aus.
 

Wieder dauerte es einige Minuten, ehe auch das erledigt war. Robin seufzte kaum hörbar, mied aber Crocodiles Blick. Sie war vollkommen geschafft, am Ende. Nicht mehr lange und sie hatte selbst kein Stückchen Kraft mehr übrig. Vorsichtig, ein wenig wackelig, richtete sie sich auf. Ihr Blick ging zu Uma, doch Miki und Jazz schienen keine Probleme mit ihr zu haben, davon abgesehen, dass die kleine Frau ständig fluchte. Gal allerdings saß etwas verloren vor der Planke des Schiffes und hielt die Nadel zitternd in der Hand. Robin schluckte einmal, um den Staub auf ihrer Kehle zu lindern, vergeblich, dann kam sie auf ihn zu.

»Gal, alles klar bei dir?«

»Na-na-natürlich...« kam es nur zittrig.

»Spiel nicht den Experten. Sag mir ob du klar kommst oder nicht.«

Sein Kopf wandte sich an sie und ihm kamen fast die Tränen. »...«

Aus dem Augenwinkel erkannte Robin, wie Paula auf ihren Partner und ihre rothaarige Freundin loshetzte. Sie selbst blieb aber an Mister 3 gerichtet. »Was bereitet dir Probleme?«

»Hahaha.« Bon lachte. »Seine Hände zittern einfach zu sehr.«

»Ich will dir halt nicht weh tun, du Vollidiot!« keifte er zurück.

»Ach, ich kann das ab.« ein siegessicheres Zwinkern.

»Willst du lieber, dass er verblutet?« kam es sachlich von seiner Vorgesetzten.

Er biss die Lippen zusammen.

»Du kannst nicht jedes Mal, wenn es ernst wird kneifen, Gal.« Sie sprach ruhig, aber dennoch mit Nachdruck.

»Ich hab noch nie jemanden genäht!«

»Dann lernst du es jetzt.« Gezwungen ruhig entwand sie ihm die Nadel. »Hast du sie desinfiziert?«

»Ja.«

»Dann sieh mir genau zu, ich werde die Wunde an der Brust nähen und du den Rest.«

Ein stummes, verbissenes Nicken.

Zum Glück hatte er die große Wunde schon gereinigt und mit Betäubungsmittel eingerieben. »Bereit?«

»Hehehe. Natürlich Bossu~«

Auch sie nickte nun und begann ihr Werk. Sie war sehr vorsichtig und gleichzeitig schnell, als hätte sie es wirklich schon etliche Male getan. Was sicherlich auch der Fall war, wenn man bedachte wer sie war. Mister 3 schaute ihr mit großer Überwindung dabei zu, verstand aber schnell wie er die Nadel anzusetzen und die Fäden anzuordnen hatte. Innerhalb von einigen Minuten war sie fertig und sah ihren Agenten ernst an. »Vergiss nicht ihn zu verbinden, wenn du mit Nähen fertig bist.«

Erneut schwang sein Kopf vor und zurück, dieses Mal etwas mutiger.
 

In diesem Moment hörte sie Paulas Stimme hinter sich. »Was machen wir mit Bossu?«

»Wir bringen ihn an Bord. Ist Uma verarztet?«

»Ja ist sie, sie muss sich nur hinlegen und ausruhen. Miki bringt sie gerade an Bord.«

Robin schielte herüber zu Crocodile. »Er wird sich nicht bewegen können. Jazz-kun ist zwar stark, aber trotzdem wird es schwer werden ihn alleine aufs Schiff zu bringen.« Nur kurz erlaubte sie es sich zu überlegen. »Paula, geh mit ihm an Bord und hol eine Trage.«

»Ich kann laufen!« klang es plötzlich trotzig, aber dennoch schwach aus der Ferne.

»Das möchte ich sehen.«

Unter Schmerzen richtete er sich auf und blinzelte ihr entgegen. »Ich bin nur erschöpft, mehr nicht...«

Sie zuckte die Schultern. So ein sturer Bock. »Sehr wohl, Captain.« Ein Nicken zur Schiffsköchin. »Du hast ihn gehört, Jazz-kunn soll ihm dabei helfen.«

Erneut hetzte Paula davon und richtetet Jazz unverzüglich den Auftrag aus. Zur gleichen Zeit schleppte sich Robin zu Iroko und blinzelte die Partygäste streng an. »Und was machen wir mit euch?«

Sie tranken alle scheinbar genüsslich ihren Tee. Akama verzog das Gesicht. »Grrr...«

Ihr Blick wurde intensiver. »Hmm, du bist doch der Typ, der mich eingeschläfert hat, nicht wahr?«

»...«

Sie nickte Iroko zu. »Vielleicht sollten deine zwei Freunde erst einmal eine Weile schlafen.«

Das Mädchen tat wie ihr befohlen und bewegte den Zigeuner dazu sowohl Kaki als auch das kleine Mädchen in Tiefschlaf zu befördern. Dann erfolgte ein weiterer Befehl und während Akama willenlos aufstand, um seine Freunde zu fesseln und an einen Baum zu binden, war Robin wieder auf dem Rückweg. Sie gab Gal den kurzen Befehl die drei Überlebenden an den Baum festzuwachsen, dass sie sich nicht mehr befreien würden können.

»Sobald Bon im Bett liegt.« war seine einzige, entschlossene Antwort.

Mit ein wenig Anerkennung nickte sie ihm zu und verschwand dann selbst im Bad, um sich zu versorgen. Ihre Hand und ihr Arm brannten wie Feuer. Sie wusch sich hastig und presste immer wieder ein schmerzhaftes Keuchen zwischen den Zähnen hervor. Der Stich war tief und brannte fürchterlich, aber sie begnügte sich damit erst einmal ein großes Pflaster darauf zu quetschen. Gleiches folgte bei ihrem Arm. Sie hatte keine Zeit sich nähen zu lassen und sie wollte auch niemanden zur Last fallen. Alles was sie brauchte war Ruhe, nur ein klein wenig Ruhe, sonst fiel sie noch vornüber.
 

Ohne Umwege führten sie ihre schwachen Beine in ihre Kabine und sorgten dafür, dass sie sich auf das Bett setzte. Crocodile lag bereits dort, musterte sie schweigend. Er wirkte immer noch erschöpft, aber sein Blick war seltsam klar. Wortlos schwang sie die Beine nach oben und lehnte den Kopf gegen die Wand, lag nun halb aufgerichtet neben ihm. Die Arme ließ sie still neben sich liegen, sie taten wirklich schrecklich weh. Als hätte man sie herausgerissen und dann wieder angenäht. Aber sie dachte gar nicht wirklich darüber nach. Zu sehr pumpte noch das Adrenalin in ihr, drängte den physischen Schmerz zurück.

»Puuhh... Captain zu spielen ist ganz schön anstrengend.«

»...«

Sie schloss die Augen und atmete ein und aus, erst noch ziemlich schwer, dann ging es langsam etwas besser. Auf ihrem Hals bildeten sich bereits blaue Abdrücke, doch auch das spürte sie nur sehr nebensächlich. Ihr Körper war fertig, vollkommen am Ende, erschöpft und auch ein bisschen erleichtert. Aber vor allem erschüttert über ihre Taten. Sie hatte zwei Menschen getötet, willentlich und ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Die erste im Hass, den anderen... das zählte dann wohl als Gegenwehr. Eigentlich hatte sie nie große Hemmungen gehabt Menschen in den Tod zu stürzten, über die Klippe, in das Schwert eines anderen, sie bewusstlos zu machen, etwas zu verletzen. Aber wirklich willentlich töten wollen hatte sie eigentlich noch niemanden. Nicht mit so viel Hass und so viel Befriedigung. Sie fühlte sich schlecht, sie fühlte sich richtig dreckig. Dieser Zorn, diese Abneigung war einfach irrational gewesen, alles verschlingend, sie vollkommen auffressend. Beängstigend. Aus vollstem Herzen hoffte sie, dass sie so etwas nie wieder empfinden musste. Auch wenn es sie noch immer mit Genugtuung erfüllte diese Frau umgebracht zu haben. Mit ihren eigenen Händen...

»...Robin?«

Erst nach ein paar Sekunden antwortete sie. »Hm?« Sie schaffte es nur ihn aus dem Augenwinkel anzuschielen. Mehr ging in diesem Moment nicht.

Crocodiler lag einfach nur da und regte sich nicht. Ein Schlucken rüttelte sich wie ein schwerer Stein ihre Kehle hinab, dann schob sie sich instinktiv näher zu ihm, achtsam, dass sie ihren Arm nicht zu sehr strapazierte. Die Blutung hatte aufgehört, aber eine falsche Bewegung und die Sauerei begann von vorn. Ihre Körper berührten sich, nur ganz vorsichtig. Auch er drehte sich etwas zu ihr, sah ihr nicht in die Augen, griff nur nach ihrem Arm und strich behutsam mit seinen tauben Fingern über das Pflaster.

Unwillkürlich zuckte sie zusammen, als es darauf brannte, sagte aber nichts.

»Du hast es nicht nähen lassen...«

»So schlimm ist es nicht.«

Mürrisch beließ er es dabei. Er würde es gerne nähen, sobald er wieder vollkommen bei Kräften war, aber da würden seine Finger wohl nicht mitspielen. Außerdem hatte er keine Kraft ihr zu widersprechen. Es ging einfach nicht. Es brauchte schon viel Kraft für ihn mit ihr zu reden. Weiterhin betrachtete er das Pflaster, nur das Pflaster. »...Warum...?«

»...« Sie folgte seinem Blick, war froh ihn nicht ansehen zu müssen. Ihr Herz schlug ihr jetzt schon bis zum Hals.

»...Ich versteh es nicht..«

»Bei mir ist es bloß der Arm gewesen...« Ihre Stimme war angespannt, flüsternd. »...bei dir wäre es dein Leben gewesen...«

»...«

Ihre Augen schlossen sich wieder. Die beiden war immer noch so widerlich ölig, aber gerade störte es sie gar nicht so sehr.
 

»...Danke...«

Danke? Die Augen schnappten wieder auf, starrten ihn an. Hatte er „Danke“ gesagt?

Doch sein Blick ging noch immer auf das Pflaster. »...«

»Kein...« Es machte sie so fertig, dass sie stocken musste. »...Kein Problem...«

Daraufhin senkten sich seine Augenlider schwer, als würde er über etwas nachdenken.

Aus dem Augenwinkel musterte sie ihn, er sah wirklich schrecklich aus. Wie ausgekotzt. »Du... solltest dich ausruhen.«

»Tu ich doch.«

»So? Du grübelst schon wieder zu viel. ...Ich sehe das.«

»...Was soll man anderes erwarten, nach so einem Tag...?«

Einen langen Moment schwieg sie. Ihr Mund klappte auf, dann wieder zu und schließlich wieder auf. »Ich... konnte nicht anders.« Hastig wandte sie den Kopf ab. Das war so schwer, fast unerträglich. »Sie... ich... ich konnte einfach nicht anders...«

»Hm...«

»Du hattest sicher oft die Gelegenheit, hast es aber nie getan.. Du wolltest sie nicht.... nicht töten, aber ich... es tut mir leid....« Jetzt wo der Hass verebbt war, blieb nur dieses Gefühl der Leere. Sie hatte ihn von ihr befreit, aber er hatte sie nie getötet. Er hatte sie auch geliebt, vielleicht tat er das ja immer noch, irgendwo tief in seinem Herzen. Verdammte Scheiße...

»Sie hat es verdient...«

»...«

Stumm trieb ihr Blick zu seinem Arm, an dem die Hand fehlte. Erneut züngelten kleine Flammen des Zornes in ihr auf, aber sie konnte sie mühelos löschen. Dieses Mal zumindest. Die Augen zogen weiter, zu seinen unzähligen Narben. Im Gesicht, auf seiner Brust, auf seinen Armen, die frischen Wunden an seiner Schulter, der Hand. Sie wusste nicht ob sie weinen oder erneut den Hass zulassen sollte. Dabei war es einerlei. Es war vorbei und sie konnte rein gar nichts mehr daran ändern. Dennoch kam sie näher, streckte die Hand nach ihm aus, berührte die Narbe in seinem Gesicht, fuhr sie nach, legte dann ihre Hand an seine Wange, als wollte sie Elisas Abdruck auslöschen.

Vorsichtig öffneten sich seine Augen und blickten ihr entgegen, verloren sich in diesen wunderschönen blauen Augen.

Ganz leicht, behutsam drückte sie ihre Lippen auf die seinen. Sie konnte es nicht ertragen, dass ihr Geschmack noch an ihnen haften musste. Mit der Nase fuhr sie über die seine, gab ihm einen Eskimokuss und lächelte dann ausgezehrt.

Er schloss die Augen für einen Moment und ließ es sich gefallen, genoss diese kleine Zärtlichkeit, verdrängte so den Schmerz in seiner Schulter und seiner Hand. Es tat gut. Wirklich unheimlich gut.
 

»Hast du ein Glück, dass mein einziger Exfreund eine totale Flasche ist. ...Obwohl...« kurz schien sie in Gedanken versunken. »...wäre bestimmt witzig ihm mal wieder zu begegnen. Was er wohl dazu sagt, dass der Teufel von Ohara mit Sir Crocodile liiert ist? Das Gesicht ist sicherlich unbezahlbar.«

»Der würde sich vor Neid selbst die Zähne rausschlagen.« entgegnete er ruhig, sarkastisch ja, aber noch immer sehr erschöpft.

»Neid? Meinst du er steht auf dich?« Sie grinste, doch dann verebbte es. »Da fällt mir ein, die anderen wissen jetzt über mich Bescheid. Vielleicht sollte ich mit ihnen darüber reden.«

»Solltest du... Und nein, er sieht deinen Hammerkörper und verteufelt sich, dass er sich dich durch die Finger gehen lassen hat.«

»Tja, er hatte zwei Chancen. Mehr gibt’s bei mir nicht.«

»Ich hatte ziemlich viele.«

»Ach ja?«

»Etwa nicht?«

»Kann mich nicht daran erinnern, dass du so viele gebraucht hättest.«

»Hm...«

Sie strich ihm mit der gesunden Handfläche über die Stirn und durch die Haare. »Hast du Kopfschmerzen?«

»Nicht so heftige.«

»Willst du wissen, was mir immer hilft, wenn ich Kopfschmerzen habe?«

Er wartete geduldig auf ihre Antwort.

»Hörst du das?« sie drückte seinen Kopf sanft gegen ihre Brust. Sie schloss die Augen und genoss es. »Immer wenn mir der Schädel brummt, und vorausgesetzt du bist nicht der Verursacher, hilft es mir, wenn ich mich auf deinen Herzschlag konzentriere. Ein stetiger Rhythmus und ich merke nichts mehr.«

»Ist Teenagerrobin zum Tee vorbei gekommen?«
 

»Nein, die labert immer nur Blödsinn um zu gefallen. Ich sage dir hier nur, was Fakt ist.«

»Wem will sie denn gefallen?« Vorsichtig drückte er seinen Kopf näher an ihre Brüste heran und schmiegte sich an sie, küsste sie.

Es bewirkte, dass sie scharf Luft einziehen musste, weil es ein schreckliches Kribbeln in ihr auslöste. »Menschen... die ihr wichtig sind natürlich...«

»Hmm...« Er nahm seine verletzte Hand zu Hilfe und strich über ihre Brüste, drückte sie zusammen, weil er den Ausblick dann so mochte und tastete sie ab, vorsichtig, behutsam. Die Augen schlossen sich ganz von alleine. Ausnahmsweise sagte sie einmal nichts dazu, sondern genoss es stillschweigend. Es drückte ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. »Is wirklich sehr beruhigend. Darf ich jetzt immer zu deinen Brüsten kommen, wenn ich Kopfschmerzen hab?«

»Kommt drauf an.«

»Worauf?«

»Ob ich dich gerade leiden kann oder nicht.«

»Hm... und wann darf ich Nico-chan besuchen?«

»...Tss.«

»Ich glaube ich habe Besuchsrechte und die sollte man auch einhalten...«

»Du hast bald Geburtstag, nicht wahr?«

»Ich habe keinen Geburtstag.« Gott woher wusste sie das denn?

»Oha. Wenn das so ist, dann kann ich dir mein Geschenk wohl erst zu Weihnachten geben.«

»Bindest du Nico-chan ne Schleife drum?«

»Nicht direkt.«

»Sticker?«

»Also bitte...«

»Sehe doch schick aus.«

»Du hast wohl die krankeste Phantasie, die ich je erlebt habe. ...Gleich nach Paula.«

»Ja ich habs gehört. Schokopenisse...«

Nun wurde sie wirklich rot. Er hatte es gehört? Scheiße!

»...Du würdest es wirklich NIEMALS tun?«

»Schade, dass du keinen Geburtstag hast, was?« Ahhh! Das war ja ne halbe Einladung!
 

Seine Augenbraue hob sich an, er wirkte ernsthaft verwundert. »Das würdest du mir schenken?«

»Vielleicht.« Sie sah an ihm vorbei, weit weg.

»Na mit nem „vielleicht“ geb ich mich nicht zufrieden.«

»Das war nicht meine erste Idee, aber man könnte es ja...« Sie schluckte wieder so hart, diesmal brannte es richtig, wegen ihres gequetschten Halses. »...einbauen...«

Nun wurden seine Augen wirklich riesig und im ersten Moment konnte er gar nichts erwidern.

»Aber...« hastig winkte sie ab. »Das ist ja egal, du hast ja keinen Geburtstag.« Gott, sie kam sich vor wie eine genmanipulierte Tomate.

»Ach nein?« er grinste schelmisch. »Hab ich nicht? Wer hat das gesagt?«

»Tss...« Uh, sie konnte den Redefluss einfach nicht stoppen. »Also schön! Aber eins sage ich dir, das Spiel spielen wir nach meinen Regeln! Ich hab das schon durchgeplant, wehe du funkst mir dazwischen!«

»Hahaha. Mein Gott, du bist ja so süß.«

Ihr Kopf erreichte nun Topform. Sie war so rot, dass sie glaubte ihr Kopf würde gleich explodieren. »Ich weiß nicht was du meinst.«

»Und was wären diese Regeln?« er klang äußerst amüsiert.

»Erfährst du dann...« Sie würde sterben. Ja, ganz sicher. Elendig zu Grunde gehen. Ein Strip war ja schon schlimm genug, aber sie hatte ihm gerade einen was viel schlimmeres versprochen. Ahhhh!

»Kukuku... Also bekomm ich nen Blowjob zum Geburtstag?«

»Sei still...« zischte sie leise.

»Wusstest du, dass mein Geburtstag heute ist?«

»Ich weiß, dass er in zwei Wochen ist.«

»Ich frage mich woher du diese Information hast.«

»Tja.«

»Er ist heute, ganz sicher.«

»Ganz sicher nicht.«

»Uh...« er zögerte.

Nicht darauf eingehen!

Scheinbar grübelte er über etwas.

Innerlich freute sich sich allerdings ein wenig. Zumindest war er jetzt wieder ganz der Alte. Auch wenn es auf Kosten ihrer Würde ging.
 

»Hmm ich frage mich...«

Sie wollte es gar nicht hören.

»...wie wohl Schokonico-chan schmeckt.«

Ahhhhhhhhhhhh! »Die...« sie kam richtig ins Stottern, bekam einen leichten Schluckauf, weil sie falsch geatmet hatte. »...mag keine... Schokolade...«

»Was dann?«

»Was sie... ganz besonders mag...«

»Uhu?«

»...ist ihre Ruhe...«

»Hmmm Honig vielleicht?«

Jetzt musste sie an diese dumme Massage denken. Ja, die war in der Tat sehr lecker gewesen. Mist. Verdammter Mist!

»Honig also?«

»Nein, Crocodile.«

»Sperma?«

»...Sehr witzig.« Gott, der Mann war wirklich pervers.

»Ach komm schon, du bist doch nur vom Reden allein schon feucht.«

»Quatsch nicht so einen Blödsinn.«

»Würdest du drauf wetten?«

»Ich würde mich jetzt lieber ausruhen.«

»Mach das, Liebling.« Er richtete sich auf, es ging schon sehr viel besser.

»Ohne, dass an mir rumgefummelt wird, wenns geht.«

»Werd ich nicht.« Aber sie sah sein Grinsen bereits leuchten, als er sich über sie beugte, um an den Nachtschrank zu kommen.

Und dabei beobachtete sie ihn sehr genau. Die Schublade öffnete sich ein wenig und er kramte darin, auch wenn seine durchtrennten Sehnen ihm kaum erlaubten etwas richtig zu fassen. Ihre Nerven spannten sich immer weiter an, brachten sie bald um. Was kam denn jetzt?

In diesem Moment holte er eine Tube heraus, beugte sich über sie und grinste sie provokant an. »Ich wette um 3.000 Belly, dass sie feucht ist.«

»Du spinnst doch.« Konnte ihr Gesicht noch röter vor Scham werden?

Er kroch etwas weiter nach unten und schob ihr Top nach oben, küsste ihren Bauch. »Nicht angrabschen hast du gesagt.«

»Grrr... Crocodile, du weißt genau wie das gemeint war!«

»Ja, keine Finger.«

»Überhaupt kein Kontakt, schon gar nicht da unten!«

Seine Zähne knabberten am Knopf ihrer Hose, rissen ihn auf. »Mensch, das sagst du immer. Wann hörst du dich endlich auf zu schämen?«

»Wenn du aufhörst so einen Blödsinn zu reden,. Jetzt hör auch damit!« Sie rutschte von ihm weg.

Seufzend ließ er sie ziehen. »Wie du willst...«

Robin zitterte schon ein bisschen. Er hätte die blöde Wette gewonnen. »Nichts kann diesen perversen Drang jemals abstellen was?«

»Pervers? Hm...« Er legte sich auf seinen Rücken und sah an die Decke.
 

»Ich meine... du denkst ja... fast ständig daran...« Hör endlich auf zu Stottern, Robin!

»Ist das so etwas schlimmes?«

Seine Worte und Gesten hatten sie ganz hibbelig gemacht. Jetzt war sie auch noch neugierig und konnte dem einfach nicht entfliehen. Vorsichtig beugte sie sich über ihn, um in seine Augen zu sehen. Die Stimme war noch immer leiser, schüchterner als gewollt. »Mach ich dich so an? ...Oder hast du das bei allen Frauen?«

Er blickte in ihre Augen, als hätte er nichts zu verbergen. »Was meinst du denn?«

»Würd ich dich fragen, wenn ich es wüsste?«

»Nico-chan macht mich an.«

»Nico-chan...« betonte sie. »...ist aber keine Frau.«

»Nicht?«

»Nein.«

»Dabei dachte ich sie wär ein Teil von dir, hmm... Muss ich mich wohl getäuscht haben.«

Sie zog ihren Kopf zurück. »Ein Teil macht doch keine ganze Frau aus, oder?«

»Ich war ja auch nicht fertig mit reden.«

»...« Gott, warum war sie so nervös?
 

Sein Blick schwang zu ihr und sie versank in seinen braunen Augen. »Willst du wirklich wissen was mich an dir an macht?«

Ihr Atem stockte und sie nickte verhalten.

Seufzend drehte sich der Kopf wieder weg. »Tja, dann müsstest du mal besser zuhören, ich sag es dir nämlich ständig.«

»Wenn du es... ständig sagst, kannst du es ja noch einmal sagen.«

»Was krieg ich dafür?«

»Was willst du denn?« Sie ahnte schreckliches.

»Hm... Das du mir sagst, was dich an mir anmacht.«

Erneut errötete sie heftig. »Das... ist wohl fair...«

»Aber es müssen mindestens genauso viele Dinge sein.«

»Dann muss ich ja mitzählen.«

Nun wandte er sich wieder ihr zu und grinste, wie ein kleiner Junge mit Zahnlücke, der etwas ausgefressen hatte. »Kannst du das?«

Und sie blickte zurück, wie die strenge, irritierte Lehrerin, die den Jungen bei seiner Missetat erwischt hatte. Eine Augenbraue zog sich hoch.

»Soll ich dir die Zahlen nochmal sagen, damit du hinterher kommst?«

»...Fang einfach an, Crocodile.«

»Wie du meinst.« Er überlegte einen Moment, blickte ins Nichts. »Ok... am meisten macht mich an... wenn du stöhnst.« Aus dem Augenwinkel schielte er sie schmunzelnd an. »Das war die Nummer eins, Robin.«

Sie musste heftig schlucken und presste ein „Ach wirklich“ zwischen den Zähnen heraus.

»Hmmm... eigentlich macht mich alles, was du beim Sex machst an. Du weißt schon, wenn du dich an mir fest hälst, wenn du meinen Namen sagst, wenn du wimmerst: „Oh Crocodiles gibs mir, du bist so ein Hecht!“«

»Ich dachte wir zählen nur Dinge auf, die auch wirklich wahr sind beziehungsweise existieren...«

Es war als bekäme er das nicht mehr mit, sah stattdessen hinab zu ihrer Hose. »Uhh und was mich auch sehr anmachst, ist Nico-chan. Vor allem, wenn sie sich auf mich freut.«

»Verstehe.« Provokant schlug sie die Beine übereinander.

»Kukuku und dein Prachtarsch natürlich.«

Fantastisch, jetzt musste sie unweigerlich an Paulas Kommentar denken.

»Nicht zu vergessen deine Brüste.«

»Oh, jetzt wäre ich schon fast traurig geworden, aber nett dass du noch dran denkst...«

Grinsend kam er wieder auf sie zu und gab jeder einen Kuss. »Sie wissen, dass ich sie liebe. Die wollen das nicht nochmal extra hören.«

»Irgendwann werde ich schizophren.«

Das ignorierend blickte er wieder in ihr Gesicht, schmunzelte. »Und ich mag deinen Mund und deine Augen, wenn du Sex willst.«

Etwas perplex, wenn auch noch immer verschämt erwiderte sie seinen Blick.

»Mehr fällt mir nicht ein. Wo sind wir? Fünfzig?«
 

»So viele Körperteile hast du nicht mal... Also ich bin bei fünf: die Geräusche, die ich beim Sex mache, mein primäres Geschlechtsorgan, mein Hintern, mein sekundäres Geschlechtsorgan, mein Gesichtsausdruck, wenn du meinst, dass ich Sex will. Hab ich was vergessen?«

Er seufzte stöhnend aus. »Ja ja, bieg es dir nur zu recht, wie du willst.«

»Willst du es nun hören, oder nicht?«

»Oh, ich brenne drauf!« grinste er ihr schief entgegen.

Sie winkelte pragmatisch die Beine an, wie zum Schneidersitz, atmete tief durch und hielt eine Hand hoch, die Finger ausgestreckt. Sie versuchte sich einfach darauf zu konzentrieren, was ihr besonders an ihm gefiel und was sie wirklich anmachte. Ihre Ansprache war sachlich, als rede sie über die Anleitung zum Bau einer Waschmaschine. »Deine Stimme, vor allem wenn du tief sprichst und erregt bist, deine Haare wenn sie dir ins Gesicht hängen, die Art und Weise wie sich deine Haut anfühlt, die Art und Weise wie zu erzitterst, wenn ich dich anmache und...« Sie stockte. »....« Ihre Hand sank kraftlos nach unten. »Und...«

»Und?«

»Das ist kein Körperteil im eigentlichen Sinne, aber... was mich wirklich anmacht ist, wenn du dich im voll erregten zustand an mich presst, heiß und... und mir ins Ohr hauchst, dass du mich willst.« Jetzt war sie bereit zu sterben.
 

»...«

»Ich glaub...« sie zitterte vor Scham. »...ich muss kurz nochmal weg...«

Er schluckte sehr hart, konnte sich nicht entscheiden ob er das süß oder einfach nur sexy finden sollte. Hastig griff er nach ihr und hielt sie fest, grinste sie etwas schief an.

»Ich... es ist wirklich dringend...«

»Na klar.« Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, aber er konnte das Schmunzeln nicht abstellen.

Sie entzog sich ihm nicht, war steif wie ein Brett. Oh Gott... oh Gott!

Lächelnd schmiegte er seinen Kopf wieder an ihre Brust. »Er mag dich auch, Robin-chan.«

»Das hab ich nie gesagt!« zischte sie viel zu schnell, viel zu aufgebracht.

»Kukuku...« er griff nach ihrer Hand. »Oh doch, grade eben.«

»Nein... so war das... doch gar nicht... gemeint...«

Vorsichtig zog er ihre Hand nach unten und legte sie auf seinen Schritt. »Siehst du?«

Mit einmal Mal verstummte sie, weitete die Augen. »Ah... aha...« entfloh es ihr leise.

»Hmm...« Er schnurrte fast, zumindest hörte es sich so an, mit dem Brummen seiner tiefen Stimme, als er ihre Hand über ihn fahren ließ. »Und das mag er ganz besonders.«

Sie entzog sich ihm immer noch nicht. Konnte spüren wie er pulsierte, als würde er direkt nach ihr rufen. Herr Gott nochmal, sie war ja krank! Total pervers! Er hatte sie angesteckt!

Und wirklich, das mochte er wirklich. Selbst wenn seine Finger neben ihren waren, wenn sie ihn nur ganz nebensächlich berührte, fühlte sich das durch den Stoff seiner Hose einfach viel zu intensiv an. Es jagte ihm eine Gänsehaut über den Bauch. Es fühlte sich einfach unglaublich an, wenn sie ihn anfasste. Es musste dabei ja nicht mal um Sex gehen. Aber das verstand Robin wohl nicht...
 

»Nimm deine Hand weg.« flüsterte sie, dass sich die Gänsehaut noch verschlimmerte.

»Bitte?«

»Nimm... deine... nimm sie weg.«

Obwohl es es nicht ganz verstand, schob er seine Hand weg.

Behutsam, fasziniert fuhr sie den Muskel entlang, glitt nur ganz sacht über ihn hinweg, versuchte seine Bewegungen nachzuempfinden. Sie hatte das Gefühl ihn fast gar nicht zu berühren, spürte aber den Puls doch sehr deutlich. Der gleiche Rhythmus wie der seines Herzens. Beruhigend. Das hatte sie ihm verschwiegen, dass sie das auch anmachte. Das ständige Schlagen seines Pulses, wenn sie sich näher kamen, wenn sie ihn ganz nah spüren konnte, in sich. Es war genau das Gleiche. Ihr Blick hob sich etwas, stellte sich ihm schüchtern entgegen, als wäre sie sich unsicher, ob das hier zu weit ging.

Crocodile hatte seine Augen geschlossen, merkte aber, dass sie sich ihm zuwand. Nur kurz hoben sich seine Lider, dann küsste er sie auf den Mund, ganz sanft und irgendwie... sie wusste auch nicht. Er wirkte so ruhig, aber sie spürte wie stark sein Pulsschlag ging. Es raubte ihr für einen Moment selbst den Atem. Ihm war die Luft weggeblieben und er spürte mit dem neuen Streicheln ein Woge aus Glück seine Muskeln glätten. Gott, das war echt nicht normal. Sowas hatte er noch nicht einmal bei Elisa gehabt... obwohl das wohl nicht zu verwundern war. Sie war nie so zärtlich zu ihm gewesen. Er schüttelte innerlich den Kopf, denn er wollte das er genießen. Er glaubte, sie würde das sowieso nie wieder machen, also musste er es genießen. Er fühlte sich so leicht und sein Herz ebenfalls. Als würde er schweben. ...Gott, jetzt wurde er auch noch kitschig. Wunderbar. Ganz toll.
 

Sie streichelte ihn weiter, noch immer nur leicht. Mehr traute sie sich für den Anfang nicht. Ihre Stimme war leise. »Soll ich das... öfter machen?«

Er küsste ihren Hals, seine Stimme war sanft und ruhig, fast kaum hörbar. »Wenn du möchtest...«

»Ja. Es... fühlt sich gut an.« gestand sie leise.

Das brachte ihn dazu sehr hart zu schlucken. »...Das kann ich nur zurückgeben...«

Ein leichtes Lächeln floh über ihre Lippen, sie schürzte die Augen, weil es ihr noch immer etwas peinlich war. Die Finger folgten dem Weg weiter, massierten ihn ganz leicht, ließ nicht nur sein Herz deutlich höher schlagen. Er war gerade dabei ihren Hals zu küssen, als er inne halten musste und so nur noch sein Zähne ihre Pulsadern hinab strichen. Sie spürte wie er ausatme, kaum hörbar. Es verpasste ihr eine heißkalte Gänsehaut. Allein der Gedanke daran, dass sie ihn dazu brachte so zu atmen, machte sie ganz kirre. Sonst war es immer so fiebrig und sie nahm seine Reaktionen gedämpfter war als ihre eigenen, aber dieses Mal war etwas anderes. Sie spürte jede einzelne seiner Reaktionen. Sie schlugen sich direkt nieder auf seine Atmung, auf das Pulsieren unter ihren Fingern. Irgendwie erstaunlich wie empfindlich dieser eigentlich so grobe harte Mann war. Es faszinierte sie und sie kam nicht umhin selbst etwas nach Atem zu ringen.

Er konnte gar nicht anders, sie fühlte sich so gut an und es tat seinem Herzen wirklich gut. Instinktiv legte er seine Lippen an ihr Ohrläbbchen und dann an ihre Schläfe, küsste sie. Sein Atem rasselte noch immer etwas. Es veranlasste sie nun doch einen winzigen Schritt weiterzugehen. Zögerlich fuhr sie mit dem Daumen und zwei Fingern seine volle Länge entlang, zumindest das, was sie durch den Stoff zu fassen bekam. Die restlichen Finger winkelte sie an und nahm dann ihre Fingernägel zur Hilfe, kratzte etwas an ihm. Es ließ seinen Puls noch heftiger rauschen, dass er sich ihr entgegen schmiegte, ohne es wirklich kontrollieren zu können. Erneut schluckte er hart, die Stimme kaum noch hörbar.

»...Sag nicht, das hat dir Paula gezeigt...«

Das sanfte Lächeln lag noch immer auf ihrem Mund. »Nein. Warum? Gefällt es dir?«

Sein Grinsen war äußerst angekratzt. »Absolute Scheiße.«

»Das merk ich.« Teenagerrobin kicherte, wurde dann aber wieder unterdrückt.

»Tja als Mann hat mans nicht leicht... und weil man es so schnell sieht, heißt es immer gleich man denkt nur an Sex.«

»Stimmt bei dir doch auch. Nun ja... meistens. Also... oft.« Etwas nervös winkelte sie nun alle Finger an und kratzte ihn leicht, musste erneut den Atem anhalten. Wirklich Wahnsinn, dachte sie. Es brachte ihr Herz richtig zum Klopfen.

Er sog hastig Luft nach, so leise, dass sie es nur hörte, weil er ihr so nahe war. Für einen Moment fiel es ihm schwer oben und unten zu unterscheiden, dann atmete er wieder etwas zitternd aus und versuchte ruhig zu bleiben. »Was sollte das denn jetzt?«
 

»Hm?«

»Du überschreitest die Grenze.«

»Oh.« Sie stockte und nahm die Finger wieder weg. »Tut mir leid.«

Die Worte kamen noch immer etwas atemlos. »...Aber wenn du natürlich Sex möchtest, dann pack ihn ruhig härter an.«

»Aber... darum geht es doch gar nicht, oder?« Irritation schlich sich in ihre Augen, Unsicherheit.

Er schluckte. »Ja, deswegen hab ichs dir ja eben auch gesagt.«

»In Ordnung. Ich weiß nur nicht...« Sie wirkte verlegen. Gott, sie war bald 30 Jahre alt und fühlte sich wieder ein Kind auf Entdeckungsreise. »...was zu viel ist und was genau richtig.«

Und schon wieder musste er härter schlucken. Diese ganze Situation war mehr als nur obskur. Andererseits konnte er gar nicht mehr genug bekommen von diesen subtilen Zärtlichkeiten. Er sah hinab und hielt seine Stimme unten. »...Nimm ihn mal ganz in die Hand....« Erneut stockte er, als er bemerkte wie komisch sich das anhörte. »...Also ich mein einfach so, mit Unterwäsche halt...«

Robin grübelte, ganz fachmännisch, dann umfasste sie ihn etwas und streichelte ihn weiter, glitt zu seiner Spitze und wieder zurück, ganz langsam und wie vorher, nur federleicht.

Unwillkürlich fielen seine Augenlider aufeinander. Seine Kehle schnürte sich zu und das Herz schlug ihm wirklich bis zum Hals, pochte an seiner Haut, beruhigte ihn etwas. Man, fühlte sich das gut an. Das konnte wirklich nicht wahr sein. Er nahm zögerlich seine Hand und legte sie wieder auf Robins, umschlang ihn mit ihr ganz, fester. »...So..«

Gehorsam ließ sie sich von ihm leiten, doch dann nahm sie seine Hand wieder weg. Sie wollte es selbst versuchen, obwohl diese kleine Berührung ihrer Finger ein schreckliches Kribbeln in ihrer Brust auslöste. Es war so merkwürdig. Sein Herzschlag war nun noch stärker, pochte ihr richtig in der Hand und es war fast schon krank wie viel Befriedigung und Glück das in ihr auslöste. Das leichte, stetige Beben zog sich wie Blitze durch ihre Fingerknochen, durch den Arm bis hin zu ihrem eigenen Herzen, schlug dort mit ihm in Einklang. Mit nervöser, quälend antreibender Neugier wurde sie etwas fester, wie er es wollte.
 

Scheiße, was war denn mit ihm los? Seit wann war er so langsam geworden? Er hatte seinen Satz noch nicht einmal zu Ende gebracht. Scheiße. Sein Bauch, seine Muskeln und sein Herz fühlten sich auf einmal so schwammig an, so leicht, prickelten so angenehm. Aber auf der anderen Seite spürte er auch die Erregung kommen, sie legte sich schwer auf ihn und machte ihn etwas schwindlig. Er unterdrückte ein Keuchen und legte seine Hand wieder auf ihre. »...Wenn du es so... machst, dann hast du die Grenze überschritten...«

Fasziniert hielt sie inne und nickte zu sich selbst. Das Gesicht angestrengt, wenn auch überrascht. Welche Geräusche man aus diesem Mann nur mittels ein paar sanfter Handbewegungen herauslocken konnte. Einfach der Wahnsinn. Sie fühlte sich wahrhaftig wie ein kleines Kind und, der Vergleich kam ihr selbst bescheuert vor, als hätte sie ein ganz neues Spielzeug bekommen. Der Druck auf ihn verringerte sich ein Stück. »So besser?« Eigentlich wollte sie noch sehr viel mehr versuchen. Es war so spannend, als käme sie gleich zum Höhepunkt eines nervenaufreibenden Krimis. Es war ihr sogar kaum noch peinlich. Irgendwie, auf eine seltsame Art und Weise, machte es sie unheimlich glücklich. So vertraut, so intim und gleichsam etwas obskur. Aber wirklich, wirklich schön.

»Besser...?« Er war leise. Oh ehm ja, natürlich. Kam wohl drauf an, was sie wollte.

»Oder... soll ich die Grenze... überschreiten?« Gott, sie war so neugierig und aufgeregt. Wollte wirklich weitermachen, nur um zu sehen, wie er reagieren würde. Die Anspannung zog an ihr, so sehr, dass sie zittern begann, sich wirklich beherrschen musste.

Sein Gesicht verzog sich etwas. »...Wenn du willst, dass ich hier in Ohnmacht falle.«

»Hmm...« Sie grinste schief. »Dann muss ich mir danach zumindest nicht deine Kommentare darüber anhören, was ich mit dir gemacht habe.«

Er funkelte sie an. »Das war ein „nein“. Falls dus nicht gemerkt hast, hab ich ziemlich viel Blut verloren und eh gerade kaum noch welches im Kopf. Und wenn ich umkippe, tut das leider auch mein Schwanz.«

»Hehehe. Schon gut, schon gut. Ich mach es so wie du willst...« Hatte sie das laut gesagt? Oh Gott, was war mit ihr los? Sie klang ja schon fast wie er.

»Wie ich will?« scheinbar brachte ihn das zum grübeln.

»Obwohl ich ja wirklich zu gerne...« Ok, nun kam die Scham doch wieder. Sie wurde rot bis über beide Ohren. »Ach egal...«
 

Ein weiteres Mal hielt er abrupt inne. Sagte sich das einfach zu überhören. Allerdings begann seine Brust jetzt so zu kribbeln, zu kitzeln, dass es fast unerträglich wurde. Mann... scheiße, verdammt. »...Tust du mir einen Gefallen?«

Statt wie gewohnt ihm gleich eine schnippische Antwort an den Kopf zu werfen, nickte sie einfach nur.

Er grinste, wenn auch immer noch sehr ausgelaugt. »Ich möchte Nico-chan küssen. Nur einen kleinen Kuss, mehr nicht.«

Verdammt! Warum hatte sie nur genickt! Grrr, das passierte also, wenn man diesem Mann einmal zu viel Vertrauen entgegenbrachte... Ihr Körper wurde steif, blieb ganz still. Sie war wirklich verlegen und konnte es nicht verbergen. »Aber... wirklich nur einen.«

In seinem Kopf brach er in schallendes Lachen aus. Victory. »Ohne Unterwäsche...«

»Ach was...«

»Gute Entscheidung.« Schmunzelnd richtete er sich auf, noch immer etwas mit Mühe verbunden, aber nicht mehr allzu sehr. Er saß nun neben ihr und grinste frech. »Bitte frei machen.«

»Tss...« Sie hob ihr Becken an und öffnete ihre Hose, zog gleich die Unterwäsche mit herunter und senkte sich dann wieder ganz aufs Bett.

»Vielen Dank!« kam es fröhlich. Er schob sich nun etwas nach unten, dann zwischen ihre Beine, hob sie hoch und sah sie einen Moment lang an. »Wirklich ne kleine Schönheit unsere Nico-chan. Sie sollte Photomodell werden.«

Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals und machte das Schlucken schwer. »Du willst, dass alle meinen nackten Körper sehen?«

. Das brachte ihn scheinbar zum Grübeln. »Hmm da hast du Recht, blöde Idee.«

Die Arme verschränkten sich. »Brings hinter dich.«

Er lächelte leicht und streichelte sie mit seiner Nase. »Hey hey hey, du hast es mir versprochen. Außerdem kann ich mir so lange Zeit lassen wie ich will.«

»Ein Kuss, Crocodile! Nicht mehr!«

»Mach ich etwa was anderes?«

»Grr...« Sie zitterte schon leicht. Reichte ein schiefes Grinsen seinerseits jetzt schon aus, um sie heiß zu machen? Das war so... so... Sie verfluchte sich. Sie sollten ihren Körper irgendwo reklamieren.

»Siehst du? Warte bis Nico-chan ihren Kuss bekommt.« Er küsste nun die Innenseite ihrer Schenkel, beide, dann schmiegte er seine Nase an ihnen entlang.

Mit aller Macht zwang sie sich ruhig zu bleiben, biss sie auf die Lippe, öffnete dann gleich wieder den Mund. Mist, sie hatte sich vorhin so sehr gebissen, dass es noch wehtat. Trotzdem gab sie keinen Mucks von sich.

»Irgendwelche Wünsche an welcher Stelle?«

»N... nein.« Ihr Blick glitt zu Seite. Nur keinen Augenkontakt, das würde das Ganze nur zum Eskalieren bringen.

»Einen Kuss... hmmm.« Gedankenversunken kam er ihr nun näher und fuhr wieder über die Haut, überlegte noch. Schade, dass er seine Finger nicht benutzen durfte, und konnte. »Ok, sagen wir zwei Küsse.«

»Hey... das war aber nicht so abgemacht!«

»Ach komm schon, nur einer mehr.«

»Einer ist schon... ist... fein...«

»Na gut, wie du willst...« Er grinste in sich hinein. »Das nächste Mal solltest du die Konditionen aber besser bestimmen, du würdest beim Verhandeln gnadenlos über den Tisch gezogen werden.« Er ließ ihr keine Zeit mehr zu antworten, sondern setzte die Lippen auf ihre Haut und küsste sie sanft. Mehr nicht, drückte seinen Mund ihr einfach nur entgegen.
 

Hastig zog sie Luft nach und wand sich etwas. Es begann gleich überall ganz schrecklich zu kribbeln. Sie hatte ihm noch etwas entgegnen wollen, aber jetzt war ihr Verstand leergefegt. Warum? Er küsste sie doch nur.... nur? Nur? Sie verkniff sich alles, was mit einem Mal aus ihr heraus wollte. Worte, Geräusche. Nur ihre Atmung und ihr Puls beschleunigten sich. Das konnte sie leider nicht kontrollieren. Er küsste sie nur. Nicht mehr... Oh Gott.

»Hmmm~« Er bewegte sich plötzlich und wich etwas nach unten, benutzte nun seine Zunge.

»Ahhh...« Sie presste die Augen aufeinander und verkrampfte sich, versuchte ihren Körper davon abzuhalten ihm gleich entgegenzuspringen. »Cro... Crocodile... doch nicht... mit...« Ihr Satz brach ab, sie konnte nicht mehr und ließ ein ganz leises Keuchen heraus. Es war befreiend und schürte gleich den Wunsch nach mehr. Er brachte sie wirklich um den Verstand.
 

Ein Grinsen konnte er sich wirklich nicht verkneifen. Man war Robin manchmal süß. So ein richtig unschuldiges, naives, kleines Mädchen. Er hatte wirklich seinen Spaß mit ihr. Er küsste sie weiter, ging noch weiter nach unten und entfernte sich dann zufrieden von ihr. »Hatte ich etwa nicht gesagt, dass ich einen Zungenkuss wollte?«

Sie starrte ihm mit genau dem Gesicht an, von dem er vorhin noch gesprochen hatte. Die Augen verhangen, der Mund ganz leicht geöffnet. Sie atmete schwer, hievte den Sauerstoff gierig in ihre heißen Lungen. Die Wangen waren nur leicht gerötet, ein paar Strähnen hingen ihr ins Gesicht, die Stimme leise und bedeckt. »Das Detail hast du wohl... ausgelassen...«

Er grinste noch mehr und beugte sich über sie, sein Kopf genau über ihrem. »Du schuldest mir 3.000 Belly.«

»Mieser...«

Lachen. »Was denn? Hab ich irgendwas gemacht?«

»Ach verdammt noch mal!« Wütend und verschämt wandte sie sich und rutschte wieder von ihm weg.

»Oh?« Er ließ sie, lachte dann wieder. »Dabei wollt ich doch gleich mit der Schokosoße weiter machen.«

Sie zuckte heftig zusammen, warf ihm einen vernichtenden Blick zu, stand auf und zog sich die Klamotten ganz aus und ging ins Bad, meinte dabei nur in einem stumpfen Gemurmel. »Vergiss es...«

»Warte Robin!«

»Was?!« kam es etwas zu ruppig.

Doch sein Blick war sehr ernst. »Du gehst nicht duschen ehe deine Wunde am Arm genäht ist. Willst du dich umbringen? ...Du hattest mir versprochen das nicht zu tun, schon vergessen?«

Für den ersten Moment war sie irritiert, verschreckt fast, dann aber nur noch genervt. So eine Mutti. »Ich wollte mir nur das Öl etwas runter waschen, ich bin nicht blöd.« Sie schritt ohne Umwege in das Bad und krachte etwas zu sehr die Tür zu. Dieser miese Pirat... uh sie könnte ihn...

Hastig band sie sich ein Handtuch um den Arm, nachdem sie diesen gewaschen hatte, seifte dann den Rest ihres Körpers ein und spülte die Seife vorsichtig ab. Das war wirklich eine Katzenwäsche, aber sie konnte das Gefühl dieses komischen Typens erst vergessen, wenn alles von ihm von ihr runter war. Auch die Haare spülte sie sich aus, bis sie vollkommen frei von all dem Öl waren, das zudem inzwischen auch noch bestialisch stank. Sie versuchte es zu ignorieren, ließ sich Zeit, um sich wieder abzukühlen und über das nachzudenken, was der Tag für sie gebracht hatte.
 

Crocodile lag noch immer im Bett, nun langsam wieder wirklich halbwegs fit, zumindest so fit um sich frei zu bewegen. Nun spürte er langsam den Schmerz in seiner Schulter und seiner Hand wieder, aber es war eher ein leichtes Jucken und Brennen. Er hatte weitaus schlimmere Wunden gehabt, er war an diesen Schmerz wirklich gewöhnt. Deswegen machte es ihm nicht aus. Das einzige, das ihm etwas aus machte, war dass er seine Finger kaum bewegen konnte. Wirklich toll...

Da Robin im Bad verschwunden war - Gott er wollte gerade auch nichts anderes als sich dieses eklige Öl endlich abzuwaschen - hob er seine Hand um sie zu betrachten. War ein ganz schöner Riss gewesen, die ganze Hand quer durch... und dann hatte er diese Hand auch noch in den Sand stecken müssen. Es war nicht das schlimmste was er je hatte erdulden müssen, aber schon ziemlich unangenehm. Er hatte ihr gar nicht dabei zugesehen wie sie sie genäht hatte, aber er vertraute ihr in diesem Punkt jetzt einfach mal. Immerhin konnte er sich ja nicht die eigene Hand nähen. Vorsichtig ließ er den Arm wieder sinken und schloss die Augen. Elisa..

Nicht, dass sie nicht schon tausend Mal auf seine rechte Hand losgegangen war, oder auf jeden anderen erdenklichen Teil vom ihm. Warum hatte sie ihm nicht gleich die Hand abgeschnitten? Ach ja... weil sie seine Luftröhre durchbohren wollte, stimmte ja. Er schluckte versuchte das Ganze zu verarbeiten. Sie hatte ihn also die ganzen Jahre über beschattet, nein nicht nur ihn. Auch seine Agenten. Sie hatte sogar herausgefunden wer Robin war. Sechs ganze Jahre hatte er nichts von ihr gehört, sie schien die Zeit gut genutzt zu haben. Dieser Ölkerl war wirklich gefährlich, auch wenn ihre Fähigkeiten in einer seltsamen Art und Weise miteinander wirkten. Er wusste nicht... er wusste nicht ob er ohne Robins Hilfe da raus gekommen wäre. Da er aus Sand war, wurde sein Körper immer schwerer, wenn er nass war, aber dieses Öl war noch schlimmer gewesen als Wasser. Und dann Elisabelle. Seit wann hatte sie eine Teufelsfrucht? Und gerade eine so gefährliche...

Die verletzte Hand legte sich an seine Stirn und er atmete tief ein und aus. Sie hatte also nicht aufgegeben, sie hatte sich nur nicht an ihn herangetraut. Er konnte noch immer nicht verstehen, warum sie ihn so sehr hasste, aber er hatte sich daran gewöhnt, es einfach akzeptiert. Er hasste sie, er hasste sie wirklich. Wenn er an sie dachte, dann spürte er keine Liebe. Aber... scheinbar hatte er sie nie genug gehasst um sie umzubringen. Auch dieses Mal hätte er sie nicht umbringen können. Er wollte nicht wie sein Vater sein, er war nicht wie sein Vater.

Robin. Sie hatte sie umgebracht. Sie hatte sie erwürgt. Warum? Sie hatte doch gar nichts damit zu tun, sie kannte sie gar nicht. Er erinnerte sich nun an ihre Worte. Sie hatte Elisa beleidigt, sie hatte sie angeschrien, war ihr an die Gurgel gesprungen. ...Warum? Sie hatte nichts damit zu tun. Was mischte sie sich da ein? Seine Augenlider hoben sich wieder einen Spalt, ließen ihn ziellos durch den Raum starren.

Er verstand es nicht, er verstand es wirklich nicht warum sie eingegriffen hatte, warum sie sie umgebracht hatte. Er hatte Robin noch nie jemanden umbringen sehen. Sie war eine sanfte Natur, sie tat Leuten weh, machte sie kampfunfähig, aber sie brachte sie nicht um. Schon gar nicht mit ihren eigenen Händen. Sie hatte ihn... beschützt. Sie hatte ihren eigenen Arm geopfert, um ihr Messer aufzuhalten. Sie hatte ihren Angriff sogar zweimal abgewehrt. Also was sollte er davon halten?
 

Robin stand nun fertig gewaschen und noch nass vor dem Spiegel. Ihren linken, verletzten Arm hatte ihre am Waschbecken abgestützt und starrte sich selbst entgegen. Noch immer war da diese Anspannung auf ihrem Gesicht zu sehen, die Müdigkeit in ihren Augen. Sie war so überrascht, dass scheinbar zwischen ihr und Crocodile noch immer alles beim Alten war. Nun ja, relativ zumindest. Sie hatte heute viel über ihn und vor allem auch über sich selbst erfahren. Es war schwer das alles auf einmal zu verarbeiten. Ihr Blick bäumte sich kritisch ihrem Ebenbild entgegen. Eigentlich wirkte sie ganz wie zuvor. Äußerlich hatte sich bis auf ein paar Verletzungen nichts verändert, aber in ihrem Inneren tobte es noch immer. Wie ein Wirbelsturm. Oh ja, Robin, das war wirklich eine passende Metapher. Vor allem, wenn es dabei um diese Frau ging.

Sie wollte nicht mehr an sie denken. sie war tot. Sie war für immer unter dem Sand begraben, hier auf dieser einsamen, völlig unbewohnten Insel. Niemand kam je hierher, niemand würde sie hier vermissen. Außer vielleicht ihre drei Gefangenen, aber was mit denen war, musste Crocodile entscheiden. Dabei war die Antwort ihr bereits schon jetzt sehr klar. Müde ließ sie den Kopf zwischen ihren Arme hängen und das nasse Haar fiel ihr ins Gesicht. Nur ganz leise liefen ihr Tränen aus den Augen. Sie war kein brutaler Mensch, sie war kein Mensch, der schnell hasste oder wütend wurde. Nur bei Crocodile. Nur bei ihm riss ihr beinahe in Sekunden immer und immer wieder der Geduldsfaden. Warum? Er konnte einen wirklich nerven, aber das konnte Bon auch, trotzdem blieb sie bei ihm immer ruhig. Lag es an ihren Gefühlen zu ihm?

Noch immer wusste sie nicht so recht, was eigentlich passiert war. Sie hatte nicht Mal gefragt. Sie hatte Elisa nicht mal gefragt, warum sie Crocodile so hasste. Sie hatte sie gehört und dann gesehen und ihr Verstand hatte sich einfach von allein abgestellt. In ihr war etwas erwacht, ein Monster. Keines, dass Iroko unter ihrem Bett finden würde. Es war der gleiche Hass, den Elisa Crocodile entgegen gebracht hatte. Sie hatte es in ihren braunen Augen gesehen und da hatte der gleiche Ausdruck gestanden wie in ihren eigenen. Sie war keinen Deut besser als sie gewesen. Sie hatte sie getötet. Zu Tode gewürgt. So ein gemeiner, grässlicher, schmerzender Tod. Verdammt! Immer mehr Tränen tropften schweigsam auf das weiße Porzellan. Crocodile hatte sie geliebt, liebte sie noch, sie wusste es nicht. Und sie hatte sie wirklich getötet. Aber warum hasste sie sie nur so extrem? Sie hatte ihr nie etwas getan. Sie hatte Crocodile das Leben zur Hölle gemacht. Hatte ihm Liebe vorgespielt und er hatte sie erwidert. Ja, er hatte sie geliebt, abgöttisch. Sie schluchzte ganz leise. So sehr... und zum Dank verfolgte sie ihn bis an Ende der Welt. Er vertraute niemandem und das alles nur wegen ihr.

Sie hasste diese Frau, sie würde sie immer hassen. Es tat ihr leid, zu einem Monster geworden zu sein. Aber sie würde es wieder tun. Um ihn zu beschützen. Für ihn würde sie töten. So oft es nötig war. Ihre Hand drückte sich härter gegen ihren Mund, um nicht lauter zu werden. Das salzige Wasser rollte herrenlos über ihre Hand. Mörderin, schalten sie sie. Mörderin. Mörderin.

Das schlimmste daran, das was sie wirklich fertig machte, war, dass er sie jetzt mit ihr verglich. Es gab keinen Weg darum herum. Sie war sich sicher, wenn er sie ansah, dann sah er Elisa. Und ein Monster. Eine Frau, die skrupellos tötete. Sie war keinen Deut besser als sie. Der Gedanke brachte sie fast zur Ohnmacht und trieb die Tränen weiter an. Sie wollte das nicht. Nicht das. Es tat so sehr weh, stellte ihre körperlichen Wunden vollkommen in den Schatten. Bitte. Alles nur das nicht.

Hastig drückte sie den Kopf unter Wasser. Das musste aufhören. Sie konnte nicht in ihrem Selbstmitleid ertrinken. Crocodile hatte sie nicht getötet weil... sie wusste es nicht. War seine Liebe zu ihr so stark gewesen, dass sie sogar nach all dem Schmerz noch anhielt? Nein. Sie schüttelte den Kopf. Es war egal, er würde es ihr nicht sagen. Sie hatte kein Recht in seiner Vergangenheit herumzuwühlen. Das hatte er ihr ausdrücklich gesagt. Sie hatte ihm versprochen, sie würde nicht noch mal mit dem Thema anfangen. Selbst jetzt nicht, wo sie...

Sie trocknete sich das Gesicht ab, den Rest ihres Körpers, trocknete die Tränen und wartete solange, bis die roten Schwielen an ihren Augen verschwunden waren. Dann ging sie zurück in die Kabine. Sie musste das einfach irgendwo in ihrem Herzen vergraben. Zusammen mit dem ganzen anderen Müll. Das war der einzige Weg. Auch wenn sie wusste, dass sie es nicht ertrug. Wusste, dass sie irgendwann daran zu Grunde gehen würde, wenn sie es nicht herausließ. Wenn sie das Thema nicht wieder anschnitt und ihm alles sagte, was sie ihm zu sagen hatte. Sie würde elendig daran zu Grunde gehen. Aber das nahm sie in Kauf. Sie war stark genug dafür das zu unterdrücken. Dafür war sie lange genug auf der Flucht. Sie würde es ganz einfach verdrängen.
 

»Ist das Bad frei?«

Sie nickte nur, sah ihn nicht an, weil sie wusste, dass das ihre Mauer zum bröckeln bringen würde. Schnurstracks lief sie auf den Kleiderschrank zu.

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie er aufstand, etwas langsamer als gewohnt ins Bad ging. Sein Körper reagierte scheinbar noch nicht richtig. Er schloss die Tür nicht ab, aber sie hörte ihn bald duschen. Leise atmete sie auf. In seiner Nähe wurde es wirklich nur noch schlimmer. Ihr kamen schon wieder fast die Tränen, doch das unterband sie. Sie zog sich etwas leichtes an, eine kurze Hose und ein Spaghettitop, und wandte sich dann dem Bett zu, das inzwischen von dem ganzen Öl triefte. Es brauchte gar keine Sekunde, ehe sie sich entschied das Laken abzuziehen und das ganze Bett neu zu beziehen. Zum Glück war es noch nicht in die Matratze eingesickert. Kurzerhand öffnete sie das Fenster und warf das Bettzeug ins Wasser. Die Flecken würden sie sowieso nicht wieder herauskriegen und ehrlich gesagt machte sie die Erinnerung an den Öltypen krank. Am Fenster blieb sie stehen und blickte hinaus auf die weite, etwas stürmische See. Frische Herbstluft drängte sich ihr entgegen und sie nahm ihn genüsslich in die Lungen auf. Es tat wirklich gut, kühlte ihren geschundenen Kopf etwas ab. Der Wind, der hinein drang, spielte mit ihren Haaren, als wolle er sie streicheln, trösten. Sie atmete tief durch, kurbelte sich wieder herunter. Es half. Ruhe kehrte in sie ein, zumindest genug, damit sie ihre Fassade aufrecht erhalten konnte.
 

In diesem Moment hörte sie ihn wieder herauskommen. Sie drehte sich nicht zu ihm um. Doch auch er wandte sich nicht an sie, ging ebenfalls zum Kleiderschrank und zog sich um. Ziemlich langsam, scheinbar konnte er die Finger wirklich kaum mehr bewegen. Dann kam er wieder auf sie zu, stellte sich hinter sie. Irgendwie war es ein aufreibendes und zugleich beruhigendes Gefühl seine große Form hinter sich zu spüren. Es machte sie gleich ganz hibbelig. Würde sie sich jemals daran gewöhnen? Hoffentlich nicht, lächelte sie mutlos in ihrem Inneren.

Er schwieg einen langen Moment, stand ihr sehr nahe, berührte sie aber nicht. Dann hörte sie seine Stimme, wieder so seltsam ruhig aber irgendwie auch gleichzeitig... beunruhigend. Als würde sie gleich eine Sturmflut erfassen. »Robin...«

Ruhig wandte sie sich nun doch zu ihm um, das Gesicht fragend. Es brauchte viel Kraft die Maske aufzubehalten. Aus dem Augenwinkel erkannte sie, dass er sich scheinbar nur schnell was drüber gezogen hatte. Shorts und ein Rippenhemd, sein Haken war ab, die Haare noch immer nass, einige hingen ihm ins Gesicht. Als sie in seine Augen sah, konnte sie seine Unruhe sehen. Bemerkte, dass ihm eine Frage wirklich auf der Seele brannte. Er zögerte sehr lange, doch sie ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Dann, endlich, öffnete er den Mund,

»...Ich möchte dich etwas fragen.«

Weiterhin wartete sie geduldig, wenn auch die Unruhe an ihr nagte.

»Warum...« Er zögerte noch etwas, dann wurde sein Blick stetiger. »...hast du dich eingemischt?«

Ihre Lider senkten sich und sie blickte wieder aus dem Fenster. Sie sprach leise, ruhig, ganz klar. Ihre Stimme war fest, ohne Stottern oder Unsicherheit. »Weil ich dich liebe.<<



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  fahnm
2010-09-10T22:34:48+00:00 11.09.2010 00:34
Klasse kapi!^^
Von:  Aja1992
2010-09-10T15:58:06+00:00 10.09.2010 17:58
Hammer Kapi^^



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