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Legenden der Leidenschaft (OS - Sammlung)

Letztes Update: 20.01.2011
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Ein guter Tag (Minato x Kushina; andere Charaktere)

Legenden der Leidenschaft

Minato x Kushina; andere Charaktere
 

Der Tag hatte wirklich gut angefangen. Ganz ausgezeichnet sogar, wenn man von Kushinas rein subjektiver Sichtweise ausging.

Zum ersten Mal seit Wochen hatte sie heute Morgen warmes Wasser beim Duschen gehabt. In ihrem alten Wohnblock war das nun wirklich keine Selbstverständlichkeit mehr.

Die Milch im Kühlschrank war noch nicht abgelaufen gewesen und sie hatte sich doch tatsächlich eine Schüssel Müsli machen können. Das geschah vielleicht einmal im halben Jahr. Auch wenn Minato das ein ordentlicher Dorn im Auge war. Aber wenigstens beschränkte er sich noch auf die Haltbarkeit der Lebensmittel und nicht auf deren Ausgewogenheit. Das würde sie ihm dann übel nehmen. Und dann durfte er keinen Sex mit ihr haben.

Aber das war auch nicht das Thema hier. Kushinas Gedanken glitten nur ein wenig ab, weil das hier wahrscheinlich die letzten Gedanken waren, die sie in ihrem noch viel zu jungen Leben haben würde.

Und das sah sie nicht so wirklich ein. Es passte nicht in diesen guten Tag, in ein paar Minuten zu sterben.

Und doch war es so und Kushina konnte noch nicht einmal trauern. Sie erinnerte sich an dämliche Dinge und sie hatte keine Zeit zu bedauern, denn sie war noch immer mitten in den Kampf verwickelt, der diesmal wohl wirklich ihr letzter sein würde.

Nicht, dass sie sich das in ihrer Kunoichi-Laufbahn nicht schon öfters gedacht hatte, aber irgendwie hatte sie das Ruder noch immer herumreißen können und war breit grinsend davongekommen.

Aber heute musste sogar sie sich eingestehen, dass es durchaus an der Zeit war, mit dem Leben abzuschließen. Aber wie machte man das eigentlich?

Indem man an erstaunlicherweise nicht abgelaufene Milch und dumme Sprüche von Minato Namikaze dachte?
 

Kushina Uzumaki konnte nicht weiter darüber nachgrübeln, denn in dem Moment musste sie einen Angriff eines feindlichen Shinobis mit ihrem Kunai parieren, dessen Wucht sie bis in die letzte Zelle ihres Körpers erschütterte. Scharf zog sie Luft und spürte, dass sie zurückgedrängt wurde. Sie stemmte sich mit ganzer Kraft gegen den Angreifer, doch sie war schlicht zu schwach. Sie erwiderte den Blick des Mannes mit einer Mischung aus Wut, Trotz und Verzweiflung, was diesen jedoch bloß leise lachen ließ. Sein heißer, stinkender Atem ekelte Kushina und angewidert musterte sie das Gesicht ihres Gegenübers. Eingemummt in einen Mantel, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und wohl seit Tagen nicht mehr gewaschen. Der Dreitagebart war unverkennbar und die Lippen des Mannes verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln.

„Schließ mit deinem Leben ab, kleines Blättchen.“, wisperte er ihr zuckersüß zu.

„Ich versuche es gerade.“, kam es bissig von Kushina zurück und noch einmal drückte sie ihr Kunai mit aller Kraft gegen das des Angreifers, doch sie hatte keinerlei Chancen und sie spürte, dass ihr Körper dem Druck nicht standhielt. Kushina unterdrückte einen Schrei, als der feindliche Shinobi sie wegschleuderte und sie einige Meter weiter hart am Boden aufprallte.

„Verdammt.“, keuchte sie, rappelte sich mühsam ein wenig auf, aber blieb liegen. Ihr Blick glitt über das Kampffeld, doch nur wenige Sekunden später wurde ihre Sicht von zwei durchaus weiblichen Füßen versperrt.
 

„Alles in Ordnung, Shina?“, kam es mit vor Sorge bebender Stimme von Yoshino Nara und die junge Uzumaki ließ sich von der Frau auf die Beine ziehen. Keuchend hielt sich Kushina die Seite. Das würde theoretisch ordentlich blaue Flecken geben. Aber praktisch würde sie sich nicht mehr lange darüber ärgern können, denn sie würde ja bald sterben.

„Ist das noch wichtig?“, brummte sie missmutig und tastete nach ihren Kunais. Sie würde hier nicht einfach so untergehen, das war klar, und sie würde bis zur letzten Sekunde weiterkämpfen.

„Sag das nicht.“, bat Yoshino beinahe verzweifelt und Kushina erkannte in der jungen Nara nicht mehr die Frau wieder, die Shikaku und auch hin und wieder sie selbst so sehr fürchteten. Die ganze Gelassenheit und Selbstsicherheit war verschwunden.

Wahrscheinlich war das so, wenn man wusste, dass man bald starb. Kushina hatte immer angenommen, dass genau das Gegenteil der Fall war.
 

Die Augen der jungen Uzumaki glitten hektisch über das Kampffeld. Sie befand sich mit ihrem Team an der nördlichen Grenze des Feuerreichs, kurz vor dem Land des Reises. Der Baumbestand nahm alle hundert Meter rasant ab und somit boten ihnen die Wälder nicht mehr ausreichend Schutz vor der übermächtigen Attacke der Oto-nin. Übermächtige Attacken der Oto-nin… war sie die Einzige, die die Ironie in diesen Worten witzig fand? Sie hätte sich würdigere Mörder gewünscht als dreckige, stinkende Banditen!
 

Kushina wurde von bedrohlichem Knurren aus ihrem Gedanken gerissen. Dem Geräusch folgten ein durchdringendes Winseln und ein wütender Aufschrei.

„Arschloch!“, schleuderte Tsume Inuzuka einem der Oto-nin entgegen, doch ihre Aufmerksamkeit galt ganz ihrem treuen Gefährten Kuromaru, der von einem Shuriken getroffen zu Boden gegangen war. Jaulend rappelte sich das sonst so gefährliche Tier auf und Kushina erkannte selbst aus dieser Entfernung die schwere Beinwunde, die der monströse Hund davongetragen hatte. Blut tropfte auf die Erde.

„Verdammt…“, zischte Kushina, als sie einen der Oto-nin bemerkte, der Tsumes Unachtsamkeit sofort nutzte. Mit einem triumphierenden Grinsen sauste er auf sie zu, doch eine Armada an Waffen stoppte seinen Siegeszug. Eine Sekunde später hatte er Kushinas Faust im Gesicht und taumelte keuchend einige Schritte zurück.

„Miststück.“, knurrte er, machte aber keine Anstalten erneut anzugreifen. Der Kampf wurde langsamer, die Parteien sammelten sich. Kushina begann ihre Gegner zu zählen. Zehn. Und die sahen putzmunter aus.

Gott, sie waren so was von unterlegen.
 

„Seid ihr in Ordnung?“

Das letzte Teammitglied kehrte zu Kushina, Yoshino und Tsume zurück. Hizashi Hyuuga hatte keine Schramme vorzuweisen, doch sein blasses Gesicht ließ auf akuten Chakramangel hinweisen. Yoshino nickte zitternd, Tsume war fieberhaft dabei Kuromaru zu versorgen, Kushina schnaubte.

„Fragt sich bloß wie lange noch.“, murmelte sie und wahrscheinlich war das das erste und letzte Mal in ihrem Leben, dass Hizashi Hyuuga ihr nicht widersprach. Konnte man das in Anbetracht der Umstände als Erfolg verbuchen? Eher weniger.

Kushina war versucht zu lachen, doch die Aussichtslosigkeit ihrer Situation traf sie mit voller Wucht und schnürte ihr die Kehle zu. Sie wollte nicht sterben. Sie wollte nicht. Es gab noch so viele Dinge, die sie tun musste!

„Wir können es schaffen.“, mischte sich Tsume das erste Mal in die nie wirklich aufgekommene Diskussion ein. „Hokage-sama weiß, dass sich die Mission erschwert hat. Er weiß, dass wir Hilfe benötigen. Er weiß, dass es nur eine Frage der Zeit gewesen ist, bis sie uns erwischen. Er wird jemanden geschickt haben. Er wird uns helfen.“

„Aber wann?“, entwich es Yoshino. Ihrer Stimme haftete die Panik bei, die Kushina vehement zu unterdrücken versuchte.

„Ich weiß nicht. Er wird uns helfen. Sie werden kommen.“, wiederholte Tsume und strich abwesend über Kuromarus Kopf, sah niemanden ihrer Teammitglieder an. Kushina begriff, dass die Worte wohl bloß eine Art Gebet darstellen sollten.

Ja. Er würde ihnen helfen. Irgendjemand würde ihnen helfen. Sie mussten hier nicht sterben. Die Panik begann Kushinas Glieder zu lähmen. Sie wollte nicht sterben. Es gab so viele Dinge, die sie tun musste.

„Sie werden gleich angreifen.“, meldete Hizashi ruhig. Er hatte die Feinde genau im Auge behalten. Solch kurze Pausen auf dem Kampffeld verhießen nie etwas Gutes. Kushina wusste das. Kushina kannte das. Sie wollte weglaufen, aber ihr war klar, dass sie nie schnell genug sein würde, ihr war klar, dass sie die anderen nicht im Stich lassen konnte. Sie war an ihren Tod gebunden und die Ernüchterung darüber konnte es beinahe mit der Panik aufnehmen. Beide Gefühle zersetzten ihren Körper. Sie wollte nicht sterben.

Immerhin musste sie Minato sagen, dass ihr Lebensmittelkonsum ausgewogen war!

Und wieder so ein seltsamer Gedanke im Angesicht des Todes. Wieder Minato…

„Macht euch bereit.“, flüsterte Hizashi und eine Schweißperle lief über seine Schläfe, als er zum wohl letzten Mal in seinem Leben sein Byakugan aktivierte. Kushina versuchte ihre Panik und ihre Gelähmtheit abzuschütteln. Sie würde kämpfend untergehen.

Das Kunai in ihrer Hand zitterte. Dann griffen die zehn feindlichen Shinobi an. Kuromaru kläffte.
 

Die Geräusche der aufeinander prallenden Waffen waren vertrauter als der Regen, der manchmal gegen ihre Fensterscheiben klopfte. Ihre Bewegungsabläufe waren routinierter als ihr morgendlicher Gang zum Kühlschrank. Sie hatte das alles schon tausende Male getan. Sie hatte schon tausende Male gekämpft und sie hatte schon tausende Male überlebt. Sie war schon tausende Male nach Hause zurückgekommen. Sie war schon tausende Male auf mehr oder weniger charmante Art und Weise von Minato begrüßt worden. Schon tausende Mal. Sie wollte nicht, dass das aufhörte. Es sollte nicht aufhören. Minato hatte sie erst an die hundert Male geküsst. Ihr Verstand hatte sich mit dem Tod abgefunden, ihr Herz nicht.

Sie musste ihm doch sagen, dass sie sich ausgewogen ernährte… sie musste ihm sagen, dass die Milch nicht immer abgelaufen war. Sie musste ihm sagen, dass sie auch Obst und Gemüse aß. Sie musste ihm so viele Dinge sagen und-…

Mit einem verzweifelten Aufschrei wirbelte Kushina herum und schlitzte den Ärmel eines Oto-nins auf. Er lachte aufgrund ihres schwachen Angriffes. Er lachte sie aus. Er lachte, weil er wusste, dass er gewonnen hatte.

Kuromaru knurrte, fauchte, grollte, brüllte so wütend. Tsume blockte so viele Attacken. Yoshino bewegte sich so flink und präzise. Hizashi war so genau, so treffsicher. Aber trotzdem lachten ihre Gegner, weil sie gewinnen würden und weil es nur eine Frage der Zeit war, bis auch die letzten Kräfte ihre Körper verlassen hatten. Bald hatten sie verloren-…
 

Der Oto-nin stieß sie zurück. Kushina geriet ins Taumeln, ihre Muskeln zitterten. Der Feind packte ihr Haar und riss ihren Kopf nach hinten. Sein heißer, stinkender Atem schlug in ihr Gesicht. Ihr wurde schwindelig.

„Schluss mit den Spielereien.“, hauchte der Shinobi und vor Kushinas Augen flimmerte es. Das war das Ende. Dabei hätte heute ein guter Tag werden können. Dabei hatte der Tag so gut angefangen. Es konnte nicht einfach so vorbei sein. Kuromaru jaulte. Ein dumpfes Geräusch war zu vernehmen.

„Schon gut…“, drang Tsumes Stimme leise an ihr Ohr. Sie klang besänftigend. Als wollte sie den Hund beruhigen. Kushina schielte in ihre Richtung. Einer der Feinde hatte sie am Hals gepackt und leicht in die Höhe gehoben. Ihre Augen lagen auf Kuromaru, der am Boden lag und weiterhin leise winselte. Kushina wandte ihren Blick ab, hörte einen Schmerzenslaut an ihrer anderen Seite. Yoshino und Hizashi waren zu Boden gegangen.

„Sie werden uns helfen.“, wisperte Yoshino und ihre Finger tasteten unschlüssig nach verbliebenen Waffen an ihrem Körper. Da waren keine mehr. „Ja, ganz bestimmt.“

Hizashi rührte sich nicht. Seine Atmung ging schnell. Zu schnell. Er hatte sein Limit erreicht.

Kushina wandte auch hier ihren Blick ab. Der Tag hätte gut werden müssen. Sie hatte hier nicht zu sterben. Das war falsch. Sie musste zurück. Sie wollte nicht sterben.

„Hast du Angst, Püppchen…?“, wisperte ihr der Shinobi zu und langsam zückte er ein Kunai. Er hielt das Messer an ihre Kehle. Kushina atmete nicht mehr. Sie wollte nicht sterben. Ihr Körper erschlaffte, die Waffe entglitt ihren Fingern. Das war falsch. Der Tag hatte so gut angefangen. Und sie musste noch mit Minato schimpfen. Sie konnte hier nicht sterben.

„Sag Auf Wiedersehen.“, verlangte der Shinobi süffisant. Kushina biss auf ihre Unterlippe und schloss ihre Augen. Der Griff des Gegners wurde brutaler. Er riss ihren Kopf heftiger zurück, drückte das Metall unnachgiebig an ihren Hals.

Sie wollte nicht.
 

Ein sanfter Windhauch streifte ihre Wange, ein gurgelndes Geräusch durchbrach die Stille, die sich um Kushina gelegt hatte.

„Auf Wiedersehen.“, drang eine eiskalte Stimme an ihr Ohr und im nächsten Moment ließ der Oto-nin ihre Haare los. Kushina stolperte, zitterte, fiel auf die Knie. Erst jetzt begann sie wieder zu atmen, erst jetzt registrierte sie das Rasen ihres Herzschlages und erst jetzt hörte sie das Rauschen ihres Blutes in ihren Ohren. Sie fühlte die Erde unter ihren Fingern, sie fühlte jede einzelne ihrer Verletzungen.

Sie war am Leben.

Kushina sah auf, registrierte die Leiche des Feindes unweit von ihr, registrierte dessen durchschnittene Kehle, sah auf den Rücken eines Mannes, auf den vertrauten Rücken von-…

Er ging vor ihr in die Knie und eine der wunderschön gearbeiteten ANBU-Masken tauchte vor ihr auf. Kushina hätte sie unter tausenden erkannt. Mit einer fließenden Bewegung schob er sie nach oben.

Dann blickte Kushina in zwei hellblaue, kristallklare Augen und spürte seine Hände ihr Gesicht umfassen. Seine Lippen formten Worte und er schien sie zu wiederholen. Sie drangen nur langsam zu ihr durch. Sie war gebannt vom Blond seiner Haare.

„Kushina. Kushina, geht’s dir gut? Kushina!“

Die Uzumaki erwachte aus ihrer Trance und starrte ihn an.

„Minato…“, murmelte sie abwesend. Minato Namikaze. Er war hier. Er redete mit ihr, denn sie war nicht tot. Sie hatte auf wundersame Weise überlebt. Sie war gerettet worden. Er hatte sie gerettet. Sie war nicht tot. Sie hatte überlebt.

Leben kehrte in die junge Frau zurück, Adrenalin strömte durch ihre Adern. Sie lebte. Sie konnte Minato ansehen. Sie konnte mit ihm reden.

„Die Milch heute Morgen ist nicht abgelaufen gewesen. Ich habe Müsli gegessen. Ich ernähre mich ausgewogen.“, behauptete sie geistesgegenwärtig und ihre Augen begannen zu leuchten. Sie legte ihre Hände auf Minatos. Ihre Finger zitterten immer noch. Ihr ganzer Körper zitterte vor Schock und Adrenalin. Sie hatte überlebt. Sie lebte.

Minato lachte, aber seine Augen blieben ernst und besorgt.

„Okay. Ich zweifle nie wieder an dir.“, schwor er hoch und heilig, dann wandte er seinen Blick von ihr ab und Kushinas Augen folgten ihm. Die Kampfsituation hatte sich geändert.
 

Minatos plötzliches Auftauchen aus dem Nichts und sein rascher Mord an einem der Oto-nin hatten die restlichen Feinde aus der Bahn geworden. Sie hatten von Tsume, Yoshino und Hizashi abgelassen, doch bevor sie sich hatten zu Recht finden können, waren weitere Shinobi aus dem kargen Unterholz hervorgebrochen. Kushina kannte die Tiermasken, doch noch bevor der immense Wall an Glücksgefühlen ihren Körper vollends durchschwemmt hatte, begannen die Angriffe.

Einer der ANBU ging zwischen Yoshino und Hizashi in die Knie, formte schnelle Handzeichen und presste seine Hände auf den Boden. Blitzschnell und kaum erkennbar erhoben sich Schatten vom Boden, formten dolchartige Geschosse und durchbohrten zwei der verbliebenen neun Oto-nin. Ein anderer ANBU kämpfte fließend, beinahe tanzend, und berührte seine Gegner mit einer Geschwindigkeit, die kaum nachzuvollziehen war. Zumindest nicht, wenn man sich gerade vom beinahen Ableben erholen musste. Für Kushina war das Rechtfertigung genug und eigentlich war es ihr egal, denn sie war einfach froh, dass Tsume ebenfalls in Sicherheit war. Verletzt, erschöpft, gerade eben unansprechbar… aber am Leben.

Sie hatten überlebt.

Die restlichen Feinde wurden von einem monströsen Feuerball verpulvert.
 

Das alles ging sehr schnell. Zu schnell für Kushina. Sie war froh, dass Minato bei ihr geblieben war. Er schirmte sie ab.

„Gibt es noch mehr?“, fragte er sie plötzlich ernst. Kushina reagierte nicht sofort und er schüttelte sie leicht. „Kushina! Gibt es andere?“

„Nein.“, antwortete die Rothaarige endlich, „Nein. Das waren alle.“

Ihre Augen glitten über die vor wenigen Minuten noch so gefährlichen Männer. Jetzt gab es nur noch Leichen. Tot. Aber sie hatte überlebt. Sie hatten alle überlebt.

„Nicht der Rede wert.“, fügte sie leichthin hinzu. Das Beben ihres Körpers ließ nach. Minato erhob sich, packte sie am Arm und zog sie ebenfalls hoch. Ihre Beine zitterten, gaben jedoch nicht nach.

„Okay?“, fragte Minato und Kushina nickte.

„Okay.“

Er ließ sie los und drückte ihr eines seiner Kunai in die Hände.

„Für alle Fälle.“, murmelte er abwesend. Einen Moment später tauchte einer der ANBU neben ihnen auf.

„Nicht der Rede wert? Du hast Nerven, Uzumaki. Eindeutig.“

Geschickt wurde die Maske hochgeschoben und zum Vorschein kam Fugaku Uchihas angespanntes Gesicht. Kushina spürte wie sich ihre Lippen zu einem schiefen Lächeln verzogen. Sie fuhr sich mit ihren zitternden Fingern durch ihr Haar. Hörte das Beben ihres Körpers wohl irgendwann wieder auf? Das hier war ein guter Tag! Das war ein guter Tag…

„Ist ja alles gut gegangen.“, tat Kushina seine Worte ab und beobachtete mit leichtem Lächeln, wie sich Yoshino völlig aufgelöst von Shikaku in seine Arme ziehen und beruhigen ließ. Ja, das war kein Verhalten, das ein Shinobi an den Tag legen sollte, aber unter gegebenen Umständen war das wohl zu verzeihen. Hizashi unterdessen wurde von seinem Bruder versorgt und das war ein Bild, das Kushina besonders gefiel.

„Ich habe gewusst, dass ihr uns helft.“, ertönte plötzlich Tsumes Stimme und sie kam langsam – natürlich in Begleitung von Kuromaru – auf die kleine Gruppe bestehend aus Kushina, Minato und Fugaku zu. „Kuromaru hat euch bemerkt, bevor ihr da wart. Aber ihr seid beinahe zu langsam gewesen.“

Fugaku zuckte mit den Schultern.

„Darum hat er auch einen Alleingang hingelegt.“, brummte er in Minatos Richtung, „Er war nicht mehr zu stoppen. Schnell ist er. Muss man ihm lassen.“

Kushina lachte leise und Minato grinste schief, aber wieder erreichte die Belustigung nicht seine Augen. Das machte der Uzumaki etwas Angst, das brachte sie aus ihrem gerade eben ohnehin instabilen Gleichgewicht. Sie fasste nach seinem Arm und er stützte sie instinktiv.

„Nicht okay.“, stellte er entschieden fest, „Kein Widerspruch.“

Kushina seufzte, schwieg und betrachtete erst dann das Kunai, das Minato ihr in die Hand gedrückt hatte. Sie registrierte nicht sofort, was an dem Messer anders war. Dann bemerkte sie die seltsame Form. Das Kunai hatte drei Zacken vorzuweisen. Der Griff fühlte sich rauer an als sonst. Das Metall war viel schwerer. Das war kein normales Messer.

„Was-…“, begann sie, doch der Blondschopf unterbrach sie.

„Später.“, murmelte er ihr zu und Kushina brachte keinen Einwand hervor, denn in diesem Moment kamen Shikaku, Yoshino, Hiashi und Hizashi auf sie zu. Der Nara wich nicht von der Seite seiner jungen Frau, während der Hyuuga-Erbe seinen Bruder stützte.

„Gehen wir.“, schlug Shikaku vor, während er schützend einen Arm um Yoshino legte. Sie war noch immer völlig durch den Wind. Kushina konnte das verstehen. Jedes andere Verhalten wäre grotesk gewesen. Sie selbst fühlte genau das, was Yoshino verdeutlichte. Die Uzumaki hatte keine Ahnung, warum sie äußerlich trotzdem so ruhig blieb. Shikaku redete weiter. „Heute schaffen wir es nicht mehr zurück nach Konoha, aber wir sollten nicht hier bleiben. Mir wäre es recht, wenn wir die Wälder erreichen würden. Das ist unser Gebiet. Sollten wir verfolgt werden, sind wir im Vorteil.“

„Kushina sagt, es gibt keine Feinde mehr.“, berichtete Minato, wurde jedoch von Hiashi unterbrochen.

„Hinfällig. Sieh sie dir an. Blass wie eine Leiche. Sie steht unter Schock. Ich traue ihren Worten nicht.“, bemerkte er ruhig. Kushina fühlte Empörung in sich aufsteigen. Sie stand nicht unter Schock! Sie war nur unglaublich erleichtert nicht gestorben zu sein! Nichts mit Schock. Was bildete sich dieser Hyuuga überhaupt ein?! Arroganter, eingebildeter-…

Fugaku lächelte belustigt.

„Hyuuga, deine Worte treiben Röte in ihr Gesicht. Reg dich ab, Kushina. Er hat Recht.“, stellte er fest, „Wir gehen zurück ins Feuerreich. Los.“

Shikaku und Hiashi nickten. Schweigend zogen sie sich die Tiermasken vors Gesicht und bevor Kushina sich auch nur in irgendeiner Weise beschweren konnte, hatten Fugaku und auch Minato ihre Masken aufgesetzt. Jeglicher Einwand war folglich sinnlos. Nicht, dass sie einen Einwand vorzubringen hatte, aber hier ging es ums Prinzip!

Kushina steckte das seltsame Kunai in ihre Waffentasche und als die Gruppe aufbrach, blieb Minato dicht an ihrer Seite.
 


 

Später…
 

Kushina schlief schlecht. Wenn sie es genau nahm, konnte sie den Zustand, in dem sie sich befand, noch nicht einmal wirklich als Schlaf definieren. Sie träumte, wusste jedoch, dass sie eigentlich nur vor sich hin dämmerte. Sie wusste, dass sie sich in einem der Zelte befand, sie wusste, dass Minato neben ihr lag und wahrscheinlich noch immer Löcher in das dunkle Stoffdach starrte. Sie wusste, dass Tsume und Kuromaru ein Zelt weiter schliefen und sie wusste, dass Fugaku und Shikaku Wache hielten, während Yoshino und Hizashi sich erholten. Hiashi döste grundsätzlich irgendwo draußen in der Natur. Das hatte Minato ihr in einer ruhigen Minute einmal geflüstert. Diese Gedanken, die Kushina während ihres schlafähnlichen Zustands hatte, vermischten sich leider nicht mit den Bildern, die vor ihren Augen tanzten.

Also musste Kushina an den brutalen Griff des Shinobis denken. Der machte ihr jedoch nicht zu schaffen. Sie bildete sich ein den Geruch seines heißen Atems zu riechen. Doch auch das störte sie kaum. Sie spürte das kalte Metall des Kunais an ihrer Haut, aber nicht einmal dieses erschreckende Detail brachte sie groß aus der Ruhe, in der sie sich seit ihrem Beinahetod befand.

Nein. Ihr Dämmerschlaf bescherte ihr einen ganz anderen Albtraum. Er erinnerte sie an das Gefühl völliger Hoffnungslosigkeit und den drängenden Wunsch zu überleben, selbst im Angesicht des unvermeidbaren Todes. Der albtraumartige Zustand erinnerte sie an den Augenblick, in dem sich ihr Körper ihrem Schicksal ergeben hatte, ohne dass sie selbst es erlaubt hatte. Das Gefühl ließ ihre Eingeweide gefrieren. Das Gefühl ließ ihren Magen krampfen. Kushinas Atem wurde schneller und sie spürte ihre Hände zittern.

„Hey. Alles okay?“, fragte Minato plötzlich leise und Kushina fuhr erschrocken aus ihrem Dämmerschlaf auf.

„Ich schlafe nicht.“, murmelte sie und schloss wieder ihre Augen. Seine Stimme hatte ihre Panikattacke fortgewischt. Kushina hörte, wie sich Minato neben ihr zur Seite drehte. Einen Moment später spürte sie seine Hand auf ihrer. Ihr Atem verlangsamte sich.

„Ich weiß.“, flüsterte Minato in die Stille, „Hab keine Angst. Ich bin bei dir.“

„Ich habe keine Angst.“, erwiderte Kushina automatisch. Sie hatte keine Angst. Lächerlich. Es gab nichts mehr, wovor sie sich fürchten musste! Der gut angefangene Tag hatte eine böse Wendung genommen und im Endeffekt hatte sie doch ihr Happy End bekommen. Sogar lebend. Es gab nichts, wovor sie noch Angst haben musste. Minato seufzte leise.

„Ich mag keine Lügen.“, stellte er sachlich fest.

„Und ich keine Unterstellungen.“, gab Kushina zurück und drehte sich ebenfalls zur Seite. Sie öffnete ihre Augen und blinzelte in die Dunkelheit. Sie wollte Minato ansehen. Die junge Frau umfasste seine Hand. Ihre Finger verflochten sich automatisch. „Ich habe keine Angst.“

Kushina fühlte seinen nachdenklichen, ruhigen Blick und sie mochte ihn nicht. Minato hatte nicht nachdenklich und ruhig zu sein. Er war ein Trottel. Er musste immer etwas Deplatziertes sagen. Er war Minato, Himmel noch mal! Er konnte sich nicht benehmen, er war unausstehlich, arrogant, selbstverliebt, ein Angeber-…

„Ich habe heute Angst gehabt.“, sagte er plötzlich und die Feststellung ließ in Kushina für einen Moment die Vermutung aufkommen doch eingeschlafen zu sein. Sie ging sogar so weit zu behaupten, dass Minato mit seinen Worten jegliche Gedanken aus ihrem Gehirn vertrieben hatte.

„Wie bitte?“, fragte sie irritiert nach, „Wovor denn?“

Schließlich war er nicht in einen aussichtslosen Kampf verwickelt gewesen. Er hatte dem Tod nicht ins Gesicht geblickt und sein Körper hatte sich nicht schon von dieser Welt verabschiedet gehabt. Wovor hätte Minato Namikaze bitteschön Angst haben müssen?
 

Der Namikaze lachte schwach. Vermutlich aufgrund ihres perplexen Tonfalls. Kushina war unschlüssig, ob sie seine Belustigung gut oder schlecht finden sollte. Normalerweise mochte sie sein Lachen. Sie mochte dann das Funkeln in seinen Augen. Doch gerade eben hatte sie die Befürchtung, dass seine Augen genauso ernst waren wie vorhin.

„Ich hatte Angst zu langsam zu sein.“, erklärte er sich schlicht, „Ich habe noch immer Angst zu langsam zu sein.“

Das war die zweite Feststellung, die Kushinas Vermutung zu schlafen erneut aufflammen ließ. Die Behauptung ging ja nahezu als Beweis durch! Er, Minato Namikaze, Multitalent und Genie aus Konohagakure, hatte Angst gehabt zu langsam zu sein? Das war ja lächerlich!

„Wie bitte?“, wiederholte Kushina, „Wie kommst du auf die Idee zu langsam zu sein?“

Minato schwieg und die Uzumaki blieb ebenfalls stumm. Die Situation machte ihr Angst und das hasste sie. Sie mochte es nicht, wenn Minato so ruhig war. Gut, manchmal war er einfach still und in sich gekehrt und einfach ruhig, aber es gab Abwandlungen von Ruhigsein! Das hier war eine schlechte Abwandlung. Minato hatte keine Angst. Gut, natürlich war Kushina klar, dass jeder Mensch vor irgendetwas Angst hatte, aber dass Minato diese Tatsache einfach so aussprach, das traf sie tief. Er war doch Minato! Er war Minato…

„Wäre ich heute nur eine Sekunde später aufgetaucht, dann-…“

„Das kann nicht dein Ernst sein!“, unterbrach Kushina ihn geistesgegenwärtig und verstärkte den Griff um seine Hand. Sie sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Das ist dumm, Minato! Das darfst du nicht denken und das weißt du!“

Er durfte nicht an sich zweifeln! Zweifel waren in ihrem Leben verboten! Das hatte er ihr selbst tausende Male gepredigt. Das hatte ihr die ganze Welt tausende Male gepredigt. Das war ein Grundsatz. Minato durfte nicht zweifeln, ganz egal was der Auslöser dafür gewesen war.

„Natürlich weiß ich das!“, brauste Minato unerwartet auf und der plötzliche Ärger in seiner Stimme erschreckte Kushina. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, dass seine Stimmung umgeschlagen war. Sie mochte es nicht, wenn er sie anfuhr.

„Dann sag nicht solchen Blödsinn!“

„Das ist kein Blödsinn, Kushina.“

„Natürlich ist das Blödsinn! Du kannst nicht anfangen an dir zu zweifeln, nur weil die Situation heute etwas knapp gewesen ist!“

„Etwas knapp?“, fuhr Minato erneut ungehalten auf und der Druck seiner Finger wurde für einen Moment unangenehm fest, „Du hättest tot sein können, verdammt noch mal!“

„Aber ich bin nicht tot! Du bist rechtzeitig gekommen, du hast mich gerettet, du bist der Held des Tages. Du bist schnell genug gewesen!“

„Ich weiß, dass ich schnell genug gewesen bin! Ich weiß, dass ich schnell bin!“, erwiderte er gereizt und Kushina seufzte genervt auf.

Was ist dann dein Problem?!“, fragte sie energisch. Also wirklich! Männer und ihre Probleme!

„Das Problem ist, dass ich dich liebe!“

„Siehst du, alles gar nicht so drama-… wie bitte?“

Wie oft hatte sie diese zwei Wörtchen in den letzten drei Minuten ausgesprochen? Aber warum zur Hölle musste er sie mit seinen Feststellungen so dermaßen aus der Bahn werfen? Er hatte gerade gesagt, dass er sie… liebte…?

Vielleicht war das wirklich nur ein Traum. Aber plötzlich fühlte sich Kushina bei dem Gedanken daran aufzuwachen unwohl. Minato liebte sie…

„Ich habe gesagt, dass ich dich liebe.“, wiederholte er in dem Moment schlicht. Der Ärger war aus seiner Stimme verschwunden. Die Spannung in ihm hatte sich allem Anschein nach entladen. Schön für ihn.

Kushina rappelte sich auf und verpasste ihm eine ordentliche Kopfnuss.
 

„Au!“, rief Minato entrüstet, „Womit habe ich das denn verdient?“

Missmutig richtete er sich ebenfalls auf und schenkte Kushina einen düsteren Blick. Sie ignorierte das geflissentlich. Er hatte ihr gestanden, dass er sie liebte…

Kushina funkelte Minato an und stemmte ihre Hände in die Hüften.

„Das war mit Abstand die unromantischste Liebeserklärung aller Zeiten, Namikaze!“, beschwerte sie sich, „Das Problem ist, dass ich dich liebe! Bereite ich dir sonst noch irgendwelche Probleme? Hä?“

Kushina grummelte empört vor sich hin und Minato betrachtete sie stumm. Er schwieg so lange, bis sich die junge Uzumaki von selbst beruhigte und absolute Stille in dem kleinen Zelt ausbrach. Erst dann erhob Minato wieder das Wort und sein Tonfall war ruhig, gelassen und ernst. Er würde keine Widerworte dulden. Kushina wusste nicht, ob sie seine plötzliche Autorität – die er in ihrer Gegenwart nur hie und da durchscheinen ließ – gerade eben angebracht finden sollte.

„Du bereitest mir sogar ausgesprochen viele Probleme.“, stellte er sachlich fest, „Jeden Tag in jeder Woche in jedem Monat in jedem Jahr, seit wir uns kennen. Ob es sich nun um Eifersuchtsattacken auf meine Fähigkeiten, verpatzte Mordanschläge, beinahe gelungene Vergiftungen oder andere Vorkommnisse handelt, ist egal.“

Kushina wünschte, dass sein Tonfall umschlagen und sie zum Lachen bringen würde, doch Minato blieb weiterhin ernst, beinahe kühl, und die Rothaarige sah sich gezwungen ihren Blick von ihm abzuwenden.

„Du bereitest mir sogar Probleme, wenn du gar nicht da bist.“, redete der Namikaze weiter und seine Stimme wurde leiser. Nachdenklicher. Weicher. „Dann sehe ich mich gezwungen in meinem Bett zu liegen und mich zu fragen, welche Katastrophe gerade über dich hereinbricht und ob du fähig bist dich alleine in Sicherheit zu bringen. Dann muss ich mich von dem Wunsch ablenken dir einfach nachzulaufen und dich zurückzuholen, damit du dein Chaos in meiner Nähe verbreiten kannst, während ich ein Auge auf dich habe. Und dann gibt es natürlich noch ein weiteres schwerwiegendes Problem.“

Minato seufzte leise und Kushina wagte es wieder aufzusehen. Sein klarer, aufmerksamer Blick traf sie mit voller Wucht und ihr Herzschlag verdreifachte sich in derselben Sekunde. Der Blondschopf lächelte mit einem Mal belustigt und diesmal erreichte die Geste auch seine Augen.

„Wenn du weg bist, schmecken mir keine Ramen.“, klagte Minato eine Spur vorwurfsvoll, doch noch ehe Kushina den Gedanken fassen konnte etwas zu erwidern, war der Namikaze plötzlich überall. Er beugte sich weit zu ihr vor und umfasste ihre Handgelenke mit seinen Fingern. Seine Lippen schwebten an ihrem Ohr. Sein angenehmer Duft stieg in ihre Nase.

„Ich liebe dich.“, hauchte er, „Immer.“

Kushina errötete und ihr Herz trommelte unkontrolliert in ihrer Brust. Er liebte sie. Minato liebte sie. Er hatte es gesagt. Er hatte die Worte gesagt.

Minato Namikaze, der sie bloß ärgerte und sich über sie lustig machte und sämtliche ihrer herausragenden Qualitäten anzweifelte. Minato Namikaze, der ihr einen Vortrag über gesunde Ernährung hielt, selbst jedoch jeden Tag Nudelsuppe in sich hinein schüttete. Minato Namikaze, den sie schon ewig kannte und nie gemocht hatte und den sie doch plötzlich so unglaublich gerne hatte. Mehr als gerne. Mehr als alles andere.

Er war Minato. Und sie war Kushina.

Und Halleluja, sie waren beide noch am Leben!
 

Die Uzumaki vergrub für einen Moment ihr Gesicht in seiner Halsbeuge und sie spürte, wie er ihr einen sanften Kuss aufs Haar hauchte. Kushinas Herz klopfte heftig und Wellen an Zuneigung durchfluteten sie. Sie wischten jegliche andere Emotionen fort. Sie reinigten sie. Sie machten sie ruhig und glücklich.

„Ich liebe dich auch. Immer.“, flüsterte sie leise und Minato antwortete nicht darauf. Das musste er auch nicht. Keine Worte konnten dieser Situation hier gerecht werden. Nach einer gefühlten Unendlichkeit trennten sich die beiden Shinobi wieder voneinander und als Kushina in Minatos Augen sah, errötete sie. Sie ärgerte sich darüber und Minato grinste sie schief an.

„So. Deinen Worten und deiner gesamten Reaktion nach zu urteilen, war dieses Liebesgeständnis besser als das vorherige.“, stellte er selbstzufrieden fest und prompt fand Kushina zu ihrem üblichen Selbst zurück.

„Idiot.“, zeterte sie und verschränkte ihre Arme vor der Brust, „Ist ja alles schön und gut, aber meiner Frage bist du trotzdem ausgewichen.“

Um hier mal auf den Ursprung dieses Gesprächs zurückzukommen!

„Warum denkst du, dass du schneller werden musst?“, fragte Kushina weiterhin ahnungslos. Minato konnte darüber nur den Kopf schütteln.

„Ist das nicht offensichtlich?“, brummte er, „Ich will nie wieder beinahe zu spät sein. Niemals wieder. Wie gesagt, das heute-…“

„Jetzt fang nicht wieder davon an!“

„Unterbrich mich nicht. Jaja, ich soll das als Shinobi nicht denken und ich denke das auch nicht aus beruflichem Aspekt. Es geht mir dabei rein um dich und um mich. Ich will dich nicht sterben lassen. Ich will dich nicht sterben sehen. Nicht, wenn ich es hätte verhindern können.“, stellte er klar und wieder duldete sein Tonfall keine Widerworte, „Deshalb muss ich schneller werden. Unbedingt. Das heute war zu langsam. Ich bin zu langsam gewesen.“

Kushina biss sich leicht auf ihre Unterlippe und fasste nach Minatos Hand.

„Vergiss das.“, bat sie leise, „Das heute, das war-… das war nichts. Alles ist gut gegangen.“

„Ich soll das vergessen? Das geht nicht, denn es war nicht nichts.“, hielt Minato eisern dagegen, „Du hast dein Kunai fallen lassen. Du hast dich mit deinem Ableben abgefunden. Du hast aufgegeben, Kushina. Das ist nicht nichts.“

Die Uzumaki ließ ihren Freund los, als hätte seine Haut sie verbrannt. Er ignorierte diese Tatsache gekonnt, während er in der Dunkelheit etwas zu suchen schien. Kushina dachte über seine Worte nach. Sie hatte aufgegeben?

„Das stimmt nicht.“, begann sie zögerlich, wohl wissend, dass er ihr Lügen vorwerfen würde, „Ich habe nicht aufgegeben. Ich nicht. Aber-… aber ich war am Ende und ich konnte mich kaum noch bewegen und ich war irgendwie-…“

„Geschockt? Gelähmt?“, ergänzte Minato halbherzig, „Wie auch immer. Ich weiß, was ich gesehen habe. Und es gefällt mir nicht.“

Darauf wusste Kushina nichts mehr zu sagen und sie beobachtete den Namikaze ein paar Sekunden lang bei seiner Suche. Dann wurde ihr die Stille zu schwer.

„Was suchst du?“, fragte sie leise und Minato seufzte.

„Das Kunai, das ich dir gegeben habe.“

Stumm griff Kushina nach ihrem Waffenbeutel, den sie grundsätzlich neben ihrem Rucksack deponierte. Sollten sie in der Nacht angegriffen werden, waren jegliche Waffen griffbereit.

„Hier.“

Ihre Finger berührten sich, als Minato das schwere Metall entgegennahm. Der Namikaze fasste nach ihrer Hand und zog die junge Frau zu sich. Er legte seine Stirn an ihre Schläfe und atmete tief durch.

„Verzeih, wenn ich hart bin.“, murmelte er, „Ich hatte Angst.“

Kushina schüttelte sachte ihren Kopf. Sie legte ihre Hand auf Minatos und fuhr sanft über seine Haut. Sie spürte seine Wärme so gerne unter ihren Fingerspitzen. Dann berührte Kushina das kühle Metall des Wurfmessers.

„Schon gut. Ich auch.“, gestand sie endlich und sie war ihm dankbar, dass er das unkommentiert ließ. Kushina seufzte. Sie hasste nichts mehr, als sich Angst einzugestehen. Ja, sie hatte Angst gehabt. Ja, sie hatte nicht sterben wollen. Ja, sie hatte Panik bekommen. Ja, sie hatte das Messer unabsichtlich fallen lassen. Sie hatte Angst gehabt. Und sie wollte wirklich nicht darüber sprechen. Ihre Finger glitten wieder über das dreigezackte Kunai.

„Erklär mir bitte, was das ist.“

Minato legte seine Lippen für einen Moment auf ihre Wange, dann kehrte seine Sachlichkeit, seine Erhabenheit, zurück.

„Das ist meine Möglichkeit schneller zu werden.“, begann er ruhig, „Das ist mein neues Jutsu.“

„Ein Messer?“, fragte Kushina skeptisch, spöttisch, und sie sah Minato in der Dunkelheit förmlich seine Augen verdrehen.

„Mein Jutsu in Kombination mit einen Messer. Mit diesem speziellen Kunai. Auf dem Griff ist ein Siegel angebracht. Wo auch immer es platziert wird, es ermöglicht mir diese Stelle von jedem Ort aus in kürzester Zeit zu erreichen.“, Kushina konnte den Stolz in seiner Gelassenheit heraushören und das brachte sie unbewusst zum Schmunzeln, „Ich nenne das Jutsu Hiraishin no Jutsu.“

„Hiraishin no Jutsu…“, wiederholte Kushina nachdenklich, „Hört sich mächtig an.“

„Kommt ja auch von mir.“

Kushina schnitt eine Grimasse und legte ihren Kopf anschließend an Minatos Schulter.

„Und damit wirst du schneller werden?“

„Damit schaffe ich eine neue Definition von Geschwindigkeit. Ich bewege mich durch Raum und Zeit.“

„Also wie eine Beschwörung?“

„Ja. Mehr wie eine Beschwörung.“, stimmte Minato zu, dann umfasste den Griff des Kunais fest und drückte die Waffe anschließend bestimmend in Kushinas Hand, „Du musst es immer bei dir haben. Verstanden?“

„Du kannst nicht immer kommen und mich retten-…“

„Versprich es.“

Minatos schloss Kushinas Finger um das Kunai und die junge Frau seufzte leise. Sie nahm die Waffe an sich.

„Versprochen.“

„Gut. Ich kann und ich werde immer kommen um dich zu retten. Man sieht ja, was passiert, wenn ich nicht bei dir bin.“, stichelte er. Kushina schnaubte.

„Vorsicht, ich bin bewaffnet.“, warnte sie den jungen Shinobi, legte das Messer jedoch zur Seite. Sie wollte jetzt kein Kunai in der Hand haben. Sie wollte Kampf und Tod und Angst jetzt vergessen.
 

Die Uzumaki seufzte zufrieden und ließ sich in ihren kuscheligen, weichen Schlafsack zurücksinken. Sie zog Minato mit sich. Sie genoss das Gefühl seines warmen Körpers an ihrem.

„Soso… du liebst mich also.“, begann sie, rollte sich auf die Seite und strich spielerisch durch sein blondes Haar. Minato schnitt eine Grimasse.

„Erschreckenderweise ist diese Aussage korrekt, ja.“

Dafür kassierte er einen sanften Klaps auf die Wange. Kushinas Finger verharrten auf seinem Gesicht. Der Blondschopf schien keine Einwände zu haben.

„Und wie geht es jetzt weiter?“, fragte Kushina unschuldig. Minato verdrehte seine Augen. Er legte seine Arme um den Körper seiner Freundin, zog sie enger an sich und rollte sich sachte auf sie. Kushinas Herzschlag verdoppelte sich und ihr entwich ein zufriedenes Seufzen. Minato grinste.

„Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen du auf meine Nähe anders reagiert hast.“, neckte er die junge Frau und legte seine Lippen sinnlich auf ihre. Kushina liebte den Moment, in dem sie sich zum ersten Mal küssten. Sein Mund war betörend und sie schämte sich nicht sich ihm sofort hinzugeben. Aber nur für einen kurzen Moment. Dann schob sie ihn wieder weg und sah ihn tadelnd an.

„Du weichst meinen Fragen aus, Mister.“, mahnte sie und entlockte ihm damit ein Seufzen. Er schien zu überlegen. Oder zu resignieren.

„Hm… gut. Ich liebe dich und du liebst mich.“, fasste er knapp zusammen, „Ich lebe in meiner Wohnung und du lebst in deiner.“

„Richtig.“, bestätigte Kushina und ihre Hände begannen erneut mit seinen Haaren zu spielen. Sie mochte die Richtung, in die dieses Gespräch ging.

„Da wir uns lieben, so abwegig sich das auch anhört, schlage ich vor, dass wir zusammenziehen.“, meinte Minato gelassen, während er sich von Kushina dichter an ihren Körper ziehen ließ.

„Hm… ich mit dir zusammenziehen? Mit dem größten Macho und Angeber, den Konoha je hervorgebracht hat? Mit einem selbstverliebten, überheblichen, besserwisserischen Shinobi? Welche überzeugenden Argumente kannst du mir dafür liefern?“, fragte Kushina gespielt skeptisch. Minato verdrehte seine Augen.

„Ich dachte immer, Frauen tun alles für die Liebe.“

„Tja, falsch gedacht. Immerhin geht es hier um dich und um mich. Du weißt doch, wir beide sind hochexplosiv.“

Minato lächelte selbstgefällig.

„Du bist hochexplosiv. Ich bin ein Unschuldsengel.“, korrigierte er sie überzeugt. Kushinas einzige Reaktion war ein schiefes Grinsen.

„Wohl gerade vom Himmel gefallen, was?“

„Direkt in deine Arme.“

„Charmeur.“

„Steht’s zu Diensten, Schätzchen.“

„Dann muss ich wohl bei dir einziehen.“

„Wäre besser so.“

„Würdest du mich denn zwingen?“

„Finde es heraus.“

Kushina lachte. Wie seltsam. So wütend sie derartige Diskussionen vor Urzeiten gemacht hatten, umso mehr genoss sie sie jetzt. Die junge Frau zog das Gesicht ihres Freundes nah an ihres und legte ihre Lippen sehnsüchtig auf seine. Gerade eben hatte sie ihn wirklich, wirklich lieb. Minato erwiderte ihren Kuss begehrlich und so küssten sie sich, anstatt ihre nette Unterhaltung fortzuführen.

„Du machst mich glatt sprachlos.“, murmelte Minato zwischen neuerlichen Aufeinandertreffen ihrer Münder und Kushina kicherte in den Kuss hinein. Ihre Finger verflochten sich in seinem Haar. Früher hätte ihn das wahnsinnig gemacht. Jetzt liebte er sie.

„Dabei hättest du mir überzeugende Argumente liefern sollen.“, erinnerte sie ihn abwesend und gab sich ganz den Liebkosungen hin, die Minato ihr zukommen ließ. Er seufzte ergeben. Tja, sie gewann immer. Das hatte er nur noch nicht durchschaut, der gute Minato, das clevere Kerlchen.

„Du wohnst im Zentrum Konohas.“, ein Kuss auf ihre Lippen, „Jedes meiner Fangirls wird dir neidvolle Blicke zuwerfen, wenn du mit dem Wohnungsschlüssel vor ihren Augen herumwedeln kannst.“, sein Mund trennte sich von ihrem und wanderte über ihre Wangen hinunter zu ihrem Kiefer, „Meine Wohnung ist hochgelegen. Du hast Ausblick über Konoha. Das gefällt dir doch.“, sanft küsste er sich ihren Hals entlang, „Meine Wohnung ist größer. Mein Kühlschrank ist geräumiger.“, er benetzte ihre Haut mit zärtlichen Liebkosungen. Kushina entwich ein seliges Seufzen. „Außerdem ist es bei mir sauberer.“

„Hey…“, wandte Kushina schwach ein, doch der Protest verstummt völlig, als Minato auch seine Hände auf Wanderschaft schickte.

„Mein Bett ist breiter.“, raunte er lockend und ein dünnes Lachen entwich ihrer Kehle. Der Namikaze erstickte es, indem seine Finger unter ihr Oberteil schlüpften. „Wir könnten das hier jede Nacht haben…“

Sanft tasteten sich seine Hände Kushinas nackten Bauch entlang, strichen über ihre Seiten und berührten jede freie Stille, die sie erreichen konnten. Kushinas Atem wurde schwerer. Jegliche Gedanken kamen zum Stillstand. Minato lachte plötzlich leise.

„Ichirakus ist gleich gegenüber.“, fügte er amüsiert hinzu. Kushinas Lippen formten ein Lächeln und ihre Finger gruben sich in Minatos Haar. So weich…

„Und das wichtigste Argument überhaupt… ich könnte endlich für deine kontinuierliche, ausgewogene Ernährung sorgen.“

Seine Worte rissen Kushina kurz aus ihrer Traumwelt und sie brummte unwillig.

„Die Milch ist nicht immer sauer. Heute war sie das nicht. Ich hatte Müsli-…“

Minato presste seinen Mund auf ihren und erstickte somit etwaige weitere Worte. Kushina wollte protestieren und ihn beschimpfen und ihn einen arroganten Idioten nennen, sie wollte ihm sagen, dass sie sich verdammt noch mal ausgewogen genug ernährte, aber-… seine Lippen waren so unglaublich viel besser als sonst etwas auf der Welt.
 

Dieser heutige Tag hatte wirklich gut angefangen. Mit warmem Wasser und guter Milch, mit Müsli und Sonnenschein. Wegen unglücklicher Verkettungen diverser Umstände hatte der Tag zwar aufgrund ihres nur sehr knappen Überlebens einen kleinen Dämpfer bekommen, doch selbst nach dem Schock und der Angst und der Panik dieses Erlebnisses war Kushina alles andere als unzufrieden. Ja, der heutige Tag hatte wirklich gut angefangen.

Aber erst jetzt war er perfekt geworden.
 


 

~Owari~



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  kissy-chan
2010-05-15T17:14:40+00:00 15.05.2010 19:14
oh wie sweet, minato hat sie gerettet!!*.*
total schon geschrieben!!^^
und noch mal, supaaa pairing!XD
Von:  Harfe
2010-02-17T20:31:29+00:00 17.02.2010 21:31
Ah, es gibt viel zu wenige MinatoXKushina-Ffs!! ><
Soo toll. Also schon ein klitzekleinesbisschen kitschig, aber voll... niedlich. Einfach herzig. <3
Wundertoller OS!

lg Fe
Von:  Easylein
2010-02-16T12:43:56+00:00 16.02.2010 13:43
Hi!

Danke für die ENS :) Das lesen hat sich gelohnt, aber so was von *smile* Ein sehr schön geschriebener OS :)

Hau rein und mach so weiter
Vlg Easy *knuff*
Von:  Dahlie
2010-02-14T17:04:27+00:00 14.02.2010 18:04
Hach was soll ich sagen?

Du weiß, ich liebe deinen stil und du weißt auch, dass deine ffs und werke die einzigen sind, die ich in der originalform lese, alles andere ist irgendwie Müll gewordne im vergleich zu deinem stil... hart, aber so empfinde ich das!

Und die tatsache, dass du nicht vor hast hier irgendwas zu löschen oder so, lässt mein Leserherz höher schlagen!
>3<
Von:  chibivivisan
2010-02-13T18:44:33+00:00 13.02.2010 19:44
ich liebe dieses kapitel >.< du weißt ja wie groß meine liebe zu dem pairing minato x kushina ist. deine ffs steigert die immer mehr :D

du hast wie immer sehr gut umschrieben. auch finde ich dass du den charakter der beiden sehr schön "interpretiert" hast. weiter so :)

btw. eigentlich ist ja ein fanart von mir fällig wenn man sich mal die startseite der ff ansieht ;)
Von:  Naggy
2010-02-13T11:49:45+00:00 13.02.2010 12:49
Kawaaaaaaaaaaii *__*
Das Chapter ist so super geworden ^__°
Schreib schnell weiter, von deiner FF wird man voll süchtig

:DDD
*1 geb*
*Keks dalass*
Liebe Grüße <3
Naggy
Von:  Lilly-Drackonia
2010-02-13T08:32:04+00:00 13.02.2010 09:32
Das ist ein tolles Kapi
ich bin schon gespannt wie es weiter gehen wird.
Bitte schreib ganz schnell weiter ich freu mich schon darauf
Lilly-Drackonia;)


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